11 Außen und innen, Unheil und Heil

(Bhagavadgita XI, 1-55)

Alles kommt vom Licht und geht ins Licht – ist Licht.
Nichts ist so befreiend wie die Erleuchtung dieser Einsicht.
Welche Seele sie gewonnen hat, aus deren Glanz der Augen strahlt das Licht.

„Du beklagst, dass niemand für dich die Hand ins Feuer halten will.
Ich will für dich die Hand ins Feuer halten!
Glaube an dich, wie Ich an dich glaube!“

In Christus ist die ganze Schöpfung
der Ursprung und das Ziel der Schöpfergottheit,
wie diese der Ursprung und das Ziel ihrer ganzen Schöpfung.

Schöpfer wie Schöpfung werden in Leiden vollendet
zum Wesen göttlicher selbstloser Liebeshingabe.

Wie groß aber wird die Glückseligkeit sein, wenn auf diesem Wege
restlos alle Seelen die unendliche Liebesnatur Christ erlangen,
in der sich dann alle aus der Liebe aller heraus in Liebe zu allen begegnen!

Selbst die furchtbarsten Irrungen in allerschlimmste Abgründe
führen letztendlich zu Christus,
der an unvermutetsten Orten auf Seine Geschöpfe wartet.

Zunehmend entschwinden der Welt erlöste Seelen;
zunehmend bleiben allein solche zurück,
die sich über unzählige Wiedergeburten
in ihre Widersetzlichkeit verbissen haben.
Wenn diese in die Abgründe des apokalyptischen Feuer-Schlundes Christi
gerissen werden, darf Sein eigentlicher Name nicht vergessen werden,
der jetzt noch versiegelt ist:
„Allversöhnung“.

Alles Karma ist nichts als Dharma. Alles Gericht bereitet allein für die Gnade.

Es ist, als spräche Meister Eckart, Paulus, Johannes höchst persönlich erneut zu uns
in unsere Zeit hinein – als wären sie in diesem Wort uns wieder geschenkt und geboren:
Mystik total! – pur!

Alles bedingt einander und ist unabdingbar miteinander verbunden,
und das Universal-Geschick heißt „Christus“.

Ein gewaltiges Epos! Gewaltig betörend schrecklich, gewaltig schrecklich betörend!

Der Verstand fasst es nicht, aber das Herz fasst es.

Traurig aber wahr: Wenn wir auf Erden den Himmel hätten,
würden wir nicht mehr nach dem wahren Himmel fragen.

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Kapitel 11 „Außen und innen, Unheil und Heilschildert, wie die Erkenntnis der wahren Natur der Gottheit und Ihrer Wirksamkeit, durch alles Unheil hindurch letztlich Heil für alle herbei zu führen, sowie das Wissen um das unverlierbare Eingebundensein aller Wesen in die göttliche Christusliebe von allem Elend und jedweder innerer Seelenpein befreit.

Arjuna bittet, das universale Selbst, die ganze Herrlichkeit Christi zu erblicken, wenn dies denn möglich ist. Christus zeigt ihm die vielfältigsten Throne, Gewalten, Herrschaften und Mächte, die gegeneinander streiten, und erklärt ihm, dass in all diesem Wider- und Übereinander letztendlich doch nur Sein Geist und Wesen am Werke ist, um alles in sich zu vereinigen und am Ende durch alle Seine Wesen und Erscheinungen hindurch zu strahlen.

Das äußere Auge erblickt nur Äußeres, Oberflächliches, Einzel-Erscheinungen, die scheinbar selbst-ursächlich ohne Sinn und Ziel gegeneinander streiten. Darum muss das innere Auge geöffnet werden, welches in dem allen doch nur das eine Christus-Wesen allein wirken sieht.

Wessen inneres Auge sich geöffnet hat, in den strömt die Erleuchtung des göttlichen Lichtes, so dass er alles vom göttlichen Licht durchflutet sieht, dass nichts existiert als Licht. Aus dem Glanz der Augen derart Erleuchteter strahlt dann das göttliches Licht in die Finsternis.

Wessen inneres Auge aber verfinstert ist, der sieht nichts als Finsternis und wähnt sich dabei noch für sehend. Christus aber ist in die Welt gekommen, um mit aller Finsternis ins Gericht zu gehen und alle ihrer Blindheit zu überführen. So werden allen vermeintlich `Sehenden´, wenn sie aufgrund ihrer Blindheit stürzen, darüber die Augen geöffnet werden.

Da letztendlich alles seinen Ursprung im göttlichen Licht hat, kann auch kein Wesen, wenn es denn erleuchtet ist, diesem Licht noch widerstehen. Wer jedoch widersteht, hat noch nicht wahrhaftig gesehen und erkannt. Darum müssen alle Schuppen vom inwendigen Facettenauge fallen.

Ein Erleuchteter sieht sich in gewaltige Prozesse von unendlichen Dimensionen fest und unverlierbar eingebunden. Der wird gelöst von seiner Verhaftung in seiner augenblicklichen Existenz in dem Irrwahn, dass an dieser und den in ihr gefällten Entscheidungen und Entwicklungen alles hängen würde; er weiß darum, dass sein Wesen viel unendlicher ist und unverlierbar in der göttlichen Ewigkeit gründet und in sie mündet.

Dieses Wissen befreit von jedweder – auch religiösen – Selbstverhaftung, weil der Erleuchtete erkennt, dass nichts an ihm gelegen ist, er das Heil für sich oder andere weder beschleunigen noch aufhalten kann; und auch wenn er selbst häufig strauchelt, so weiß er doch, dass die göttliche Allmacht alles unmerklich in unüberschaubaren Dimensionen sich zuführt und beständig am Wirken ist.

