18.6 Wunderbar und unscheinbar
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Kapitel 18.6 „Wunderbar und unscheinbar“ ermutigt den Empfänger dieser Offenbarung, das Wunderbare im Unscheinbaren zu entdecken und daran zu glauben: Das gilt insbesondere für ihn selbst und die von ihm empfangene Botschaft. Auch wenn er selbst unscheinbar ist und die Enthüllungen Christi auf unscheinbare Weise, allein durch das Reden seines eigenen Herzens empfangen hat, werden sie Wunderbares bewirken.
Schließlich wird der Empfänger dieses Christuswortes darin bestärkt, in seinen Niederschriften eine wahre göttliche Inspiration zu erkennen und nicht daran zu zweifeln. Prophetische Worte über sein Leben werden ihm in Erinnerung gerufen, und die Wirkungsgeschichte seines Lebenswerkes, dieser Schrift, aufgezeigt.
Zuerst wird der Empfänger dieser Offenbarung ermahnt, seinen Glauben an die ihm enthüllte Allversöhnung nicht länger darin zu gründen, ob sich die Verheißung des Herrn, dass es auch in seinem persönlichen Leben mit seiner Frau und seinen Kindern zu einer Aussöhnung kommt, noch zu seinen Lebzeiten erfüllt. Da er nunmehr in alles eingeweiht worden ist, dass Christus alles im Großen wie im Kleinen gut hinausführen wird, und darin auch inwendig fest und sicher geworden ist, kann er nunmehr auch seine Familie ganz loslassen und an Christus abgeben.
Er hat, wenn auch vergeblich, so doch bis zum Letzten um Versöhnung gerungen und kann die Seinen darum nunmehr auch freigeben. Anfangs bestärkte Christus ihn in diesem Weg, um ihn für Seine Botschaft empfänglich zu machen, die seinen Schüler nunmehr freigesetzt hat von diesem derzeit sinnlosen Ringen. Ebenso hatte Christus Seine ersten Anhänger in dem Glauben belassen, Er würde schon bald zu ihren Lebzeiten wiederkehren – denn wie auch Seinen jetzigen Jünger hätte sie eine Ernüchterung über die schier endlose Wegstrecke bis zur Erfüllung all Seiner Verheißungen verzagt in die Knie sinken lassen.
Anschließend kommt der Herr auf die Wirkung der von Ihm gestifteten Botschaft in dem empfangenen Buch zu sprechen: Es wird die Welt nicht schlagartig aus den Angeln heben und verändern, aber seine Wirkungsgeschichte haben. Der Empfänger dieser Botschaft soll sich darum für deren Verbreitung einsetzen, ohne auf das Ergebnis zu schauen. Die empfangene Erkenntnis der Gnade für alle, die sein Herz froh und frei gemacht hat, und die Erfüllung, sich fortan für die rechte Sache einsetzen zu können, soll ihm genug sein.
Das Wort Gottes wird nicht leer zurück kommen: Auch wenn manche dies Wort zuerst ins Feuer werfen mögen, so wird doch irgendwann das Feuer der Liebe, von dem dies Buch zeugt, ihre Herzen verbrennen und überwinden.
Anfangs wird man den Verkünder dieser Botschaft als selbst-ernannten falschen Christus und Illusionär verhöhnen, weil er kraftlos und ohne Wunder auftritt; wenn sich dann aber die erlösende, freisetzende Kraft aus diesen Worten entfalten wird, wird man ihm unterstellen, er trete in der täuschenden Kraft eines Anti-Christus auf. Und doch ist er von Christus zu einem Mit-Christus(-Sein) berufen, an der Erlösung der Welt mitzuwirken und für sie mitzuleiden, wie jeder Christ.
Schließlich werden zeitgleich mit der Veröffentlichung dieses Buches weltweit aus allen Religionen andere heilige Schriften ans Licht kommen, die mit dem selben Zeugnis die göttliche Wahrheit dieses Evangeliums der Liebe bestätigen werden.
