Der große Tathagata:
Lockruf aus dem lodernden Flammenhaus
Inhaltsübersicht
- I. Der unermesslichen Liebe erster Schöpfungsakt
- II. Der unendlichen Liebe zweiter Schöpfungsakt und Ihres ersten Kindes Fall
- III. Die aufkeimende Selbstsucht und Entzweiung, das große Zerwürfnis und die Bannung des Vaters aus Seinem eigenen Haus
- IV. Die Sorge des Vaters um Seine Kleinsten in den Flammen des brennenden Hauses
- V. Das wahre Aussehen des Vaters in dieser Geschichte und das wahre Aussehen Seiner Kinder
- VI. Die Vater-Rufe der rechten und falschen älteren Geschwister und höheren Kinder des Vaters
- VII. Die Unfähigkeit der Kleinsten, Gefangenen, den Vater in Seiner Unermesslichkeit zu begreifen
- VIII. Der entsetzliche Streit der Kinder um das rechte Vaterbild im ersten Erwachen ihres Vaterbewusstseins
- IX. Der Eingang des Vaters unter die älteren Geschwister, um Seine Kleinsten aus dem brennenden Haus zu rufen
- X. Die Wiedergeburt des erhabenen Hirschwesens als Zicklein, um unter Seinen Kleinsten selbst zu wandeln und zu rufen
- XI. Der Gang des erhabenen Zickleins zu Seinen Geschwistern und Kindern, den Zicklein
- XII. Die Weisung des kleinen Ziegen-Fahrzeugs vom erhabenen Zicklein
- XIII. Der Gang des erhabenen Zickleins zu den Ochsen-Anbetern
- XIV. Die Weisung des großen erhabenen Ochsen-Fahrzeugs vom erhabenen Zicklein
- XV. Das unsägliche Opfer der unendlichen Liebe
- XVI. Die Erstehung des Zickleins als Hirschwesen
- XVII. Der Gang des erhabenen Zickleins, das zum Hirschwesen geworden war, zu den Hirschwesen-Anbetern
- XVIII. Die Weisung des mittleren Hirschwesen-Fahrzeugs vom erhabenen Zicklein, das zum Hirschwesen geworden war
- XIX. Die Aufwiegelung der vielfach verführten Zicklein gegen all die Zicklein, die den rechten Weg gefunden haben
- XX. Der Triumph der recht geleiteten Zicklein über die irregeführten Zicklein und ihre Helfer
- XXI. Die Zusammenführung der Zicklein in den drei Fahrzeugen, die in Wahrheit das eine große Fahrzeug für alle sind
- XXII. Die Enthüllung der drei Fahrzeuge und ihrer Wirkkraft
- XXIII. Der Sieg in der Einung der drei Fahrzeuge zu einem Fahrzeug
- XXIV. Die Abgrenzung des Höllenreiches vom Himmelreich
- XXV. Ist das schon das Ende? – Eine Zugabe
- XXVI. Die Befreiung der älteren Geschwister
- XXVII. Ist das nun das Ende? – Noch eine weitere Zugabe
- XXVIII. Die Läuterung der Rabenmutter selbst, der stolzen, selbst-süchtigen Frau, die den Vater aller verlassen hatte, aber doch geliebte Frau des Vaters und Tochter, geliebtestes erstgeborenes Kindlein bleibt
- XXIX. Der unermesslichen Liebe beständig wachsendes Schöpfungswerk
- XXX. Eine abschließende Rätsel-Frage an die Leser
I. Der unermesslichen Liebe erster Schöpfungsakt
→ zur Kurzfassung von Kapitel I
Da war ein Vater – „Vater“ wie kein anderer, – ein großer König von unermesslichem, unausschöpflichen Reichtum in sich selbst, voll Glück in völliger Selbstlosigkeit, allein vom Verlangen sich verschenken wollender Liebe bestimmt. Der sprach zu sich selbst in Seinem Herzen: „Ich will Mein unendliches Glück mehren und teilen und Mir Kinder machen, die Ich an Meinem Glück teilhaben lassen und beschenken kann, dass sie das größte Glück des Einander-Beschenkens erfahren, wie Ich es erfahre in Mir selbst.“
Also nahm Er aus sich, aus Seinem Geist und Leben, aus Seinem Innersten, nahe von Seinem Herzen, eine Rippe und formte daraus Sein erstes Kind, eine Tochter; und in der unendlichen Kraft Seiner unermesslichen Liebe erhob Er dies Sein erstes Geschöpf und machte es sich völlig und in allem, in jeder Hinsicht, ebenbürtig; ja Er machte diese aus sich selbst geschöpfte Seele zu Seiner Braut, die Er immerfort durch alle nur erdenklichen Liebesdienste verwöhnte und ohne Unterlass mit allen nur möglichen Freuden beglückte, denn der Reichtum Seines unendlichen Herzens war wirklich unermesslich. Und Er baute ihr und sich einen wunderschönen Palast aus den herrlichsten Schätzen Seines unermesslichen, unausschöpflichen Reiches. Dort ging Er mit ihr ein, um sich mit ihr immerfort und immer neu zu vereinigen. So beglückten sie einander im Glück des Sich-Einander-Beschenkens ohne Unterlass.
Da sprach der Vater zu Seiner Tochter, die Ihm Frau werden durfte: „Lass Uns Unser Glück mehren und Uns Kinder machen, die Wir an Unserem Glück teilhaben lassen und beschenken, dass sie das Glück des Einander-Beschenkens und des Füreinander-Daseins wie Wir erfahren.“
So zeugten sie miteinander viele Töchter und Söhne, die sie mit allen Freuden beglückten, denn der Reichtum des unermesslichen Herzens des Vaters war unausschöpflich, welchen Er mit Seiner Frau und Seinen Kindern teilte. So beglückten sie einander im Glück des Sich-Einander-Beschenkens und des Füreinander-Daseins und des Miteinander-Lebens als eine glückselig wallende Einheit eines – bei aller Vielzahl – doch einhelligen Wesens und Fleisches, in allem eines Herzens und einer Seele.
II. Der unendlichen Liebe zweiter Schöpfungsakt und Ihres ersten Kindes Fall
→ zur Kurzfassung von Kapitel II
Der Frau aber, der ersten Tochter, gefiel das wohl, dass sie all ihre Kinder, ihre Töchter und Söhne, beschenkten und wegen ihrer unglaublichen mütterlichen Schönheit, die sie aus ihrem Vater hatte, abgöttisch liebten und verehrten. Darum sprach sie: „Ich bin die Mutter! Was soll ich noch dienen?! Ich will mir hinfort dienen lassen und nur dienen, soweit es nötig ist, um meine Kinder an mich zu binden und an mir zu halten.“ So sagte sie sich innerlich los vom Herzen und Sinne ihres Vaters, der ihr in Seiner unendlichen, unausschöpflichen Zuwendung doch selbst liebender, verehrender Mann geworden war.
Schließlich waren alle Kinder des ewigen Vaters, all Seine Söhne und Töchter, groß geworden in Seiner unendlichen Liebe, mit der Er sie liebte und immerfort beglückte. Da sprach der allmächtige Vater: „Lasst Uns Unser Glück mehren und Uns weitere Kinder machen, die Wir an Unserem Glück teilhaben lassen und beschenken können, dass sie das Glück des Einander-Beschenkens wie Wir erfahren und Wir Unser Glück des Füreinander-Daseins mehren.
So lasst Uns erneut Kinder hervorbringen. Die wollen wir miteinander umsorgen, hegen und pflegen, bis sie groß sind und reif, Unser unendliches Glück des Einander-Beschenkens mit Uns zu teilen, auf dass Unsere Familie und Unser Glück des Einander-Beschenkens und Füreinander-Daseins noch unermesslicher werde.“
Das gefiel der Frau aber nicht, sich erneut vermehrt um kleine hilflose Säuglinge kümmern zu müssen und all ihre Kraft und Liebe auf sie verwenden zu müssen. Denn sie hatte sich ja vom Herzen ihres Vaters und Mannes losgesagt, und wollte vielmehr hinfort nur noch sich selbst dienen und sich beglücken lassen, statt das wahre Glück des Dienens und Beglückens zu erfahren.
Darum sprach sie, nachdem die nächste Generation von Kindern geboren war: „Nicht ich will ihnen dienen, sondern sie sollen mir dienen, mir und meinen erwachsenen Kindern, die mir dienen wollen.“
Ja, sie verstieg sich in ihrer Eitelkeit und in ihrem unsäglichen Stolz, in ihrer selbstverblendeten, selbstsüchtigen Selbstvermessenheit sogar dahin, dass sie es als nur für recht und billig erachtete, dass sie sogar selbst auch ihr eigener Mann, der doch ihr Vater und Schöpfer war, nun auch anbeten und verehren sollte – in dem vermeintlichen Irrwahn, dass dieser auf sie und ihre Zuneigung angewiesen wäre, ihr abgöttisch verfallen sei, weil Er – trotz der überreichen Kinderzahl – ihr nach wie vor und immerfort so unsäglich viel Liebeszuwendungen als Seiner Allerersten erwies, so dass sie meinte, Er könne gar nicht anders, nicht ohne sie leben, so dass es ihr nur recht und billig erschien, dass Er sie zu lieben und in Seiner Liebe ihr allein zu dienen habe.
Er aber, der doch den Urquell nie versiegender Liebe in sich selbst trug und sich darum immer selbst sehr wohl genug war und auf keinerlei Gegenliebe angewiesen war, verweigerte sich ihr mit harten Worten: „Nein, niemals! Weiche hinter mich, du Widersacherin! Damit diene Ich dir ganz bestimmt nicht!“ Sie aber verstand nicht, dass Seine Liebe ihr solchen verderblichen Dienst verweigerte, der ihre Selbstverblendung nur noch weiter genährt hätte, und dass Er eben in Seinem Widerstand ihr – ganz Seinem selbstlosen Liebeswesen gemäß – tatsächlich weiterhin diente; sie fühlte sich vielmehr von Ihm verstoßen und verraten, durch die Liebe des Vaters zu Seinen neueren Kleinsten zurück gesetzt und entbrannte darum in Neid, Eifersucht, in glühender Wut und flammenden Zorn gegen ihren Mann, der – wie sie wähnte – ihre Liebe verraten und mit Füßen getreten hatte.
So sagte sie sich los von ihrem Mann und stieß und treib Ihn kalt und herzlos aus ihrem gemeinsamen Haus, das Er allein doch für sie alle, ihr umfassendes, unausschöpfliches, in höchstem Maße beglückendes Miteinander und Füreinander, gebaut und geschaffen hatte – sie stieß Ihn hinaus, in dem Glauben, Er würde gar bald hungernd und dürstend, sich nach ihrer herablassenden Zuwendung verzehrend vor ihr zu Kreuze angekrochen kommen.
Dieser Tag, den sie in ihrem Irrwahn ganz sicher heraufziehen sah: Er kam jedoch nie.
So steigerte sich ihr Groll und ihr Hass gegen ihren Mann schier ins Unermessliche, dass sie Ihm sogar ein elendes Verderben wünschte, weil sie sich von Ihm verraten fühlte – und sie lebte ihre Wut an Seinen geliebtesten hilflosen Kleinsten mit herzlosester Brutalität und teuflischer Wonne aus.
III. Die aufkeimende Selbstsucht und Entzweiung, das große Zerwürfnis und die Bannung des Vaters aus Seinem eigenen Haus
→ zur Kurzfassung von Kapitel III
Auf diese Weise, durch ihren Abfall, brachte die Frau aber ein großes Zerwürfnis in die ganze Familie des Vaters, nämlich auch zwischen den ausgewachsenen Töchtern und Söhnen: Die einen wollten es ihrem Vater weiter gleichtun, wie sie es von kleinauf von Ihm gelernt hatten, die anderen aber wollten es der Mutter gleichtun, sich nunmehr nur noch dienen und beglücken zu lassen, und nur und insofern zu dienen und zu beglücken, wie es notwendig war, damit es die Kleineren, noch Geringeren an sie band. Denn sie waren der selben trügerischen Selbst-Sucht wie ihre Mutter verfallen und hatten sich von der gänzlich un-eigennützigen Selbst-Losigkeit der unermesslichen Liebe ihres Vaters losgesagt. Und weil sie sich losgesagt hatten und an der Unermesslichkeit und unausschöpflichen selbstlosen Liebe Seines Herzens keinen Anteil mehr hatten, konnte sich ihre Selbst-Sucht nur noch ins Unermessliche steigern. Denn sie hatten nichts, woraus sie sich und ihr Verlangen, das zur Gier wurde, speisen konnten als allein all jene, die sie täuschen und an sich binden und ausbeuten und aussaugen und auszehren konnten.
Der Mann aber, der Vater, der ihr, der treulosen Frau, die doch auch Seine Tochter war, nichts antun wollte und auch nichts antun konnte, weil Er nur Liebe im Herzen hatte, überließ ihr Sein Haus. Zudem waren ja Seine Kleinsten in dem Haus, und die wären im Kampf um das Haus zugrunde gegangen. Also überließ Er ihr und den Ihren das Haus. Mehr jedoch wollte Er ihr und den Ihren nicht zukommen lassen, damit sie alle ihres Fehlers und Mangels einstmals gewahr werden könnten, dass sie sich von Ihm und Seiner unendlichen, unermesslichen, unausschöpflichen, sich immerfort selbstlos verschenkenden Liebe losgesagt hatten.
So begann das Haus des Vaters, das seine Frau, die sich von ihm losgesagt hatte und das sie in Beschlag genommen hatte, zu zerfallen, weil keiner mehr da war, der es erhalten und gestalten wollte. Auch hatten sie ja keinen Anteil mehr an dem unendlichen Reichtum des liebenden Vaterherzens, das Motivation, Kraft und Mittel gab, jenes Haus zu erhalten.
