1.2 Ablehnung und Annahme
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Kapitel 1.2 „Ablehnung und Annahme“ lässt den von Frau und Kindern Verlassenen seine eigene schmerzliche Situation als ein Gleichnis auf die Befindlichkeit und das Gefühlsleben der ebenso verstoßenen Gottheit erkennen.
Die untreue Frau muss durch Zerbruch zur Erkenntnis geführt werden, wie auch die satanische Schlange, die teuflische Tiamat und räuberische Rahab, die Gott als dessen erste himmlische Brautseele ebenso untreu wurde und Ihm als falsche Mutter alle Seine Kinder entfremdet hat, nur über ihren totalen Untergang geheilt werden kann. Der Kummer des Berufenen über das eigene familiäre Zerwürfnis lässt ihn den noch viel unendlicheren Schmerz des himmlischen Vaters über Seine mit Ihm im Zwiespalt liegende universale Gottesfamilie erahnen. Wie in dem bekannten Gleichnis Jesu der liebende Vater klaglos den Schaden des ausgezahlten Erbes an den verlorenen Sohn, der ihn tot-gewünscht hat, trägt, so bleibt auch der Verstoßene verpflichtet, weiter für seine Frau und Kinder zu sorgen, die ihn verlassen haben.
Zugleich gibt Gott aber Seinen Geschöpfen, die sich von Ihm abgewendet haben, nur eben so viel, wie sie zum Überleben brauchen, verweigert ihnen jedoch das wahre Leben der Gotteskindschaft, das nur in Ihm zu finden ist, um Seine abgefallenen Kinder über ihren erbarmungswürdigen Zustand zu ernüchtern. Durch immer neue Wiedergeburten werden sie in ein elendes Dasein verdammt, das kein wirkliches Leben ist. So wird der Ernst der Unerbitterlichkeit Gottes ebenso vor Augen geführt, wie Seine unendliche Liebe, die selbst noch dem Satan, Seinem Erzwidersacher, gilt, den Gott als den Letzten zu gewinnen sich fest vorgenommen hat. In der gleichen Weise ist dem lange genug von seiner Frau Ausgenutzten geboten, ihr nicht nachzugeben und ihr nur gerade so viel zuzubilligen, wie sie sich erstreiten kann.
Beide zerstrittenen Partner, der Angesprochene wie auch seine Frau, sind aneinander schuldig geworden. Lebte sie allzu selbstbezogen und selbstgefällig, so er zu unterwürfig aus einem falschen übersteigert selbstverächtlichem Minderwertigkeitsgefühl, das sich auch noch für fromm angemessen hielt. Darum waren sie von Gott zur gegenseitigen Bemeisterung einander zugeführt und miteinander verbunden worden, um sich gegenseitig in eine gesunde ausgewogene Mitte zu führen; war dies im Guten nicht möglich, so muss und wird dies über das Böse, die notwendige Auseinandersetzung, geschehen.
Entsprechend ist der Betroffene nunmehr aufgerufen, sich gegenüber seiner starken Frau zu ermannen und sich hart und unerbitterlich zu geben, wie einst Josef seinen Brüdern gegenüber, die ihn verkauft hatten, wie sehr ihm darüber auch insgeheim das Herz bluten mag. Denn die ihm untreu gewordene Frau muss von eben dem Feuer verzehrt werden, das sie selbst gegen ihren arglosen, krank gewordenen Mann gelegt hat; nur so kann sie Läuterung erfahren. Will der Berufene sich wahrhaft königlich verhalten, muss er gegen alle seine Widersacher, die ihm sein Erbe rauben wollen, so hart und unerbitterlich vorgehen, wie einstmals der junge Salomo, der ebenfalls seine Weichherzigkeit überwinden musste.
Durch Sein unerbitterliches Gesetz, dass jeder ernten muss, was er säht, – das alle Wiedergeburten bestimmende Karma, – läutert und erzieht Gott alle Seine Geschöpfe. Wird Er deshalb auch von aller Welt verkannt, als hart und herzlos verworfen, so weicht Er doch nicht von Seiner konsequenten Linie, denn es gibt für Seine Geschöpfe keinen anderen Weg in Sein Heil. –
Das ist die Kehrseite des süßen Wortes von der Allversöhnung, sein bitterer Nachgeschmack: Alle müssen durch die Hölle ihres totalen Zerbruchs. Wie alle errettet werden, so müssen alle in gleicher Härte büßen, zur Umkehr geleitet werden durch die harten Lektionen des Lebens, Wiedergeburt auf Wiedergeburt, Leben auf Leben. Wer sich in sein Geschick fügt und es als Zurechtweisung der Güte Gottes annimmt, dem wird es leichter werden; wer sich aber dagegen auflehnt, dem wird es unendlich lang und schwer werden. Dennoch wird der Weg der Läuterung selbst für die Bekehrungs-Willigen nicht einfach, denn auch, wenn sie willig sein mögen, so sind sie, wie der verstockte Pharao, noch keineswegs wahrhaft buß-fertig, noch viel zu sehr in ihrem selbstsüchtigen „Ego“ verhaftet, von dem sie Lösung erfahren müssen, was allein Erlösung und Heilung des Schadens des allgemeinen Zerwürfnisses bringen kann. Wer auf diesem Weg der Läuterung aber ganz eins geworden sein wird mit Christus, wird wiederum bereitwillig Teil haben an dessen freiwilligen Erlöserleiden mit der Welt und für die Welt.