Dieses Buch ist schließlich auch das Vermächtnis und Lebenswerk seines Autors. Denn in ihm ist alles zusammengefasst, was man auf Erden an Heilsbedeutsamen erkennen kann. So wird ihr Verfasser nach Abschluss seines Lebens auch nicht wieder geboren, sondern in die Himmel eingehen. Schließlich wird auch keine Zeit für eine Rückkehr bleiben, weil sich die Tage erfüllt haben.
Christi Jünger hat jedoch schwere Bedenken, dass man ihm, einem so gewöhnlichen, schwachen Menschen, der nicht mit Wundern auftritt, Glauben schenken wird. Alles, was er vorzuweisen hat, ist doch nur das Wort der empfangenen Gnade. Schließlich hat er nicht einmal eine übernatürliche Erscheinung gehabt, die ihm all das eröffnet hätte, sondern nur die innere Stimme seines Herzens gehört.
Christus gibt zu bedenken, dass Sein Prophet Mohammed, der große Stifter einer Weltreligion, bei der abschätzigen Feststellung, ihm würden ihn bestätigende Wunder fehlen, schon konstatiert hatte, dass das Wunder des Empfangs göttlicher Worte höher zu achten ist, als alle Wunder: denn aus solchen Worten würden alle Wunder entspringen – vor allem aber die Glückseligkeit eines wahrhaftigen Lebens in der göttlichen Liebe, was alle Wunder überbietet.
Weiter erklärt Christus, dass es bei allen Propheten so war und ihnen allen abverlangt wurde, ihrem inneren Zeugnis selbst Glauben schenken zu müssen:
Selbst den größten Seiner Propheten, den Täufer Johannes, befielen später Zweifel über seine innere Herzensschau, in der Er die Heilige Ruach in Gestalt einer Taube aus dem offenen Himmel auf Jesus hernieder steigen sah, weil Jesus seinen Erwartungen vom künftigen Messias, den Johannes als furchteinflößende Richtergestalt angekündigt hatte, nicht entsprach
Sogar Er, Jesus selbst, musste glauben, dass Seine innere Stimme die des Vaters und des Geistes war. Auch Er kannte wohl Anfechtungen über Sein wahres göttliches Sein und Seine Berufung: „Solltest Du wirklich Gottes Sohn sein? In Dir ist doch, wie in allen Menschen, so viel Schwachheit und Versuchlichkeit! Und selbst, wenn Du ihr widerstehen kannst: Ist nicht Deine Hybris, selbst Gott zu sein, Deine Sünde? Solltest Du wirklich ein neues Evangelium empfangen haben, dass der Gott der Juden, ein Rachegott des Zornes, in Wahrheit nichts als Liebe ist? Lege doch ein Flies aus, versuche Gott und fordere von Ihm eine augenscheinliche Bestätigung! Wie kannst Du allein Deinem Herzen glauben, wo Dich alle geistliche Obrigkeit Gottes in ganz Israel ablehnt und hasst?“ So musste auch Christus allein der Stimme Seines Herzens folgen, und die göttliche Autorität, in der Er eben dies für sich beanspruchte, beruhte auf Seiner vollendeten Glaubensgewissheit. So betrachtet war Jesus selbst der erste Christus-Gläubige.
Darum gilt es, der stillen, unschuldigen, naiven Stimme des eigenen inneren Gotteskindes Glauben zu schenken. Die Wahrheit lässt sich nur mit dem Herzen sehen. So war es bei allen Propheten. Diese wird durch Herzensträume und innere Gesichte zugetragen. Noch nie nämlich redete Gott die Worte des Lebens als Donnerwort für fleischliche Ohren vom Himmel herab.
