I.I Ende und Anfang
Niedergeschlagenheit und Zerbruch als der Anfang von allem
Im Überblick:
1.1 Ende und Anfang – SXP I,1
Klage über die Abwesenheit Gottes
Verzweiflung an der augenscheinlichen Erfahrung völliger Gott-Verlassenheit
„Mein Gott! Mein Gott! Warum?! Warum, mein Gott?! Warum hast Du mich verlassen?! Wozu hast Du mich verlassen?!
Verzweifelte Suche nach dem Geliebten, dem Bräutigam
Ich hatte mich so bemüht, Dich zu suchen, Dich zu finden, Dich, den Bräutigam meiner lechzenden Seele! Doch immer, wenn ich meinte, Dich zu finden und zu fassen, da entzogst Du Dich mir wieder, wie das Licht des Tages dahinschwindet vor der Nacht. Ich fragte: „Wo ist Er, mein Geliebter, mein Liebhaber? Wo kann ich Ihn finden? Denn ich bin krank vor Liebe!“ Aber Du spieltest nur mit mir, entzogst Dich mir immer wieder, wandest Dich ab, gingst wieder weg von mir, kaum meinte ich, Dich in Armen zu halten. Und ich, ich war außer mir. Ich suchte Dich, aber ich fand Dich nicht! Auf meinem Lager zur Nachtzeit suchte ich Dich durch unaufhörliches Beten und Flehen, Dich, den meine Seele liebt, aber Du erschienst mir nicht. Eli, Eli, bei Tage rief ich nach Dir, aber Du antwortetest nicht, und bei Nacht schrie ich nach Dir, vergeblich, und fand keinen Frieden, keine Ruhe! Ich rief nach Dir aus der Verzweiflung meines Herzens, doch Du, Du antwortetest mir nicht.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,2
Müde bin ich von meinem Flehen und Seufzen! Wie viele Nächte schwämmte ich mit Tränen mein Bett!
Verzweiflung über das Ausbleiben der zugesagten Erweise der Gottesnähe in den zugesprochenen Machterweisen Christi, in Seinen bekräftigenden Zeichen und Wundern
Wir hatten so hoffnungsvoll begonnen, als wir den ganzen Reichtum Deiner Verheißungen erkennen durften, als uns die Augen dafür geöffnet wurden. Und wir glaubten: Solltest Du uns mit Dir nicht alles geschenkt haben? Du selbst hattest uns doch ermutigt: Wenn Deine Jünger alles von Dir, ihrem guten Lehrer, gelernt hätten, dann würden sie sich in nichts mehr von Dir unterscheiden, dass sie – Dir folgend – die Wunder täten, die Du getan hast, ja, noch größere Wunder täten, weil Du hinaufsteigen würdest zum Vater und Dich niederlassen würdest zur Rechten der Macht.
Hattest Du uns selbst nicht zugesagt, dass Du selbst unseren Kleinglauben, wenn er auch noch so winzig wie ein Senfkorn wäre, reifen lassen würdest zum Vollwuchs eines Baumes, dass er Berge versetzen könnte? Hast Du uns nicht in Deinen Jüngern, die damals um Dich waren, ein anspornendes Beispiel gegeben, weil ihnen hernach Heilung, Aufstehen und Aufblühen folgte, worüber auch immer nur ihr Schatten striff? Hast Du uns nicht ermutigt durch Deinen hoheitlichen Aufruf und königlichen Befehl, hinaus zu gehen, um – Dir gleich – Blinde sehend, Lahme gehend zu machen, und selbst Tote aufzuerwecken? Hast Du uns nicht in Aussicht gestellt, dass wir das Reich der Finsternis erschüttern würden, und dass all das dämonische Gewürm, all jene Schlangen und feurigen Seraphe vor uns fliehen würden wie die Schaben vor dem Licht?
1.1 Ende und Anfang – SXP I,3
Und wir glaubten Deinen herrlichen Zusagen, vertrauten auf Dein heiliges Wort, erwarteten Großes, Gewaltiges, und gingen voran voller Zuversicht! Denn Du hattest uns zugesagt, immer bei uns zu sein und Dich uns als der Lebendige zu erzeigen in großartigen Machterweisen und klaren Zeichen, die unser Zeugnis von Dir bekräftigen sollten. Und weil Du uns teilhaben ließest an Deinem brennenden Verlangen: „Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden; und was wollte Ich lieber, als es brennte schon – die lodernden Flammen Meiner Liebe, die allen Todesschatten überwindet!“, – darum erwarteten wir ein neues, gewaltiges Pfingsten, eine Erweckung, die den ganzen Erdball umfassen und alle christlichen Konfessionen einen würde in der Erkenntnis der Wahrheit durch Deinen Geist und in einer neuerlichen Freisetzung all Deiner Charismen und übersinnlichen Geistesgaben, die Du Deiner Gemeinde zugesagt hast, wenn nur jene verschütteten Schätze, die Du von je her bereit hältst, nunmehr wieder erkannt und geborgen würden.
So schürften und bargen wir – und fanden doch nichts. Und wir gingen leer aus. Da fühlten wir uns ärmer und erbärmlicher als je zuvor. Denn nun erkannten wir unsere ganze niederdrückende Armut, dass wir bar waren jeder geistlichen Gabe und Hilfe. Und was uns zuvor nichts Ungewöhnliches war, weil wir keinen Glauben und keine Hoffnung darauf hatten: nun litten wir schwer darunter, denn wir erkannten, in welchem Widerspruch unsere Erbärmlichkeit doch stand zu Deinen hohen Zusagen in Deinem verheißungsvollen Wort.
Und alles erschien uns wie ein Hohn und Trug. Ich selbst, und die mich hörten, wir alle, wandten uns Dir zu in so großer Zuversicht, ganz auf Deine großen Verheißungen und Zusagen bauend und vertrauend, mit denen Du uns locktest in Deinen Heiligen Schriften, in Deinem geheiligten Wort.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,4
Wir alle glaubten, Großes und Gewaltiges würde geschehen. Wir würden Dich wieder handeln sehen wie vorzeiten. Denn so müsse es kommen, wenn man nur glaubt. Wir meinten, all dies wäre den Generationen vor uns versagt geblieben, weil sie nicht wahrhaft mit Dir rechneten, nicht wirklich auf Deine Verheißungen bauten. Darum stützten wir uns umso mehr darauf.
Doch diese Stütze erwies sich als brüchig und führte uns zu Fall. Je mehr wir vertrauten, Dir zutrauten, desto größer wurde die Enttäuschung, desto hehrer wurde der Schmerz, desto tiefer der Fall.
Siehe, all Deine Zusagen in Deinen heiligen Schriften, sie erschienen wie Lüge, und machten Dein ganzes Zeugnis zweifelhaft. Denn es war, als erfülle sich auch nicht EIN Wort! Darum wandten sich auch viele von Dir ab und wichen gleichfalls von mir, Deinem Boten – jene Edlen und all jene Erhabenen, die so verheißungsvolle Anfänge in Dir gemacht hatten!
Und auf ihre Anfragen und Anklagen: ich konnte darauf nichts antworten. Ich konnte auf tausend nichts eins sagen. Denn sie waren im Recht. Keines Deiner großen Worte hatte sich erfüllt. So fragte auch ich mich: Warum gibt es jene Machterweise und Wunder nicht mehr, wie vorzeiten, wie es doch durch die heiligen Schriften so klar zugesagt erscheint? Warum nur all das Elend und all der Tod?! Denn es gibt nichts anderes als blinde Schicksalswut, als Enttäuschung, Krankheit, Hoffnungslosigkeit, Siechtum und Tod – selbst und besonders unter denen, die Dich suchen! Wie sollte ich Dich denn finden können in all dem Übel und dem Tod?
1.1 Ende und Anfang – SXP I,5
Verzweiflung über das Ausbleiben der zugesagten Verwandlung in ein heiliges Wesen
Zunächst versuchten wir, uns das Ausbleiben Deiner Wunder damit zu erklären, dass wir sagten, wir seien noch zu sehr in Sünden und selbstsüchtiger Ich-Haftigkeit gebunden, müssten uns üben in Entsagung und Heiligkeit, weil allein ein selbstlos Heiliger es recht verstehen könne, mit Deinen Kräften umzugehen, ohne sich über seine schwachen Mitmenschen zu überheben. Aber auch darin machten wir keine Fortschritte, kamen auch nicht einen kleinen Schritt voran. Siehe, wer ehrlich war mit sich selbst, musste sich eingestehen: Wir blieben die selben erbärmlichen Sünder, die wir von Anbeginn an waren. So erklärten sich viele das Ausbleiben Deiner doch so fest zugesicherten Wunder.
Doch, Herr, ich konnte auch das nicht verstehen und fassen. Denn konnten wir uns denn ändern, wenn Du uns nicht umgestalten würdest in Dein wunderbares Bild? Bliebst Du uns nicht auch hier Deine Zusicherung schuldig, das gute Werk, das Du in uns angefangen hattest, auch in uns zu vollenden? Denn wir sind doch in Sünden empfangen und geboren worden! Kann denn ein Unreiner sich selbst reinigen und sich seines sündhaften Wesens entledigen aus sich selbst?
Warum aber wurde nichts sichtbar von dem unvergänglichen Wesen, dass Du uns zugesprochen hattest in der Neugeburt aus Deinem unvergänglichen Samen von oben? Hattest Du uns nicht zugesagt: „Das Alte ist vergangen, Neues ist im Entstehen begriffen!“ Warum vernahmen wir aber auch NICHTS davon? Denn wir unterschieden uns in nichts von den Menschen, den erbärmlichen Sündern, die nichts von Dir wussten, hoben uns in nichts ab von all jenen, die um uns waren.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,6
Und je verzweifelter wir uns abmühten, uns zu ändern und Dir nachzueifern – Deinem wunderbaren Ideal und Bild, – um so mehr mussten wir erkennen, wie unerbittlich wir doch in dem verzerrten Bild Deiner Entstellung gefangen waren. Wir konnten uns nicht befreien und lösen von unserem Schatten! Und Deine Verheißungen, uns umzugestalten in ein unvergängliches Wesen: Auch sie blieben offensichtlich aus.
Was jene aber als UNSER Versagen deuteten, mir machte es DICH noch unglaubwürdiger, wusste ich doch, dass wir aus uns selbst nichts vermochten und setzte ich all meine Hoffnung auf Dich, der Du uns doch zusagt hattest: „Ich erwecke in euch die neue Kreatur! Siehe, Ich mache alles neu!“ Und doch blieb alles beim Alten, wie es von je her gewesen ist. Und wir blieben die armen Teufel, die wir waren.
Und wenn jene das Ausbleiben Deiner Wunder in ihrem Mangel an Heiligkeit begründet sahen, so konnte ich es doch nicht verstehen: Denn auch jene wunderbare Verwandlung unseres Wesens hattest DU uns doch zugesagt und versprochen, wenn wir uns Dir nur – wie wir es doch taten – ganz anvertrauen würden. Denn bei all unserer Sündhaftigkeit und Unzulänglichkeit: suchten wir Dich nicht in der reinen Unschuld eines sehnsuchtsvoll sich nach Dir verzehrenden schwachen, wenn auch trotzigem und verzagten Herzens?
Unverständnis darüber, dass Gott heute nicht mehr handelt wie vorzeiten, als es doch auch nicht größeren Glauben gab
Wenn Deine ersten Zeugen, die Dich sahen, dies alles erlangen durften, warum wir nicht? Waren jene vor uns denn anders als wir? Waren nicht auch sie durch und durch voller Sünde? Warum hast Du Dich ihnen gezeigt, ihren schwachen Klein-, ja, ihren Unglauben gestärkt und ermutigt durch Zeichen und Wunder?
1.1 Ende und Anfang – SXP I,7
Die Menschen damals, die Dich leibhaftig unter sich erleben durften, sie waren doch auch nicht besser als wir! Sollten sie denn mehr Glauben gehabt haben als wir? Gabst Du ihnen nicht selbst das Zeugnis, dass sie Dir leid waren, und dass Du Dich fragtest: „Wie lange muss Ich ihren Unglauben noch ertragen?“ So hatten sie doch auch nicht mehr Glauben als wir! Warum hast Du Dich ihnen erwiesen als der »Immaunel«, als der Gott, der mit ihnen war, und warum erzeigst Du Dich uns nicht genauso als der »Gott mit uns«?
Solltest Du, der Unwandelbare, Dich denn gewandelt haben? Bist Du, Christus, denn nicht der selbe, gestern, heute und in Ewigkeit? Ihnen hast Du Dich erwiesen als der »Immanuel« in Zeichen und Wundern. – Warum uns nicht?! Ihren Klein- und Unglauben hast Du ermutigt und gestärkt in Zeichen und Wundern, in dem Wissen: „Wenn ihr keine Wunder seht, so glaubt ihr nicht.“ Und auch ihr Zeugnis hast Du bekräftigt mit Zeichen und Wundern, damit die, welche sie hörten, glauben konnten. Warum tust Du das heute, hier und jetzt nicht mehr?
