2.3.4 Fern und Nah

Wer sind die verlorenen Schafe,
zu denen der Herr gehen musste und muss?
Die anderen Religionen –
oder am Ende das Juden- und Christentum?

Das leistungsorientierte christliche Abendland
hetzt an seinem Heil vorbei
und reißt das Paradies, in dem es doch schon wäre,
mit sich in den Abgrund.

Die letzte Judengeneration,
die den wiederkommenden Christus annehmen wird,
ist keine andere als die Judengeneration,
die Ihn zu Seinen Lebzeiten verwarf.

„Das ist das Grund-Übel der vermeintlich „christlichen“, calvinistisch, pietistisch geprägten,
wenn auch schon säkularen westlichen Gesellschaft:
zu meinen, sich das eigene Seelenheil durch Leistung
hart unter größten Entbehrungen bis zur Selbstkasteiung erarbeiten,
verdienen zu müssen.

Nicht leisten!
NICHT LEISTEN! – ist die Lösung, Erlösung:

GESCHEHEN LASSEN!

Einfach nur, was geschieht, vertrauensvoll geschehen lassen!“

– TEXTAUSZUG –

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Kapitel 2.3.4 „Fern und Nah“ beschäftigt sich mit der Frage, ob Gott den besonders erwählten Völkern des Juden- und Christentums näher steht als den Heidenvölkern, und, ob Er letztere über Jahrtausende bei Seite hat stehen lassen.

Die bisherigen Enthüllungen lassen den Unterwiesenen in seiner Engherzigkeit sich darüber empören, dass Christus sich den Heidenvölkern ebenso, wie Seinen erwählten Völkern, zugewendet haben soll – durch himmlische Inspirationen von über jene Völker als Götter gesetzte Engel, sowie über Avatare, die der Herr durch Wiedergeburten in Seinen erst-erwählten Völkern im Unterbewusstsein hat reifen lassen und durch welche Er selbst sich in Seinem Geist den anderen Nationen zugewendet haben soll – so dass die Heidenvölker in ihren Einsichten in jenseitige Gegebenheiten über den Fortgang der Seelen nicht selten sogar früher mehr Einsichten erlangt haben sollen, als Seine Völker der Offenbarung.

Christus ruft in Erinnerung, dass er Seinen vor-erwählten Völkern bereits ein-geschärft hatte, sie könnten sich auf ihre Vor-Erwählung nichts einbilden, da diese nicht darin begründet sei, dass sie besser als die anderen Nationen wären, sondern vielmehr als besonders uneinsichtige Geschlechter eine besondere Zuwendung nötig hätten. Sie seien die verlorenen Schafe unter den Nationen, um derentwillen der Herr als der gute Hirte die anderen, die schon sicher in Seinen anderen Stallungen waren, zurück lassen musste, um sie leibhaftig aufzusuchen. Sie selbst seien also vielmehr die Sorgenkinder in der universalen Familie Gottes, die unehrenhaftesten Glieder im universalen Gottesorganismus, denen darum die meiste Sorge und Aufmerksamkeit zuteil werden müsse.

Dabei galt Jesu besondere Zuwendung in Seiner persönlichen Niederkunft nicht insbesondere denen, die Ihn annahmen, sondern denen, die Ihn verwarfen und die darum schon frühzeitig unter Sein Gericht kommen mussten, um durch Sein läuterndes Karma mit den anderen einstmals relativ zeitgleich in Sein Himmelreich eingehen zu können.

Aber wie im Judentum, Christi ersterwähltem Volk, so gibt es auch im Christentum viele selbstgerechte Pharisäer und Sadduzäer – mehr als in allen anderen Nationen und Religionen. Die Christen wurden nämlich ebenso ernstlich vermahnt, sich nichts darauf einzubilden, dass die ungläubigen Juden zur Seite gestellt wurden, ihnen zu gute, da sie nicht besser wären als sie. Und so, wie vormals Christi Boten zu den Nationen hin auszogen aus dem Judentum, über das dann schlimmstes Gericht kam, so werden auch Christi Boten, die wahren Christen, aus dem sogenannten „Christentum“ ausziehen durch ihre Entrückung, und dann wird über das Namens-Christentum schlimmstes Gericht kommen durch den Antichristen, dem es verfallen wird.