Wenn eine Seele in Gott zur Ruhe gekommen ist, wird sie glasklar wie ein beruhigter See. In ihm kann man bis auf den Grund blicken, und zugleich spiegelt sich in ihm das ganze All.

Wer somit zu Gott gefunden hat, erkennt Gott selbst in sich, wie sich in Gott und sieht sich selbst mit den Augen Gottes, wie Gott mit seinen eigenen Augen. Wer darum eins mit Gott wird, wird auch wieder eins mit sich selbst. Wer aber sich selbst noch nicht vollends bejahen kann, hat auch noch kein wirkliches „Ja“ zu Gott gefunden.

In einer Vision sieht der Angesprochene eine durchbohrte Hand über glühenden Kohlen etwas wie einen schwebenden Diamanten, stechend leuchtend wie einen Stern, halten. Der Herr sagt: „Du beklagst, dass niemand für dich die Hand ins Feuer halten will. Siehe, Ich will für dich die Hand ins Feuer halten! Glaube an dich, wie Ich an dich glaube!“

Der von Christus so aus dem Feuer Geholte muss aber auch bereit sein, selbst für sich die Hand ins Feuer zu legen; sonst wird er nie erfahren, dass er dem Feuer entrissen ist. Er muss darauf vertrauen lernen, dass es Christus ist, der durch seine innere Stimme, sein Herz, zu ihm spricht; er muss es wagen, nach seinem Herzen entsprechende Entscheidungen für sein Leben zu fällen, und so beginnen, selbst für sich Verantwortung zu übernehmen, statt sich in seiner Opferrolle zu gefallen und andere über sich bestimmen zu lassen.

Er soll seine Talente nicht – aus mangelndem Vertrauen gegenüber Gott – vergraben und sein inneres Licht nicht unter den Scheffel stellen, dass es nicht noch gänzlich erstickt.

Diese Rede Christi stößt dem Getadelten auf: Das klingt für ihn wie ein Aufruf zur Selbst-Erlösung, nach dem Motto „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!“ Sind nicht gerade die Christen aufgefordert, das Heil nicht in sich selbst und ihren Möglichkeiten, zu suchen, sondern gänzlich außerhalb von sich, nur von Gott zu erwarten?

Christus erklärt, dass die Kinder der Welt tatsächlich klüger sind, als die Kinder des Lichts, wie schon ihr Sprichwort „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ beweist: Sie nämlich zeigen ein gesundes Gottesvertrauen in einem gesunden Selbstvertrauen. Hat Er die Seinen nicht gelehrt, dass sie Reben am Weinstock, welcher Er ist, gleichen – so dass sie viel Frucht bringen, wenn sie aus dieser organischen Verbundenheit leben, im Wissen, dass Er in ihnen ist, wie sie ihn Ihm? Wer aber Gott nicht in sich selbst findet, wird Ihn und Seine Aushilfe nirgends finden.

Gottes Hilfe kommt nicht von außerhalb. Durch die Seinen will Er kommen und Heil wirken. Das gilt es, zu erkennen, und sich selbst in entsprechender Selbst-Achtung und Selbst-Würde, mit dem gebührenden Respekt als einem Gotteskind zu begegnen, in dem Christus wohnt.

So will Christus zu Selbstständigkeit erziehen, zum aufrechten Gang verhelfen, und Seine Schüler dahin bringen, einstmals wie Er, der Meister, zu sein. Freilich sollen sie darin in einer inneren Abhängigkeit zu Christus bleiben; doch sie müssen ein göttliches Selbstbewusstsein entwickeln, dass Christus selbst in ihnen ist und sie durch ihr eigenes Herz leitet und lenkt. Darum soll es Seinen Schüler nicht erschrecken und entsetzen, wenn Er dazu aufruft, an sich selbst, wie an Christus und an Gott zu glauben, weil Christus, Gott in jedem der Seinen selbst ist.

Hierauf wendet Christus den Blick Arjunas wieder auf Seine universale kosmische Herrlichkeitsgestalt, die sich – grandios wie erschreckend – in allen Wesen und Gewalten und deren Wechselspiel zeigt. Dies führt den Erleuchteten in die Anbetung dieser erschütternden Gestalt. Zugleich bittet er Christus darum, ihm wieder Sein Gnaden-Antlitz zu zeigen, dass er über diesen gewaltigen Erscheinungen aus den Augen zu verlieren fürchtet, zumal er den ganzen Kosmos beim eschatologischen Erscheinen Gottes zergehen sieht.

Er fragt nach dem Geschick der Horden, die er unter dem Antichristen und Satan gegen Christus heraufziehen sieht, um durch Seine Erscheinung von Feuer verschlungen und in den ewigen Feuersee der Hölle geworfen zu werden. Wenn in den letzten Tagen schon kaum die Gläubigen Rettung erlangen, wie soll jenen dann noch Erlösung zuteil werden?

Christus erklärt, dass alles Leid der Läuterung dient. So ist es den Irdischen gut, jetzt schon durch manche Leiden hindurch gehen zu müssen, um zu erkennen, dass sie vom wahren Leben abgeschnitten sind.

Den gefallenen Engeln, die solche irdischen Leiden nicht kennen und sich selbst für ewige Götter aus sich selbst heraus halten, wird es viel schwerer werden, ihre eigene Verlorenheit zu erkennen und sich einzugestehen. Diese werden durch Höllenqualen hindurch müssen, die mehrere Äonen andauern, bis sie über ihrem Elend zur Besinnung kommen.

