2.6 Schein und Sein

Es gibt nicht nur EINEN Christus, durch den die göttliche Liebe wirkt –
aber keinen wie Jesus von Nazareth,
der allerdings in den Liebes-Avataren aller Religionen gegenwärtig ist.

Nicht Glaube und Bekenntnis macht den Unterschied:
allein die Liebe!

Das ist die Erkenntnis wie das Bekenntnis der geprüftesten Seelen
in den dunkelsten Zeiten: Gott kann nicht verdammen!

Christus verschafft allen verlangenden Seelen
durch vielfältigste Gleichnisse und Götterbilder in allen Religionen
verschiedenste Zugänge zu Seiner unendlichen Liebe.

Das gilt unabhängig von der Religion:
Wer die Liebe hat, hat Christus; wer die Liebe nicht hat, hat auch Christus nicht.

Christus – unser aller Liebesbetörer – Krishna!

Ein Buch aus den Himmeln, wo gilt: to-taliter aliter.
taliter – altbekannt,
aliter – ganz anders,
to-taliter aliter – vertraut, und doch noch einmal ganz anders,
das Altbekannte in ganz neuem Licht einer fast unerträglichen Klarheit!

– etwas total Neuartiges, Großes, Grandioses, Freisetzendes, Befreiendes,
was aber auch in den totalen Zerbruch führt und alles zerbrechen lässt,
was nur zerbrechlich ist.

Diese geheiligten Worte dringen durchs Herz und die Seele wie ein Schwert.
Sie offenbaren die tiefsten, geheimsten Sehnsüchte, Wünsche und Träume
der menschlichen Seele,
wie sie aber auch zeigen, was in uns zerbrechen und aufbrechen muss,
damit wir die Herrlichkeit Gottes erlangen.

Es ist erschreckend!
Alles so erschreckend neu – und doch so vertraut!
Alles so vertraut – und doch so erschreckend neu!
Vertrautes Erschrecken! Erschreckte Vertrautheit!

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Kapitel 2.6 „Schein und Sein“ setzt sich mit der Frage auseinander, was das genuin Christliche ist, wenn denn Christus in allen Religionen und Bekenntnissen Zugänge zu Seiner Liebe geschaffen hat.

Erneut befallen den Angesprochenen Zweifel über die neuen Enthüllungen Christi, dass das ursprüngliche Christus-Bekenntnis aufzugeben und in den Tod zu geben sei, damit Christus in allen Religionen auferstehen könne und in jedem Bekenntnis gefunden werden kann.

Christus erklärt, dass – wiewohl Er in viele Avatare bis zu einer Wesens-verschmelzung eingegangen ist, so dass sie von Ihm nicht mehr unterschieden werden können – doch kein Mensch wie Er selbst über die Erde gegangen ist, der sich für ausnahmslos alle – auch und gerade für Seine Feinde – hingegeben hat.

Davon geben die heiligen Schriften ein klares Zeugnis, doch wissen die Christen jene oft nicht recht zu deuten, was sich an ihrer Kraftlosigkeit zeigt. Denn die verheißenen Zeichen und Wunder, die ihre Verkündigung bekräftigen sollen, sind bei ihnen nicht zu finden.

Sollte es zu einem neuen Wettstreit zwischen den Religionen auf dem Karmel kommen, so würde sich bei Heiligen anderer Religionen mitunter mehr Vollmacht zeigen als bei den Christen.

Aber auch in Hinblick auf das letzte eigentliche Kennzeichen der Christus-Zugehörigkeit – demütige Liebe – würden die Christen von vielen Gläubigen anderer Religionen beschämt werden, wo sie doch sogar unter sich selbst in ihren vielfältigen Konfessionen und Denominationen zerstritten und verfeindet sind.

Sie alle haben noch nicht erkannt, dass gegenseitige Liebe und Wertschätzung das Zeichen der Zugehörigkeit zu Ihm ist, nicht das rechte Wissen. Wie sollen die Christen da noch ihre Feinde lieben können, wenn sie nicht einmal sich selbst, ihre geistlichen Geschwister lieben können und sie behandeln, als gehörten sie einem anderen Herrn an, wo sie doch wissen, dass es außer Gott nur noch den Satan als Gegenmacht gibt.

So steht gar mancher Samariter mit seinem „Halb-Glauben“ Christus näher als so mancher vermeintlich erleuchtete Christ, weil ersterer vorbehaltlos Nächstenliebe übt. Die wahren Anbeter sind nicht an ein Bekenntnis oder an eine Glaubensgemeinschaft gebunden, sondern allein an den Geist der Liebe.

