18.5 Streit und Versöhnung

(Bhagavadgita XVIII, 70-78)

Christus ist die Antwort auf die Hoffnung aller Religionen:
die Anmut und Schönheit in allem, was als Gott verehrt wird.

Das einzige Kennzeichen der Zugehörigkeit zu Christus ist die geschwisterliche Liebe,
auch über Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg.

In den Augen der liebenden Gottheit gibt es keinerlei Unwürdigkeit und Sünde,
keine Unterscheidung nach menschlichen Kategorien von „gut“ und „böse“ –
nur natürliche Entwicklungsprozesse Ihrer ausnahmslos geliebten Gottes-Kinder.

Dieses Evangelium von der bedingungslosen und grenzenlosen göttlichen Liebe,
in der ausnahmslos alles eins mit Christus – göttlich – ist,
wird vom gegenwärtigen Christentum, dem vermeintlichen Volk Gottes,
als antichristliche Irrlehre angefeindet und verfolgt werden,
bei den anderen Religionen aber begeisterte Aufnahme finden –
wie es schon bei dem ersten Evangelium Christi war,
das von Seinem damaligen Volk, dem Judentum, verworfen wurde,
aber die ganze Heidenwelt eroberte.

Auf Gewalt soll nie mit Gewalt reagiert werden – nur mit dem Bekenntnis der Liebe:
Denn die Welt kann sich nicht ändern, solange sich die Herzen nicht ändern.

Wenn man selbst von den Nächsten zutiefst enttäuscht und verletzt wird:
Dann gilt es, nunmehr sehend zu lieben, was man zuvor blind geliebt hat.

Wenn Verschlagenheit und Niedertracht auch in einer Wucht entgegen schlägt,
die einem den Atem nimmt:
Es gilt, die Seelen in den Dämonen zu lieben,
statt die Dämonen in den Seelen zu hassen.
Allein so wird alles Dämonische aus den Seelen vertrieben
und letztlich aller Hass durch Liebe ausgelöscht.

Bei allen Konflikten finden sich letztlich auf beiden Seiten immer nur arme Teufel,
die allein das Erbarmen erretten kann.

Mit dem ganzen Kosmos geschieht etwas Wunderbares!
Was sind dagegen schon die eigenen Probleme: Stürme im Wasserglas!

Christus als das Haupt zieht Seine ganze Schöpfung
durch das Nadelöhr des Kreuzes und Zerbruchs
aus ihrer Hölle in Seine Himmel der Liebe
und macht so alles neu.

Die Botschaft der universalen Liebe findet sich in jeder heiligen Schrift
für alle, die das Licht sehen wollen – wie es auch in jeder heiligen Schrift
genug Finsternis zu finden gibt für jeden, der noch von Finsternis umfangen ist.

Wer von der göttlichen Liebe alles erhofft und Ihr alles zutraut, findet und hat alles;
wer aber nicht an Sie glaubt, was kann der finden?

Warum erregt die frohe Botschaft von der Allversöhnung bei vielen Religiösen nur so viel Anstoß?
Das liegt an ihrer harten Kehrseite:
– weil sie alle Wesen für gleich verloren wie begnadigt erklärt,
die Heiligen also auf die gleiche Stufe wie den größten Satan stellt,
– und darum allen Wesen vor dem Himmel zunächst die Hölle verheißt,
vor ihrer wahrhaftigen Neugeburt den totalen Zerbruch.

Das Christus-Bekenntnis und -Gebet in einem ganz neuen – dem Christus-Licht!

Eine Lehre vom wirklich – durch und durch! – nur `lieben´ Gott!
– und dabei doch ganz und gar keine Augenwischerei!
Nichts für Weich-Eier! Sondern wirklich harter Tobak!

Darauf gilt es wohl, sich einstellen zu müssen:
Wahren Gläubigen wird es in der neutestamentlich-christlichen Glaubensgemeinschaft nicht anders ergehen,
als denen in der alttestamentlich-jüdischen: wie Christus selbst!

Ein erleuchteter Christ muss sich darüber im Klaren sein,
mit wem er es – bei jedweder Form von Konflikten! – im Letzten und Eigentlichen zu tun hat!

Eine regelrecht therapeutisch-seelsorgerliche Anleitung zu einer gelingenden Gesprächsführung
in jedweder Auseinandersetzung.

Bei allem Synkretismus, den man dieser neueren Gottes-Offenbarung vorwerfen mag:
Sie ist bei Weitem `christo-zentrischer, christus-gemäßer, `evangelischer´, nämlich `Evangeliums´-gemäßer
als manche christlich-dogmatisch `korrektere´ und enger geführtere `christliche´ Verkündigung:
– wahre, uneingeschränkte FROH-Botschaft – die auskommt ohne jede DROH-Botschaft!
– und gerade darum bewegt, in Bewegung bringen muss!
Und alles ist konzentriert auf Christus, den Inbegriff und die Enthüllung der unendlichen göttlichen Liebe!

Dieses Buch bringt das Evangelium in radikaler Reinform. Es kann nicht anders sein: Es muss Anstoß erregen.

Die Gedanken dieses Werkes in ihrer unbeirrbar konsequenten Radikalität packen wirklich an der Wurzel,
und schaffen so eine echte „Alternative“ zu allen althergerbrauchten konstituierten Religionen:
echte spirituelle „Wiedergeburt“.

Sehr überzeugend!
Wahrer Glaube an die Unendlichkeit der göttlichen Liebe lässt eigentlich nur Hoffnung auf alles für alle zu!

Zum ersten Mal wird mir die eigentliche Bedeutung von „christlich“ und „anti-christlich“ so richtig klar:
Es hat in erster Linie weder etwas mit einem bestimmten ethischen Verhalten
noch mit dem Bekenntnis zum Christus-Namen zu tun!
Es geht vielmehr – `lediglich´ – darum:
Was ist – in Wort, Gesinnung und Tat – evangeliums-gemäß und was nicht:
Christlich, evangeliums-gemäß ist alles, was im Glauben an eine für ALLE gütlige UN-verlierbare Gottesliebe gründet,
anti-chrstlich und nicht evangeliums-gemäß dagegen alles, was diesen Glauben beeinträchtigt oder radikal verneint.

Eine Offenbarung!
So etwas kann der menschliche Geist sich nicht selbst erdenken.
Es muss Inspiration sein von etwas Höherem, Erhabenem, Unfasslichem, Unvorstellbarem.

