15 Die zwei Seelenbäume: Der Baum des Lebens und des Todes
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Kapitel 15 „Die zwei Seelenbäume: Der Baum des Lebens und des Todes“ stellt den Widerstreit der zwei Grundkräfte im Universum dar, schließlich den Sieg des Lichtes über alle Finsternis.
Christus zeigt Arjuna zwei universale Bäume: den Baum des Lebens, der von oben her alles durchdringt und belebt, und den Baum der sogenannten „Erkenntnis“ der Unterscheidung von Gut und Böse, der von unten aus dem Nichts erwächst, sich von Nichtigkeiten speist und ins Nichts führt.
Wer sich aus dem Baum von oben speist, der erkennt, dass alles dem Ratschluss der göttlichen Liebe unterworfen ist und von Ihr zum Guten geführt wird, so dass es für ihn nichts wirklich Böses mehr gibt und er sich in jeder Befindlichkeit schon im Paradies weiß. Wer sich aus dem Baum von unten speist, verliert sich dagegen noch im oberflächlichen Schein von Gut und Böse, versucht, das Gute durch Eigenleistung zu erlangen, das sich ihm jedoch immer wieder entziehen muss, weil er noch irdisch vom Himmlischen denkt, so dass er es nicht finden kann.
Der geistliche Baum des Lebens verästelt sich in Seinen Wurzeln in die zeitlos überzeitliche Ewigkeit Gottes und in seinen Ästen in alle Welt und alle Wesen, die alle aus dem Geist Gottes leben und von Ihm beseelt werden sollen. Sein Stamm ist eine endlose Feuersäule, die aus der Ewigkeit bis in die untersten Welten ragt. Dieser Licht-Stamm strahlt durch das Allerheiligste, durch das Christus in diese Welt getreten ist, wodurch sich die Schöpfung um Ihn entfaltete. Die Schöpfung ist aus der Perspektive der Ewigkeit ein Sandkorn im Licht der göttlichen Unendlichkeit. Die göttliche Ewigkeit wiederum ist aus der Perspektive der Schöpfung ein stechender Fluchtpunkt im Zenit der himmlischen Welten – das Allerheiligste, aus dem Christus in die Welt getreten und in das Er wieder eingegangen ist.
Die Feuersäule ist Christus selbst, die Himmelsleiter, die schon Jakob sah, auf welcher alle Engel in die Welt treten. Zusammen mit dem Regenbogen, der sich vom himmlischen Allerheiligsten ausbreitet, bildet sie ein überdimensionales strahlendes Lichtkreuz.
So entfaltet sich durch das Nadelöhr des himmlischen Allerheiligsten der Baum des Lebens, der in allen, die sich von ihm speisen, Früchte in der sichtbaren Welt trägt. Die Hindus nennen diesen Baum Aschwatta-Baum.
Der Baum der Erkenntnis dagegen speist sich von unten her aus dem Nichts, strebt nach oben, aber kann nicht wachsen, weil er nichts ist – nichts all Selbst-Täuschung und Illusion, die darum vergehen muss. Er ist der Baum des Todes und der Finsternis. Die Hindus nennen ihn Asura-Baum.
Der Aschwatta-Baum in Seiner Herrlichkeit ist im irdischen Leben nur zu erahnen. Aber wer einen Funken der Erkenntnis von Ihm hat, kann nur lobpreisen. Wer sich aus Ihm speist, wird schnell frei aus der Umklammerung des Wurzelwerkes des Asura-Baums, frei von jedweder trügersichen Verhaftung.
Das persönliche Nadelöhr des Zugangs zu diesem Baum ist das eigene Herz, so wie das Nadelöhr zur göttlichen Herrlichkeit das Herz des Schöpfers und der Schöpfung, Christus im Allerheiligsten, ist. Wer Christus erkannt hat und schaut, wird durch die Betrachtung dessen, was er sieht, innerlich von allen inneren Bindungen frei gesetzt, und erkennt in seinem eigenen Anblick den Anblick Gottes.
Gott nämlich betrachtet und ergründet sich selbst durch die Unzahl Seiner Seelen, und wie unser Geist sich frei auf verschiedene Sinne seines Leibes konzentrieren und in sie eingehen kann, so auch der Geist Gottes. Er kann die Perspektive frei wählen, aus welcher Er sich sieht und beurteilt, wie Er auch frei wählen kann, welches Glied Er wie bewegt. Und wie sich in uns viele Stimmen melden, die wir in unseren Ratschluss zwingen, so eint auch Christus die vielen Stimmen Seiner Geschöpfe in sich durch Seinen ewigen Ratschluss.
Christus ist das eine Haupt, das sich aber aufgrund der verschiedenen Perspektiven Seiner Geschöpfe durch vielfältigste Gestalten zeigt. Er, der Lebensbaum, in Seiner unbeschreiblichen Schönheit selbst, bleibt unfasslich. Sein Wurzelwerk, das sich in alle Ewigkeiten verzweigt, wie Sein Ästewerk, das sich in alle Zeit-Räume entfaltet, gleicht den zwei Hälften des übergewaltigen göttlichen Gehirns, das einen wunderbaren Traum von sich erträumt.