Es gilt, das Wunderbare in allem Unscheinbaren zu erkennen. Wer das tut, wird auch Wunderbares darüber hinaus zu sehen bekommen. Wem das Gewöhnliche wunderbar wird, dem wird das Wunderbare gewöhnlich werden.
Die Zweifel des Schülers Christi sind aber noch nicht gänzlich zerstreut: Wird man ihn, auch wenn seine Schriften kraftvoll sein mögen, wegen seines gewöhnlichen – kläglichen! – Erscheinungsbildes nicht ablehnen? Christus erklärt, dass auch Jesaja wie ebenso Paulus ein kränkliches, schwächliches, gebeuteltes Erscheinungsbild hatten. Aber gerade das überzeugte viele von der Wahrhaftigkeit ihrer Botschaft, dass diese nicht aus ihnen kommen konnte, und ließ ihre Hörer schließlich das Gewaltige im Gewöhnlichen, das Himmelreich schon auf Erden und das göttliche Wunder im Unscheinbaren, Kleinen entdecken.
Schließlich ist das auch das Ziel Christi: zu einem ganz normalen, gewöhnlichen Menschsein – zu schlichter Menschlichkeit – zu verhelfen, das alltägliche Leben zu erleichtern, keine weltabgewandte, abgedrehte religiöse Spinnerei.
Christus will eine Religion ohne jede aufgesetzte Religiosität. Seine Religion ist gleichsam die Abschaffung aller Religion. Darum ist es gut, wenn Sein Botschafter ein ganz gewöhnlicher Durchschnittsbürger ist. Und doch wird Christus ihn darüber noch hinauswachsen lassen. Denn wer sich selbst vor Ihm demütigt und Ihn dadurch ehrt, der soll von Ihm ebenso geehrt und erhoben werden.
Der Schüler Christi ist aber doch noch über den göttlichen Ursprung seiner Eingebungen im Zweifel, da er es doch nur in seinem Herzen empfangen hat. Christus verweist auf die Erklärung des Zauberers Dumbledore an den ebenso fragenden Harry Potter in der gleichnamigen Romanreihe: „Freilich ist es nur in deinem Herzen. Aber muss es darum nicht wahr sein?“
Schließlich fragt Christus, ob das mehr ein Zeugnis für die Wahrheit sein muss, wenn Sein Schüler übernatürliche Erscheinungen gesehen hätte. Gehen mit solchen Zeichen und Wundern nicht auch einstmals der Antichrist und seine Propheten um? So ist die Schlichtheit und Ehrlichkeit des Berufenen im Gegensatz zu deren einstiger Prahlerei eher ein Anzeichen für seine Wahrhaftigkeit.
Von je her hat Christus durch Seine Propheten das Alte neu und tiefer ausgedeutet. Und wer aus Ihm neu geboren ist, der hört Seine Stimme, die in neue Tiefen führt, in seinem Herzen. An dem Gläubigen liegt es, zu prüfen, ob dies das „Ja“ und „Amen“ der Liebe Christi bestätigt oder trübt. Wenn jemand aber nicht einmal auf das Brennen seines eigenen Herzens vertrauen kann, worauf dann? So muss er entscheiden, ob er in kindlicher Freimütigkeit zu träumen wagt oder in verschüchtertem Kleinglauben alle Träume, die ihm zu schön erscheinen, um wahr zu sein, begraben will.
Selbst die Apostel hatten in zu klärenden richtungsweisenden Fragen nicht immer durch eine Erscheinung vom Himmel Weisung erhalten. Sie vertrauten dennoch auf die Führung durch Christi Geist, wenn sie ihrer Herzensstimme folgten. So wurde der bedeutungs-schwere Entschluss über die Streitfrage, ob christus-gläubig gewordene Heiden durch Beschneidung und Verpflichtung auf die mosaische Thora Juden werden müssten, nach heftigen Debatten auf dem ersten Apostelkonzil in Jerusalem gefasst – im Vertrauen darauf, dass der Ausgang des überaus heftig geführten Disputes, bei dem es ganz und gar nicht übernatürlich zuging, doch von Christi Geist herbei geführt worden ist.
