2.3.2 Diesseits und Jenseits

Im Himmel herrscht keine Eifersucht.

Christus lässt sich über viele Heilige finden.
Er strahlt aus Maria – und ebenso aus Buddha.

Ahnenkult ist nichts anderes als Heiligenverehrung.

Die Verschmelzung von christlichem und hinduistisch-buddhistischem Gedankengut
lässt etwas Neues, Kraftvolles entstehen, das überwältigt
und alles Widrige überwinden lässt.

Man kann den Buddhismus nur aus dem Christentum heraus recht begreifen,
und das Christentum nur aus dem Buddhismus.
Das hat mich dieses Buch gelehrt.

Insofern ergänzen sich vielleicht tatsächlich
die beiden Gotteszeugnisse des Morgen- und des Abendlandes,
und insofern übertrifft die vorliegende `Bhagavadgita-Bibel´ vielleicht tatsächlich
jene beiden heiligen Schriften, als sie diese geistreich wie poetisch miteinander vereint,
ineinander übergehen und verschmelzen lässt und zumindest dazu anregt, die eigenen
bisherigen, vielleicht zu kurz greifenden, zu eng gefassten Glaubensansichten
zu überdenken.

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Kapitel 2.3.2 „Diesseits und Jenseits“ wendet sich nun der Frage zu, wie man angesichts der vielen Möglichkeiten des Fortgangs verstorbener Seelen etwas über deren Verbleib erfahren kann und ob man mit ihnen in Kontakt treten darf.

Zunächst erklärt der Herr, dass auch die entschwundenen Seelen oft Trennungsschmerz befällt und die Sorge, wie es den Zurückgelassenen ohne sie ergehen mag, plagt. Seelen, die in den Herrn eingehen, finden jedoch schnell Trost in der nunmehr geschauten Gewissheit, das ihre Lieben fest in Gottes Händen geborgen sind. Sie können Anteil am Geschick ihrer Vertrauten nehmen und als vollendete Heilige sogar vollmächtig zu deren Heil mitwirken.

Verstorbene in niederen himmlischen Regionen werden jedoch von ihren eigenen Angehörigen, die ihnen voraus gegangen sind, gerufen und aufgefordert, ihre Hinterbliebenen los zu lassen. Denn die Zeit fruchtbarer Gemeinschaft mit den Zurückgelassenen hat sich erfüllt. Auf beiden Seiten der Schwelle des Todes ist dann angesagt, einander los zu lassen, um die geliebte Seele, die aufgegeben werden muss, nicht an ihrem Fortgang zu behindern.

Notwendige Aussprachen zur Versöhnung können aber jeder Zeit – auch nach Jahren – mit Verstorbenen noch geführt werden. Sie empfangen dies bei ihrem Übergang, in welchem sie sich für einen kurzen Moment in Überzeitlichkeit befinden, wenn sie über die Schwelle treten. Wer aber eine Seele bindet, weil er nicht bereit ist, zu vergeben, der bindet damit ebenso sich selbst.

Verstorbenen ist es mitunter gestattet, mit Angehörigen in Kontakt zu treten. Hinterbliebenen ist jedoch Totenbeschwörung verboten, weil sie hier auch dämonischer Irreführung erliegen und in okkulte Abhängigkeiten geraten können. Dies kann ebenso bei Erscheinungen von Verstorbenen der Fall sein; darum sollte man ihre Botschaften der Prüfung des eigenen Herzens unterziehen und auch von Glaubensgeschwistern beurteilen lassen.

Fürbittgebete oder irgendwelche religiösen Geleithandlungen, welche die Gegangenen auf ihrer Reise weiterbringen sollen, sind gestattet, und werden, selbst wenn sie unsinnig sind, durch den Glauben zum Segen. So bewies schon Judas Makkabäus großes Vertrauen in Gottes Gnade, weil er selbst für solche, die vom vermeintlich rechten Glauben zur Abgötterei abgefallen waren, Sühneopfer darbringen ließ.

Die Aufgabe, den Jenseitigen das Evangelium zu verkündigen, ist jedoch vornehmlich den Jenseitigen übergeben, den Engeln, die sich wegen ihrer jenseitigen Aufgaben – aber auch aufgrund eines Nicht-Angriffs-Paktes mit den Finsternismächten – weitestgehend aus dem Diesseits zurückgezogen haben, um sich dem Jenseits zuzuwenden, das zunehmend von irdischen Seelen bevölkert wird, bis in den letzten Tagen der Waffenstillstand wieder gebrochen wird. Der Kampf gegen die Finsternismächte in der Welt ist nämlich bereits der Gemeinde Jesu Christi anvertraut worden, die dafür ein engelsgleiches himmlisches Rüstzeug in ihren Charismen erhalten hat.

