4 Die Achamoth und Ihre Avatare

(Bhagavadgita IV,1-42)

Wie es zum kosmischen „Tohu wa Bohu“, zu Chaos und Durchwühlung in den Himmeln kam,
und warum auch die Engel das Sühneopfer des himmlischen Melchisedek bedurften

Schon den ersten Menschen war das Evangelium der göttlichen Selbsthingabe verkündigt worden;
und die göttliche Liebe teilte sich- weltweit! – immer wieder durch Avatare der Liebe mit.

Wie das Herz fest wird – in der Besinnung auf die alles gänzlich frei mit sich schenkende Liebe.

Ich habe noch kein Buch gelesen, dass so radikal inter-religiös, so super-integrativ
und offen in Bezug auf die Einsichten anderer Religionen
und zugleich so radikal christo-zentrisch ist! –
für mich ein Beweis, dass Jesus wirklich die exklusive Offenbarung und Enthüllung
der all-inklusiven, all-integrativen Wirklichkeit der universalen Gottheit ist.
Wenn das stimmt, dann müsste Jesus Christus
tatsächlich im mystischen Sinne der absolute All-Eine sein.

Christus gehört nicht nur den Christen! – sondern allen, die um die göttliche Liebe wissen!

zum SXP-Kapitel
zum Anhang

→ Die Antwort: Einstimmung /Covertext

→ Die Antwort: Vorwort
→ Die Antwort: Inhaltsübersicht
→ zum letzten Kapitel
→ zum nächsten Kapitel

Kapitel 4 „Die Achamoth und Ihre Avatare“ zeigt den Weg, den die himmlische „Achamoth“, die göttliche „Weisheit“, die sich uns in der Person Christi schließlich geoffenbart hat, von allen Uranfängen an beschritten hat und unaufhörlich weltweit beschreitet, um sich aus den höchsten Höhen in die niedrigsten Niederungen zu begeben und Ihr befreiendes Licht überall aufleuchten zu lassen, schließlich, wie Sie sich dabei von jeher Ihrer Avatare bedient, in die Sie selbst eingeht, um unter den Menschen zu sein und ihnen Ihre befreiende Erleuchtung zu bringen. Außerdem werden Wege aufgezeigt, wie diese Erkenntnis gefunden und gestärkt werden kann.

Im Uranfang entäußerte der Herr sich selbst aus Seinem ewigen zeitlos-überzeitlichen Sein heraus in Sein allererstes himmlisches Geschöpf, das in der unzugänglichen Herrlichkeit des himmlischen Allerheiligsten thronte, um die sich alle Ewigkeiten der Himmel entfalteten und durch das alle Götter erschaffen wurden.

Als erstes himmlisches Wesen nach sich selbst erschuf der Herr ein unvergleichliches Licht- und Herrlichkeitswesen, das jedoch später zur räuberischen Rahab und teuflischen Tiamat, der satanischen Schlange werden sollte.

Die Ursprünge der himmlischen Wesen liegen in der Ewigkeit, so dass sie an ihre Anfänge so wenig Erinnerung haben, wie die menschlichen Seelen häufig um ihre Präexistenz wissen. Weil die Engel der Ewigkeit angehören, in der es kein irdisches Leiden gibt, wird auch ihre spätere Läuterung, bei denen, die gefallen sind, ungleich qualvoller und endloser sein, als die irdischen, zeitlichen Leiden, durch welche die meisten irdischen Seelen ihre Läuterung erfahren. Daran zeigt sich, dass dieser Zeit Leiden nicht nur ein Nachteil ist.

Den Engeln wurden vom himmlischen Christus als den Ersten ihre Ursprünge in der Gottheit verkündigt, sowie, dass im Wesen der göttlichen Liebeshingabe, die sich über alle Geschöpfe allen Geschöpfen mitteilen will, die große universale Glückseligkeit liegt.

