9 Suchen und finden

(Bhagavadgita IX,1-34)

Erhabene „Ich bin“-Worte schildern Christi universales Sein.
All diese herrlichen Erscheinungen Christi
werden jedoch in den Schatten gestellt
von der Seiner hingebungsvollen Liebe.

Das ist das größte Geheimnis: die stets zugewandte göttliche Liebe,
die auch den größten Verbrecher und Versager heilig spricht
und aus seinen kleinen Anfängen Großes werden lässt.

Wer auf diese Liebe vertraut – hinlänglich seiner Religion –
wird nicht zuschanden werden.

Hier findet man!

Die Worte lassen einen nicht derselbe bleiben. Dieses Buch hat die Kraft, zu verwandeln.

Dies erweist sich wirklich als das einzige Fundament, das immer trägt und erhebt:
„Ich bin mit allen unverlierbar geliebt.“

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Kapitel 9 „Suchen und finden“ enthüllt nochmals in aller Deutlichkeit das letzte Geheimnis aller Gottes-Geheimnisse, das Mysterium aller Mysterien – das große Christus-Mysterium: Wer von ganzem Herzen auf die un-endliche, bedingungs-lose, un-bedingte und damit un-verlierbare göttliche Liebe vertraut und sich darin gründet, wird – ungeachtet seines Glaubens und seiner Religion – nicht zuschanden werden. Denn der Herr ist reich für alle, die Sein Liebeswesen suchen.

Dafür aber ist Vertrauen notwendig, dass Gott nichts als Güte ist und darum alles für ausnahmslos alle gut werden lässt. Wem es daran mangelt, wer nicht in der Gewissheit, fest in der göttlichen Liebe geborgen zu sein, verankert ist, der bleibt in der verhängnisvollen Kette irdischer Wiedergeburten.

Denn es ist zwar so, dass alle in Gott sind, jedoch nicht Gott in allen. Das ist es, was Christus damit gemeint hat, dass sie alle in Ihm wieder geboren werden müssen. Ihr inneres Licht, das verloschen ist, muss von Seiner Liebe neu entzündet werden, so dass sie wieder in Seinen Geist eingehen, aus dem sie sind.

In dem Erwachen ihres göttlichen Selbst-Bewusstseins, sich selbst-ursächlich selbst bestimmen und setzen zu können, sind nämlich zunächst alle Gotteswesen aus der Gottheit heraus gefallen – in dem Irrwahn und der Hybris: „Ich! Gott! Der Nabel der Welt! Und sonst keiner mehr!“ Darum ist Christus in die Welt eingegangen, um alle wieder in sich zurück zu holen.

Und wenngleich allen Geschöpfen in ihrer Gottgleichheit ein freier Wille gegeben ist, so ist Gottes Wille in Seiner Unendlichkeit darüber doch nochmals frei erhaben, so dass Er alle Seine Wesen, wie Er sie von Ewigkeit her als die Seinen, aus Ihm, erschaut hat, sich wohl auch wieder zuzuführen weiß.

Schon in ihrer Atmung haben alle Wesen Anteil an dem allgegenwärtigen lebensspendenden Atem Gottes. Und auch, wenn sie selbst dies nicht wissen, noch verstehen, schenkt ihnen allein schon die Konzentration auf ihren Atem innere Ruhe, weil ihr Atem weiß, dass er in dem Atem Gottes ist.

Gott ist aber nicht nur eine all-innewohnende unpersönliche Allgegenwart, sondern tritt Seiner Schöpfung zugleich als eine jenseitige Person gegenüber. Dies ist möglich, weil Er sich selbst als Geschöpf aus dieser Schöpfung und damit als geschöpfliches Gegenüber zu all Seinen Geschöpfen erkannt und erwählt hat, so dass die Schöpfung auch um Seiner selbst willen besteht, wie Er für die Schöpfung.

Darum auch ist – wiewohl Gott allen Wesen und Erscheinungen innewohnt und sie alle Entfaltungen Seines universalen Wesens sind – das Menschengeschlecht in besondere Gottesebenbildlichkeit gesetzt und darin wiederum das Volk Israel besonders erwählt, weil die ewige Gottheit sich von je her als den Menschen Jesus von Nazareth aus dem Geschlecht Israels erkannt hat.