Bei allem, was man diesem Buch vorhalten können mag:
Seine Anfrage an ein die Christus-Hoffnung beschneidendes `orthodoxes´ Christentum
bleibt doch berechtigt im Raum stehen: Kann es sein, darf es sein,
dass irgendeine andere Religion hoffnungsvoller, sinniger und froh- wie frei-machender ist
als das Christus-Evangelium?

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Kapitel 18.5 „Streit und Versöhnung“ beschreibt die verschiedenen Widerstände, welche alle wahrhaft von Christus Erleuchteten erfahren werden, und schildert, wie sie diese aus der ergreifenden Erkenntnis der universalen Liebe Christi überwinden können. Außerdem wird noch einmal auf die Kern-Botschaft dieses Evangeliums eingegangen – die Allversöhnung, und auf welchem Weg der Herr diese verwirklicht; es wird erläutert, warum diese strahlende Botschaft dennoch Widerstand erfährt.

Das Vorrecht der Verkündigung des universalen Liebes-Evangeliums in Wort und Tat – so wird nochmals an das vorausgehende Kapitel angeknüpft – gilt also allen, den Frauen ebenso wie den Männern – wie auch die Weisung, es nur denen zu künden, die es hören können und wollen. Alle Künder sollen dabei aber selbst beständig Lernende im achtsamen Hören und Sehen bleiben. Es gilt immer, so lange zu hören und zu sehen, bis man versteht, weil allein aus Verstehen und Verständnis wahre Liebe erwachsen kann.

Wer aber die Wahrheit erkannt hat, der singt Alsans Lied. Es ist das Lied der Liebe – wie die Musik ein universales Lied. Darum darf kein christliches Oberhaupt, weder der Papst noch ein Patriarch noch irgendein Leiter einer Konfession sich und die Seinen für die alleinigen Apostel Christi halten.

Denn schon in den Uranfängen der Christenheit hatte Christus weit mehr Apostel und Apostolinnen eingesetzt als nur Seine ersten Zwölf, deren Zwölferzahl lediglich ein prophetisches Zeichen für die gänzlich neue alles umgreifende Neuschöpfung war.

So sollen sich die heutigen Apostel an ihre apostolischen Vorbilder halten, die sich bei allen Differenzen in Ansichten und Lehrmeinungen gegenseitig doch voll anerkannten und in Wertschätzung begegneten, damit die Botschaft Christi nicht durch ihre kleingeistigen Streitigkeiten getrübt oder geschmäht werden konnte. Sie alle erkannten als höchstes Zeugnis und Bekenntnis zu Christus die geschwisterliche Liebe.

Die Fülle Christi ist von keiner Sekte, Gemeinde, Freikirche, Konfession oder Religion zu fassen, sondern teilt sich von je her universal durch vielfältigste Offenbarungen mit. Da konnte selbst der persische König, der in den Augen der Juden ein ungläubiger Heide war, zu Seinem „Gesalbten“, einem „Messias“ und „Christus“, einem Avatar Christi, werden.

Dieses Evangelium können jedoch nur all die verstehen, die sich der Gottesschau verschrieben haben. Allen anderen bleibt es ein Buch mit sieben Siegeln, das sie meinen, nicht antasten zu dürfen. Denn es ist allein den Herzen fassbar, nicht dem Denken und dem Verstand. Und doch müssen die Mysterien Christi durch Seine Erleuchteten, die der Welt zu Lichtern werden, wie Er das Licht der Welt ist, offenbar werden.

Dies wird aber den Widerspruch all jener herausfordern, die weder Christus, noch die Christen, noch sich selbst in ihrer göttlichen Würde erkannt haben. Darum werden sie die Christen wegen ihres Zeugnisses, eins mit Christus und darum selbst Christusse für die Welt zu sein, als falsche Christusse und Antichristen verfolgen. Ihnen sollen die Christen entgegen halten, dass die Christen doch aufgefordert sind, Christus gänzlich, vollends anzuziehen. Dies geht aber nur in der Erkenntnis, letztlich und schon von je her eins mit Ihm zu sein.

Der Welt sind gleichsam die Augen gehalten wie von einer Matrix des Mephisto, so dass sie die eigentliche Wirklichkeit der Einheit von allem in Christus als ein Christus nicht erkennen und auch sich selbst nur als von allem anderen isolierte kurz aufflammende Funken wahrnehmen.

Wer aber seine Einheit mit Christus erfasst und Christus als seine ureigenste Ur-Identität wiedergefunden hat, kann, wie Er, über alle Elemente herrschen und Tränentäler in Oasen verwandeln.

Wenn das die Ungläubigen hören, werden sie freilich von den Bekennern der Wahrheit, wie auch einst von Christus, Zeichen fordern. Gott ist aber kein Zirkusclown oder Tanzbär, der sich vorführen lässt. Wer die Wahrheit erkannt hat, der findet sie überall – auch ohne Wunder – bestätigt und nimmt alles als wunderbares Gotteswunder wahr. Wer aber diese Wahrheit nicht erkannt hat, sieht nirgends Gottes wunderbares Wirken, selbst da, wo es geschieht.

Das soll darum das Bekenntnis der „Satya ›P‹raha“ sein:

Die Wahrheit, die allem innewohnt, hat sich unter Ihresgleichen als eine von ihnen geoffenbart, damit alle ihr gleich würden. Sie ist immer und überall durch beständigen Wandel und Erneuerung am Wirken, durch notwendigen Zerbruch, der zurecht bringt, bis Sie alles in die unvergängliche Herrlichkeit der Gotteskindschaft überführt hat, in das universale Heil, das in der Selbsthingabe der Liebe Jesu Christi ihren Ursprung hat.

Christus ist die Antwort auf die Hoffnung aller Religionen, die Anmut und Schönheit in allem, was als göttlich angesehen und als Gott verehrt wird. Wer diese Liebe in allem zu allem erkennt, wird von seinem isolierten, toten, leeren Ego erlöst und lebt fortan in der Beglückung des universalen Wir´s, das für alle kommt.

Wie dies neue Bekenntnis so gibt die Christus-Ruach auch ein neues Gebet, das heißt, Sie formuliert das „Vater unser“ neu:

Es richtet sich an Christus selbst, in dem sich die unendlich liebende Abbaschaft Gottes geoffenbart hat. Sein Reich soll anbrechen, das heißt, Er möge aus allen Seinen Wesen und Seelen hervor strahlen. In dieser Gewissheit wollen sich die vertrauensvollen Beter unter Sein Joch fügen, in denen Er ihnen beständig entgegen kommt und alles zu Seinem Heil hin bewegt.

