2.4.4 Bild und Geist
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Kapitel 2.4.4 „Bild und Geist“ setzt sich mit der Frage auseinander, was den eigentlichen Unterschied zwischen richtigem und falschen Glauben ausmacht – ob es Bilder, Gottesvorstellungen und Bekenntnisse sind, oder der Geist und das Wesen, das sich mit diesen verbindet.
Zunächst führt Christus aus, dass es sehr wohl auch im Judentum Bilder und Gleichnisse auf Gott gab – wie in allen Religionen, da es den Menschen nicht anders möglich ist, als über Bilder und Gleichnisse von Gott zu denken. Gott jedoch bedient sich dieser Bilder, um Seinen Willen und Sein Wesen zu künden.
So glich die Bundeslade dem Sarkophag des „Tut ench Aton“, des „Abbildes des Aton“, zum Zeichen, dass die Thora, welche dort hinein gelegt wurde, in Christus verkörpert, sich in Selbsthingabe bis zur Lebensaufgabe für die Unwürdigen verwirklicht, weil Sie sich für sie mit ihren Ansprüchen in den Tod gibt.
Damit glich der Alte Bund bereits einem Testament, das unabhängig von der Haltung der Erben durch den Tod des Stifters in Kraft tritt. Weiter wurde das Manna in die Bundeslade gelegt, das ebenfalls auf Christus hinweist, der als Brot vom Himmel alle darbenden Seelen speisen will, sowie der Stab des Aaron, der zum Zeichen gegen die Widerspenstigen sprosste, dass sie nicht sterben. So soll es auch unter Christus, dem aaronitischen Spross sprossen. Seine Liebe wird allen Widerstand überwinden und Ihre Früchte in der Überwältigung aller durch Seine Liebe tragen. Über dem Sühnedeckel befand sich schließlich der Gnadenthron, zum Zeichen, dass Gottes Liebe, wenngleich Sie sich beständig für Ihre Geschöpfe in den Tod geben muss, doch unsterblich ist und unaufhörlich allen gilt und über allem unanfechtbar thront.
Wie aber ein Testament erst nach dem Tod seines Stifters in Kraft tritt und bis dahin zusammen gerollt und versiegelt ist, so war es auch mit dem Alten Bund. Er war kraftlos und unverständlich, bis er im Licht des Christusgeschehens erhellt wurde. So unterscheidet sich die Religion des Judentums in nichts von den heidnischen Religionen, die erst im Licht Christi, von Seinem Erlöserwirken her ausgedeutet, Sinn und Gehalt bekommen.
Doch wie der alttestamentliche Bund schon seinen Segen für all die entfaltete, die etwas von seinem wahren Wesen der göttlichen Liebe erahnten, so ist es auch mit den heidnischen Religionen.
Erkennen die Christen die Juden aufgrund der Gültigkeit des alttestamentlichen Bundes aus der bedingungslos sich schenkenden Liebe als ihre Glaubensgeschwister an, auch wenn diese Christus in Seiner Bedeutung nicht erkennen und anerkennen, so müssen sie erst recht all die Heiden anerkennen, die – gleich Abraham – einfach nur auf die göttliche Liebe vertrauen, ohne schon irgend etwas Weiteres, Konkretes von Ihr erfasst zu haben.
Schließlich gilt Abraham darum auch als der Vater vieler gesegneten Nationen und Religionen – des Judentums, des Islam und des Christentums, wie auch des Heidentums, das sein schlichtes Gottesvertrauen teilt.
Dass andere Religionen mit anderen Gottesvorstellungen nicht unbedingt einem anderen, falschen Gegengott ergeben sein müssen, zeigt sich besonders deutlich in der Auseinandersetzung der Christen mit den Juden und Muslimen. Diese teilen ja viele Glaubenssätze mit den Christen – den Glauben an einen Schöpfer und Erhalter, der alles durchwaltet und am Ende alles richten wird. Sogar Jesus wird von vielen Juden wie Muslimen als Glaubensbruder und Prophet anerkannt. Die Muslime glauben sogar an Seine jungfräuliche Geburt, dass Er als Geist und Wort Gottes in Maria gesenkt wurde, in den Himmel aufgefahren ist und vor dem Jüngsten Gericht – gleich Elia – zurück kehren wird, um auf Erden alles wieder her zu stellen. Jedoch sehen sie in ihrem Isa nicht das „Siegel der Propheten“, in dem sich alle Verheißungen Gottes erfüllen, sondern schreiben dies Mohammed zu, dem „Ahmed“, dem „Gepriesenen“, dem „Periklytos“, den sie mit dem von Jesus angekündigten „Parakletos“ gleich setzen, welcher jedoch der Heilige Geist war, in dem Jesus selbst zu Pfingsten zu den Seinen zurück kam.