Der Apostel Paulus besaß überdies so viel Freimut, dass er sich – in vollem Vertrauen auf seine eigene Herzensstimme – sogar über die wenigen Einschränkungen dieses Apostel-Dekretes hinweg setzte und den heidnischen Gemeinden sogar den Verzehr von Fleisch gestattete, das den heidnischen Göttern geweiht worden war.
In Hinblick auf das Vertrauen, das man der inneren Herzensstimme schenken darf, kann man sogar von dem heidnischen Statthalter Pilatus lernen: Obwohl dieser ganz recht bekannte, im Grunde nicht zu wissen, was Wahrheit ist, stand er im Zuge des Prozesses über Jesus doch fest zu den ihm geschenkten Herzenseinsichten, die ihn zu einem dreifachen Christus-Bekenntnis veranlassten: einmal zu dem Urteil: „Ich finde keine Schuld an Ihm!“ – dann zu der angerührten Beschwörung: „Seht doch nur! Was für ein Mensch!“ – und schließlich zu dem Schuldspruch, den er – gegen den Aufschrei der jüdischen geistlichen Obrigkeit – auf die Tafel über Jesu Kreuz nageln ließ: „Jesus von Nazareth ist (wahrlich) der König der Juden“. Dieses „Jeschua Ha´Norzi Wu´Melech Ha´Jehudim“ gab in seinen Initialen (- wie das „INRI“ für „Iesus Nazoreus Rex Iudearum“ -) sogar den Gottesnamen „JHWH“ wieder, so dass Pilatus – seinem Herzen folgend – den Juden, die Jesu Kreuzigung einforderten, bekannte: „Aber dieser Jesus ist doch euer Gott!“ Dies seinem Herzen folgende Bekenntnis gegen alle Anfeindungen sollte Pilatus schließlich sogar noch zu einem Heiligen machen, der selbst vor dem Kaiser Roms ein Bluts-Zeugnis als Märtyrer ablegen durfte.
Ob innere Eingebungen göttlichen Ursprungs sind oder nicht, lässt sich ganz einfach feststellen: Versklavt und brandmarkt eine empfangene Herzensbotschaft, oder richtet sie auf und setzt frei? Das ist das Kriterium, ob sie von oben oder von unten ist. So gilt es, die Flügel auszubreiten und den Sprung zu wagen: Der Wind Christi wird tragen.
Dennoch hat der Erleuchtete Zweifel, wie seine ureigenste Herzensstimme die Christi sein kann. Christus erklärt, dass dies gerade eines Seiner Mysterien ist, dass jede Seele, die ganz aufgegangen ist in Christus, zugleich ganz bei sich selbst angekommen ist und die Herzensregungen der Gottheit in den eigenen Herzensempfindungen wahrnimmt, wie auch umgekehrt.
Wenn er darum als Ketzer verlästert wird, soll er sich nicht darüber verwundern. So ging es allen Propheten, die Zukunftsweisendes in ihre Religionen trugen. Wenn sie von ihren Zeitgenossen auch oft abgelehnt wurden, so hat sich in der Wirkungsgeschichte ihrer Botschaft ihre Sendung doch bewahrheitet. Die Häretiker von heute sind die Heiligen von morgen.
Denn die Wahrheit ist wie ein Fluss, der aus Gott mündet und immer mehr anwächst, je mehr er sich mit anderen Flussläufen aus den vielfältigsten Quellen der göttlichen Inspiration verbindet. So wächst die Erkenntnis der Wahrheit mit den zunehmend ausreifenden Seelen. Kann man jene Flussläufe in ihrer Entstehungsphase noch übergehen, so wird man sie, wenn sie sich zu einem großen Strom verbinden, nicht mehr einfach übergehen können.
