10 Überall – und auch in dir

(Bhagavadgita X,1-42)

Christus ist Herz, Haupt, Krone, Seele und Leib Seiner ganzen Schöpfung.

Er strahlt als göttliche Liebe durch Vishnu
wie als Kraft umwälzender Erneuerung durch Kali-Shiva.
Denn Seine Liebe macht alles neu.

Er ist in allem, selbst im Kleinsten unendlich groß,
und trägt und erhält doch nur mit einem unendlich kleinen Teil Seiner selbst
das ganze Universum.

Ihn immerfort schauen zu dürfen, ist Nektar der Unsterblichkeit.

Dieses Buch bietet einen Blick auf das Christentum,
ein Verständnis des christlichen Glaubens aus hinduistischer Sicht,
wie ebenso einen Blick auf den Hinduismus,
ein Verständnis für den indischen Glauben aus christlicher Sicht; –

und indem es die beiden Extreme von Gottesvorstellungen zusammen bringt,
bietet es eine Bandbreite, ein Deutungsspektrum für das, was „Gott“ genannt wird,
in das schier alle Religionen und Gottesvorstellungen
hinein gedacht und eingebunden werden zu können scheinen:

Ein wirklich lesenswertes, nachdenkenswertes Buch.

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Kapitel 10 „Überall – und auch in dir“ beschreibt die Größe und Herrlichkeit Christi in der Vielzahl Seiner Erscheinungen und Wesen, zu der sich schließlich auch jede Seele selbst zählen darf.

Noch einmal offenbart sich Christus als der Ewige, Anfang- und Endlose, All-Innewohnende, alles Bewegende, der zugleich in freier Wahl Sein ewiges Wesen und Werden in dem menschlich-irdischen Geschöpf Jesus Seinen Anfang nehmen ließ, sich so von Ewigkeit erkannt, selbst erwählt und in Seinem Liebeswesen gesetzt hat.

So zeigt sich in Jesus von Nazareth in unvergleichlicher Weise das göttliche Liebeswesen und kann in der unendlichen Vielfalt Seines ewigen Seins und Wirkens doch von keinem geschöpflichen Wesen, nicht einmal von den Engeln und Göttern vollends erfasst werden.

Wer das von Christus erkannt hat – Sein unendliches Sein, Seine heilswirksame Gegenwart in allem – wie Sein „Für-alle-da-Sein“, wie es sich in Jesus geoffenbart hat, den kann die verwirrende Vielfältigkeit der im Widerstreit liegenden Geschöpfe und des blindwütig erscheinenden Schicksals nicht mehr erschüttern, weiß er doch um die alles bis ins Kleinste, Unscheinbarste durchwaltende göttliche Liebe, die ausnahmslos alles in Ihrer Liebe noch einen wird.

Daran erfreuen sich beständig alle so Erleuchteten, und begegnen in dieser göttlichen Liebe, die sie überschwänglich erfüllt hat, ihrem geliebten Herrn überall und in allem in Verehrung und selbstloser Liebeserwiderung.

Von dieser überwältigenden Offenbarung in die Knie gezwungen, huldigt der Erleuchtete Christus als der höchsten Zuflucht aller Seelen, den alldurchwaltenden Gebieter, der alles gut werden und sein lässt. Er ist die Freude aller Erleuchteten, die sich über Ihn mit Wonne austauschen. Er offenbart sich ungebunden an Bekenntnis und geistliches Amt, wem immer Er will. Seine Erleuchtung macht froh und frei. Den Höchsten bleibt Er verborgen, aber den Niedrigsten offenbart Er sich. Er durchforscht sich selbst seit Urzeiten bis in die Zeiten der Zeiten aus den unendlichen Blickwinkeln aller Seiner Wesen – selbst derer, die Ihn verneinen und noch Miss-Gestaltungen Seiner selbst sind. Er gibt allen Stimmen in sich Existenzrecht, dass auch die verneinenden Stimmen sein dürfen und sollen, auf dass Sein Gesamturteil, zu dem Er über sich selbst kommt, recht und wahr ist, dass Er in allem heilig, schön und gut ist. In dies sein erstes und letztes, ureigentlichstes Wesen, muss darum auch alles verwandelt werden. Er ist Herz, Haupt, Krone, Seele und Leib Seiner ganzen Schöpfung. Er ist der Yogin, der Meister des Weges und der Weg selbst. Aus diesem Grund wünscht Arjuna, nochmals die Herrlichkeitsgestalt Seines Herrn in allen Einzelheiten zu erblicken, so weit er dies vermag. Denn Nektar der Unsterblichkeit ist das für ihn, den universalen Christus in der Unendlichkeit Seines Wesens und Wirkens zu erblicken. Er kann sich nicht satt sehen an Ihm.

Da neigt sich Christus nochmals herab und offenbart Seinem Schüler erneut die Vielfalt Seiner Erscheinungen und wesentlichsten Enthüllungen. Er ist der Sinn von allem, Anfang, Mitte und Ende aller Wesen. Denn von Ihm, durch Ihn und zu Ihm sind sie alle, wie Er durch sie und in ihnen allen.

Unter den Hindus wird Er als Vishnu verehrt, die personifizierte Liebe, die letzte Wahrheit und Wirklichkeit hinter all ihren Göttern. Er ist die Erleuchtung, das Licht aller kosmischen Lichter, der Heiligste unter den Heiligen, der Göttlichste unter allen Göttern, das Leben selbst und alles Bewusstsein.

Er ist auch Kali-Shiva, der Zerstörer, der durch Seine Vernichtung stets Neues hervor bringt, der tötet, um lebendig zu machen, hier Leben nimmt, um es dort zu geben, hier eine Existenz zerschlägt, um sie dort neu werden zu lassen – wie Er auch Sonne, Vögel, Fische und Wassertropfen immer wieder an ihren Ursprungsort zurück bringt.

Er ist der Hohepriester Melchisedek und das unschuldige Opfer in allen unschuldigen Opfern. Er ist auch der Kriegsgott, der alle Kriegstreibermächte antreibt, so dass sich die Menschen gegenseitig züchtigen. Er ist die Heiligung alles Heiligen, der Inbegriff aller Freuden und Schrecken, allen Teufeln ein Teufel.

Er ist die Welt-Formel und Antwort auf alle Fragen, die Anmut und Schönheit aller Seiner Geschöpfe, der befriedende Atem in allem, das Wasser in allen heiligen Flüssen, Haupt und Krone, Anfang und Ende Seiner ganzen Schöpfung, der allmächtige Gebieter von allem. Er ist alle Inspiration, Poesie und Musik, das politische Gespür und die Diplomatie.

Er ist im Großen wie im Kleinen; Ihm ist das Kleinste groß und das Größte klein. Und mit nur einem unendlich kleinen Teil Seiner selbst trägt und erhält Er das ganze Universum. Seine Liebe und Sein Mitgefühl gegenüber all Seinen Geschöpfen aber trägt daran unendlich schwer.

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