In der Tat teilen die Juden und Muslime viele Glaubenseinsichten mit den Christen, lehnen jedoch Christi Erlösungswerk ab. Dessen ungeachtet glauben sie aber ebenso, wie die Christen, an das allbarmherzige göttliche Erbarmen gegen alle Reumütigen und wissen durchaus auch darum, dass sie in Vielem fehlen und letztlich Gott gegenüber gnadenbedürftig sind. Freilich gibt es auch unter ihnen solche, die dies nicht erkennen oder sich eingestehen wollen. Solche von sich selbst Überzeugten, Selbstgerechten gibt es allerdings auch unter den Christen.
Gleichwohl gibt es in allen monotheistischen Religionen ebenso Demut und Vertrauen, Liebe, wie auch Hochmut, Selbstherrlichkeit, Fanatismus und Hass. Dieses innere Wesen macht den eigentlichen Unterschied, nicht das äußere Bekenntnis. Denn das schlechteste Bekenntnis mit Liebe ist besser als das beste Bekenntnis mit Hass.
Darum erklärte Jesus auch, dass die, welche dem Vater lästern, indem sie dem Sohn lästern, sich damit noch nicht gegen den Geist versündigen müssen. Denn wer das Erlöser-Wesen Christi in seinem Götterbild verehrt und aus dessen Barmherzigkeit barmherzig lebt, widersteht nicht dem Geist Christi, auch wenn er noch nicht erkannt hat, dass sich eben dieses Gotteswesen, das er verehrt, in Christus verwirklicht und aller Welt bestätigt hat.
Darum können sich Juden, Christen und Moslems, die auf die göttliche Barmherzigkeit vertrauen, tatsächlich als Geschwister begegnen, gemeinsam die göttliche Liebe preisen und zusammen im Dienst dieser Liebe stehen. Warum können sich die drei Religionen, die alle an ein und denselben Gott glauben, nicht in dem vereinen, der in ihren drei Göttern doch nur Einer, der Drei-Einige ist? In der Erkenntnis, dass alle Gotteseinsichten angesichts der göttlichen Unendlichkeit bruchstückhaft bleiben müssen, sollten sie lieber aufeinander hören, voneinander lernen, um in geistlicher Gemeinschaft zu dieser Unendlichkeit hin zu wachsen.
Wer sich aber allein für sehend hält, wird allein und damit blind bleiben. Durch die neue Einheit, welche der Herr stiften wird, werden all jene Hass-Prediger und falschen Hirten allein bleiben, welche bislang die Gläubigen gegeneinander aufhetzten, um ihre kleingeistige Machtposition zu erhalten. Sie haben die Liebe nicht erkannt und sind ihrer Selbsttäuschung erlegen.
Wer die Götterbilder seiner Religion recht deutet – wie etwa der Pharao Echnaton – der in „Aton“, dem Gott aller ägyptischen Götter das Licht der Liebe erkannt hat, wird anderen ein messianisches Licht zum Himmel sein.
Wie sich Gott zuerst der alten ägyptischen, wie später der jüdischen Bilder bediente, um durch Seine erleuchtende Liebe Neues hinein zu legen, so sollen alle religiösen Bilder im Geist Seiner Liebe zu Neuem hin ausgedeutet werden. Nur wer sich gegen dieses Liebeswesen zu den alten, für sich nutzlosen Bildern wendet, betreibt Abgötterei.
