2.5 Ewige Sünde und ewige Sühne

Der abgefallene König Saul gehört doch zu den Propheten,
wie sein begnadetes Folgeleben als Apostel Paulus bezeugt:

Alle Sünden werden vergeben, auch die Lästerungen,
wie viel die Menschen auch immer lästern.

Es gibt keine unvergebbare Sünde wider den Geist.
Wo die Sünde maßlos wird, übersteigt die göttliche Liebe alles Maß.

Wohl gibt es „ewige Verdammnis“,
dies ist jedoch eine Erfahrung, durch die alle Seelen müssen,
um ihr ewiges Heil zu erlangen.

– das Evangelium in Reinform, ein Evangelium für die Verlorenen –

Dieses Buch hat es mir erschlossen, enthüllt, hat mich mich erinnern lassen: …
In der tiefsten Empfindsamkeit aus der Ewigkeit der göttlichen Liebe:
da wird ein Wimpernschlag höllischen Weltenschmerzes zu einer Ewigkeit
und eine Ewigkeit höllischen Weltenschmerzes zu einem Wimpernschlag,
vom Triumph der göttlichen Liebe verschlungen!

Ich hatte es immer geahnt! Nun, durch dieses Buch, habe ich Gewissheit erlangt:
Ich war schon einmal hier! Das alles war schon!
Ich habe das alles schon einmal durchlebt, durchlitten!
Und dieses Drama wird sich wiederholen, bis ich seiner überdrüssig werde,
bis ich vor Sehnsucht vergehe, dahin schmelze, nach dem, was nicht ist –
nicht in dieser Welt, nicht in mir,
nicht einmal in der Gottheit, welche diese Welt allein kennt und verehrt.

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Kapitel 2.5 „Ewige Sünde und ewige Sühne“ setzt sich mit der Frage auseinander, ob es eine Sünde geben kann, deren Ausmaß so groß und verheerend ist, dass es die Kraft der Allversöhnung Christi überbieten und nichtig machen kann.

Das Kapitel beginnt zunächst allgemein mit provokativen Anti-Thesen Christi, wie sie aus Seiner Bergpredigt bekannt sind – immer mit der stereotypischen Einleitung „Euch ist gesagt worden … – Ich aber sage euch“. Hier wird in Form einer Zusammenfassung der vorausgehenden Kapitel das übliche christlich-biblische Gottesbekenntnis gesprengt und um Unendlichkeiten ausgeweitet:

Schöpfer und Schöpfung stehen sich nicht nur gegenüber, sondern sind in Gottes zeitloser Überzeitlichkeit und damit zeitlos, schon jetzt bereits und von je her, im Transzendenten, die völlige identische Einheit, zu der sie einstmalig in der gegenwärtigen Heilsgeschichte erst verschmelzen. Darum ist jedes Geschöpf, Christus gleich, Kind Gottes und Gott, sowie Gott nicht nur der Eine, Drei-Einige, sondern eine „Elohim“, „Götterheit“, die sich aus allen göttlich-geschöpflichen Wesen zusammensetzt. Entsprechend kann Er nicht nur im Vater abgebildet werden, sondern ebenso in der Mutter wie in jedem irdischen Geschöpf, zumal vielfältigste Opfertiere Sein Sühneleiden für die Welt nicht nur ab-bilden, sondern sogar real daran teilhaben. Maria, aus der Christus als Jungfrauengeburt hervor ging, ist Ihm schließlich nicht nur bis ins Genetische hinein völlig gleich, sondern auch vollends von Seinem Geist geheiligt und erfüllt worden, ehe sie Ihn leibhaftig empfing. Darum ist sie unter allen irdischen Wesen die vollendetste Abbildung des Wesens Christi. Da Gott schließlich allen himmlischen Wesen innewohnt, kann Er tatsächlich in und über allen Gottheiten gefunden werden, die von Ihm als Wächter und Patrone über alle Völker eingesetzt worden sind.