Er möge jeder Seele geben, was sie im Eigentlichen braucht – Mangel, wenn sie an Übersättigung leidet, Sättigung an Leib und Seele, wenn sie ihren Mangel erkennt.

Er möge Erkenntnis über die totale Abhängigkeit von Seiner Liebe und Barmherzigkeit schenken, die immer gilt, und in dieser Erkenntnis durch alle Versuchungen hindurch führen, die kommen müssen, damit die Seelen zu Ihm und Seinem selbstlosen Wesen hin reifen können. So erlöst Er vom Teufel in, um und über jedem und zieht alles in die Bewegung Seiner Liebe, wofür Ihm ewig Huldigung und Lobpreis gebührt.

Wieder geht Christus auf die Widersacher dieses neuen, klaren Evangelium ein. Sie werden den Christen vorwerfen, es sei anmaßend, sich so gänzlich mit Christus zu identifizieren, und sie darum als Kinder des Teufels ansehen. Die Jünger Christi sollen sich dann aber ins Bewusstsein rufen, dass mit eben dem selben Vorwurf auch Christus schon verfolgt worden ist.

Er aber belegte es ihnen aus der Schrift, dass Gott selbst alle, an die Sein Wort ergeht, als Seine göttlichen Kinder sowie als Götter anspricht, weswegen es nicht anmaßend von Ihm war, sich selbst als Sohn Gottes zu bezeichnen und damit mit Gott gleich zu setzen. Was aber für Ihn gilt, gilt für alle – ist Er, Christus, doch zugleich das göttliche Wort selbst, das an alle ergeht und sie damit in den Stand von gott-gleichen Gottes-Gegenübern, von Göttern setzt, sie damit vergöttlicht und wieder ihrer ursprünglichen Gottes-Kindschaft zuführt.

Darum auch schämte Christus sich nicht, Seinen Jüngern die Füße zu waschen und sich selbst für Seine Schöpfung als Seine göttliche Braut, die Seiner würdig ist, zu heiligen. Solch göttliche Würde fand Christus also bei Seinen Geschöpfen.

Dass sie sündig, unwert seien, ist der Vorwurf des Satans, der aus der Lüge und selbst Lüge ist. In Wahrheit also gibt es keine Sünde. Denn alle Geschöpfe handeln in den Augen der göttlichen Liebe lediglich ihrem Reifegrad gemäß in kindlicher Unschuld, sind sie doch schließlich von Gott selbst zunächst unter Unglauben beschlossen, um so wahre göttliche Ausreifung erfahren zu können.

Darum sind Gottes Kinder nicht sündig, wie ihre Erschaffung keine Sünde war und ihr Ursprung und ihre Schöpfer-Seele kein Sünder ist. So ist die Welt in all ihrer vordergründigen Unvollkommenheit doch von Anfang an vollkommen, perfekt, so wie sie ist.

Es gibt keine Sünde. Darum muss sich kein Gotteskind vor Gott sündig und unwürdig fühlen. Die Dreifaltigkeit hat alle durch Ihr Sühneopfer ins Recht gesetzt, wie Eltern für ihre Kinder einstehen. Und was Christus würdigt, sich dafür selbst nach Seiner Gottheit zu opfern, darf niemand mehr für unwürdig erklären.

Und ebenso kann Christus – und in und mit Ihm die ganze Gottesfülle! – wahrhaft gänzlich in Seine Avatare eingehen, dass sie eins werden mit Ihm. Dies zeigt beispielsweise das göttliche „Wir“ an, in welchem Paulus von sich sprach, womit er anzeigte, dass die ganze Gottheit in ihm gegenwärtig und eins mit ihm war – wie es auch schon Jesus von sich im Gebrauch des göttlichen „Wir“ bezeugte – in Seinem prophetischen Selbst-Bekenntnis: „So gebührt es Uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen“, womit Er zugleich anzeigte, dass nicht allein Er, der Sohn, sondern in und mit Ihm die ganze göttliche Dreifaltigkeit in Seine Selbst-Hingabe einbezogen war.

Allein darum auch können Christen die Welt erretten, weil Christus wahrhaftig in ihnen wohnt. Und wie Christus vormals für sie Sein Leben zu ihrer Erlösung gab, als sie noch Feinde waren, so geben nunmehr die Christen ihr Leben zur Erlösung für die Welt, die ihnen noch Feind ist, und haben damit sogar realen Anteil an Christi Erlösungswerk für die Welt, an Seinem Leiden an der Welt und für die Welt und mit der Welt, das anhalten wird, bis auch die letzte Gottesseele gerettet sein wird.

Also darf sich tatsächlich jeder Christ als ein Christus Christi betrachten und von sich bekennen, das Christus durch ihn wirkt und spricht.

Wenn andere fragen, woher jene Christen solche Gewissheit nehmen, wo sie doch noch Sünder sind, sollen sie erklären, ihr Herz, ihr Geist und ihr Engel würden ihnen dies innere Zeugnis geben, wie es auch Jesus von sich bezeugt hat. Freilich wird man sie dann ebenso für verrückt und besessen erklären, wie man es bei Ihm getan hat.

Die Bekenner dies neuen, reinen Evangeliums, dass Christus in allen innewohnt und darum alles zu sich ziehen, einst noch aus allen hervor strahlen wird, die Künder dieser Frohbotschaft sollen dennoch solange wie irgend möglich in ihren ursprünglichen Christengemeinschaften verbleiben, auch wenn diese sie wegen ihres weitreichenderen Bekenntnisses anfeinden werden und ihren Verbleib unerträglich machen werden wollen.

Sie sollen jenen nicht Gelegenheit geben, sie verlästern zu können, weil sie als vermeintliche Anti-Christen sich von ihnen abgesondert hätten; darum sollen sie in den alten Christengemeinschaften verbleiben, bis sie von diesen selbst ausgestoßen werden.

Wenn dann mit ihnen auch der Leuchter Christi aus den alten Christengemeinschaften ausziehen wird, dessen Licht dafür aber viele Nicht-Christen anziehen wird, dann wird die alten Christen Neid erfassen und sie werden gegen die neuen Christengemeinschaften, die sich bilden werden, vorgehen und sie verfolgen.