Dessen ungeachtet gab es in keiner Religion einen Erlöser, wie Christus es ist, der sich durch Machterweise und Wunder erwies, der so klar und deutlich angekündigt wurde, wie Er, und der vor allem so vollkommene Liebe hatte, selbst noch gegen Seine schlimmsten Widersacher, so dass Er zur Erlösung ausnahmslos aller restlos alles widerspruchslos und willig erduldete.

Wenngleich Christus immer wieder in Zeiten der Not Avatare erweckt, in denen Er selbst gegenwärtig ist und wirkt, so war Er doch in einzigartiger Weise in Jesus von Nazareth wiedergeboren. Hier war die Gottheit nach ihrer totalen Entäußerung gleichsam aus dem Nichts als geschöpfliche Seele wieder-erweckt worden, was sich in der wundersamen Empfängnis zeigt.

Da nämlich hat Christus Seine Leiblichkeit ganz aus Maria erhalten und erstand gänzlich neu als Mensch aus den Menschen. Darum hätte es auch keinen Unterschied gemacht, wenn Er Seine Leiblichkeit durch einen Akt der Zeugung erhalten hätte. Jedoch ist Christus durch eine jungfräuliche Empfängnis in das Menschengeschlecht eingegangen, damit aller Welt ersichtlich ist, dass in Seiner Person eine unvergleichliche, einzigartige Wiedergeburt und Inkarnation der ganzen göttlichen Fülle vorliegt.

Außerdem wurde dadurch der Beginn einer neuen Schöpfung angezeigt: Denn wie im Anfang die Frau aus dem Mann gebildet wurde, so in diesem Neu-Anfang der Mann aus der Frau. Und wie die aus Adam genommene Eva die Mutter der ganzen Menschheit wurde, so die aus Maria gewonnene Christus-Ruach die Mutter der ganzen wahren, neuen Menschheit.

Christus, als der letzte Adam, als Mann ganz der Frau entnommen, vereinigt darüber in Seiner Person – wie schon der erste Adam, ehe die Frau aus ihm entnommen wurde – als ein androgynes Wesen vollendet weibliche wie männliche Anteile in sich.

Über Seine jungfräuliche Empfängnis hinaus blieb auch Er selbst in vollendeter Weise jungfräulich, da Seine Seele in der Verbindung, inneren Vermählung und Verschmelzung mit der göttlichen All-Seele vollendete Erfüllung fand, so dass Seine Person die Gottheit auch vollumfänglich ausstrahlte wie kein anderes Wesen.

Schließlich blieb Jesus, bei aller Versuchlichkeit über Seinen aus Sündern empfangenen Sündenleib, doch ohne jeden Fehl, weil Er auch allen leiblichen Versuchungen stand hielt. Denn Er war, wie alle Menschen, über Seine Leiblichkeit sehr wohl auch von der Erbsünde betroffen, doch ein vollendet gerechter Sünder. In gewisser Weise begann damit Jesu Passion schon durch den Eingang Seiner sündlosen Seele in einen sündigen Leib.

Entsprechend musste Jesu eigener irdisch-sterblicher Leib durch den Empfang des Abendmahls wie der Sündertaufe Befreiung von seiner Sündhaftigkeit erfahren, um für die Verwandlung zum ewigen Leben in seiner Auferstehung vorbereitet zu werden. Beim Abendmahl empfing folglich auch Jesus selbst an Seinem noch von der Erbsünde behafteten Sündenleib schon die heiligende und reinigende Kraft Seines (späteren raum-zeitlich ent-grenzten) Auferstehungsleibes.

Ebenso wusch Jesus bei Seiner Sündertaufe auch Seinen eigenen Sündenleib rein. Zugleich zog Er aber aus dem Wasser auch die Sünden aller Welt, die jemals im Wasser gelöst wurden oder noch werden, wiederum auf Seinen rein-gewaschenen Leib, um sie an diesem hinauf zu tragen an das Fluchholz, wo Er stellvertretend für alle Sünder den Fluch erlitt und alle negativen Sündenwirkungen unter den Fluch brachte. So erhielt durch Jesu Taufe alles Wasser seine sündenreinigende wie heilende Kraft, die nicht nur bei christlichen Taufen wirkt, sondern überall, wo im Vertrauen auf die göttliche Gnade irgendwelche heiligen Reinigungsrituale mit Wasser vollzogen werden.

Auf diese Weise hat die göttliche Kraft in geschöpflicher Schwachheit Ihre Vollendung erlangt. Jesus war überdies der einzige Mensch, der in einem einzigen Lebenslauf Vollendung erlangte, ohne dafür mehrere Wiedergeburten nötig zu haben.

Weil in Christus aber die ganze Fülle der Gottheit aus Ihrer zeitlosen Überzeitlichkeit, in der sie auch alle vollendeten Geschöpfe in sich fasst, eintäußert worden ist, um in der geschöpflichen Wiedergeburt des Jesus von Nazareth wieder erweckt zu werden, gründen und münden in dieser „Mutter der Wiedergeburten“ überhaupt alle Wiedergeburten.