Das Reich Gottes bricht nicht erst mit Christi Wiederkunft an, sondern ist bereits angebrochen und inwendig in jeder Seele zu finden. Wer dort nicht in jenem Himmelreich heimisch wird, für den wird es auch nicht anbrechen, wenn es sichtlich kommt. Ebenso teilt Gott sich nicht ausschließlich in gewaltigen überwältigenden Offenbarungen mit, sondern ist vielmehr ein stilles, sanftes Umsäuseln, dass in der Tiefe alle Seelen durchzieht, ein inneres Licht, das von innen die Herzen erleuchten will. Darum gilt es, wieder auf die reine kindliche Stimme des Herzens zu achten und auf diese zu hören.

Wenn es heißt, niemand kommt zum Vater außer durch Jesus, so besagt das, dass wo immer jemand zum gütigen Abba-Herzen findet, in welcher Religion auch immer, da ist dies durch Jesus gewirkt, der allein diesen Abba offenbaren kann.

Auch die Auffassung, Jesus käme zum Gericht, den Gläubigen zu ewigem Heil, den Ungläubigen aber zu endloser Verdammnis, bleibt nicht unwidersprochen. Denn wird Christus, wenn Er kommt, den wahren Glauben finden auf Erden? Dass es überall an wahrem, göttlichen Glauben fehlt, zeigt sich schon daran, dass keiner in der Lage ist, Berge zu versetzen. So wird Christus bei Seiner Wiederkunft der selbe sein, der Er bei Seiner ersten Niederkunft war, und keineswegs kommen, um zu verdammen, sondern, um zu erretten, was verloren ist. Er wird lediglich mit den Richtern selbst ins Gericht gehen und diese beschämen, wie Er es schon vormals getan hat. Allein das ist Sein Gericht. Und wenn Er die Böcke zu Seiner rechten Hand von den Lämmern zu Seiner linken Hand trennen wird: Wann werden die Böcke erkennen, dass auch Seine rechte Hand für eben sie durchbohrt ist?

Darum gibt es nicht wirklich – ewigkeitsbedeutsam – eine fatale unvergebbare Sünde wider den Heiligen Geist. Denn jede Sünde ist wider den Heiligen Geist. Wo aber die Sünde maßlos wird, wird die Gnade alles Maß übersteigen. Wer allerdings beteuert, irgend eine Sünde könne Seine Gnade überbieten, und damit Christi Allmacht, Geist und Wesen verlästert, der mag zusehen, dass er es nicht selber ist, der durch solche Bekundungen eine derartige Sünde begeht. Wie Christus schon vormals kam, um her-, nicht um hin-zu-richten, so wird auch Sein Jüngstes Gericht ein Her-richten, kein Hin-richten sein.

Dessen ungeachtet gibt es aber schon – sehr wohl! – verschiedene Grade an Sünde, je nachdem, wie viel Freisetzung eine Seele durch den Geist Christi aus ihrer inneren Gebundenheit und Verfinsterung erfahren hat.

So ist es ein Unterschied, ob eine Seele aufgrund ihrer anfänglichen natürlichen Unreife und Sündengebundenheit dem Geist Gottes widerstrebt, oder dies auch dann noch mutwillig tut, nachdem sie vom Geist Gottes erfasst worden ist und einen Zug der Liebe Christi erfährt.

Denn im Gegensatz zum Geist Satans, welcher der Seele ihren freien Willen nimmt und sie als der Mächtigere besetzt, schenkt der Heilige Geist durch Seine Freisetzung den freien Willen. Während der Geist Satans ein Greifvogel ist, der einfach ungefragt erfasst, ist die Heilige Ruach eine Taube, die sich nur niederlässt, wo man es ihr gestattet.