Wer sich in seinem Glaubensleben allzu sehr auf die jenseitige Welt konzentriert, statt sich den Herausforderungen seines eigenen irdischen Lebens zu stellen und sich mit den Missständen in der diesseitigen Welt auseinander zu setzen, läuft Gefahr, sich durch Schattenboxerei selbst zu täuschen und dem wahren Leben zu entfliehen. Schließlich ist mit denen, die gegangen sind, das bisherige Miteinander so nicht mehr zu finden. Darum soll man sie nach einer Frist des Abschied-Nehmens von maximal dreißig Tagen ziehen lassen.

Der Ahnenkult anderer Religionen soll aber nicht als Abgötterei verworfen werden, denn die Gläubigen dieser Religionen wenden sich ebenso an ihre Vorfahren, wie viele Christen an ihre Seligen und Heiligen. Wohl ist Christus der einzige Mittler und Fürsprecher, doch bedient Er sich von je her Seiner Engel und Seiner Gemeinde, die – inspiriert von Seinem Geist – im Jenseits ebenso, wie im Diesseits ihren Dienst tut. Wie man sich aber in Glaubensnöten vertrauensvoll an irdische Geschwister wenden kann, um sie um Fürbitte zu bitten, so auch an himmlische, die schon voraus hinüber gegangen sind. Das ist keine Abgötterei. Es ist aber auch keine Totenbeschwörung, weil Christi Heilige nicht mehr ins Totenreich fahren, sondern ins Paradies, wo sie Teil haben an Christi Auferstehungskraft und Leben.

Der Totenkult war – vormals – den Israeliten aus zwei Gründen verweigert: Zum einen befanden sich die Seelen ihrer Vorfahren noch im Totenreich, weil der Satan ihren längeren dortigen Verbleib einfordern konnte, da ihnen mehr anvertraut war als den Heidenvölkern, so dass sie meist dort verweilen mussten, bis Christus sie durch Seinen Sühnetod freigekauft und in Seiner Hadesfahrt freigesetzt hat, zum anderen wurde im heidnischen Umfeld Israels die Totenbeschwörung durch okkulte Praktiken betrieben. Hier wurden Verstorbene also nicht um Hilfe und Beistand gebeten, sondern man suchte sie über dämonische Kraftwirkungen zu nötigen. Magische Manipulation anderer widerspricht aber immer der göttlichen Liebes-Ruach Jesu Christi.

Ferner hätten in vorchristlicher Zeit allein Mose (der einstige Henoch) und Elia angerufen werden können, da sie leibhaftig in die Himmel entrückt worden sind, wo sie ein ungleich längeres sterbliches Leben hatten.

Erst Christi Hadesfahrt hat eine totale Wandlung in der jenseitigen Welt bewirkt, weil hier das Hades aufgerissen worden war und die dort gefangenen Seelen frei gegeben werden mussten.

Darum kann man sich heute an Verstorbene Hilfe-suchend wenden, was früher unmöglich und verboten war. So können sich Gottes Gebote radikal ändern, nach den tiefgreifenden Veränderungen im unsichtbaren Bereich. Da Seine Heiligen mit Christus eins geworden sind, sie in Ihm sind, wie Er in ihnen, ruft, wer sich an die Heiligen Christi wendet, damit auch Christus selbst an.

Der Herr wird durch die Erhörung von Gebeten, die an Seine Heiligen gerichtet sind, diese bestätigen und ehren, wie sie Ihn zu Lebzeiten bestätigt und geehrt haben. Im Himmel herrscht nämlich keine Eifersucht. Ebenso gibt es nicht nur eine falsche Engelsverehrung, sondern auch eine rechte. Zacharias wurde mit Stummheit geschlagen, weil er dem Engel Gabriel respektlos begegnete. Paulus und Phillipus dienten ihrem inneren Engel und Patron wie dem Herrn. So hätte das ganze Heer des Himmels, alle Götter, rechtens verehrt werden dürfen, wenn dies nur in Rückbindung an „Jahwe Zebaoth“, den „Herrn der Heerscharen“ als deren obersten Gott geschehen wäre, wie es etwa unter dem weisen Salomo geschah, den Gott nach Seiner Vorsehung würdigte, Ihm den Tempel zu errichten – jedoch war dieser seiner Zeit zu weit voraus. Gebührt aber selbst den gefallenen Herrlichkeiten Ehrfurcht, wie viel mehr den Heiligen Christi, die durch ihre leid-vollen Anfänge aus niedrigster Niedrigkeit über die höchsten Höhen gesetzt wurden.