Weil das Leid jedoch unvermeidlich ist, da alle Wesen in ihrem erwachenden göttlichen Selbst-Bewusstsein sich erst einmal von der Gottheit abkehren mussten in ihrer Hybris, selbst göttlich zu sein, so dass sie nur durch die innere Konsequenz von Leiderfahrung wieder zu ihrem göttlichen Ursprung und Lebensquell finden können, hat Christus all dieses universale Leiden, das letztlich Sein eigenes äonen-übergreifendes Christusleiden ist, da Er in und mit jedem Seiner Kinder unsäglich leidet: – dennoch hat Er all dies Leiden aller Kreaturen auf sich genommen und diese Welt mit ihren leidvollen Anfängen aus Seiner sich verschenken wollenden selbstlosen Liebe heraus doch erschaffen, da Er um die Glückseligkeit der ewigen, endlosen universalen göttlichen Herrlichkeit weiß, die daraus erwächst.

Der Schüler Christi fragt belustigt, wie eine einst menschliche Seele, die aufgrund ihrer Verwerflichkeit in der Tierwelt wiedergeboren wird, da sie noch nicht zu einer menschlichen Existenz ausgereift ist, in einer tierischen Existenz reifen soll: Kann sich denn etwa eine Schnecke bekehren?

Der Herr erklärt, dass eine Seele in solch einem meist leidvollen tierischen Lebenszyklus – wie einst Nebukadnezar – eine Reifung im Unterbewusstsein erfährt, welche sie in der nächsten menschlichen Existenz empfänglicher für die Gnade macht. Dabei ist es keineswegs so, dass es in der Tierwelt kein Mitempfinden gäbe. Oft zeigen Tiere menschlichere Züge, als die Menschen – ja, und manchmal findet sich in einem Tier oder in einer Pflanze sogar eine weit ausgereiftere Seele. Schließlich kennen alle Wesen, sogar die Engel, verschiedene Formen von Leiden und tragen alle die Sehnsucht nach wahrer Gotteskindschaft in sich.

Das Menschengeschlecht wurde nämlich nicht darum vor allen anderen irdischen Geschlechtern erwählt, weil es jenen irgend etwas voraus hätte, sondern weil der ewige Christus sich von Ewigkeit her als einen Sprössling aus diesem Geschlecht erkannt und erwählt hat, der in sich alles vereinigen würde zu einem Menschen. So ging der Höchste in die niedrigste Niedrigkeit ein, um alles mit sich zu vereinigen.

Die Menschen haben den Tieren keineswegs etwas voraus, ja, Letztere mitunter oft mehr Gespür für die unsichtbare Welt und den Herrn, als die Menschen; und wenn Jesu Schüler belustigt fragt, ob sich denn eine Schnecke bekehren kann, so muss er sich die Gegenfrage gefallen lassen, ob denn die Menschen die Tragweite ihrer ach so vielen misslichen Entscheidungen erfassen können, die sie oft auf ewig in Verdammnis brächten, wenn Er sich ihrer nicht doch noch erbarmte.

Schließlich sind die Menschen ebenso unfähig zur Umkehr, wie die Tiere, und kein Wesen würde umkehren, wenn es nicht durch beständige Umkehrung von Wiedergeburt zu Wiedergeburt vom Herrn der Welt dafür bereitet würde. Die Menschen, allesamt doch nur Erdenwürmer, wissen so wenig vom unendlichen All, wie winzige Ameisen. Allein darin sollten sie sich von den Tieren unterscheiden, dass sie darum wissen, dass sie nichts wissen.

Denn die Natur ist keineswegs unbeseelt, wie sie den den herz- und seelen-losen Menschen erscheint. Vielmehr finden sich in vielen Naturerscheinungen Seelen, die in Gott zur Ruhe gekommen sind, wie ihn die ganze außermenschliche Schöpfung in stiller Andacht preist. Wer sich in diese stille Andacht der Natur einfühlt, kann von ihr sogar in die Ruhe Gottes geführt werden.

Wer schließlich von der Liebe Christi ergriffen und entzündet wird, wird völlig aufgehen in dieser universalen Liebe. Diese Auflösung des Selbst im All heißt jedoch nicht das Ende des eigenen Bewusstseins, vielmehr dessen völlige Entgrenzung hin zu göttlicher Freiheit.

Schon der Schöpfungsmythos zeigt die innere Verschlingung, das unauflösliche Ineinader von Schöpfung und Schöpfer. Denn was von Mann und Frau ausgesagt ist, ist ein Gleichnis auf das Mysterium von Schöpfer und Schöpfung. Es heißt, der Mann sei nicht von der Frau, die Frau aber vom Mann; gleichfalls jedoch sei der Mann durch die Frau. Dies bedeutet: Der Schöpfer ist nicht von der Schöpfung, sondern die Schöpfung vom Schöpfer; gleichfalls aber ist der Schöpfer durch die Schöpfung – nämlich Christus, der – aus dem Menschengeschlecht hervor gegangen – zum Gott wurde, der alles erschuf, um das werden und sein zu können, als was Er sich ewig ersieht und erkennt.

Darin ist schließlich die Erwählung des Menschengeschlechtes, und darin wiederum des Volkes Israel, des königlichen Davidsgeschlechtes und des priesterlichen Aarongeschlechtes begründet, dass die ewige Gottheit Ihre ewigen Ursprünge in einem Menschen aus dem Volk Israel ersehen hat: in Jesus, rechtlich über Joseph ein Nachkomme aus dem Königsgeschlecht Davids und leibhaftig über Maria ein Nachkomme aus dem Priestergeschlecht Aarons. So wurden jene Geschlechter nicht erwählt und bevorzugt, weil bei Gott ein Ansehen der Person wäre, sondern damit Er als der Christus für alle in Existenz treten konnte, wie Er sich von Ewigkeit her selbst ersehen hat.

