2.8 Schatten und Körper

Die verschiedenen Religionen gleichen Fruchtkörpern, Pilzen an der Oberfläche,
deren eigentliche Pflanze, das Myzel, das alle Pilze miteinander verbindende Pilzgeflecht,
verborgen in der Tiefe liegt.

Gott trennte zunächst die Völker und Religionen voneinander,
um jedes Volk, jede Religion, von seinem Bildnis zum Geist, vom Schatten zum Körper,
vom verschiedenen Oberflächlichen in die selbe Tiefe zu führen.

Wo die Religionen vom Bildnis zum Geist, vom Schatten zum Körper,
zum Eigentlichen, Wesentlichen vorgedrungen sind, finden sie auch zueinander,
um sich nunmehr gegenseitig zu bereichern.

Christliche Mission soll den Wesenskern jeder Religion vom Christusgeschehen her bestätigen:
die ausnahmslos allen vorbehaltlos und unverlierbar geltende Liebe.

Diese Botschaft wirkt wandelnd nach innen wie nach außen –
denn sie wendet sich gegen jede Form von zwanghafter Religiosität,
in der eigenen Religion wie in allen anderen Religionen.

Diese `Offenbarung´ scheint in ausnahmslos allen Religionen, Konfessionen und Denominationen
etwas Rechtes, Wahres, Göttliches zu finden,
und geht doch ebenso mit allen Religionen, Konfessionen und Denominationen
in ein radikales Gericht.
Schon allein das scheint Zeugnis dafür zu sein,
dass hier eine `Offenbarung´ der letzten, absoluten Wahrheit vorliegt,
die jenseits dessen liegt, was je eine Religion, Konfession oder Denomination
zu fassen vermag.

„Bewegung“ – dieser Schlüsselbegriff steht für mich über diesem Buch.
Denn das wurde mir beim Lesen klar: Gott, Christus, ist ein Gott der Bewegung,
der bewegen, in Bewegung bringen will,
sich niemals mit unserem Stillstand, unserer Verhaftung in Erstarrung abfinden will,
sondern immerzu weiter führen, uns immer neue, noch weitere Horizonte erschließen will
auf unserer Pilgerschaft, unserer Bewegung hin zu Seinem gelobten Land.

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Kapitel 2.8 „Schatten und Körper“ schildert, wie Gott zunächst die verschiedenen Religionen mit ihren Bildern, die nur Schatten von Ihm sind, voneinander trennt, um sie – eine jede Religion für sich – zu ihrem wahren tiefen Urgrund und Wesen, zu Seinem Körper zu führen, dem Antlitz der göttlichen Liebe, der heiligen Wurzel aller Religionen, in welcher sich schließlich alle Religionen, zu ihrem eigentlichen Urgrund vorgedrungen, am Ende wieder vereinigen können.

Die Religion der Juden hatte den heidnischen Religionen zunächst nichts voraus. Gott bediente sich jedoch im Zuge Seines Offenbarungsprozesses ihrer Gottesbilder, um sie auf sich umzudeuten und so Sein Volk auf Sein Kommen vorzubereiten. In dieser Weise verfuhr Er jedoch ebenfalls mit den anderen Religionen. Denn von niemanden verlangt Gott, in die Himmel zu steigen, um zu Ihm zu finden. Vielmehr beugte Er sich hinunter, um sich jedem Volk in seiner eigenen Vorstellungswelt zu offenbaren.

Nachdem die von Christus Erleuchteten die Gabe der Geistunterscheidung erhalten haben, ist es nicht mehr notwendig, sie von fremden, anders-gearteten Religionen abzusondern, denn sie erkennen, was darin aus dem Geist Gottes und was noch menschlich, Gottes Geist widerstrebend ist.

Kann der gottlose Mensch Gott in nichts vernehmen, so dass er tote Götzenbilder aus Stein anbetet, wie er selbst noch geistlich tot ist und sein Herz aus Stein, so findet der in Gott wiedergeborene Mensch Gott überall und kann ihn über jedes Gottesbild anbeten, das er lediglich als Medium zum gestaltlosen Geist gebraucht, der sich vieler Bilder und Gestalten bedienen kann. Demgemäß findet er auch Glaubensgeschwister in anderen Religionen – ungeachtet ihres Götterbildes. Denn nicht das Bild macht den Unterschied zwischen Gottes- und Götzenanbetung, sondern der Umgang damit.

Geistlich Erweckte haben nicht allein die Gabe der Unterscheidung der Geister erlangt, die sie hinter die Bilder auf das Wesen blicken lässt, sondern zugleich die Gabe der Auslegung, so dass sie die Bilder und Gleichnisse aller Religionen recht deuten können. Hatte der Geist Gottes durch die Sprachenverwirrung vorzeiten die Völker zerstreut, damit ein jedes Volk erst einmal seine ureigensten Erfahrungen mit Gott machen konnte, so führt Er sie nunmehr in Seinem Geist wieder zusammen, damit sie ihre verschiedenen nunmehr ausgereiften Einsichten zusammen tragen, um zu Seiner Vollkommenheit hin zusammen zu wachsen.

Sollten die Israeliten auch gänzlich verkommene Völker in ihrem nächsten Umfeld, die sie bedrohten, ausrotten, so sollten sie mit den Göttern und Götterbildern anderer fernerer Religionen einfach nur nichts zu schaffen haben – jedoch nicht, weil die Offenbarungen in anderen Religion minderwertig oder irrig waren, sondern weil die jenen Völkern als Wächter vorgestellten Götter dem Volk Israel nicht zugeteilt waren und sie deren Enthüllungen nicht verstanden hätten.

Ebenso verbietet man oft Kindern etwas als absolutes Tabu, nicht weil es ansich schlecht ist, sondern weil es sie noch gänzlich überfordern würde. So setzt man kein Kind auf eines anderen Pferd mit seinen ihm eigenen Tücken, solange es das eigene Pferd, mit dem es von klein auf vertraut ist, noch nicht sicher beherrscht.

In gleicher Weise erzählt eine Mutter jedem ihrer Kinder die ihm liebste Geschichte, die es zur Abendruhe bringt. Die Intension aller verschiedenen Geschichten für die unterschiedlichen Kinder ist aber immer die selbe: die Liebe.

So nahm Gott auch die religiösen Wünsche und Vorlieben des Volkes Israel auf, um sie nach Seinem Wesen umzudeuten:

Obwohl es in Ihm Unmut erzeugte, dass sie Ihm ein Haus errichten wollten, – Ist Gott doch überall und lässt sich weltweit finden! – so gab Er ihren Wünschen doch nach, deutete jenen Tempel jedoch als ein Zeichen auf den geistlichen Tempel um, welchen Er sich als der „Davidssohn“ und göttliche Salomo selbst errichten wollte.