Dies wollte das Haupt der Sonnen-Dynastie jedoch nicht wahrhaben, sondern überhob sich angesichts seiner alle überstrahlenden Herrlichkeit und beanspruchte schließlich den Sitz der höchsten Gottheit. Dafür wurde dies höchste Wesen samt den ihn verfallenen Engeln von Christus, der aus Seinem himmlischen Allerheiligsten heraus in die Engelswelt trat, zurück geschmettert. Sein inneres wie äußeres Wesen verwandelte sich in eine bestialische Schreckensgestalt, die seither von allen Wesen gefürchtet wird:

Nachdem der Herr nämlich (vorher schon) von Anfang an erkannt hatte, was im Herzen dieses Seines ersten Widersachers, des Satans, schwelte, hatte Er ihn zum Aufbegehren gereizt – mit der Eröffnung, aus dem unteren Kosmos ein Geschlecht erstehen lassen zu wollen, das einst noch über die Engel gesetzt werden soll, welchem überdies bis dahin die Götter bereits jetzt schon als Wächter und Patrone, Vormünder und Erzieher, sowie Vermittler der göttlichen Gnadenzuteilungen dienen sollten.

Dadurch fühlte sich jenes höchste himmlische Wesen, das daraufhin zum Satan, dem Erz-Widersacher, wurde, zurück gesetzt und verächtlich behandelt, was seine Eifersucht gegen das Menschengeschlecht weckte, das er seither zu unterjochen und zu vernichten sucht.

Dass das Aufbegehren des Satans und der ihm verfallenen Engel jedoch nicht unversehens durch verzehrendes Feuer aus der Herrlichkeit Gottes beantwortet wurde, irritierte selbst die himmlischen Wesen zutiefst, weil selbst sie von der Erhabenheit und Stärke der göttlichen Liebe noch keine Ahnung hatten. So waren sie verunsichert darüber, ob der Satan am Ende doch Gott ebenbürtig war und seine Behauptung, Gott gleich zu sein, stimmte, wodurch sich eine diabolische Verfinsterung von „Tohu wa Bohu“, „Irrung und Verwirrung“ auf alle Himmel legte.

Dies hatte schließlich den himmlischen Christus dazu veranlasst, aus dem Licht des Allerheiligsten zu treten, um Sein Licht in diese Verwirrung zu bringen und die Engel in Ihm unterstellte Kräfte des Lichtes und dem Satan unterstellte Kräfte der Finsternis zu scheiden.

Wegen der Verunsicherung der Himmlischen wurde dem Satan und den Seinen jedoch weiterhin ein Stimmrecht im himmlischen Götterrat gewährt, der über die Geschicke der Menschen befindet.

Da selbst die Himmlischen über die Schonung, welche die aufständischen Heere Satans erfuhren, irritiert wurden, ob Gott jenen am Ende doch nicht gewachsen wäre, bedurften auch selbst die Engel ein Sühneopfer. Dies erbrachte Christus als der himmlische Hohepriester Melchisedek, als welcher – wie Jesus von sich bezeugte – Christus bereits dem Abraham gegenübertrat, um ihn Sein Abendmahl zu reichen.

So starb Christus zuerst als Engel für alle Engel, wie hernach als Mensch für alle Menschen – und Jesus tat auf Erden nur, was Er den Vater, jenen Geist, in höheren Dimensionen ebenso tun sah. Damit erstreckt sich das Sühnewerk des sich für alle hingebenden Christus-Gottes, in dessen jeweiligen Erscheinungsformen – in den Himmeln wie auf Erden – jeweils die ganze göttliche Drei-Einigkeit innewohnt, über alle Äonen.

Gott starb in den Uranfängen nach Seiner ewigen Gottheit, um als Engel wiedergeboren zu werden, dann als dieser Engel, um als ein Engel in Menschengestalt wiedergeboren zu werden, schließlich als dieser Mensch, um als Mensch in Engelsgestalt wiedergeboren zu werden. So vereinigte Christus in sich auch die zwei grundunterschiedlichen Gattungen der Himmlischen und Irdischen.