Sie waren nur noch von selbstverhafteter Selbstsucht bestimmt und von alles aufzehrender Gier beherrscht, die alles aufbrauchen ließ, was an Schmuck und Schönheit in dem Haus war. Ihre Gier und Selbstsucht war wie ein Feuer, das alles verzehrte.
IV. Die Sorge des Vaters um Seine Kleinsten in den Flammen des brennenden Hauses
→ zur Kurzfassung von Kapitel IV
Die Kleinsten freilich, die in diesem Haus aufwuchsen, kannten auch nichts anderes als inneren Mangel und Hunger, der sie in Gier und Selbstsucht trieb, zu erhaschen, was es nur zu erhaschen gab, und das zu halten, um das gegen alle ihre Geschwister zu kämpfen, was sie sich erstritten hatten. Und wo sie sich zusammen taten, einander halfen, da dienten sie einander nur, um sich dienen zu lassen, und nur, soweit sie von den anderen wieder erhielten, was sie selbst gaben.
Sie kannten ja auch nichts anderes, hatten sie doch keinen Anteil mehr an der unendlichen, unermesslichen, unausschöpflichen selbstlosen Liebe des ausgegrenzten, ausgestoßenen Vaterherzens, das aus Seiner Unendlichkeit alle immerfort nur beschenken und in Sein Glück des selbstlosen Sich-Verschenkens mit hinein nehmen wollte.
So war das Verlangen des immerfort all Seine Kinder liebenden und suchenden Vaters in Seiner unermesslichen, unausschöpflichen, selbstlosen, sich immerfort nur verschenken wollenden Güte freilich darauf gerichtet, alle Seine Kleinen aus diesem Haus zu befreien. Denn Er sah es wohl, dass in ihnen immerfort nur die Qual des Mangels und Hungers herrschte und sie auszehrte, aus dem nur Gier und Selbstsucht erwachsen konnte, was all Seine Kleinen immerfort verzehrte wie Feuer und sie zugleich in jenem unsäglichen Elend ihrer Selbst-Verhaftung band wie unzerreißbare unsichtbare Ketten der Ewigkeit.
Da sie aber Seine Kleinen, Kinder des Ewigen, waren, waren sie selbst freilich unvergänglich, dass sie immerfort, wenn das Feuer der Gier sie verzehrt und ausgelöscht hatte, wie Phönixe erneut aus ihrer Asche erstiegen. Doch was nützte das ihnen, verlängerte es doch nur ihre Qualen immerfort bis in die Unendlichkeit. Und jene Feuersqualen konnten nur immerfort anwachsen mit der anschwellenden Gier infolge des zunehmenden Mangels ihrer Wohnstätte, jenes Hauses, dessen Schätze immer mehr aufgebraucht wurden, und das darum schon im vollständigen Verfall begriffen war und zunehmend mehr einer Ruine, einem Trümmerfeld, glich, so dass kaum noch etwas von der majestätischen Pracht des einstigen Palastes mit seinen wunderbaren Lustgärten einer einzigen Wonne wahrzunehmen war. Darum wollte der Vater alle Seine Kinder, besonders Seine bedauernswerten Kleinsten, die darin aufgewachsen waren, daraus für immer befreien.
V. Das wahre Aussehen des Vaters in dieser Geschichte und das wahre Aussehen Seiner Kinder
→ zur Kurzfassung von Kapitel V
Aus diesem Grund sandte der allgütige, sehnsüchtig nach Seinen Allerkleinsten, die Ihn doch am meisten brauchten, verlangende Vater Seine erwachsenen erhabenen Söhne und Töchter, sie aus jener im Verfall begriffenen Ruine heraus zu rufen. Diese älteren Söhne und Töchter waren ja ganz eins mit dem Vater, ihr Herz in dem Seinen und Sein Herz in dem Ihren, sie in Ihm und Er in ihnen allen. So waren sie von der selben Sorge und unsäglichen Pein über das furchtbare Leid ihrer jüngeren Geschwister wie ihr Vater bestimmt. Darum umringten sie, vom Trachten des Vaters erfüllt und angetrieben, das Haus und riefen in Seiner Liebe.
Ihr müsst aber Folgendes über den Vater wissen: Er hatte keineswegs – wie ihr Ihn euch vielleicht bisher vorgestellt habt, was ja auch nicht verkehrt ist – das Aussehen eines erhabenen, uralten, weisen Königs mit einer goldenen, diamant-besetzten Krone, langem strahlend weißen Bart und wallendem langem Haupthaar, mit herrlichen Gewändern bekleidet – einem seidenen Untergewand, einem samtenen Obergewand und einem purpurnen Umhang, mit herrlichsten eingewebten Silber- und Goldgeschmeide. So sieht Er vielleicht in eurer Geschichte als Vater und König aus, vielleicht aber auch ganz, ganz anders.
In dieser Geschichte aber trägt der unendliche Vater in sich übereinander drei durchscheinende, strahlende Gestalten:
Seine äußerste ist die eines gewaltigen, kraftstrotzenden, herrlich weißen und strahlend reinen Büffels. Dahinter, darunter strahlt Seine zweite innere Gestalt hervor: die eines majestätischen Hirschen, einer geschmeidigen, gazellenartigen mütterlichen Hirschkuh mit einer herrlichen Geweih-Krone. Dahinter, darunter wiederum strahlt Seine dritte Gestalt hervor: Die eines unschuldigen, verspielten kleinen Zickleins, das mit allen anderen Kindern spielen und Seine Freude an Seinem Leben mit allen anderen teilen will. Aus dem Zentrum des Wesens des Vaters aber strahlt wie die Sonne Sein Herz, das Lichtzentrum, das alle Seine herrlichen Gestalten jaspis-artig erstrahlen lässt – das Herz der selbst-losesten, reinsten väterlichsten, mütterlichsten, geschwisterlichsten Liebe.
Im Anfang ihres Werdens gleichen alle Seine Kinder allein dem Zicklein, und ihr Innerstes ist entzündet von der Liebe. Dieses innere Licht erlöscht jedoch schnell in Seinen Kleinsten, die nunmehr alle im Hause der Mutter gefangen sind. Wenn es ihre immer neue Wiedergeburt aus der Asche bewirkt hat, verlischt es immer wieder schnell, weil es keine weitere Nahrung bekommt. So reicht ihr innerstes Licht gerade, sie durch immer neue Wiedergeburten am Leben zu erhalten.
Die Gestalt der ausgereiften Söhne und Töchter – sowohl derer, die noch im Vater sind, wie derer, die der Mutter, der Rabenmutter, verfallen sind, gleicht darüber schon der eines majestätischen Hirschen oder einer graziösen Hirschkuh. Die äußerste herrlichste Gestalt des mächtigen, majestätischen Ochsenbullen aber hat allein der Vater. Auch die Herrlichkeit der Mutter, die einer Stier-Kuh gleicht, reicht an diese Herrlichkeitsgestalt nicht heran.
VI. Die Vater-Rufe der rechten und falschen älteren Geschwister und höheren Kinder des Vaters
→ zur Kurzfassung von Kapitel VI
Nun wollte der Vater Seine Kleinsten aus dem Hause locken und aus dem Betrug der Rabenmutter befreien. Darum ließ er Seine ausgereiften Söhne und Töchter, die herrlichen geschmeidigen Hirschkühen oder majestätischen Hirschen glichen, das Haus umstellen und nach ihnen rufen: „Kommt heraus! Wir wollen euch unsere Liebe schenken! In dieser Liebe aus dem Vater sollt ihr aufblühen und aufgehen!“
Vor diese aber drängten sich die Kinder, die der Rabenmutter verfallen waren, und riefen: „Dient uns, dann wollen wir euch dienen.“ Da sie aber freilich nicht gewillt waren, den Kleineren zu dienen, waren sie doch von Selbstsucht beherrscht, gaben sie den Kleinen als Spielzeug kleine Abbilder von sich, mit denen sie spielen sollten. Das gab den Kleinen wohl genügend Ablenkung und Beschäftigung.
Doch ihren Mangel und Hunger stillten jene Abbilder freilich nicht, denn sie waren ja nichts, nichtig, in sich tot. Die erhabenen Gestalten aber, die sie abbildeten, wollten sich ja nicht bequemen – nur so weit, wie es unbedingt notwendig war, um die Kleinsten an sich zu halten und zu binden. Die besorgten Hirsche und Hirschkühe, die Söhne und Töchter des Vaters aber, die jene gerne umsorgt hätten, ließen die ersteren jedoch schließlich nicht an die Kleinsten heran, um sie als ihre ergebenen Diener für sich zu behalten.
So waren jene Kleinsten, die freilich um all das nicht wissen konnten, genug verstört und abgelenkt, die Rufe der Hirschkühe und Hirsche des Vaters nicht mehr aus dem Stimmengewirr klar und rein heraus zu hören, ihre Gestalt, die von den Hirschkühen und Hirschen der Mutter immer wieder verdeckt wurde, deutlich zu erkennen, deren Abbilder sie nunmehr verehrten, um mit ihnen zu spielen und die Erhabenen um Hilfe anzurufen.
VII. Die Unfähigkeit der Kleinsten, Gefangenen, den Vater in Seiner Unermesslichkeit zu begreifen
→ zur Kurzfassung von Kapitel VII
Darum ging der Vater, voll unstillbarem Verlangen nach Seinen Kleinsten, freilich auch selbst hinter Seinen um das Haus aufgestellten Söhnen und Töchtern, Seinen Hirschen und Hirschkühen, in Seiner wunderbaren, unermesslichen, kraftstrotzenden, reinen Ochsengestalt hin und her und um das Haus, in der Hoffnung: „Wenn Meine Kleinsten nur einen kleinen Teil von Mir erspähen würden, dann würden sie wohl erkennen, was ihnen fehlt und welcher Herrlichkeit und Unendlichkeit an Liebe sie entrissen worden sind. Dann werden sie zu Mir heraus kommen.“
Dies jedoch wusste die Rabenmutter mit den Ihren wohl zu vereiteln. Einmal ließ sie die Kleinsten, die in ihrem Haus gefangen waren, nie die ganze Gestalt des Vaters erblicken, da sich ihre Söhne und Töchter, die Hirsche und Hirschkühe immer zusammendrängten, wenn Er hinter ihnen vorüber ging, so dass die Kleinsten im Hause möglichst wenig von Ihm erspähen konnten. Und wenn Er mit den Seinen rief: „Kommt doch in Meine Liebe und seht, mit welchen Unermesslichkeiten Ich euch erfreuen will, – umsonst! – dass ihr teilhabt an Meinem, Unseren Glück des gegenseitigen Sich-Verschenkens“, dann drängten jene Kinder der Rabenmutter sich davor zusammen und riefen: „Dient uns, dann wollen wir euch dienen. Und wehe, wenn nicht! Dann verzehren wir euch mit Feuer!“
Bilder von jenem Höchsten wollten die falschen höheren Geschwister ihren kleineren, geringeren freilich nicht zum Spielzeug geben. Denn keiner auch der erhabensten Kinder konnte ja die Gestalt des Höchsten annehmen, auch ihre Mutter nicht. So sprachen sie: „Von Ihm wollen wir ihnen keine Abbilder geben, nicht dass sie verleitet würden, doch noch aus dem Haus zu fliehen und zu Ihm zu gehen! Wer sollte uns dann noch nähren und uns dienen?“
Da aber manche der Kleinsten etwas von dem unendlichen Vater erspähten und wohl erspürten, dass bei Ihm wohl das zu finden war, was ihren unermesslichen Hunger und Durst stillen, ihren Mangel ausfüllen hätte können, der ihre Qualen verursachte und sie doch zugleich in ihren Qualen, nämlich ihrer unersättlichen selbstsüchtigen Gier hielt, da sie das befreiende Geheimnis Seiner sich verschenkenden Liebe, die alle anstecken will, ja noch nicht kannten; … – als manche das erkannten, dass bei Ihm wohl etwas zu finden war, das ihren unermesslichen Hunger und Durst stillen könnte, wollten sie zu Ihm hinaus stürmen.
Die Rabenmutter und ihre Kinder aber wehrte es ihnen. Die falschen Hirsche und Hirschkühe stießen sie zurück und ließen verzehrendes Feuer aus ihren Nüstern stieben, dass sie vergehen, elendig verenden mussten; und die Mutter samt den Ihren, den erhabenen Hirschwesen, rief: „Da, seht doch! Das ist der Vater, der für all euer Elend und eure endlose Qual verantwortlich ist! Obwohl Er sieht, welchen Mangel ihr leidet, will Er euch doch nichts geben und zukommen lassen! Und wer sich Ihm zu nahen sucht, musst unweigerlich zu Grunde gehen! Darum dient vielmehr uns, so wollen wir euch dienen!“
Welche sich aber davon nicht abhalten lassen und durchbrechen wollten, die bliesen die bösen Hirsche und Hirschkühe mit ihren lodernden Nüstern hart an, so dass sie auszehrten und vergingen, ohne durchbrechen zu können, oder aber von der Hitzesglut zurück gedrängt wurden.
Dann riefen sie: „Da seht ihr´s. Er nimmt nur, statt zu geben, und lässt auch keinen zu sich durchbrechen! Böse ist Er und nicht gut, eigensüchtig ist Er, fordert Unmögliches, alles von euch, und gibt selbst doch nichts. Dient vielmehr uns wie früher, so wollen wir euch dienen! Wie schön konntet ihr doch in unserem Kreis spielen! Wollt ihr dies alles aufgeben für etwas, was ihr doch nicht erlangen könnt?“
VIII. Der entsetzliche Streit der Kinder um das rechte Vaterbild im ersten Erwachen ihres Vaterbewusstseins
→ zur Kurzfassung von Kapitel VIII
Viele der Kleinsten konnten sich aber doch nicht von dem lösen, was sie da an wunderbarer, unglaublicher, unerhörter Herrlichkeit vom Vater erspäht hatten. Darum fertigten sie sich selbst Spielzeug vom Vater, Abbilder, wie sie sie zuvor von den Hirschen und Hirschkühen gemacht hatten.
