13 Das Feld und sein Feldherr

(Bhagavadgita XIII,1-35)

Zeit und Ewigkeit, irdisches Leid und ewige Herrlichkeit
bedingen einander und gehen auseinander hervor.

Aus der zeitlosen Vollendung heraus erfuhr der ewige Ratschluss der Gottheit
in Ihrer Selbst-Setzung in all Ihren Seelen Zustimmung.

Zustimmung zu allem im Wissen um seine ewigkeitsbedeutsame Notwendigkeit
bestimmt darum jede erleuchtete Seele – Zustimmung und Freude in allem.

Wie befreiend!
Ich muss das Feld nicht überschauen!
Ein anderer ist Feldherr, und überschaut mein Feld!

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Kapitel 13 „Das Feld und sein Feldherr“ beschreibt nochmals die notwendigen Erkenntnisse, die zu einer Bewährung im irdischen Leben führen, welches das Schlachtfeld ist, in dem um Glückseligkeit – jetzt schon wie in Ewigkeit – gerungen wird.

Arjuna fragt, was das „Schlachtfeld“ ist, auf dem die Schlachten des Lebens ausgetragen werden, und wer „Kenner des Schlachtfeldes“ ist. Christus erklärt, dass das Schlachtfeld die Herzen sind, um die gekämpft wird; der Kenner des Schlachtfeldes aber ist Er, Christus selbst, welcher der Wagenlenker aller ist und für alle in allen die Schlacht zum Sieg führt.

Dabei greifen selbst-ursächliches Wirken und göttliches Wirken ineinander, wie sich Ewiges und Zeitliches einander bedingen, auseinander hervorgehen, ineinander verschlungen sind. Ebenso verhält es sich mit der göttlichen Vorsehung. Sie ist zugleich frei setzende Vorherbestimmung wie rein zustimmende Vorkenntnis. Denn Gott bestimmt frei, was Er vorhersieht, und sieht voraus, was Er vorherbestimmt. So hebt Sein freier Entschluss den Seiner Geschöpfe nicht auf, und was Er als der ewige Zeitzeuge Seiner selbst von Ewigkeit her begrüßt, wird – aus ihrer Ewigkeit heraus – von allen begrüßt, wie Er und alle eins sind.

Wer das erkannt hat, wird selbst – eins mit Christus – zum Kenner des Feldes und steht an der Schwelle seiner Vervollkommnung. Ein solcher wählt selbst seine nächste Wiedergeburt, ob sie nach oben oder wieder nach unten führt, und folgt darin doch wieder nur dem Willen der Gottheit, den er für sich als gut erkannt hat und in den er sich darum in allem fügt.

Deshalb vermag ein solcher Kenner des Feldes tatsächlich alles – wie Christus, lässt sich zugleich aber nicht verleiten, Gott zu versuchen und seine eigenen göttlichen Kräfte zu überprüfen, sondern tut ausschließlich, was er als Bewegung der in sich ruhenden Gottheit wahrnimmt, die nur zu ganz bestimmten Zeiten wunderhaft wirkt, wenn sich gewisse Zeitperioden der Vorbereitung darauf erfüllt haben. So ergibt er sich in allem gottvertrauend in sein Schicksal und ist doch zugleich höchst tätig, sein eigenes Schicksal bestimmend.

Diese Erkenntnis des umfassenden Einsseins kann auf verschiedenen Wegen erlangt werden: durch Meditation, durch Beschäftigung mit theologischen und spirituellen Betrachtungen, bis sich – von ihnen angeregt – die eigene innere göttliche Stimme meldet, durch liebendes Handeln, das sich in Einklang mit allem erfährt, oder aber auf dem klassischen Wege des Hörens und Aufnehmens der Botschaft der Allversöhnung, die im Evangelium von der unendlichen göttlichen Liebe verkündigt wird. So gibt es viele Wege zur Gottheit, immer aber setzen sie Unsterblichkeit frei.

Wer sich als eins mit der Gottheit erkannt hat, aus der alles hervor geht, in der einstmals alles aufgeht und in der darum alles schon ist, der erkennt, dass der göttliche Ratschluss, der alles hervorgebracht hat, das Eigenleben der Gottheit ausmacht und Ihre ewige Natur setzt und bestimmt, und erkennt überdies in dieser göttlichen Selbst-Setzung und -Bestätigung auch seine eigene vorzeitliche Zustimmung. Zustimmung ist darum das fortan bestimmende Wesen eines Erleuchteten, Zustimmung zu allem, was geschieht, im Wissen seines Gutwerdens und darum seines Gutseins, Zustimmung und Freude in allem.

Wer dieses innere Verschlungensein von Zeitlichem und Ewigen erfasst hat, ist völlig eingegangen ins Göttliche und darum wie die Gottheit selbst nicht mehr antastbar. Auch lässt sich solch eine Seele nicht mehr von Zeitlichem, Vordergründigem ablenken und in ihrer seligen Gottesschau trüben. Sie weiß um die Bedeutung des Zeitlichen für die Glückseligkeit des Ewigen, in welchem sie bereits ist.

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