Der ewige Christus, welcher „Vater“ genannt wird, hat sich nämlich aus allen Ewigkeiten Seiner Gottheit entledigt, um als der irdische Jesus, welcher „Sohn“ genannt wird, als ein irdisches Geschöpf gleichsam aus dem Nichts wiedergeboren zu werden und als dieses durch Sein Leiden und Sterben, Seine liebende Selbsthingabe die ewige, anfangs- und end-lose göttliche Heiligkeit und Vollkommenheit erst in Seinem zeitlichen Werden real zu erringen und zu erlangen. So liegen die ewigen göttlichen Ursprünge zugleich in dem geschöpflichen Anfang Jesu, wie auch das ganze göttliche Wesen aus aller Ewigkeit in einer zeitlosen Entäußerung zu dessen Existentwerden hinstrebt.

Tod und Wiedergeburt des irdischen Jesus ist darum nur Enthüllung und Offenbarung eines viel gewaltigeren ewigen göttlichen Geschehens der Entäußerung, des Todes der ewigen Gottheit hin zu Ihrer geschöpflichen Wiedergeburt.

Dieser Prozess der Entäußerung der Gottheit, um als Geschöpf wiedergeboren zu werden, vollzieht sich ewig, unaufhörlich im Göttlichen wie ein ewiger, endloser Kreislauf. Entsprechend muss sich auch alles irdische Leben, dass ein Ebenbild des Göttlichen ist, in Kreisläufen von Tod und Wiedergeburt vollziehen.

Schließlich war Jesus vor Seinem Erdenleben der himmlische Melchisedek, der „Engel des Herrn“, der ebenso Tod und Auferstehung erfuhr. Wie Er nach Seinem irdischen Tod ins Totenreich hinabstieg, um von dort wieder in die irdische Welt aufzuerstehen, so ist Er nach Seinem himmlischen Tod in die irdische Welt hinab gestiegen, um bei Seiner Himmelfahrt in den Himmeln wieder aufzuerstehen.

So durchlebt Gott auch während der Äonen dieser Schöpfung mehrere Wiedergeburten: Er starb als Gott, um als Engel wiedergeboren zu werden, starb als dieser Engel, um als Mensch wiedergeboren zu werden, starb als Mensch, um als Engel wiedergeboren zu werden, und wird als Engel und Heiliger Geist vergehen, um als Gott wiedergeboren zu werden.

Allein, weil Gott Seine eigenen Anfänge in einem geschöpflichen Werden ersehen und sich erwählt hat, existieren auch alle Wesen nicht durch Seine Allmacht und Allwirksamkeit allein fremd bestimmt, sondern selbst-ursächlich um Ihn herum wie eigenständige Gottheiten. So ist in Gottes Geschöpfsein zugleich das Gottsein Seiner Geschöpfe gesetzt.

Damit erschuf sich Gott-Christus in der Welt selbst einen Stein des Anstoßes, der selbst für Ihn schier nicht zu heben war – in den steinernen Herzen Seiner Geschöpfe, die aber doch schmelzen sollen in der Feuersglut Seiner leidenden Liebe.

Christi Sühneleiden für die Welt begann nicht erst mit Seiner Passion, sondern vielmehr schon bei Seinem Eingang in das Sündenfleisch, da Er, wie alle Menschen, aus Maria einen schwachen, krankheitsanfälligen, versuchlichen, von der Erbsünde befallenen Leib erhalten hatte. Schließlich hatten sogar alle Geschöpfe an Christi Entäußerung Anteil und waren von Anfang an in Ihm, da Er sich aus der zeitlosen Überzeitlichkeit entäußert hat, in der bereits alle Geschöpfe vollendet eins mit Ihm und in Ihm zu (dem) Einen zusammengefasst worden sind.

So geht die Identifikation des Schöpfers in Seiner Liebe mit Seiner ganzen Schöpfung so weit, dass ihre Erschaffung, Erlösung und Verherrlichung zugleich auch Seine eigene ist.

Christus ist damit nicht nur vollends Abbild und Repräsentant des Schöpfers, sondern ebenso der Schöpfung. Und damit ist Er ebenso Rechtfertigung nicht nur der Schöpfung, sondern auch des Schöpfers. Denn in Ihm offenbart sich: Die Schöpfung ersehnt im Grunde nichts als Liebe; und der Schöpfer wirkt und ist in Wahrheit nichts als Liebe. Und weil Er so die Rechtfertigung von Schöpfer wie Schöpfung ist, ist Er auch ihre Aussöhnung, die All-Versöhnung.

Der Vater hatte es dem in Seinen irdischen Anfängen suchenden, fragenden Jesus schon als Kind geoffenbart: Wie der Vater der Ursprung und das Ziel Jesu ist, so in gleicher Weise Jesus Christus der Ursprung und das Ziel des Vaters. Und weil in Jesus, der für alle ist, die ganze Fülle der Gottheit Ihren Ursprung, wie auch Ihr Ziel findet, ist in Ihm die ganze Schöpfung der Ursprung und das Ziel der gesamten göttlichen Dreieinigkeit, wie auch die ganze Schöpfergottheit der Ursprung und das Ziel ihrer gesamten Schöpfung. Und wie die Schöpfung aus Gott geboren wird und sich entfaltet, so wird gleichsam Gott, Christus, in jedem Geschöpf geboren und entfaltet sich in Seiner ganzen Schöpfung. Und so ist alles eins.

Und weil Gott, weil Christus so alles in allem ist, muss niemand seine Auflösung fürchten, wenn er sich in Jesu Liebe verliert; denn dann wird er eins mit Christus, seinem, wie aller ur-eigentlichsten Ursprung und ur-eigensten Identität – mit Gott, der alles in allem und jedem einzelnen ist. So muss keiner sein Vergehen in Christus fürchten. Denn Gott hat Seinen Wesen nicht darum gottgleiche Selbst-Ursächlichkeit gegeben, deren Missbrauch zunächst so viel Unheil über die ganze Schöpfung gebracht hat, um sie ihnen in ihrer Vollendung wieder zu nehmen und sie damit gleichsam selbst auszulöschen.