Dann wird Christus sich von den Namens-Christen weg wieder den Juden zuwenden, wie Er sich vormals von den Juden weg dem neu von Ihm erweckten Christenvolk zuwandte. Und wie die Juden, die Sein Patronat verworfen hatten, unter schlimmste Gerichte kamen zu ihrer Läuterung durch eine Unzahl von Wiedergeburten, so wird das Namens-Christentum, das dem Antichristen verfallen wird, unter diesem schlimmsten Gerichten anheimfallen zu seiner Läuterung.

Die Juden, die sich am Ende bekehren werden, sind nämlich keine anderen als die, über die in einer Unzahl von Wiedergeburten Gottes Gerichte kamen, weil sie auch keine anderen sind, die über eine Unzahl von Wiedergeburten erst Gottes Propheten und dann Christus selber verworfen haben. So wird, wenn Christus sich den Juden wieder zuwendet, tatsächlich in der letzten Judengeneration ganz Israel in seiner Vollzahl gerettet werden, weil die Juden der letzten Generation keine anderen sind als die, die zuvor Christus verworfen hatten und darum über Generationen verworfen worden waren.

Ebenso handelte Gott zuvor an den Völkern, die Er durch Israel bei dessen Landeinnahme austilgen ließ. Die Seelen der Generation, die ausgelöscht wurde, waren keine anderen als die, welche zuvor über vierhundert Jahre in ihren Wiedergeburten ihre Verworfenheit zum Vollmaß gebracht hatten. Denn Gott straft keineswegs Kinder für die Sünden ihrer Väter; sondern die Generation, die gesündigt hat, soll auch das Gericht treffen. Denn die Kindeskinder sind nicht selten gerade jene eigenen Vorväter, von denen sie sich so gern distanzieren, wie auch Gott-Christus Sein eigener Sohn und Vater ist. Dies zeigt sich auch in den jüdischen Geschlechtsregistern, wo häufig Nachfahren die Namen ihrer Vorväter tragen. Ihre Überlieferung hat allein diesen Sinn, dieses Geheimnis der Rückkehr der Seelen anzuzeigen – wie es etwa bei Saulus war, der den Namen seiner vorausgehenden Personifizierung, des Königs Saul, trug. Christus sprach ihn in seinem ganzen Namen und Wesen an, wie Er jede Seele in all ihren Gestalten schon kennt, in ihrer ewigen, vollendeten Gestalt, die all ihre irdischen Gestalten in sich trägt.

Aus der Erkenntnis der Wiedergeburt lassen sich auch Jesu Worte recht deuten, dass Seine Zeitgenossen Seine Wiederkunft erleben würden, was von den ersten Christen in ihrer Naherwartung fehlinterpretiert wurde, weil sie nicht um das Geheimnis der Reinkarnation wussten. Entsprechend blieb Gottes Verstockungshandeln am Volk Israel unverständlich und ließ Gott in Seinem Ratschluss, der scheinbar willkürlich erwählt und verwirft, der Verdammnis anheim fallen lässt und diese sogar noch fördert, wie ein schauderhaftes Monstrum erscheinen, das bestenfalls zu fürchten ist, nimmermehr darüber aber geliebt werden kann. So hat sich Gott, wie den Juden verheißen, in Seinen Zeitdimensionen für nur einen kurzen, flüchtigen Augenblick von Seinem Volk Israel abgewandt, aber will sich ihm zuwenden in Seiner ewigen, nie versiegenden Liebe und Gnade.

So wird, wenn das Geheimnis der eingeschobenen Haushaltung der Christenheit sich im Geheimnis ihrer Entrückung von der Erde weg vollendet, die ausgesetzte Haushaltung für Israel wieder aufgenommen werden, wie geschrieben steht, dass die Begleiterscheinung der Wiederannahme Israels nichts anderes sein kann als die Aus-Auferstehung (der Christen) aus den Toten. So wird, wenn die Vollzahl der Christenheit in die Himmel eingegangen ist, tatsächlich auch die Vollzahl Israels errettet werden und nicht nur ein kläglicher Überrest, während das Judentum andernfalls in seiner Gesamtheit über Generationen hinweg verstockt und verworfen worden wäre und dann geachtet wäre wie Sodom und Gomorra. Jedoch hat die Gottheit bei sich selbst geschworen, sich über alle zu erbarmen, wie alle von Ihr in ihrem Unglauben zu dessen Ausbrennen eingeschlossen worden waren.