Darum soll der Inspirierte nicht länger an dem göttlichen Ursprung seiner inneren Visionen zweifeln: Kein Herz kann sich etwas Wunderbareres erträumen, als die göttliche Liebe sich für Ihre Geschöpfe erträumt hat.
Und wenn schon vor Pfingsten welt- und religions-übergreifend viele Propheten und Avatare göttliche Inspirationen erhielten, wie viel mehr muss das für die jetzige Zeit nach der weltweiten Ausgießung des Heiligen Geistes gelten!
Langsam wächst die Zuversicht des Hörers der Botschaft Christi in seine Sendung. Er erinnert sich, wie in einer charismatischen Jugendgruppe ein inneres Bild mitgeteilt worden war von einem glimmenden Docht, den der Herr aufrichten und wieder voll zum Brennen bringen wolle, das ihn damals sehr angesprochen hat. Als er Wochen später sein Leben Jesus übergab und man über ihn betete, bekam eine Beterin das Wort „Er wird den geknickten Halm nicht brechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen“. Da niemand davon wusste, dass ihn bei seinem ersten Besuch dieser Gruppe das entsprechende Bild dazu so persönlich berührt hatte, fühlte er in diesem Augenblick so deutlich, dass Christus ihn ganz persönlich meinte und annahm, dass sich ihm die Zunge löste und er das Sprachengebet empfing.
Weiter erinnert er sich an ein anderes prophetisches Bild von einem Piloten in voller Montur in einem Doppeldecker, der nicht starten konnte, solange nicht jemand von außen den Motor anwarf. Sobald dies aber geschehen würde, sollte jener Pilot mit seiner Maschine wahre Meisterstücke vollbringen und Loopings fliegen können. Dies Bild hatte ihn damals auch sehr angesprochen, hatte er doch trotz seiner enormen Bibelkenntnis das Gefühl, Gott nicht zu verstehen. Nunmehr aber lichtet sich ihm alles und er spürt, dass er bald mit seiner Maschine in den Himmel starten kann.
Früher glich der Erleuchtete einem Falken mit Augenklappen, der – wie von unsichtbaren Ketten gehalten – immer wieder zu seinem Falkner zurück flog. Nun sind die Augenklappen gefallen, die unsichtbaren Ketten gebrochen, und er kann sich für immer in die Weiten des Himmels erheben. Erneut erinnert er sich an eine Erzählung von einem Falken, den nur die Lüge am Boden halten konnte, er sei ein Huhn. Erst, als er einer anderen Stimme Glauben schenkte, die ihm eröffnete, er sei in Wahrheit ein Falke, konnte er in die Lüfte aufsteigen.
Auch fällt ihm das Märchen vom hässlichen Entlein ein, das an seinem Geschick verzweifelte, weil es in Verkennung seines wahren schwanenhaften Wesens aufwuchs. Er hatte die Wahrheit schon auf vielfältige Weise mitgeteilt bekommen und doch nie verstanden und recht erkannt. Nun aber ist ihm alles klar.
Wieder erklärt ihm Christus, dass er bei aller Gewöhnlichkeit doch auch ganz ungewöhnlich, nämlich eine von Gottes unvergleichlichen Einzigartigkeiten ist. Niemand soll sich beirren lassen und geringer als groß von sich denken, weil der Größte in allen Seinen Kleinen ist.
Schon immer wurden Christi Propheten gerade von den Allernächsten aus ihrem unmittelbaren Umfeld verhöhnt und abgelehnt, weil diese deren normalen Werdegang kannten. Die Welt, die Gott nur im Ungewöhnlichen wähnt, entdeckt Ihn nicht, wo Er auf ungewöhnliche Weise im Gewöhnlichen wirkt. Wie anders ist es möglich, dass viele ohne ihr Wissen Engel oder engelsgleiche Seelen, die eine Wiedergeburt den Menschen zugute wählten, beherbergen? – wie etwa Paulus oder Johannes, Christi Apostel, die sich für eine immer neue Wiedergeburt auf Erden entschieden, um Sein Wort in die Welt zu tragen und sich für Ihn und die Welt immer aufs Neue hinzugeben.