Dies wird bis dahin gehen, dass manche sogar den Tod finden werden. Dann aber sollen Christi neuen Märtyrer bis zum letzten Atemzug bekennen, dass ihnen dennoch die von ihren Verfolgern abgesprochene unverlierbare Liebe Christi gilt – wie allen, selbst auch ihren Henkern. Denn Christus ist alles in allem, darum jedes Wesen ein unverlierbarer Teil von Ihm. Und weil alles eins ist, ist auch das Gebot der Gottes-, der Nächsten- und der Selbst-Liebe ein und das selbe – eins.

Christi Schüler fragt, ob solche Gewalt, die sich gegen Unschuldige und selbst gegen Heilige richtet, nicht, wenn die Möglichkeit dazu und ein Schwert in die Hand gegeben ist, mit Gewalt eingedämmt werden muss. Christus stellt erst die entwaffnete Frage: „Du meinst wie Petrus?“ – räumt dann aber doch ein, dass es mitunter berechtigt sein kann, gegen Fleisch mit fleischlichen Waffen vorzugehen, um die vielen ungefestigten Seelen, die noch schnelle Aushilfe nötig haben, zu befreien.

Auch Gott, Christus selbst, ist ja mit den Menschen lange fleischlich umgegangen, als sie noch den wilden Tieren glichen. Letztendlich bewirkte aber nur die Offenbarung Seiner Liebe, die alles mit sich machen ließ, die Wandlung von Herzen, die von der Macht dieser scheinbar ohnmächtigen Liebe überwunden wurden.

So ändert die Zuchtrute allein nie etwas. Der Erleuchtete erkennt, dass der Kampf nicht gegen das Äußere, Vordergründige, im Wandel Begriffene zu führen ist, sondern gegen das Innere, Eigentliche, das manchen äußeren Wandel überdauert: Wenn eine uneinsichtige zornbesetzte Seele entleibt wird, kehrt sie bei ihrer Wiedergeburt in noch viel unbändigeren Zorn in die Welt zurück, weil sie nicht wahrhaft innerlich überwunden worden ist. Darum lösen auch immer wieder Zeitalter der Finsternis Zeitalter des Lichtes ab, weil die ausgemerzten verfinsterten Seelen irgendwann wieder in die Welt geboren werden. So schafft der Kampf gegen das Böse mit fleischlichen Waffen keine dauerhafte Wende.

Der Erleuchtete weiß um diese großen Zusammenhänge, wie auch darum, dass selbst jene destruktiven Seelen letztlich Christus gehören und darum auch inwendig überwunden werden können. Wer auf Hass mit Liebe, auf Gewalt mit Gewaltlosigkeit reagiert, legt seinen Widersachern feurige Kohlen auf ihr Haupt und weckt in ihnen einen inneren Wurm, der diese zerfrisst. Denn jene spüren wohl, dass ihre äußeren vermeintlichen Siege in Wahrheit Niederlagen sind. Irgendwann wird auf diese Weise ihre innere Verirrung überwunden.

Das war der Weg Christi, dem Seine Jünger folgten – wie auch bereits Seine Propheten, die Seinen Wandel vorhersahen und Ihm ebenso schon nacheiferten. Darum auch hilft Christus den Seinen nicht aus und lässt sie Ihm in Sein Martyrium folgen, obwohl Er doch der Allmächtige ist und jederzeit – dann aber rein oberflächlich, brachial – einwirken könnte. Er aber tut das nicht, weil Er weiß, dass allein auf dem Weg der Liebe Seelen freigesetzt und gewonnen werden können. Denn wie soll das Fleisch überwunden werden, wenn ihm fleischlich und nicht geistlich Widerstand entgegen gesetzt wird?

Darum ist jeder Christ, selbst wenn er sich genötigt sieht, Gewalt mit Gewalt einzudämmen, angehalten, die verlorenen Seelen, gegen die er angehen muss, bei allem doch zu lieben, um ihr Seelenheil ernstlich besorgt zu sein und dafür zu beten. Dies nämlich ist der Wille des Herrn, dass auch jene einstmals noch mit Liebe überwunden werden, auch wenn ihre gewaltsame Ausmerzung zunächst besiegelt sein mag.

Der Weg der Gewaltlosigkeit und des Bekenntnisses der Liebe, die nicht zu weltlichen Waffen greift, ist und bleibt aber die bessere Vorgehensweise – der Kronweg. Denn Reiche können sich nicht ändern, solange sich die Herzen nicht ändern. Es gilt, die Seelen in den Dämonen zu lieben, statt die Dämonen in den Seelen zu hassen. Allein so wird alles Dämonische aus den Seelen vertrieben und letztlich aller Hass durch Liebe ausgelöscht.

Das ist der viel beschworene „Butterfly-Effekt“: Die große Wende kommt nicht durch spektakuläre Kämpfe mit Waffen-Gewalt, sondern durch das stille, unbeirrte Wirken der Liebe. Darum gilt es, in dieser Herzensgewissheit in der „Satya ›P‹raha“ fest zu stehen – in der Wahrheit der Liebe Christi, die alle fest in Händen hält und noch aller Herzen überwinden wird.

Jedoch sind dazu nur diejenigen fähig, die vollendete Erkenntnis in die größeren, großartigen Zusammenhänge erlangt haben. Sie lassen sich nicht verleiten, aus falschem Mitleid mit so manchen Unterdrückten gegen deren Unterdrücker mit Gewalt vorzugehen, um dem Unrecht schnelle, aber nicht wirkliche Abhilfe zu schaffen, weil sie erkennen, dass sie damit auch das Karma vereiteln, das die Unterdrückten selbst reifen lassen will. Es gilt vielmehr, immer und überall die göttliche Wahrheit zu bekennen, dass Christus für alle ist, für die Gewalttätigen ebenso wie für die, die Gewalt erfahren. Dies gilt es, zu bekennen, und Christi verborgenes Heilswirken in allem abzuwarten. So wird selbst Warten zum Bekennen.

Dies ist dabei keineswegs Tatenlosigkeit, sondern Beteiligung an Christi Heilswirksamkeit. Denn die Verkündigung dieses Evangeliums ist ein Schwert des Geistes, ein heilendes Seziermesser, das bis in die Tiefen der Seelen vordringt, wo keine irdische Waffe hinreicht. Und dieses Schwert des Geistes stürzt sehr wohl die Widerspenstigen in ihr Verderben, wie es die Unterdrückten mitten in ihrem Elend freizusetzen vermag. So wird letztlich alles Böse vom Guten überwunden.