Was mit Israel geschieht, ist aber zugleich ein Spiegel und Hoffnungszeichen für die falsche Christenheit, die dem Antichristen verfallen und darum mit ihm in ewige Höllen geworfen werden wird bei Christi Wiederkunft. Ihre Seelen werden in diesen Höllen Läuterung erfahren. Bei manchen wird es zwar Äonen dauern, bis sie sich aus ihren Höllen bekehren; das anhaltende Gebet der Heiligen, die bereit wären, selbst in die Hölle zu gehen für jene, die ihnen das Leben doch einst zur Hölle gemacht haben, wird jedoch der Verlorenen eigenen Herzen brennen lassen, bis sie sich ihrem eigenen Schiedsspruch ergeben müssen, der sie schließlich doch noch die unerhörte Erbarmung Christi finden lässt. So wird Christus den Allerletzen Seine bedingungs-lose Gnade zuteilen, wie den Allerersten, die nur ebenso un-erfindlich Vor-Erwählte waren, die des Geistes Erstlings-Gabe empfangen hatten.

Bezeichnender Weise zweifelt das Christentum mehr an der Grenzenlosigkeit der göttlichen Liebe, als alle anderen Religionen, denen es vorwirft, einem religiösen Leistungs- und Verdienstdenken verfallen zu sein, obwohl doch gerade die Christenheit offenbart bekommen hat, dass die Gottheit lieber Ihr eigenes Recht kreuzigt, als eines Ihrer Kleinen preis zu geben. Das Bangen um das eigene oder anderer Seelenheil und der zwanghafte Glaube, alles wäre an der eben gelebten Existenz und, wie man diese bewältigt, gelegen, ist in keiner Religion so ausgeprägt, wie im Christentum! So sind die Christen die Geknechtetsten unter allen Religiösen. Schlichtes Gottesvertrauen und tätige Liebe findet sich mehr unter den einfachen Gläubigen anderer Religionen, als unter den kopflastigen Christen.

So ist die ganze, mittlerweile säkulare christliche Welt bestimmt von einer gnaden-losen Leistungsideologie und offenbart darin ihr eigentliches gottloses Wesen. Das hat der nun von Christus gnadenvoll Heimgesuchte in seinem eigenen erlittenen „Burn out“ selbst leidvoll erlebt: Er glich einem mittelalterlichen Mönch, der sich freiwillig immer wieder einen Geißelgurt anlegen ließ, bis es nicht mehr ging, worauf er nunmehr aus seinem Fieberwahn erwacht ist und sieht, wie ein fahler Mann, der Tod, vielen seiner Zeitgenossen gönnerhaft wie ein Arzt einen solchen Gurt reicht, den alle freiwillig anlegen, dass er, von Schauder gepackt, nur noch „Wahnsinn!“ schreien will. Tatsächlich ist er in dieser Hinsicht auch zu einem gesellschaftskritischen Mahner berufen – zu einem „Martin Luther“ der Neuzeit.

In einer Vision findet der Seher sich mitten im hektischen Getriebe einer Stadt wieder. Es ist Advent – Christi Ankunft, aber niemand erkennt es. Die ganze Hektik beschleunigt sich hin zum Zeitraffer, in welchem er Streit in den Häusern, Krieg auf den Feldern sieht, was in der Beschleunigung noch surrealer, fast komisch, und dadurch zugleich hoffnungslos traurig erscheint.

Schließlich sieht er die Menschen wie in dem Film „Metropolis“ verzweifelt bis zum Stresstod versuchen, mit einer globalen Machinerie mitzuhalten, die alles diktiert, und hört eine Stimme, die zum Mitrufen ermahnt: „Halt! Stopp! Unheil! Flieht in das Inwendige eurer inneren Katakomben!“

Alle rennen – ohne die Richtung zu kennen – wie von einem unsichtbaren Antreiber getrieben, der selbst keine Zeit mehr hat; und keiner lässt sich beunruhigen, irritieren, aufschrecken durch die zunehmenden Naturkatastrophen, Erdbeben und Tsunamis, dass irgend etwas in die falsche Richtung läuft. Alle hasten wie wild in ihrem Hamsterrad, und entkommen doch nicht der siegesgewiss nahenden Katze. Die Menschen gleichen einer aufgebrachten Herde, die – durch das Raunen eines Löwen in Panik versetzt – auf einen Abhang zustürzt, einem Zug in den Abgrund, der immer mehr Fahrt aufnimmt. Alsdann sieht der Visionär eine Gebärende aufschreien wie zur Totenklage, der niemand helfen kann bei ihrer schweren Geburt. Sie schreit: „Ich bin zerfetzt, zerrissen! Die ganze westliche Welt liegt im Sterben!“