Die Bundeslade im Allerheiligsten glich einem Sarkophag in einer ägyptischen Grabkammer. Wie Christi Auferstehung aber das Grab aufriss, so auch den Vorhang zum Allerheiligsten. So wurden aus diesem Liebesgeschehen auch die toten Sinnbilder mit Licht und Leben erfüllt. Wo die vorchristlichen Kulte jedoch auch zuvor schon im Geist der Liebe Christi praktiziert wurden, waren sie durchaus schon heilswirksam. Dies gilt jedoch nicht nur für die alttestamentlichen jüdischen Riten, sondern für die Gebräuche aller Religionen. Im Geist der Liebe stiften sie Leben, ohne ihn sind sie sinnlos und für sich tot.
Schließlich hat Gott durch Seine Propheten verheißen, dass Seine Macht sich einst über alle Götterbilder erstrecken und alle religiösen Grenzen aufheben wird. Steht ohne Christi Liebe Bild gegen Bild, so fügt sich in Seiner Liebe Bild zum Bild.
Wie Christus – in der Bundeslade im Allerheiligsten wie in einem Sarkophag in einer Grabkammer im Alten jüdischen Bund mit seinen Riten verborgen lag – bis Seine Auferstehung Licht in jene Bräuche brachte, so liegt Er gleichsam in allen Religionen verborgen wie ein Senfkorn im Dunkel der Erde, das auf Sein Hervorsprießen wartet. Dies geschieht überall, wo Sein Geist der Liebe alle Götterbilder erfüllt. Hier werden die Gäubigen in Christus – nämlich im Geist Seiner Liebe – wieder geboren, und Er in ihnen, auch wenn sie Ihn dem Namen nach nicht kennen.
Wie der Antichrist – der immer nur ein Affe und Nachahmer Gottes sein kann – einstmals sein Hochbild durch seinen Geist beleben wird, so belebt nunmehr Christus Sein Bild durch Seinen Geist in allen Religionen. Und wie Christus, Sein Wesen, nunmehr in allen Götterbildern erkannt wird, so wird der Antichrist, wenn er sich erhebt, von aller Welt verlangen, alle Götterbilder als sein Bildnis zu verehren.
Doch der hasserfüllte Geist des Antichristen von unten kann erst dann in alle Götterbilder eindringen, wenn der Geist Christi sich aus ihnen zurück gezogen hat, nachdem Er über all jene Gottes-Bilder alle ersehenen Seelen eingeholt hat, um sich dann mit ihnen von Christus einholen zu lassen.
Christus ist der Erlöser, der in allen Religionen erwartet wird: der Messias der Juden, der verborgene reine Iman der Muslime, der achte Buddha der Buddhisten, die vollendete Inkarnation Vishnu-Brahmans der Hindus wie auch der wiederkommende Christus der Christen. Nun hat sich die Zeit erfüllt, dass sie Ihn alle nach Seiner wahren Natur in ihren Erlöserbildnissen erkennen sollen.
Kein Götterbild ist für sich irgend etwas. Es hängt immer von dem Geist ab, der es beseelt. So füllte Gott etwa das ägyptische Bildnis eines Göttersarkophags mit Neuem, Seinem Wort, der Thora, wie auch die Thora mit neuem Leben, als Er sie auf sich und Seine Barmherzigkeit hin den Seinen erschloss. Viele aber verschlossen sich diesen Offenbarungen des Neuen – Seiner Offenbarung vom Berg Sinai, als sie sich zu dem für sich aussagelosen ägyptischen Stierbild zurück wandten, wie Seiner Offenbarung vom Ölberg, als sie sich wieder der für sich aussagelosen jüdischen Thora zuwandten.
Es ist also nie ein Götterbild an sich, das den Unterschied macht, sondern der Geist, der sich damit verbindet, das Wesen, das eine Gottesvorstellung beseelt. Führt es in Knechtschaft und Gottesdünkel, oder aber auch in eine nur vermeintliche Freiheit, in neue Zwänge völliger Zügellosigkeit, oder wirklich in die wahre Freiheit aus Liebe zu Liebe. Hätten sich die Hebräer das goldene Kalb als ein Sinnbild der hingebungsvollen göttlichen Liebe geformt, hätte es Gottes Wohlgefallen gefunden, wie Christus sich schließlich auch jetzt in der Darstellung eines Opferlammes, in Ikonen oder Kruzifixen mit Corpus finden lässt.