Christus ist die Geburt wie Vollendung, die Herrlichkeit der Schöpfergottheit wie der Schöpfung. In Ihm sind Schöpfer und Schöpfung in ihrer ganzen Fülle leibhaftig vereint. Weil Christus so alles über die Schöpfergottheit wie die Schöpfung enthüllt, deren Inbegriff Er selber ist, ist Er zugleich die Kron-Offenbarung aller Offenbarungen, die alle Offenbarungen überstrahlt und alle Enthüllungen im Letzten erschließt. So überragt die Offenbarung Christi alle anderen Offenbarungen, wie auch Christus selbst alle anderen Avatare. Er ist gleichsam der Erlöser aller Erlöser, der Christus aller Christusse.

Damit werden also ebenso aus Christus viele Christusse wie aus dem Antichrist viele Antichristen hervor gehen. Der Unterschied liegt jedoch nicht im Christus-Bekenntnis, sondern vielmehr in dem Geist, von welchem eine Erlöser-Gestalt beseelt ist: ist es Liebe oder Hass, Bejahung oder Verneinung. Ferner wird jeder wahre Christus zumindest Jesus als Christus neben sich gelten lassen, während jeder Antichrist Jesu Christus-Sein verneint und Erlösung einzig in und über seine eigene Person für sich beansprucht.

Das Bekenntnis, selbst (ein) Christus zu sein, macht aber noch keinen zum Antichristen. Denn wer die Einheit aller mit Christus erkannt hat und aus dieser Erleuchtung mit dem Heiland verschmilzt, in dem kann der Erlöser tatsächlich eine besondere Manifestation finden.

So unterscheiden sich wahre Christusse aus dem Christus und falsche Christusse aus dem Antichristus für oberflächliche Betrachter weder durch ihren Anspruch noch durch ihre Wirkkraft.

Es bedarf hier schon die Gabe der Geistunterscheidung, die offenbart, ob das zugrundeliegende Wesen eine Beseelung des Christus oder des Antichristus ist: Ein wahrer Christus bekennt die Innewohnung Christi in allem und wirkt auf die Allversöhnung hin, ein Antichristus behauptet, er allein sei Christus, und sucht andere Menschen in Abhängigkeit von sich zu bringen. Ein wahrer Christus stärkt die Gewissen durch die Verkündigung der rückhaltslosen göttlichen Liebe, ein falscher Christus verunsichert die Gewissen, indem er an die göttliche Liebe Bedingungen knüpft.

Schließlich ist das Bekenntnis aller wahren Christusse das einhellige Zeugnis aller Mystiker, für das nicht wenige – gleich Christus – zu Märtyrern, Blutzeugen, wurden: Gott ist Liebe und nichts als Liebe.

Wenn es aber auch aus allen Religionen, von Seiten der Religiösen, viel Widerspruch gegen das ewige Evangelium der unbedingten Liebe gibt, so wird dies Wort Gottes, von vielen nach ihrer Eigenart verkündigt, doch nicht hin fallen, zumal es von so vielen durch ihr Blutszeugnis und Opfer bekräftigt worden ist.

Umso mehr verwundert, dass so wenige die vielen Worte der göttlichen Liebe, die sich weltweit in vielen Namen mitteilt, recht zu deuten wissen – insbesondere unter den Christen. Christus nämlich findet zur Beschämung der Christenheit mehr glaubensvolles Vertrauen in anderen Religionen, so dass aus diesen manche eher in das Himmelreich eingehen werden als vermeintliche Christen, die das rechte Bekenntnis nur auf den Lippen, aber nicht in ihren Herzen haben.

Warum also bestehen so viele, wie einst Jona, darauf, dass sich Gottes Verdammungsankündigungen erfüllen müssten? Solche verkennen, dass all diese Androhungen den Sinn haben, das zu verhindern, was sie ankündigen! Und all diese Gerichtsandrohungen werden ihren Zweck auch erfüllen! So sind diese Worte geistlich zu deuten, wie sich auch die fest beschlossene Gerichtsandrohung an Ninive, dass es gänzlich umgekehrt werden soll, in geistlichem Sinn erfüllt hat, an der erfahrenen Gnade ihrer Umkehr. Denn Gott hat keinen Gefallen daran zu verdammen, weder der Vater, noch der Sohn.

Augenscheinlich durchziehen schließlich alle apostolischen Briefe des Paulus Worte der Hoffnung auf Allversöhnung, auch ganz konkret in Hinblick auf solche, die wegen ihrer Widerspenstigkeit dem Unheilswirken des Satans hin zu ihrer Verdammnis überlassen werden mussten.