Der Seher sieht nur noch eine Möglichkeit der Rettung: den radikalen Ausstieg, nein, Absprung von diesem Unheilszug. Als er sich fragt, ob er verrückt ist, dass nur er das so zu sehen scheint, wird ihm bestätigt: Er ist tatsächlich von Christus ver-rückt … worden! – und erkennt darum nunmehr: Alle Menschen um ihn sind es, die wie verrückt hasten und dadurch doch nicht ihrem Untergang entgehen, sondern vielmehr entgegen eilen.

Dabei müssten sie nur anhalten, innehalten, und fänden sich mitten im Paradies, das sie so aber mit sich in den Abgrund reißen. Es gibt nur noch die Möglichkeit des radikalen Bruchs, denn ein halber Christ ist ganzer Mist. Man ist immer von einem Geist getrieben – entweder vom Teufel oder von Christus. Der Berufene ist jetzt allerdings von Christi Geist erfasst, dass er nicht mehr anders kann, als das ihm aufgetragene Evangelium zu verkündigen. Er begeht damit kein Unrecht, wenn er sich für krank an dieser kranken Welt hält und erklären lässt, und dieses marode, dem Untergang geweihte System für sich ausnutzt, noch so viele Seelen wie möglich, sich gleich, zum Ausstieg zu ermutigen.

Glückselig darf sich darum schätzen, wer an dieser Welt scheitert, wem alles zerbricht; denn dem wird es leicht, loszulassen, was ohnehin keinen Bestand hat, um sich dem Eigentlichen, Ewigen zuzuwenden. Die Er-Lösung, die Glückseligkeit kann nur finden, wer es lernt, auf seine eigene Stimme zu hören und ihr zu folgen, selber zu leben, statt sich leben zu lassen. Nur wer zu sich selbst findet, findet auch zu Gott und Seiner ganzen Welt; wenn er seinen ihm zugedachten Platz im Universum, seine Bestimmung gefunden hat.

Die Botschaft, einfach auszusteigen und sich wie die Vögel im Himmel von Gott ernähren zu lassen, wird Anstoß erregen: Wer so lebt, lebe auf Kosten der anderen, die für ihn mit-schaffen müssten. Alle Verächter dieses Weges sollen darum weiterhin ihr Brot vergeblich mit Mühsal essen. Jedoch finden viele Völker und Religionen ihr Glück einfach in Untätigkeit – ein Glück, welchem die westliche Welt durch ihre Betriebsamkeit sinnlos hinterher jagt und gerade dadurch verspielt.

Die christlich-westliche Welt schließt oft aus ihrer technisch-wirtschaftlichen Überlegenheit gegenüber manchen Entwicklungsländern auch auf ihre religiöse Überlegenheit. Oft sind die Bewohner jener ärmeren Länder in Wahrheit aber viel glücklicher, weil sie das Eigentliche gefunden haben, was der sogenannten „christlichen“ Welt schon längst abhanden gekommen ist: Bei ihnen ist die Luft geschwängert von Gott! Wenn die christliche Welt von jenen Ländern lernen würde, wie diese von ihr lernen sollen, wäre beiden Welten gedient. Ebenso werden einstmals am Tisch des Herrn aus der Liebe ihres ihnen allen allezeit dienenden Christus alle allen dienen.

Die Christen haben wohl den Auftrag, aller Welt das Evangelium von der unverlierbaren Liebe zu verkünden. Dies ist jedoch für die Heiden, die es annehmen werden, nur eine Bestätigung der Hoffnung, die in ihrer eigenen Religion bereits geweckt, genährt und gelebt worden ist. Welche in ihrer Religion aus der Hoffnung auf die göttliche Liebe gelebt haben, werden dem Evangelium nicht ablehnend gegenüber stehen, während die selbstherrlichen Religiösen es ablehnen werden, wie es einst viele Juden getan haben, in Wahrheit aber auch viele Religiöse innerhalb des Christentums tun. Wer durch das Evangelium empfängt, hat damit das Wesentliche im Eigentlichen schon zuvor in seiner eigenen Religion, in seinem bisherigen Glauben, gefunden und bekommt nur bestätigt, wonach seine Sehnsucht schon immer verlangt hat; wer das Evangelium aber ablehnt, dem wird durch das folgende Gericht genommen, was er durch seine Religiosität in seiner Religion zu haben meint.