Keiner aber von ihnen konnte Seine ganze herrliche, erhabenste, unermessliche Gestalt erblicken – wurde diese doch zum einen immer wieder von den Hirschen und Hirschkühen der Rabenmutter verdeckt, zum anderen aber von dem Rauch und Qualm aus ihren feurigen Nüstern und dem brennenden Haus vernebelt. So hatten alle einen anderen Eindruck und Einblick in Seine unermessliche Gestalt: Die einen von Seinen Hufen, die anderen von Seinem mächtigen Gehörn, wieder andere von Seiner kraftstrotzenden Bemuskelung, oder nur von der reinen, weißen leuchtenden, strahlenden Farbe Seiner Haut, wieder andere, einige wenige, von Seinen so überaus gütigen Augen. Und nach ihrer Gewohnheit, begannen sie nach diesen ihren spärlichen Eindrücken Gestalten zu fertigen, um diesen ihren verschiedenen Abbildern zu dienen, in der Hoffnung, dass dann der Vater zu ihnen kommen und ihnen dienen würde, wie sie es von den Hirschen und Hirschkühen der Rabenmutter gewohnt waren, die sich bisweilen herabließen, ihnen zu dienen, wenn jene Kleine des vergeblichen Dienens müde zu werden drohten.
Und wie jene Hirsche und Hirschkühe die Kleinen, die ihren Abbildern dienten, bisweilen auch bedrohten und von ausfahrenden Feuersblitzen aus ihren Nüstern verzehrten, um sie einzuschüchtern und sie in ihren Diensten zu halten, so trat nun auch die Rabenmutter selbst, die sich bislang nie bequemt hatte, nunmehr hervor, sich als der Vater ausgebend, glich sie Ihm doch annähernd in ihrer Ochsenkuh-Gestalt. Sie jedoch war freilich von ganz anderem Wesen, voll Selbstsucht, Gier und Hass und Zorn. Durch ihr Auftreten versetzte sie die Kinder, die ihren verschiedenen Stierbildern dienten, in Angst und Schrecken, und brachte sie auch gegeneinander auf, indem sie jeder Gruppe von ihnen, die sich um ein anders Stierbild sammelten, einredete, dies sei das einzig wahre Bild von ihr, des vermeintlichen Vaters, und dieser würde sich nicht zu ihnen bequemen, so lange noch andere da wären, die Ihm nicht in gleicher Weise dienen und dies eine alleinige, rechte Abbild des Allerhöchsten verehren wollten. So brachte sie die Büffel-Verehrer gegeneinander auf, sich gegenseitig zu nötigen und zu bedrängen, jeweils dem Ochsenbild anzuhängen, das sie hatten, oder sie nieder zu machen, wenn sie dies nicht annehmen wollten.
Zu den anderen aber sprach sie und ihre Hirsch-Kinder: „Da seht ihr es, wie böse und nur zornerfüllt jener höchste Vater sein muss! Alle, die Ihm dienen, sind nur von Hass erfüllt und sogar gegen ihre eigenen Verehrer aufgebracht, wenn sie einem anderen Abbild von Ihm anhängen.
Und seht: Auch die Verehrer der vielen Hirschkühe und Hirsche bedrängen und verfolgen diese Bullen-Anbeter und wollen sie in ihren unseligen Glauben zwingen.“ Denn die Verehrer der Hirsche und Hirschkühe hatten es ihnen zwar manchmal gleich getan, in Streit über ihre Abbilder zu verfallen, da sie aber aus den Rauchschwaden der brennenden Ruinen bald diesen oder jenen erhabenen Hirschen, bald diese oder jene majestätische Hirschkuh erspähten und somit darum wussten, dass es viele, unzählige von ihnen gab, blieben die Verehrer der vielen erhabenen Hirschwesen meist friedlich miteinander, so dass sie allein um ihr Hab und Gut stritten, dass sie sich gegeneinander – aufgrund des allgemeinen Mangels – halten und nicht streitig manchen lassen wollten; auch waren sie dazu übergegangen, ihre Abbilder von den Hirschen und Hirschkühen, gemäß der vielen Gestalten, die sie erblickten, zu mehren, um ihnen allen den gleichen Dienst zu erweisen und ja keinen von ihnen durch Vernachlässigung zu reizen und zu erzürnen; und da sie erkannten, dass jene Erhabenen alle in gleicher Weise ihnen nur dienten, wenn sie ihnen dienten und wenn sie ihnen von dem Wenigen, was sie sich mühselig erarbeitet hatten, noch abgaben, und weil sie weiter erkannten, dass jene Erhabenen alle in gleicher Weise sie ganz nach ihrem Belieben wie zum Spaß, mit ihrer Feuersglut heimsuchten, so dass sie immerfort darauf bedacht waren, deren unberechenbare Zerstörungswut einzudämmen und deren unersättlichen Blutdurst zu stillen, indem sie ihnen sogar Blutsopfer aus ihren Reihen darbrachten, …; weil sie erkannten, dass die Unzahl jener gewaltigen erhabenen Hirschwesen in ihrer nieder-schmetternden Herrlichkeit, die nichts um sich zu dulden schien, wenn sie nicht besänftigt wurden, sich im Wesen alle gleich waren, so begannen sie auch, ihre Bildnisse einander gleichzusetzen, weil sie in ihnen allen ja nur ein und das selbe bedrohliche Wesen wahrnahmen.
Die kleinen Zicklein wussten ja schließlich auch nicht um die großen Zusammen-hänge, dass sie von den von ihnen verehrten Hirschwesen und deren Mutter, die sich als ihre Hüter und Wächter ausgaben, in Wahrheit gleichsam in Geißelhaft gehalten wurden, so dass sie schon um ihres Überlebens willen gegen ihre unberechenbaren Unterdrücker in innere Abhängigkeit geraten mussten. Die Rabenmutter nämlich drohte gegenüber dem Vater und Seinen Kindern immer wieder damit, einzelne der Kleinsten zu quälen, zu foltern oder zu vernichten, wenn sie es nicht unterlassen würden, diese aus ihrer Gewalt zu befreien zu suchen.
Davon konnte und wollte sich aber freilich der Vater nicht einschüchtern noch damit erpressen lassen – wusste Er doch auch darum, dass Seine Kleinsten als Seine Kinder wie Er Unsterblichkeit in sich trugen, darum im Letzten unzerstörbar waren und immer wieder aus ihrer Asche ersteigen würden. Dies musste zwar in diesem Flammenhaus zu immer neuem unseligen Vergehen führen, doch wusste der Vater: Irgendwann würden Seine Kleinsten darüber – über all ihren Mangel und ihrem fortwährenden Elend – den Betrug durchschauen, der wie eine Glasglocke über ihnen lag und sie von Seinen Liebesrufen abschirmte. So musste gerade all ihr Leid auch unweigerlich irgendwann dazu führen, dass sie aus jenem Flammenhaus zu Ihm heraus zu kommen begehren würden, was ja Sein Ziel und Verlangen war.
So lebte die Rabenmutter und ihre Anhängerschaft immer wieder ihren Zorn an irgend einem wahllos heraus gezogenen Zicklein aus, wenn ihr der Versuch des Vaters und der älteren Geschwister, eines von den Zicklein heraus zu rufen aus dem brennenden Haus, fast schon zu gelingen drohte. Nein, gänzlich willkürlich war ihre Wahl dabei doch nicht: Mit Freude und Zynismus suchten sie sich immer die kleinsten, schwächsten, wehrlosesten, bemitleidenswertesten Zicklein heraus, um damit den Vater und dessen Kinder, ihre älteren Geschwister, die um ihr Los besorgt waren, möglichst tief zu kränken und zu verletzen.
Kein Wunder also, dass darum die Zicklein, die solches erlebten, voll Furcht und Entsetzen vor den erhabenen unberechenbaren Hirschwesen waren. So hatten die Hirschwesen-Anbeter genug damit zu tun, ihre Götter zu besänftigen. Aber in solcher Weise, um ihrer Götter willen, gegeneinander in solcher Härte vorzugehen, wie sie es nunmehr bei den Bullen-Anbetern sahen, das war selbst den Anbetern der Hirsche und Hirschkühe fremd.
Da riefen ihre falschen, niederträchtigen älteren Geschwister, die Hirschwesen, die erhabenen Hirsche und großen Hirschkühe: „Da seht ihr, auf welche Abwege die Büffel-Anbeter gekommen sind! Macht sie allesamt nieder!“
Ja, selbst die Zicklein, die sich selbst genügten und auch alle Hirsch-Anbeter belächelten und über alle Hirschkuh-Anbeter abschätzig den Kopf schüttelten, weil sie erkannten, dass jene ihnen doch überhaupt nicht dienten und nichts gaben, von ihnen nichts, aber auch garnichts zu erwarten war, ihre Abbilder aber nur totes, sinnloses, unsinniges Spielzeug für dumme, unwissende, naive Kinder war, das ihnen nicht helfen und ihrem rastlosen Spiel keinerlei Sinn und Ziel gab, auch diese Zicklein, welche die Hirschwesen-Verehrer einfach walten ließen, wie denen beliebte, weil sie umgekehrt auch sie, die schlicht ihr Zickenleben leben wollten, in Ruhe ließen, auch sie, diese Zicklein, die niemanden Verehrung zollten und allein um ihr Auskommen in all dem Mangel bemüht waren, auch sie wurden gegen die Ochsen-Anbeter aufgebracht, weil diese sie nötigen wollten und immerfort unter Druck setzten, ihren Glauben anzunehmen, so dass auch sie jenen fanatischen Ziegenböcken mit Gewalt wehrten und im Gegenzug über sie herfielen, um sie zu schwächen, so dass schließlich am Ende alle übereinander her fielen und sich voneinander absonderten in verschiedenen Räumen des Hauses, die sie gegeneinander behaupteten.
In diesen verschiedenen Räumen und Reichen der unterschiedlichen Zicklein aber schienen am Ende allein jene Zicklein die Glücklichsten zu sein und es am weitesten zu bringen, die sich selbst genügten und nur ihren eigenen Interessen und Begierden nachgingen und die Hirsch- und Ochsenverehrer nur belächeln und verachten konnten.
Diese dienten, ohne es zu merken, aber am emsigsten der Rabenmutter und ihren erhabenen Kindern, denn sie waren immerfort darum bemüht, das alte, verfallene Haus so weit als irgend möglich in Stand zu halten und die sich immer wieder entzündenden, um sich greifenden Feuersbrünste zu löschen, so dass es, so weit nur möglich, für sie alle – wenigstens zeitweise, ab und an – etwas behaglich blieb, wenngleich dies den zunehmenden allgemeinen Verfall freilich nicht wirklich aufhalten konnte.
Ja, und in ihrer unersättlichen Gier, in welche jene Zicklein im Kampf um ihren unstillbaren Mangel gegeneinander entbrannten, brachten sie dem Blutdurst der Hirschwesen sogar am Ende noch mehr Opfer dar, als die anderen in ihrem religiösen Fanatismus.
IX. Der Eingang des Vaters unter die älteren Geschwister, um Seine Kleinsten aus dem brennenden Haus zu rufen
→ zur Kurzfassung von Kapitel IX
Da nun der Vater sah, dass trotz all Seines Bemühens, Seine geliebten Kleinen aus jenem betrügerischen Haus heraus zu holen, dessen Flammen immer mehr anschwollen und um sich griffen, … – dass trotz all Seines Bemühens die Verwirrung darin nur immer schlimmer wurde, gerade unter denen, die schon ansatzweise ihre Not erkannten und eine Ahnung von Ihm, Seiner Liebe, Seiner Fülle, die Er für sie bereit hielt, erlangten, so beschloss Er: „Nun will Ich tun, was von Anfang an in Meinen Erwägungen stand: Ich selbst will in ihr Haus eingehen und Ihnen die ganze Unermesslichkeit Meiner Liebe offenbaren.“ Denn dazu war überdies auch keiner Seiner Ihm ergebenen erhabenen Söhne und Töchter im Stande, wegen ihrer majestätischen Größe, die sie als Hirschkühe und Hirsche hatten. Das an allen Ecken und Enden lodernde Flammenhaus war hierfür nämlich schon viel zu sehr in sich zusammen gefallen, so dass weder die Hirsche außerhalb noch hinein, noch die Hirschwesen innerhalb noch hinaus gelangen konnten. So waren die erhabenen Hirsch-Söhne des Höchsten eben dazu in der Lage, sich eng um das Haus zu drängen und ins Haus hinein zu rufen – zumindest, wo ihnen dies im Streit gegen die das Haus abschirmenden Söhne und Töchter der Rabenmutter gelang, welche die flammende Feuersbrunst umstellt hatten.
Darum entledigte der Vater sich Seines äußersten, majestätischsten Gewandes, Seiner mächtigen Bullengestalt, um sich nunmehr als Hirschen-Prinz unter die Hirsche und Hirschkühe zu mischen. In dieser Gestalt trat Er zwischen die Hirsche und Hirschkühe und rief, wie die Seinen, aber viel lauter, in der Kraft des brüllenden Büffels: „Kommt heraus! Wir wollen euch Unsere Liebe schenken! In dieser Liebe aus dem Vater sollt ihr aufblühen und aufgehen!“ Als das jedoch die Hirschkühe und Hirsche, die der Rabenmutter dienten, hörten, und fürchteten, Sein Röhren würde das Ihre übertönen, stürzten sie alle unversehens auf Ihn los und rammten ihre Geweihe in Ihn hinein und ließen die aus ihren Nüstern sprühenden Feuer Ihn gänzlich verzehren, bis Sein Leib vollends verkohlt war.
Seine Söhne und Töchter aber vermochten dagegen nichts auszurichten, denn die Rabenmutter, die stärker war als sie alle, ging selbst mit ihren Kindern gegen Ihn, ihren eigenen Vater, an.