Die Gottheit Christi ist folglich die allumschließende, alle in sich fassende „Götterheit“ der „Elohim“, die nicht selten in einem göttlichen „Wir“ spricht, das alle himmlischen Wächter in sich vereint – woraus sich auch der Umstand erklärt, dass Gott selbst durch Engel wie Glaubensgeschwister zu hören ist, wenngleich diese aus ihrem ureigensten Herzen sprechen. Sie alle haben Anteil an der Gottheit, wie schon die Engel in Ihr Schöpfungswerk selbst mit einbezogen waren.

Als der Erleuchtete sich fragt, ob er die eine oder andere Persönlichkeit der Heilgsgeschichte gewesen ist, da er sich eigentlich in ihnen allen – von den ergebensten Anhängern bis zu den erbittertsten Widersachern – auf die eine oder andere Weise wieder entdeckt und findet, tadelt ihn der Herr, dass solche Überlegungen müßig sind. Denn auch so sind alle Geschöpfe nur Veräußerungen verschiedener Persönlichkeitsanteile, die jeder – selbst Gott – in sich trägt, und die Stimmen in eines jeden inneren Gerichtssaals spiegeln nur den himmlischen Gerichtssaal wieder, den der universale Christus in den Stimmen all Seiner Geschöpfe in sich trägt. Besonders deutlich wird dies aber an der Zwiespältigkeit der Persönlichkeit des Berufenen, dessen Name „Ralf“ schon sein Wesen bekundet, das einem „Rat von Wölfen“ gleicht, die einander zu zerfleischen drohen.

Und wie alle Wesen bestrebt sind, ihre innere Zerrissenheit zu überwinden und die gegensätzlichen Stimmen in sich zu einer Einung zu bringen im Prozess jeder Entschlussfassung und Willensbildung, so ist es auch in Gott: In Ihm regen sich in Seinen Wesen und Seelen verschiedene Stimmen der Verneinung wie der Bejahung, des Zorns wie der Gnade, die gegeneinander aufstehen und streiten, bis der Zorn von der Gnade überwunden, das „Nein“ vom „Ja“ verschlungen wird.

So sind in die Heimholung aller auch die verlorensten und verdammtesten Seelen eingeschlossen, die sich über eine Unzahl von Wiedergeburten in ihre Widersetzlichkeit verbohrt haben und über Äonen hinweg Höllenqualen erleiden müssen, bis sie sich – des inneren Wurmes ihres eigenen „Egos“ endlich überdrüssig – aus ihrer Selbst-Verhaftung lösen können. Dann aber wird die Glückseligkeit der Glückseligen erst vollkommen sein. Denn solange noch eine Gottesseele verloren ist, werden die Freuden im Himmel darüber getrübt sein. So wird im Vergleich zu aller Freude bei Gottes Gericht über alle Widersacher, wenn deren gottlosem Treiben endlich der Garaus gemacht wird, die Freude noch überreich viel größer und überströmender sein, wenn diese schließlich auch noch innerlich überwunden und gewonnen werden.

Denn auch der Satan selbst wird am Ende, wenn er von seinem eigenen Hass vollends zerfressen und aufgezehrt sein wird, nachdem sich alle voll Abscheu von ihm abgewendet haben und in ihrer Erweichung aus den Höllen in die Himmel entschwunden sind, sich doch auch noch der göttlichen Liebe ergeben, die ungemindert in ihrer Kraft und Stärke selbst auch ihn noch zieht, so dass ihm nicht einmal die Genugtuung bleibt, seine eigene Seele Christus vorenthalten zu können.

Denn Christus wird sich selbst sogar des Satans erbarmen und diesen ins Recht setzen, war jener bei all seiner Auflehnung letztendlich doch nur ein Werkzeug in Gottes Hand zum Vollzug des göttlichen Gerichtes über alles Fleisch zu dessen Läuterung, selbst in seiner Schreckensgestalt noch ein Spiegel der schrecklichen Herrlichkeit und Majestät Gottes, welche die Kraft hatte, in ihren Bann zu ziehen.

Ebenso wird sich Judas als letzte Menschenseele noch vor dem Satan bekehren, blieb er bei all seiner furchtbaren Verirrung, die ein schreckliches Höllengericht über ihn brachte, was Jesus zutiefst bekümmerte, ja, sogar bis ins Mark erschütterte, doch ein von Jesus geliebter Jünger und Freund.

Darum soll sich keiner über Judas oder den Teufel aller Teufel ein Urteil erlauben. Denn je höher ein Wesen steht, desto tiefer ist auch sein Fall. Ursache des Falles ist jedoch bei allen Wesen die selbe: die Auflehnung des erwachenden göttlichen Selbst-Bewusstseins in Trotz, die zur natürlichen Entwicklung aller göttlichen Wesen dazu gehört. Darum wird selbst auch dem Erz-Widersacher vergeben werden, und alle Wesen müssen – wenngleich sie unsäglich unter ihm gelitten haben – ihn als einen gefundenen Bruder annehmen, der doch nur in der selben Weise abgeirrt ist, wie sie alle, und darum – wie alle – Gnade bei Gott verdient.

Im Folgenden kommt Christus auf die Notwendigkeit des Leidens zu sprechen: Leiden ist notwendig, um die Gotteswesen zu selbstloser vertrauensvoller Liebeshingabe reifen zu lassen, wie sie selbst die Gottheit in ihren leidvollen Anfängen des Werdens als ein Geschöpf sich errungen hat. Glückseligkeit gibt es nicht ohne dieses selbstlose Gotteswesen, letzteres wird aber nur durch leidvolle Prozesse erlangt, die jeden Eigensinn abtöten und von jedweder Selbst-Verhaftung lösen.