Gebührte es sich schon in alttestamentlicher Zeit, sich vor den erwählten Königen Gottes nieder zu werfen, wie viel mehr vor Seinen Heiligen. Mose, dessen Angesicht aus seiner Gottesbegegnung strahlte wie die Sonne, wurde seinem Volk schließlich gleichsam zum Gott.

Nur wenn die Verehrung von Heiligen an Stelle von Gottes Verehrung tritt, ist sie unverhältnismäßig. Wahre Heilige und Engel Gottes korrigieren solch ein Fehlverhalten jedoch, zu dem sich selbst der Apostel Johannes, der Jesu Liebling war, hinreißen ließ.

Christus hat Seine Heiligen dazu gesetzt, mit Ihm in Seiner Vollmacht vom Himmel her zu regieren und Seine Wunder zu wirken; darum dürfen sie rechtens um Hilfe angerufen werden, wie Er.

Allen himmlischen Wesen, sogar dem Teufel, gebührt Respekt. Letzterer nämlich ist selbst vor den Engeln von unvergleichlicher Hoheit und Würde. In seiner Selbst-Gerechtigkeit beschämt er sogar die Himmlischen, gegen die er ebenso, wie gegen alle Irdischen, rechtens Klage erheben kann. Jesus Christus hat den Satan aber mit Seiner eigenen noch höheren Gerechtigkeit, die Sühne für die Verlorenen erwirkte, überführt, und wird ihn, den Satan selbst, am Ende beschämen, wenn sogar dieser noch Gnade erfährt – wie Christus auch schon bei Seinem Wirken sogar gegen Dämonen Nachsicht und Milde zeigte. Denn auch in seinem Widerstreben bleibt selbst der Satan doch nur ein Instrument des Gerichtes Gottes zur Läuterung aller Kreatur, nur Vollführer des göttlichen Willens; und da auch er, der Satan, ein Kind Gottes ist, wird Gott ihn zum Entsetzen aller Kreatur, wie alle anderen Geschöpfe auch, aus Seiner höheren Gerechtigkeit ins Recht setzen und heilig sprechen. Fällt dies jedoch schon den Gläubigen schwer, zu glauben, so dem Teufel noch viel mehr, worin das göttliche Gericht an ihm schon im Vollzug ist. Denn zuerst muss er alles büßen, was er der von ihm geschundenen Kreatur angetan hat, zu seiner Läuterung.

Mit Gott dürfen alle Götter verehrt werden, sofern sie sich nicht gegen Gott in den Vordergrund drängen. Die Verehrung eines anderen Gottesbildes an sich ist noch keine Abgötterei – erst, wenn sie sich mit einem anderen Geist und Gotteswesen verbindet, welches der wahren Christus-Natur der Gottheit widerspricht.

In gleicher Weise dürfen auch die Heiligen verehrt werden – insbesondere Maria, da Christus – nach Seiner totalen göttlichen Entäußerung – gleichsam aus dem Nichts ganz als ein Mensch umfassend aus ihr geworden ist und wiedergeboren worden war. Wie Christus tatsächlich gänzlich aus Maria hervorgegangen ist, so ist Maria vollumfänglich Sein vollkommenstes weibliches Gegenbild, eine feminine Spiegelung der Christus-Gottheit, welche die innerste, feminine Seite der göttlichen Liebe, Ihre mütterliche Zartheit vollkommen enthüllt und repräsentiert.

Auch hat sie, wie keine andere Seele, an Jesu Sühneleiden Anteil gehabt, hat Maria doch schon seit ihrer Empfängnis Verfolgung erleiden müssen, mit und über ihren göttlichen Sohn mütterlich gelitten und ist mit Ihm tausend Tode gestorben. Sie ist gleichsam die Bundeslade, der Hostienschrein, durch welchen Christus gänzlich hindurchstrahlt. Wer sie ehrt, ehrt damit Christus. Da die ewige Gottheit selbst von je her in Christus Ihre göttlich-geschöpflichen Ursprünge erkennt, die ihr ganzes leidgeprüftes göttliches Wesen Ihrer ewigen Heiligkeit, Liebe und Vollkommenheit begründen, ist Maria nicht nur Mutter Christi, sondern tatsächlich Gottes-Gebärerin, Mutter des ewigen Gott-Vaters selbst – und die ganze Schöpfung erblickt im Zenit und (wahren, eigentlichen) Ursprung aller Zeiten, als die Zeit für einen Moment still stand, in der Geburt Christi die Geburt ihres eigenen ewigen Schöpfers selbst.