Er aber, der Vater, ließ sich all dies gefallen – weil Er keinen von Seinen Kindern, auch nicht von den erhabenen, die sich mit der Mutter von Ihm losgesagt hatten, tödlich verletzen wollte, noch irgend ein Leid antun wollte – ja, nicht einmal Seiner Ihm so untreu gewordene Frau. So ließ sich der Hirschenprinz nieder machen und töten.
X. Die Wiedergeburt des erhabenen Hirschwesens als Zicklein, um unter Seinen Kleinsten selbst zu wandeln und zu rufen
→ zur Kurzfassung von Kapitel X
Da Er, die Vaterschaft allen Lebens selbst, aber freilich – als der Urquell allen unsterblichen, unendlichen, unerschöpflichen Lebens – selbst Unsterblichkeit in sich trug, erstand Er aus Seiner Asche wieder, jedoch in Seiner innersten Gestalt als Zicklein, so dass Er zwischen den Hirschen und Hirschkühen hindurch ins Haus entrinnen konnte, in das sie selbst Ihm wegen ihrer erhabenen Größe und der darum flammenden Feuersbrunst nicht nachkommen konnten.
Nun ging jenes Zicklein, das einst der Vater war, der erhabene Bulle, der sich Seiner majestätischen Ochsengestalt entledigt hatte, und zum Hirschen geworden war, und auch als dieses Hirschwesen vergangen war, aber nun als zartes, reines, unschuldiges kleines Zicklein wiedergeboren war, von Raum zu Raum, um Seine Geschwister zu suchen und ihnen den Weg aus jenem trügerischen Haus zu zeigen, wie sie aus seinen Flammen entrinnen könnten.
XI. Der Gang des erhabenen Zickleins zu Seinen Geschwistern und Kindern, den Zicklein
→ zur Kurzfassung von Kapitel XI
Zuerst ging es zu den Zicklein, die niemanden gehorchten, als sich selbst. Denn in ihnen glaubte es, noch am ehesten die Stimme ihrer Herzen – nicht durch Lug und Trug der fälschlich verehrten Hirschwesen und ihrer betrügerischen Mutterkuh getäuscht – wecken zu können. Denn deren Herzen erlagen allein noch dem Betrug, in diesem Hause könnte je ihr Mangel behoben werden – ein Hunger und Durst jedoch, ein Verlangen und Elend, das sie dennoch immerfort spürten und keiner, trotz unvergleichlicher Mühen, wirklich anhaltend stillen konnte.
Diesen Zicklein lehrte das Zicklein: „Seht, Ich bin genau wie ihr und ihr alle wie Ich. Wir alle gehören ein und der selben Familie an, sind eins. Nun aber erkennt das Wunder: Ihr müsst nicht länger, wenn ihr das erkennt, gieren nach all dem in diesem Hause, was euch doch nicht wirklich sättigen kann und in diesem Elend nur gefangen hält. Lasst all das los! Ja, lasst auch euch selbst los, wie Ich es tue. In der Selbstlosigkeit dieser Liebe nämlich liegt das wahre Leben und der wahre Reichtum und die wahre Kraft, die euch selbst inmitten dieses Hauses des Mangels zufließt und euch innerlich nähren und sättigen, aufrichten und stärken kann, dass ihr all dieses Leid und Elend hinter euch lassen und all diesem Tod und Verfall und Verderben hier entfliehen könnt. Denn ihr alle seid des Vaters wie Ich, und Er mit Seiner unerschöpflichen Kraft der Liebe ist in euch allen. Ihr habt diese unerschöpfliche Quelle alle in euch – gleich wie Ich.
Wenn ihr nur anfangt, nicht mehr gegeneinander um den Mangel zu streiten, der euch doch nur immer wieder verzehrt, sondern einander hier heraus zu helfen und zu beschenken, dann werdet ihr das Wunder erfahren: Der Mangel verschwindet, ihr werdet reich aneinander im Füreinander und Miteinander. Macht es, wie ihr es an Mir seht. Eure Fesseln löst allein die un-eigennützige, selbst-lose Liebe, die Ich euch schenken, mit der Ich euch entzünden will, dass ihr nicht länger ein totes Dasein inmitten von Tod fristen müsst, sondern alle lebt.“
Und weil das die selbstlos sich verschenkende Liebe des Vaters war, begannen aus dem glühend erstrahlenden Herzen jenes erhabenen Zickleins wunderbare Perlen und Diamanten hervor zu gehen, Schätze, wie sie die Zicklein in jenem verfallenen Haus noch nie gesehen und gefunden hatten. Und die Liebe jenes Zickleins speiste sie, so dass sie erstmals in ihrem Leben richtig satt wurden.
XII. Die Weisung des kleinen Ziegen-Fahrzeugs vom erhabenen Zicklein
→ zur Kurzfassung von Kapitel XII
Danach zeigte das Zicklein all Seinen Geschwistern ein Fahrzeug, das der Vater zuvor bereitet hatte, das direkt vor dem Tor des Hauses stand, durch das der Vater zu den Hirschen getreten war, nachdem Er Seine äußerte Ochsenhülle abgestriffen hatte.
Und vor dies Fahrzeug war ein Ziegengespann eingespannt – viele Seiner Söhne und Töchter, die ihre Ziegengestalt verstärkt durch ihre größere darüber verblassende Hirschenhülle strahlen ließen. Es war das kleinste von drei Fahrzeugen, die dort vor dem Tore standen, aber in seiner Pracht und Herrlichkeit unvergleichlich – von Perlen und Diamanten geziert, wie sie das Zicklein unter ihnen aus Seinem überreichen Herzen hervor gebracht hatte.
Der Wagen war mit einem herrlichen Baldachin überspannt. Der Innenraum glich einem riesengroßen Zelt, noch viel mächtiger und gewaltiger, als der Wagen von außen wirkte. Wenn ihr in solch einen Wagen treten würdet, hättet ihr gleichsam das Gefühl, der ganze Himmel wäre das Zeltdach, in allen erdenklichen Farben schimmernd von den wunderbaren Verzierungen dieses alles umspannenden Baldachins, durch den unzählige Lichtkegel in allen Farben strahlen. Der Boden aber war mit herrlichsten perserartigen Teppichen mit Gold und Silberverzierungen ausgelegt, auf denen sich unzählige mit roten leinernen Kissen gepolsterte Sitzgruppen befanden, auf denen Hunderte von Tausenden von Zehntausenden von Abermillionen von Zicklein wohligen Platz finden mussten. Darüber war das Fahrzeug innen und außen wie auch das Wagen-Gespann mit herrlichen wunderschönen Girlanden von Hinayana-Blumen, gemischt mit Lotosblüten aller Art, geschmückt.
„Seht! Das ist unser Ziel! Da will Ich euch hinbringen!“ „Was für ein herrliches Haus!“ riefen da die Zicklein verzückt. „Viel herrlicher und wunderbarer als dieses hier!“ „O nein!“ widersprach das Zicklein: „Das ist doch kein Haus! Das ist nur ein Wagen! Der bringt euch erst zu dem wahren Haus! Und er wird euch durch ein herrliches Land fahren, das unendlich ist! Dinge werdet ihr sehen, von denen ihr noch nicht einmal geträumt habt!“
Da glaubten sie dem Zicklein, alle, die solches sahen, ließen ab von den trügerischen mangelhaften Gütern, die jenes verfallene Haus nur zu bieten hatte, ließen alles los, sogar sich selbst, weil sie das Wunder erkannten, dass sie satt wurden, wenn sie nicht immerfort ihrem eigenen Buschelschwanz nachjagten, den sie doch nie zu fassen bekamen, der ihnen immer wieder entwich, wobei er sie ohnehin nicht hätte nähren können, hätten sie sich dann doch nur selbst aufgezehrt. So erkannten sie, wie töricht es war, nur von eigennütziger Gier bestimmt immerfort nur dem eigenen Selbst nachzujagen, das doch immer wieder entwich – in einem ewigen sinnlosen, unsinnigen Kreislauf durch Vergehen und Erstehen aus der eigenen Asche. Sie kamen zur Ruhe in der Selbst-Losigkeit der sich verschenkenden Liebe, mit der sie andere nährten und – Oh Wunder! – wodurch sie sogleich selbst genährt wurden, je mehr sie sich selbst verschenkten und vergaben. Und ebenso wurden sie frei, weil sie alles los ließen, und machten sich auf den Weg zum Ausgang aus jenem brennenden verfallenden Haus zu dem kleinen Fahrzeug hin, auf welches das Zicklein sie wies.
XIII. Der Gang des erhabenen Zickleins zu den Ochsen-Anbetern
→ zur Kurzfassung von Kapitel XIII
Danach ging das Zicklein zu den Ochsen-Anbetern und verkündigte ihnen: „Der wahre Vater, aus dem Ich ausgegangen bin, ist noch viel größer und herrlicher als euer Bild! Ihr habt keine Ahnung von Ihm! Er ist weder nur Huf, noch nur Gehörn noch nur starke Bemuskelung, noch nur grell strahlendes Licht reinster Haut, sondern vielmehr als all das alles zusammen!
Vor allem aber ist Er von ganz anderer Natur! Ihr seit vielmehr dem Trug der Rabenmutter erlegen, eines Geistes mit ihr, wahrhaft ihre Kinder, und giert und mordet nur, nichts als selbst-süchtig und selbst-verhaftet, genau wie sie. Erkennt doch, dass der Vater ganz anders ist! Haben nicht manche von euch Seine unendlich gütigen Augen gesehen? Seht doch Mein mütterliches Herz! Dies ist das wahre Mutterherz!
Findet ihr denn in jener, eurer Mutter, die euch von eurem Vater abspenstig macht, ein solches Mutterherz sich immerfort frei verschenkender Liebe, die dient, ohne irgendeine Gegenleistung dafür zu erwarten, weil sie das wahre Glück des freien Sich-Verschenkens erlebt?
Dies ist eure wahre Quelle, das Herz all eurer Herzen, nach deren Liebe ihr euch alle sehnt. Es ist eine reine, uneigennützige, selbstlose Liebe, die sich frei verschenkt. Seht, Er, jener unendliche Vater, will nur euer aller Glück – und will garnichts dafür! Er verschenkt sich an euch alle – umsonst! Allein, ihr müsst loslassen, woran ihr euch festklammert, worum ihr streitet, als wäre es das Leben! Tut es Ihm und Mir doch gleich! So werdet ihr frei und immer reicher, je mehr ihr euch vergebt. Seht Mich an! An Mir erkennt ihr, wie Er in Wahrheit ist. Denn Er ist in Mir und Ich in Ihm. Und wer Mich sieht, der sieht diesen unendlich liebenden Vater. Und wer sich wieder mit Mir vereint und diese Unsere nie von Ihm und Mir aufgegebene Verbindung wiederfindet und erkennt, … – wer von euch sich so wieder mit Mir und dem Vater vereint, wie Ich Mich mit euch und Er sich mit euch vereinen will, wie Ich mit Ihm und Er mit Mir vereint ist, der ist nicht länger arm, sondern genießt Seinen unermesslichen, unausschöpflichen Reichtum niemals versiegender Liebe, und wird reicher und glückseliger, je mehr er sich wie Er und Ich – wieder eines Wesens mit Uns geworden in lauterer Liebe – für alle verschenkt und vergibt.“
Und weil in jenem Zicklein die selbstlos sich verschenkende Liebe des Vaters war, begannen aus dem glühend erstrahlenden Herzen jenes erhabenen Zickleins wunderbare Perlen und Diamanten hervor zu gehen, Schätze, wie sie die Zicklein in jenem verfallenen Haus noch nie gesehen und gefunden hatten. Und die Liebe jenes Zickleins speiste sie, so dass sie erstmals in ihrem Leben richtig satt wurden.
XIV. Die Weisung des großen erhabenen Ochsen-Fahrzeugs vom erhabenen Zicklein
→ zur Kurzfassung von Kapitel XIV
Danach zeigte das Zicklein all seinen Geschwistern ein Fahrzeug, dass der Vater zuvor bereitet hatte, das direkt vor dem Tor des Hauses stand, durch das der Vater zu den Hirschen getreten war, nachdem Er Seine äußerte Ochsenhülle abgestriffen hatte. Diese Hülle aber, stark und kraftvoll bemuskelt, stand fest verharrend in sich selbst, obwohl der Vater sie doch abgestriffen hatte, ja, und lebte; denn der Vater in Seiner unendlichen Liebe ist so unendlich, dass Er selbst dann noch fortbesteht, wenn Er sich bis ins Letzte entäußert und vergibt. So war vor jenen größten Wagen jener mächtige Bullen-Leib gespannt – strahlend von Energie und Lebendigkeit, – der so gewaltig war, dass alle Zicklein nur einen Teil von Ihm erspähen konnten, jenen, der ihnen schon vertraut war.
Es war das größte von den drei Fahrzeugen, die dort vor dem Tore standen, aber in seiner Pracht und Herrlichkeit unvergleichlich – von Perlen und Diamanten geziert, wie sie das Zicklein unter ihnen aus Seinem überreichen Herzen hervor gebracht hatte.
Der Wagen war mit einem herrlichen Baldachin überspannt. Der Innenraum glich einem riesengroßen Zelt, noch viel mächtiger und gewaltiger, als der Wagen von außen wirkte. Wenn ihr in solch einen Wagen treten würdet, hättet ihr gleichsam das Gefühl, der ganze Himmel wäre das Zeltdach, in allen erdenklichen Farben schimmernd von den wunderbaren Verzierungen dieses alles umspannenden Baldachins, durch den unzählige Lichtkegel in allen Farben strahlen.
Der Boden aber war mit herrlichsten perserartigen Teppichen mit Gold und Silberverzierungen ausgelegt, auf denen sich unzählige mit strahlend weißen seidenen Kissen gepolsterte Sitzgruppen befanden, auf denen Hunderte von Tausenden von Zehntausenden von Abermillionen von Zicklein wohligen Platz finden mussten. Darüber war das Fahrzeug innen und außen wie auch das Wagen-Gespann mit herrlichen wunderschönen Girlanden von Mahayana-Blumen, gemischt mit Lotosblüten aller Art, geschmückt.