Siehe, selbst denen, denen Du in noch ferneren Vorzeiten das Zeugnis gegeben hattest, dass sie ein halsstarriges Volk seien, untüchtig zum Glauben und Vertrauen, hast Du Dich erzeigt in mächtigen Zeichen und Wundern, dass Du ihnen erschienen bist in einer gigantischen Wolken- und Feursäule, die bis in den Zenit des Himmels ragte, und ihnen den Weg wies, die sich zwischen sie und ihre Todfeinde, ihre Verfolger, stellte, und Du teiltest vor ihren Augen die palast-hohen wallenden Fluten, die gewaltigen tosenden Meere, dass sie sich links und rechts aufrichteten wie gewaltige, lodernde Wassermauern, und Du eröffnetest ihnen mitten durch die Todesfluten einen trockenen Weg.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,8
Unverständnis über den Einbruch des gewaltigen Gotteswirkens anstelle des verheißenen Anbruchs eines unvergleichlichen eschatologischen Geistreiches
Zu ihnen, den Empfängern Deines ersten wie Deines zweiten Wortes, hast Du gesprochen, – durch Deinen Geist hast Du sie klar geleitet, hast lebendigen Umgang mit ihnen gehabt, Dich ihnen als der Lebendige erwiesen, der mitten unter ihnen einher ging, wandelte und wohnte. Warum erweist Dich uns heute so nicht mehr?
Hat denn nicht mit Pfingsten alles erst richtig beginnen sollen? Ist da nicht erst Dein Geist in unvergleichlicher Weise ausgegossen worden, Deine Ruach, die alle Generationen davor, denen Du Dich schon machtvoll erwiesen hattest, dennoch als große, alles überragende Verheißung herbei gesehnt hatten? Hatte mit Ihrer Ausgießung nicht erst alles wirklich beginnen sollen? Sollten nicht die Kleinsten in Deinem Reich, das da seinen Anfang nehmen sollte, größer sein als die Größten, die zuvor mit Dir ihren Weg beschritten hatten? – weil dies, Dein Kommen in Deinem Geist, doch sein sollte und verheißen war: nicht als das Ende, sondern als ein unvergleichlicher Anfang von etwas Neuem, nie da Gewesenen, was alles, was zuvor je war, in den Schatten stellen sollte? Siehe, so erwarteten wir alles – doch es kam nichts!
1.1 Ende und Anfang – SXP I,9
Leiden an dem anhaltendem Schweigen Gottes: Gott erscheint tot, nicht existent
Es scheint, als bliebest Du von unserer Verunsicherung, Erschütterung darüber, dass Du nicht so kommst, wie Du verheißen hast, gänzlich unberührt, – oder als wären all die gewaltigen Erlebnisse mit Dir, welche über Generationen hinweg bezeugt und niedergeschrieben worden sind, nur Einbildungen gewesen, Märchen, Fabeln und Trug-Geschichten naiver, gutgläubiger, unreifer Kinder, die noch sahen, was ihre Vorstellung sich ausmalte, und keines jener großen Worte sei je wahrhaft gewesen! Es scheint, als gäbe es Dich, auf den Generationen ihre Hoffnung gesetzt haben, überhaupt nicht, oder als seist Du tot, für immer gestorben.
Und doch bezeugen die heiligen Schriften Ihn zweifelsfrei als den Lebendigen, was ihren göttlichen Ursprung beweist
Und doch weiß ich, und kann nicht von der Überzeugung lassen, dass Du doch lebst. Denn zu viele Deiner Worte und Ankündigungen von dem, was geschehen soll, haben sich doch auch erfüllt, bis auf unsere Zeit: Worte von der Sammlung Deines Volkes Israel in den letzten Tagen, und seiner Auferstehung aus einem Feld von Totengebeinen auf ehernen Boden der KZs, von der Ausbreitung Deines Evangeliums bis an der Welt Enden, und von den Erschütterungen der Meere und Länder, bevor das Ende kommt; und kein anderes Wort stellt unser Wesen voll Falschheit und Unzulänglichkeit so unverblümt und unerschrocken dar, und sagt doch »Ja« zu uns und nimmt uns trotz all unserer Ungenügsamkeit doch voll und vorbehaltlos an. Das zeigt mir, dass jenes Wort doch Dein Wort ist, göttlich und von einer anderen Welt.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,10
Auch, was über Dein Kommen von Urzeiten her angekündigt wurde, und was sich bis auf das letzte Jota erfüllt hat, zeigt Mir, dass Du, dessen Anfänge vor allen Zeiten liegen, tatsächlich in die Welt getreten bist in jenem Menschen aus Nazareth. Und dass Du für jene gebetet und ihnen vergeben hast, sie noch suchtest, die Dich verfluchten und ans Kreuz schlugen, zeigt mir, dass Du göttlich, heilig, durch und durch Liebe bist, von anderem Wesen und Natur, als ein einfacher Mensch je sein kann.
Dilemma, weder mit, noch ohne Gott leben zu können; Verlangen, Gottes anders geartetes Wirken zu verstehen
Und doch begreife ich nicht, dass Du Dich uns heute so entziehst, Du, den ich doch nicht leugnen kann! Herr, ich verstehe Deine Wege nicht! Warum redest Du nicht mehr auf die Weise zu uns, wie Du es vormals getan und uns doch verheißen hast? Warum gehst Du heute anders mit Deinen Menschen um wie damals? Hast Du damals nur Zeichen gesetzt für das große Ende, dass am Ende der Zeiten einmal alles für alle gut wird?
Warum aber handelst Du heute nicht mehr so, um unseren Glauben zu stärken? Wie handelst Du heute, wenn nicht mehr so? Und warum? Lass mich erkennen, verstehen, warum Du Dich uns heute entziehst, uns in Unverständnis und Verzweiflung belässt, darüber, warum Du uns unserem Elend überlässt?
Siehe, da sind so viele, die schreien und flehen nach Dir! Aber da ist niemand, der sie tröstet! Sie bleiben ganz sich selbst überlassen und allein, wie sehr sie immer nach Dir flehen. Und je mehr sie flehen nach Dir, desto unerträglicher wird ihnen die Einsamkeit und Verzweiflung, in denen Du sie belässt! Warum, Herr, warum?!
1.1 Ende und Anfang – SXP I,11
Ich sprach schon in meinem Herzen: „Es gibt keinen Gott! Und dass nimm ́ ich Ihm ganz schön übel! Will Er nicht reden mit mir, so ich auch nicht mehr mit Ihm! Will Er Sein Herz nicht wenden zu meinem flehenden, sich verzehrendem Herzen, so will auch ich mein Herz nicht mehr wenden zu Ihm, und Ihm abschwören, wie Er mir abgeschworen hat. Denn das vergebliche Suchen und Sich-Ausstrecken nach Ihm, es verzehrt mich!“ Und doch vermochte ich es nicht, wie sehr ich mich auch danach sehnte, ohne Gott leben zu können und glücklich darin zu sein, wie die vielen, die leben und glücklich sein können, ohne jedes Bewusstsein dafür, dass sie morgen schon als Kot und zerfließendes Gedärm unter der Erde vergehen.
Kein wahrnehmbarer Beistand Gottes; weit größere Standfestigkeit der Gottlosen in der Welt
Nichts, aber auch garnichts ist wahrnehmbar von Deinem wundersamen Wirken in der Welt und Deinem hoheitlichen Beistand für die, die auf Dich ihr Vertrauen setzen. Und wenn, dann ist dies immer nur von anderen zu hören: zweifelhafte große Wunder in fernen Landen, von denen sich allein die Gläubigen gutgläubig zu erzählen wissen und sich damit gegenseitig bestärken, Ereignisse, von denen sonst aber niemand in der Welt etwas wahrnimmt, dass die Welt aufmerken und davon berichten würde. Und ich bin voll Zweifel über all diese Begebenheiten, denn nichts davon geschieht unter uns. Wenn wir nämlich uns selbst betrachten und Dein Wirken mitten unter uns suchen, ist es vielmehr so: Da ist kein, aber wirklich kein wahrnehmbarer Unterschied: Leid und Schicksalschläge treffen den einen wie den anderen, den, der Dich sucht, wie den, der Deiner spottet und höhnt, der Deine Existenz in Zweifel zieht und bestreitet, der Deine Offenbarungen verachtet.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,12
Es trifft die einen wie die anderen, Unglück ebenso unvermittelt wie das Glück, und mit den blinden willkürlichen Schicksalsmächten lässt kein ew ́ger Bund sich flechten. Und mehr noch, es scheint, als würden jene, die Dich suchen und mit Dir zu leben trachten, in dieser Welt nur scheitern: einer Welt, die jenen zu gehören scheint, die nicht nach Dir fragen und Deine zweifelhafte Existenz verhöhnen. Diese aber stehen fest auf dem Boden der offensichtlichen Tatsachen, während jene, die sich in den Himmeln beheimatet wähnen, immerfort schwanken und in allem unbeholfene Fremdlinge bleiben, die sich nicht zurecht finden in dieser harten und unwirtlichen Welt, deren Herr allein aber doch Du sein sollst, dem alle Macht und Gewalt verliehen worden ist.
Vergebliches Ringen um den Anbruch des Gottesreiches, das immer wieder vom Bösen überwunden wird
Und jene, welche sich für eine Besserung der Verhältnisse einsetzen in dieser Welt, für die Aufrichtung Deines Friedensreiches, das doch schon unter uns sein soll: Sie sind zum Scheitern verurteilt. Und es geschieht nichts Neues unter der Sonne, obwohl doch Neues im Aufbruch verheißen ist; und alles bleibt, wie es von Anfang an war. Und Dein Kommen in diese Welt, es bleibt aus.
Und wenn es auch zeitweilig so scheint, als könne sich Dein Reich des Lichts einmal durchsetzen gegen das Reich der Verfinsterung, welche das ganze Erdenrund beherrscht, so bleibt dies doch auf kleine Räume und Zeiten beschränkt, um wieder vom Bösen überwunden zu werden – und alles Ringen darum wirkt sinnlos. Denn dies wiederholt sich immer aufs Neue: Wie der Winter auf den Sommer folgt und die Nacht auf den Tag, so werden auch die Zeitalter der Aufhellung und des Lichtes immer wieder abgelöst von Zeitaltern der Verdunkelung und Finsternis, und der Keim wie die Geburt der einen Zeit scheint im Verbleichen der anderen bereits innewohnend.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,13
So wiederholt sich alles Streiten in einem unendlichen Kreislauf von Wiedergeburt und Vergehen, ohne Anfang und Ende und ohne jeden Sinn. Nur eines: Die Schlachten werden immer grausamer, umwälzender, und bald werden die Sterblichen wie Götter miteinander streiten, nicht allein hier auf Erden, sondern auch im All. Was aber ist der Sinn des Ganzen, und wird es je an ein Ende kommen? Denn bei allem Wandel und aller Entwicklung geschieht doch nie etwas Neues unter der Sonne! Und auch der Streit der Götter zwischen den Sternen, dem wir entgegen zu gehen scheinen, er wird schon aus den Vorzeiten berichtet.
Von den Argumenten der Gottesfeinde überwunden: Kein Wille mehr zum Standhalten und Kampf
Warum nur, warum, Herr, erweist Du Dich nicht wie vorzeiten, durch Zeichen und Wundertaten, durch unbestreitbare Machterweise vom Himmel und durch wundersame Aushilfe, wenn man Dich ruft? – auf dass wir wüssten, dass wir nicht allein und verloren sind! Warum heilst Du nicht mehr von Krankheit, bewahrst nicht mehr vor Siechtum und Tod? Bist Du, Christus, nicht der selbe, gestern, heute und in Ewigkeit? Warum handelst Du heute nicht mehr so wie im Zenit der Zeiten, in den Gnadenjahren Deiner offenbarenden Erweisung? Warum bestätigst Du, o Heiliger, nicht mehr durch große und gewaltige Machterweise das Zeugnis Deiner Jünger, die sich für Dich verausgaben bis aufs Letzte?
Darum will Dich niemand hören. Und wer von Dir spricht, wird verspottet. Siehe, darum auch kann und will ich nicht mehr streiten gegen die Edlen, und habe gegen Deine Feinde, die Dich verhöhnen, aufgegeben. Ich selbst verstehe ja ihr Murren, Hadern und Klagen, selbst auch ihr Spotten, wenn sie fragen: „Wo ist denn dein Gott?“
1.1 Ende und Anfang – SXP I,14
Wieso sollte ich noch gegen sie streiten? Welcher Sünde könnte ich sie zeihen? Warum sollte ich ihnen dafür Unheil wünschen? Denn ich verstehe ihr Zweifeln und Unverständnis, ihr verhöhnendes Reden und ihren gottlosen Wandel. Denn wie kann man mit jemanden gehen, der nicht da ist und der Seine Gegenwart in nichts zeigt und erweist?