Eine Seele jedoch, die, obwohl sie vom Heiligen Geist ergriffen und von der Liebe Christi innerlich berührt und überwältigt worden ist, die also ihre geistliche Wiedergeburt erfahren hat, sich dann doch widersetzt und den Geist in sich unterdrückt und schließlich auslöscht, begeht tatsächlich eine besondere „Sünde wider den Heiligen Geist“ und erfährt dadurch eine Wiedergeburt von unten, aus dem Satan, dessen Geist dann vollends und unwiderruflich in sie fahren darf, um sich an ihr völlig ungehemmt ausleben zu können – nach Beschluss des Götterrates, da jene Seele dies dann selbst – tatsächlich! – frei für sich gewählt hat.

Solch eine Seele wird zum verderbensbringenden Werkzeug und Diener des Satans, um am Ende, nachdem sie ihr Verheerungswerk vollbracht hat, selbst ihr eigenes Verderben in ewig anmutenden Höllenängsten als den teuflischen Lohn des verlogenen Satans zu erhalten.

Diese Erfahrung der Endgültigkeit des Ausgeschlossenseins vom Heil, das jene ego-bestimmte Seele völlig zergehen lässt, wird diese jedoch läutern und bekehrungsfähig machen für ihre nächste Wiedergeburt. Denn Gott, vor dem ein Augenblick ewig währt, wie vor Ihm die ganze Ewigkeit einem flüchtigen Augenblick gleicht, kann in den kurzen Wimpernschlag des Abscheidens eine ganze Unendlichkeit legen, so dass eine Seele in ihm wirklich des ewigen Höllenfeuers Pein erleben kann – zu ihrer Genesung.

Denn wie schlimm eine Gottes-Seele auch immer sich versündigen mag, so sieht die Liebe Christi – wie eine Mutter – in ihr doch immer Ihr ursprüngliches Kleines, Ihre Leibesfrucht und Ihr Kind, das Sie niemals aufgeben könnte.

Nun soll aber keine Seele meinen, sie könnte ihrem negativen Karma durch Selbstmord entfliehen. So nimmt sie das ihr anhaftende Verderben nur mit ins nächste Leben. Es gibt nur einen Ausweg: mit aller Schuld zu Christus zu kommen, um sie sich nehmen zu lassen.

Wie ein wirklich guter Hirte nicht ruhen kann, bis er auch das letzte verlorene Schaf in Seinem Gewandbausch nach Hause getragen hat, so auch Christus. Dennoch ist es so, dass eine Seele, die sich nach ihrer Erleuchtung dem Heiligen Geist verweigert hat und dem Geist Satans anheim gefallen ist, sich in ihrem gegenwärtigen Leben nicht mehr bekehren kann und ihrem Verderben anheim fällt, um auch in einer entsprechend vorbelasteten Wiedergeburt ins Dasein zurück zu kehren. So befinden sich – zumindest gegenwärtig – tatsächlich viele Seelen auf dem Weg ins Verderben und nur wenige auf dem Weg zum Heil.

Trotzdem hat eine Seele, die sich Christus noch verweigern kann, Ihn bei aller Erleuchtung im Letzten doch nicht erkannt, weil eine solche Seele sich Ihm nicht mehr entziehen könnte. Denn jede Seele, die Ihn wahrlich erkannt und zu Ihm gefunden hat, spürt, dass sie bei ihren eigentlichen ureigensten Ursprung, bei sich selbst, ihrem eigentlichsten Sein und bei ihrer einzigen Erfüllung endlich angekommen ist und nach Hause gefunden hat. Denn auch das verirrteste Herz trägt ein unverlierbares Verlangen nach der Vereinigung mit dem Herzen Christi sowie der Universal-Vereinigung aller in Seiner unendlichen Liebe in sich.