Schließlich errichtete auch Mose selbst schon den Hebräern ein Götterbildnis, das der gekreuzigten Schlange, der festgenagelten „Nehuschtan“. Jedoch verkannten sie die Symbolik darin, dass es ein Hinweis auf die göttliche Liebe in Christus ist, die selbst alle widergöttlichen Mächte bezwingt und am Ende an Ihr Herz zieht und an sich bindet – wie die Schlange, die mit Christus gekreuzigt worden ist. So machten sie daraus einen Götzen und Abgott, weil sie das Bildnis anbeteten, als sei es für sich irgend etwas. Das Bildnis selbst, von Gott gestiftet, war darum nicht verkehrt, sondern beinhalte viel prophetischen Gehalt.
Darum sollte man sich hüten, vermeintliches Unkraut auf fremden Äckern zu jäten; denn unter Umständen zerstört man damit auch gute Saat, die auch für einen selbst gewinnbringende Bereicherung sein könnte.
Andernfalls kann es passieren, dass man, wie einst der brachiale Bilderstürmer Hiskia, der von dem darüber belustigten Heiden Rabschake rechtens dafür verhöhnt wurde, in seiner Blindwütigkeit selbst die vom eigenen Gott gestifteten Gleichnisse zerstört, weil man Gott mehr angstbesetzt fürchtet, als wahrhaftig auf Ihn vertraut und in diesem Vertrauen Freimut zu allem erhält, statt allem argwöhnisch und bange gegenüber stehen zu müssen. Erfahren sich die Gläubigen anderer Religionen jedoch von den Christen, und damit von Christus, anerkannt, werden auch sie ihrerseits Ihn anerkennen.
Diese Ausführungen bringen dem Geist Christi den Verdacht ein, der bereits empor strebende Geist des Antichristen zu sein: Denn ist dieser es nicht, der alle Religionen unter sich vereinen wird? Christus führt jedoch aus, dass die Trennlinie zwischen Wahrheit und Lüge nicht zwischen dem Christentum und den anderen Religionen liegt, sondern sich durch alle Religionen – einschließlich des Christentums – hindurch zieht. Schließlich hat – das zeigt die Versuchungsgeschichte Jesu – selbst auch der Teufel eine Bibel in der Hand.
So liegt die wahre Trennlinie zwischen Liebe und Lieblosigkeit, zwischen Selbst-Hingabe und Hingabe an das Selbst. Da hierin allerdings alle Menschen von einer inneren Zwiespältigkeit behaftet sind, sollten wahrhaft Gläubige sich unterstehen, sich über irgend einen anderen Menschen zu überheben – ungeachtet, welches Bekenntnis jener hat.
Da alle Menschen spirituelle Wesen sind, gibt es nichts auf der Welt, was so heilvoll wie auch unheilvoll sein kann, wie die Religion, je nachdem, welcher Geist sich ihrer bedient.
So vermochte gerade der große König Salomo, viele Dämonen zu binden, weil er schon die Weisheit besaß, zwischen Bild und Geist zu unterscheiden: Indem er nicht die Religionen bekämpfte, sondern einte, erlangte er Weisheit, was in ihnen verderblich und zu bannen ist und gegen den allen Religionen innewohnenden Geist der einenden Liebe steht.
Denn es ist irrig, zu meinen, das Negative, das man in anderen Religionen ausmacht und mit ihnen bekämpfen will, fände sich nicht (gerade dann) auch in der eigenen Religion. Salomo hatte bereits diese Weisheit, war darin jedoch seinen Zeitgenossen noch weit voraus, die sich vor negativen Einflüssen nur schützen konnten, indem sie alles Fremdartige, das sie noch nicht verstehen und ergründen konnten, bannen mussten.
