Der große Tathagata:
Lockruf aus dem lodernden Flammenhaus

Kommentar: Eine Liebes-Erklärung

Teil 3: Kommentierung der einzelnen Kapitel
XVII. Verehrung des EINEN (Hirschen aller Hirsche) in ALLEN (Hirschen)

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(036a) (036b) (036c) Schon im Alten Testament wird Gott als die höchste Gottheit, der König und Gott aller Götter verehrt, A der sich in ihnen allen mitteilt. B Auch Christus wird als Herr aller Herren und Regent aller Regenten bezeichnet. C Dass dies nicht nur irdische Herrscher meint, bringen mehrere apostolische Zeugnisse zum Ausdruck. D

Paulus erklärt, dass wir es in allen Göttern letztlich mit dem einen all- und alleinwirksamen Gott zu tun haben, E was an die hinduistische Vorstellung erinnert, dass alle Gottheiten letztlich nur verschiedene Verkörperungen und Personifikationen der selben Urgottheit Brahman sind, des göttlichen Urgrunds allen Seins. F

Ähnliche Vorstellungen gab es auch in Ägypten, insbesondere unter Pharao Echnaton, der alle ägyptischen Götter in einem henotheistischen Monotheismus unter der Sonnengottheit Aton einen wollte. Sein Sonnenhymnus fand als ein Psalter, der den jüdischen Gott preist, sogar Eingang in die Bibel. G

Solch ein henotheistischer Monotheismus setzte sich auch im Römischen Reich durch, in welchem um die Zeitenwende der Sonnenkult vorherrschte, so dass letztlich in und über allen Göttern des Imperium Romanum die höchste Gottheit der Sonne verehrt wurde.

Wenn man die Worte des Apostels Paulus E2 recht zu deuten versteht, dürfte es wenig verwundern, dass das junge Christentum keine Schwierigkeiten damit hatte, jene höchste Gottheit des „Sol Invictus“, der „siegreichen Sonne“ mit Christus zu identifizieren, der „Sonne der Gerechtigkeit“, die mit „Heilung unter ihren Flügeln“ auch unter den Heidenvölkern aufgehen sollte, die schon immer das göttliche Wesen recht verehrten. H

Die römischen Christen gingen in ihrer Gleichsetzung der höchsten römischen National-Gottheit mit Christus sogar so weit, dass sie sich – zusammen mit ihren heidnischen Geschwistern – vor der Sonne als einer lebendigen Christus-Ikone verneigten. I

Diese Identifikation des von den römischen Heiden verehrten „Sol Invictus“ mit Christus ging sogar noch weiter – so weit, dass man den „Herren-Tag“ (also den vom Herrn bestimmten Ruhe- und Feiertag zur Erhebung der Seele – ursprünglich der jüdische Sabbat, also der Samstag; vgl. Ex 20,8-10) in apostolischer Freimütigkeit (vgl. Kol 2,16-17) auf den römischen Festtag zu Ehren Sols, der Sonne (also auf den Sonn-Tag, der zugleich der Tag der Auferstehung des Herrn war; vgl. Apk 1,10; Mt 28,1-2; Luk 24,1; Act 20,7; I Kor 16,2) verlegte – wie ebenso das christliche Hoch-Fest der Geburt Jesu Christi (das ursprünglich im Frühjahr gefeiert wurde) auf den großen römischen National-Feiertag des Hoch-Festes der (Wieder-)Geburt der Sonne zur Winter-Sonnen-Wende (vom 24. auf den 25. Dezember, also auf „Weihnachten“) verschoben wurde, da Christus, das Licht der Welt, in die äußerste Finsternis getreten ist (vgl. Joh 8,12; Mt 4,16).

Christus als der „Sol Invictus“ trat damit an die Spitze des römischen Götter-Pantheons; und es wird nicht verwundern, dass Christus eine geraume Zeit von den Römern in, mit und über ihren bisherigen Göttern als der höchste Pantokrator von all jenen himmlischen Herrschern verehrt wurde (vgl. I Tim 6,15; Dan 2,47; I Kor 8,6), ohne dass dies für die römischen Christen eine unverträgliche Widersprüchlichkeit darstellte, war doch der Name Christ als der Name über allen Namen und in allen Namen über die Namen auch all ihrer Götter ausgerufen worden (vgl. Phil 2,9-11).

Jesaja lässt „Jahwe Zebaoth“, den „Herrn der Heerscharen“ erklären, dass Er der Inbegriff aller Gottheiten vom Ersten bis zum Letzten aller Götter ist J und sich durch sie – von allen Uranfängen an – selbst auch den entlegensten Nationen in ihren Götterbildern mitgeteilt hat K – wie auch Paulus bezeugt, dass das Evangelium Seiner Liebe von je her über den ganzen Erdball verkündet worden ist, L da der wahre Herr und Vater aller M reich genug ist für alle, N und – möchte man (im Sinne des hier verarbeiteten Buddha-Gleichnisses) ergänzen – darum durch unterschiedlichste „geschickte Mittel“ und Fahrzeuge– je nach der Vorstellungskraft und dem Fassungsvermögen Seiner Kleinsten P – vielfältigste Zugänge zu sich schafft. Q (Siehe Zitate aus der „Lotos Sutra“ im Vorwort der Parabel! 001c)

Ezechiel sieht die schicksals-bestimmenden „Cherubim“, die im mesopotamischen Umfeld als Gottheiten (die „Kurubu“) verehrt wurden, alle – von dem einen Geist Gottes bewegt – zusammen ein einziges Gottes-Wesen bilden. R

Micha erklärt, dass von den Heiden (- dann wohl in ihren Religionen und Göttern! -) dem Namen des wahren Gottes mehr Ehre zuteil wird als in dem selbstgefälligen Volk Israel. S