Zugleich zeigt sich an dem Heilswirken der Gottheit, dass diese selbst mehrere Wiedergeburten an sich vollzog, was ein Indiz dafür ist, dass auch die menschlichen Seelen, die in allem ein Ebenbild der Gottheit sind, mehrere Wiedergeburten durchlaufen. Das ist das göttliche Yoga, das aller irdischen Kreatur auferlegte Joch zu ihrer Läuterung und göttlichen Vervollkommnung in Liebe.

Die Gottheit lehrte folglich schon den Himmeln, allen voran dem Haupt der Sonnendynastie, das zum Satan wurde, wie in Ihrem Liebeswesen Heil und Befreiung zu finden sei. Dennoch ging dieses Wissen bereits in den Himmeln – unter den Fallwesen, den abgefallenen Engeln – verloren. Wenngleich Christus als himmlischer Melchisedek Sein Versöhnungswerk dadurch aufrichtete, dass Er sich von Seinen himmlischen Widersachern zerfetzen ließ, was ein beispielloses Geschehen in der Himmelswelt blieb, so können die Teufel, die Sein Versöhnungsangebot auf diese furchtbare Weise ausschlugen und verschmähten, nicht glauben, dass ihnen gerade dadurch die Versöhnung zuteil werden sollte. Sie ahnen nur angstvoll die Höllen der Verdammnis, die ihnen – zuvor, zu ihrer Läuterung – bevorstehen.

Ebenso wie in den Himmeln ging aber auch auf Erden der Weg zum Heil durch die frei sich schenkende göttliche Liebe bald verloren: Denn schon bereits nach ihrem Sündenfall wurde den Ur-Ahnen der Menschheit verkündigt, dass Christus als der Frauensame durch Preisgabe Seines Lebens der Schlange das Haupt zertreten würde.

Als prophetisches Zeichen opferte der Herr damals sogar ein Tier, mit dessen Fell Er die Scham und Blöße der gefallenen Menschen bedeckte, dass sie wieder vor Ihn treten konnten – und richtete so selbst den Opferdienst ein. Dies war jedoch bereits bei dem Adamssohn Kain wieder in Vergessenheit geraten, der anstelle eines Opfertieres, wie sein Bruder Abel, selbstherrlich die Früchte des Feldes, die Erträge seiner eigenen Arbeit und Leistung, dem Herrn als Opfer darbrachte – in dem Irrglauben, vor Gott seine eigene Gerechtigkeit aufrichten zu können und zu müssen.

So kam das wahre göttliche Yoga, dass allein in der Betrachtung des Heilswerkes, das Christus für uns tut, Erlösung liegt, schnell in Vergessenheit, wie sehr auch die Engel und Mittler, die Geister Gottes gegen die Geister des Verdrehers um die rechte Ausstrahlung und Ausdeutung der vielen Gottesbilder und heiligen Schriften rangen, die aller Welt gestiftet wurden. Denn vor allem in ihren Anfängen waren alle Menschen noch Kinder des Zorns, dem Geist des Zorns erlegen, und kannten nichts anderes als Zorn.

Darum offenbart nunmehr Christus erneut Sein göttliches Joga, das große Mysterium Seiner frei sich schenkenden Liebe. Das ganze Leben des Empfängers dieser Botschaft war auf diese Offenbarung ausgerichtet.

Jener ist darüber ebenso beglückt wie betrübt. Hatte Christus sich denn über viele Jahrtausende seit den ersten Geschöpfen – im Himmel wie auf Erden – nicht mehr mitgeteilt, erst wieder in Jesus von Nazareth? Christus wiederholt Seine Enthüllung, dass Er schon unzählige Male auf Erden war, ebenso wie Sein Schüler.

Er, Christus, die göttliche Achamoth, ist in Zeiten des Umbruchs immer wieder in Seine Avataren eingegangen, um in ihnen geistlich wieder geboren zu werden und Gestalt zu gewinnen, wie diese in Ihm. Ebenso kann auch heute noch jeder Christ seiner Umwelt wahrhaft zum „Christus“ werden, wie jeder Buddhist zum „Buddha“, einem in der Achamoth Christi erleuchteten Erleuchter, der den Bodhisattva-Weg beschreitet, um allen Menschen die befreiende Erkenntnis von der Wahrheit der göttlichen Liebe zu bringen. So ist die göttliche Achamoth tatsächlich in viele Avatare vollends eingegangen, um sich den Menschen mitzuteilen. Ihre totalste Inkarnation aber ist in der Person Jesu von Nazareth sichtbar.