Demgemäß können die schroffen Gerichtsandrohungen des Paulus von Verstockung zum Verderben nur als Instrument der um das Heil aller ringenden göttlichen Liebe interpretiert werden, diese doch noch zur Einkehr zu bewegen. Denn „Verdammungszorn“ ist nicht das Wesen der göttlichen Liebe, sondern vielmehr das des Satans.

Auf die Frage, wie dann die tiefe Betrübnis der Heiligen – Jesus eingeschlossen – um alle Verlorenen zu deuten ist, wenn diese am Ende doch noch gerettet werden, erklärt Christus, dass Er ebenso darunter leidet, dass Seine lieben Kleinen durch Täuschung und Verlogenheit Ihm entfremdet fern von Seiner Zuwendung aufwachsen müssen, wie den Angesprochenen es bisweilen komplett niederdrückt, seine eigenen Kinder nicht umsorgen zu können, welche ihm seine ehemalige Frau, die sich von ihm getrennt hat, vorenthält, obwohl er doch die feste göttliche Zusicherung hat, seine Kinder einstmals wieder zu gewinnen.

Und bei allem berechtigten Zorn über seine Frau und Schwiegermutter, welche ihm beide böswillig seine Kinder entfremden, könnte er ihnen doch niemals ewige Verdammnis wünschen. Wenn er in seiner Herzensenge dies schon nicht vermag, wie sollte dies dann die göttliche Liebe in Ihrer Herzensweite vermögen?! So sollte ihm das Wort von ewiger Verdammnis eine unglaubliche Ungehörigkeit sein, nicht das Wort von der ewigen Liebe, die nicht ruhen kann und wird, bis sie denn alle gewinnt.

Wie eine Mutter sich ihre Kleinen bei sich wünscht, um sie stets liebkosen zu können, so auch die göttliche Dreieinigkeit. Sie verlangt sehnsuchtsvoll danach, alle Herzen besser heute, als morgen zum Brennen zu bringen. Von dieser Sehnsucht ist jede von der göttlichen Liebes-Ruach beseelte Seele bestimmt.

Denn wie dem David das Herz brach über dem Verderben seines Sohnes Absalom, der ihm zum „Widersacher“, zum „Satan“, geworden war, dass dem David sein Sieg über seinen in der Schlacht getöteten Sohn wie eine Niederlage schmeckte, so könnte die ewige Liebe einen solchen Sieg über die Widersacher, der diese auf ewig ins Verderben stürzt, ebenso nur als Niederlage empfinden.

Darum auch erwählte Christus sich den David, weil jener, der nicht verdammen konnte, ganz nach Seinem Herzen war, ebenso wie den Arjuna, der in seinen Todfeinden doch seine Angehörigen erkannte, die nieder zu machen ihm widersprach, war doch deren teuflische Anführerin (- zumindest im Traum des Autors -) seine Frau, die er erkannte als sein eigen Fleisch und Blut.

So ist das Gericht die Magd der Gnade, und nicht die Gnade Dienerin des Gerichts. Entsprechend wird die Frohbotschaft von der Allversöhnung die Drohbotschaft von einer ewigen Hölle am Ende noch überholen, wie der Freudenbote Ahimaaz, der David den Sieg verkündigen sollte, den Trauerboten Chusi überholte, der ihm das Verderben seines Sohnes mitteilen musste. Wie aber Joab geurteilt hat, dass die Frohbotschaft von seinem Sieg den David nicht erfreuen wird, wenn ihn zugleich die Botschaft von dem Untergang seiner Widersacher ereilt, so verhält es sich auch mit Christus: Er kann sich an der Allversöhnung nicht freuen, solange noch Widersacher ihrem Untergang geweiht sind. Wie aber der Freudenbote sich von Joab nicht aufhalten ließ, so auch nicht die Allversöhnung, die wie jener spricht: „Komme was will! Ich will laufen!“

Verkünder der Allversöhnung gab es schon immer: So lehrte bereits im frühen Christentum der hoch angesehene Kirchenvater Origenes die Allversöhnung, die auf dem Wege der Wiedergeburten der Seelen, wie auch der Kosmen (bei allen Äonen-Wenden) herbei geführt werden soll.

Besonders in Zeiten größter dämonischer Verfinsterung, in welchem alles Oberflächliche zerrann und die Gläubigen sich auf das Eigentliche, Wesentliche besinnen mussten, um bestehen zu können, schenkte Gott immer wieder Tiefenblicke, welche auch die Erkenntnis der Allversöhnung frei legten. So lehrte Karl Barth, ein Haupt-Mitbegründer der Bekennenden Kirche gegen den antichristlichen Adolf Hitler, dass in der Erwählung des EINEN, Jesus Christus, ALLE erwählt sind.