Dieses Evangelium ist einfach so, wie es ist, weiter zu geben, ohne etwas hinzutun oder entschärfen zu müssen. Dieses Wort Gottes wird selbst Worte zeugen und Herzen inspirieren, wie es dies von je her weltweit in allen Religionen getan hat.

Mahatma Gandhi ist hierfür ein Beispiel, der durch den Aufruf der Inder zu aufopferungsbereiten, gewaltfreien, passiven Widerstand nicht allein die vermeintlich christliche gewaltbereite Besatzungsmacht ihrer Gottlosigkeit überführt hat, sondern zugleich den Unterdrückten dazu verhalf, durch das Erleiden und Dulden des erfahrenen Unrechts selbst zu reifen.

Dieses Ausharren und Erdulden des Unrechts ist schließlich die „Satya ›P‹raha“, in der Christus selbst sich beständig übt. Sonst wären alle Seelen verloren. Aber wie Christus in Seinem ersten Kommen das „Ja“ zu allen war, so wird Er bei Seiner Wiederkunft das „Amen“ zu allen sein.

Wie Er jedoch von Seiner damaligen Kirche, dem Judentum, als Gotteslästerer verstoßen wurde, so werden die Seinen nunmehr von Seiner jetzigen Kirche, dem Christentum, verstoßen werden. Dafür werden aber viele aus allen anderen Religionen dies universale Evangelium von der bedingungslosen und grenzenlosen göttlichen Liebe umso bereitwilliger aufnehmen. So übt Christus Gericht, dass Er die, die sich sehend wähnen, ihrer Blindheit überführt, die Blinden aber sehend macht.

Den Verkündern der vorbehaltlosen Liebe Christi wird vorgeworfen werden, dass sie eine „billige Gnade“ lehren, die Gnade umsonst verschenken wie treulose Verwalter. In Wahrheit aber sind diejenigen die treulosen Verwalter, die meinen, über die Austeilung der Gnade verfügen zu können. Wenn darum jene vermeintlichen treulosen Verwalter von den selbsternannten Hütern der Gnade hingeschlachtet werden, werden sie von denen, denen sie ihre Schuld erlassen haben, aufgenommen in die ewigen Hütten.

Auf den Vorwurf, einen anderen Christus und ein anderes Evangelium zu verkünden, soll der wahre Christus-Bekenner erwidern, er predige keinen anderen Christus: sein Christus sei nur universaler, nicht nur Erlöser der Christen, sondern aller, und nicht nur im Christenbekenntnis zu finden, sondern überall, wo diese göttliche Liebe und Barmherzigkeit verehrt wird. So ist auch sein Evangelium kein anderes, sondern vielmehr die Frohbotschaft der göttlichen Liebe in ihrer Reinform.

Dies Gotteswesen der Liebe ist bestimmt in keiner Gestalt so deutlich erkenntlich, wie in Christus; dessen ungeachtet nehmen aber andere Religionen sehr wohl einzelne Wirksamkeiten der universalen Gottheit viel deutlicher im Detail wahr. Erst wer beides zusammen zu schauen vermag, sieht nicht nur Christus, der in dem Wahrhaftigen ist, sondern den Wahrhaftigen selbst, der zugleich Christus ist. Dieser Christus ist nicht nur für Seine Freunde gestorben, sondern gerade auch für Seine Feinde, wie denn auch jeder Christ selbst ursprünglich Feind gewesen war, bis diese Liebe ihn überführt und überwunden hat.

Schließlich muss der wahre Christus-Bekenner wissen, durch welche Taktik des Feindes er zu Fall gebracht werden soll. Seine neue Existenz in Christus, in welcher er sich gründet, sein erweitertes „Selbst“-Bewusstsein, eins mit Christus und unverlierbarer Teil Christi zu sein, können seine Gegner freilich nicht fassen. Darum müssen sie ihn für verrückt halten, wie er im wahrsten Sinne des Wortes ja auch von Christus ver-rückt – nämlich wieder zurecht, an seinen ursprünglichen Ort gerückt – worden ist. Sie sehen in dem Christen nur die fleischliche, fehlerhafte, flüchtige Gestalt, auf die sie ihn festzulegen suchen und deren abgelegtes Wesen sie durch verletzende Angriffe zum Wiederaufleben anreizen wollen, um ihn so von seinem vermeintlichen Wahn zu befreien, etwas Besseres gefunden zu haben, als sie, und dadurch besser gemacht geworden zu sein. Denn für sie gäbe es freilich keine größere Bestätigung in ihrer Gottlosigkeit, als einen Christus-Gegründeten wieder aus seiner Gottseligkeit heraus und herunter zu ziehen, um sich damit zu beweisen, dass sein Bekenntnis nur Wahn und Illusion ist.

Sie nehmen Gott nur als Gegner wahr, darum sind sie gegen Ihn eingestellt. Sie fühlen sich von Ihm nur angeklagt, darum klagen sie Ihn an. Christus sieht wohl ihr Unwissen und ihren Unglauben, ihre Enttäuschung, Verbitterung und Wut, belässt sie jedoch in ihren Teufelskreisläufen, bis sie durch ihr unheilvolles Ende bereit für den Empfang der Wahrheit werden, dass nicht etwa Er falsch liegt und handelt, sondern sie, Er dagegen keineswegs gegen sie ist, sondern sie unaufhörlich liebt und beständig in Liebe sucht.

Diese Liebe Christi sollen die Seinen in Liebe bekennen, um ihre Gegner aus ihrer Verblendung in Lüge zu befreien. Sie sollen versuchen, sich in ihre Feinde einzufühlen und sie zu verstehen. Sie müssen den Schrei ihrer Herzen erspüren, der sich hinter ihrer Feindseligkeit verbirgt, und diesem zur Sprache verhelfen. Werden die Bekenner der Liebe als Teufel bezichtigt, so müssen sie erkennen, dass es der Schatten ihrer eigenen Feinde ist, der auf sie fällt und den sie in ihnen sehen und bekämpfen.