Darum gibt es tatsächlich viele Erlösergestalten, welche wahrhaftig die göttliche Erlösung nahe bringen und vermitteln, und ihre Verehrung und Beanspruchung reizt die göttliche Liebe keineswegs zur Eifersucht. Letztendlich aber ist es immer Jesus Christus, der in all diesen Erlösergestalten im Himmel wie auf Erden zu sehen und zu erfahren ist.

Wer seine Zuflucht in Gottes Liebe sucht, besonders gefördert durch Versenkung in betrachtendem Gebet, begleitet von Askese, kann die vollkommene Christus-Natur erlangen. Gott nimmt aber alle, die Seine Liebe suchen, in Seiner Liebe auf, auf welchen Weg auch immer sie – gemäß ihrer Eigentümlichkeit, ihrem Fassungsvermögen und ihrer religiös-spirituellen Prägung – sich Ihm nahen. So darf und soll Ihn jeder auf seinem eigenen Weg finden.

Lediglich jene, die an Oberflächlichkeiten haften bleiben, sich den Götterbildern und den Gesetzen ihrer Religionen und Bekenntnisse unterwerfen, dringen nicht zum Eigentlichen durch, verbleiben in der Verhaftung und damit unter dem Karma. Jedoch macht Christus sich auch dies zu nutze, um alle zu Seinem Heil zu führen.

Denn Christus wirkt in allem. Doch Gottes All- und Alleinwirksamkeit schließt die Freiheit des Wollens und Wirkens Seiner Geschöpfe nicht aus, sondern ein. Den Raum, den Seine Ruach einnimmt, nimmt Seinen Kreaturen nicht ihren Freiraum, sondern entfaltet und schafft diesen vielmehr. Dennoch bleibt alles Seiner Vorsehung hin zum Guten unterworfen, in der Er alles, was ist, erkannt und gesetzt hat.

Die göttliche Liebe, die sich allen schenkt, die in Jesus Christus am deutlichsten zu Tage tritt, wurde aber von je her auf vielfältigste Weise geoffenbart, so dass es überall auf der Welt schon immer Liebesergriffene gab, die in dieser Liebe wandelten und Christus mit all Seiner Liebe für alle verkörperten und ausstrahlten.

Wer weiß, dass alles dem Wirken der selbstlosen göttlichen Liebe unterworfen ist, die restlos alles zum Heil führt, wird innerlich frei von Selbst-Verhaftung und Eigennutz, weil er erkennt, dass kein zweck-gebundenes Handeln notwendig ist, um das Heil zu erlangen. Der erkennt auch, wer in dieser Erleuchtung schon freigesetzt und wer noch von Unwissenheit umfangen und darum an sich gebunden ist. Er kann aber den Uneinsichtigen ebenso wie den Einsichtigen in gleicher Weise in Liebe wie Gelassenheit begegnen und muss auch um die nicht bangen, die sich noch auf irrigen Abwegen befinden. So ist er frei von jeglicher Verhaftung, denn für ihn ist alles gut. Ein solcher Mensch befindet sich immer im Yoga und erkennt alles, was ihm widerfährt, als Lektionen seines gütigen Herrn, der ihn in allem reifen lassen will. Er setzt sich ein für die universale Aussöhnung aller Wesen mit sich selbst, Gott und untereinander, mit dem Ziel, das überall die allinnewohnende göttliche Liebe hervortreten kann.