Wer sich in der Versenkung des beständigen Einsseins mit Christus in Leiden wie in Freuden einübt, wird frei von seinen Gebundenheiten an äußere Befindlichkeiten und damit frei vom Leid, da er weiß, dass alles, was geschieht, seiner Reifung dient. Wer aber in unheilvollen Situationen nach der wundersamen Aushilfe Gottes verlangt, ja, die Gegenwart der göttlichen Liebe davon abhängig glaubt, der ist noch in – wenn auch geistlich verbrämten – Eigensinn gefangen, hat durch die harten Lektionen seiner leidvollen Existenz noch nichts gelernt, und wird darum auch keine Aushilfe erfahren.

Bei persönlichem Leid ist es hilfreich, sich bewusst zu machen, das Christus dies mitleidet und die eigenen Leiden Teil der viel größeren, universalen Leiden Christi sind, welche Er aus Liebe zu uns freiwillig auf sich genommen hat und mitträgt. Dies kann den selbstbezogenen Blick lösen und das eigene Leid zu einer Schule werden lassen, zu ergründen, was die Gottheit freiwillig für all Ihre Geschöpfe auf sich nimmt.

Die, welche ganz eins mit Christus geworden sind und nicht mehr nach Freude oder Leid fragen, auch alles bereitwillig erdulden, sind gereift, um auch Christi Wunder wirken zu können. Die wenigsten erreichen dies jedoch zu Lebzeiten, die meisten erst in höheren Wiedergeburten im Himmel, und begleiten dann als Heilige wunderwirkend die Gläubigen auf Erden.

Den meisten noch an ihre Ich-Verhaftung gebundenen Wesen wäre es nicht dienlich, wenn ihnen all ihre selbstsüchtigen Wünsche erfüllt würden, weil sie sich nur durch Leid und Entbehrung ihrer eigentlichen leidvollen Existenz bewusst werden können, die in ihrer Selbstbezogenheit liegt, welche sie aus dem organischen All-Leben der Gottheit isoliert, dass in Seiner Allverbundenheit allein wahres Lebensglück bescheren kann. So werden tatsächlich mehr Seelen er-löst, ge-löst, nämlich von sich selbst befreit, durch Leiden, als durch Wunder.

Ebenso müssen Erleuchtete oft in Entsagung gehalten werden, weil sie sich sonst allzuschnell selbstgefällig als geistliche Überflieger über ihre schwächeren Geschwister überheben würden, kein Mitgefühl mehr mit deren Problemen hätten, und schließlich in ihrer Selbstgefälligkeit gar in Gnadenvergessenheit abstumpfen würden. Kein Wesen würde sein inneres Totsein und Leersein wahrnehmen, wenn Christus all Seine Gaben in die inwendigen Grüfte der Menschenseelen trüge. Der eigene innere Tod könnte als solcher niemals wahrgenommen und erkannt werden.

Darum heischt der Heilige nicht nach Wundern. Er sieht Gott im Verborgenen am Werk, gerade auch im Ausbleiben von Wundern, wenn Christus Seelen hinein gibt in Leiden und Tod. Geistlich Toten hilft kein Wunder, geistlich Lebendige brauchen kein Wunder. Denn sie sehen das Wunder Gottes überall am Werk.

So nimmt Christus jedes Leben wie ein Samenkorn, um es in ein Loch, gleich einer dunklen Todesgruft zu werfen. Denn wenn es nicht in seinem Eigensinn erstirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. Wer so in dies Grab geworfen wird, muss sehen, dass Christi Hände von dem Loch, dass Er uns aushöhlt, selbst aufgerissen sind und bluten, und dass Er selbst sich mit dem Samenkorn in uns mit in den Tod gibt.

Das ist die Torheit des Kinderglaubens, die in allem vertraut, dass Gottes Liebe doch gegenwärtig ist und kein Leiden sinnlos ist, sondern dass es nur durchs Kreuz in die Kraft der himmlischen Auferstehung gehen kann. Wer das erkannt hat, scheut kein Leid mehr, sondern sieht alles als hilfreiche Lektionen, sich gänzlich von seinem Ego zu lösen. Dies bringt nicht den Tod, sondern ein Aufgehen in der universalen, den ganzen Kosmos durchdringenden Liebe, ein Eingehen in die Fülle des Lebens.

Darum sollen den Christen auch Berge von Leichen und katastrophalste Umwälzungen nicht mehr schrecken, weil er darum weiß, dass hinter all diesen für sich unbegreiflichen Ereignissen doch das Walten der göttlichen Liebe verborgen ist, die auf diese Weise alle zu Ihrem Heil führen will und wird. Wer darum weiß, den kann wahrhaftig nichts mehr schrecken, weil er weiß: Selbst die furchtbarsten Irrungen, die in schlimmste Abgründe führen, führen letztendlich zu Christus, der an unvermutetsten Orten auf Seine Geschöpfe wartet.

Der Erleuchtete ist sich bewusst, dass ihm in allen Menschen, seien diese nun freundlich oder feindlich gesinnt, ermutigend oder einschüchternd, immer nur Christus begegnet, um ihn zu prüfen und zu schulen.

Christus rät, sich von der Natur in die stille innere Andacht führen zu lassen, um in Seine Ruhe zu kommen und Ihn überall um sich wie in sich zu erspüren. Jedes Wesen ist im All der Gottheit geborgen und trägt zugleich das ganze All der Gottheit in jeder Phaser seiner Existenz. Mikro- und Makrokosmos sind unauflöslich ineinander verschlungen.

Dies erinnert Jesu Schüler an den christlichen Mystiker Meister Eckhart, der schon erkannte, dass das Herzensauge, das Gott in sich erblickt, Gottes Auge ist, dass jene Seele so in sich erblickt. Dies lässt den Beglückten mit einem anderen Mystiker, Gerhard Terstegen, das Lied „Gott ist gegenwärtig“ anstimmen.