„Seht! Das ist unser Ziel! Da will Ich euch hinbringen!“ „Was für ein herrliches Haus!“ riefen da die Zicklein verzückt. „Viel herrlicher und wunderbarer als dieses hier!“ „O nein!“ widersprach das Zicklein: „Das ist doch kein Haus! Das ist nur ein Wagen! Und dergleichen gibt es noch mehr!
Denn es ist keineswegs das einzige Fahrzeug, wie ihr auch nicht die einzigen Kinder seid, welche der Vater aus diesem brennenden Hause zu befreien gedenkt – sondern alle! Und jener Wagen: der bringt euch erst – wie auch alle anderen Fahrzeuge aller Übrigen – zu dem wahren Haus für alle! Und er wird euch durch ein herrliches Land fahren, das unendlich ist! Dinge werdet ihr sehen, von denen ihr noch nicht einmal geträumt habt!“
XV. Das unsägliche Opfer der unendlichen Liebe
→ zur Kurzfassung von Kapitel XV
Einige überzeugte das Zicklein. Die folgten Ihm. Als das die falsche Mutter aber sah, hetzte sie die Büffel-Anbeter, die sie statt den Vater in ihrem Stierbild verehrten, gegen jene auf, und schrie: „Seht, welche Lügen jenes Zicklein verbreitet! Wie kann ein Zicklein sich anmaßen, sich mit Mir gleich zu setzen und auch nur zu vergleichen! Und wie kann es wagen, euch zu lehren, Ich würde euch dienen, ohne dass ihr mir dient! Flasche Lehren verbreitet jenes Zicklein und will euch abspenstig machen, sich nach! Eine falsche Gottheit ist jenes Zicklein, und Seine Wunder Verführung falscher Hirsche und Hirschkühe, die euch vom wahren Rind, das Ich bin, abspenstig machen und wegziehen wollen in eine viel schlimmere Hölle, als ihr sie hier erlebt und habt! So nehmt euch nur in Acht, dass um dieses Zickleins willen nicht Mein unbändiger Zorn über euch alle kommt!“ So brachte sie die Ochsen-Anbeter gegen das Zicklein auf, dass sie über dies herfielen und es niedermachten.
Dies üble Geschäft erledigten für sie vor allem jene Büffel-Anbeter, die von Seiner unendlichen Majestät allein Seine zwei ehernen Hufen erblickt hatten und verehrten. Sie nämlich erkannten nicht, dass es die Hufen waren, die alles trugen, alle Fahrzeuge in die ewige Glückseligkeit zogen, sondern verwechselten sie mit den Hufen der bösen Mutterkuh, die sie alles zertrampeln und zertreten sahen, was sich gegen sie zu richten wagte. Diese Verehrer der alles zermalmenden zwei ehernen Hufen umringten das Zicklein und bedrohten es. Das Zicklein aber rief: „Was tut ihr da?! Habe Ich euch je irgendein Leid angetan? Habe Ich euch nicht vielmehr Speisung aus dem Allerhöchsten gegeben? – Seine unendliche Liebe, die euch alle heil und satt gemacht hat!“
Der hohe Ziegenbock aber, mit einem gewaltigen Widder-Gehörn, wie es unter den Zicklein ganz selten war, der darum ihr Anführer war, der ihr Gottesbild der zwei schrecklichen alles zermalmenden Hufen trug und verwahrte, der rief: „Ein Verführer bist du vielmehr, und all deine Wunder allerschlimmste Täuschung, mit der du uns von der wahren Gottheit abspenstig machen willst!
Wie kannst du künden, sie würde allen dienen, ohne irgend eine Gegenleistung dafür zu erwarten und einzufordern! So bringst du alle Welt auf Abwege und verdienst darum den Tod für deine Lästerungen!“ Und als er dies gesagt hatte, stieß sein mächtigster Helfershelfer, der Anführer seiner Garde, dem erhabenen Zicklein sein mächtiges Gehörn, das ebenfalls dem eines Widders glich, in die Rippen.
Dann trieben die beiden Zicken-Widder, gefolgt von der von ihnen aufgepeitschten grölenden Menge der Hufen-Anbeter, das erhabene Zicklein den Kreuzstein-Felsen hinauf, wo sie ihrer Stiergottheit schon so manches Opfer dargebracht hatten, um ihren Blutdurst zu besänftigen und ihre unberechenbare Zornesglut von sich abzuwenden. Unzählige unschuldiger Zicklein-Geschwister hatten sie von jenem erhabenen Kreuzstein-Felsen schon in den finsteren tiefen Abgrund gestürzt, aus dessen glühenden Lava-Massen vom Grunde her sich lodernde Flammen gierig bis hinauf zu der Felsspitze züngelten.
Das Zicklein floh vor seinen zornerfüllten Widersachern jenen Kreuzstein-Felsen hinauf und schrie angsterfüllt: „So ein Wahnsinn! Was tut ihr da? Wie könnt ihr meinen, die Gottheit des über alles erhabenen Stiers, den ihr verehren wollt, könnte an irgendeinem eurer unzähligen Blutopfer, die ihr Ihm hier darbringt, Gefallen finden?
Ist Er nicht der Vater all jener Geschöpfe, die ihr hier niederschlachtet? Ist Er nicht vielmehr voll unendlicher Güte und Liebe? Wie könnte Er an dem Tod auch nur eines einzigen Seiner Kleinen, selbst wenn es noch so irren und Verkehrtes von Ihm denken und verkünden sollte, je Gefallen haben? Erkennt doch, wie gänzlich verkehrt und verdreht euer eingeschränktes Bild von Ihm ist! Ihr habt wahrlich noch nichts von Ihm verstanden! In all euren verkehrten Opfern, die ihr Ihm darbringt, ist vielmehr Er selbst das Opfer! Denn Er leidet mit jeder Kreatur, die Leid erfahren muss! Mögen euch doch, wenn ihr denn nunmehr auch Mich selbst so als Opfer für Ihn darbringen zu müssen meint, darüber endlich die Augen aufgehen!“
Aber je mehr das Zicklein sie zu beschwichtigen und von ihrem wahnwitzigen Ansinnen abzubringen suchte, desto mehr brachte es die ganze Menge der Hufen-Verehrer gegen sich auf. Und ihre beiden mächtigen Anführer, die widder-gehörnten größten Ziegenböcke, trieben es mit zornerfüllten, blutunterlaufenen Augen den Kreuzsteinfelsen hinauf, um es schließlich in den lodernden Abgrund der Feuersbrunst hinab zu stoßen.
Noch im Fall schrie das Zicklein: „Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen ja nicht, was sie da tun! Diese unseligen, unverständigen, törichten kleinen Kinder!“ Dann wurde das Zicklein von einer Stichflamme verzehrt, als es in die Glut der sich windenden Lava-Massen am Fuße des Abgrundes, hinein stieß.
XVI. Die Erstehung des Zickleins als Hirschwesen
→ zur Kurzfassung von Kapitel XVI
Doch da geschah das große Wunder: Das Zicklein, weil es doch nicht vergehen konnte, da es aus dem unermesslichen Leben des Vaters in Seiner unversiegbaren, unerschöpflichen, sich verschenkenden Liebe, lebte, die das wahre göttliche Leben ist: das Zicklein erstieg wieder aus jener Höllenglut.
Aus dem auffahrenden Glutball, der das Zicklein verschlungen hatte, stach unvermittelt ein blendendes Licht hervor und breitete gleich Wellen herrlichste Regenbogen um sich aus. Dann aber stieß aus jenem ausfahrenden Blitz kraftvoll und energiegeladen ein gewaltiges Lichtwesen hervor – Oh Wunder! – gleich einer graziösen Hirschkuh und gleich einem majestätischen Hirschen, der aus der Feuersbrunst auf den Kreuzsteinfelsen sprang und ein gewaltiges Röhren ertönen ließ, welches das ganze Flammenhaus erbeben ließ wie ein von allen Seiten widerhallendes Donnergrollen.
Seine Mörder flohen angsterfüllt und entsetzt. Viele der verführten Verehrer eines falschen, unzulänglichen Ochsenbildes, die dies sahen, glaubten nun endlich auch an das Zicklein; und die, die schon zuvor an das Zicklein geglaubt hatten, dass es aus dem erhabenen Büffel, dem Vater aller, ausgegangen war: als die solches sahen, da glaubten sie noch viel mehr an das Zicklein. All diese kamen los von ihrem bisherigen Trug und folgten Ihm.
XVII. Der Gang des erhabenen Zickleins, das zum Hirschwesen geworden war, zu den Hirschwesen-Anbetern
→ zur Kurzfassung von Kapitel XVII
Als das Zicklein jedoch als Hirchenwesen erstanden war, ging es zu den Hirschen- und Hirschkühen-Verehrern und sprach: „Seht, was ihr zuvor in euren Hirschkühen und Hirschen gesucht und verehrt habt, das bin in Wahrheit Ich! Ich bin der Hirsch aller Hirsche und die Hirschkuh aller Hirschkühe.
Ich bin die Erhabenheit all dieser Erhabenen – vom Ersten bis zum Letzten von ihnen allen, und noch weit erhabener als alle Erhabenheiten zusammen! – der Inbegriff all dessen, was ihr in euren erhabenen Hirschen und Hirschinnen an Gutem, Wahrem und Schönem, an Liebenswertem und Liebesermunterndem verehrt habt. Denn sie alle – all jene eure erhabenen Hirsch-Gottheiten – dienen in Wahrheit Mir, und in ihnen habe Ich euch von je her gesucht, durch sie habe Ich euch gerufen, in ihnen und über sie wollte Ich euch begegnen. Eure vielen Hirsche und Hirschinnen, die ihr verehrt, sind letztlich alle der Liebesruf des einen letzten, ersten großen Hirschwesens in ihnen allen. Und manche von euch haben solches Liebesrufen von ihnen wohl schon vernommen. Ich nämlich bin in ihnen allen und habe euch durch sie und in ihnen zugerufen, versucht, aus dem Haus zu locken; und sie alle: Meine Boten waren sie.
Allein, ihr habt euch von den abgefallenen Hirschen und Hirschkühen, den falschen, irreführen lassen und euch Spielzeug, falsche Bilder von ihnen gemacht! Jene Bilder aber, die ihr euch gemacht habt, um sie bei euch zu wähnen, sie waren tot, und die falschen Hirsche und Hirschkühe nutzten euch nur aus und dienten euch allein, wenn ihr ihnen dientet.
Ansonsten verzehrten sie euch mit Feuer! Aber so bin Ich nicht! Weder Ich noch je Mein Vater noch irgendein Hirschwesen, das aus Uns ist! – Aber nur die wenigsten von euch erkannten, dass die wahren Hirsche und Hirschkühe, die Mir angehören und Kinder des wahren unendlichen Vaters der Liebe sind, – wie Er – euch frei und völlig selbstlos dienen, lieben, umsorgen und beschützen, ganz umsonst, weil sie euch lieben, ohne eine Gegenleistung von euch zu erwarten, und dass jene euch immerfort nur anleiten wollten, es ihnen gleich zu tun, um das wahre Glück des Sich-Verschenkens für alle anderen zu finden. Seht, welcher von den Hirschen und Hirschkühen, die ihr fälschlicher Weise für Mich hieltet, haben euch solches je hervor gebracht?“ Und mit diesen Worten ließ jener wahre erhabenste Hirsch, jene wahrhaftige erhabenste Hirschkuh, Perlen und Diamanten aus Ihrem glühend erstrahlenden Herzen hervor gehen.
Und weil jener Hirsch aller Hirsche, jene Hirschkuh aller Hirschkühe die selbstlos sich verschenkende Liebe des Vaters war, begannen aus jenem erhabensten Hirschwesen die wunderbarsten Perlen und Diamanten hervor zu gehen, Schätze, wie sie die Zicklein in jenem verfallenen Haus noch nie gesehen und gefunden hatten. Und die Liebe jenes Zickleins speiste sie, so dass sie erstmals in ihrem Leben richtig satt wurden.
XVIII. Die Weisung des mittleren Hirschwesen-Fahrzeugs vom erhabenen Zicklein, das zum Hirschwesen geworden war
→ zur Kurzfassung von Kapitel XVIII
Danach zeigte jener erhabene Hirschenprinz, der einst ein Zicklein gewesen war, all Seinen Kindern ein Fahrzeug, dass der Vater zuvor bereitet hatte, das direkt vor dem Tor des Hauses stand, durch das der Vater zu den Hirschen getreten war, nachdem Er Seine äußerte Bullen-Hülle abgestriffen hatte.
Dieses Fahrzeug war größer als der Wagen mit dem Ziegengespann, kleiner aber als der Wagen mit dem Ochsengespann, der in der Mitte der drei Wagen stand. Vor diesem mittelgroßen Fahrzeug, das auf der anderen Seite des größten stand, war ein wunderbares Hirschgespann mit einer Vielzahl von edlen Hirschen und geschmeidigen Hirschkühen – Söhnen und Töchtern des Vaters aller Wesen, die Ihm dienten.
Es war also das mittelgroße von den drei Fahrzeugen, die dort vor dem Tore standen, aber in seiner Pracht und Herrlichkeit unvergleichlich – von Perlen und Diamanten geziert, wie sie das erhabenste Hirschenwesen aus Seinem überreichen Herzen unter ihnen hervor gebracht hatte.