Wer im Vertrauen auf die Liebe Gottes, die alles zu ihrer Zeit richten wird, auch seine eigenen Unzulänglichkeiten ertragen kann, dass er nicht mehr meint, diese durch überzogene Kraftakte bezwingen und sich künstlich zurechtbiegen zu müssen, der sündigt nicht, selbst wenn er im Vertrauen auf die Gnade sündigt. Denn nur, was aus mangelndem Vertrauen auf die Liebe Gottes vollzogen wird, selbst wenn es eine an sich gute Tat ist, ist Sünde.

Ein solcher Mensch wird frei von jeder Verhaftung, kann dankbar alles genießen, was ihm die göttliche Liebe zuteilt, damit er sich daran erfreuen mag, und sieht umgekehrt auch ihm zugemutete Entbehrungen als Bereicherung und als eine Hilfe zum inneren Wachstum. Er erkennt in allem die Lektionen zu seiner Ausreifung aus der Hand der gütigen göttlichen Liebe, nimmt alles gelassen an und urteilt nicht mehr nach menschlichen Kategorien, dass er unterscheidet zwischen vermeintlichem „gut“ und „böse“.

Der Schüler Jesu ist darüber entsetzt und fürchtet teuflische Verführung: Ist das nicht ein Freibrief zu ungehemmter Sünde? Christus erklärt, dass die teuflische Verführung von zweierlei Gestalt ist: Die eine ist, ein unbeschwertes Leben in Freiheit – auch zum Sündigen – genießen zu können, gäbe es nur außerhalb von Gott, in Gott nur Entbehrung, keine wahre Erfüllung, kein Glück; die andere ist, dass man Gott nur durch Verzichtübungen an allem, was Freude macht, wie dem unermüdlichen Streben nach vermeintlicher Heiligkeit gewinnen könne, was auf Dauer sauer und unzufrieden macht, schließlich irgendwann von dem unerreichbaren Ziel, Gott je zufrieden stellen zu können, abfallen lässt.

Der von diesen Verkehrungen befreite Gläubige weiß sich geliebt und gehalten in allem, ob er nun sündigt oder nicht: Der kann sich in allem an der Liebe Gottes freuen, die ihm in allem freie Hand gibt, ohne aufzuhören, ihn zu lieben. Er genießt Freiheit selbst zur Sünde, wenn er diese infolge seiner Unreife noch für einen unwiderstehlichen Genuss und Gewinn hält. So weiß er darum, dass ihn allein die Langmut der göttlichen Liebe allmählich reifen lässt in einem natürlichen Wachstumsprozess, den man nicht künstlich beschleunigen und manipulieren kann, sondern getrost der göttlichen Liebe überlassen darf. Das ist ein Vertrauen, das Gott ehrt in allem – selbst im tapferen Sündigen im Vertrauen auf die Gnade.

Dem Erleuchteten ist Gott alles: Von Ihm, durch Ihn und zu Ihm ist alles Wirken. Darum weiht er all sein Handeln – ungeachtet der gebrauchten Götterbilder – immer Christus, Gott. Mag er seine Sinne im Alltag auf Gott konzentrieren, um Seine Alldurchwaltung zu erspüren, oder aber durch Rückzug alle Sinneseindrücke ausschalten, um sich auf die Wahrnehmung der all-immanenten Transzendenz Gottes zu konzentrieren, oder aber seine ganze Vitalkraft ins Handeln geben, die aus der Liebe für die Liebe wirken will: – auf welche Weise auch immer jemand sein Eingehen in die Vollkommenheit Gottes, nicht seine eigene Vollkommenheit vor Gott, sucht, wird innerlich freigesetzt.

Auch Yoga und Meditation durch Besinnung auf den Atem können helfen, die Gottheit in allem zu erspüren und sich als Teil der Gottheit zu erfahren, was die Seele über die Maßen beruhigt und befriedet. Die Einübung in Enthaltsamkeit kann diese Selbst- und Gotteswahrnehmung noch unterstützen, weil sie hilft, sich vom Ego zu lösen.