Denn wie die Schöpfung vom Schöpfer ist, so ist der Schöpfer durch die Schöpfung, Schöpfung und Schöpfer in ihrer Existenz ewig ineinander verschlungen, einander bedingend, einander zugeordnet. So ist in Christus, der zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch ist, Schöpfer und Schöpfung von je her eine untrennbare Einheit; Christus erlangt Seine ewige göttliche Vollendung in einem geschöpflichen Werden, das alle Schöpfung in Seine Verherrlichung mit einbezieht, so dass am Ende alles eine verherrlichte Einheit wird, wie sie die Gottheit ewig in sich vorfindet und sieht.

Augenblicklich stehen die meisten geschöpflichen Wesen jedoch noch unter der Macht und dem Einfluss eines Un-Geistes, der sich – ihnen gleich – selbst für den alleinigen Gott hält und darum alle unter seinen Willen zwingt. Doch beständig muss dieser satanische Geist Seelen an Christus frei geben, welche dieser für sich gewinnt.

Welche so freigesetzt sind, die singen und spielen der göttlichen Liebe, in Beglückung über Ihre unaufhörlichen Zuwendungen, immerfort mit unaussprechlichen Seufzen in ihrem Herzen und suchen und finden Christus überall. Erhabene „Ich bin“-Worte des Herrn schildern dies universale Sein, das von den Seinen bestaunt und verehrt wird.

Das höchste aller Mysterien ist allerdings, dass die Gottheit selbst sich als Opfer für alle Welt hingibt. Dies nehmen die Christen im Abendmahl in sich auf. Aber selbst auch die Himmlischen, die heiligen Engel, feiern ein himmlisches Abendmahl, das Christus auch ihnen als ihr himmlischer Hoherpriester Melchisedek gestiftet hat. Denn Christus ist auch in den Himmeln als Engel für alle Engel gestorben wie auf Erden als Mensch für alle Menschen. Und Sein Werden als Mensch war eine irdische Wiedergeburt aus der Nicht-Existenz nach Seinem Vergehen als Engel.

Wie aber keine Seele auf ewig in ihrer Hölle verbleiben muss, so verbleiben manche Seelen auch noch nicht auf ewig in den Himmeln. Dass sind die, welche die Christus-Liebe noch nicht gänzlich erfasst haben, in ihrem Leben noch anteilig von gesetzlichem Denken geprägt waren und in Vielem nur aus Eigennutz, um ihrer eigenen Seligkeit willen, Christus gedient haben. Wer Christus nämlich vollends erkannt hat, dessen ganzes Leben ist ein einziger Lobpreis und eine aus Dankbarkeit übersprudelnde Liebeserwiderung.

Welche Christus über andere Gottheiten verehren, finden zwar wohl Sein Wohlgefallen und erfahren auch Seine Nähe, bleiben aber meist noch in der irdischen Wiedergeburtenkette verhaftet. Dennoch gibt es auch in anderen Religionen bereits viele wahre Liebesanbeter, die auch bereits in jenseitige Himmel eingehen und dann von den unteren Himmeln in immer höhere himmlische Sphären aufsteigen.

Auch die kleinste Gabe, die Gott in Liebe und Dankbarkeit dargebracht wird, wird bei Gott nicht unbeachtet und unbelohnt bleiben; vielmehr wird Er Großes daraus machen, wie Er etwa mit den fünf Broten und zwei Fischen eines kleinen Jungen Tausende speiste. So soll keiner seine kleinen Anfänge verachten und denken: „Was ist das schon?!“, sondern dem Herrn zutrauen, Großes daraus werden zu lassen.

Wer so erkannt hat, dass alles die göttliche Liebe ist, die beschenkt und fähig zum Schenken macht, wird frei von allem selbst-bezogenen religiösen Streben, fähig und frei zu wahren Liebestaten, die aus der Glückseligkeit der unverlierbaren göttlichen Liebe ganz natürlich erwachsen.

Darum ist und bleibt die höchste und wichtigste Erfahrung die der stets zugewandten göttlichen Christusliebe, und die höchste Erkenntnis sowie das befreienste Eingeständnis das der völligen Abhängigkeit und des absoluten Ausgeliefertseins an diese göttliche Liebe, die allein alles heilen kann.

Sie gilt es, beständig zu suchen und sich zu vergegenwärtigen. Denn diese Liebe vermag auch den größten Verbrecher, den hoffnungslosesten Versager in Ihrer Kraft zu verwandeln. Darum muss jeder, der sich an diese Liebe wendet, als Heiliger angesehen werden, wie er sich auch selbst als „heilig“, nämlich nunmehr „ganz Gott gehörig“ betrachten darf und kann. Wer auch immer auf Gottes Liebe vertraut, kann nicht zuschanden werden.

→ zum Original-Kapitel IX in der »Satya ›P‹raha«
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