Nachdem der Witwer Joseph infolge seines hohen Alters, der das gott-geweihte junge Maria-Mädchen in seine Obhut nahm, bald verstarb und dessen Kinder aus erster Ehe seinen Erzählungen über Jesu wundersame Geburt und messianische Berufung keinen Glauben schenkten, musste Maria den kleinen abseits stehenden Jesusknaben nicht nur gegen seine abschätzigen Geschwister in Schutz nehmen, sondern ihm überdies auch den Vater ersetzen. Jesus ehrt Seine Mutter darum dafür, indem Er ihr einen Thron an Seiner Seite errichtet hat und ihr alle Bitten erfüllt, wie dies einst Salomo für seine Mutter tat. Da die Schrift prophetisch immer nur von Jesus redet, ist auch diese Begebenheit auf Ihn und Seine Mutter zu deuten. Denn wie Jesus mehr ist als Salomo, so auch Maria mehr als Salomos Mutter.

Im Heiligen Geist gab Maria selbst von sich Zeugnis, dass ihr alle Geschlechter der Erde Ehrerbietung zollen würden, wozu sie darum auch verpflichtet sind. Wenn schon Christi erster Braut, Maria Magdalena, überall gedacht werden soll, so ist das Andenken von Jesu Mutter erst recht in Ehren zu halten, wie das Seine.

Christus hat sie als Himmelskönigin und Vorbeterin aller Fürsprecher eingesetzt. In und mit Maria werden schließlich alle Mütter geehrt, wie auch die Gläubigen selbst, welche Christus Raum in sich geben, in ihnen wiedergeboren zu werden und Gestalt zu gewinnen. So gebührt letztendlich allen Geschöpfen die selbe Wertschätzung, wie Christus und Seiner Mutter; ja, auch sich selbst gegenüber hat man den Respekt entgegen zu bringen, wie es einem Gotteskind gebührt, wenn Christus Seine Geschöpfe als Seine Geschwister, ja, Eltern, in denen Er geboren wird, für wertvoller als Sein eigenes göttliches Leben erachtet hat, das Er für alle dahin gegeben hat.

Darum auch darf man sich an Maria, wie an alle vollendeten Gerechten ebenso wenden, wie an irdische Geschwister, wenn man der Fürbitte bedarf. Jene aber, die nicht mehr nur im Glauben, sondern schon im Schauen sind, können viel vollmächtiger für ihre noch in Irrungen und Wirrungen, wie Kämpfen verstrickten Geschwister eintreten. Darum sollte man ihre Unterstützung nicht ungenutzt lassen.

Wie es aber eine falsche Heiligenverehrung gibt, wo die Heiligen an Gottes Stelle rücken, so gibt es auch eine falsche Verehrung geistlicher Leiter, wenn diese wie Abgötter verehrt werden, obwohl rechten Seelenhirten sehr wohl Respekt und Wertschätzung, Anerkennung als den Gesandten Gottes, die Sein Wort bringen, zukommt. Denn die Botschafter Christi haben Vollmacht, ins Reich Gottes zu bringen, wie auch, davon auszuschließen und eine Seele der Verheerungsmacht des Satans zu überantworten. Wie es folglich auch gegenüber den irdischen geistlichen Leitern eine rechte wie falsche Ehrerbietung gibt, so auch gegenüber den himmlischen Heiligen. Beides kann Zeichen von Glauben und Freiheit wie Unglauben und Unfreiheit sein. Um dies unterschieden zu können, braucht es geübte Sinne, die des Herzens Grund erspüren und sich nicht von augenscheinlichen Oberflächlichkeiten täuschen lassen. Hier ist letztendlich jeder seinem eigenen Gewissen verantwortlich.

Wie den Gläubigen des Christentums, so ist aber auch den Gläubigen anderer Religionen die Verehrung ihrer Heiligen und Ahnen zuzugestehen. Manche von diesen gingen nämlich schon in ihre Himmelreiche ein, als die Juden noch ins Totenreich sanken und von einem Jenseits noch überhaupt nichts wussten. Obwohl den Heiden nämlich gleichsam nur Brotkrumen an Erkenntnis vom Tisch des Herrn für Israel zufielen, haben sie aus ihren weit geringeren Einsichten mitunter viel mehr gemacht. Da ihnen weniger Offenbarungen gegeben waren, konnte von ihnen auch nicht so viel gefordert werden, so dass sie nicht so lange, wie die Juden, im Scheol verbleiben mussten.

So sollte man sich hüten, ein abschätziges Urteil über die vergöttlichten Begründer anderer Religionen zu fällen. Denn am Ende könnten es die eigenen Heiligen sein, die Christus den Heiden wieder erstehen ließ, um ihnen in ihrem religiösen Kontext neue Offenbarungen zuzuführen – was die Geschichte des Jona gleichnishaft andeutet, der – gleichsam aus dem Tode wiedergeboren – aus dem Schlund des Seeungeheuers in die heidnische Stadt Ninive geschickt worden ist.

→ zum Original-Kapitel II.III.II in der »Satya ›P‹raha«
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