Wie man eine ansteckende Krankheit aber nicht besiegt, indem man alle davon Befallenen tötet, insbesondere in Verkennung der Tatsache, dass man selbst auch von der Krankheit befallen ist, so besiegt man auch nicht die verderbenbringenden Kräfte in den Religionen, indem man die Religionen selbst bekämpft. Wie in der Medizin jedes Gift sein Gegengift hat, so hat auch jede Religion ein Gegengift gegen die vergiftenden Elemente in anderen Religionen zu bieten. Darum entfalten die Religionen im Zusammenspiel ihre universale Heilskraft, indem sie ihre schädlichen Gifte gegeneinander neutralisieren.
Dies zeigt schon die magische Kraft des „Siegels des Salomo“, des „Davidsterns“, der aus den phönizischen Anfangs- und Endbuchstaben seines messianischen Namens „David“ besteht, die zugleich als zwei gegeneinander stehende Dreiecke alles Widersprüchliche, einander Bedingende und Ergänzende symbolisieren.
So liegt die Kraft des „Hexagramms“ darin, dass in dem Messias-Namen alles Widersprüchliche gebunden und in Seiner Kraft in die göttliche Einheit geführt wird. Dieses magische Zeichen und seine Kraft, die wie das Kreuzeszeichen Dämonen zu binden vermag, ist weltweit bekannt, selbst unter den Hindus, die der Meditation über dem „Yantra“, das all ihre Gottheiten einheitlich umgibt, heilende Kräfte zuschreiben.
Wirklich von der Kraft dieses Zeichen profitiert jedoch erst der Erleuchtete, der seinen Sinngehalt erfasst, dass im Christus-Namen alle negaitven Kräfte gebunden sind, so dass er nichts mehr fürchten muss, sondern sich freimütig mit allem auseinander setzen kann. Die schlimmste widerchristliche Kraft ist immer noch die Furcht, die sich aus mangelndem Gottesvertrauen nährt.
Eine jüdische wie muslimische Legende weiß allerdings darum, dass es einem Dämon, dem „Aschmedei“, gelungen sein soll, den Siegelring des Salomo mit jenem Hexagramm an sich zu bringen, und dadurch für vierzig Tage die Gestalt des Salomo annehmen zu können und durch die Kraft des Ringes alle Dschinn für seine Verkehrungen in den Dienst zu zwingen.
In gleicher Weise wird sich einst der Geist des Antichristen für vierzig Monate aller Religionen und Götterbilder bemächtigen, um sie auf den Antichristen umzudeuten, wenn dieser Christi Thron einnimmt unter der Vorgabe, der Christus zu sein. Zuvor aber wird Christus auf diesen Thron sitzen und in Seinem Geist und Wesen der Liebe alle Religionen vereinen. Schon daran, dass der Antichrist die Gestalt Christi annehmen wird, zeigt sich, dass es nicht das Äußerliche, Augenscheinliche ist, das den Unterschied macht, sondern das Inwendige, der Geist und das Wesen, der hinter dem äußeren Erscheinungsbild steht.
Wie die Menschen früher gleichsam Wilde waren, vom Geist des Zorns und der Zwietracht beherrscht, so waren auch ihre vielen oft tiergestaltigen Götterbilder gleich einander beißenden und reißenden Bestien. Wie aber der Geist Gottes einst selbst in die Tierwelt Frieden bringt, so nunmehr auch in die verschiedensten tiergestaltigen Gottesbilder, wenn sie recht aus Seinem Geist der Liebe gedeutet werden.
Dann wird keine Seele mehr eine Geschwisterseele belehren, nur weil sie einer anderen Religion zugehört, sondern sie werden alle erkennen, dass sie trotz ihrer Unzulänglichkeiten und eingeschränkten Erkenntnis miteinander geliebt und angenommen sind, und sie werden einander unter ihre verschiedenen spirituellen Ölbäume einladen, um gemeinsam von allen ihren Früchten zu essen.
Wenn sich dann schließlich aber der Geist Christi aus der Welt zurück ziehen wird, nachdem die Vollzahl derer, die Er erfüllen kann, erreicht ist, und wenn dann alle Geist-Erfüllten mit Ihm von der Erde genommen werden, wie auch alle Engel und Gottesgeister aus allen Götterbildern in die Himmel entweichen werden, dann wird der antichristliche Geist mit seinen Geistern von unten alle Götterbildnisse wieder einnehmen und aller Zurückgelassenen Herzen erfüllen. Dann werden alle Götterbilder wieder von Dämonen besetzt und die Menschen von ihnen dazu verleitet, wieder ohne jede Einsicht Holz und Stein selbst anzubeten, als ob irgend ein Götterbild für sich etwas sei. So werden sie sich über diese Kultobjekte satanischen Geistern ergeben.