Wie sich aus einem stechenden Sandkorn in einer Muschel eine Perle bildet, wie eine von der Sintflut begrabene Eiche unter dem Druck der auf ihr lastenden Erdmassen erst zu Holzkohle und dann schließlich zu einem Diamanten zusammengepresst wird, so veredelt das auszuhaltende Leid die Persönlichkeit der göttlichen Geschöpfe und bringt ihnen ewige Herrlichkeit.
Damit ist trotz aller ernüchternden Härte diese Botschaft doch auch ebenso befreiend, weil sie zugleich alle auszuhaltende Härte des Lebens erklärt: Gottes Fügungen machen alles gut. Keiner muss sich um sein oder eines anderen Heil sorgen und jeder darf sich in allen Nöten doch gehalten, geborgen und unverlierbar aufgehoben in Gott wissen – und sich ebenso aller guten Tage dankbar recht erfreuen, um aus ihnen Kraft zu schöpfen für alle Herausforderungen des Lebens, denen sich jede Seele stellen muss. Es bedarf keiner künstlich aufgesetzten, verkrampften religiösen Selbst-Läuterung. Das übernimmt schon die Schule des wirklichen Lebens, dem sich jeder wahrhaft Erleuchtete stellt.
So kommt das zweite Kapitel zu dem selben Ergebnis wie das alttestamentliche Buch „Kohelet“ (der „Prediger Salomo“): Es gilt, in kindlicher Unbeschwertheit und Unbedarftheit in vollumfänglichen Vertrauen auf die Gottheit, die alles lösen, erlösen wird, die Stunden des Glücks zu genießen, um aus ihnen für die schweren Stunden des Lebens Stärkung zu erfahren. Wer sich von Gott in allen Lebenslagen sicher gehalten und recht geführt weiß, der kann sich sorgenfrei den schönen wie den schweren Seiten seines Lebens zuwenden und erfährt im profanen Alltag um und um beständig das Reden der zugetanen göttlichen Allgegenwart zu seinem Herzen, was ihn immerfort wachsen und reifen lässt.
Auf diese Weise wird schon der sorgenfreie Weg selbst zum Ziel: zu einem wunderbaren Aufgehoben-Sein im Ziel selbst, das Gott, das Christus ist.
Schließlich wendet sich der Blick noch einmal der persönlichen Situation des Angesprochenen zu: Sein Sohn lehnt ihn ab, weil der Kleine unter dem Einfluss der Mutter steht, die dem Kind einredet, sein Vater sei böse auf ihn und krank, worunter das Kind in Wahrheit unsäglich leidet. Und wie jener Vater seinem Jungen dessen Ablehnung niemals verübeln könnte und vieles durchmacht, um sich bei Gericht Umgang mit seinem Sohn zu erstreiten, wovon der Bub überhaupt nichts weiß, so ergeht es auch Gott mit Seinen Kindern:
Weil die satanische Mutter Rahab im Götterrat vorbringt, Gottes irdische Kinder wollten ihren himmlischen Vater garnicht mehr sehen, benötigt Christus unser Gebet, das Ihm Zugangsrecht in die vom Satan beherrschte Welt verschafft. Auch in der Verkündigung darf man sich von Widerstand nicht irritieren lassen: Hinter aller Gottesablehnung verbirgt sich letztendlich ein tiefer Schmerz, eine verleugnete Sehnsucht nach der (vermeintlich nicht vorhanden geglaubten) göttlichen Liebe, ebenso wie bei dem eigenen Sohn, der seinen Vater nur ablehnt, weil er sich selbst von diesem abgelehnt und abgeschrieben fühlt.
Wenn der Angesprochene erkennt, dass, ebenso wie sein Sohn unter dem Einfluss seiner Mutter, so auch wiederum diese selbst unter einer noch viel subtileren Manipulation und viel tiefgreifenderen satanischen Suggestion steht, kann er über Verstehen zum Verzeihen und Annehmen kommen. Das zerstrittene Paar wird sich über dem Wunder ihrer beiden Kinder noch versöhnen. Ihr Schicksal ist von Gott so beschlossen als ein Zeichen für die Wahrhaftigkeit der vom Betroffenen zu verkündigenden Allversöhnung.
→ zum Original-Kapitel I.II in der »Satya ›P‹raha«
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