Wer jedoch nur selbst-bezogen, selbst-süchtig lebt, sich nicht als Teil der All-Seele erfährt und gefunden hat, gleicht einer Krebs-Zelle in einem Organismus, die nur von diesem nimmt, ohne zurück zu geben, und nur zurück gibt, wenn sie sich einen persönlichen Vorteil davon verspricht. Solch eine Seele empfindet alles um sich als Fremdkörper, wie sie selbst einem wuchernden Fremdkörper im Gesamtorganismus gleicht, der diesen nur bedrückt und bedrängt. Sie ist gänzlich abgeschnitten vom Universalen, in sich tot, entzweit mit der Welt, mit Gott und letzten Endes auch mit sich selbst, weil sie an ihrer inneren Bestimmung und ihrem eigentlichen Sein vorbei lebt, beide übergeht und sich damit selbst schädigt.

Nur wer sich in die Allwirksamkeit der göttlichen Liebe zur Liebe hin eingebunden weiß, wird frei von sich selbst und seiner Verhaftung an das Karma. Wer in dieser Erkenntnis handelt, – wie schlicht, einfach und unscheinbar es auch erscheinen mag, was er tut! – der handelt in der Vollendung eines mit Gott geeinten Wesens. Dieses einfache kindlich-naive Vertrauen auf die göttliche Liebe in allem ist keineswegs ein niederes Wissen, sondern die höchste Gottes-Erkenntnis, die je erlangt werden kann.

Aufopferungsbereiten, demütig und geduldig dienenden Lehrern soll man sich lernwillig ergeben, um von ihrem Geist zu empfangen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie mehr Hörende und Sehende sind, als Redende, die gesehen und gehört werden wollen. Sie setzen niemanden unter Druck, sondern fördern die Entfaltung der Freiheit, die Stärkung ihrer Schüler, ihren eigenen Weg zu finden. Wenn ihre Lehren aus dem Geist der Liebe kommen, sollten sie als die Lehren Christi geachtet, bewahrt und beherzigt werden.

Auch der größte Sünder wird durch die Kraft der göttlichen Liebe irgendwann verwandelt. Die Erkenntnis der Liebe Gottes ist das höchste Gut, von unwiderstehlicher Kraft, die alles verändern kann. Wer die Wahrhaftigkeit der göttlichen Liebe erkannt hat, wird durch diese Erkenntnis umfassend freigesetzt. Wer aber noch seinen Dünkeln und Zweifeln erlegen ist, wird daran zugrunde gehen, bis in ihm unstillbares Verlangen nach wahrer Erkenntnis erwächst, die ihn schließlich irgendwann zur Erkenntnis der göttlichen Liebe führt.

So gilt es, das Herz in den Worten der Liebe und Gnade zu festigen, bis aller Zweifel und alle Angst ihren Sitz im Herzen verloren haben, welcher allein der göttlichen Liebe gebührt. Welche Seele sich so unter die Liebe Christi demütigt, dass sie alle Sorgen aufgibt, indem sie Ihr restlos alles zutraut, die wird von Ihr erhöht werden.

→ zum Original-Kapitel IV in der »Satya ›P‹raha«


Der Anhang zu Kapitel 4, „Überzeitlichkeit“, beschäftigt sich mit dem Thema, wie sich die in der Menschwerdung Christi kulminierte Heilsgeschichte aus der Perspektive der Himmlischen, also der überirdischen Engel und Götter, dargestellt und entwickelt haben mag.

Der Autor ist sich bewusst, dass seine Erwägungen sich wie hoch-spekulative Fantastereien anmuten könnten, verweist aber auf Geschichten, denen ähnliche Erwägungen zugrunde liegen müssen – wie etwa der Film „Im Auftrag des Teufels“, wo Letzterer die Zeit so oft zurück drehen kann, bis sein sich ihm zunächst zu entziehen suchender Sohn doch seinen Versuchungen erliegt, die ihm zugedachte Rolle des Antichristen zu übernehmen, oder aber die weit ältere „Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens (von 1843), wo ein kaltherziger Geizhals von den Engeln der vergangenen wie künftigen Weihnacht zur Umkehr bewegt wird, indem sie ihn einerseits sehen und miterleben lassen, was ihn zu dem eiskalten Klotz hat werden lassen, der er ist, sowie, welche Zukunft ihm blüht, wenn er sich nicht mehr erweichen lässt.