Gewiss wird man mit dieser Offenbarung sehr freizügig umgehen. Viele werden aus ihr nur das für sich heraus nehmen, was ihnen in ihrem Glauben hilft. Aber genau so wünscht es sich Christus, dass man mit allen Seinen heiligen Schriften umgeht – nicht sklavisch am Buchstaben klebend, den Buchstaben zum Dogma erhebend, sondern den Geist in sich aufnehmend, der die Botschaft der aufrichtenden Liebe trägt.
Es ist keineswegs hochmütig, wenn der Schüler Christi seine Schrift als göttliches Wort deklariert, was er auch nicht zur Diskussion stellen soll. Gerade dadurch stellt er sich nämlich selbst unter diese Schrift auf die Seite der Empfangenden, wie es ihm ja auch erging, dass er selbst durch diese Inspirationen beglückt wurde und seither zu beständigen Danksagungen darüber ergriffen wird.
Viele Jahre hat der Jünger Christi Gottes Wort verlangend studiert. Nun geht er schwanger mit dem Wort wie Maria, dass es seinen eigenen Mutterschoß durchbrechen und es unter sich sprossen lassen will. Sein Glaube an das schier Unglaubliche zeichnet den Empfänger dieser Botschaft aus.
Der Vergleich sogar mit Maria beschämt den Jünger Jesu aber doch allzu sehr, fehlte es ihm doch nur zu schmählich an der marianischen Demut, war er doch vielmehr ein Aufbegehrer, ja, regelrecht ein Widersacher gegen Gott in seinem Unverständnis und Unglauben. Gerade diese Ehrlichkeit mit sich selbst, erwidert Christus, zeigt die nunmehr gegebene Demut Seines Begnadigten.
Wie wird es aber die Empfänger dieser Botschaft erst entsetzen, wenn Christi Bote mitteilt, dass er diese gleichsam durch Nichtstun, wie im Schlaf, empfangen hat. Als er sich abmühte, Weisheit zu erlangen, brachte ihm das nur Verdruss ein, bis er nicht mehr konnte und aufgab. Dann aber floss ihm die göttliche Inspiration und Erleuchtung gänzlich gnadenhaft zu und stillte seine Seele, dass er bei der Abfassung dieser Schrift endlich wieder schlafen konnte, wie noch nie zuvor – wie ein Baby!
Christi Prophet gleicht dem Elia. Er war müde geworden an seiner eigenen Predigt von Gesetz, Gericht und Zorn, und kann nun nicht mehr anders, als nichts als die universal gültige göttliche Gnade verkünden.
Dennoch bezweifelt der Begnadete, angesichts seiner Wankelmütigkeit ein geeignetes Sprachrohr für Christi Liebesbotschaft zu sein. Mag seine Schrift im Vergleich zu seiner Erscheinung noch wortgewaltig sein, so ist sie nach seinem eigenen Empfinden eher schwerfällig und umständlich – und reicht bei Weitem nicht hin, die empfangene schier unaussprechliche Herzenseinsicht recht zu vermitteln. Hätten das andere Wortgewandtere nicht viel besser gekonnt? Christus sagt Seinem Boten jedoch zu, ihm wie einst Mose Ausleger der empfangenen Botschaften an die Seite zu stellen, die diese recht weiter an die Menschen vermitteln können.
Viele Propheten waren nicht einmal des Schreibens mächtig, und doch hat Gott sie gebraucht. Auch Christus, obwohl mehrsprachig aufgewachsen und des Lesens wie Schreibens mächtig, hat nicht eine einzige heilige Schrift verfasst. Vielmehr wurden den Jüngern Seine Lehren durch Seinen Geist in Erinnerung gerufen, so dass diese sie, sogar mit erweiternden Worten der Ausdeutung, nieder schrieben. Ebenso wird der Herr Nachfolger Seines Boten berufen, die Seine Worte den Menschen recht ausdeuten und nahe bringen.