Auch ihrem Wunsch, Gott Tieropfer darzubringen wie die anderen heidnischen Religionen, von welchem sich das Judentum in nichts unterschied, gab Gott nach, obwohl Er sie dafür tadelte, ob sie Ihn für einen Moloch hielten, der durch Blutopfer besänftigt werden müsse, ob sie wirklich glauben würden, dass Er das Blut von Tieren trinken würde, war Er es doch, der sie umsonst genährt hat in ihrer Wüstenwanderung, wo sie Ihm noch keine Opfer darbrachten. Angesichts der Unendlichkeit Gottes: Was sollten sie Ihm bringen können, was sie nicht selbst aus Seiner Hand empfangen hätten? So erklärte Gott ihnen schon, dass all diese Ihm dargebrachten hingeschlachteten Tierseelen nicht ihre Opfer wären wegen Seiner Ungerechtigkeit, sondern Seine Opfer wegen ihrer Ungerechtigkeit. Denn alle Wesen, die sie Ihm opferten, waren doch Sein.

Er aber erduldete ihre Opfer und deutete all diese – letztlich Seine – Opfer um als ein Vorzeichen auf Sein letztes und größtes eigenes Opfer, in dem Er sich selbst in Christus allen gab. Schließlich ist auch dies Opfer Christi am Kreuz nur eine Offenbarung der beständigen Selbstaufopferung der Gottheit, die in aller Kreatur leidet, die in den Ungerechtigkeiten anderer Leid erfahren, wie Sie dennoch beständig Leben aus Ihrem Leben gibt. Aber auch das verstanden die Gläubigen nicht, und meinten immer noch, Gott sei ein Rachegott gleich manchen blutrünstigen Heiden-Göttern, der durch ein Blutopfer besänftigt werden müsse, und erkannten nicht, dass der Vater selbst sich in diesem Opfer des Sohnes gab, statt irgendein Opfer von einem anderen einzufordern.

Doch selbst auch diese falsche, irrige Vorstellung von Gott, als ob Er zu fürchten sei, nutzte Christus, um die Menschen in ihrer Wildheit einzuschüchtern und vor ihren Untaten abzuschrecken. Denn da sie selbst noch nicht zur Liebe gereift waren, hätten sie Seine Liebe auch weder erkennen noch verstehen können.

So ist die ganze Opfertheologie ein reines Entgegenkommen Gottes an die unzulänglichen Vorstellungen der (damaligen) Welt. Im Grunde ist ihre Aussage keine andere, als dass Er sich und Sein Leben einfach frei jedem restlos schenkt.

In gleicher Weise gewährte Gott den Juden einen König, als sie sich nicht mehr von Ihm selbst unmittelbar in einer Theokratie beherrschen lassen wollten – durch von Ihm geleitete Richter und Propheten aus ihrer Mitte. Und obwohl auch dies Gottes Unmut erzeugte, weil Er wusste, dass jene Könige unbarmherzig über sie herrschen würden, gestand Er Seinem Volk auch diesen Wunsch zu, auch hierin allen anderen Völkern gleich zu werden, und erweckte ihnen geistgesalbte Könige, in die Er sich selbst gab, um in ihnen ein Vorzeichen zu schaffen auf Seinen eigenen Eingang in Fleisch und Blut, um ihnen selbst wieder der König zu werden, nach dessen sichtbarer Leitung ihnen verlangte.

So griff Christus die Gottesvorstellungen der Juden wie auch ihre Wünsche, ihr Gottesverhältnis zu gestalten, auf, um sich ihnen über diese ihre Bilder und Gleichnisse mitzuteilen und letztere durch Seine Propheten auf Sein wahres Wesen und Wirken umzudeuten. Ebenso verfuhr er durch Seine Avatare in allen Religionen. Und in gleicher Weise können und sollen auch heute noch die Vorstellungswelten anderer Religionen aufgegriffen werden, um sie auf Sein Wesen und Wirken hin auszudeuten.

So können selbst Darstellungen von ausschweifenden Liebesspielen in hinduistischen Tempeln auf das Liebesverhältnis der Gottheit zu all ihren Seelen gedeutet werden. Tieropferungen können zum Anlass genommen werden, nachzufragen, wer denn der eigentliche Geber all dieser Opfer ist, um auf das große Gottesopfer hinzuweisen.

In alttestamentlicher Zeit wäre eine Vermischung der Religionen im Umfeld Israels mit dessen eigener Religion noch schädlich gewesen, weil alle dem Rausch der Bilder erlegen gewesen wären und an (für sich genommen zusammenhanglosen, sinn-entleerten) nichtigen Oberflächlichkeiten haften geblieben wären. Darum säte Gott Misstrauen und Zwietracht zwischen den Völkern und Religionen und gab viele umliegenden Völker an Israel preis, dass sie diese aus ihrer Mitte beseitigen konnten. Jene Völker waren Gott jedoch ein ebenso schweres Opfer, wie die vielen Opfertiere, welche Er ihnen hingegeben hatte und nicht etwa sie Ihm geopfert hatten.

Entsprechend hatte Gott auch geboten, auf jene Nationen, die wegen ihrer Verkommenheit nieder geschlachtet werden sollten, nicht verächtlich herab zu blicken und sich an ihrem Untergang zu freuen, sondern sich vielmehr zu fürchten, nicht der selben Verirrung wie jene zu erliegen, aus den selbst erhaltenen Gleichnissen und Bildern Götzen zu machen. Schließlich war es den Hebräern auch strikt verboten, sich an dem Hab und Gut der eroberten Nationen zu bereichern, wie Räuber und Diebe. Deshalb musste auch alles in Schutt und Asche gelegt werden, und darum mussten auch Frauen und Kinder getötet werden, um diesen das unselige Schicksal eines Sklavendaseins unter jüdischer Herrschaft zu ersparen, das sie sonst ganz sicher erwartet hätte.

Nachdem Christus genug damit zu tun hatte, den Juden ihre eigene Religion auf sich zu deuten und Fehldeutungen und Fehlentwicklungen abzumildern, womit Er bis zu Seinem Kommen an kein Ende gekommen war, so hätten sie zusätzliche Einflüsse aus noch anderen Religionen gänzlich vom rechten Weg abgebracht.

Wie Christus aber durch Propheten immer wieder in die bestehende Religion der Juden hinein sprach, um diese auf sich umzudeuten, so verfuhr Er auch in den anderen Religionen durch all Seine von Seinem Geist beseelten Avatare, welche Er jenen erweckte.