Dietrich Bonhoeffer, der unter den Nazis sein Leben gab, hatte bereits die Vision von einem bekenntnisfreien Christentum, das nicht mehr zwischen verschiedenen Religionen unterscheidet, sondern nur noch die Menschen in ihrer Liebesbedürftigkeit sieht. In seinem Gedicht „Christen und Heiden“ verkündigt er einen Christus, der sich allen Menschen, ungeachtet ihrer Religion, schenkt. Das drückt auch sein Gedicht (das Lied) „Von guten Mächten wunderbar geborgen aus“, das die göttliche Liebe jedem zuspricht, der Sie spürt.

Ebenso kam der deutsche Schriftsteller Karl May, in dessen Anfangswerken noch Christen durch ihr vorbildliches Leben Andersgläubige zum Christentum bekehrten, im Kontakt mit anderen Religionen zu der Erkenntnis, dass diese die göttliche Liebe durchaus auch schon haben und einem religionsumgreifenden Christentum der Liebe angehören müssen – wie schließlich auch seine Schöpfung, der Apachen-Häuptling „Winnetou“ , eigentlich schon Christ war, ehe er sich auf dem Sterbebett zu Christus bekehrte.

So umgibt uns eine Wolke von Zeugen, die bekennen, dass sie in ihrem Herzen zu dem apostolischen Urteil gelangt sind, dass Gott nicht verdammen kann – weder der Vater, der darum das Gericht dem Sohn übergeben hat, noch der Sohn, der das Gericht lieber an sich selbst vollziehen ließ, als es über nur eine Seele vollstrecken zu müssen, noch der Geist, der dies alles bezeugt. All diese Zeugen sprechen jedem zu: „Du bist nicht verdammt!“ Und wer dies hören und aufnehmen kann, der stimme in ihr Zeugnis mit ein!

Diese Worte solch unbeschreiblicher Hoffnung erscheinen dem Inspirierten zu schön und wunderbar, um wahr zu sein. Er fragt sich, ob dies nicht nur Wunschträume seines Herzens sind, die wie Schäume vergehen müssen. Der Herr aber erklärt ihn, dass dies nur mit den Wünschen des Egos geschieht und auch geschehen muss. Die Sehnsucht nach der Allaussöhnung ist aber in alle Herzen gelegt, was schon für sich ein Anzeichen dafür ist, dass alles auch dahin strebt.

Schließlich ist die Hoffnung für alle schon allein darin begründet, weil wahrer göttlicher Glaube (der etwa Berge versetzen kann) bei keinem zu finden ist. Wer also für sich hofft, mit seinem Un-Glauben doch angenommen zu werden, muss zwangsläufig auch für alle anderen hoffen. Darüber wäre es immer noch besser, in einer sinnlosen Hoffnung vergebens kurz aufgeglüht zu haben, als sein Leben in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu fristen.

Der Schauder aller Kreatur vor Vergehen, wie Verdammnis und ewigem Ausschluss aus der einstigen Universal-Vereinigung ist schließlich schon in sich ein Zeugnis, dass dies ganz gegen ihre Natur wäre. Ebenso zeugt die Kraft, welche die Hoffnung auf umfassende Allversöhnung verleiht, von ihrem himmlischen Ursprung. Schließlich liegt es auch in der Natur der Geschöpfe, Zeiten der Finsternis und Kälte durch Schlaf zu überdauern – den Rückzug ins innere Land der Träume.

Das Gesetz erklärt, dass das Zeugnis von zwei oder drei voneinander unabhängigen Zeugen stimmt; die unauslöschliche Hoffnung auf ein universales Heil bezeugen jedoch aller Geschöpfe Herzen in deren allertiefsten Sehnsucht, deren universales Zeugnis gegen das eine einzige scheinbare Zeugnis der harten Realität der Verlorenheit so vieler steht. So ist es nicht töricht, an dies universale Zeugnis einer Hoffnung zu glauben, die in aller Herzen zu finden ist.

Und wie die Hoffnung Kraft verleiht, alle Widrigkeiten durchzustehen, so hat sie auch die Kraft, das Gehoffte zu verwirklichen. Denn alle Hoffnung ist aus Christus, dem Gott der Hoffnung. Darum soll die Hoffnung der Gläubigen – so lautet ein apostolisches Gebot des Paulus – auch hin wachsen zu der Überschwänglichkeit gänzlich un-begrenzter Hoffnung auf alles.

Das erneute skeptische „Ja, aber!“ des Ermunterten weißt Christus schließlich ab: Hat jener Zweifler nicht selbst geglaubt, dass er im Jenseits alles noch einmal im göttlichen Licht ganz anders erkennen und beurteilen wird? Warum will er es nicht glauben, wenn ihm nunmehr – an der Schwelle des Todes – dieses ganz Andere zur Erhaltung seines Lebens enthüllt worden ist?