Wenn darum der Satan auch das Recht einfordern kann, Seelen, die sich ihm verschrieben haben, zu verderben, für einige Wiedergeburten in unteren Höllen zu binden oder in schicksalsschwerere Wiedergeburten zu ziehen, in welchen es jene Seelen, die nicht um ihre vorausgehenden Existenzen wissen, angesichts des Leids, das sie scheinbar unbegründet, unberechtigt trifft, schwerer haben, an einen gütigen Gott zu glauben, so kann und will der Herr sich dieses härtere Los jener Seelen doch zu Nutze machen, diese für Seine Liebe zu erweichen. Denn Seine Gnade ist alle Morgen neu und schenkt allen immer wieder neue Lebensmorgen, die Chance auf einen Neu-Anfang.

Ein Beispiel hierfür ist Saulus, welcher einst der von Gott verworfene König Saul war, weil jener den Geist Gottes, mit dem er erfüllt worden war, verworfen hatte. Fortan von Plagegeistern heimgesucht verfolgte jener König den neu gesalbten David, in welchem er den Geist Christi ausmachte, von welchem er sich, wegen der sich enthüllenden Wahrheit seiner Verlorenheit gepeinigt sah.

Dies setzte jener König Saul schließlich auch in seiner Wiedergeburt als Saulus fort, in welcher er in der selben Raserei gegen alle Christus-Gesalbten tobte. In einer übermächtigen Offenbarung Christi wurde dem Saulus wohl alles – über Christus wie ihn selbst, auch über sein Vorleben – geoffenbart, doch war diese Enthüllung von Neuem zu über-gewaltig, als dass Saulus alle Erkenntnisse aus diesem Nahtoderlebnis, über denen er zunächst erblindete, in sein neues Leben mitnehmen hätte können, wenngleich sie ihn im Unterbewussten umgreifend prägten. So erfuhr seine Seele eine grundlegende Neuausrichtung in der erfahrenen überwältigenden unverdienten Gnade, die ihn als Widersacher doch annahm.

Aus seinem Vorleben traumatisiert von der Erfahrung des Verworfenseins aufgrund einer einzigen Gesetzesübertretung, versuchte Saul in seinem Folgeleben als Saulus, die Thora vollends zu erfüllen und war darin vielen seiner Mit-Eiferer voraus. Er erkannte jedoch nicht, dass sein eigentlicher Ungehorsam in seinem selbstgefälligen Hochmut lag, der ihn in seinem Vorleben dazu verleitet hatte, sich leichtfertig über Gottes Gebote hinweg zu setzen.

Nun erlag er wieder demselben Hochmut in dem Wahn, er könne seine eigene Gerechtigkeit aufrichten. Darum war ihm die Christenpredigt, die gerade die Widersetzlichkeit der Gesetzestreuen anprangerte, eine stechende Wunde in seinem Gewissen, was ihm zusetzte, weil es ihm seine eigenen Unzulänglichkeiten gegenüber dem göttlichen Gesetz ahnen ließ, welche er sich nicht eingestehen konnte und wollte. So bedurfte Saulus eine besondere Offenbarung der göttlichen Gnade, die auch den Gottlosesten nicht verwirft, sondern annimmt, dass er sich seine eigene Vermessenheit und erneute Verfehlung eingestehen konnte.

Dies erkannte Saulus in Christus, der – wiewohl Er am Fluchholz den Tod eines Verfluchten starb – doch nicht gottverlassen war, sondern vielmehr die ganze Fülle der Gottheit in sich vereinigte, die als ewiger Vater und Geist ebenso wie Er als Sohn die ewige Verfluchung aller Welt auf sich nahm, um allen Fluch selbst zu verfluchen. So erschloss sich dem Saulus, dass es auch für ihn als Verfluchten dennoch Erlösung gab. Es bedurfte für Saulus allerdings einer übermächtigen Liebeserfahrung vom Himmel, um all dies erkennen und sich endlich der göttlichen Liebe ergeben zu können.

Wie allen Starken fiel es Saulus schwer, sich seine wahrhaftige Schwachheit einzugestehen, die bei jenen vermeintlich Starken vor allem in der Angst vor Kontrollverlust liegt. In seiner Zwanghaftigkeit, immer selbst Reiter sein zu müssen, war er in Wahrheit von seiner Angst geritten.