Hatten die Juden also ihre eigenen Offenbarungen noch nicht begriffen, wie hätten sie da noch andere Offenbarungen an andere Völker in anderen Religionen erfassen sollen? – zumal die anderen Religionen schließlich die selben Irrwege einzuschlagen geneigt waren wie Israel, die ihnen gegebenen Gleichnisse und Sinnbilder auf Gott nicht mehr als solche zu begreifen und selbst als Götzen anzubeten.

Bei dem Umstand, dass Gott durch die Juden Völker anderer Religionen ausrotten ließ, muss auch der nunmehr enthüllte verborgene Hintergrund der Reinkarnation bedacht werden: Ließ Gott hier Seelen ausreißen, so pflanzte Er sie an anderer Stelle wieder ein. Gott glich darin einem Gärtner, der Samen, die in falschen Feldern zu keimen begannen, heraus nahm, um sie in ihren Äckern, wo ihnen ein besseres Gedeihen gewährleistet war, wieder einzusetzen.

Und wie Gott darauf achtete, dass die Israeliten von fremden religiösen Einflüssen geschützt waren, die sie zum damaligen Zeitpunkt noch überfordert hätten, so hatte Er umgekehrt die Freiräume der anderen Völker für deren eigene religiöse Entwicklung gewahrt. Denn zu keinem Zeitpunkt hatte Israel den Auftrag erhalten, Sein Reich auf die ganze Welt auszuweiten und so andere Völker gewaltsam unter seine Gottesherrschaft zu bringen oder nur zu missionieren.

Israel hatte damit zu tun, Seine ihm gegebenen Offenbarungen zu verstehen; da wäre es mit Offenbarungen an andere Völker überfordert gewesen.

Schließlich mussten die Früchte am Baum des Lebens, der ihnen gegeben war, erst ausreifen. Denn vorher wirkten sie mehr Tod als Leben. Ebenso war es auch mit den Früchten der Lebensbäume in anderen Religionen. Jetzt, wo sie alle ausgereift sind, können sie, ohne Magenschmerzen zu bereiten, auch von allen genossen werden.

Wie aber jeder Lebensbaum einer jeden Religion zunächst unreife Früchte trug, deren Genuss zunächst schädlich und giftig war, so enthielt er doch gerade darin immer ein Gegengift für die besondere Krankheit eines jeden Volkes. Gott als ein guter Arzt, trennte Seine an Unterschiedlichstem erkrankten Patienten voneinander, damit sie nicht anfangen konnten, mit ihrer Medizin gegenseitig Kurpfuscherei aneinander zu betreiben.

Denn was für den einen heilsam ist, muss es für den anderen noch lange nicht sein. Erst wenn die Patienten von ihren Krankheiten genesen sind, dürfen sie ihr Lager verlassen und können sich einander mit ihrer Heilungsgeschichte begegnen.

So geht auch heute noch Gott mit jedem Gläubigen seinen ureigensten Weg, und es steht niemanden zu, über eines anderen Weg zu urteilen. Denn was für den einen Gültigkeit haben mag und ein Gottesgebot ist, muss es für den anderen noch lange nicht sein. Und was dem einem dienlich ist, auf dem Weg zum Wahren, worauf es ankommt, voran zu kommen, muss es für den anderen noch überhaupt nicht sein.

Darum gebietet Christus: „Lass den anderen ihren Weg und gehe du deinen Weg! Wenn andere von dir lernen wollen, dann gut. Wenn du von anderen lernen willst: noch besser!“ Die Erkenntnis jedoch, dass Gott für jeden seinen eigenen Weg hat, und dass sie alle – nach Gottes Führung und Fügungen – zum Heil führen: Diese Einsicht macht das Herz gelassen, ruhig, zuversichtlich und weit.

Wie aber eine geistliche Speise in jedem Volk zuzubereiten ist, damit sie der Stärkung dient und nicht giftig ist, darauf verstehen sich die Avatare und Propheten, die Gott in jeder Religion erweckt hat, um sie vor Fehlentwicklungen zu bewahren. Diese, die sich auf die rechte Zubereitung verstehen, sollten dann als Lehrmeister zu Rate gezogen werden, wenn man eine fremde Religion erfassen will.

Sonst könnte es einem mit der geistlichen Nahrung anderer Religionen gehen, wie es den Europäern bei der Einführung der Kartoffel gegangen sein soll: Sie hielten die Früchte an der Oberfläche für die Nahrung und vergifteten sich daran. Dabei liegt die eigentliche Speise, die Knolle in der Tiefe verborgen. So verhält es sich auch bei vielen geistlichen Speisen anderer Religionen.

Nachdem die Juden aber schon kaum bereit waren, auf ihre eigenen Propheten zu hören, machte es wenig Sinn, ihnen noch andere Religionen zuzuführen, die zu erfassen sie sich noch weniger hätten anleiten lassen.

Und wie es mit den Speisen verschiedener Völker ist, dass jedes Volk seine eigene Speise gut verträgt, weil es Abwehrstoffe gegen darin enthaltene Krankheitserreger gebildet hat, die Fremden fehlen, so dass letztere nicht selten erkranken, so verhält es sich auch mit den geistlichen Speisen. Erst wer rundum immunisiert ist, kann alle Speisen vertragen. Wer jedoch vom Geist Gottes erfüllt ist, ist vollumfänglich immunisiert, so dass der Geist Satans in ihm keinen Raum findet. Dies ist seit der Geistausgießung über alles Fleisch zunehmend universal der Fall.

Nun ist die Zeit der Ernte. Denn die Früchte in allen Religionen sind ausgereift und der Geist der Verkehrung vom Geist Gottes weltweit unterdrückt. Darum gilt es, die Zeit auszunutzen, um überall zu ernten.

So ist nun die Zeit gekommen, ein gemeinsames Festmahl zu halten am Tisch des Herrn – mit allen Menschen aus allen Himmelsrichtungen, die ihre Früchte, die Gott ihnen gegeben hat, mitbringen. Es gilt, alles wohl zu erwägen und das Gute, Gewinnbringende, Wahrhaftige auch aus anderen Religionen zu bewegen und aufzunehmen. So ist eine ausgewogene, vielseitige Ernährung sichergestellt. Allerdings darf niemand zum Verzehr einer Speise gezwungen werden, sondern wie bei einer großen reich gedeckten Tafel soll jeder auswählen dürfen, was ihm bekommt und wonach ihm verlangt. So ist der Tisch des Herrn nunmehr so reich gedeckt, dass er auch viele Hungrige von allen Seiten kommen lassen wird.