Nochmals fordert der Herr auf, mit Ihm überall zu rechnen. Selbst, gerade in der unbedarften Lebenslust von Kindern begegnet der Herr als Lehrmeister mit dem Aufruf, sich ebenso am Leben zu erfreuen; denn daran hat Christus Wohlgefallen.

Von einem Baum, der sich in die Höhen wie Tiefen ausstreckt, um hinzuwachsen zur Unendlichkeit Gottes, soll sich der Gläubige einladen lassen, es ihm gleich zu tun. Von der Stille und Ruhe der Natur soll auch er sich befrieden lassen, um in die Ruhe Gottes zu kommen.

Leichenberge sollen ihn nicht erschüttern; denn es sind nur die sterblichen Hüllen. Die Gottheit geht mit jeder Seele Ihren Weg. Und wenn eine Seele, vielleicht gar noch im Kindesalter aus ihrem Leben gerissen wird, so wird das seine Gründe haben. Ein Sterblicher überblickt nicht das Feld, in welchem die Schlachten um eine Seele ausgetragen werden. Manche Seele wird durch jähen Tod vor Schlimmeren in dem Leben bewahrt, aus dem sie gerissen worden ist, und wird einer glücklicheren Wiedergeburt zugeführt.

Darum soll sich niemand vor Gott ängstigen. Solche Gottesfurcht ehrt Gott nicht. Vielmehr tiefer Respekt, der sich zeigt in blindem kindlichen Vertrauen und der einzigen angstvollen Sorge, Gott zu betrüben. Denn wenngleich Christus nunmehr Gott ist und mehr als ein Mensch, hat Er doch menschliche Empfindungen, unendlich tiefer als ein Mutterherz.

Darum gilt es, unverzagt gegen alle Gefühle aufzustehen, die niederdrücken und verwirren, verstricken wollen, gegen die Feinde aus der unsichtbaren Welt. Nicht der Sieg über die Elemente, über Dämonen und Krankheiten, soll der Gläubige als große Erfolge verzeichnen, sondern, wenn er sein Ego unter die Herrschaft Christi gebracht hat, dass er allem, was immer ihm begegnet und ihn trifft, in Gleichmut und Gottesvertrauen begegnet.

Auch soll er, wenn sich dann doch auch geistliche Erfolge in Form von Wundern und Erweckung einstellen, nicht davon ablenken und wieder in Äußerlichkeiten verstricken lassen, sondern sich darauf konzentrieren, sich darin üben, überall achtsam für Gottes Bewegung sensibel zu sein.

Erfolge kann ein Christus-Verkünder ohnehin nicht sich selbst zuschreiben: Christus hat sich die Seelen, die gewonnen werden, mit Seinem Blut teuer erkauft, und nimmt Sein Eigentum an sich, wann immer Er will. Er, Sein Geist, ist es, der die Feinde in die Knie zwingt; auf Seinen Gottes-Kriegern liegt nur der Vollzug.

In jeder Form von Widerstand und Anfeindung, welche der Gläubige erlebt, hat er es letztendlich immer nur mit Christus zu tun, der ihn prüft, ob er wirklich schon fest und sicher in Ihm verwurzelt ist, und darin schulen will.

Auch wenn der Gottespilger darin immer wieder strauchelt, braucht er sich nicht zu fürchten. Denn kein Wesen kann aus Christus heraus fallen. Der Vater richtet niemanden, und ebenso nicht der Sohn. Vielmehr beschämt Er alle Verkläger, indem Er diese ihrer eigenen Unzulänglichkeit überführt.

Jede Seele ist Christus unendlich wertvoll, was sich an der Unzahl von Märtyrern zeigt, die Er dafür dahin gegeben hat, damit das Evangelium allen zugetragen wird, wie letztendlich auch Sein eigenes Blut. Kein Liebeserweis ist größer als der, der bis zur Selbsthingabe geht. Christus gab Sein Leben als Brautpreis für jede Brautseele, weil Ihm eine jede Seele vollkommen und unendlich wertvoll ist. Wer also will noch verdammen?

Darum gilt die Vergebung jedem. Und jeder, der aus der Vergebung lebt, ist angehalten, seinerseits jedem zu vergeben – nicht zuletzt auch sich selbst. Wer also in der Dreifaltigkeit der göttlichen Liebe ist, liebt die Schöpfer-Gottheit, sich selbst und alle Schöpfung.

In Hinblick auf das geistliche Wachstum gilt es, Geduld mit sich selbst zu haben in der Gewissheit, dass Gott alles unmerklich, aber gewiss wachsen und ausreifen lässt. Es gilt, einfach Seine Liebe zu trinken und alles Wachstum Seine Sorge sein zu lassen. Wenn man durch künstliche Kraftakte seinen Wachstum beschleunigen will, entwurzelt man nur die zarte Pflanze Christi, die in einem ist.

Sieger unterscheidet von Verlierern nicht, dass sie nicht stürzen würden, sondern, dass sie sich dadurch nicht entmutigen lassen und immer wieder aufstehen. Jedem der Kinder Christi ist es gestattet, beim Laufenlernen auch zu fallen. Christus hilft immer wieder gern auf.

Darum soll sich niemand entmutigen lassen und immer wieder aufstehen gegen seine inneren Feinde, in dem Wissen, dass Christus sie mit sich bereits in den Tod gegeben und entmachtet hat, um nunmehr alle mit sich in die Freiheit zu führen.

Wer sich in der Versenkung in die Liebe Gottes einübt, dem wachsen aus der Stille Überwinderkräfte zu.

