1.1 Ende und Anfang

(Bhagavadgita I,1-46; II, 1-10)

„Jesus Christus! Jesus Christus!
Wo bist Du denn? Warum hast Du uns verlassen?“ –

Dieses verzweifelte Ende ist erst Sein Anfang …

Die Krisenzeiten in unserem Leben, wenn alles fraglich wird und erscheint,
sind die wichtigsten, höchsten, fruchtbarsten Zeiten in unserem Leben.
Das habe ich jetzt endlich verstanden.

Ein poetisches Werk der Weisheit – das „Buch Hiob“ für unsere Generation.

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Kapitel 1.1 „Ende und Anfang“ beginnt mit der Klage über die scheinbare Abwesenheit Gottes, die im Widerspruch zu Seinen großen Verheißungen im biblischen Wort steht: Sollte mit Pfingsten, der Ausgießung Seines Heiligen Geistes Sein Wirken doch erst richtig seinen Anfang nehmen, so haben Gottes übernatürlichen Machterweise in Zeichen und Wundern offensichtlich mit dem Abschluss der biblischen Zeiten geendet, und die Christus-Gläubigen erfahren allzu oft – selbst in existenziellen Notlagen! – in maßlos niederdrückender, frustrierender Weise keinerlei von der ihnen doch in Gottes Wort versprochenen, von ihnen ersehnten und erflehten göttlichen Durchhilfe ihres Herrn, so dass nicht wenige an Ihm verzweifeln und sich abwenden.

Trotzdem bestätigen die Erfüllungen anderer Prophezeiungen Gottes Existenz – einmal in den vielen Vorhersagen, die sich im Kommen Jesu Christi erfüllt haben, weiter aber in den Ankündigungen in Hinblick auf das Volk Israel, das aus allen Nationen wieder gesammelt wurde, wie in der erfüllten Verheißung der Ausbreitung des Evangeliums über die ganze Welt, die ebenfalls eingetreten ist.

Der Klagende steckt in einem Dilemma: Er kann Gott weder leugnen, noch weiß er, wie er mit Ihm und für Ihn leben soll, nachdem sich Gottes Verheißungen für die Gläubigen, diese wunderwirkend zu begleiten und sichtlich zu geleiten, trotz allem offensichtlich nicht, wie erwartet, erfüllen und er, der Gott doch dienen will, keine Möglichkeit zu einem vollmächtigen Zeugnis in der Welt sieht. Er hat nichts gegen all die vielen spottenden Gottleugner vorzuweisen, die sich ohne Gott in dieser offensichtlich gott-losen Welt besser zurecht finden, als all jene um Glauben Ringende, die an Gott(es faktisch erlebten Abwesenheit) verzweifeln.

Im Ringen um Verständnis wurde der Suchende schließlich auch noch mit dem göttlichen Ratschluss konfrontiert, der offensichtlich ewige Verdammnis ebenso, wie ewiges Heil, in unergründlicher, grundloser Wahl einfach setzt und vorherbestimmt. Auch ein einfaches, zurückgezogenes, gottgefälliges Leben sollte nicht gelingen.

Die Notwendigkeit, das erste Kind, eine ersehnte Tochter, wegen einer unheilbaren Krankheit abtreiben zu müssen, ließ schließlich den letzten Glauben schwinden und nahm alle Kraft, noch irgendwie weiter zu machen.

So gleicht dieses Kapitel einem neutestamentlichen Buch „Threnie“, einem „Klagelied“ und „Klagepsalm“, der in christlichem Kontext die uralten offenen Theodicee-Fragen aufgreift, die schon im alttestamentlichen Buch „Ijob“ und im „Kohelet“ (dem „Prediger Salomo“), gestellt werden, die hier poetisch verarbeitet und miteinander verwoben werden, und lässt so das ganze Elend der irdischen Existenz in voller Wucht in seiner scheinbaren Sinn- und Ziellosigkeit erspüren.

Der gänzlich an Gott Verzweifelte fasst schließlich den Entschluss, durch Verzicht auf Essen und Trinken seinem Leben ein Ende zu setzen, wenn Gott sich nicht in irgendeiner Weise zeigt. In einem letzten Aufbäumen erfleht der Todgeweihte eine neue Offenbarung Gottes, die ihm die Art und Weise des göttlichen Wirkens erklärt und ein entsprechend neu-geartetes Verständnis der heiligen Schriften der Bibel erschließt.

Seine Frau, die im Gegensatz zu ihm nach dem Tod der ersten Tochter Gott entschieden abgeschworen hat, hat sich von ihm getrennt und enthält ihm mit dem Vorwurf, er sei verrückt, die beiden (später dann doch noch geschenkt bekommenen) Kinder erfolgreich vor, damit sie nicht auch noch seinem `Gotteswahn´ verfallen.

Dann aber erhält der zutiefst Niedergeschlagene den Zuspruch der Nähe Gottes und die Verheißung der Offenbarung von unglaublichen Unfasslichkeiten, um derentwillen all dies Leid bis zum totalen Zerbruch über ihn gekommen ist, wie auch sein Verstoßenwerden von seinen Liebsten. Der Satan nämlich will dies Werk vereiteln, Gott aber nutzt all das, um dem Angesprochenen zuzubereiten und auszusondern für das ihm zugedachte Werk, die Niederschrift neuer göttlicher Enthüllungen.

Über diese soll er bis zu ihrer Vollendung mit niemanden reden, da er selbst noch nicht gefestigt ist in dem Neuen, das ihm gezeigt wird: dass alles Christus ist und Christus in allen – und dass sich darum alles auf den Flucht- und Ziel-Punkt der Universal-Versöhnung Christi hin zubewegt. Durch diese Zuwendung Gottes wird aus dem eigenen Ende ein neuer Anfang.

Der so Angesprochene findet sich schließlich in einem Traum als der Arjuna der Bhagavadgita (der hinduistischen `Bibel´) wieder, der von seinem göttlichen Wagenlenker in eine Schlacht gegen seine eigenen Anverwandten geführt wird, die von seiner eigenen Frau zum Kampf bestellt sind. Sie selbst aber ist besetzt von einem dunklen monströsen Wesen.

Der so in die Schlacht Geworfene will aufgeben und nicht mehr weiter kämpfen für die ihm selbst so fraglich gewordene Gottes-Wahrheit, wenn diese noch dazu seinen Gegnern den Untergang und Verderben bringt. Er wird jedoch vom Herrn wegen seiner Verweichlichung getadelt und aufgefordert, sich zu ermannen und weiter für die Wahrheit zu streiten, die ihm jetzt völlig erschlossen werden soll.

Der Herr hat angekündigt, dies scheidende Schwert zu bringen. Wer sein Jünger sein will, muss auch bereit sein, sich gegen Anverwandte zu stellen, die sich gegen die Wahrheit auflehnen, nicht obwohl, sondern weil sie Anverwandte sind. Der zunächst gnadenlos erscheinende Streit für die Wahrheit ist der einzige Weg, der ihre Seelen retten kann.

zum Original-Kapitel I.I in der »Satya ›P‹raha«
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