Früher glichen die Menschen wilden Tieren. Darum musste der Herr sie wie ein Tierwärter in verschiedenen Gehegen halten. Nunmehr, nachdem sie gezähmt sind, kann Er sie zusammen auf eine Weide lassen. Auch vertrug zuvor jedes Tier nur seine eigene Speise. Nun kann jeder von eines jeden Speise essen, weil sie zu aufrechten Menschen geworden sind, die alles vertragen.

Nachdem Israel dazu neigte, selbst die Gleichnisse und Bilder, die Gott ihnen gegeben und zugestanden hatte – wie den Tempel und die Bundeslade – selbst zu Göttern zu erheben und so Götzen daraus zu machen, musste Er die anderen Religionen mit ihren Gleichnissen und Bildern von ihnen fern halten, weil sie sonst noch mehr an Oberflächlichkeiten haften geblieben wären, als ob diese irgend etwas seien. Hinter der abstrusen Vorstellung, in den toten, kraftlosen Bildern selbst Götter vorzufinden, standen aber freilich dämonische Mächte der Verfinsterung und Verblendung, die bisweilen sogar durch jene Bildnisse zu den Menschen sprachen und sie durch Machterweise in ihrem Irrglauben bestärkten.

Hinter den Götterbildern stehen gewöhnlich göttliche Kräfte, Engel und Götter, welche von Gott als Schutzpatrone und himmlische Leiter über die Völker gesetzt sind, um diese mittels der ihnen gegebenen Gleichnisse und Bilder zu Gott zu leiten. Der Bilder bedienen sich jedoch ebenso dämonische Mächte, die den Blick dafür vernebeln, dass all diese Symbole nur Aspekte eines globalen Zusammenspiels göttlicher Kräfte verdeutlichen, so dass sie die Menschen verleiten, einzelne Wirkkräfte und Naturerscheinungen oder auch nur deren sinnbildliche Darstellung selbst für Götter zu halten und als Gott zu verehren, statt diese nur als Hinweise und Darstellungsversuche der anzubetenden noch viel größeren Gottheit zu verstehen.

Folglich kann jedes Gottesbild von einem guten wie bösen Geist beseelt sein, ebenso wie auch ein Mensch. Für sich selbst ist es nichts, wie jedes Medium. Es wird erst gut oder schlecht durch den Umgang damit, durch seine Ausdeutung und seinen Gebrauch. Und dies gilt für rein geistige Gottesvorstellungen ebenso wie jede kunstvoll gebildete Gottesdarstellung. Wird diese absolut gesetzt und mit Gott verwechselt oder nur als Medium zu dem unendlich viel Größeren gebraucht, der darüber noch einmal unendlich erhaben ist.

Oft genügt das Bekenntnis der Wahrheit, um Dämonen, die in Verfinsterung halten, zum Weichen zu zwingen. Manchmal ist aber auch ein Exorzismus von Nöten, bei welchem ein Dämon direkt angesprochen und gewaltsam zum Weichen gezwungen werden muss.

Jesus erwies seiner Zeit jedoch einem Dämon, der aus einer ganzen Legion bestand, Gnade, dass Er diesen Geister-Verbund in eine Herde Säue fahren ließ – jedoch nicht, um dadurch anzuzeigen, dass dies unreine Tiere wären. Denn das alttestamentliche Gebot, keine Schweine zu verzehren, sagte nichts über deren geistliche Reinheit vor Gott aus, sondern sollte vielmehr die Übertragung todbringender Krankheiten vermeiden.

So zeigte die Reaktion der Schweine, die sich lieber über eine Klippe stürzten, als sich von Dämonen besetzen zu lassen, dass diese angeblich unreinen Tiere mehr Gespür für geistlich Gutes oder Schlechtes haben, wie die Menschen, die sich solchen destruktiven Kräften oft noch willig ergeben. Daran wird deutlich, dass nicht das Augenscheinliche etwas offenbart, sondern das Wesentliche unsichtbar ist.

Bei aller Gnade, die Jesus den Dämonen erwies, offenbarte Er ihnen doch zugleich dadurch ihr gnadenloses Ende, dass ihnen bald niemand mehr – nicht einmal mehr irgendwelche „verkommenen Säue“ – Wohnstätte gewähren werden, weil Jesus aller Wesen Seelen für sich gewinnen wird. So erwartet die gefallenen Engel des Satans Gottes Gericht, dass jedoch auch sie für Seine Gnade bereiten soll.

Bis dahin darf jenen Dämonen jedoch keine Gnade eingeräumt werden, wie sie selbst gnadenlos bleiben. Denn die Bekehrung von Dämonen bleibt allein dem Herrn vorbehalten, wie auch die Bekehrung derer, die sich ihnen freiwillig ergeben haben. Sie können in ihrer gegenwärtigen Wiedergeburt nicht mehr bekehrt und zum Heil geführt werden. So kann es mitunter sogar geboten sein, sich gegen solche mit Waffengewalt schützen zu müssen. Und wie Seelen, die sich bewusst und willentlich dem Satan verschrieben haben, sich in ihrer augenblicklichen Wiedergeburt nicht mehr bekehren können, so gefallene Engel nicht in diesem Äon, bis sie im sogenannten „Zweiten Tod“ den Tod ihres geistlichen Todes erleiden.

Dies gilt es zu wissen und zu beachten, damit man der Tücke des Satans nicht erliegt. Christus verweist auf Herodes wie auf den Pharao Ramses, welche sich heuchlerisch bekehrungswillig gaben. Dass sich ein offensichtlicher Satansjünger um hundertachtzig Grad dreht, geschieht höchst selten. Solch eine Seele wurde dann durch ihren völligen Zerbruch in ihrem vorausgehenden Leben schon darauf vorbereitet – wie es etwa bei Saul war, der als Saulus wiedergeboren wurde. Überhaupt kann sich eine wahre geistliche Neugeburt nie ohne einen vorausgehenden totalen Zerbruch vollziehen, weil es in der Natur des von Furcht und Dünkeln behafteten, an sein „Ich“ geketteten, sich selbst zu verlieren fürchtenden Menschen liegt, sich Gott so lange und hartnäckig, wie nur irgend möglich, zu entziehen. Darum soll man sich nicht scheuen, Seelen, die sich offensichtlich dem Satan verschrieben haben, dem Satan auch anheim fallen zu lassen, wie man auch gegen den Satan selbst keine Gnade zeigen soll, etwa, wenn es darum geht, eine Seele, die er gegen ihren Willen besetzt, freizusetzen.