Freilich finden sich diese Schattenseiten und Teufel, welche die Oppositionellen anprangern, tatsächlich auch in den Christen. Sie müssen sich darum nicht zu unrecht verteufelt fühlen und auf Schmähungen ihrerseits mit Schmähungen reagieren. Christus weiß, was sie manchmal selbst zu Teufeln werden lässt, die sie eigentlich garnicht sein wollen und sind, versteht sie und nimmt sie auch in ihrem un-annehmlichen Teufel-Sein an. Darum können sie sich die Schlangen- und Mördergruben in ihrem eigenen Herzen eingestehen und müssen auf Schuldzuweisungen nicht mehr ihrerseits mit Gegen-Schuldzuweisungen reagieren, um dadurch ihr eigenes Unrecht zu entschuldigen und sich damit vermeintlich ins Recht zu setzen.

Wer überdies selbst auch unberechtigt erscheinende Verunglimpfungen stehen lassen kann und sich nicht dagegen verteidigt, beweist zugleich, dass er dieser irdischen Rechtsprechung nicht mehr verhaftet ist und untersteht, eine höhere Rechtsprechung gefunden hat, die zugleich barmherzig ins Recht setzt. Das spüren wohl auch seine Ankläger, und in ihnen wird das Verlangen erwachsen, ebenso in ihrem armen Teufel-Sein Annahme zu erfahren.

Diese Einfühlsamkeit und dieses unendliche Verständnis ist es letztlich, wonach jeder Seele verlangt. In den meisten nämlich ist dieses Kind gestorben, dessen heiße Tränen von niemanden abgewischt worden sind. Genau da will aber die Gottheit hinein mit Ihrem Trost. Sie enthüllt, dass all diese Tränen von Ihr gesammelt wurden als Tränkung für die Gottespflanzen, die aus ihnen werden sollen. Wenn sie erkennen, wie ihnen die göttliche Liebe mitfühlend stets zugetan war, kann jenes unschuldige Kind mit seinem Verlangen in ihnen wieder entdeckt und geweckt werden. Dann werden sich selbst die schon längst vertrocknet erscheinenden Tränen noch lösen und in Freudentränen wandeln.

Schließlich muss jeder Christ, der auf seinen Schatten festgenagelt werden soll, erkennen, dass seine Verkläger in ihm immer genau das sehen und ansprechen, was zugleich auch als ihr eigener Schatten auf ihn fällt. Könnten sie sich das eingestehen, so könnten sie nämlich gnädiger mit seinem Schatten umgehen, im Wissen, dass sie alle arme, aber dennoch angenommene Teufel sind.

Ebenso muss aber jeder verbal Attackierte auch erkennen, dass es aus einem Wald immer so heraus hallt, wie man hinein ruft. Darum sollte er sich hüten, auf herablassende ungerechtfertigte Anschuldigungen aus seiner Verletzung heraus ebenso zu reagieren. Wer nämlich mit einem Finger auf den anderen zeigt, zeigt mit drei Fingern, die gegen ihn zeugen, auf sich selbst.

So hat jeder die Wahl: Will er sich mit seinem Gegner unter Verdammnis bringen oder unter gemeinsames Angenommensein? Will er Recht und Gerechtigkeit? – Die herrscht in der Hölle! – Oder will er Aussöhnung? So liegt es bei jedem selbst, wo er mit seinem Gegenüber landen will: in der Hölle oder im Himmel. Es gilt das Böse durch Gutes zu überwinden. Barmherziger Umgang mit anderen wird auch in diesen irgendwann Barmherzigkeit wecken.

Denn auf beiden Seiten finden sich letztlich nur arme Teufel, die allein das Erbarmen erretten kann. So darf man wohl unrechte Anschuldigungen zurück weisen, anzeigen, dass einen solche Vorwürfe kränken und verletzen, soll aber auf Schmähungen nicht mit Schmähungen reagieren.

Schließlich muss sich jeder fragen, warum er so schnell verletzt ist, und ob der Stachel, den man spürt, wirklich vom anderen kommt, oder vielleicht vielmehr in einem selbst schon steckt. Das kann ebenso für das überempfindsame Gegenüber gelten. Vielleicht sind die Attacken, die man erfährt, Anzeichen einer tiefen Verletzung, ein Hilferuf. So sollte man immer im Auge behalten, dass die Teufel, die angreifen, im Grunde arme Teufel sind, sich nicht von ihrem Zorn anstecken lassen, und Worte finden, die Linderung verschaffen.

Der Erleuchtete weiß sich von einem göttlichen Meer von Liebe umgeben, das allen gegen ihn ausgeworfenen Kot und alles Gespei in seinem Salz zersetzt und auflöst, bevor es ihn erreicht. Was davon noch ankommt, ist allein die Not und Armseligkeit des Gegenübers, die Gottes Liebe enthüllt. Darüber weint die göttliche Liebe ein Meer von Tränen, das Meer der Liebe, von dem der Erleuchtete umfangen ist.

Schließlich ist es doch das Verlangen jedes Erleuchteten, das Licht des reinen Liebesevangeliums weiter zu geben; darum darf er sich nicht über banale Streitigkeiten dieses Licht verdunkeln lassen.

In partnerschaftlichen Konflikten soll er sich vor Augen halten, dass jene Seele, die sich mit ihm in einem Zerwürfnis befindet, ihn doch einstmals geliebt hat und durch die Kraft der Allversöhnung einst in diese urpsrüngliche Liebe auch zurück geführt wird. Dies Bewusstsein der umgreifenden Liebe befähigt zu einem Liebesbekenntnis gegen alle Zerstrittenheit.

Gleichzeitig ernüchtert Christus aber auch darüber, dass das Gegenüber, zumal, wenn es noch nicht von der göttlichen Liebe erleuchtet worden ist, noch einem trotzigen, aufsässigen, ego-bestimmten Kind gleicht und unter dem satanischen Gott der gesamten Welt steht, der den Geist Christi im Christen hasst. So darf ein Christ sich nicht wundern, wenn ihm selbst von einer Seele, die immer wieder ihre Liebe beteuert hat, auf einmal Verschlagenheit und Niedertracht in einer Wucht entgegen schlägt, die ihm jeden Atem nimmt. Christus hat deutliche Worte darüber gefunden, dass um Seinetwillen selbst die nahestehendsten Hausgenossen zu erbittertsten Todfeinden werden können, deren Hass auch durch fürsorgliche Liebe allein nicht gebrochen werden kann.

Dies sollte jeder Gläubige im Auge behalten, zumal, wenn die Partnerseele noch nicht von der Liebe Christi überwunden worden ist. Er sollte darum stets auf der Hut sein, nicht gutgläubig zu viel von sich, seinen Abgründen, die er aus der Liebe Christi nunmehr ansehen und sich eingestehen kann, wie von dem Mysterium Christi, das ihn ergriffen hat, preiszugeben; denn der Satan wird sich alles verleumderisch zudrehen, wenn seine Stunde gekommen ist.