Auf die Frage, an wen sich Jesu Gesandter mit dieser Botschaft wenden soll, weist ihn Christus in die christliche Welt. Sein Buch wird dort viel Aufsehen erregen, aber auch erbitterte Ablehnung erfahren. Dann aber werden die Gläubigen anderer Religionen auf diese Verkündigung aufmerksam werden und kommen oder Christi Botschafter zu sich rufen.
Die Botschaft wird ein universales Christentum mit den verschiedensten Prägungen durch die unterschiedlichen Religionen entstehen lassen, ähnlich wie der Buddhismus verschiedenste religiöse Prägungen annahm und unterschiedlichste Religionen geprägt hat.
Schließlich erinnert sich der Berufene, dass in ihm schon immer das Verlangen war, eine heilige Schrift zu verfassen, und er erkennt dies nunmehr als seine Bestimmung. Als er früher einmal das Wort eines Glaubensbruders aus dem Buch Hiob empfing „Meinst du wirklich, du weißt, was Gott weiß? Oder kannst du alles so vollkommen treffen wie der Allmächtige?“, verstand er dies seinerzeit als niederschmetternde Kritik, war er doch da schon einmal mit der Abfassung eines neuen Evangeliums in der Einsicht der Allversöhnung beschäftigt, das er aber auf dies (damals noch missverstandene) prophetische Wort vernichtete. Nun erkennt er, dass Gott ihn mit dieser Anfrage nur prüfen wollte, um zu sehen, ob er späteren Anzweiflungen und Anfeindungen stand halten würde.
Ihm geht auf, dass diese kritische Anfrage schließlich einstmals von den vermeintlich rechtgläubigen Glaubensbrüdern an den wahrhaft und einzig Gott-gerechten Hiob gerichtet worden waren, der an seinem Unverständnis über Gott litt. Am Ende aber setzte Gott eben diesen Hiob ins Recht und gewährte ihm eine unvergleichliche neue Gottesschau. Und eben die zuvor vermeintlich kritisierten Worte des Hiob fanden Eingang in die Fülle der heiligen Schriften.
So erkennt es nunmehr auch der Inspirierte für sich: Denn er hat ja wahrhaftig Christi Sinn erkannt, und der Geist Gottes, der auch die Tiefen der Gottheit ergründen will und lässt, hat ihm alles über Gottes Wesen und Wirken erschlossen. So hält er nunmehr der Frage stand und hat innere Gewissheit über seine Berufung erlangt.
Christi Prophet erinnert sich an weitere verschiedene Prophezeiungen, die über ihn ausgesprochen worden waren, die sich jetzt für ihn zu einem klaren Ganzen zusammenfügen: die Verheißung einer geistlichen Eremitin, der er damals aus seinen ersten Abfassungen vorlas, an seine Mutter, Gott würde Großes durch ihn bewirken, das prophetische Bild, das über ihn bei seiner Lebensübergabe an Christus ausgesprochen wurde, er würde einstmals wie ein Olympia-Sieger von einer unüberschaubaren jubelnden Menge getragen werden – wobei sich der Begnadete bewusst ist, dass diese Menge nicht nur die sind, die durch ihn zum Glauben kommen werden, sondern ebenso die Vielzahl derer, durch die er selbst zum Glauben gekommen ist.
Im Rückblick wird ihm nun klar, dass er über seine vielen Umwege und die damit verbunden gewesenen erlittenen Zerbrüche wieder zu dem zurück geführt wurde, was sein ursprünglichstes Verlangen war und darum ganz gewiss seine Bestimmung sein muss: tatsächlich eine heilige Schrift von apostolischem Rang und Stellenwert zu verfassen, dass die Liebe Christi gebrauchen will, um sich vielen Menschen dadurch mitzuteilen.