Andere, welche die Einung der Religionen für geistlose Gleichmacherei hielten, werden über dem Unheil, dass dann über die Welt kommt, jeden Glauben an irgend etwas, selbst an tote Götzen, verlieren und in allem nur ihrem „Ego“ dienen. Es wird nur noch Kaltherzigkeit und Lieblosigkeit auf Erden herrschen, in welcher nur die Furcht vor dem Grausamsten unter ihnen, der hervortreten wird, alle Erdenbürger eint. Dann wird der Antichrist schließlich die ganze Welt in ihr Verderben führen.
Die einstige babylonische Welteinheitsreligion wird nämlich zuerst eine treue Braut Christi, Sein heiliges Jerusalem, sein, bevor sie durch Abfall zur Hure wird, wenn sich all ihre Kinder wieder vom wahren Sein zum vordergründigen Schein und heuchlerischen Trugbild wenden. Denn keine Frau kann zur Ehebrecherin werden, die nicht zuvor vermählt gewesen ist.
Wie sonst könnte es sein, dass die wahren Anbeter aus ihr ausziehen sollen, wenn sie nicht zuvor in ihr gewesen sind? Und warum sonst verwundert und entsetzt sich der Seher, der Apostel Johannes, darüber, dass sie zur Hure geworden ist?
Darum liegt die antichristliche Verführung nicht darin, in anderen Religionen auch wahren Glauben auszumachen und anzuerkennen, sondern im Abfall vom wahren Glauben, der sich aus der unverlierbaren göttlichen Liebe für ausnahmslos alle speist – in allen Religionen, wie auch im Christentum.
Christus nämlich hat nicht nur EINE Jungfrau und Braut, sondern ZEHN, und in Seines Vaters Hause sind viele Brautgemächer. Entscheidend wird bei Seiner Wiederkunft nicht sein, welche Form die Lampen der Bräute haben, sondern ob Öl, Geist und Liebesfeuer in ihnen ist.
Schließlich lässt es sich auch anders nicht erklären, dass der Antichrist letztendlich gegen alle Religionen und Götterbilder vorgehen und sie abschaffen wird, um seine direkte alleinige Anbetung einzufordern, wenn nicht in ihnen allen auch Zugänge zum Wahren bestehen würden, welche seine Verehrung gefährden könnten.
Der künftige globale Abfall liegt also nicht etwa darin, dass die Religionen alle einander als Schwestern erkennen werden, sondern dass sie in den überreichen Segnungen, welche ihre Einung bringen wird, satt und selbstgefällig, bequem und gleichgültig werden, sich in falscher Sicherheit wiegen und das Wahre, Eigentliche aus dem Blick verlieren, und sich schließlich nur noch trügerischen Sicherheiten und ihrem Wohlstand ergeben.
Die Trennlinie liegt also zwischen Wahrheit und Lüge, Schein und Sein, nicht zwischen dem Christentum und den anderen Religionen, sondern zieht sich durch alle Glaubensströmungen und liegt zwischen dem Geist von oben und dem Geist von unten.
Im Folgenden wird darum der Unterschied zwischen dem Geist und Wesen Christi und dem des Antichristen beschrieben:
Während der Geist Christi in Geduld und Freiheit zu gewinnen sucht und in Seiner selbstlosen Liebe Seine Wesen freisetzen will, versucht der Geist des Antichristen – im Wissen, dass er wenig Zeit hat, da Christus alles gewinnen wird, wie alles Sein ist – alles ungeduldig und mit Gewalt unter sich zu zwingen, um in seiner universalen Verehrung allein nur seine Macht und sein Ego aufzubauen.
Der Antichrist wird eine Wiedergeburt von unten sein, während der wahre Christus von oben aus den Himmeln kommen wird, wie ein alles überstrahlender Blitz.