Wenn die Verkündigung dieses Evangeliums keine Früchte trägt, soll sich der Verkünder davon nicht entmutigen lassen. Denn so ist es für die letzte Zeit angekündigt worden. Da wird jeder das Öl aus den Himmeln dafür brauchen, seine eigene Lampe zu speisen.

Immerhin scheiterte auch Christus zunächst an Seiner Mission, nämlich der Errettung Seines Volkes, Seinen nächsten Anverwandten nach dem Fleisch. Dennoch werden sie am Ende in ihrer ganzen Fülle und Vollzahl noch gewonnen werden.

Darum soll sich, wer in der Verkündigung scheitert, nicht der Niedergeschlagenheit ergeben, die ihn selbst wieder in leidvollere Wiedergeburten zieht, da er sich in Wahrheit wieder der Verhaftung der äußeren Sinneseindrücke ergeben hat.

Nachdem ständig in ihrer Reifung vollendete Seelen dieser Welt entschwinden, bleiben zunehmend nur solche Seelen auf Erden zurück, die sich über eine Vielzahl von Wiedergeburten der Wahrheit verschlossen und dem eiskalten Geist des Antichristen zugeneigt haben und darum unempfänglich für die Botschaft der befreienden Gottesliebe geworden sind.

Ihnen muss Christus den Taumelbecher reichen und sie ihren eigenen Gifttrank bis zum Boden austrinken lassen. Diese bittere Medizin, die Konsequenzen ihrer inneren Verbohrtheit in ganzer Fülle auszukosten, ist für jene der einzige Weg zur Heilung. Darum soll sich der Gläubige nicht von dem Schreckensbild irritieren lassen, wenn Christus bei Seiner Wiederkunft die Völker blutspritzend wie Keltertrauben zertritt, da er um Seinen versiegelten Namen – „Allversöhnung“ – weiß.

Schließlich muss, wenn Gott aus allen Elementen hervortritt, der ganze Kosmos in Feuer zergehen, um dadurch aber in dieser Äonenwende geistlich verklärt seine universale Wiedergeburt erfahren zu können und dann in geistlicher Entgrenzung Wohnstätte für alle vollendeten Seelen zu bieten, die alle einen verklärten astralen Herrlichkeitsleib erhalten werden, wie der Herr ihn hat – zuerst die Christen, bei Seiner Wiederkunft zu ihrer Auferstehung und Entrückung, bei dem Verheeren der sieben Donner, welche die ganze Welt erschüttern werden, danach die Juden, bei Seiner Niederkunft und Rückkehr mit Seiner Ihm einverleibten ganzen Christenheit, wenn Er die gegen Jerusalem zusammengerotteten antichristlichen Heere vernichten wird, dann schließlich in der Äonenwende die Gläubigen aus allen Religionen, die im Licht des himmlischen Jerusalem der neuen Schöpfung wandeln werden, dann aber, über eine Unzahl von Äonen nach und nach auch noch all die Seelen, deren verhärteten Herzen schließlich in den Fegefeuern der Höllen endlich schmelzen werden und sich doch noch der Liebe Christi ergeben.

In der Vollendung der Äonen werden so endlich alle Seelen der Schöpfung sich mit ihrer Schöpferseele wieder vereinen, um in Ihr wieder in ihre universale göttliche Einheit einzugehen. Dann wird Gott, Christus, wieder sein alles in allen.

Diese Enthüllungen über Sinn und Ziel der allwirksamen göttlichen Liebe drängt den Schüler Christi zu überschwänglichen Lobpreis: Tatsächlich lässt der Anblick Gottes wahrer Christus-Natur alle niederdrückenden Ängste und Anfechtungen schwinden. Christus ist der liebende Urgrund allen Seins, in welchem jede Seele, die dies erkennt, zur Ruhe kommt. Im Lobpreis dankbarer Liebe vereinen sich alle Völker und Religionen und erkennen Ihn in den vielfältigsten Bildern, Hoheitstiteln und Namen. Der Jünger bittet Christus um Vergebung, wo Er in Verkennung der Größe und Majestät Seiner Gottheit allzu vertraut und respektlos oder aber in Verkennung Seiner Leibe allzu ängstlich mit Ihm umgegangen ist oder mit Ihm gehadert hat. Er preist die unendliche Vater-, Mutter- und Elternschaft der liebenden dreifaltigen Gottheit. Er bittet darum, hinter dem allmächtigen Wirken des alle katastrophalen Umwälzungen wirkenden Shiva-Brahman immer das liebende, anteilnahmevolle, mitleidende dornengekrönte Christus-Antlitz zu erblicken. Er hat nunmehr erkannt, dass er nicht sehnsuchtsvoll nach fernen großen Dingen Ausschau halten muss, weil Gott gerade auch in dem Unscheinbaren wundersam tätig ist und überall, letztlich nur im eigenen Herzensgrund zu finden ist.

Dann bittet der Erleuchtete, vor allem aber wieder den irdischen Jesus im Blick zu behalten, in dem sich offenbart, dass die ewige Gottheit uns auf Augenhöhe begegnet und so als ebenbürtig setzt und achtet.

All diese Dinge, schließt Christus, eröffnen sich nicht durch Schriftstudium oder irgendwelche anderen religiösen Kraftakte, sondern nur einem zerbrochenem Herzen, das sich einzig nur noch nach der göttlichen Liebe sehnt und das angesichts ihres eigenen totalen Zerbruchs – auch in Hinblick auf seinen bisherigen, unzureichenden Glauben – an den Punkt gekommen ist, sich auch neuen, fremdartigen Gotteseinsichten zu öffnen. Schließlich fordert Er auf, in dem Wesen der erkannten Liebe nunmehr auch zu leben. Wer Ihn wirklich erkannt hat, muss lieben; wer nicht liebt, hat Ihn nicht wirklich erkannt.

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