Erst wem es gelingt, sich Christus als Reiter zu ergeben, erlangt wahre Freiheit – nämlich von seiner Angst, die Kontrolle zu verlieren, und findet so in der Selbst-Aufgabe wahrhaftig zu sich selbst, sein Leben unter Christus selbst in die Hand nehmen zu können. Wer aber „Reiter“ sein und bleiben will, ist und bleibt in Wahrheit „Pferd“ – ein Fluchttier, immerfort geritten und getrieben von der eigenen Angst.

Wie sich am Schicksal des Saul zeigte, der, nachdem er, seines eigenen Lebens überdrüssig, sich selbst richtete, im nächsten Leben aber doch noch zum wahren Leben finden sollte, besteht sogar auch für Selbstmörder noch Hoffnung, Darum soll sich keiner ein Urteil über eine andere Seele erlauben, die ihre Verzweiflung ins Verderben treibt.

Schließlich bekundet David, dass selbst ein Mensch, dessen Seele in die Tiefen der Erde gefahren ist, nachdem er seine völlige Umnachtung heraufbeschworen hat, dort neu geformt und gebildet wird, um in einem neuen Mutterschoß einen neuen Leib zu erhalten – wie es auch in den Psalmen verkündet wird: „Der Herr tötet und macht wieder lebendig, führt ins Totenreich und wieder herauf.“ Schließlich steht auch geschrieben, dass Gott, wenn Er Seelen ins Dasein ruft und „erweckt“, diese als schon Seiende wieder ins Dasein zurück holt.

So ist Saulus ein Paradebeispiel dafür, dass Gott selbst bei solchen, die in und an ihrer Verlorenheit sterben, Sein Ziel doch erreichen wird. Denn Er ist kein Mensch, der seine guten Vorsätze nicht erreicht oder schnell wieder verwirft. Dies wurde Saul schon durch den Propheten Samuel bekundet, dass Gott kein Mensch ist, der sich von Seinem Vorsatz abbringen ließe, als jener um Gnade flehte; nur deuteten es alle damals noch fleischlich, als wäre Gott unerbitterlich. Gott aber ist Geist, so dass Er vielmehr von Seinem Heilswillen in Liebe niemals abzubringen ist.

Damit sollte die Antwort auf die Frage, ob der einst aus dem Geist wiedergeborene Saul, der dann aber doch abgefallen war, noch zu den Propheten gehöre, am Ende doch noch positiv ausfallen: Paulus wurden Mysterien geoffenbart, die selbst die Engel zu schauen gelüstete. Er war der größte apostolische Prophet des Neuen Testamentes.

Schließlich fragt Christus, welches Schicksal dann wohl Seinen Verräter Judas ereilen wird, der ein furchtbares Ende nahm. Seine eigentliche Sünde war nicht die Veruntreuung der Kasse der Jünger, sondern, dass er Jesus nötigen wollte, sich vor dem Sanhedrin als der mächtige Messias zu erweisen, auf den die Juden warteten, der die Unterdrückung durch die Römer beseitigen sollte. Als Jesus jedoch klar stellte, dass Er keineswegs gekommen sei, das Leid aus der Welt zu nehmen, da nämlich eben dieses die Menschen zur Umkehr führt und zum Heil bringt, nahm Judas Anstoß daran. Das war sein eigentliches Vergehen, dass er dem Ärgernis Christi erlag.

Christus wiederholt Seine Frage, welches Geschick darum wohl Judas ereilen wird, und warnt davor, über ihm den Stab zu brechen. Denn viele werden sein Geschick teilen, weil sie ebenso wie jener Anstoß an Jesus nehmen werden, wenn Er ihnen in gleicher Weise ein ersehntes Wunder verweigert.