Manchmal ist es notwendig, einen Dämon zur Enthüllung seines Namens zu zwingen, um seine Macht zu brechen – also die Art der inneren Bindung aufzudecken. Wenn jene Finsternismacht jedoch den Namen eines Gottesbildes nennt, so ist dies selten ihr eigentlicher Name – ist jedes Gottesbild doch lediglich ein Medium, dessen sich ein böser ebenso wie ein guter Geist bedienen kann.

Der Name eines himmlischen Wesens müsste schon vielmehr ein himmlischer Name sein, der aber im Irdischen unaussprechlich ist. So muss die Enthüllung einer zersetzenden Eigenschaft, einer besetzenden Sucht oder eines beherrschenden Zwanges eingefordert werden, welches bestimmte Dämonen als ihr Wesen angenommen haben.

Denn der geistliche Kampf richtet sich ebenso wenig gegen irgendeinen Buchstaben oder ein Bekenntnis, gegen einen Gottesnamen oder ein Bild, gegen Holz und Stein, wie gegen Fleisch und Blut. Der Heilige Krieg wird nicht in Äußerlichkeiten geschlagen, sondern im Inwendigen und richtet sich gegen Gedankenfestungen, welche die universale göttliche Liebe verdunkeln.

Name ist also Schall und Rauch – aber auch das Gefühl ist es nicht: Es ist die spirituelle Gewissheit, dass alles der göttlichen Liebe untersteht, die bei aller möglichen emotionalen Ergriffenheit fest und unerschütterlich macht und alles doch klar und besonnen durchschauen lässt.

Früher verstanden es die Dämonen, die Gläubigen der verschiedenen Religionen an Äußerlichkeiten zu binden, so dass sie verschiedene Kräfte wie deren Abbildungen als die absolute Gottheit an sich verehrten und nicht erkannten, dass dies alles nur unzureichende Teilaspekte der universalen Gottheit sind. Entsprechend förderten jene Verblendungskräfte die Entzweiung zwischen den Religionen, so dass diese in Hass und Fanatismus gegeneinander entbrannten.

Christus dagegen machte sich diese Entzweiung zwischen den Religionen zu nutze, um die Gläubigen einer jeden Religion über ihre vordergründigen Gleichnisse und Bilder in die Tiefe, zum eigentlichen Wesen, zu führen, nachdem ihnen schließlich der Blick nach links und rechts, auf weitere vordergründige Götterbilder in all den vielen anderen Religionen verweigert war. Dies Vordringen zum eigentlichen Wesen wird schließlich automatisch dazu führen, dass die verschiedenen Bilder ihre entzweiende Bedeutung verlieren.

Umgekehrt gab es aber auch Völker, die alle möglichen Gottheiten von anderen Religionen übernahmen und aneinander reihten. Diese erkannten zwar oft schon eine gewisse Götterhierarchie und konnten verschiedene Götter unterschiedlicher Religionen miteinander identifizieren, verweigerten sich jedoch der letzten Erkenntnis, dass all diese Götter letztlich doch einem Ur-Gott unterstellt waren und all jene Geister einem alles beseelenden alleinigen Geist entstammen.

So verlieh ihnen ihr Vielgötterglaube zwar ein gewisses Sicherheitsgefühl, sicherte ihnen zugleich jedoch auch eine Unverbindlichkeit, konnten sie sich doch nach Gutdünken bald dem einen, bald dem anderen Gott zuwenden. Damit aber blieb ihnen Sinn und Ziel allen Götterwirkens verschlossen; und mit dem Anspruch des letzten Gottes, dem sie sich entzogen, brachten sie sich auch um dessen Zuspruch.

Viele Hindus etwa bleiben an den oberflächlichen einzelnen Götterbildern hängen, von denen sie sich Hilfe und Heil versprechen, dringen aber nicht zu der freisetzenden Erkenntnis des alles erfüllenden Shiva-Brahman-Vishnu durch, wobei jedoch allein die Erkenntnis, in der universalen göttlichen Liebe sicher aufgehoben zu sein, von dem elenden Los jeder Selbst-Verhaftung freisetzen kann.

Ebenso ergeben sie sich dem Karma und fügen sich in ihr Geschick in der Hoffnung auf eine bessere Wiedergeburt, ohne – wie Siddharta Buddha – zu erkennen, dass diese Verhaftung an jene unseligen Wiedergeburten selbst schon ein furchtbares Höllen-Los ist, und sich nach einer noch viel totaleren Erlösung zu verzehren.

So ist das Kastenwesen der Hindus ebenso bestimmt von einem gesetzlichen Denken wie die Beobachtung der Thora bei die Juden. Sie alle gleichen sich darin, dass sie in Hinblick auf ihre Gottesvorstellung noch immer in menschlichen Kategorien verhaftet sind.

Aus diesem Grund beließ Gott jedes Volk in seiner Religion, um es durch seine eigenen Gleichnisse und Bilder in die Tiefe zum wahren, eigentlichen Wesen hin zu führen. Und nachdem die Zeit globaler Ausreifung erfüllt war, goss Er Seinen Geist aus über alles Fleisch – nicht allein über die Christen, so dass in allen Religionen mehr und mehr Gläubige von den Bildern zum Wesen vordringen.

Wer aber von der Oberfläche in die Tiefe vorgedrungen ist, erkennt, dass alle Religionen bei aller äußeren Verschiedenheit doch alle eins sind und sich aus der selben Kraft der göttlichen Liebe speisen. Die verschiedenen Religionen gleichen einem weltumspannenden Ring von Pilzen, die keine eigenständigen Pflanzen sind, weil deren eigentliche Pflanze das Myzel, das eine Pilzgeflecht ist, das unterirdisch im Verborgenen liegt und alle Pilze, die ihre Früchte sind, mit Lebenssäften versorgt und speist. So gehören die vielen Lebensbäume, die weltweit in den unterschiedlichen Religionen zu finden sind, alle dem einen Lebensbaum an, der Christus ist, und über das ganze Jahr Seine zwölf mal zwölf Früchte in ihrer Vollzahl schenken will, so dass jeder von ihnen essen kann nach seinem Bedarf und Geschmack zu seiner Kräftigung und Heilung.

Gott schied folglich die Völker voneinander, um sie alle nach den ihnen gegebenen Offenbarungen nach den verschiedenen Bündnissen, die der Herr mit den Nationen schloss, in die Tiefe zu führen, andererseits aber auch, um den Verkehrungen des Satans zu wehren, der von je her versuchte, alle Völker in seiner Verblendung unter sich zu einen. Nunmehr, nachdem Christus alle Völker in die Tiefe geführt hat, kann Er sie unter sich in Seiner Liebe wieder einen und sie nunmehr gereift wieder zusammenführen, wie Er sie vormals zerstreut hatte, damit sie alle ihre eigenen Erfahrungen zu ihrer Ausreifung machen konnten.