Warum noch soll ich gegen den Strom schwimmen? Bin ich der einzige lebendige Fisch? Oder sind sie es, die im Strom des Lebens schwimmen? Ich aber bin wie tot. Darum will ich ihnen nicht mehr entgegen stehen, und gebe mich von ihnen besiegt. Denn ich bin von ihren Argumenten überwunden.
Vergebliche Suche nach Heil und Frieden in Weisheit und Erkenntnis
Denn wie suchte ich doch nach Weisheit und Erkenntnis, indem ich mich quälte im Forschen und Grübeln über Deinem Wort. Aber ich erkannte: Je mehr ich erforschte, desto schwerer wurde mir mein Herz. Denn ich erkannte, dass alles von Ewigkeit her bestimmt ist, durch Deinen Ratschluss, und ich begriff es nicht: So las und verstand ich ́s aus Deinem Wort, und so wurde ich auch gelehrt von den Großen, die Dein Wort wieder ans Licht brachten, dass Du wahllos, grundlos, willkürlich erwählst zu ewigem Heil, zum Glauben erweckst nach Deiner reinen Gnadenwahl und ebenso ewig verwirfst, in Verstockung setzt zu ewiger Verdammnis in furchtbarsten Höllenfeuern nach Deinem unergründlichen Ratschluss. Das machte Dich mir noch unverständlicher, meinte Ich doch, Dich zu kennen als den, der die Erlösung aller Seiner geliebten Geschöpfe ersehnt und erstrebt. Und je mehr an vermeintlicher Weisheit ich erlangte, desto größer wurde meine Gram, und umso mehr schwand all meine Lebensfreude dahin.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,15
Je mehr sich mir erschloss, desto mehr Fragen taten sich auf. Ich war wie einer, der eine uralte, verschüttete Pyramide ausgräbt aus dem Sand: Als er einen Stein freilegte, fand er vier. Als er diese freilegte, fand er neun, und so weiter, bis er merkte, dass es nur toter Stein war, den er vorfand, das Grab eines Königs und Gottes, der längst gestorben war.
Vergebliche Suche nach Heil in Zerstreuung und Sinnesfreude, wie einem einfachen, genügsamen Leben
Da richtete ich mein Herz auf alle Sinnesfreuden der Welt und wollte es betäuben im Rausch aller fleischlichen Lüste. Doch auch das brachte mein Herz nicht zur Ruhe, und immer wieder befiehl mich große Schwermut, Trauer und auch Angst vor ewiger Verlorenheit und Höllenpein. Denn mein Gewissen, es peinigte mich.
So trachtete ich wieder nach einem einfachen, schlichten, von der Welt zurück gezogenem gottgefälligen Leben in stiller Tugend und in Anstand – fern der Welt, der ich nichts mehr zu geben und zu bringen hatte, war ich doch bar jeder Erkenntnis, ebenso wie sie. Wohl meinte ich, Deine mahnende Stimme zu hören: „Solange ihr Wunder seht, glaubt ihr. Das aber ist wahrer Glaube, der glaubt, auch wenn er nichts sieht, und auch dann noch hofft, wenn alle Hoffnung zuschanden wird, – wenn etwa die Hoffnung auf ein Wunder, auf Errettung aus dem Tod mit dessen scheinbar endgültigen Triumph auf ewig besiegelt scheint. Dann beginnt erst das Wunder des Glaubens, das Ich wirken werde in euch. – Aber wer von euch nach Zeichen und Wundern fragt und verlangt, wird diese nicht erhalten.“ Darum wollte ich nicht mehr suchen und fragen nach Deiner lebendigen Gegenwart und mich in Bescheidenheit üben, im stillen Vertrauen auf Dich, wenn ich auch nicht mehr wusste, wie ich Umgang mit Dir pflegen sollte und mich leiten lassen sollte von dem mir trügerisch gewordenem Heilsborn Deines Wortes.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,16
Denn im »Hier« und »Jetzt«, das meinte ich begriffen zu haben, konnte ich mit Deiner Durchhilfe nicht rechnen, noch konnte ich irgendetwas ausfindig machen von Dir in meinem Leben oder ausrichten, noch ändern an Deinem Ratschluss, der über die Seelen gesprochen war, ob sie nun glauben sollten oder nicht.
So fand ich mich im »Hier« und »Jetzt« gänzlich auf mich selbst zurück geworfen. In Hinblick auf die Ewigkeit konnte, durfte ich vielleicht noch auf Dich hoffen, doch in Hinblick auf mein gegenwärtiges Leben schien es mir besser, nichts mehr von Dir zu erwarten, wollte ich mir weitere Enttäuschungen ersparen. So fühlte ich mich doch von Dir allein gelassen, dessen Nähe ich so lange so vergeblich gesucht hatte.
Also versuchte ich mein Glück in einem einfachen, bescheidenen Leben in einfältiger Gottesfurcht und Bescheidenheit. Aber siehe, auch da blieb mein Herz unerfüllt, da ich selbst nicht mehr wusste, woher und wohin, und ich beschloss: „Ich will leben wie all die, die nichts von dir wissen, ist dies doch auch meine Wahrheit.“ Aber auch das erfüllte meine Seele nicht und ließ mein Herz keinen Frieden finden. Denn ich wusste schon zu viel von Dir und doch nicht genug; das war mein Untergang und Tod: Ich konnte weder mit Dir leben noch ohne Dich! Welche Verzweiflung!
Und ich sprach in meinem Herzen: „Verflucht sei der Tag, da ich Dich entdeckte! Verflucht der Tag, da mein Herz zu fragen und zu suchen begann! Wie kann ich je noch Freude empfinden, Glück in einem einfachen Geschick?! Siehe, ich werde dahin fahren, wie alle vor mir. Und das alles ist sinnlos und eitel. Und auf alles Fragen: Es gibt keine Antwort. Und mit unseren Fragen gehen wir dahin. Auch bin ich müde geworden vom Suchen und Flehen: »Zeige Dich mir doch!«, denn ich erkannte: Es hat keinen Sinn.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,17
Auch das ist eitel und Haschen nach Wind! Denn da ist kein Tröster, der helfen würde, wie sehr dies Menschengeschlecht auch jammert und klagt. Da erscheint kein Gott aus dem Gewölk, in Feuer und Sturmwind. Siehe, es bleibt alles tot und still. Und es umflutet auch kein stilles Umsäuseln.
Da beneidete ich die Menschenkinder, die meine Fragen nicht kennen, erfüllt sind von ihren einfachen Freuden, vertieft in ihr kindliches Spiel, ohne Ahnung und Sinn für ihr »Woher« und »Wohin«. Doch wie sehr ich mich auch danach sehnte: Ich war dem entwachsen. Für mich gab es kein »Zurück«. So blieb mir nur Verzweiflung, Verbitterung und Gram.
Denn siehe, das erkannte und das wusste ich, dass auch alle Freuden dieses Lebens am Ende doch in Leid und Gram führen mussten, in Schmerz und Verzweiflung über unwiederbringlichen Verlust. Da ist einer, der sich seiner Gefährtin erfreut, und siehe: morgen ist sie nicht mehr da. Da ist ein Kind, das in der Liebe seiner Großmutter aufblüht, doch siehe: morgen ist sie vergangen. Da sind Eltern, die sich an ihren Kindern erfreuen, und morgen müssen sie diese beweinen, weil sie noch vor ihnen gegangen sind, so dass ihnen nichts bleibt als ihr Grab, die Stätte, wo ihre verwesenden Leiber ruhen.
So ist es mit allen Freuden dieser Welt, und mit der Geburt ist die Stunde des Todes gesetzt. Doch das Sterben beginnt schon viel früher, und Leid und Elend nehmen mit jeder Geburt ihren Anfang und unaufhaltsamen Lauf. Da beneidete ich all jene, die im Mutterleibe schon ums Leben kamen. Denn ich sagte mir: „Ihnen bleibt dies alles erspart.“
1.1 Ende und Anfang – SXP I,18
Endgültiger Bruch und Glaubensverlust durch persönliche Betroffenheit vom Unglück
Siehe, ich, der ich alles von Dir erwartet habe, ich habe alles verloren: Erst ließest Du von mir weichen alle meine geistlichen Kinder, die mir so am Herzen lagen, so ans Herz gewachsen waren. – Und da war nicht einer, der wankte, wo ich nicht verging! – Doch sie alle sollten abfallen, dass sie von Dir sich abwandten und auch von mir gingen, unter fadenscheinigen Gründen oder mit offener Anklage – einer nach dem anderen. Und da war keiner, auch nicht einer, der nicht gewichen wäre vor meiner Schmach!
Aber damit nicht genug, nahmst Du mir auch noch – als ich beschloss, meinen Mund zu halten und im Stillen ein einfaches, schlichtes Leben zu führen, wie alle anderen, wohl erkennend, dass ich nichts wusste – nahmst Du mir da doch auch noch die Tochter, die aus meinem Fleische kommen sollte, jenes zarte, herrliche, wunderschöne, unschuldige Geschöpf, gerade als ich es erblicken durfte und mein Herz über dieses Wunder neu zu hoffen wagte auf einen Gott der Güte. Noch ehe es den Mutterschoß durchbrechen durfte, um das Licht des Lebens zu erblicken, da fordertest du es zurück – und das durch meine eigene Hand! Man sagte mir: „Es kann nicht leben, nur Siechtum und Leid würde es erwarten und wenige Tage zählen! Beende sein Leid!“ Das forderte man von mir. Da gab ich sie hin, übermannt von den vernichtenden Fakten. Und ich war wie ein Schlafwandelnder, wie einer, der vom Blitz getroffen taumelt, ohne zu wissen, woher und wohin. Da gab ich sie hin, meine Tochter, dieses wunderbarste aller Geschöpfe, und meine Seele mit ihr; denn aus mir schrie es: „Wolltest Du doch mich nehmen an ihrer statt! Was bestrafst du dies unschuldige Kind für meine Schuld?!“
1.1 Ende und Anfang – SXP I,19
Siehe, tue mit mir was du willst! Nur nicht dies! Verschone mein Kind!“ Aber siehe, auch dies hörtest Du nicht. – So starb mit meinem Kind all mein letzter Glaube, und mit meiner Tochter trug ich meine Seele zu Grabe und meinen Glauben an einen gütigen Gott. Mit meiner Tochter trug ich Christus zu Grabe. Als das nämlich geschah, sprach ich: „Nicht mehr glauben, suchen, ringen will ich hinfort. Es gibt keine Wunder! Es gibt keine Liebe! Es gibt keine Gnade! Es gibt keinen Gott! In Gnadenlosigkeit müssen wir unser Leben fristen und gnadenlose Entscheidungen fällen: Was soll ich jenes geliebte Wesen leiden lassen, um nicht mein Gewissen zu belasten? Was hätte jene arme kleine Seele auf Erden schon zu erwarten als nur Kummer und Leid? Und wenn ich es täte, wenn ich es dennoch leben, leiden ließe, wäre ich dann frei von Schuld?“
So werden wir schuldig gesprochen und verdammt, ohne unser Zutun, ohne jede Schuld, oh wir Elenden! Wir suchen und ringen und können doch nur in die Irre laufen, und werden dafür schuldig gesprochen und verdammt.
Doch wie kann mein Fuß diese Schritte gehen, mein Herz diese Dinge denken, wenn Gott nicht meinen Fuß bewegt und mein Herz lenkt? Siehe, alles ist doch in Seiner Hand und Seinem Ratschluss unterworfen! Selbst jedes Haar, das ausgerissen wird, jedes Spatzenjunge, das aus seinem Nest fällt und verenden muss! Wem aber muss sich jener höchste Richter stellen, vor dessen Heiligkeit es keine Gerechtigkeit gibt? Muss Ihn, wenn Er sich stellte, nicht alle Welt richten und verdammen?
Nicht ER braucht ein Opfer zur Versöhnung, nicht ER braucht Blut zur Sühne, sondern WIR! – So sprach ich in der Torheit meines Herzens, und wusste nicht, wie recht ich damit haben sollte. Denn wir alle verdammen Ihn aus Unwissenheit und Unglauben, weil wir nicht verstehen, was Er jetzt tut.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,20
Er aber erträgt es, und lässt sich von uns hinrichten und schuldig sprechen – ohne Widerspruch. Und danach ist Er immer noch da, streckt uns Seine liebenden, durchbohrten Hände entgegen und spricht: „Ich habe Mich von euch schlagen, bespucken lassen, Mir alles nachsagen lassen, Mich verleugnen, verleumden, verschmähen lassen, Mich richten und bestrafen lassen, und habe für alles mehr als teuer bezahlt, mit Meinem eigenen Leben. Meine Seele liegt ausgeschüttet vor Euch. Doch glaubt Mir, dies alles geschah nur aus Liebe, wenn ihr ́s auch jetzt nicht versteht! Ich nehme alle Schuld auf Mich, wenn ihr Mir nur den Ruhm lasst, so eure Herzen zu gewinnen. Lasst euch doch versöhnen mit Mir, eurem Gott!“
Damals aber verstand ich ́s noch nicht, mein Auge war getrübt von seinen Tränen, mein Herz und mein Sinn war verdunkelt von Kummer und Schmach. So entschloss ich mich: „Kein Gott sei im Himmel und auf Erden!“ und fand doch keine Ruhe in meinem Herzen.