Darum warnt Christus vor blauäugiger Naivität. Ist eine Partnerseele nicht schon von Ihm ergriffen, muss und wird dieser Konflikt kommen. Nur eine Seele, die sich nicht von Ihm darüber ernüchtern lässt, kann verletzt werden. So muss jeder, der sich von anderen zutiefst enttäuschen und verletzen lässt, sich mehr über seine eigene Naivität ärgern, die sich das antun lässt, als über die Seele, die ihm das antut.

Darum gilt es, zu lieben, ohne Gegenliebe zu erwarten, und, wenn einem schließlich dafür Hass und Verleumdung entgegen schlägt, diejenigen nunmehr sehend zu lieben, die man zuvor blind geliebt hat.

Es gibt auch keinen Grund, Rachegedanken aufsteigen zu lassen. Denn das göttliche Karma wird solche Seelen in unerbitterlicher Härte treffen, um auch sie zu läutern. Schließlich stehen jene schon unter dem Gericht, da sie auch ernten müssen, was sie augenblicklich an verderbter Aussaat säen mögen.

Auch hat ein Erleuchteter keinen Grund über eine solche Seele zu richten, hat er doch, wenn er denn wirklich schon darüber hinaus ist, in unzähligen Vorleben auf die gleiche Weise Läuterung erfahren müssen. Denn Christus ist ein Gott, der zwar alle Sünden vergibt, aber keineswegs ungestraft lässt und heimsucht bis in die dritte und vierte Wiedergeburt – zur Läuterung hin zum Heil.

Das soll der Gläubige im Auge behalten: dass mit dem ganzen Kosmos etwas Wunderbares geschieht! Was sind dagegen schon die eigenen Probleme: Stürme im Wasserglas! Christus als das Haupt zieht Seine ganze Schöpfung durch das Nadelöhr des Kreuzes und Zerbruchs aus der Hölle in Seine Himmel der Liebe und macht so alles neu. Wer das erkannt hat, für den ist diese Zukunft – wie in der göttlichen zeitlosen Überzeitlichkeit – bereits Gegenwart, aus deren Erfüllung er lebt.

Das nämlich ist die Summe der Lehre, die in vielen Religionen Bestätigung findet: Gott ist und wirkt nichts als Liebe! Hinlänglich in welche heilige Schrift, die einen anspricht, man schaut, kann man dies Evangelium finden.

Man darf sich nur in keiner Schrift im Buchstaben verlieren, sondern muss sich in diesen Geist der Liebe verlieren, der alle Buchstaben recht einordnen lässt. Schließlich hat Christus den Seinen doch die Gabe der Geistunterscheidung gegeben und geboten, alles zu prüfen und alles, was die Liebe bestärkt, egal von wo es kommt, in den eigenen Glauben aufzunehmen: Wenn alles in der (eigenen) heiligen Schrift Geist wäre, alles außerhalb aber Fleisch, was gäbe es da noch zu prüfen und zu unterscheiden? Es findet sich nämlich überall – in allen heiligen Schriften – der Geist in fleischlichen Worten, von Menschen niedergeschrieben, die ihre Ahnung in Worte fassten. Alles, was ermutigt, aufrichtet, aufleben lässt, ist Geist; alles aber, was verängstigt, niederdrückt, tötet und in den Tod zieht, ist Fleisch.

Schließlich musste Gott auch vormals noch fleischlich mit Seinen Kindern reden, als sie selbst noch fleischlich waren. Als sie noch Kinder des Zornes waren, musste Er Worte des Zornes an sie richten, weil sie Ihn sonst nicht geachtet und anerkannt hätten, obwohl in Seiner göttlichen Liebe keinerlei Zorn ist.

Entsprechend findet sich in jeder heiligen Schrift genug Licht wie Finsternis – genug Licht für die, die nichts als Licht haben wollen, genug Finsternis aber auch für die, die noch in Finsternis sind. Auch kann so allein der Glaube an die göttliche Liebe zur Vollendung reifen, weil er nicht nur gegen das, was in der Welt der göttlichen Liebe zu widersprechen scheint, an-glauben muss, sondern auch gegen das scheinbar Widersprüchliche, noch Weltliche in den Heiligen Schriften selbst. Solch eine göttliche Vollendung des Glaubens kann aber letztlich freilich nur Gott selbst schenken, wenn Er durch Seinen Geist einem Herzen persönlich Seine unendliche Liebe offenbart – was dann das Zeugnis des eigenen Herzens aus sich selbst bezeugt. Das ist schließlich das Ziel, dass die Liebe Gottes direkt in die Herzen spricht; denn allein dadurch lebt ein Herz auf.

Den noch Verkehrten erweist Gott sich noch als verdreht und verkehrt, den darüber Zurecht-Gerückten aber recht. Und wie jeder glaubt, so geschieht ihm auch. Der Glaube bestimmt, wie viel man vom Licht der göttlichen Liebe wahrnimmt. Wer von der göttlichen Liebe alles erhofft, findet und hat alles; wer aber nicht an Sie glaubt, was kann der finden?

Darum gilt es, alles fleischliche Wort in heiligen Schriften als vorläufig zu betrachten, für solche, die noch fleischlich sind, um ihre Fleischlichkeit durch Fleischlichkeit zu überführen, dass sie an ein Ende kommt, damit der Geist aufleben kann.

Solange jemand noch auf den Buchstaben seiner heiligen Schrift schaut, von dem er sich knechten lässt, ist er unter einem harten Zuchtmeister, bis dieser ihn in den Zerbruch geführt und zurecht gerückt hat. Dann aber geht der Morgenstern der göttlichen Liebe im Herzen auf, die dies in Liebe aufleben und brennen lässt.

Die Liebe gleicht einem ansteckenden Bazillus der Heilung. Den Kranken scheint sie Krankheit, den Wahnhaften Wahn und Opium zu sein; die Gesundenden aber spüren ihre Heilkraft. So gilt es, aus dem Wort Gottes allein auf das Wort der Liebe zu hören, das diese Liebe fördert, bis sie aus dem eigenen Herzen spricht und dies entflammen lässt.