Jede Religion musste Gott erst in ihrem eigenen, ihm entsprechenden Gottesbild finden und entdecken. Erst, wer Ihn darin gefunden hat, kann ihn auch in anderen Gottesbildern finden und entdecken. Wer Ihn aber nicht einmal in seinem eigenen Spiegelbild entdeckt, kann Ihn auch nicht in anderen Bildern erkennen. So kann nur der zu Gott und allen finden, der zugleich zu sich selbst gefunden hat.

Nur wer Gott in sich entdeckt und darum mit sich selbst versöhnt ist, hat zugleich Anteil an der Allversöhnung. Denn es kann nur Versöhnung für alle oder für keinen geben. Denen, die darum – wie einst Jona – festhalten wollen an dem früheren fleischlichen Gotteswort, dass Er gesprochen hat, als die Menschen noch fleischlich waren, denen hält Er entgegen: „Wenn es um die Allversöhnung geht: Was interessiert Mich da Mein Geschwätz von gestern, fleischliche Worte an vergängliches Fleisch?“

Auch darf sich niemand wundern, dass die Religionen scheinbar in verschiedene Richtungen laufen. Denn je nachdem, aus welchem inneren Ausgangspunkt sich jemand aufmacht, muss er in eine andere Richtung gehen, um ans Ziel zu gelangen. So hat jeder seinen ihm eigenen Weg. Wenn aber nunmehr alle Gläubigen aus allen Himmelsrichtungen ans Ziel kommen, werden die, welche sich schon am Ziel wähnen, auch dabei sein?

Bei diesen Ausführungen stellen sich dem Schüler Christi Fragen: Er hat den Eindruck, als gehörte jede Seele einer Volksgruppe an, da der Herr offensichtlich Seelen, die in fremden Feldern aufgingen, ausreißen ließ, um sie wieder in ihren eigenen Acker zu setzen. Gleichwohl sprach Christus davon, die Seelen zu durchmengen wie eine Frau ihren Teig durchmengt, um so die Entwicklung der Völker und Religionen zu fördern durch jene Seelen, die in einem Vorleben aus anderen Religionen im Unterbewusstsein geprägt, positive Impulse in ihre eigenen Religionen tragen.

Christus erklärt, dass einerseits Seelen, die noch am Oberflächlichen, den verschiedenen Götterbildern und Vorstellungen, haften, voneinander geschieden werden müssen, während jene, die zu der eigentlichen tiefen Wahrheit vorgedrungen sind, auch in anderen Völkern und Religionen erweckt werden, um diese als Seine Avatare und Propheten, zur eigentlichen Quelle zu führen. Sie sind jene Botschafter der all-aussöhnenden Liebe, die nicht nur die Religionen zu Gott, ihrem eigentlichen Ursprung und Ziel führen, sondern dadurch auch zugleich die Religionen, die alle eine Prägung zum Eigentlichen hin erfahren, einander näher bringen.

Auf die erneute Frage, ob also die Seelen verschiedenen Volksgruppen angehören, zitiert Christus aus der Bhagavadgita: „Ungeoffenbart ist die Seele am Anfang, geoffenbart in der Mitte, ungeoffenbart in ihrer Vollendung“ und erläutert das in dieser Aussage enthaltene Mysterium:

Zunächst, wenn eine Seele aus der Allseele der Gottheit geschöpft wird, ist sie noch gestaltlos. Im Laufe ihrer Wiedergeburten erfährt sie einzigartige Prägungen, die sie auch an eine bestimmte Volks- und Kulturgruppe binden, zu der sie Zuneigung entwickelt. Bei weiterer Vollendung fühlt sie sich jedoch zunehmend allem zugehörig. Bei ihrer Auflösung, ihrem Aufgehen in der universalen Gottheit, in der alles mit allem verbunden ist, hat sie gleichsam Anteil an allen Gestalten, wie sie auch ihre eigene Gestalt allen anderen Wesen der Gottesseele mitteilt.

So wachsen die Seelen im Zuge ihrer Reinkarnationen tatsächlich gewissen Völkern zu; erst im Zuge ihrer Vollendung öffnen sie sich wieder allen Völkern. Seelen, die in Christus vollends eingegangen sind, können darum von Ihm durch Wiedergeburten überall hin entsendet werden – wie der Apostel Paulus, der seine Rückkehr aus den Himmeln angekündigt hatte, um bei den Gläubigen zu bleiben, und auch der Apostel Johannes, den Jesus besonders liebt, weil er als erster beschlossen hat, durch immer neue Reinkarnationen auf Erden zu bleiben, bis Er wieder kommt.

Wie nunmehr alle Bilder in den Dienst Christi genommen sind, so wird der Antichrist sie alle in seinen Dienst nehmen, wenn er kommt, indem er alle Religionen zuerst verkehren und dann schließlich abschaffen wird.

Daran sieht man, dass kein Bild an sich irgend etwas ist, sondern es davon abhängt, was daraus gemacht wird, wessen Geist sich eines Bildes bedient. Ebenso wird der Antichrist auch die Bibel, wie die heiligen Schriften anderer Religionen sich zudrehen.

Gewiss gibt es auch jetzt schon völlig satanisch verkehrte Gottesbilder, Bekenntnisse und rituelle Praktiken. Mit solchen sollen die Christen freilich keine Gemeinschaft haben.

Aber es gilt, auf der Hut zu sein: Auch innerhalb des Christentums treten sehr wohl viele falsche Propheten und Apostel auf, die versuchen, das wahre Evangelium zu verdunkeln und zu verkehren. Sie gleichen Motten, die vom Licht angezogen werden. Noch bekämpfen sie es, weil sie sich selbst belügen und sich ihre wahre eigentliche eigene Sehnsucht nach dem Licht nicht eingestehen können. Doch auch sie wird das Licht erleuchten. Denn gegen die Ausstrahlung des Lichtes ist alle Finsternis machtlos. So wird offenbar werden: Alle sind aus dem Licht und gehen zurück ins Licht, und sind immer nichts als Licht in den Augen der alles umfassenden und liebenden Gottheit.

Mit wahrhaft Gläubigen und Verehrern der göttlichen Liebe kann aber ein Christus-Gläubiger jederzeit auch geistliche Gemeinschaft haben, auch in deren Gottestempeln durch Teilnahme an deren Riten. Im Beisein von Ungereiften im Glauben, die zwischen Götzenbild und wahrem Glaubenswesen noch nicht unterscheiden können, sollte er jedoch auf die geistliche Gemeinschaft mit Andersgläubigen verzichten, um das Gewissen des Schwachen nicht zu belasten oder diesen zu einer Fehlinterpretation zu verleiten, Götzenbilder könnten und sollten für sich angebetet werden. Denn tatsächlich besteht doch ein Unterschied, ob man zu toten Götzen selbst betet oder über sie zum lebendigen Gott.