Im Grunde nämlich unterscheidet sich niemand von Judas. So hat auch Petrus den dreieinigen Gott drei Mal verleugnet und verraten, und fand doch Gnade beim Herrn – wenngleich er sich die ernüchternde Frage gefallen lassen musste, ob er wirklich den Herrn mehr lieben würde als die anderen, dass er Ihm nicht auch untreu würde, ob er den Herrn wirklich mehr liebte als etwa Judas.

Schließlich hat Judas viel tiefere Reue erlitten als Petrus, die ihn in seine Verzweiflungstat des Selbstmordes trieb, in dem er ein furchtbares Ende fand. Sollte ihn dies nicht läutern zu einem besseren Leben? So führt Jesus jeden in die Taufe – wie auch Petrus selbst die Sintflut als eine Taufe an denen deutete, die darin untergingen. Denn eines jeden „Judas“ muss ersäuft werden, was nicht anders geht als über Gericht und Zerbruch.

Wie aber selbst jene sogenannte „ewige“ Sünde von Geschöpfen in deren Endlichkeit doch letztlich nur endlich sein kann, so auch ihre „ewige“ Höllenpein. Im Vergleich zur Unendlichkeit der göttlichen Liebe ist und bleibt all das doch endlich – und darum auch zeitlich begrenzt.

So werden beispielsweise die gefallenen Engel, die – mit „ewigen“ Fesseln gebunden – des „ewigen“ Feuers Qualen erleiden, in den letzten Tagen doch wieder losgelassen werden. Das zeigt schon an, dass das Wort „ewig“ mehr eine Qualität der Totalität, beschreibt, als eine zeitliche Unendlichkeit.

Ebenso wird von den verworfenen Seelen von Sodom und Gomorra berichtet, dass sie sich in dem selben Zustand „ewiger“ Höllenqualen befänden, wie jene Engel. Sollte der Herr, der doch will, dass alle errettet werden, ihnen keine Chance zur Umkehr einräumen? – … wo Er doch von ihnen weiß und bekannt hat, dass sie in Sack und Asche Buße tun würden, wenn sie Ihn in Seiner ganzen Herrlichkeit sehen würden, was ihnen in ihrem damaligen Leben noch nicht vergönnt war!

So muss sich, wer an eine ewige Verdammnis glaubt – selbst für solche, die noch umkehren könnten, würden, wenn sie nur Gelegenheit von Gott bekämen, die Frage gefallen lassen, für wen er Gott eigentlich hält. Solche sollten sich hüten: Denn wie jemand glaubt, so geschieht ihm auch!

Schließlich erfuhr sich auch Jona, der sein Leben beenden wollte, auf „ewig“ verloren, sollte dann aber doch noch Begnadigung erfahren. So räumt Christus allen Seelen immer wieder die Chance auf eine geistliche Wiedergeburt ein.

Zwar müssen manche Seelen, die sich in ihre Widersetzlichkeit verbissen haben und unerreichbar verstockt sind, wohl manchmal von den um ihr Heil Ringenden aufgegeben werden, was gewiss sehr schmerzt, doch ist dieses Leiden an der Verlorenheit von Geschwistern, das alle Heiligen kennen, Teil der Leiden Christi.

Dass der Herr ebenso fühlt und empfindet, ist ein gewisser Trost, mehr noch aber, dass jene Seelen getrost dem Satan preisgegeben werden können, da die Hoffnung, dass ihr Vergehen im Fleisch letztlich doch zur Belebung ihres Geistes führen wird, apostolisch verbürgt ist, wurde sie doch von Paulus wie Petrus als eine Glaubensgewissheit verkündigt.

Darum soll auch keiner den fatalen Fehler machen, andere durch Druckausübung bekehren zu müssen meinen, wodurch die Frohbotschaft in eine Drohbotschaft verkehrt wird. Dies bringt keine Seele ihrem Heil näher, sondern bringt bestenfalls Kinder der Hölle hervor.