Der Antichrist wird seine Widersacher in seine Höllen werfen, Christus dagegen seinen Widersachern ihre eigenen inneren Höllen offenbaren, die sie selbst von innen verzehren werden, zu ihrem Verderben, im Letzten aber zu ihrer Läuterung, ihrem Heil.
Der Antichrist wird also die religiöse Welteinheit, die von falschen, selbstsüchtigen Trägern geleitet wird, für sich nutzen, um aufzusteigen und dann ALLE Religionen und Götterbilder zu vernichten mit der Begründung, dass sie überflüssig geworden sind, da ihr Gott und Heiland in ihm schließlich persönlich in die Welt getreten ist. Darum wird er dann nur noch seine direkte Anbetung über sein weltweit errichtetes holografisches Hochbild gestatten, aus dem Feuer ausgeht und alle verzehrt, die sich seiner Anbetung widerstetzen.
Während Christus die Menschen durch Seine Liebe gewinnt und ihren Gemeinsinn aufleben lässt, zwingt der Antichrist durch Einschüchterung unter sich und stärkt den Eigensinn. Da die Einheit des Antichristen aber nur eine äußerlich aufgezwungene Einheit ist, wird sie keinen Bestand haben und zerfallen, wie selbst der ganze Kosmos, als er unter des Satans Herrschaft kam, von Verfall gezeichnet wurde.
Wie alle wahren Christen, so werden auch alle Antichristen die völlige Freiheit ausrufen. Während die Freiheit Christi aber durch die Zugkraft Seiner Liebe zu einem Verbundenheitsgefühl führt, das sich hingebungsvoll aus freien Stücken für die anderen einsetzt, führt die Freiheit des Antichristen in rückhaltslose Eigensucht und in schlimmste Bindungen an die eigenen Süchte.
Dennoch soll die völlige Freiheit in Christus ausgerufen werden, das Evangelium, dass alle Wesen, was immer sie auch tun und wie übel sie immer handeln werden, unverlierbar geliebt bleiben von der göttlichen Liebe, die am Ende doch noch alle retten und gewinnen wird. Freilich wird dieses Evangelium auch missbraucht werden, wie es schon immer missbraucht worden ist zum Verderben. Das ändert jedoch nichts an seiner Gültigkeit, dass sich am Ende doch alles so und nicht anders erfüllen wird.
Darum soll sich kein Verkünder des Evangeliums durch den Missbrauch von der Botschaft der Allversöhnung dazu verleiten lassen, etwas davon weg zu nehmen, das Heil wieder an Bedingungen zu knüpfen und dadurch wieder einen gesetzlichen Geist einziehen zu lassen, der die Frohbotschaft wieder in eine Drohbotschaft verkehrt und damit Christi unverbrüchliches Heilswerk für alle letztendlich verleugnet. Denn auch das ist eine teuflische Versuchung. Denn es kann nur das eine oder das andere gelten: Entweder man steht unverlierbar unter der Gnade oder doch wieder gänzlich unter Gesetz und Gericht.
Aus diesem Grund kann und darf es nur die unbeschnittene Verkündigung der universalen Allversöhnung geben. Heillose wird eine Drohbotschaft ebenso wenig beeindrucken, wie eine Frohbotschaft; zarte Seelen werden aber durch Einschränkungen der Gnade in ihren Ängsten gehalten, statt in der Langmut Christi innerlich aufgerichtet und gefestigt zu werden. Schließlich ist es auch nur die Wahrheit, die verkündigt werden soll: Niemand muss sich Gott gnädig halten oder sich selbst nur in Seiner Gnade halten; sondern Christus ist aus sich selbst heraus immer gnädig gegen alle. Seine Gnade ist es, die selbst die Haltlosesten doch hält. Wohl behält Sein Gesetz und Gericht Gültigkeit, doch steht es im Dienst Seiner Gnade. Sein unbarmherzig erscheinendes Karma ist letzten Endes ein barmherziges, da läuterndes Dharma. Wer das wirklich begriffen hat, wird ergriffen von der stärksten Macht im Universum: der Liebe Christi, die alles ergreifen wird.
→ zum Original-Kapitel II.IV.IV in der »Satya ›P‹raha«
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