Hatten andere Religionen vor dem Juden- und Christentum bereits Einblick in jenseitige Verhältnisse, wie etwa die Wiedergeburt, so wurde den ersteren beiden Völkern dafür Sinn und Ziel der ganzen Wirksamkeit Gottes geoffenbart.

In den Kraftwirkungen des Christusgeschehens ist schon die Erschaffung aller Welten selbst begründet: Die Auferstehungskräfte wirken darum auch in die Zeit zurück und versetzten Heilige aller Religionen bereits schon in vorchristlicher Zeit in ihre Himmelreiche.

Bei den Juden waren es allerdings nur zwei Propheten, die vor Christus bereits leibhaftig ins Himmelreich eingehen konnten. Denn da den Juden mehr als allen anderen Völkern gegeben war, wurde von ihnen auch mehr verlangt, so dass sie nach dem Ratschluss des Götterrates länger im Totenreich verbleiben mussten – nämlich meist bis zur Hadesfahrt Christi, während die Gläubigen anderer Religionen bereits von ihren vollendeten Gerechten aus deren Himmelreichen Beistand, Hilfe und Leitung erfahren konnten – wie etwa von dem von ihnen verehrten Buddha. Da die Juden solche Erfahrungen aber noch nicht machen konnten, benötigten sie damals auch noch keine Einsichten in diese jenseitigen Verhältnisse.

Ebenso erhielten sie noch keinen Einblick in die Reinkarnation. Von den Juden wie Christen in ihrer vermeintlichen Selbstgerechtigkeit wären die Gesetze des Karma nämlich unbarmherzig gedeutet worden, so dass sie jenen, welche Gottes Gerichte trafen, noch zusätzlich mit der unbarmherzigen Feststellung zugesetzt hätten, dass ihnen nur recht geschähe, statt ihnen durch liebevolle Aushilfe das Herz für Gottes Liebe zu öffnen, die alle über all Ihre Gerichte doch nur sucht – zumal alle, die bereits in einem glücklicheren Karma stehen, in vorausgehenden Leben ebenso schon solche unverdiente Aushilfe erfahren haben mussten.

Das wahrhaftige Herz eines Gottlosen, der in seinem Unverständnis über die Ungerechtigkeiten in der Welt und des Schicksals Gott Ungerechtigkeit vorwirft und Ihm abschwört, ist Christus sogar immer noch lieber, als ein Gläubiger, der aus einer falschen Gottesfurcht heraus sein Herz verbiegt und offensichtliches Unrecht zu Recht erklärt und damit scheinbar zurecht Leidgeprüften Unrecht tut, nur um Gottes Gerechtigkeit nicht in Frage zu stellen. Denn Ersterer ist wahrer Einsicht näher als der Letztere. So führt gerade der Zweifel und die Verzweiflung an Gott nicht selten in tiefere Gotteserkenntnisse, wie es auch der Verfasser erlebt hat.

Entsprechend kann Gott auch einen Rechtgläubigen in tiefes, unbegründetes Leid führen, um ihn so für tiefere Gotteseinsichten zu öffnen. Darum soll sich niemand ein Urteil über einen leidgeprüften Menschen erlauben. Schließlich werden gerade die Glaubensstärkeren durch noch schwerere Prüfungen vollendet, wie es sich an Jesus Christus selber deutlich zeigt.

Darum gilt es, Leidenden beizustehen und kein Urteil über den Grund ihres Liedes zu fällen, damit man für seine Überheblichkeit nicht am Ende dem selben Gericht anheim fällt. Es gilt vielmehr, Leidenden durch Wort und Tat zu zeigen, dass ihnen die Liebe Gottes dennoch gilt und ihnen in allem nur helfen will.

Wen das Karma empfänglich für die Gnade Gottes gemacht hat, wird aus ihr barmherzig mit all seinen Geschwistern umgehen; wer sich aber noch selber der Barmherzigkeit verweigert, bei dem hat das Karma sein Ziel der Aufweichung noch nicht erreicht.

→ zum Original-Kapitel II.III.IV in der »Satya ›P‹raha«
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