Und ich rechtete mit Ihm: „Wie sollte ich noch an Dich glauben können?! Kannst Du mir das wiedergeben, was du von Mir gefordert hast: meine Tochter, mein geliebtes Kind? Vertröste mich nicht mit der Auferstehung am Jüngsten Tage! Bist DU nicht die Auferstehung und das Leben, heute, hier, jetzt? Aber wo bist Du?! Magst Du mir für das entrissene Kind auch eine Unzahl von Kindern schenken, geistliche und auch fleischliche – wie einst dem gerechten Hiob, dem Du alle seine Erst-Geborenen nahmst. Es bleibt doch die Wunde offen: Wo warst Du, als ich Dich brauchte?! Wann immer ich rufe: Du antwortest nicht! Warum hüllst Du Dich in Schweigen, wie einer, der mich nicht kennt? Wie soll ich mein Leben auf Dich gründen, wenn ich Dich nicht erlebe, hier und jetzt?
1.1 Ende und Anfang – SXP I,21
Und wenn ich meinte, Dich zu hören und Deiner Führung, wie ich wähnte, zu folgen: In die Irre führtest Du mich und ließest alles nur noch schlimmer werden! Wie also soll ich Dir folgen? Ich kann mein Herz nur auf ein besseres Jenseits vertrösten. Doch wie soll ich mein Leben fristen bis dahin?!“
Da wurde meinem Herzen alles sinnlos, das Diesseits wie auch das Jenseits, dass ich allem überdrüssig wurde, und sprach: „Alles eitel! Nichtigkeiten über Nichtigkeiten!“ Und ich fragte mich: „Hat Hiob, der schließlich schwieg, wahren Trost gefunden über seine verlorenen Kinder an den neuen, die ihm geschenkt wurden? Wie sollte ich mich trösten können, und wenn mir Gott tausend Kinder schenkte, über dem EINEN verlorenen Kind?
Müsste Gott, der von mir mein eigen Fleisch forderte, mein Geliebtestes, durch meine eigene Hand – und ich folgte wie Abraham, keine Zuflucht findend vor diesem schrecklichen Gott, …: Hätte Er mir DIESES nicht zurück geben müssen, wie dem gläubigen Abraham?“ Sie, meine über alles Geliebte, meine Wunderschöne, meine Tochter mochte zwar eingegangen sein in Sein Heiligtum, als Ihm geweihte Erstgeburt, und dort leben! Doch hätte ich dies nur glauben können! Mir schien dies alles wie falsche Vertröstung, als eine Flucht vor der unbarmherzigen Wirklichkeit: „Da ist doch kein Gott!“ – und ich konnte es nicht.
Als mich dann noch selbst solches Leid traf, da erkannte ich: Nichtigkeiten über Nichtigkeiten! Alles ist sinnlos und eitel! Da ließen auch all meine Nächsten von Dir angesichts des Leides, das uns traf, und die Seele, die mir am allernächsten stand, sprach: „Tu es mir gleich und schwöre ab! Da ist kein Gott! Hatte ich es nicht immer gewusst und gesagt?
1.1 Ende und Anfang – SXP I,22
Um Deinetwillen hatte ich mich doch auf Ihn eingelassen. Das ist nun der Lohn dafür!“ Und wie übel nahm ich das … DIR!
Da legte ich mich nieder, um zu sterben. Ich begehrte nicht einmal mehr, etwas zu essen oder zu trinken, ich wollte nur noch umschattet werden von endlosem Schlaf in Umnachtung des Geistes. Denn ich beneidete die Toten, die kein Bewusstsein hatten, und nichts mehr wussten von ihrem verzweifelten Sein, und die keinen Anteil mehr hatten an dem, was unter der Sonne geschieht. Danach sehnte ich mich. Nur noch nach diesem Vergehen!
Ja, ich war so müde geworden: Ich sehnte mich nicht einmal mehr nach einem Himmel, in dem Gerechtigkeit wohnt, nach einem Leben in nicht enden wollender Glückseligkeit. Denn ich erkannte: Auch das ist alles sinnlos und eitel. Wie könnte ich mich an einem Himmel freuen, an dem nicht ALLE teilhaben? Welchen Sinn hat alles, selbst das Ringen um ewiges Heil, für sich oder andere, wenn doch alles bestimmt ist? Und wie könnte ich die Nähe eines Gottes genießen, der auf ewig verdammt, der Seelen erschafft, um an ihnen Seinen ewigen Zorn auszuleben? Kann solch eines Gottes Himmel mir je Himmel sein?! Alles sinnlos und eitel!
Da sprach ich: „Nichts mehr essen und trinken will ich, bis ich vergangen bin, bis mein Licht verlöscht und meine Sinne umnachtet sind. Dann werde ich endlich Ruhe finden, wenn nichts mehr ist und ich nicht mehr bin. Was auch will ich essen und meinen Leib nähren, wenn meine Seele verhungert und darbt, was trinken und meinen Leib damit stärken, wenn mein Geist ausdörrt und verdurstet? Siehe, ein Untoter bin ich, verdammt zu ewigen seelenlosen Sein, denn meine Seele in mir, sie ist schon lange gestorben, und mein Geist schon lange dahin. Allein mein Leib lebt noch, und was wird sein, wenn auch dieser vergeht?
1.1 Ende und Anfang – SXP I,23
Dann erwartet mich die andere Hölle drüben, oder, wenn ich Glück habe, endlose Umnachtung, das Nichts, aus dem ich herausgeworfen worden bin, um mein Dasein in Nichtigkeiten über Nichtigkeiten zu fristen, um zurück zu fallen ins Nichts, willkürlich und ohne Ziel. Staub bin ich, nichts als Dreck und Kot. Und in den Staub werde ich zurückfahren. Das ist mein Elend, und bei allem Elend noch mein Glück. Was also soll ich trinken, wenn meine Seele lechzt und umsonst sich verzehrt nach frischen Wasser? Alles ist sinnlos! Ich will nur noch vergehen in endlosem Schlaf. Denn was ist das für ein Irrwitz? Die leben wollen, endlich leben könnten, sie müssen sterben, werden unvermittelt aus dem Leben gerissen, und die, welche sterben wollen, vor denen flieht der Tod und sie verlängern ihre Tage ohne Hoffnung und Sinn.“ Da beneidete ich die Toten, und mehr noch die, die im Mutterleibe verschieden sind und nie das Elend dieser Welt erblicken mussten.
Und ich erkannte: „Das ist ein Übel, das dem Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt ist. Denn er wird um- und umgetrieben von einem Durst, und nirgends kann er ihn stillen. Ja, Du, Du selbst, wurdest mir zu einem trügerischen Brunnen, einer versiegenden Quelle. Und nun sehe ich nichts als Leere und Wüste. – Nichtigkeiten über Nichtigkeiten!
Siehe, ich bin wie eine Schale auf stürmischen Meer, die hilflos von dessen Brausen hin und her geworfen wird. Denn ich habe all meinen Glauben – verloren! Der Glaube an Dich, der mir zum Rettungsring werden sollte, er fehlt mir, gerade dann, wenn ich in Stürme geworfen bin, und ich vergehe in Unverständnis und Angst. Und Dein Glaube, der mir zum Anker meiner Seele werden sollte, er reißt sich los, wenn die Stürme mich übermannen. Zu viel, zu groß und gewaltig ist, was mein Auge gesehen hat und mein Herz ertragen musste. Es gibt keine Hilfe, keinen Halt!
1.1 Ende und Anfang – SXP I,24
Warum sollte ich noch rufen? Wann hast Du mir je ausgeholfen? Wann hast Du geantwortet, als ich nach Dir flehte, wann je mich bewahrt? Und als ich Nächte durchwachte und flehte, Du wollest Dich mir zeigen: Wann, je, bist Du mir erschienen? Und ich, ich hatte so unendlich lang darauf gewartet! Bis mir alle Kraft dazu geschwunden war. Was hätte es Dich gekostet, mir nur den Saum Deines Gewandes zu zeigen? Und wäre nicht das allein schon gewesen Licht über Licht?“ Darum legte ich mich nieder und sprach in meinem Herzen: „Wenn Er es so will, so sei es! Soll ich vergehen und nicht mehr sein. Und kein Mund soll Ihn preisen. Siehe, und auch jetzt noch, bei allem, im Sterben noch: In Deine Obhut gebe ich meinen Geist. Willst Du mich vergehen lassen, mir ist es recht. Vielleicht aber wirst Du Dich doch noch wunderbar an mir erweisen? Ich will in dieser Hoffnung mich hinlegen, und sei ́s, wenn nötig, auch mit ihr sterben. Dann aber hat DEINE Hand mich hinweggerafft, nicht die meine. Denn Du hast mich nicht getränkt und genährt. Dann wird es keine Anklage geben, wie auch kein Gericht – denn dann ist auch kein Richter, sondern nichts als Nichtigkeit.“
Verzweifelte Aufgabe nach vierzigjähriger vergeblicher Gottessuche
Siehe, seit meinem vierten Lebensjahr, ganze vierzig Jahre suchte ich so sehnsuchtsvoll danach, einzugehen in Deine Verheißungen und Dich zu finden, und blieb doch immerfort allein, in der Wüste, wie einer, der, im ewigen Sandmeer ohne jede Orientierung, verzweifelt der unerreichbaren Sonne folgend, sich immer nur im Kreis bewegt. Da gab ich schließlich auf und legte mich nieder zum Sterben. Denn Leib und Seele waren mir verschmachtet, und ich fand keine Kraft mehr, weiter zu gehen.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,25
Sehnliche Bitte, Gott zu verstehen, der offensichtlich ganz anders wirkt, als wie es sich in Seinem Wort darstellt
„Warum weckst Du zuerst so große, hehre Hoffnungen in uns, um sie dann unerfüllt zu lassen? Es ist, als triebest Du mit uns Deinen Spott! Offensichtlich bist Du ganz anders, wirkst und handelst ganz anders, als wie ich Dich und Dein Wirken und Handeln erkannt und gedeutet habe aus Deinem Wort, wie Du Dich gezeigt hast und wie Du gehandelt hast im Zenit der Zeiten, als Du Dich angeschickt hast, Dich uns zu offenbaren für einen kurzen Augenblick, in einem flüchtigen aufgleißenden Licht!
Aber wenn Du doch dennoch so bist, wie Du Dich damals erwiesen hast, dann lass mich bitte verstehen, warum Du so nicht mehr handelst, warum Du im Allgemeinen nie so handelst und auch weltweit nie gehandelt hast, wie Du handeltest vor nur wenigen begnadeten Augen, als Du Dich ihnen gezeigt hast, wie Du wirklich bist! Lass mich Dein Handeln verstehen! Zeige Dich mir und lass mich verstehen! Siehe, wenn ich mich in Dir getäuscht habe, dann decke meine Täuschung auf! Ich will Dich sehen und verstehen, wie Du wirklich bist und handelst, und wie ich mit Dir leben kann und soll! Auch wenn Du ganz anders bist und handelst, als wie ich es in Deinem Wort erkannt habe.
Denn siehe, wenn es um Tod oder Leben geht, wenn ein Kind im Sterben liegt, und Du handelst, hilfst nicht, wenn man schreiend und flehend vor Dir im Staube liegt, wie soll man da noch an Dich glauben, fest halten können an Dir? Und wenn Du dann noch im Kleinen nicht aushilfst und alleine lässt, dann übermannt das Gefühl, von Dir allein gelassen zu werden und nichts, aber auch garnichts von Dir mehr erwarten zu können.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,26
Wer könnte sich da noch halten können an Dein Wort? Es erscheint als Trugbild, als irreleitende Fata Morgana in einer Wüste, der wir erbarmungslos ausgeliefert sind. Und weiser zu sein scheint der, der sich allein auf sich selbst verlässt, als dass er seine Hoffnung setzt auf Dein Wort. Aber wenn ich Dich in Deinem geheiligtem Wort nicht mehr finden und verstehen kann, wie und wo dann? Wo solltest Du Dich dann noch offenbaren, wenn nicht in Deinem Wort? Siehe, ich bin verzweifelt. Denn ich finde und entdecke Dich nirgends mehr, weder hier noch dort!