Schließlich erinnert er sich an eine häufig erfahrene Vorahnung, in Brust und Herz durchbohrt zu werden. Er fragt Christus, ob dies ein prophetischer Hinweis auf seinen Märtyrertod, die Erinnerung an ein früheres Ableben oder nur ein Bild für das ist, was nunmehr mit ihm geschah, dass die Erleuchtung durch Christi Wort gleich einem Schwert die widersprüchlichen Regungen seines Herzens schied, um dadurch aufzuzeigen, dass die Trennlinie zwischen „gut“ und „böse“ durch jedes Herz und jede Religion geht. Der Herr sagt dazu nur so viel, dass auch ein Märtyrertod ein großes Vorrecht ist, weil der Blutzeuge dadurch sich wie Gott weitere Seelen erkauft.
Dies Buch wird bei allen durchschlagenden Erfolgen die Welt nicht verändern, jedoch viele Herzen. Die bevorstehende Apokalypse wird es aber keineswegs aufhalten. Und wie alle heiligen Schriften Gottes, so wird auch dieses Buch dem Vergehen des Vergessens anheim fallen. Die darin enthaltende großartige Verheißung jedoch wird dessen ungeachtet ihre Gültigkeit behalten. Das ist der große Trost für alle, der zur Liebe gegenüber allen befähigt, weil alle Christi sind.
Schließlich sinnt der Berufene Christi darüber nach, ob er nicht noch die Offenbarungen anderer Religionen studieren sollte, um ihre Einsichten in diese Schrift auch noch zu integrieren. Christus gebietet ihm jedoch Einhalt. Die Enthüllungen, die Sein Schüler über das Studium der Bhagavadgita erlangt hat, genügen vollauf und setzten ausreichend neue Impulse.
Gleich einem Flussbett gilt es, nicht immerfort nur neues Lebenswasser aufzunehmen, weil dies sonst zum Stehen kommt und kippt, Tod statt Leben bringt. Darum gilt es ab einem gewissen Grad der Er-Füllung, das Empfangene auch weiter zu geben. Dann fließt automatisch neues Lebenswasser nach – in dem Maße, wie abgegeben wird. Darum ist es nunmehr an der Zeit, diese Schrift abzuschließen und zunächst einmal ihre Inhalte weiter zu geben.
Viele weitere Erkenntnisse sollen künftigen Generationen vorbehalten bleiben. Denn die Ewigkeiten werden nicht ausreichen, die Unendlichkeiten der Tiefen Gottes zu ergründen. Es ist nicht notwendig, alle nur erdenkliche Erkenntnis zu erlangen, sondern die Erkenntnis, die trägt, zu verinnerlichen, damit sie durch alle Anfechtungen hindurch kommen lässt.
Dieses Buch ist all denen bestimmt, die davon innerlich angerührt werden. Sie sind ebenso unmittelbar angesprochen und gemeint, wie der erste Empfänger dieser Botschaft Christi. Alle werden umgestaltet werden in Sein herrliches Bild. Von Seiner Liebe kann man nicht groß genug, von Seiner Gnade nicht weit genug, von Seiner Herrlichkeit nicht gewaltig genug denken.
Nichts, was ist, ist von Seiner Liebe und Gnade ausgenommen. Alle werden Ihn erkennen, den sie in sich und in anderen durchbohrt haben, und Seine Liebe, die trotzdem allen immer noch gilt, wird aller Herzen durchbohren. Denn Er ist der, der da war und der da ist und der da kommt: der drei-einige Aller-Welt-Christus.
Das Buch schließt mit der Bitte des Begnadigten:
„Ja, komm bald Herr Jesus!
Komm jetzt zu mir!
Komm!“
→ zum Original-Kapitel XVIII.VI in der »Satya ›P‹raha«
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