Von Satansanbetern und Dienern des Satans – auch in christlichem Gewand – gilt es sich aber in aller Deutlichkeit zu distanzieren. Mit solchen ist freilich auch keine geistliche Gemeinschaft möglich.

Nicht alle, die dem Augenschein nach schreckliche Gottesbilder verehren, sind aber Teufelsanbeter. So taten die Christen etwa den Hindus unrecht, welche in Verehrern des Shiva und der Kali Teufelsanbeter sahen, verehrten jene Inder in diesen Göttern doch nicht allein die Kräfte der Zerstörung, sondern vielmehr der Erneuerung und Verjüngung, denen aller vordergründiger Zerbruch dient.

Denn Gott, der alles in allem wirkt, hat tatsächlich auch ein schreckliches, unerträgliches Angesicht, ebenso wie Sein Gnadenantlitz, und wohnt und wirkt ebenso in undurchdringlicher Finsternis wie in undurchdringlichem Licht. Er vereinigt alle Gegensätze in sich, weil Er auch das Böse in den Dienst des Guten stellt. Wer das erkennt, kann auch sein furchterregendes Angesicht ertragen und sogar anbeten. Denn er erkennt ebenso dahinter das wahre, eigentliche göttliche Gnadenantlitz.

Christen jedoch, die im Namen Christi vermeintliche Satansanbeter und Hexen verfolgten und töteten, hatten vom wahren Geist Christi nichts erkannt, der jede äußerliche Gewalt verwirft, und waren selbst die eigentlichen Kinder der Hölle, während manche Hexen bei ihrer Verbrennung direkt in die Himmel auffuhren.

Darum soll sich der Jünger Jesu über den altgewohnten Bootsrand seines bisherigen engen Christus-Glaubens wagen, wenn Christus ihm in mitunter gespenstisch erscheinender Gestalt auch anderer Götter aus dem Völkermeer entgegen kommt, in der Gewissheit, dass Er es ist, wenn er den ihn vertrauten Liebesruf vernimmt. Dann wird er, wie auch die anderen Jünger im christlichen Boot, erkennen, dass es ihr Christus ist, den sie allein in ihrem Boot wähnten, wenn jener Jünger dann, wie Christus, über die Wellen laufen kann und keineswegs versinkt. Nicht alles ist okkult oder dämonisch, was vordergründig so erscheint. Nur die sehen überall teuflische Finsternis, die selbst noch von ihr umfangen sind.

In einer Vision sieht sich der Angesprochene schließlich in Gestalt eines Kreuzritters, der ein heidnisches Gottesbild zerschlägt, dann in Gestalt eines Bilderstürmers, der ein Marienbild zertrümmert, sowie in Gestalt eines christlichen Soldaten, der einen Koran verbrennt. Immer wieder erkennt er zu seinem Entsetzen sich selbst in dem zerstörten heiligen Kultobjekt. Schließlich von einem göttlichen Licht umgeben hört er eine Stimme, die zu ihm spricht: „Ich bin´s, Jesus, den du zerschlägst.“ Danach eröffnet Christus ihm die Bedeutung dieses Traumes: Jeder, der im Namen Christi psychische oder physische Gewaltbereitschaft entwickelt, verleugnet in Wahrheit Jesu Wesen und ist ein Diener Satans, der mit seiner destruktiven Raserei nicht nur der göttlichen Liebe schadet, sondern damit letztlich auch sich selbst zerstört. Christus warnt schließlich, dass alle Gewalt, die in Seinem Namen verübt wird, nicht ungerächt bleiben wird.

Dazu zählt Christus eine buddhistische Legende von einem Priester, der eine Ziege opfern will, die darüber zugleich weint und lacht. Als der Priester den Grund für ihr sonderbares Verhalten erfragt, erzählt sie ihm, einst in einem Vorleben selbst ein ebensolcher Priester gewesen zu sein und nunmehr als Opfertier das Geschick der Geopferten zu ihrer Läuterung erfahren müsse. Nachdem sie nunmehr erkannt hat, dass Gott Seine Gnade frei schenkt, ohne ein Opfer dafür zu fordern, ist sie erlöst und weiß, dass dies ihre letzte Opferung sein wird. Weinen muss sie allerdings über den Priester, der sie opfern will, weil ihm nunmehr dasselbe Geschick bevorsteht, wie sie es erleiden musste. Der Priester, von dieser Enthüllung überwältigt, will sie nicht mehr opfern und wird zu einem Ziegenhüter, so dass beide miteinander in den Himmel eingehen können. Jener Priester jedoch lässt sich bereitwillig in Opfertiere inkarnieren, um durch sein Leiden und Opfer das Opfer und Leiden der Gottheit an der Unkenntnis der Menschen zu offenbaren, wie es die Ziege einstmals bei ihm getan hat.

Irritiert über die Offenbarung, dass Christus sich in allen Religionen finden lässt, fragt sein Schüler, welchen Sinn dann noch die Mission macht, die Er doch den Seinen aufgetragen hat.

Christus erklärt, die Aufgabe der Mission ist es, die Hoffnung auf die Liebe und Gnade Gottes, welche in Gläubigen durch ihre Religionen geweckt worden ist, durch die Kündung des Christusgeschehens zu bestätigen. Nirgends nämlich wird Gottes vorbehaltlose Liebe so deutlich wie in ihrer selbstlosen Hingabe in Christus. Denn wie das Kommen Christi die Antwort auf den Bund mit Israel war, so auch die Antwort auf alle Bündnisse, die Gott in den verschiedenen Religionen mit allen Nationen geschlossen hat.

Entsprechend blieb auch der Bund mit Israel in seiner einzigartigen besonderen Eigentümlichkeit bestehen. Und wenn die Christengemeinde von der Erde genommen wird, wird dieser Bund wieder aufgenommen und Israel Jesus als seinen Messias erkennen. Schließlich wird Christus mit Seiner Gemeinde zurück kehren, um alle Verheißungen für Israel in Seinem Messiasreich zu erfüllen.

Gott ist mit Seinem Reden jedoch noch an kein Ende gekommen – weder im Judentum noch in den anderen Religionen. Und wie die jüdische Religion durch die Enthüllungen in Christus in einem gänzlich neuen Licht erscheint und auf das Christusgeschehen hin gedeutet werden muss, so ist es auch mit den anderen Religionen.