Bitte um eine neue Offenbarung, die ein wirklichkeitsnahes Verständnis der Schriften eröffnet und erschließt
Wie kann ich mich abfinden mit diesen Gegebenheiten, dass Du nirgends wahrhaft wahrnehmbar bist und aushilfst, dass alles beim Alten bleibt, als wärst Du niemals in diese Welt getreten, um den ganzen Kosmos zu wandeln? Wie kann ich mich abfinden mit diesen Gegebenheiten, die doch in offensichtlichem Widerspruch stehen zu Deinem verheißungsvollem Wort? Denn was uns darin versprochen ist, ich kann es nirgends finden! Oder wie muss ich Dein Wort verstehen, wenn ich es bislang falsch gedeutet habe? Und ich muss mich ja in Dir getäuscht haben, wo ich solch tiefe Ent-Täuschung erlitt! Gib mir doch eine neue Offenbarung über Deinem Wort, wie ich ́s recht deuten und verstehen kann!“
1.1 Ende und Anfang – SXP I,27
Verzweiflung an Gott – allen zum Spott: Herzloser Widerstand sogar durch die eigene Frau
So wurde ich zu einem Nichts und Niemand, allen zum Spott, die mich sahen. Denn ich konnte weder mit Dir leben, noch ohne Dich. Ich wusste ja, dass Du bist und überall herrschst und scheinbar unbarmherzig und ungerührt Unheil wie Heil wirkst, nach Deinem Gutdünken wenige erwählst und viele auf ewig verwirfst nach Deinem Wort, wie ich es bis dahin – in meinem engen menschlichen Horizont – verstand; das erkannte ich an den unzähligen Prophezeiungen, die sich schon erfüllt hatten und bis heute erfüllen, so dass mein Herz Dich nicht leugnen konnte, wie sehr es auch danach trachtete; und doch fand ich keinen Zugang mehr zu Dir und zum Vertrauen auf Dich, dass Du da bist für alle und hilfst, der Du doch selbst den Deinen, denen Du den Glauben an Dich noch möglich machst, die Wunder körperlicher und seelischer Heilung versagst, nach denen ihre Seelen sich verzehren.
So wurdest Du mir zum Feind, und in meiner verzweifelten Sehnsucht, Dir noch Freund sein zu können und in Dir den Freund zu finden, wurde ich allen zum Spott, dass sie sagten: „Seht, was aus der Seele geworden ist, die ihre Hoffnung auf diesen Gott gesetzt hat. So geht es allen, die solchem Wahn verfallen!“ Und selbst meine Frau wandt sich voll Abscheu von mir, die Dir abgesagt hatte, nachdem du unser Kind gefordert hast von unserer eigenen Hand. Sie verlangte von mir: „Schwöre Ihm ab, diesen Gott! Spucke Ihm ins Angesicht und dann lebe! Was willst du DEN noch länger suchen, der sich nicht finden lassen noch irgendeiner Seele helfen will?“
1.1 Ende und Anfang – SXP I,28
Weil ich das aber nicht konnte, nicht ablassen konnte von dem Verlangen, zu verstehen und Dich wieder zu sehen in dem Bild der Herrlichkeit, wie mein Kinderherz Dich einst gekannt hat, in der herzenden Liebe Jesu Christi, da wandte sie sich AB von mir. Ja, sie wandte sich GEGEN mich, forderte die Scheidung. Und sie entzog mir meine geliebten Kinder, die uns nach dem ersten Verlorenen geschenkt worden waren, damit sie nicht dem selben Wahn verfallen würden, wie ich. Und sie verleumdete mich vor allen, indem sie behauptete, ich hätte meinen Kindern, meinem eigenen Fleisch und Blut, Gewalt angetan. Und ihre Mutter, die meine Geliebte gegen mich aufgehetzt hatte, unterstützte sie dabei, und wurde meineidig gegen mich mit ihr. Sie selbst aber: Ich erkannte sie nicht wieder. Sie war eine andere geworden, von einem anderen Wesen und einer anderen Natur, als sei sie von tausend Teufeln besessen. Und sie wollte mir nicht allein meine Kinder entziehen, sondern auch all mein Hab und Gut; und sie wollte darüber durchsetzen, dass ich ihr zum Dank noch als Sklave dienen sollte für den Rest meines Lebens.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,29
Der Aufbruch von Neuem aus dem Zerbruch
Wiedergeburt durch eine neue Offenbarung in der Wüste der Einsamkeit und Verzweiflung
Da sprach ich zu mir: „Ich will nicht mehr sein. Ich will weder essen noch trinken. Ich will mich nieder legen und sterben. In drei Tagen bin ich tot.“ Aber siehe: Nach diesen drei Tagen des Todes wurde ich wiedergeboren. Ich wurde ein anderer, und der Herr machte alles neu. Später erkannte ich, warum mich alle verlassen und verstoßen mussten: Die Stunde der Offenbarung war gekommen. Der Herr hatte mich ausgesondert für Sein heiliges Werk, um später meinen Sohn vorbereiten zu können auf das Werk, das er tun wird. Siehe, du kannst mitten unter Menschen und doch verlassen und einsam, allein in der Wüste sein. Und du bist doch nicht allein.
Ermutigung durch den Geist Christi: Aller Zerbruch sollte nur vorbereiten auf Seine großen Offenbarungen
Siehe, ich bin jetzt nicht mehr, der ich war, und ich kenne mich selbst so nicht mehr. Denn in meiner Wüste, da habe ich den Herrn gesehen. In meiner Hölle, da habe ich den Himmel gefunden. Als ich in den Schatten des Todes umfangen lag, strahlte das Licht des Lebens in mein Herz. Als ich am Ende war, da nahm mein Leben einen neuen Anfang. Und nun habe ich erkannt, dass es nicht die Zeiten der Glückseligkeiten sind, in denen Gott uns nahe ist, die uns voran bringen, sondern die Krisenzeiten, wenn die Katastrophen über unser bisheriges Leben herein brechen. Glückselig darum, wer solches erfährt! Denn siehe, wo immer nur die Sonne scheint, da liegt das Land verdorrt und ausgetrocknet, da liegt das Land brach. Darum ist es uns gut, dass es Zeiten der Fluten gibt, wie die sonnigen Zeiten.
Und das Wort des Herrn erging an mich: „Mein Wirken vollzieht sich in größeren, gewaltigeren, weitläufigeren Dimensionen von Raum und Zeit, jenseits dessen, was bislang in dem eingeschränkten Horizont deiner Vorstellungen liegt.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,30
Weil du Mein Herz so bedrängst und so Sturm gegen Meine Pforten läufst: Ich will ́s dir offenbaren. Dann wird dein Herz Ruhe finden und deine Seele Geduld und Gelassenheit in unerschütterlicher Hoffnung.“ Und der Geist Christi sprach zu Mir einfühlsame Worte der Ermunterung und Ermutigung: „Sei getrost und unverzagt! Ich, dein Beistand und dein Helfer, will dich nicht versäumen noch verlassen! Denn siehe, all das, was geschehen ist, dein Zustand des Zerbruchs, ist von Mir geschehen, um dich zu bereiten für die Offenbarungen, die Ich dir zukommen lassen will. Ich nämlich will dir Großes und Unfassliches mitteilen, das du nicht kennst. Denn wo viel Gram und Verdruss ist, da wird auch viel Weisheit und Erkenntnis sein; und in ihrem Gefolge wird ein Frieden einkehren in deinem Herzen, welcher höher ist als alle Vernunft. Denn siehe, Ich wohne in einem Licht, dahin niemand kommen kann, und der Himmel und aller Himmel Himmel können Mich nicht fassen. Doch komme Ich zu dem, der zerschlagenen und zerbrochenen Herzens ist, das Wir einkehren bei ihm und mit ihm das Abendmahl feiern, Speisung für Leib und Seele: den Wein der Erkenntnis und das Brot der Weisheit.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,31
Bedeutung der von Gott verordneten Auszeit: Die augenblicklich auszuhaltende Absonderung von Welt und Familie ist gottgewollt, um für Seine besondere Offenbarung empfänglich zu machen
Siehe, du musst jetzt für eine Weile einsam und allein sein, abgesondert von Frau und Kind, verstoßen, in der Einöde. Du musst jetzt für eine Zeit still und untätig sein, dass du Mich hören kannst, und die Offenbarung empfangen, die Ich dir zugedacht habe, die Wiedergeburt erleben, die dir jetzt bevorsteht.
Denn wer kann ein todkrankes Herz operieren und heilen, wenn es arbeitet und schlägt? So kann es nur Heilung und Wiedergeburt zu einem neuen Leben für dich geben über Herzstillstand und Tod.
Siehe, wie Ich jenen Wildsporn, jenen jungen Weltbestürmer, der auf nichts als auf sich selbst vertraute, der meinte, niemandes zu bedürfen, einklemmte in einer Schlucht einer Felsspalte durch einen sich lösenden Felsbrocken, der seinen linken Arm einklemmte, – und er musste dort verweilen und ausharren, bis er seine Wiedergeburt erfuhr, und musste sich lösen von dem Arm seiner Stärke. – Siehe, wie ihm muss Ich auch dir jetzt zum Stein des Anstoßes werden, zur Hemmung, dich zu halten, wie in einer Felsspalte, dass es kein Auskommen für dich gibt, weder zur Rechten noch zur Linken. Und du musst die Einsamkeit und Verlassenheit aushalten, die Ich wie bedrückenden Finsternisschatten auf dich gelegt habe, und dir bleibt nichts anderes Erlösendes als der Blick in Meinen Himmel. So will Ich dich heilen.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,32
Zu diesem Zweck habe Ich all das über dich kommen lassen, dass du in allem gescheitert bist, und verlassen von allen, auf dass du zum Hören kommst, ausgesondert für das, was Ich jetzt reden will. Siehe, dafür habe Ich nunmehr dich in den Riss gestellt. Und es gibt kein anderes Heil für dich, als in diesen Riss zu treten. Darum wehre dich nicht gegen den Stein des Anstoßes, der dich jetzt gefangen hält, sondern lausche Ihm, was Er dich jetzt lehren will: Es sind Worte des Trostes und der Erbarmung, nicht allen für dich, sondern für viele. Harre aus und weine nicht den Dingen nach, die du jetzt versäumst, das Heranwachsen deiner Kinder, an dem du nicht teil haben kannst. Siehe, Ich will dir all diese Jahre erstatten, und du sollst viele Kinder aufwachsen sehen.
Wie bei allen Propheten bedarf es eine Zeit der Absonderung, um das Wort – unbeeinflusst von Fleisch und Blut – empfangen zu können
Siehe, habe Ich nicht so alle Meine Propheten in die Wüste geschickt, um dort zu ihrem Herzen zu reden? Tat Ich so nicht mit Meinem Sohn Mose, der – fern von allem, von seinem Volk, von seiner Familie, von seinem Auftrag, Mein Volk zu führen, das ohne ihn entgleiten musste – vierzig Tage der Erleuchtung und vierzig Nächte der Umnachtung aushalten musste ohne Nahrung und was sonst zum Leben notwendig ist, ja, ohne Wasser wie ohne Brot, auf Meinem Heiligen Berg?
1.1 Ende und Anfang – SXP I,33
Tat Ich so nicht mit Meinem Sohn Elia, der – fern vom heiligen Land, aus dem er fliehen musste – vierzig Tage und Nächte in der Wildnis von Raben ernährt wurde, der, allein und verstoßen, als einziger übrig, völlig am Boden und ausgebrannt, lernen musste, dass Ich nicht im verheerenden Feuersturm komme, der über jedem Zweifel erhaben ist, sondern dass Ich ein stilles Umsäuseln bin?
Tat Ich so nicht selbst mit Meinem Sohn Jesus, der von Meinem Geist in die Wüste getrieben wurde, um in den Versuchungen Satans Klarheit über Seine besondere Offenbarung zu erlangen: „Bist du wahrhaft Gottes Sohn?“?
Tue Ich so nicht von je her mit Meinem Sohn, dem ganzen Haus »Israel«, das vierzig Jahre in der Wüste verweilen musste zwischen Altem und Neuem, tue Ich so nicht mit einem jeden Kind, das zum »Gottes-Streiter« berufen ist?