Schließlich setzt der Herr selbst zu einer Aufzählung von „Ja, aber!“ an, welche einer Fülle von Bibelworten, die von Allversöhnung sprechen, zitiert und damit jeden weiteren Widerspruch im Keim erstickt: Der Hörer kann auf Tausend nicht eins antworten!

Christus tadelt die Verstocktheit Seines Schülers: Hat er nicht begriffen, dass Jesus reich ist für alle, als Er jenseits wie diesseits des Jordans für die Volksmengen das Brot vermehrte, dass hier wie dort sogar übrig blieb, dass Er Heiden wie Juden heilte, ja, bei den Juden wegen ihrer Verstocktheit oft nicht heilen konnte, während die Heiden Ihm allesamt glaubensvoll entgegen traten. Hat er schließlich nicht begriffen, was das heißt, dass Christus am Kreuz gerade für die gebeten hat, die ihn vorsätzlich dem Tod überantworteten – alle „Ja, aber“-Rufer, mit denen Er sich Seiner Zeit abmühen musste.

So muss der Zweifler nicht die anderen Religionen fürchten. Denn wie sich der Antichrist aller Religionen bedienen wird, so auch des Christentums. Und wie Christus die heiligen Schriften auf sich deutete, so wird sie der Antichrist alle ebenso auf sich umdeuten und mit den selben Zeichen und Wundern auftreten, wie Christus – bis zu dessen Tod und Auferstehung hin.

Darum darf man sich nicht mehr von dem täuschen lassen, was vor Augen ist – von Ritus und Bekenntnis, denn der Antichrist wird später ebenso alle Religion bekämpfen. Das einzige Zeichen wahrer Zugehörigkeit zu Christus sind die Früchte der Liebe.

So werden sich gegen den Antichristen wahre Anbeter aus allen Religionen zusammen finden, wie jener die geist- und seelen-los gewordenen Religionen aller Welt unter sich eint. Und den Christen wird von Gläubigen anderer Religionen eine unerwartete Hilfe zuteil werden.

Darum soll sich keiner durch das Augenscheinliche täuschen lassen: Manche vermeintliche Christen werden in die Hölle fahren, während Gläubige aus anderen Religionen mit ihren skurrilsten Gottesbildern in ihre Himmel eingehen. Der Ermahnte soll sich vor dem Richtgeist hüten, der dem All-Verneiner eigen ist, damit er nicht einem falschen Christus erliegt.

Auf die verzweifelte Frage, was denn dann die Wahrheit sei, erklärt Christus, dass Er den Menschen vielfältige Zugänge zu Seinem Herzen bietet, wie sie es eben fassen können, durch vielerlei Gleichnisse und Götterbilder. So sollten Ihn auch die Sterndeuter über ihre Astrologie finden. Darum sind die Kultobjekte unbedeutend: Was zählt, ist allein die Erfahrung der göttlichen Liebe.

Entsprechend will es der Herr wohl auch erhören, wenn Menschen sich an Seine Götter oder Heiligen wenden, und diese ihnen zur Hilfe senden – wie Er es auch bei Martin Luther getan hat, dessen Gebet zu Jesu Großmutter, der heiligen Anna, seine Lebenswende markiert hat, die ihn schließlich die bedingunglose göttliche Liebe finden ließ. Dieser wendete sich schließlich auch gegen die Bilderstürmer, die viele schwache Seelen verunsicherten, die der Bilder noch bedurften. Darum ist es unsinnig, gegen irgendwelche Gottesbilder anzugehen. Denn wo soll das enden? – … ist doch die ganze heilige Schrift voll von Gottesbildern! Es bliebe nicht einmal der „Vater“! Solange die Bilder den Gläubigen dienen und nicht die Gläubigen den Bildern, ist es recht. Schließlich soll auch nicht das Bilder-Verbot zu einem neuen Abgott erhoben werden, dem man meint, knechtisch ergeben sein zu müssen.

Das Bilderverbot warnt nämlich vielmehr davor, sich und Gott auf kein Gottesbild fest zu legen. Was für die anderen Gottesbilder gilt, gilt ebenso für das eigene. Denn nur, wer auf eine Festlegung auf das bisher Erkannte von Gott verzichtet, ist offen für weitere, neue Gotteseinsichten und erlangt so Freiheit.

Schließlich erinnert Christus Seinen Jünger daran, dass jenen sein bisheriger vermeintlich „rechter“ Glaube doch in die Ent-Täuschung geführt hat, was ein Anzeichen dafür ist, dass er sich offensichtlich in einigen Punkten in Gott getäuscht hat.

Er soll den Zerbruch des alten Bekenntnisses nicht fürchten. Denn was zerbricht, hatte keinen Bestand. Es legt das Unzerbrechliche frei. Erkenntnis und Bekenntnis vergeht, allein das Wesen der Liebe bleibt.