Die Verehrung vieler Götter muss also keineswegs im Widerspruch zur Verehrung eines (alle diese Allmächte einenden) göttlichen Liebeswesens stehen, das durch all diese Gottheiten zur Liebe erziehen will und ruft. T

(070a) (070b) Jesus U wie Paulus V betonen, dass oft gerade die Heiden – trotz ihres Vielgötterglaubens – in ihrem kindlichen Urvertrauen W der göttlichen Liebe näher stehen, als das streng monotheistische jüdische Gottesvolk mit seinen rigiden Vorstellungen von einem schnell erregbaren zürnenden Rachegott, der mitunter mehr mit dem Satan gemein hat X als mit der göttlichen Liebe. Y (Vergleiche hierzu auch die Ausführungen zu Kapitel VI / 049a, und zu Kapitel XIV / 050, und Kapitel XV / 043b!)

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  1. ↑A vgl. Dan 2,47; Ps 95,3; 96,4; 82,1.6; Dtn 10,17; 32,8
  2. ↑B vgl. Ijob 33,23; Dtn 32,8; Jes 41,4-7; 40,18.25; Dan 4,14.23.5.15; 5,11; Act 7,53; Gal 3,19; Hebr 2,2
  3. ↑C I Tim 6,15; Apk 19,16
  4. ↑D vgl. Kol 1,15-16; Eph 1,20-21; Hebr 1,6.13-14; 2,5-8
  5. ↑E ↑E2 I Kor 10,19; 8,5-7; 12,6 Diese tiefer gehende Erkenntnis jedoch – mahnte der Apostel – sei nicht in allen, so dass jene im Glauben schon Gereiften, die Durchblick besitzen würden, sich dennoch in ihrer Freiheit der Verehrung Gottes über fremde heidnische Gottesbilder zurück halten sollten (I Kor 10,7.9), um jene, deren Augen noch gehalten seien, weil sie noch nicht ein ausgereiftes Unterscheidungsvermögen (vgl. Hebr 5,11-14) zwischen einem bloßen Gleichnisbild und der wahren Gottheit entwickelt haben (vgl. Mk 4,33; Röm 1,23; Weisheit 13,5-7), nicht zu verleiten, tote, für sich selbst nichtige Gottesbildnisse für wahre Götter zu halten (vgl. Jes 41,4-7; 40,15.18.22.25), so dass es sie mit regelrecht dämonischer, irreführender Macht zu stummen, toten, nichtigen, nichtsnützigen Götzen ziehen könnte (I Kor 12,2; 10,19-21; Act 17,23.28-29; Jes 44,9-20).
  6. ↑F vgl. Hebr 1,3; 2,11; Ijob 34,14-15; Ps 104,29-30; Num 16,22; Eph 4,6; Weisheit 12,1 Act 17,27-28; Röm 11,36
  7. ↑G Psalm 104
  8. ↑H vgl. Mal 1,11.14; 3,20
  9. ↑I So wurde es noch im 5. Jhdt vom römischen Bischof, Leon dem Großen, in sermon 27,3f beklagt, dass sich „einfachere Seelen“ unter den Christus-Gläubigen nach dem Aufstieg zur Peterskirche umwendeten, um sich vor der aufgehenden Sonne zu verneigen. Jener Papst hatte offensichtlich noch nicht den Durchblick seiner „unmündigen Schäfchen“ (vgl. Mt 11,25; 18,4; 5,22; 7,1-5; I Kor 13,8-12; 3,18). Gerade diese tolerante Haltung des Urchristentums gegenüber anderen Glaubensvorstellungen war bestimmt auch einer der wesentlichen Gründe für seine schnelle Ausbreitung im heidnischen Raum des Römischen Imperiums (vgl. I Kor 9,19-23).
  10. ↑J Jes 44,6
  11. ↑K Jes 41,4-7; 40,18.25
  12. ↑L Röm 1,19-20; 10,18; Kol 1,6.23; vgl. auch Apk 14,6
  13. ↑M vgl. Röm 3,29; Hebr 1,11; Act 17,27-28; Jes 63,16
  14. ↑N Röm 10,12-13; Jes 63,16
  15. ↑O vgl. Mk 4,33 gegen Röm 1,23
  16. ↑P vgl. Mk 4,33; I Kor 13,8-12; 3,18
  17. ↑Q vgl. I Kor 9,19-22
  18. ↑R Ez 1,5.20-22
  19. ↑S Mal 1,11.14; 3,20; Am 5,21.25-26; Röm 2,24.28-29; 3,29; 9,30-32
  20. ↑T vgl. Joh 14,6; 14,2; 10,16; 12,32; 6,29.44
  21. ↑U vgl. Mt 15,21-28; 8,5-13; 11,20-24; Mk 9,38-41; 5,18-19; Joh 4,20-21.24; 8,48; Luk 10,25-37
  22. ↑V vgl. Röm 3,29; 1,19-20; 2,14-15.28-29; 9,30; 10,12-13.18 – Röm 2,1.17-21.23-24; 9,31-32; 10,1-3; vgl. Mal 1,11-14; 3,20; Jes 41,4-7
  23. ↑W vgl. Luk 18,17; I Petr 5,6-7; 2,2-3; II Petr 3,15; Mt 11,25.28-30; 21,15-16; Act 10,1-4.34-35
  24. ↑X vgl. Mt 7,15-23; 23,15.23-28; Luk 11,46.52; Joh 8,41-44
  25. ↑Y vgl. II Kor 11,13-15.3-4; Act 20,29-30; Gal 1,8; 2,4; 4,6-11; 5,4-5; – I Joh 1,5; 4,16.18; I Kor 13,4-8