Wenn also manche Seelen wohl in die Hölle fahren müssen, und sich Jesu Gerichtsandrohungen dadurch allesamt auch tatsächlich erfüllen, so ist dies doch niemals Gottes letztes Wort. Denn dies ist wie auch Sein erstes: „Jesus“, das „Heil“.

Wer das erkannt hat, dass selbst die Unzahl von Höllen, welche manche Seelen durchleiden müssen, letztendlich nur ihrem Heil dienen, läutende „Fegefeuer“ sind, der wird befreit von aller Furcht vor Gott und aller Angst vor dem eigenen Abfall, am Ende selbst noch die Sünde wider den Heiligen Geist zu begehen. Im Grunde genommen ist diese Sünde gerade nur die, welche jene unendliche göttliche Gnade leugnet, die alle retten will und darum auch alle retten wird.

So werden sich einstmals alle Herzen, wie Knie vor Jesus verneigen und Seine Gnade rühmen, was nur möglich ist durch eine Neugeburt aller in Seinem Geist. In Christus sind alle Wesen gerecht gemacht, so dass allen gilt, dass sie, wie oft sie auch straucheln mögen, von Ihm immer wieder aufgerichtet werden. Den Hörer dieses Evangeliums bewegt dies schon jetzt zum Lobpreis und zur Huldigung der unendlichen Güte und Langmut Christi.

Bei aller Überwältigung von jenen anrührenden Worten unendlicher Gnade, die eine Allversöhnung in Aussicht stellen, ist der Erleuchtete doch zutiefst darüber irritiert, dass es in den heiligen Schriften aber ebenso auch Androhungen einer ewigen Hölle gibt. Er fragt sich, wie das zusammen gehen kann, was denn nun gelte, das göttliche „Ja“ für alle oder aber Sein „Nein“. Christus erklärt, in Ihm sei das göttliche „Ja“ Fleisch und Blut geworden, um aus sich Sein göttliches Leben ausfließen zu lassen für alle. Darum hat allein das „Ja“ Gültigkeit und erfährt durch kein vorläufiges „Nein“ je eine Aufhebung oder irgendwelche Einschränkungen.

Jeder Gläubige muss sich aber doch entscheiden, ob er – angesichts dieser scheinbar widersprüchlichen Aussagen in der Bibel – von Gott groß oder klein, eng oder weit denken, alles oder nichts erwarten will.

Jesus hat aus den Schriften allein das Gute von Gott geglaubt und bekannt, und wurde dafür gekreuzigt; gerade dadurch hat sich aber die göttliche Liebe aus sich selbst erwiesen.

So ist das schroffe „Nein“ Jesu, das in Seinen heiligen Schriften bisweilen auch zu finden ist, wie das brüske „Nein“, dass Er der Syro-Phönizierin entgegen schleuderte, lediglich dazu in Seinem Wort, um unseren Glauben zu einer grenzen-losen Hoffnung selbst gegen alle Hoffnungslosigkeit zu wahrhaft göttlicher Vollendung reifen zu lassen.

Zu solcher Hoffnung soll schließlich auch die Geschichte vom Zwiegespräch Abrahams mit Gott ermuntern, wo dieser mit Christus um die schon fest unter Gericht beschlossenen Städte Sodom und Gomorra feilscht, und aushandelt, dass es doch verschont werden soll, wenn Gott nur ZEHN Gerechte darin findet.

Zwar ist Sodom und Gomorra dennoch dem Gericht verfallen und vom Erdboden ausgelöscht worden, und doch ist diese Episode doch wohl allein darum erzählt worden, um zu dem törichten Kinderglauben zu ermutigen, Gott alles zuzutrauen, der selbst auf dies ungehörige Feilschen der Seinigen für das Heil anderer doch eingeht.

Darum auch wird Sodom und Gomorra, dass in Schutt und Asche gelegt wurde, doch noch in Sack und Asche Buße tun, wenn es Gott in Seinem wahren Christuswesen erkennen wird – und somit Abrahams Fürbittgebet für jene verlorenen Städte am Ende noch erhört – und zwar sogar nur um des EINEN Gerechten willen, des Christus: Gott selbst.