Der Wagen war mit einem herrlichen Baldachin überspannt. Der Innenraum glich einem riesengroßen Zelt, noch viel mächtiger und gewaltiger, als der Wagen von außen wirkte. Wenn ihr in solch einen Wagen treten würdet, hättet ihr gleichsam das Gefühl, der ganze Himmel wäre das Zeltdach, in allen erdenklichen Farben schimmernd von den wunderbaren Verzierungen dieses alles umspannenden Baldachins, durch den unzählige Lichtkegel in allen Farben strahlen. Der Boden aber war mit herrlichsten perserartigen Teppichen mit Gold und Silberverzierungen ausgelegt, auf denen sich unzählige mit türkisen Samt-Kissen gepolsterte Sitzgruppen befanden, auf denen Hunderte von Tausenden von Zehntausenden von Abermillionen von Zicklein wohligen Platz finden mussten. Darüber war das Fahrzeug innen und außen wie auch das Wagen-Gespann mit herrlichen wunderschönen Girlanden von Mandarava-Blumen, gemischt mit Lotosblüten aller Art, geschmückt.
„Seht! Das ist unser Ziel! Da will ich euch hinbringen!“ „Was für ein herrliches Haus!“ riefen da die Zicklein verzückt. „Viel herrlicher und wunderbarer als dieses hier!“ „O nein!“ widersprach der Hirschenprinz, ihre mütterliche Hirschkuh: „Das ist doch kein Haus! Das ist nur ein Wagen! Und dergleichen gibt es noch mehr! Der bringt euch erst zu dem wahren Haus, in dem alle eure Hirschwesen mit euch zusammen leben und wandeln werden, und ihr mitten unter ihnen! Und er wird euch durch ein herrliches Land fahren, das unendlich ist! Dinge werdet ihr sehen, von denen ihr noch nicht einmal geträumt habt!“
So begannen nunmehr viele Hirsch-Verehrer, in ihren Bildern fortan den rechten Hirschen aller Hirschen, die wahre Hirschkuh aller Hirschkühe, zu verehren und jenem graziösen, wunderschönen Hirschwesen, das alle ihre bisherigen Bilder und Vorstellungen überstieg und das nunmehr mitten unter ihnen war, zu folgen.
Andere schlossen sich den Ochsen-Verehrern an, die ebenfalls dem Zicklein folgten, das in dies höhere göttliche Hirschen-Dasein übergegangen war und sich nunmehr – mit ihnen allen im Gefolge – auf den Weg aus dem brennenden Haus zu jenen drei abfahrtbereiten Fahrzeugen machte, um dort schließlich wieder in jene höchste, erhabenste strahlende Gestalt des Vaters, des kraftstrotzenden Stiers vor dem Hauptgespann, einzugehen, in ihr aufzugehen, in dem unendlichen Vater der unversiegbaren Liebe, aus dem es einst ausgegangen war.
XIX. Die Aufwiegelung der vielfach verführten Zicklein gegen all die Zicklein, die den rechten Weg gefunden haben
→ zur Kurzfassung von Kapitel XIX
Als das die falschen Ochsen-Verehrer und irregeleiteten Hirsch- und Hirschkuh-Anbeter sahen, wurden sie von der verleumderischen Kuh, der Rabenmutter, und den falschen Hirschen und Hirschkühen, ihren älteren Kindern, gegen jene Zicklein, die dem einstigen Zicklein folgten, angestachelt und aufgehetzt: „Wir werden euch nicht mehr dienen, solange ihr jene unter euch duldet! Macht sie alle nieder, wenn ihr nicht unseren Zorn über euch bringen wollt, dass wir euch nieder machen und mit unserem Feuer verzehren!“
Da fielen sie alle über die Zicklein her: die Hirsch-Verehrer über die Zicklein, die dem wahren Hirschen folgten und ein anderes Wesen von Ihm erkannten und verkündeten, als es ihnen geläufig war, ebenso die Hirschkuh-Anbeter und Ochsen-Anbeter; auch die Zicklein, die weder irgendwelchen Hirschen oder Hirschkühen noch einem Stierbild ergeben waren, fielen über sie her. Denn ihnen wurde eingeflüstert, dass sie ebenso gefährlich, ja noch gefährlicher waren als jene engstirnigen Bullen-Anbeter, die sie zuvor bedrängt hatten. „Seht doch!“, riefen die finsteren Hirschwesen ihnen aus undurchdringlichen Dunkel- und Finsternisschwaden zu, aus denen bestenfalls ihre rotunterlaufenen glühenden Augen wahrgenommen hätten werden können – und die nur an sich selbst glaubenden Zicklein hielten es für eine innere Eingebung: „Was für einen Unsinn jene lehren! Sie geben den Bau am Hause auf und lassen alles einfach liegen, um sich auf einen Weg zu machen, der nur ins Nichts führen kann! Sie machen noch alle abspenstig! Wer erhält dann noch dies Haus?! Viel unerträglicher wird alles werden, wenn sie noch mehr verführen! Man muss ihnen Einhalt gebieten und sie zur Fortarbeit an diesem Hause zwingen! Notfalls mit Gewalt, damit ihr Wahn nicht um sich greift!“
XX. Der Triumph der recht geleiteten Zicklein über die irregeführten Zicklein und ihre Helfer
→ zur Kurzfassung von Kapitel XX
So fielen von allen Seiten die verführten Zicklein über die Zicklein her, die auf rechten Weg gebracht worden waren. Welche sie oder ihre älteren, bösen Hirsch-Geschwister aber nieder machten, – o Wunder! – die erstanden, wie das erste Zicklein, das von außen zu ihnen gekommen war, als Hirsche oder Hirschkühe, und kämpften den Zicklein den Weg in die Freiheit frei, die dem Zicklein aller Zicklein, der Hirschkuh aller Hirschkühe, dem Hirschen aller Hirschen folgten, den sie als den wahren Büffel in Seiner unendlich selbstlos liebenden Vater-Natur erkannt hatten. Welche niedergemacht, aber als Hirschwesen erstanden waren, verteidigten also nunmehr kraftvoll jene Zicklein auf dem Wege in die Freiheit:
Mit ihren älteren Geschwistern, den Hirschen und Hirschkühen, die dem rechten Vater dienten, wehrten sie nämlich den falschen Hirschen und Hirschkühen, welche die Zicklein zum Tor in die Freiheit aufhalten wollten, wo die drei Fahrzeuge auf sie warteten – zur Abfahrt in die zahllosen Herrlichkeiten der Unendlichkeit.
Wurden von jenen als Hirschwesen neugeborenen erhabenen Helfern der Zicklein aber welche von den falschen Hirschen und Hirschkühen aufgespießt und verbrannt, wie einst der Vater, der in Seinem mütterlichen Herzen ein Hirschwesen geworden war, um Seine Kleinen zu sich zu holen, so erstiegen sie – Ihm gleich – als Zicklein wieder aus der Asche, gingen zu anderen Zicklein, die noch nicht an das Zicklein aller Zicklein glaubten, taten die Wunder des Zickleins, weil sie aus Seiner nunmehr selbstlosen Liebe lebten und aus deren unerschöpflichen Fülle schöpften, und führten wie das Erste von ihnen viele den rechten Weg hin zum Tor, wo der unendliche Vater in Liebe und Sehnsucht mit all Seinen schon ausgereiften erhabenen Söhnen und Töchtern auf sie wartete, und wo die drei Fahrzeuge bereit standen, um sie durch zahllose Herrlichkeiten zu fahren in die strahlende Unendlichkeit.
XXI. Die Zusammenführung der Zicklein in den drei Fahrzeugen, die in Wahrheit das eine große Fahrzeug für alle sind
→ zur Kurzfassung von Kapitel XXI
Auf diesem Weg zu dem einen Ausgang des großen Tores begegneten sich schließlich alle Zicklein, die alles zurück gelassen und sich aus den verschiedensten Richtungen und Reichen auf den Weg in die Freiheit gemacht hatten: die, welche die Kraft der Liebe des einen erhabenen Zickleins ebenso auch in sich fanden, wie all die Zicklein, welche den Vater in Gestalt der Hirsche und Hirschkühe verehrt hatten, wie auch die Zicklein, die Ihn in einer Rindergestalt verehrt hatten, je nach dem, was sie von Ihm einstmals ursprünglich, zuerst erspäht und erkannt hatten – aus welcher mangelhaften Erkenntnis sie nunmehr allesamt allmählich heraus geführt wurden. Als sie sich so begegneten – die Irgendein-Stierbild-Anbeter, die Hirsche- und Hirschkühe-Anbeter und die Die-universale-Kraft-des-Zickleins-Erkenner, da waren sie zutiefst entsetzt und erstaunt, und wollten nach ihrer Gewohnheit wieder übereinander her fallen.
Da wehrte ihnen das Zicklein, das zum Hirschwesen geworden war und auf den Wege war, in den Ochsen wieder einzugehen. „Nicht doch! Was tut ihr da?! Habt ihr immernoch nicht erkannt, dass ihr allesamt Zicklein, Kinder des selben Vaters voll unendlicher Liebe für euch alle, seid? – … ihr, die ihr alle Mir, dem Hirschen aller Hirschen, der Hirschkuh aller Hirschkühe folgt, der aus der Unermesslichkeit des Bullen hervorgetreten und für euch euer aller wie Seine ureigenste, innerste Gestalt des Zickleins angenommen hat? Erkennt ihr nicht, dass ihr euch alle in gleicher Weise von den trügerischen Dingen dieses Hauses gelöst und all seine leeren Habseligkeiten losgelassen, ja, euch selbst aufgegeben habt, und dass ihr – euch alle nunmehr einander liebend und dienend und stützend und helfend in Meiner selbstlosen Liebe – allesamt miteinander aufgemacht habt, um Mir zum Ausgang aus diesem Flammenmeer zu folgen? – … egal, ob ihr nun das kleine Fahrzeug mit dem Ziegengespann, das mittlere Fahrzeug mit dem Hirschgespann oder das größte Fahrzeug, das der gewaltige, kraftstrotzende Büffel, der Höchste aller Wesen, selbst zieht, euch zum Ziel gesetzt habt?
Seht doch genau hin! Diese Fahrzeuge stehen nebeneinander, und ihre Zugtiere stehen zur Abfahrt in die selbe Richtung bereit. Auch verbindet alle drei Fahrzeuge doch eine einzige Achse, ein und dasselbe Holzkreuz der un-eigennützigen Liebe des unendlichen Vaters, die alle Wagen trägt, so dass alle drei Fahrzeuge in Wahrheit ein einziges unermesslich großes Fahrzeug sind!“ Als die Zicklein das bemerkten, staunten sie nicht schlecht.
XXII. Die Enthüllung der drei Fahrzeuge und ihrer Wirkkraft
→ zur Kurzfassung von Kapitel XXII
Da fragten die Zicklein: „Warum aber gibt es drei Fahrzeuge, wenn es doch nur eines ist? Denn wir sehen ein Ziegen-, ein Hirschen- und ein Ochsengespann!“ „Erkennt dies“, sprach ihr Anführer: „Einem jeden von euch Kleinen musste Ich ein Fahrzeug zeigen nach der Art des Spielzeugs, das es liebte und begehrte, das ihm lieb geworden war und mit dem zu spielen und umzugehen es gewohnt war, das ihm vertraut war. In Wahrheit sind die verschiedenen Fahrzeuge aber ein einziges, ein und das selbe Fahrzeug, das – ungeachtet seiner Zugkräfte – in die selbe Richtung führt, weil all jene Kräfte aus Meiner und Meines Vaters Kraft, aus der des gewaltigen, stark bemuskelten Bullen sind, der im Letzten alles, von der Mitte her, zieht.
Seht: Das Ziegengespann ist das von kleinster Kraft. Von jenem ließen sich all die von euch ziehen, die allein auf ihre eigene Kraft vertrauten. Für sich allein kämen sie am wenigsten vorwärts, wenn nicht die anderen Gespanne mitzögen! Sie folgen blind Meinen Geboten, ohne rechte Einsicht erlangt und wirklich verstanden zu haben. Sie lassen alles los, sogar sich selbst, um frei zu werden und sich auf den Weg machen zu können. Sie haben aber noch kaum etwas von den Schätzen erkannt, die ihnen bereitet sind und – auf wundersame Weise – doch schon zufließen. Darum kämen sie mit ihrer Kraft nicht weit, wenn nicht die anderen Gespanne – ohne dass sie sich´s erklären können – dennoch mitzögen, weil sie immerhin schon – wenn auch ohne jedes Verstehen – alles los gelassen haben und ins Geheimnis des selbst-losen Sich-Verschenkens eingetaucht sind, wenngleich sie sich die Kraft dieses Geheimnisses nicht erklären können.
Das Hirschgespann ist das von mittlerer Kraft. Von jenem ließen sich all die von euch ziehen, die Meine Gebote nicht nur blind befolgten, sondern schon eine gewisse Einsicht in die wahren Zusammenhänge und in die überirdischen Kräfte, die sie benötigen, die ihnen von außen, durch alle Hirschwesen, zufließen, erlangt haben. Sie lassen nicht mehr nur alles los, weil sie erkennen, dass in diesem Hause nur Mangel ist, sondern folgen immerhin schon Meinen Liebesgeboten, wenn auch immernoch mit getrübten Blick, noch ohne wirklich vollumfassende Einsicht erlangt und wirklich verstanden haben. Sie dienen nur, damit ihnen gedient wird, geben nur, um zu empfangen, und lieben nur, um Liebe zu erfahren. Sie haben Mein wahres Vater-Wesen noch nicht wirklich erfasst und das letzte Glück wahrhaftiger Selbstlosigkeit noch nicht gefunden. Sie verwechseln Mich noch immer mit den falschen Hirschen und Hirschkühen, denen sie vormals gedient haben, aus Angst und Furcht, Ich könnte sie – wie einst jene – mit Feuer verzehren, wenn sie Mir nicht recht dienten, wie jene es mit ihnen gemacht haben. Aber sie haben Mein wahres Wesen noch nicht erkannt, dass Ich solches niemals tun könnte, und ihnen Meine Liebe auch dann schenke, wenn sie diese noch nicht in angemessener Weise erwidern können.
Das Ochsengespann ist schließlich das von größter Kraft. Die von jenem gezogen werden, die haben Mein ganzes Wesen erfasst, dass es frei sich immerfort schenkende völlig selbstlose uneigennützige Liebe ist, die nie und für niemanden vergeht. Die werden von dieser Liebe vollumfänglich erfasst, erfüllt, befreit, gezogen und angesteckt.