Darin ist auch alles Leid und Elend begründet – in der Freiheit, in der allein Liebe entstehen und sich entfalten kann. Dies ist aber die Ehre der göttlichen Liebe, dass Ihr bei aller Freiheit doch nichts entgeht und Sie am Ende noch alle gewinnt. Diese Vollendung ist in der göttlichen Ewigkeit bereits bestehende Gegenwart.

Das Leid der Welt ist also notwendig, damit die Gottesseelen gänzlich aus all ihrer unreifen Selbst-Verhaftung ge-löst, er-löst werden können. Denn an diese Selbst-Verhaftung klammern sich alle Seelen, auch die, die sich für geistlich wähnen, fest bis aufs Blut.

Darum werden sie diese Botschaft auch bekämpfen, als ginge es um ihr Seelenheil. Schließlich stellt es ihren bisherigen Glauben, der in menschlichen Kategorien zwischen „gut“ und „böse“ unterscheidet und ständig am urteilen und richten ist, total in Frage. In Gottes mütterlicher Liebe gibt es diese Kategorien nicht: Sie sieht all Ihre Wesen als Ihre Kinder von nur unterschiedlichem Reifegrad.

Die Widersacher soll man reden lassen, ihnen beipflichten, wo man ihrem Urteil und Zeugnis zustimmen kann, dort anknüpfen und beredt nachfragen. So werden ihre eigenen Worte sie und ihre Herzen überführen, wie immer sie damit dann auch umgehen mögen.

Die Verheißung der Allversöhnung erregt auch darum Anstoß, weil sie alle Wesen für gleich verloren wie begnadigt erklärt, die Heiligen also auf die gleiche Stufe wie die größten Sünder und den Satan selbst stellt. Jeder kann sich in jedem wieder erkennen, von Satan, von dessen Widersetzlichkeit jede Seele zu Beginn ihres Laufes erfüllt ist, bis zu Christus, in dessen Heiligkeit jede Seele in der Vollendung ihres Laufes verwandelt wird. Darum kann ein Erleuchteter auch alle Wesen in gleicher Weise lieben, erkennt er sie alle doch als einen Teil von sich, wie er auch sich selbst in allen wiederfindet.

Die Verheißung von der Allversöhnung erregt aber auch darum Anstoß, weil sie allen Wesen vor dem Himmel zunächst die Hölle verheißt, dass Christus eben nicht schnell aushilft, keine Wunder wirkt, nicht das Leid der Welt beseitigt, sondern vielmehr selbst durch all das in den völligen Zerbruch führt, weil Er nur so jede Seele aus ihrer Selbst-Verhaftung befreien kann.

Müssen alle Wesen in diesen Weg durch das Kreuz zur geistlichen Wiedergeburt hinein gezwungen werden, so ist die Gottheit Christi diesen Weg freiwillig von ganz oben nach ganz unten gegangen. Die Herrlichkeit, die Sie erlangt hat, zeigt all Ihren Wesen den Ausgang von allem und gibt Kraft, alles, was jetzt dafür zu erleiden ist, hoffnungsvoll und vertrauensvoll durchzustehen.

Zwar geschehen noch hier und da immer wieder Wunder, um auf den Sinn und das Ziel allen irdischen Leidens hinzuweisen, doch sind derartige Wunder in der Regel nur solchen vergönnt, die in ihrem Leben oder einem vorausgehenden Leben schon durch ihre Hölle gegangen und entsprechend gereift sind.

So ist das eine nicht ohne das andere zu haben. Das ist die bittere Kehrseite von der süßen Lehre von der Allversöhnung, dass es für keine Seele den Himmel ohne die vorausgehende Hölle gibt, und dass Christus auch denen nicht immer wundersam begegnet, die sich schon in Seiner Nähe wähnen und meinen, ein besonderes Vorrecht darauf zu haben. Christus fragt, ob diese Lehre nun eine süßliche Rede ist, oder am Ende zu hart, dass Er dafür wieder von der Klippe gestoßen werden soll.

Viele irritiert diese Lehre von der Allversöhnung, weil sie letzten Endes alle Gegensätze aufhebt und selbst die Finsternis im Licht Christi zu Licht kehrt. Sie meinen, damit würde doch jede Orientierung im Leben genommen. Die Wahrheit aber ist, dass diese Lehre in jeder Hinsicht freisetzt und alles unbeschadet ertragen lässt und in allem überwinden hilft.

Nur in der festen Gewissheit um die Allversöhnung wird eine Seele vom letzten Bangen um ihr eigenes Seelenheil frei, um sich völlig selbstlos anderen Seelen zuwenden zu können. Christi Schüler fragt, ob diese Lehre nicht vielmehr zu Trägheit verführt, da doch ohnehin alle gerettet werden. Warum sollte man dann noch um irgendeine Seele bangen und ringen? Christus aber erklärt, dass jedes Herz, das solche Liebe wirklich erfasst hat, von dieser restlos erfasst und mitgerissen wird. Solche Retterliebe lässt jede Seele in Retterliebe entbrennen, dass es fortan zu einem unwiderstehlichen Verlangen wird, mit Christus auch dem letzten verirrten Schaf nach zu gehen. Die Erleuchtung offenbart die ganze Schöpfung als einen einzigen Leib Christi, dessen Glieder alle leiden, solange nur ein Glied noch leidet, verloren ist und fehlt.

Diese Verheißung auf Allversöhnung ist der Geist, den der Buchstabe nicht fassen kann. Nur wer von diesem Geist erleuchtet ist, findet Ihn in allen Buchstaben. Wer aber noch am Buchstaben haftet, dem ist es unbegreiflich, Irrsinn und Wahn.

Wer sich in dieses Zwiegespräch der göttlichen Liebe mit Ihrem geschöpfichen Gegenüber vertieft, das – inspiriert von der Unterhaltung zwischen Krishna und Arjuna in der Bhagavadgita – zu einer Herzenszwiesprache zwischen Christus und Seinem Schüler, dem Empfänger dieser neuen Christusbotschaft, wurde, der wird in der Erleuchtung über das göttliche Wesen der Liebe tiefgreifende Veränderung erfahren.

Dies kann Christi Schüler bestätigen: Nun erinnert er sich, dass sein Ursprung, sein Ziel, seine Bestimmung und Erfüllung schon immer Christus war und bleibend sein wird. Die empfangenen Worte des Herrn sind ihm bleibende Stärkung. Immer neu wird er von der universalen Herrlichkeitsgestalt Christi, die er darin findet, ergriffen. Solche Liebe lässt ihn alles überwinden und überwinden in allem.

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