Alle geistbeseelten Avatare erspüren das Kommen und Gehen der alles durchwehenden Christus-Ruach. Dann lässt Er sie wahrnehmen, was Er wahrnimmt, und erkennen, was Er in allem erkennt. Solche Inspirationen sind reines Geschenk, nicht erzwingbar, können aber wohl unterdrückt werden. Der Geist Gottes bedient sich nicht allein aller Sinne, sondern auch des Verstandes, wenngleich die erleuchtete endliche Vernunft erkennt, dass sie aus Vernunftsgründen sich selbst aufgeben muss, will sie dem Unendlichen gerecht werden.
Alle, die in den Oberflächlichkeiten des Lebens verhaftet sind, nehmen jedoch diese Bewegungen des Geistes durch alles nicht wahr. Die Erleuchteten dagegen erfahren alles durchflutet vom göttlichen Licht, so dass sie sich an nichts mehr stoßen oder an irgend etwas Anstoß nehmen.
Christus, der Lebensbaum, wird schließlich alles mit Leben erfüllen, wie ein Baum nach dem Winter alles Leben bis in die letzten Äste zurück kehren lässt. Blätter, die abfallen, bevor sie das innere Leben erreicht, werden durch das Wurzelwerk dem Baum wieder einverleibt. Ebenso nimmt auch der göttliche Lebensbaum alle gefallenen Seelen wieder in sich auf, um sie mit Leben zu erfüllen. So durchtränkt Er alles mit Seinen Lebenssäften – umsonst.
Selbst die Materie – an sich gut, da aus Gottes Geist hervorgegangen – ist davon nicht ausgenommen, sondern wird, einstmals von Gott verzehrt, aus Ihm geistlich verklärt wieder hervor gehen.
Christus wohnt im Herzen aller. Darum soll Seine Aushilfe auch nicht als die eines „deus ex machina“ aus den Himmeln erwartet werden. Vielmehr gilt es, den Christus in sich selbst zu entdecken, der durch jedes Seiner Ihm erweckten Wesen hervor treten und die wundersame Wandlung der Welt zum Heil wirken will.
Daraufhin beschreibt Christus Sein dreieiniges Wesen.
Er ist einmal der Wandelbare, Persönliche, der als der Geist aller Geister, der allen Wesen innewohnt, selbst gestaltlos ist, aber alle Gestalten annimmt und darum auch in vielfältigsten Götterbildern gefunden und verehrt werden kann, sofern nur Sein eigentliches Liebeswesen erkannt wird, das allen innewohnt.
Er ist aber auch der ganz Jenseitige, Unwandelbare, der als Abba, als Vater aller, verehrt wird. Dieser ist der Ewige, der alle Wesen in ihrer letzten Vollendung ewig zeitlos in sich vereint. In Ihm finden sich folglich alle Wesen in ihrer endgültigen, ewigen und damit auch ursprünglichen Gestalt. Er ist das universale ewige Brahman, in dem alle leben und das in allen lebt.
Schließlich ist Er aber nochmals ein ganz anderer, der als der unvergänglich Höchste verehrt wird. Als dieser ist Er aus sich selbst heraus getreten als Gott von Gott, als das erste und höchste Gotteskind, mit dem alle Schöpfung, die sich bei Seinem Heraustreten aus Gott entfaltete, und alle Gotteskindschaft ihren Anfang nahm.
Er thronte im gleißenden Licht des himmlischen Allerheiligsten, um von dort nach der Verfinsterung der Himmel, die mit der Verdunkelung des höchsten Morgensternes eintrat, als Licht heraus zu treten, das die Mächte des Lichts von der Finsternis schied und Schlachtordnungen des Lichts gegen die Finsternis um sich formierte.
Als dieser „Engel des Herrn“ starb Er in den Himmel für die Engel, die alle durch ihre Verwirrung an Ihm schuldig geworden waren, um dann als Mensch wieder geboren zu werden und als Irdischer für alle Irdischen Sein Leben zu geben. So ging Er auch in die untersten Welten des Totenreiches ein, um dort wieder Sein göttliches Geistleben anzunehmen, in Welt und Himmel aufzusteigen.
So hat Er alle Räume eingenommen und erfüllt, und alle Welten, die ganze Schöpfung, mit dem Schöpfer ausgesöhnt. Entsprechend nimmt nunmehr der Herr als siegreicher Sieger, der auszieht um zu siegen, dem Satan Bastion um Bastion: zuerst die Himmel, aus welchen der Satan bei der Entrückung der vollendeten Christengemeinschaft verstoßen wird, danach schließlich die Erde, wenn Christus mit den Seinen wieder kommt, und in der Vollendung noch das Hades und das Höllenmeer, wenn der Vater, dem Sohn folgend, aus den Elementen hervortritt. So ist alles verschlungen in Christi Sieg, was über alle flüchtigen, scheinbaren Niederlagen hinweg tröstet.
Christus selbst ist alles, Vater, Sohn und Geist, Schöpfer und Schöpfung, denn in Ihm wird alles zu Einem vereint. Darum ist Sein Name auch über allen Namen, selbst dem des Vaters und Christus das Antlitz und Haupt auch des Vaters, der Sein universaler Leib ist. Christus ist Haupt und Herz des Schöpfers wie der Schöpfung.
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