Das sind auch die, die allein zur letzten Vollendung der Liebe befähigt sind, wie Ich – und eines Wesens und Sinnes mit Mir geworden – in völliger Selbstlosigkeit zu lieben und das höchste Glück der gänzlich frei sich verschenkenden Liebe in und aus dem unermesslichen, unerschöpflichen, nie versiegenden Reichtum Meiner Liebe zu erfahren. Die sind völlig befreit von jeder Angst, diese Liebe je noch verspielen oder verlieren zu können, und dadurch befähigt zu letzter selbstloser Selbstaufgabe, und ringen darum nunmehr um alle ihre Geschwister – wie Ich vollendet selbstvergessen, in der Bereitschaft, alles, sogar sich selbst, dafür dran zu geben – und sorgen dafür, das auch das letzte von ihren unseligen Geschwistern aus diesem Hause heraus findet und kommt.“
XXIII. Der Sieg in der Einung der drei Fahrzeuge zu einem Fahrzeug
→ zur Kurzfassung von Kapitel XXIII
Und ihr aller Meister sagte: „Erkennt, dass ihr alle Geschwister und Kinder des selben Vaters, auf der selben Pilgerschaft zu Ihm unterwegs seid! Nur wenn ihr alle zusammenhaltet, können Wir die Barriere, welche die falschen Hirschenkinder der trügerischen Rabenmutter bilden, durchbrechen! Denn eine letzte Schlacht gegen sie steht noch aus!“ So hielten nunmehr alle Zicklein zusammen und bildeten eine unverwüstliche Einheit, welche die Hirsche und Hirschkühe, die sie im Feuerhause halten wollten, nicht aufhalten konnten. Welche aber von den Zicklein an den Flanken der ausziehenden Herde niedergemacht wurden, die erstanden als Hirschwesen und kämpften zusammen mit den Hirschen und Hirschkühen des Vaters, die das Flammenhaus umringten, um der großen Menge aller Zicklein den Weg frei zu machen zu den drei Fahrzeugen hin, das – alle von der selben Achse eines einzigen Holzkreuzes der unversiegbaren Liebe des unendlichen Vaters getragen – in Wahrheit ein einziges wunderbares Fahrzeug waren.
So konnte die Menge der Zicklein, die eine Herde unter einem Hirten geworden war, die Barriere der falschen Kinder der Rabenmutter durchbrechen. Denn die Schätze, die Perlen und Juwelen, welche das Zicklein ihnen gegeben hatte, schützten sie wie Panzerschilde gegen die Feuersbrünste, welche jene hohen und erhabenen Hirsche und Hirschkühe aus ihren Nüstern gegen sie ausstießen. Und da sie zusammenstanden wie ein Mann hinter dem Einen, der sie führte, verbanden sich ihre Schilder wie die Schuppen des Panzers einer einzigen Schild-Kröte. So konnten sie unbeschadet durch jene letzten Feuerwälle aus dem verfallenden Hause ziehen, das hinter ihnen mit gewaltigem Knallen zusammenzubersten begann.
Da stießen die düsteren Hirschwesen, deren Augen vor Wut und Zorn blutunterlaufen glühten wie Kohlen, mit letzter Kraft unsägliche Feuersbrünste aus ihren Nüstern, von solcher Hitze und Glut ins Tor, dass der Zickenherde trotz ihres Schildkröten-Panzers, der in den vorderen Reihen schon zu schmelzen begann, es unmöglich wurde, sich noch weiter dem Tor in die Freiheit zu nähern.
Da trat der erhabene Hirsch, ihr großer Patron, der an ihrer Spitze die Herde führte, einige Schritte alleine vor. Dann aber wuchs aus dem erhabenen Hirschwesen – zwischen Seinem Geweih ein drittes Gehörn und nahm mit zunehmenden Wuchs die Geweihflügel links und rechts von sich, die ebenso zu wachsen begannen, mit sich empor in die Höhe. Diese immer gewaltiger werdende Krone des erhabensten Hirschen aller Hirschen aber leuchtete türkis-diamanten wie ein Jaspis-Kristall. Dort aber, wo sich das Geweih nach links und rechts entzweigte – weit erhaben über der Stirn des erhabensten Hirschwesens, da strahlte es in reinstem, kühlen Weiß wie der Schnee. Dieses türkis leuchtende Jaspis-Gehörn aber glich einem Kristall, so dass sein strahlendes Blau-Grün das Rot der Höllenbrünste in eiskalten Rauch verwehen ließ, je nachdem, wohin der mächtige Hirsch aller Hirschen Sein Geweih schwenkte, so dass die Feuersbrünste sich teilten.
Der erhabene Patron wendete Sein majestätisches Haupt zu der Herde und wies sie mit einer Kopfbewegung durch die Schneise zwischen den lodernden Flammen, die entstanden war.
So zog die ganze Zickleinherde links und rechts an dem erhaben verharrenden Hirschen vorbei durch das Feuermeer, das sich lodernd links und rechts auftürmte.
Sie konnten gänzlich unbeschadet hindurch wandern, so dass sie ihre Schilde senken und auseinander treten, in Gruppen durch die entstandene Schneise hindurch ziehen konnten, denn selbst der Boden unter ihren Füßen erstarrte zu jaspis-schimmernden Kristall gleich Eis oder Schnee.
Als die ganze Herde hindurch gezogen war, schloss sich ihnen schließlich der erhabene Hirschenprinz, der Erste, der sich zum Letzten gemacht hatte, hinten an und schritt majestätisch durch die Schneise inmitten der Feuersbrunst. Und je mehr Er sich gemächlich überlegen dem Ende jenes Tunnels näherte, desto mehr zog sich Sein mächtiges, strahlendes Gehörn wieder zusammen, bis es seine ursprüngliche Gestalt wieder erlangt hatte; und hinter dem Hirschen, der gelassen, majestätisch zwischen den Flammenwällen hindurch schritt, schlossen sich diese wieder und bäumten sich funkensprühend auf, als würden sie selbst von Wut und Zorn über ihre Niederlage geschürt.
So gelangte die ganze Herde gänzlich unbeschadet vor das dreifaltige Fahrzeug, dessen Pracht sich vor ihnen auftürmte wie ein mächtiger drei-türmiger Palast.
Die Zicklein aber, hoch erfreut über ihre gewonnene Freiheit, sprangen, Haken schlagend, in ihre Wagen. Das erhabene Zicklein aber, das zum majestätischsten Hirschwesen geworden war und sie heraus geführt hatte, ging nunmehr wiederum in Seine äußerste Hülle des erhabenen Bullen ein, so dass Sein mütterliches Herz wieder von Seinen drei Gewändern und Häuten, der des unschuldigen Zickleins, des graziösen Hirschwesens und des grandiosen Büffels umhüllt war. Und alle Seine Söhne und Töchter, die Hirschkühe und Hirsche des erhabenen weißen Rindes, umscharten jenes große dreifaltige Fahrzeug und schützen es.
XXIV. Die Abgrenzung des Höllenreiches vom Himmelreich
→ zur Kurzfassung von Kapitel XXIV
Nun aber sprach der erhabene Prinz, das Ochsen-Hirschin-Zicklein, das aller Vater war: „Seht nur, das Haus ist in sich zusammengefallen. Das gierende Feuer all jener, denen ihr entkommen seid, brennt nun noch gieriger, weil es in euch keine Nahrung mehr hat! Es beginnt schon, sich nach allen Seiten auszubreiten und Meine Lande zu verzehren!
Lasst es Uns mit Unserem Wagen siebenmal umfahren, damit wir eine Schneise, einen tiefen Graben, um das Haus erzeugen, damit sich ihr Feuer nicht weiter ausbreiten kann. Lasst Uns die Feuersbrunst bannen in einem siebenfachen Zirkel, einem undurchdringlichen magischen Kreis!“
So umfuhren sie jenes Haus, um eine Schneise zu bilden, damit sich das Feuer der Gier, das sich zu Wut und Hass steigerte, das die falschen Kinder mit ihrer trügerischen Mutter entzündeten, die über ihre Niederlage und über ihren Verlust jener großen Sklavenschar und Arbeiterschaft von unbändigem Zorn erfüllt wurden, nicht weiter ausbreiten konnte.
XXV. Ist das schon das Ende? – Eine Zugabe
→ zur Kurzfassung von Kapitel XXV
Nun könntet ihr meinen, das wäre schon das Ende – das Ende dieser Geschichte: Die Unschuldigen sind gerettet, das Böse ist gebannt, und die Üblen schmoren in ihrer selbstverschuldeten Hölle. – Und meist wird die Geschichte tatsächlich nur bis hierher erzählt.
Aber das ist noch keineswegs das Ende! Denn dies ist ja die Geschichte des unendlichen Vaters, der unermesslichen Liebe, der unausschöpflichen Gnade, der unversiegbaren Barmherzigkeit und der untrübbaren Geduld, der gewaltigen Kraft an Stärke der göttlichen Liebe, die alles durchzusetzen vermag, was Sie in Ihrer unaussprechlichen selbstlosen Hingabe sich vorgenommen hat und unabänderlich ewig will. – So hört, wie die Geschichte tatsächlich noch weiter geht!
XXVI. Die Befreiung der älteren Geschwister
→ zur Kurzfassung von Kapitel XXVI
So wurden also jene hirschgestaltigen Teufelswesen durch einen siebenfachen magischen Kreis in ihrer selbst-geschaffenen lodernden Hölle eingeschlossen.
Da wurden jene gräulichen Wesen im Inneren des Kreises von ihrem eigenen Feuer verzehrt. Auch begannen sie, die kohlschwarzen Hirsch-Ungeheuer mit blutunterlaufenen, stechend strahlenden Glutaugen, gegeneinander zu fauchen und zu beißen, sich selbst in ihrer Verzweiflung und in Wut gegeneinander entbrannt, zu fressen und nieder zu machen.
Welches der Hirschwesen so aber durch die Feuersbrunst oder die Zerfleischung der anderen zu Tode gekommen war, erstieg aus seiner Asche als ein kleines Zicklein, das verzweifelt in Angst und Schrecken blökte, und jener wahnwitzigen Hölle zu entrinnen verlangte. Solch einem hilflosen Zicklein aber wurde noch schlimmer von den anderen zugesetzt; es wurde unsäglich gequält und schließlich verzehrt, so wie es vormals selbst als Hirschwesen den gefangen gehaltenen jüngeren Geschwistern, den unschuldigen Zicklein, zugesetzt hatte. So schrien jene als Zicklein wiedergeborenen Hirschwesen in ihrer Not voll Verzweiflung, den Wahnwitz und das Übel erkennend und nun selbst am eigenen Leibe erfahrend, in das sie sich einst verstiegen hatten.
Doch glaubten sie nicht, dass ihnen noch Rettung und Gnade zuteil werden konnte, hatten sie sich doch einstmals selbst gegen ihren Vater aufgelehnt und in gleicher Weise an ihren jüngeren Geschwistern vergangen und deren Blut geschlürft, so dass ihnen nur recht geschah. Ihr Vater aber rief ihnen zu: „Verzweifelt nicht! Meine Liebe, Sie ist wirklich unerschöpflich! Seht doch auf die Kraft Meiner Bemuskelung, auf das strahlende reine Weiß Meiner Haut! Ich bin wirklich gewaltig, gewaltig an Kraft des Herzens und verdamme niemanden!
Habe Ich all jene Zicklein retten können, die von Geburt an nichts von wahrer Liebe wussten, wieviel mehr euch, die ihr jetzt endlich erkannt habt, aus was ihr gefallen seid, und nunmehr auch wisst, in was ihr damit geraten seid. Denn darüber wart ihr so wenig kundig, wie eure kleinen Geschwister von der Liebe. So wart ihr im Grunde in gleicher Weise unwissend und naiv in eurem kindlichen Trotz wie sie. Darum könnt wohl auch ihr noch errettet werden aus eurer von euch selbst erzeugten Feuersbrunst, da ihr nun erkannt habt, wohin euch dies alles gebracht und geführt hat.“
Da riefen jene einstigen Hirschwesen, die mitsamt ihrem dahin-schmelzenden Hochmut wieder zu kleinen hilflosen Zicklein zerschmolzen waren: „Nun erkennen wir, wie töricht es war, uns in unserem kindlich-naiven Trotz, der garnichts wusste und erkannt hatte, von Deiner unermesslichen, alles überbietenden selbstlosen Liebe abzuwenden und uns gegen Dein Wesen und Vorbild der Selbst-Losigkeit zu stellen. Fürwahr! Wie hat uns unsere falsche Rabenmutter doch getäuscht und betrogen!
Um welche wahren, wahrhaftigen Freuden für Hunderte von Tausenden von Zehntausenden von Äonen hat sie uns gebracht! Jetzt erinnern wir uns, wie glückselig es vormals in Dir war in der beständig wachsenden Freude, in dem immerfort sich steigernden, wallenden Glück der sich verschenkenden Liebe in einem einhelligen gemeinsamen Füreinander-Dasein!“
Jene Zicklein, die so riefen, ergriffen ihre größeren Geschwister, die Hirsche und Hirschkühe, die mit dem dreifaltigen Fahrzeug des Höchsten um jenes in Feuer aufgegangene Haus kreisten, mit ihren mächtigen Geweihen und schleuderten sie zu den anderen Zicklein in die Fahrzeuge.