So welchem Ich Mir heraus erwähle, der muss Aus-Sonderung aushalten für eine gewisse Zeit. Denn was Ich dir jetzt sage, das hast du noch von keinem geistlichen Lehrer gehört, von keinem Bruder und keiner Schwester im Geist vernommen, noch in deiner heiligen Schrift gefunden, wiewohl so viel Weisheit und Leben in all ihrem Reden und alles Neue, das Ich dir jetzt kund tue, darin wohl – verborgen – zu finden ist, um allein dem Suchenden sich zu eröffnen, als Morgenstern aufzugehen in seinem Herzen – durch ureigenste, persönliche Deutung des Geistes und unergründliche, anderen unerfindliche Herzensinspiration. Eine neue Offenbarung sollst du erhalten, nach der sich deine Seele verzehrt, nach der dein Herz schreit. Fleisch und Blut werden dir dies nicht sagen. Darum auch sollst du nicht Fleisch und Blut zu Rate ziehen in der Zeit Meiner Offenbarung, bis Ich mit Reden fertig bin.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,34
Die persönlich empfangene Offenbarung muss zunächst wie ein Schatz verborgen gehalten werden, um dort zur Gewissheit ausreifen zu können
Werden nicht junge Triebe erst in einer Baumschule gezüchtet und erst, wenn sie ausgeschlagen haben, in die Wildnis gesetzt? Wer enthüllt ein Kunstwerk, bevor es fertig gestellt ist? Verbirgt nicht ein Mann, der einen Schatz im Sand gefunden hat, diesen so lange, bis er genug zusammen gespart hat, dass er den Grund erwerben kann, in welchem er liegt, damit ihm der Schatz nicht von anderen gestohlen werden kann? Auch wäre das ein törichter Feldherr, der seinen Überraschungsangriff vorher ankündigt!
So sollst darum auch du, was in deinem Herzen heran wächst und reift, wie ein Samenkorn im Verborgenen, behüten wie einen Schatz, wie deinen Augapfel. Hüte die Mysterien, die Ich dir jetzt offenbare, und bringe Meine Geheimnisse nicht ans Licht vor der Zeit! Und überlege dir wohl, wen du wann inwieweit einweihst! Werfe das Heilige nicht den Hunden vor, und nicht Perlen vor die Säue! Siehe, wer kann die Zwiesprache zweier Herzen verstehen als allein die Sich-Liebenden? Wer in dieses Liebesspiel nicht einbezogen ist, dem muss es bleiben »Zawrlazwaf! Zawrlazwaf!« Darum weihe niemanden ein, den die Liebe nicht eingeweiht hat! Und versuche nicht, die Liebe zu wecken, ehe es ihr von selbst gefällt! Siehe, die Zeit wird kommen, da diese großen Mysterien, die Ich dir jetzt im Verborgenen ins Herz flüstere, dass es dir brennt, dass all diese Herrlichkeiten von den Dächern gerufen werden und über den Marktplätzen erschallen, und Heere von Menschen werden sich danach ausstrecken, wie Ährenfelder sich im Wind biegen, die reif zur Ernte sind. Jetzt aber, ist es an der Zeit, aufzunehmen und zu sammeln für die Zeit des Austeilens, die hernach kommen wird.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,35
Darum ertrage die Zeit der Vereinsamung und Zurückgezogenheit, des Abgesondertseins von allem. Ertrage und nutze sie! Wenn du sie nutzt, um zu hören und aufzunehmen, wird sie dir Leben sein; wenn du aber aufbegehrst gegen den Felsen, der dich drückt und hält: Siehe, das wäre dein Verderben und dein Tod! Darum gib dich dem Hören und dem Schreiben hin! Und auch, wenn es dich reizt, schon weiter zu geben, was du jetzt hörst, sollst du es doch für dich bewahren, bis diese Schrift vollendet ist. Denn was du jetzt hörst, ist nicht von Fleisch und Blut, und es soll auch nicht dem Urteil von Fleisch und Blut erliegen. Darum kehre nicht bei anderen Propheten ein, wie alt und hochbetagt, wie weise sie dir auch erscheinen mögen, auf dass du in der dir gegebenen Prophezeiung nicht verwirrt wirst! Denn wenn du ihre geistliche Speise isst, wird die deine verderben, und du wirst namenlos bleiben wie jener Prophet, der Meine Mahnung nicht befolgt hat und vom Löwen, dem Satan, zerrissen wurde. Und seine Wegzehrung, seine Körner, wurden von den Raben gefressen.
Denn siehe, das Große, das Ich in dich gelegt habe, ist wie ein Schatz von Diamanten und Kristallen in einer schlichten Truhe, wie eine Pflanze des Lebens in einem toten Tonkrug; in ihr ist Kraft und Stärke zum Leben; du aber bist kraftlos und schwach, erfüllt von Anfechtungen und Zweifeln. Dein Glaube ist noch nicht zur Gewissheit gereift. Darum lass dich nicht verunsichern und irritieren in dem, was Ich dir jetzt sagen will, indem du es der Meinung von Fleisch und Blut unterstellst. Und auch wenn diese Schrift, die Ich dir jetzt gebe, vollendet ist: Stelle deine Erkenntnisse nicht zur Diskussion! Stelle sie ihnen hin wie ein Mahnmal, wie ein Feldzeichen, einen Monolithen! Wer es fassen kann, der fasse es. Wer es lassen will, der lasse es. Du aber gehe unbeirrt weiter deinen Verkündigungsweg.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,36
Wenn du alles gehört hast, was Ich dir zu sagen habe, wird dein Herz nicht mehr erschüttert sein, noch sich von irgend jemanden irritieren lassen. Und auch wenn sie dir Verführung nachsagen, wirst du wissen, dass alles aus Meinem Geist gesprochen ist.
Aufruf, das Mysterium Christi geheim zu halten, bis die Zeit gekommen ist, es auszurufen: Nichts existiert außer dem Wort Gottes – Christus!
Noch musst du dies Mysterium, dies Geheimnis hüten wie deinen Augapfel, wie einen Schatz, eine Goldader, eine Ölquelle in einem Schlammloch, in noch unbestelltem Acker, den du dir erst erwerben musst; noch bist du zu schwach, zu wenig gereift, um ihnen stand zu halten. Denn wenn du es dermaleinst von den Dächern rufen wirst, wird man dich dafür zu steinigen suchen. Denn siehe, das wird ihnen ein Anstoß sein, wenn du sagst: „Ich bin (das) Wort Gottes, ein Ausspruch des Herrn, Christus gleich, wie ihr alle.“ Wenn aber doch die Schrift selbst es kündet und sagt: „Götter seid ihr! Söhne des Höchsten seid ihr ALLE!“ Du aber weißt es, du hast Mein großes Mysterium erkannt: Ich bin – und sonst keiner mehr. Nichts existiert außer Mir, dem Christus. Wort Gottes bin Ich – das seid ihr damit alle.
Der Widersacher versucht immer und überall die Geburt Christi zu vereiteln
Aber das weißt du: Wo immer Ich in die Welt komme und geboren werde und Gestalt gewinne, da macht sich auch der Satan, der Widersacher, auf, um unter Aufbietung aller seiner Kräfte Mich zu vernichten, noch ehe Ich dem Mutterschoß entsprungen bin. Aber all das erkennst du auch jetzt schon:
1.1 Ende und Anfang – SXP I,37
Der in der Gefährtin geweckte Geist des Widerspruchs bestätigt den erweckten Geist Christi, den Anbruch von etwas Großem und Wunderbaren
Was meinst du, warum der Geist, der sie, deine Gefährtin, beherrscht, genau und erst jetzt – nach zehn harmonischen Ehejahren – so deutlich hervortritt, dass sie dich als einen Erzfeind hasserfüllt bis zum äußersten Rand, voll Bitternis und Wut zu zerstören und sich an deinem Unglück und Untergang zu weiten sucht? Warum, wenn nicht, weil auch in dir nunmehr genau der Geist hervortritt, der dich von jeher beherrscht hat und ihr ein Dorn im Auge war, denn sie war von je her ungläubig und nicht gläubig, wie du. Daran erkennst du, dass du nicht einen anderen Geist empfangen hast, nicht den Geist der Schlange und des Skorpions, als du um den Geist des Oster-Eis, das aufbricht zu neuem Leben, und um den Geist des »Fisches«, des »ICHTYS«, gebeten hast, – nicht den Geist des Antichristen, als du um den Geist Christi batest, wenngleich dir vieles so fremdartig sein wird, dass es dir als der Geist des Antichristen dünken müssen wird. Aber wie sollte denn Satan Satan reizen und anstacheln?
Und wie könnte dir der Geist, den du empfangen hast, solche Standhaftigkeit und Festigkeit verleihen, bei all den Angriffen, denen du nunmehr ausgesetzt bist, dass du in allem, was du bist, zutiefst in Frage gestellt wirst? Daran erkennst du, dass es kein anderer Geist ist, sondern aus Mir, was jetzt zu seiner Geburt hervortritt, etwas Großes und Gewaltiges und Wunderbares, was so noch nicht da gewesen ist seit Meinem ersten Advent, was den Satan erschaudern und aufschrecken lässt, dass er sich mit aller Gewalt anschickt, es zu vereiteln und noch im Keim zu ersticken, bevor es aufgeht und anbricht, was ihm sonst, wenn es wächst, zu gewaltig wird, zu mächtig und zu viele Seelen entreißen wird. Und doch kann er ́s nicht hindern!
1.1 Ende und Anfang – SXP I,38
Die vier Advente Christi: Sein Kommen im Fleisch, im Geist, zur Entrückung der Seinen und Seine Wiederkunft mit den Seinen
Es ist Mein zweiter Advent in Meinem Geist, der schon zu Pfingsten begann, dem bald Mein dritter folgen wird, wenn Ich komme, euch zu Mir in die Himmel zu ziehen; dann aber Mein vierter Advent, wenn Ich aufgehen werde über der Welt wie ein Blitz von einem Ende des Himmels bis zum anderen, und ihr mit Mir. Ihm aber, der dies alles unweigerlich heraufziehen sieht, wird unerträglich und bange, und er merkt, dass er nur noch wenig Zeit hat.
Die All-Mutter Ruach wird der falschen Mutter Rahab ihre Kinder entreißen
Und siehe, dies wird über »Satana«, die alte widerspenstige Schlange, die Ruchlose, die Selbstsüchtige, kommen, die da spricht: „Ich – und sonst gar nichts! – Herrin werde ich sein auf ewig! Ich werde keine Kinderlosigkeit kennen. Denn sie alle sind mein.“ Genau dies wird über sie kommen, unvermittelt, in einem einzigen Augenblick: Kinderlosigkeit – trotz deiner gewaltigen Fülle an Lügen und Bannsprüchen, mit denen du alle an dich gebunden hast. Denn sie alle sind Mein, und Ich werde an Meine Brust bringen, was Mein ist! Wer will Mir wehren? Der Rahab und Babylon, der falschen Mutter, ihr werden ihre Kinder entrissen und Mir, der wahren Mutter, der Ruach und der himmlischen Jerusalem, zugeführt.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,39
Und schon hörst du sie, die Stimme der Mutter und ihrer Töchter, der Ruach und der Bräute: „Kommt, alle Meine Kinder, kommt! Kommt und trinkt von Meinen Brüsten – UMSONST!“
Der Vorwurf der satanisch besetzten Gefährtin, „ver-rückt“ zu sein, hat einen tiefen Wahrheitsgehalt
So regt sich der Geist Satans in ihr, deiner Gefährtin, weil er fürchtet, dass der Geist, der in dir ist, dir und ihr zu mächtig wird. Sie ist besetzt vom Geist des Verklägers. Sieh doch, wie sie alles an dir schlecht macht und kein einziges gutes Haar mehr an dir lässt, dich in allem verteufelt, als seist du, der du ein Lamm warst, ein Tyrann und ein Teufel gewesen! Und sie macht alle Welt ihr glauben mit ihrer Blenderei und ihren Verleumdungen, und mit ihrem falschen Spiel, gedeckt durch ihre aufgeworfenen falschen Zeugen.
Und lass es dich nicht wundern, wenn sie dich für verrückt erklärt und für verrückt erklären zu lassen versucht, um dir eure Kinder vorenthalten zu können. Siehe, solches ist auch Mir widerfahren, dass meine Allernächsten von Mir behaupteten: „Er ist von Sinnen!“ Und solches muss ja auch mit einem jeden geschehen, der von Mir ergriffen wird. Denn die Welt, die Kopf steht, muss es befremden, wenn ihr Seelen entrissen und wieder auf die Füße gestellt werden; denn ihr seid in der Tat von Mir ver-rückt und ver-setzt aus dem Reich und der Macht der unseligen Finsternis in Mein wunderbares Reich des Lichtes und der immerwährenden Liebe, im Geist schon mit Mir ent-rückt aus den zeitlichen Niederungen der Welt dieses Äons in die himmlischen Höhen der zeitlosen Ewigkeit, ins Allerheiligste, in ein Licht, wo euch nichts mehr antasten und treffen kann.“
1.1 Ende und Anfang – SXP I,40
Aufruf zum entschlossenen Festhalten an der bisher erkannten Wahrheit gegen alle Widerstände
Lebens- und Selbstaufgabe, Niedergeschlagenheit hin zum Tod: Wofür noch kämpfen?