Wer sich nicht von dem Vordergründigen täuschen lässt, wird den Unterschied erkennen zwischen dem, der Gott wahrhaftig dient, und dem, der Ihm nicht dient.

Wer aber krampfhaft an seinem bisherigen Bekenntnis fest hält und damit auch das Unverständliche zu deuten sucht, dem ergeht es wie den Freunden des Hiob, die sich dadurch an Gott und ihrem leidenden Nächsten versündigten. Es geht darum, die Wahrheit hinter den vielen Wahrheiten und das Wesen der Dinge zu erkennen. Denn entscheidend ist weniger, was geglaubt wird, sondern, wie geglaubt wird – denn eben so geschieht auch den Menschen.

Da aber besonders in den letzten Tagen die Verführung groß sein wird, hat der Herr angekündigt, gerade in dieser Zeit bei den Wahrhaftigen, die am Wesentlichen, Eigentlichen, festhalten, die Erkenntnis ungleich mehren zu wollen und ihnen noch weit tiefere Einsichten in Sein Wesen und Wirken zu gewähren.

So werden die Siegel über Seinen heiligen Schriftrollen jetzt gebrochen, dass die Gläubigen auch die hintergründigen Worte, die unter den vordergründigen Texten liegen, ergründen. Denn Christus ist immer der selbe: Er hat nicht aufgehört mit Seinem offenbarenden Reden, so dass es immer noch Weissagung gibt. Er war von je her ein Gott, der unaufhörlich in Neues, alle bisherigen Hoffnungen und Vorstellungen weit Überbietendes führt.

So führt Sein Geist, wie von je her, auch jetzt und weiterhin immer tiefer in die unendlichen Tiefen der Gottheit. Und Christus hat bereits angekündigt, dass Jener `Andere´, der nach Ihm kommen sollte, es von Ihm, Christus, aus dem Seinigen, nehmen würde, weil Er wusste, dass die neuen Enthüllungen viele zunächst befremden würden. So muss sich Sein Zweifler die Frage gefallen lassen, ob er sich darum nun auch von Christus abwenden wolle, wie es schon viele vor Ihm getan haben.

Mit den Wirkungsweisen des Reiches Gottes verhält es sich nämlich wie mit dem Jenseits, über das sich zwei Mönche Auskunft geben wollten: Sollte es ihren Vorstellungen entsprechen, sollte der Erst-Verschiedene seinem zurück-gelassenen Ordensbruder dies mit dem Wort „taliter“ – „so (ist es)“ – künden, sollte es ihren Anschauungen aber widersprechen, sollte er dies mit dem Ausspruch „aliter“ – „anders (ist es)“ – mitteilen. Die Botschaft aus dem Jenseits lautete schließlich „to-taliter aliter“ – also „entsprechend, und doch noch einmal ganz anders“. Darum sollte sich keiner auf die Erkenntnisse und Bekenntnisse seiner eigenen Religion einschränken, was nur den Blick dafür verschließt, dass Christus auch noch einmal ganz anders ist und wirkt.

Wohl hat Gott sich in Christus in ganz einzigartiger Weise geoffenbart, und hier ist Sein Wesen und Wirken am deutlichsten zu erkennen. Gott ist aber auch noch einmal der ganz Andere, nochmals größer und großartiger als Jesus – ein Abba-Gott, der sich auch jenseits dieser Kron-Offenbarung in Jesus keineswegs unbekundet ließ und noch vielerlei andere Zugänge zu sich bietet. Denn der Christus-Gott gehört nicht allein den Christen, sondern allen Menschen. Darum können Gläubige in all ihren Religionen zu der Liebe Gottes finden, auch wenn sie um deren letzte und größte Offenbarung in der Selbst-Hingabe des göttlichen Christus für alle noch nicht wissen, oder diese nicht fassen oder aber nicht annehmen können, weil der Name Christi durch jene so sehr verunehrt worden ist, die in falscher Auslegung Seiner Worte von der göttlichen Liebe, die in Ihrem universalen Erlösungswerk wirklich ausnahmslos alle für sich beansprucht und darum eben niemanden außen vor lassen will und wird, einen selbstherrlichen, gerade ausgrenzenden Absolutheitsanspruch auf ihre Christen-Religion abgeleitet haben.

Darum soll sich jeder hüten, irgendeinen Glaubensbruder aus einer anderen Religion zu richten, damit ihn nicht das selbe Gericht ereilt. Denn jedem widerfährt auch, was er glaubt. Wer an das All-Erbarmen glaubt, wird All-Erbarmen finden. Wer aber einen Absolutheitsanspruch für nur seine eigene Erkenntnis erhebt, wird mit ihr allein bleiben, und von Gott nur ein Linsengericht im Himmel bekommen. Denn Gott kocht bestimmt nicht für nur zwei!