Damit verbirgt sich hinter Christi „Nein“ doch immer ein „Ja“, und hinter scheinbarem göttlichen Unheilshandeln doch immer Heilshandeln.

Denn es gibt in den heiligen Schriften, wiewohl sie aus dem Geist inspiriert sind, doch auch viele fleischliche Worte, die ins Fleisch hinein gesprochen sind, um das Fleisch zu züchtigen, damit es an seiner Fleischlichkeit zugrunde geht. Doch auch diese Worte sind Zuchtmeister auf Christus hin, der Geist ist, und wer aus Seinem Geist geboren ist, weiß jene fleischlichen Worte geistlich recht einzuordnen.

Denn der aus dem Geist Geborene erkennt, dass alles aus der Liebe heraus zu deuten und zu beurteilen ist – aus Christus, dem eigentlichen Wort in allen Wörtern. Darum ist er nicht mehr in einem knechtischen fleischlichen Denken an den Buchstaben gebunden, sondern aus dem freien Geist Christi über den Buchstaben erhaben, so dass er den Buchstaben beurteilt, aber nicht mehr vom Buchstaben beurteilt wird, noch von denen, die noch unter dem Buchstaben stehen.

Kinder deuten und beurteilen alles kindlich, Erwachsene aber erwachsen. Der Unterschied zeigt sich etwa darin, dass unerleuchtete religiöse Menschen immer versuchen, durch einen Kuhhandel Gott zu beschwichtigen und zu besänftigen, während geistlich erleuchtete Menschen in allem beständig die göttliche Liebe universal heilswirksam erfahren.

Es gilt also, alle Gerichtsworte und Verdammungsandrohungen als vorläufiges fleischliches Wort zu begreifen, das sich an Fleischliche richtet, als Worte des Gesetzes, das ein Zuchtmeister für die Unmündigen ist, um sie zur Liebe und Gnade Christi hin reifen zu lassen.

Wer noch fleischlich ist, wird in den heiligen Schriften nur diese fleischlichen Worte hören und erfassen, die ihn ins Vergehen seiner Fleischlichkeit treiben müssen; wer aber geistlich ist, weiß diese Worte und ihre Funktion geistlich einzuordnen und zu deuten, dass sie für den geistlich Gereiften bedeutungslos geworden sind, wie auch ein Erwachsener, mündig Gewordener keinen Zuchtmeister und Vormund mehr über sich braucht.

Entsprechend sagte einmal ein Evangelist: „Ein Ochs ist, wer die Allversöhnung lehrt, ein Esel, wer sie nicht glaubt.“ Dennoch darf und soll jetzt nur noch die Allversöhnung verkündigt werden, da die Religiösen es doch nicht fassen können zu ihrem Untergang in ihrer Religiosität. So wird sich das Wort allein den Erleuchteten erschließen, während es den Unerleuchteten von selbst verschlossen bliebt.

Folglich richten sich fleischliche Worte des Gesetzes und des Gerichtes an die Fleischlichen, die geistlichen Worte des Zuspruchs un-endlicher Hoffnung aber an die Geistlichen. Und der Geistliche weiß das fleischliche Wort recht einzuordnen und auch gegenüber Fleischlichen recht zu gebrauchen.

So spricht Christus heute wie vormals erneut anti-thetisch, um über die bisherige Erkenntnis hinaus zu führen. Denn zu wahrer Feindesliebe ist nur derjenige fähig, der erkannt hat, dass die göttliche Liebe auch die ärgsten Gottesfeinde mit sich versöhnen will und wird, so dass er lieben muss, welche Sie liebt, und niemanden mehr hassen kann, wie die göttliche Liebe auch niemanden hasst.

→ zum Original-Kapitel II.V in der »Satya ›P‹raha«
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