Nun aber erfahrt, wie es zugegangen ist, und wie der Herr zu mir gesprochen hat. Siehe, ich legte mich nieder, um für immer zu schlafen. Ich wollte nichts mehr essen und nichts mehr trinken, denn ich sprach in meinem Herzen: „Was soll der Leib sich noch nähren, wenn die Seele dahin darbt? Ich bin des Kämpfens müde! Ich kann ja doch nicht gewinnen! Und wenn ich auch gewönne! Welchen Nutzen hätte ich davon?! Dann hätte ich meine Frau geschlagen, mein eigen Fleisch und Blut! Worum also sollte ich noch kämpfen? Um meine Kinder? Was hätte ich ihnen zu geben, der ich selbst nichts habe, weder irdische noch geistliche Güter?! Um mein Hab und Gut? Siehe, wer kann etwas mitnehmen, wenn er stirbt? Als auch noch meine Frau mich verließ, da bin ich gestorben!“
Erst später erkannte ich, das dies die Stunde war meiner Wiedergeburt zu einem neuen Leben. Denn siehe, als ich schlief, da hatte ich einen Traum – von einer mächtigen Schlacht zwischen gewaltigen Heeren.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,41
Traum von der Familien-Schlacht der Ungerechten gegen die Heiligen
1. Als sie auf dem Schlachtfeld … versammelt waren, dem Feld der Ausbreitung aller kosmischen Gesetze, ungestüm zur Schlacht drängend, da lenkte Er, mein Wagenlenker, meinen Wagen mitten hinein in das Getümmel von Lanzen, Schilden und Speeren, von aufgewirbeltem Staub und umherspritzendem Blut. Es war das Schlachtfeld eines Familienkrieges, ein Kampf, angezettelt von dem machtgierigen Prinzen, dem Verwirrer, der mich, den rechten Erben des Thrones, für immer stürzen wollte. Ich erkannte, dass ich der Arjuna war; meinen Wagenlenker aber erkannte ich nicht.
So aber geschah es, als noch alle in Schlachtordnung aufgestellt waren: 3. Auf der gegenüberliegenden Anhöhe sehe ich sie, alle meine Feinde: … dieses gewaltige Herr, … das hier … aufgestellt worden ist. 4.-6. Da stehen in dieser übermächtigen Armee Helden und berühmte Bogenschützen … Streiter in…großen Kampfwagen … – alles Männer von großer unerschütterlicher Tapferkeit und Todeswut. 7. Und mein Herz schmilzt dahin bei ihrem Anblick, denn es sind … die Ausgezeichnetsten … 8. … Siegreiche, im Kampf … und viele … Helden … Sie alle sind mit mannigfaltigen Waffen und Geschossen ausgerüstet und wohl erfahren im Krieg seit Urzeiten und einer Unzahl von Generationen. 10. Unbegrenzt scheint diese Armee, die von jenem, dem Verwirrer, befehligt wird, während meine Armee begrenzt scheint und sich auf nur EINEN Mann verlässt.
12. Um die Begeisterung im Herzen seiner Heere zu erwecken, blies der mächtige Ahnherr alles Bösen und der Finsternis, der Älteste und Zeuger aller Teufel und Dämonen, in seine Muschel, so dass es vom Schlachtfeld widerhallte wie Löwengebrüll. 13. Darauf erschollen unvermittelt die Muscheln und Pauken, die Tamburine, Trommeln und Hörner: Das Getöse wurde gewaltig.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,42
14. Stehend auf unserem großen, mit weißen Rossen bespannten Kriegs-Wagen stießen dann auch wir, mein Wagenlenker und ich, in unsere himmlischen Muscheln. 18. Und bald stießen alle von allen Seiten in ihre verschiedenen Muschelhörner. 19. Dieser ungeheure Aufruhr, über Erde und Himmel widerhallend, erschütterte zutiefst mein Herz.
Bitte an den göttlichen Wagenlenker, im Schlachtfeld inne zu halten, um den Sinn des Gemetzels ergründen zu können
20. Als ich auf all diese Söhne der Finsternis blickte, schrecklichste Gräuelgestalten, die in Schlachtordnung da standen, und schon die Geschosse zu fliegen begannen, da erhob ich, der ich den Affen – das Bild der Dummheit und Narredei – im Banner führte, meinen Bogen und sagte zu meinem Wagenlenker, dem Herrn der Erde …: 21.-23. „Halte, o Makelloser, Du Unerschütterlicher, – der du meinen Streitwagen lenkst, ob ich nun will oder nicht, mitten hinein in die Schlacht, – wenigstens meinen Wagen einmal kurz zwischen den beiden Heeren an, damit ich diese Myriaden mustern kann, die kampfbegierig dastehen und mit denen ich wohl zusammenstoßen muss an diesem großen und schrecklichen Festtag der Schlacht. Ich will sie betrachten, die hierher gekommen sind, um für die Sache des übel gesinnten Sohnes des Verderbens einzutreten. Denn mich selbst umfängt nichts als Verwirrung. Und ich begreife weder Sinn noch Ziel all dieses Niedermetzelns. So lass mich innehalten, dass ich Überblick gewinne und erkennen kann, was der Ausgang von all dem sein mag.“
1.1 Ende und Anfang – SXP I,43
24.-25. So angeredet von mir, der ich endlich meinen Tief-Schlaf überwunden hatte, und den Zweck und Ziel von all dem Getümmel zu begreifen verlangte, brachte mein Wagenlenker jenen meinen besten der Streitwagen, welcher der Seinige war, inmitten zwischen den beiden Heeren zum Stehen, gegenüber von all meinen Feinden und sprach: „Schau hin, o Menschensohn, auf all diese deine versammelten Eintreter und Gegner!“
Entsetzen darüber, dass sich Angehörige der selben großen Familie im Todeskampf gegenüber stehen – insbesondere über die Gegnerschaft der eigenen geliebten Frau
26. Und was ich erblickte, entsetzte mich: Denn ich sah hier wie dort, auf BEIDEN Seiten nichts als Verwandte, Kinder und Angehörige von EIN und DERSELBEN Familie! Onkel und Großväter, … Vettern, Söhne und Enkel, Gefährten, Schwiegerväter, solche, die sich wohlgesonnen sein sollten, in toteswütiger Kampfeslust einander gegenüber stehend. Und unter den Heerführern, allen voran, sah ich meine Frau – in Todeswut gegen mich entbrannt, – jene, mit der ich so oft doch seelisch und leiblich innigst vereint war, die ich so innig geliebt hatte, und von der ich meinte, dass auch sie mich liebte!
Wie sollte ich angehen können wider sie, trug ich doch immer noch ihren Ring, in dem ich mit ihr auf ewig verbunden war, den Ring, den sie verachtet und weg geworfen hat: Er blieb mir doch tief eingebrannt in meinem Herzen und in meiner Seele, wie die Jahresringe in einem Baum, der um sie weiter Ring um Ring, Jahr um Jahr, Leben um Leben wächst. Wie konnte, wie sollte ich meine Liebe zu ihr verleugnen?
1.1 Ende und Anfang – SXP I,44
Wie sollte ich aufstehen gegen ihren Aufstand, ihr in ihrem satanischen Aufbegehren zum Satan werden? Wie nur sollte ich streiten wider sie, meine Schwester, meine Gefährtin und Geliebte? Es war, als wäre mir mit ihr das Herz aus meiner Brust gerissen! Wie sollte ich überhaupt bestehen können ohne sie, geschweige denn ihr widerstehen?! Sie war doch ein Teil von mir und ich ein Teil von ihr! Es war, als wäre ich in der Mitte entzwei geteilt. Wie sollte ich stehen können auf nur einem Bein? Siehe, ich sterbe! Da hörte ich eine Stimme vom Himmel: „Siehe, du bist schon mehrere tausend Tode gestorben, und lebst. Du wirst auch diesen Tod überstehen!“
Zuspruch der göttlichen Weisheit; Abschiedsrede an die von Verfinsterung besetzte Frau
Und ich sah auch eine andere Gestalt, als Heerführerin auf meiner Seite, gleich einer Schwester, voller Anmut und Schönheit, noch anmutiger und schöner als meine Frau es war, die Gestalt der Liebe, das Urbild aller Anmut und Schönheit. Sie sprach: „Du wirst bestehen! Du wirst widerstehen und standhaft bleiben! Siehe, Ich bin mit dir und in dir.“
Da wandte ich mich noch ein letztes Mal um nach meiner Frau; und ich sah, dass sie mich nicht mehr erkannte, mich nicht mehr sah und fand, sondern es war, als würde sie durch mich hindurch blicken, und nichts mehr, weder mich, noch sich selbst noch erkennen; und ich sprach: „»Anne«, du »Mutter« aller Kriege! Mein geliebtestes unter allen Wesen, meine Gefährtin, die so lange an meiner Seite war und mich jetzt so unendlich tief verletzt! Was hat unser Leben aus uns gemacht? Und was machen wir jetzt aus unserem Leben? Wie konnte ich dich nur verlieren?!
1.1 Ende und Anfang – SXP I,45
Wie konntest du herausgerissen werden und heraus fallen aus mir!? Leb wohl! Leb wohl! Und doch muss ich wider dich streiten, weil du dich angeschickt hast, mir zum Satan zu werden!“
Und in einer kurzen Anwandlung, umflutet von der Aura der Weisheit, in dem Bruchteil eines Augenblickes, von Erleuchtung ergriffen, weissagte ich, sprach ich Worte der Weisheit – einer Weisheit, die mir selbst noch fremd war, und die ich selbst noch nicht verstand: „Auch wenn du nicht mehr an mich glaubst, ja, es dich schüttelt, wenn du nur an mich denkst, so glaube ich noch immer an dich. Allein darum auch kann ich, will ich dich jetzt loslassen und mich gar hart und fremd gegen dich stellen. Was ich jetzt tue, kannst du noch nicht verstehen. Aber ich muss tun, was ich tue. Ich muss mich bezwingen, alles aufbieten gegen deine Anfeindung, Widerstand leisten gegen alles, was du gegen mich aufbietest. Aber glaube mir: Es dient mir und auch dir zum Besten.“
Und ich wurde des Wesens gewahr, dass hinter ihr stand und mit seinen Klauen ihre Schultern umgriff, und das bereits in ihr war, eine schwarze, langhaarige Monstergestalt mit kalten, aschfahlen und doch rot-unterlaufen glühenden Augen, wie Feuerkohlen, und stechenden Pupillen, tiefschwarz wie der Tod. Und kalte Schauer durchwallten mich von dem, was ich da sah, mir erfror schier das Blut in den Adern.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,46
Zurückschrecken vor der Notwendigkeit, über Frau und Anverwandte die vernichtende Wahrheit zu bringen, die selbst nicht mehr greifbar erscheint
27. Als ich sie und alle diese doch miteinander so eng Verwandten kampfbereit und todeswütig einander gegenüberstehend dastehen sah, da wurde ich – trotz der anmutigen Gestalt an meiner Seite, die hinter mir stand – von unermesslichem Kummer und tiefsten Mitleid ergriffen. Traurig und niedergeschlagen seufzte ich: 28.-29. „Wenn ich hier meine eigenen Verwandten in Schlachtordnung vor mir sehe, o Christus, werden meine Glieder schwach, mein Mund dörrt mir aus, mein Leib erzittert und meine Hände sträuben sich. Der Bogen entgleitet meiner Hand, und meine ganze Haut scheint zu brennen. 30. Ich kann nicht mehr aufrecht stehen, und alles dreht sich mir in meinem Kopf. Was ist der Sinn von all dem, o Christus?!
31. Nichts, wirklich absolut nichts Gutes erkenne ich darin, dass ich meine eigenen Verwandten in der Schlacht töten soll, o Christus, verstehe ich doch, warum sie sich gegen mich wenden, ja, wenden müssen, wie ich festhalten muss an Dir! So ist es nun einmal gegeben: Sie können ja nicht anders, wie auch ich nicht anders kann! Aber kämpfen, das Wort in die Hand erheben gegen sie, sie mit der Wahrheit schneiden und zerteilen? Ich kann es nicht, bin ich doch bar geworden aller Waffen! Und erkenne die Wahrheit selbst nicht mehr, und fasse sie nicht! Auch begehre ich weder Sieg, noch Herrschaft, noch irgendwelche Freuden. Denn die Freude – sie ist schon längst mit ihnen von mir gewichen! 32. -35. Was bedeutet Herrschaft für mich, o Alles-Erblicker, was bedeuten mir Freuden, wenn ich sie mit meinen Liebsten nicht teilen kann, ja selbst das glückseligste Leben?
1.1 Ende und Anfang – SXP I,47
Sind es nicht eben jene, um derentwillen wir Heiligen Herrschaft … begehren sollen, die hier gegen uns stehen im Kampf und die ihr Gut und Blut einsetzen gegen uns: ehemalige geistliche Lehrer und Lehrerinnen, Brüder und Schwestern im Fleisch und im Geiste, Väter und Söhne, auch Großväter, Onkel, Schwiegerväter, Enkel, Schwäger und sonstige Blutsverwandte? Wie könnte ich irgend etwas für sie erstreiten im Kampf um die Wahrheit, wenn mein Streiten für die Wahrheit ihnen Tod und Untergang bringt?! Nie brächte ich über mich, sie mit vernichtenden Worten zu erschlagen, Worten der Entblößung, die sie zunichte machen würden, oh Alles-Durchleuchter, und wenn ich selbst erschlagen würde.