Und jene hinzu gewonnenen Zicklein waren von unsäglicher Dankbarkeit erfüllt. Aber auch die Zicklein, denen sie zuvor so viel Leid zugefügt hatten, sahen es ihnen nach; denn sie hatten hierfür nunmehr ebenso, nein noch viel unsäglich schlimmere Feuersbrünste und Zerfleischungen ertragen müssen, nachdem jene Kleinsten ihnen entrissen worden waren und sie selbst an deren elende Stelle gerückt waren. Jedoch nicht deswegen: Sondern alle Zicklein im Wagen des unendlichen Vaters waren von der inbrünstigen selbstlosen Liebe des Vaters, der mütterlichen Liebe Seines inneren Hirschwesens, von der geschwisterlichen Liebe Seines inneren Zickleins, das Seine Freude im Spiel mit ausnahmslos allen zur Unendlichkeit steigern will, erfüllt, und darum wie das Ochsen-Hirschin-Zicklein nur noch von dem einen Wunsch und Verlangen beseelt, die Glückseligkeit der sich hingebenden Liebe mit allen zu teilen, im Bewusstsein, dass diese wächst, je mehr sie sich frei und uneigennützig, gerade unverdienter Weise vergibt.
So kam es, dass mit jeder Umrundung der Feuersbrunst neue wieder zu Zicklein gewordene Kinder hinzugewonnen wurden: Beim ersten Umkreisen der siebente Teil, beim zweiten Umkreisen schon der sechste Teil von denen, die noch übrig waren, beim dritten Umkreisen sogar der fünfte Teil der Übrigen, bei der vierten Umrundung gar der vierte Teil, bei der fünften Umrundung schon ein Drittel, bei der sechsten schließlich die restliche Hälfte und bei der siebten Umrundung der ganze Rest, so dass nunmehr auch alle älteren Geschwister gewonnen worden waren und allein die Rabenmutter der Kinder in der Feuersbrunst übrig blieb, die sie selbst entzündet und über sich und alle ihre Kinder gebracht hatte, und um die sie sich darum nunmehr – wie es schließlich auch nicht anders enden konnte – damit gebracht hatte, nachdem ihr Betrug aufgeflogen war.
XXVII. Ist das nun das Ende? – Noch eine weitere Zugabe
→ zur Kurzfassung von Kapitel XXVII
Ist das nun das Ende? Die Böse, die für alles Elend und Leid verantwortlich war, muss nun ganz allein auf ewig für all das büßen? Das wäre doch nur recht und billig!
Aber nein! Ihr ahnt es schon: So doch nicht bei diesem Vater! – … der niemals will, dass auch nur ein Einziges Seiner Kleinen je für immer verloren geht! – Und wenn Er neun-und-neunzig mal neunhundert-neunzig mal neuntausend-neunhundert- neun-und-neunzig-millionen Kinder hätte, Er würde auch dem aller-aller-aller-letzten Verlorenen nachgehen, bis Er es fände, weil dieses Eine aller-aller-aller-letzte Verlorene Ihm ebenso lieb ist wie Seine ganze – „ganze?“ – ja, ganze! – schon gewonnene Kinderschar und Herde!
XXVIII. Die Läuterung der Rabenmutter selbst, der stolzen, selbst-süchtigen Frau, die den Vater aller verlassen hatte, aber doch geliebte Frau des Vaters und Tochter, geliebtestes erstgeborenes Kindlein bleibt
→ zur Kurzfassung von Kapitel XXVIII
Die nunmehr von allen verlassene, durchschaute falsche Rabenmutter freilich fauchte und ergrimmte zuerst in unbändiger Wut über ihre Niederlage und voll Zorn darüber, die – wie sie noch immer wähnte – ihr gebührende Ehrerbietung nicht länger zu erfahren. Je mehr sie jedoch in ihrem Grimm Feuer spie, desto mehr brannte und loderte sie. Denn ihre Glut fand allein noch Nahrung in ihr selbst, da sie durch einen siebenfachen magischen Kreis des Vaters eingeschlossen und gebannt und vom Reich ihres verstoßenen Mannes, ihres verachteten Vaters, den sie ausgegrenzt hatte, dadurch freilich ebenso selbst ausgegrenzt war. Und je mehr sie ergrimmte, umso mehr verzehrte ihr eigenes Feuer sie, bis sie daran geschwächt immer kleiner und erbärmlicher, immer unansehnlicher wurde.
Weil sie aber ihr eigenes Bild in dem dreifaltigen diamantenen Wagen, der sie umkreiste, von allen Seiten sah, wie hässlich und unansehnlich, ja, gräulich, erbärmlich, alt und abstoßend sie nunmehr geworden war – ein Bild der Verwesung und des Grauens, da schmolz mit ihrer Kraft schließlich auch ihr Stolz dahin, dass ihr Wutgeschrei gegen den Vater, der sich ihr, wie sie gewähnt hatte, in unrechtmäßiger Weise entzogen und ihr nunmehr auch all ihre vermeintlichen Kinder entwöhnt und entrissen hatte, dass ihr Wutgeschrei gegen Ihn und ihr Grölen gegen ihre Kinder, sie sich allesamt von ihr abgewendet hatten, sich schließlich nunmehr gegen sich selbst richtete, weil sie endlich – in dem alles enthüllenden, sie immerfort umkreisenden türkis-jaspis-kristallenen Spiegel des dreifaltigen Fahrzeugs – unweigerlich erkennen musste, was sie selbst sich in ihrer Vermessenheit und ihrem Hochmut angetan hatte, was für eine abstoßende Erbärmlichkeit aus ihr geworden war.
Und alsdann fing sie schließlich an zu wimmern und zu klagen, sich selbst zu verwünschen über dem, was sie da getan hatte, dass sie gar sich selbst los zu werden wünschte.
Und diese Tränen über ihr sich selbst zugefügtes nunmehr zur Unsäglichkeit angewachsenes Leid ließ jene ausgezehrte, zu einem Anblick des Todes gewordene Kuh zu einem Hirschwesen und darüber hinaus schließlich zu einem kleinen, hilflosen Zicklein dahinschmelzen, das nur noch seinen eigenen jämmerlichen Selbst-Betrug mit herzzerreißendem Blöken beklagen und beweinen konnte – ihre eigene kindlich-naive Selbst-Täuschung, der sie in ihrem kindlich-naiven Stolz und Trotz selbst erlegen war, so dass sie sich selbst um jenen sie so fürsorglich umhegenden Vater und so selbstlos liebenden und umsorgenden Gemahl gebracht hatte, der sie doch mit so viel unsäglichen Liebeszuwendungen geschmückt und erst zu der strahlenden mütterlichen Schönheit gemacht hatte, die sie einst war.
Nun könnte man meinen, die Kinder alle hätten sich an ihren Qualen geweitet und erfreut, der Vater hätte ihre Niederlage voll Genugtuung genossen. Aber nicht doch! So nicht dieser Vater! –
Nicht dieser unendliche Vater! – … sah Er in ihr, die ihn verschmäht und von sich hinaus gestoßen, ja, die Ihn zutiefst getroffen und ins Herz getreten, Seine Liebe verraten und Sein Vertrauen missbraucht hatte, um Ihn gleichsam hinterrücks einen tödlichen Stich bis zum Herzen hin zu versetzten, … – sah Er bei all dem – ja, immer noch! – doch nur Seine erste Kleine, die Er aus Seiner unstillbaren Herzensliebe gebildet hatte, sie an Seinem Glück teil haben zu lassen, mit der Er sich für immer und ewig vermählen und vereinen wollte zu ihrer beider höchsten Wonne und Glück. Wie hätte Er in Seiner unbezwingbaren unendlichen Liebe, die sie einstmals werden und erstehen ließ, die sie auf Ihrem warmen Schoß, an ihrer warmen Brust, direkt an Ihrem Herzen genährt hatte und hatte wachsen und gedeihen lassen, die mit jener, als sie noch klein und unschuldig war, so innig geherzt und so lebhaft gescherzt hatte, wie hätte diese mütterliche Liebe des unendlichen Vaterherzens sie je verstoßen und ihr Übles wünschen können?! – wo doch nunmehr endlich ihre Läuterung in Aussicht stand!
Wie hätte Er in der unendlichen Weisheit Seiner Liebe nicht darum wissen sollen, auf welchen Umwegen, welche die Freiheit jeder frei sich verschenkenden Liebe immer zugesteht und einräumt, jene – wie alle Seine Kinder – zu Ihm und Seiner Liebe finden müsste?!
So rief der Vater ihr zu: „Meine liebste Tochter, Mein geliebtes Kleines, Du, Mein allererstes Kind! Meine Braut, die Ich Mir vor allen anderen bereitet, mit der Ich Mich als Allerersten vermählt und beglückt und all Meine Kinder gezeugt habe! Hör´ auf, dich selbst zu hassen und zu verwünschen für das, was du getan hast! Nun bist ja schließlich auch du geläutert und hast deinen großen Irrtum erkannt. Du hast es ja, wie alle Meine Kinder nur nicht besser gewusst, da du unreif und dumm warst in deinen Kinderjahren wie sie alle. Da Ich dich aber als Meine allererste Seele geschaffen und über alle erhoben hatte, musste dein Fall ja umso tiefer und schmerzlicher sein wie auch deine Schuld. Warum also sollte dir nicht genau die selbe Zuwendung Meiner selbstlosen, gänzlich frei und unverdient sich restlos verschenkenden Liebe, Gnade und Barmherzigkeit zuteil werden wie allen anderen, die Ich vor dir aus deiner Verblendung erlöst habe, der sie ebenso wie zuerst du, erlegen waren? Ich nämlich habe nie aufgehört, dich zu lieben, obwohl Ich von Anfang an wusste, dass es so kommen musste. Siehe, Ich habe dich je und je geliebt, Ich liebe dich noch und werde dich immer lieben.
Und gerade, als Ich Mich dir in deiner Selbstsucht entzog, da suchte Ich in Meiner Liebe doch immer nur wieder dich, wie du einst warst, wie allein du glücklich sein und im Glück Unserer Zweisamkeit bleiben konntest!“
Von diesen Worten zutiefst gerührt, von tiefster Reue gepackt über alles, was sie sich selbst, all ihren Kindern und dieser Liebe ihres Vaters und Gemahls angetan hatte, begann da jene verlorenste Tochter, jene erste Braut, die sich, obwohl am meisten geehrt und als Erste mit Liebe bedacht, durch solch unsinniges Ansinnen sich selbst am allermeisten angetan hatte, in tiefstes Schluchzen und Heulen und Weinen auszubrechen. Mehr konnte sie nicht.
Sie stand nur hilflos da und heulte Rotz zu Wasser. Und jenes Tränenmeer, das sie weinte, löschte alle Feuer, die sie entzündet hatte. Da spannte der Vater sich aus dem Wagen, ließ alle Seine Kinder zurück und stieg in Seiner inneren Gestalt des Hirschenprinzen und Zicklein-Bruders und -Gemahls zu ihr hinüber in den Kreis und küsste und umarmte sie.
Da gewann jene erbärmliche, so unansehnlich gewordene Gestalt, die zu einem kümmerlichen, armseligen, hilflosen Zicklein dahingeschmolzen war, ihre ursprüngliche Herrlichkeit zurück, die aber nunmehr noch viel herrlicher und weit wunderbarer erstrahlte als je zuvor. Denn ihr Herz war wieder entzündet worden von dem einzig wahren, ursprünglichsten mütterlichen Herzen ihres Bräutigams, das sie nunmehr ausstrahlte, wie nie zuvor.
Da riefen die Kinder im Wagen: „O Mutter! Nun kannst du wieder wahrhaft unsere Mutter sein! Komm doch mit Papa herüber zu uns, o Mama, und lass uns alle zusammen eine glückliche Familie sein!“
Da warf sich die Mutter erneut ihrem Mann in die Arme und bat Ihn wiederholt und immer immer wieder um Verzeihung für ihre unsägliche Torheit, in die sie sich verbissen hatte. Er aber, der doch so kraftstrotzend wie ein Büffel war, nahm sie und trug sie über den Wassergraben, der entstanden war.
An jener Stelle aber, in der Mitte des Wassergrabens, wo die Ruine des verkohlten Hauses stand, das vormals die leidvolle Wohnstätte aller Kinder des Vaters war, und der Ort Seines unermesslichen Liebesopfers für sie alle, da wuchsen nunmehr herrlichste Lotusblüten in allen nur erdenklichen Farben, die sich um die Ruinen rankten. Denn der einstige Palast, seine verkohlten Ruinen waren allesamt morsch und morastig geworden von den vielen Wassern der Freudentränen, welche alle geweint hatten, so dass aus ihm ein strahlender Dom aus Lotusblüten erwuchs, der bis in die Himmel ragte.
Der wurde zum Wahrzeichen des Landes und der unendlichen, unerschütterlichen Liebe des Vaters, der mütterlichen Allgüte, die sie alle zu selbstlosem Sich-Verschenken befähigt hatte, wie Sie sich selbst an alle verschenkte, und so ausnahmslos alle von ihrer selbst-betrogenen, selbst-süchtigen Selbst-Verhaftung befreit und erlöst und ins wahre unendliche, unermessliche, sich immerfort steigernde Glück der selbstlosen Liebe geführt und eingetaucht hatte.
XXIX. Der unermesslichen Liebe beständig wachsendes Schöpfungswerk
→ zur Kurzfassung von Kapitel XIX
Von diesem Tage an erfreuten sich alle im beständig wachsenden Glück des Einander-Beschenkens und Aneinander-Teilhabens, des Füreinander-Daseins in selbstloser Liebe, und ihr Glück mehrte sich von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, von Jahrhundert zu Jahrhundert, von Äon zu Äon bis in die Ewigkeiten der Ewigkeiten und in die Unendlichkeit hinein.
Und ihr Glück mehrte und mehrte sich. Denn immer wieder sprach der Vater:
„Lasst Uns Unser Glück mehren und Uns Kinder machen,
die Wir an Unserem Glück teilhaben lassen und beschenken können,
dass sie das Glück des Einander-Beschenkens
wie Wir erfahren.“
XXX. Eine abschließende Rätsel-Frage an die Leser
→ zur Kurzfassung von Kapitel XXX
Was nun meinst du wohl:
An welcher Stelle der Geschichte stehst du? – stehe Ich?
An welcher Stelle der Geschichte
stehen wir?