Damit haben die Christen nach wie vor den Auftrag, die versöhnungswillige göttliche Liebe zu künden, die alle Unversöhnlichkeit der Kreatur wegen der nicht verstandenen Notwendigkeit des Leidens überwinden will durch die Enthüllung von Sinn und Ziel des augenblicklichen erbärmlichen Daseins, sowie in der Versicherung „Ihr seid dennoch alle unendlich geliebt!“.

Dabei gilt es aber – wie bei Israel, so auch bei den anderen Religionen – die Glaubenswurzeln, die Gott sehr wohl schon angelegt hat, nicht auszureißen, sondern aufzugreifen und auf Christus recht auszudeuten. Wenn aber die Offenbarungen, die Gott jenen Völkern in Vorbereitung auf Seine Christusoffenbarung bereits gegeben hat, in Frage gestellt und angezweifelt werden, deren Wahrheitsgehalt und geistliche Kraft ihre Anhänger durchaus erkannt haben, können sie sich niemals der Christusoffenbarung öffnen, die doch nur Bestätigung ihrer Offenbarungen ist.

Christi Missionsbefehl wurde bislang nicht richtig verstanden und umgesetzt. Es gilt, bei den anderen Religionen wirklich ein-zugehen und auch die geistliche Kost selbst aufzunehmen, die dort angeboten wird. So erfahren beide Seiten Bereicherung in ihrem Glauben hin zur Vollkommenheit.

Freilich wurde die Botschaft der Avatare, die Gott in die verschiedenen Religionen gesandt hat, wie auch die Botschaften Seiner Propheten an das Volk Israel, nicht immer gehört. Dort wirken die Religionen tatsächlich noch mehr Tod als Leben, weil das göttliche Wesen der unendlichen Liebe, die einzig alles beleben kann, noch nicht erfasst worden ist.

In gleicher Weise wirkte auch das göttliche Gesetz im Judentum mehr Tod als Leben, weil es nur als göttliche Forderung verstanden wurde und weil verkannt wurde, dass dies zuerst auch das Wesen der Liebe ist, in welcher Gott ohne Vorbedingungen jedem Seiner Kinder begegnet, um alle als Liebesergriffene in dieses Wesen zu wandeln.

Wo dies nicht erkannt wurde, wurde die Thora zu einem Abgott, der anstelle des wahren Gotteswesens verehrt wurde, ein in sich toter Schatten, der nur Tod wirken konnte, anstelle von Leben. So gilt es, allen Religionen das göttliche Wesen der Liebe nahe zu bringen, wie Jesus dies den Juden nahe bringen wollte.

Denn in der befreienden Erkenntnis der allversöhnenden göttlichen Liebe wird jede Religion in ihrem wahren Wesen belebt, so dass ihre Früchte zur vollen Ausreifung gelangen können.

Das gilt sogar auch für das Christentum. Denn nachdem auch die Christen darüber klar und deutlich ernüchtert werden, dass das göttliche Gesetz sehr wohl immer seine Gültigkeit behält, so dass jeder ernten wird, was immer er sät, leben viele Christen noch in einem knechtischen Geist reiner Gesetzlichkeit unter dem Gesetz, als wäre dies selbst Gott. Sie erkennen nicht, dass Gott selbst das Wesen ist, das Er in uns reifen lassen will, und auch alles Gesetz mit seinem Gericht, das ihm folgen muss, doch nur zubereiten will und soll auf den Empfang der Gnade.

So wendet sich die Botschaft Christi nach innen wie nach außen – wie es auch bei Jesu Sendung an das Haus Israel war. Es gilt, alle Religiosität ihrer Sinnlosigkeit zu überführen und so die Verkehrung der Religionen aufzuheben, indem das vorbehaltlose Wesen der göttlichen Liebe verkündigt wird, die selbst hervorbringt, was Sie will.

Diese Botschaft wirkt verändernd, befreiend, nach innen wie nach außen – in die eigene Religion hinein, wie in die anderen Religionen. Sie befreit von einem unseligen knechtischen Dienstschaftsverhältnis zu Gott, der nur als strenger Rachegott und Richter wahrgenommen wird, und führt zu einem überaus beglückenden Kindschaftsverhältnis zu Gott, der als liebender Vater-Christus aller erkannt und dann auch erfahren wird.

Schließlich hilft der Dialog der Religionen über verschiedene Buchstaben, Bilder und Bekenntnisse, das gemeinsam ihnen allen innewohnende wahre Wesen aller Religionen zu erkennen, was wiederum von jedem für sich todbringenden Buchstaben, Bild und Bekenntnis befreit.

„Mission“ ist darum auch weniger ein Auftrag, als ein automatischer Ausfluss der persönlichen Erfahrung dieses verändernden göttlichen Liebeswesens. Wer dies erfasst hat, wird von ihm gedrängt und gedrungen, die Allversöhnung auszurufen und auf sie nach besten Kräften hin zu wirken. Von dieser Gotteserkenntnis geht eine Ausstrahlung aus, die selbst in gelassenem Schweigen andere fragen lässt und deren innerste Sehnsucht weckt.

Als die Menschen die göttlichen Erkenntnisse noch in Ich-Sucht und Ich-Verhaftung sich lediglich selbst zunutze machen wollten und ihr Gottsein in Gott selbstsüchtig nur eigennützig missbrauchten, da zerteilte Gott den „Stein der Weisen“, so dass jede Religion nur einen Splitter der Erkenntnis enthielt und in der hochmütigen Hochhaltung der eigenen Erkenntnis die ergänzenden Einblicke der anderen verkannte.

Erst wo die Demut gereift und der Eigensinn überwunden ist, wo die Unzulänglichkeit auch und gerade in Hinblick auf die eigene für sich bruchstückhafte Erkenntnis und die Lebensunfähigkeit eines jeden für sich selbst, losgelöst und nicht eingebunden in das universale Sein, wo diese Herzenseinsicht gereift ist, da öffnet sich das Herz auch für die anderen Splitter-Erkenntnisse. In solch demütig gewordenen, aufgebrochenen Herzen fügt sich der „Stein der Weisen“ wieder zusammen; die finden schließlich die geistliche allchemische Formel, dass sie Christus gleich und ebenbürtig als ebenso geliebte unverlierbare Gotteskinder über die Elemente herrschen können. Denen wird wahrlich nichts unmöglich sein – was auch nötig sein wird, wenn sich die widergöttlichen Mächte in einem letzten sinn- und hoffnungslosen Widerstand gegen die alles überwindende Allmacht der göttlichen Liebe in einem letzten Kraftakt der Verzweiflung aufmanteln werden.

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