So hoch-spekulativ die Erwägungen des Autors folglich auch scheinen mögen: Sie könnten doch der überirdischen Wirklichkeit und Wahrnehmung der Engel entsprechen, die in einer weit höheren Sphäre existieren, so dass deren Existenzform zwingend all unsere Vorstellungen sprengen muss.

Der Autor geht davon aus, dass sich in der Sphäre der Engel alles in einer gewissen Überzeitlichkeit abspielt. Wir Irdischen sind rein lineare Wesen – das heißt: wir bewegen uns auf der Zeitlinie wie ein Punkt und haben als Handlungsspielraum immer nur den flüchtigen gegenwärtigen Augenblick, der die Zukunft unweigerlich in unwiderrufliche Vergangenheit wandelt. Das Sein Gottes dagegen weilt in total zeitloser Überzeitlichkeit, in der alle Zeiten in einer ewigen Gleichzeitigkeit zusammen fallen, so dass Er immer am Ende aller Zeiten wie vor aller Zeit steht und in alle Zeiten frei einwirken kann. Die Engel oder Götter befinden sich in einer Art „Zwischensphäre“, was heißt: sie können einmal unsere Zeitlinie über einen bestimmten Zeitraum von Jahrzehnten oder Jahrhunderten einschauen UND – das ist das Entscheidende: – in sie noch einwirken, ihren Verlauf also noch ändern; ebenso können sie auch bereits ihre eigene Zukunft – und sich selbst in dieser Zukunft! – in einem gewissen Grad bereits sehen und den künftigen Zeitverlauf noch abändern, indem sie anvisierte künftige Taten, deren Folgen sie sehen, doch noch unterlassen, oder auf Aktionen ihrer Gegenspieler, die sie in der Zukunft sehen, reagieren, bevor letztere diese überhaupt tatsächlich ausüben.

Für die Engel ist also gleichsam nicht nur ein fixer Zeitpunkt, sondern eine gewisse Zeitspanne Gegenwart, in der sie agieren und reagieren können, wodurch sie in die von ihnen einsehbare eigene umkämpfte Zukunft ständig einwirken und diese in einem bestimmten Umfang noch abändern können.

Diese verschiedenen Zeitebenen erklären, wie die eine Person Gottes sich zugleich in drei Personen – als Vater wie Sohn wie Geist – gegenübertreten kann:

Einmal ist es wirklich der Vater SELBER, der sich erst – in den Uranfängen – in den Geist, das erste himmlische Geschöpf, mit dem die Schöpfung ihren Anfang nimmt, entäußert, dann als dieser Geist und „Engel des Herrn“ das Volk Israel auf Seine Niederkunft vorbereitet und schließlich in einer weiteren Entäußerung zum Menschen Jesus wird, und dann, nach Seiner Auferstehung und Himmelfahrt wieder zum Herren-Engel geworden, als Geist zu den Seinen zurück kehrt, um die ganze Welt zu gewinnen und alsdann – in der Vollendung der Äonen – mit der gesamten zurück gewonnenen Schöpfung wieder in den Vater ein- und aufzugehen, der Er ursprünglich und zeitlos überzeitlich zu allen Zeiten, die in Seiner Ewigkeit zu ewiger Gleichzeitigkeit zusammenfallen, doch immer blieb. So wird der Vater zum Geist, dann zum Sohn; der Sohn wiederum zum Geist, dann zum Vater – und bleibt dabei doch immer ein und die selbe EINE Person des Christus.

Zugleich aber begegnen sich Vater, Sohn und Geist auch als Gegenüber wie drei unterschiedliche, je für sich eigenständige Personen: und dies erklärt sich aus dem Umstand, dass Christus im Zuge des Prozesses Seiner Entäußerung wie Himmelfahrt auf verschiedenen Zeit-Ebenen – mit unterschiedlichem Wirk-Spektrum auf unsere Zeitlinie! – existiert und darum – ähnlich wie in Science-Fiction-Filmen ein Zeitreisender – sich selbst in Seiner eigenen Vergangenheit begegnen kann.

Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu ist damit ein Prozess raum-zeitlicher Entgrenzung, in dem Jesus, als Mensch gestorben, als Geist wieder erweckt wird, und als dieser Engel schließlich sogar über alle Engel erhoben wird, sich bei Seiner über die Sphären der Götter hinaus gehenden Himmelfahrt hin zum All-Vater zugleich über alle Räume und Zeiten ausdehnt. Nur so ist es möglich, dass Christus den geistlich verklärten Leib des Auferstandenen bereits Seinen Jüngern beim Abendmahl reichen kann – ja, mehr noch: der Auferstandene selber bereits der Jungfrau Maria vor ihrer Empfängnis, und sogar schon dem Abraham als der himmlische Melchisedek. Petrus schildert, dass der (wohlgemerkt) nach-österliche (!) Geist des Auferstandenen den Propheten der Vorzeit – gleichsam aus Seiner Erinnerung – das Geschick Jesu gekündet hat, ja, selbst bereits Noah vor der Sintflut zu seinen mahnenden Predigten inspiriert hat.

In der Kraft dieses wieder-erstandenen Heiligen Geistes und Engels des Herrn wirkte schließlich auch der Mensch Jesus – in der Kraft des Vaters, wie Er dieses, Sein künftiges „alter Ego“ nannte. Dies, in den Himmeln vor seinem letzt-gültigen Real-Werden von den Engeln bereits ersehen, suchte Satan zu vereiteln, indem er jenen Engel des Herrn, der sich dem Satan und seinen Heeren mit einem letzten Versöhnungsangebot vor der Durchsetzung dieser Heilsgeschichte im irdischen Messias allein stellte, nieder machte. Zu seinem Entsetzen musste der Satan jedoch feststellen, dass der dem irdischen Jesus von oben bevollmächtigende und leitende Heilige Geist damit aber nicht aus der ersehenen Zukunft verschwand. Dies ließ nur einen Schluss zu: Der vermeintlich vom Engel des Herrn `gezeugte´ Jesus war in Wahrheit dessen irdische Wiedergeburt nach des überirdischen Melchisedeks himmlischen Tod – und der Satan selbst hatte mit der Hinschlachtung des himmlischen Melchisedek genau die Zukunft in Gang gesetzt, die er vereiteln wollte.

Damit blieb Satan nichts anderes mehr übrig, als jenen nun allzu verletzlichen irdischen Jesus irgendwie zur Strecke zu bringen. Denn wenn Jesus irgendeiner Versuchung des Satans erlag, so wähnte der Widersacher wohl, hätte er sich nicht mehr – nach überstandener irdischer Prüfungszeit – wieder in jenen Herren-Engel verwandeln können, der Jesus während Seines Erdenlebens aus der überirdischen Zukunft half. Schließlich blieb dem Satan, weil Jesus all seinen Anläufen widerstand, schließlich am Ende nur als letzte Option, Jesus ebenfalls abzuschlachten, wie er zuvor den himmlischen Melchisedek vernichtet hat. Denn wer hätte ihn dann noch erwecken sollen? – wenn mit Jesus auch Sein himmlischer Vater, der Heilige Geist, der aus Ihm wieder hervorgehen sollte, endgültig ausgemerzt war!

Dann aber geschah das große Wunder: Jesus, und damit auch der himmlische Melchisedek und Engel des Herrn, der Heilige Geist, wurde aus dem Tod wiedererweckt und selbst über die Götterhimmel und alle Engel erhoben zum Gott von Gott – von einer dritten allerhöchsten nochmals – selbst gegenüber den Göttern – jenseitig erhaben thronenden Gottesperson, der des eigentlichen Vaters, deren unbestreitbare Existenz sich allen Widersachern zu ihrem Entsetzen wohl auch da erst enthüllte …

→ zum Original-Kapitel IV in der »Satya ›P‹raha«
→ zum nächsten Kapitel