Wer andere um ihres Glaubens willen ablehnt, wird selbst mit seiner Botschaft auch nur Ablehnung erfahren. Wer aber anderen Glaubenseinstellungen offen und lernwillig begegnet, dessen eigenen Glaubenseinsichten werden sich auch die anderen nicht verschließen. Schließlich gleicht der Glaube auch einer Liebesbeziehung zwischen jeder einzelnen Seele und der Gottes-Seele. Wie keiner Einblick in die Beziehung zwischen zwei Liebenden hat und sich kein Urteil darüber erlauben darf, so verhält es sich auch mit den Glaubensbeziehungen, die andere Seelen zu Gott haben. Wer darum allen anderen in Annahme begegnet, dem wird man sein Zeugnis von der göttlichen All-Annahme abnehmen. Schließlich wird auch jeder selbst immer nur so viel an göttlicher Liebe erfahren, wie er auch den anderen in der Eigenart ihres Glaubens zubilligt.

Solange aber die Gläubigen verschiedener Religionen sich abschätzig mit den Worten „Erkenne den Herrn“ begegnen, wird Christus nicht aufhören, sich bald dieser, bald jener Religion zuzuwenden, um sie gegenseitig zur Eifersucht und zum Eifern um Seine Liebe anzureizen – wie es auch der Hirtenjunge und Herzensbetörer Krishna mit seinen Gespielinnen tat.

Jener war nämlich ein Avatar Christi, der Ihn im Herzen trug, zeigt doch seine Kindheitsgeschichte schon Ähnlichkeiten zu der Christi: Seine Geschwister wurden von einem Tyrannen, der sein Hochkommen fürchtete, ermordet, die Eltern flohen mit ihm ins Exil, wo er unerkannt in der Obhut einfacher Pflegeeltern aufwuchs. Schließlich stürzte Krishna später – ganz gemäß der Prophezeiung – jenen Tyrannen von dem ihm geraubten Thron, so dass letzterer schließlich selbst durch die Verfolgung des Knaben von klein auf dessen Bestimmung nicht vereiteln konnte. Ebenso brach Christus die Gewalt des Satans, obwohl dieser alle seine Dämonenheere in Israel zusammenrottete und gegen Christus aufbot, um diesen zu Fall zu bringen.

Und wie der Junge Krishna mit seinem Bruder und seiner Schwester ein Herz und eine Seele war, so dass sie untrennbar waren, so ist Christus mit Seinem Vater und der Ruach beständig eins.

Wie aber Krishna seinen Mädchen die Kleider stahl, dass sie nackt vor ihn treten mussten, so will auch Christus allen Seinen Bräuten die Kleider stehlen, dass sie all ihre Heuchelei ablegen müssen. Und wie die Jungfrauen in ihrer Nacktheit vor Krishna alle gleich waren, so sollen auch die Bräute Christi erkennen, dass sie unter ihren verschieden geschmückten religiösen Gewändern alle gleich sind und in der selben Bedürftigkeit gegenüber der göttlichen Liebe stehen, nach der sie alle schließlich auch in gleicher Weise im Letzten verlangen.

Wenn dies sich auch der von Christus Angerührte eingestehen könnte, würde seine Brautseele die Liebeseinflüsterungen seines himmlischen Bräutigams hören. Schließlich stimmt Christus ein Hoheslied der Liebe an, das mit betörenden Liebesworten die Verschmelzung Seiner Bräutigams-Seele mit Seiner Braut-Seele in den Bildern der leiblichen Verschmelzung zweier Liebender im Geschlechtsakt preist und die mystische Verschmelzung der gläubigen Seele mit ihrem Christus beschreibt.

Besonders eines soll die betörte Seele im Herzen bewegen und bewahren, damit Christi göttlicher Same in ihrem Herzen aufgehen kann: In den Liebesaugen Christi ist sie makellos und heilig. In der selben Wertschätzung und Hochachtung liebt Christus jedes Seiner Religionsvölker und jede gläubigen Seele in ihrer Unverwechselbarkeit auf eine ganz einzigartige, eigentümliche Weise, die kein Außenstehender nachempfinden kann.

So hat Christus, wie Salomo einen Harem vieler Frauen aus verschiedensten Religionen hatte, auch zehn Jungfrauen, und in Seines Vaters Hause sind viele verschiedene Brautgemächer eingerichtet. Und Christus wird alle Seine Bräute hinein führen – eine jede in ihr eigenes Brautgemach. Denn hier ist mehr als Salomo. Darum ist das Wesen in den Religionen zu unterscheiden, ob es diese Liebe ist, nicht die Bilder und Bekenntnisse der verschiedenen Religionen.

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