Ich begehre doch schon lange nichts mehr als Heil und Frieden für mein kleines Leben, in der Gemeinschaft derer, unter denen ich aufgewachsen bin. Ist denn auch das schon zu viel verlangt? Ich will mich nicht losreißen von ihnen und aufstehen gegen sie, nicht einmal für die Herrschaft über alle Welten, und schon garnicht für die Herrschaft über diese erbärmliche Erde! Was – das sage mir – bleiben mir schon noch für Freuden, wenn ich diese getötet habe, die meine ganze Freude waren?!
Sollte ich nicht einlenken, nachgeben, überlaufen und mich hinzugesellen zu ihnen, zusammen mit ihnen in ihrer Lüge leben, die Wahrheit verleugnen, die ich ja doch nicht fassen kann, und die sich mir wieder und wieder entzieht, wie sehr ich ihr auch nachlaufe und nach ihr trachte? Könnte ich doch nur in meinem Herzen verleugnen, was ich schon erkannt habe, dass ich die Wahrheit verleugnen und mich wieder unter sie und ihre Lüge gesellen könnte! Doch mein Herz, es kann es nicht! Aber streiten wider sie? Auch das vermag ich nicht!
1.1 Ende und Anfang – SXP I,48
Irritierte Frage, ob nicht gnädiger Umgang und schweigend alles ertragende Liebe geboten ist
36. Mir wähnt: An uns wird es als Sünde und Vergehen gegen unsere Geschwister haften bleiben, wenn wir sie jetzt umbringen durch die Klarheit der Wahrheit, statt Geduld und Nachsicht mit ihnen zu üben und alles schweigend zu ertragen in duldsamer Liebe, auch wenn sie wahrlich die Angreifer sind und wir unschuldig sind an ihrem unvermittelten Aufstand, den niemand erwartet hat. Darum ist es nicht recht, dass wir die, die doch auch Deine Söhne und Töchter sind, so schroff und hart ihres Todes überführen und so töten, unsere eigenen Verwandten, dass es für sie im »Hier« und »Jetzt« gewisslich keine Hoffnung mehr gibt. In der Tat: Wie können wir je noch glücklich sein, wenn wir unsere eigenen Leute töten und ihrem Tod übergeben müssen?!
Kann es recht sein, sich auf ihren Streit einzulassen, was die ganze Sippe und alle bestehende Ordnung gefährdet?
37.-38. Wenn auch jene – gewiss – von Habgier in ihrem Bewusstsein getrübt, und in dem blindwütigen unbändigen Verlangen, alles an sich zu reißen, in der Zerstörung ihrer eigenen Sippe keine Schuld mehr erkennen und kein Verbrechen in der Feindschaft gegen ihre eigenen Freunde mehr sehen, warum sollten nicht wir die Weisheit besitzen, vor solch einer Sünde zurückzuschrecken, o Friedliebender, die wir erkennen, dass die Vernichtung der Sippe von Übel ist!
39. Denn mit der Ausrottung ihrer Sippe werden auch ihre ewigen Traditionen zerstört. Wenn aber all die bisherigen heiligen Bräuche zusammenbrechen, die so lange Bestand hatten und Bestand sicherten, überwältigt dann nicht Gesetzlosigkeit und Anarchie den ganzen Stamm?
1.1 Ende und Anfang – SXP I,49
Ist es nicht besser, im Alten zu verbleiben, wenn das Neue nur Umsturz und Umwälzung bringt, auch wenn das Alte bisweilen trost- und herzlos erscheint, wie es weder mir noch den Meinen noch irgendeiner Seele noch Trost spendet, so dass sie sich gegen mich wenden, der ich festhalten muss an dem Glauben: »Es muss noch etwas Neues, ganz Anderes geben. Es muss ihn doch geben – den Trost!« Und da ich ihn selbst nicht finde und mir zum Sterben ist: Warum sollte ich noch festhalten an meiner so getrübten Hoffnung? Warum sollte ich nicht auch aufgeben, wie sie alle, und verbleiben in dem alten, dem steinern, ehern gewordenen Gesetz?
40. Wo nämlich Gesetzlosigkeit herrscht, o Christus, da werden die Frauen der Sippe verderbt. Werden aber die Frauen verderbt, o Anmut aller Weiblichkeit, die Mütter der Kinder der nächsten Generation, dann gerät die feste Ordnung der Gesellschaft durcheinander, und alles versinkt in Tohuwabohu, in Durchwühlung und Chaos. 41. Dies Chaos bringt für die Zerstörer der Sippe Verdammnis, aber auch für die ganze Sippe selbst – denn wir sind alle EINE Familie, EIN Geschlecht, EIN Stamm, und alles hängt aneinander und ineinander. Und ihre Ahnen, die sie geleitenden Seelen, die Heiligen, Schutzpatronen und Engel, sie werden fallen, da niemand mehr da ist, der nach ihnen rufen wird. Wer oder was aber soll dann noch Halt und Richtung geben?
So werden durch die Untaten der Zerstörer der Sippe, die die Verwirrung der heiligen Ordnung zur Folge hat, die ewigen Gesetze des Volkes und die sittliche Grundlage der Sippe vernichtet. Und die Menschen, deren Sippenmoral verderbt ist, werden für immer in der Hölle verbleiben müssen, o Weltenrichter. So jedenfalls wurde es uns überliefert.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,50
Nun aber frage ich mich, wer die Zerstörer der Sippe sind: Ich, der ich festhalten will an dem, was sich offenkundig nicht bewährt hat und der ich nach dem angekündigten Neuen im Alten trachte, oder jene, die gegen mich aufstehen und aufgebracht sind, weil sie ihren Tod lieben, der sie in der Überalterung des Alten eingenommen hat. 44. Wehe uns, wenn WIR es sind, die am Ende davor stehen, eine wahrhaft schreckliche Sünde zu begehen, und unsere eigenen Verwandten töten … letztendlich, wie sie, nur aus Gier nach Freuden der Macht! Denn ist es nicht letztendlich der Griff nach der Macht, der uns verführt, wenn er sich auch geistlich gibt und fromm kleidet, im Guten Einfluss zu nehmen auf die Völker?
Irrige Entscheidung, sich kampflos auszuliefern, sei besser für aller Heil
45. Viel eher – will ich meinen – gereicht mir zum Heil, dass die bewaffneten Söhne und Töchter, Väter und Mütter, Brüder und Schwestern meiner Familie mich, der ich ohnehin waffenlos und bar jeder Erkenntnis im Streit um die Wahrheit, die ich nicht aufgeben will, bin, erschlagen, und ich keinen Widerstand leiste.
Denn macht sich der schuldig, der einfach geschehen lässt? Macht sich schuldig, wer nicht mehr isst und trinkt, weil ihm keine Speise dargeboten wird, der sich hinlegt, um zu sterben, der sich hinlegt und schläft? Ich bin es leid, bin müde! Ich will nicht mehr kämpfen!“
46. Als ich auf dem Schlachtfeld so zu meinem Wagenlenker gesprochen hatte, sank ich auf den Sitz des Kampfwagens zurück, warf meinen göttlichen Bogen und den unerschöpflichen Köcher hin, die ich von den Göttern für diese furchtbare Stunde erhalten hatte, und mein Geist war von Kummer überwältigt, denn mir schien der Köcher hohl und leer, ohne jeden Bogen, und ich wusste nicht, was ich ergreifen sollte, wenn ich in das dunkle Nichts dieses leeren Köchers griff.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,51
Entblößung der Niedergeschlagenheit als todwirkende Erbärmlichkeit; Aufruf, sich zu ermannen und aufzustehen
II. 1. Zu mir, der ich so von Verständnis, Mitgefühl und Mitleid gegen meine eigenen Widersacher ergriffen war, deren Unvermögen, noch länger nach Licht, Heil und Hoffnung zu suchen, an dem Glauben fest zu halten, dass da doch noch etwas war, – deren Zweifel und Ablehnung ich nur zu gut verstand, wenngleich ich ihnen darin doch nicht folgen konnte, so dass allertiefste Verzweiflung und die Sehnsucht, zu vergehen, mich befiel, – zu mir, die Augen voll Tränen und Kummer, das Herz überwältigt von Schwermut und Mutlosigkeit, sprach Er, der Tröster und Trost allen Trostes, folgende Worte; 2. der Erhabene, mein Wagenlenker, der mich in dieses Getümmel und unentrinnbare Gewimmel gelenkt hatte, sprach: „Woher ist diese Niedergeschlagenheit, diese Verfärbung und Verblendung deiner Seele in der Stunde der schweren Entscheidung und Gefahr über dich gekommen, o du Zauderer und Zweifler?
Das ist nicht die Art, die von einem geistlichen Krieger hoch gehalten wird! Nicht vom Himmel hernieder ist diese Stimmung, wenn sie auch noch so fromm daher kommt und lauter sich gibt, und sie kann dich auch nicht empor zum Himmel tragen. Siehe, wenn du dir die Nahrung versagst, die dich am Leben erhält, so legst du doch Hand an dich, genau dadurch, indem du die Hände sinken lässt. Sich widerstandslos vom Feind überwältigen lassen, das ist nichts anderes, als sich selbst ins eigene Schwert zu stürzen, du Verächter und Mörder deiner eigenen Seele! Auf Erden bedeutet sie nicht allein den Verlust deines Ruhmes, sondern auch die Beschmutzung des Meinen, der du dich doch zu Mir bekannt und auf Mich berufen hast!
1.1 Ende und Anfang – SXP I,52
3.Darum lass nicht ab von der Männlichkeit des Kriegers und Helden, in der du einstmals deinen Lauf begonnen hast, nur weil sich dunkles Gewölk um deine Sinne zusammengezogen hat, so dass du nunmehr, für den Augenblick, nichts mehr erkennst! Weißt du nicht, dass Ich der bin, der die Wasser teilen kann? Wieviel mehr das Gewölk, das dich jetzt umgibt! Du sollst einen strahlenden Himmel erblicken, so wolkenlos, hell und klar, wie du ihn noch nie gesehen hast! Also höre auf mit deinem kindischen Jammern und Winseln! Das passt nicht zu dir, zu dem Wesen, das Ich eigentlich dir zugedacht habe! Schüttle diese erbärmliche Schwachherzigkeit ab! Steh auf, du Geißel deiner Feinde!“
Verzweiflung an der festen Stand verleihenden Welt-Weisheit, die offensichtlich recht behält und des eigenen Wahns überführt
4. Ich aber erwiderte: „Was soll ich ihnen entgegenhalten, der ich doch selbst bar jeder Antwort bin?! Haben sie mich nicht meines Wahns überführt? Ist es nicht so, bestätigt es sich nicht überall, dass sie recht haben mit ihrem Spottruf: »Wer auf Gott vertraut, der hat auf Sand gebaut«? Sieht man an mir nicht schon, wohin es führt, wenn man Dir vertraut? Ist es nicht so, dass meine Einstellung Verirrung und ihre Wahrheit der Verehrung würdig ist? Denn sie stehen fest auf dem Boden der Erde, der mich nicht trägt. Wie soll … und mit welchen Waffen, Argumenten, soll ich sie schlagen, all die Gott-Leugner, o Feindestöter? 5. Es ist mir lieber, in dieser Welt nur noch von Almosen zu leben, als sie, die sich als die Gurus, die Welt-Weisen, erwiesen haben, die hohen selbstherrlichen Seelen, noch anzugehen und zu töten.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,53
Siehe, mein Schicksal hat mich doch längst schon überführt! Und sie müssen ja doch recht behalten, wie die Gottleugner von jeher das Recht und die Oberhand behielten in dieser verkehrten, verrückten, trostlosen Welt. Und würde ich diese Gurus, die mir doch in ihrer Weisheit vertraut sind, darunter meine Frau, meine Geliebte, mein Fleisch und Blut, erschlagen, so schmeckten mir alle Genüsse in dieser Welt nur nach Blut. Und den Genuss, der nicht von dieser Welt ist, nach dem ich verlange: Ich finde ihn ja doch nicht! 6. Auch weiß ich nicht, was für uns besser ist, zu siegen oder von ihnen besiegt zu werden. Denn vor uns stehen die Klügsten der Weltklugen und die Herrlichsten irdener Selbstherrlichkeit, die Anmutigsten weltlicher Anmut. Haben wir sie getötet, sollten wir nicht mehr weiterleben wollen. 7. Mag es so sein: Es ist die Dürftigkeit meines Geistes, die mein wahres, heldenhaftes Wesen, das Du einst in mich gelegt hast, so tödlich getroffen hat. Aber mein Bewusstsein ist nun einmal völlig verwirrt in seinem Urteil über Recht und Unrecht. Du selbst nennst Dich die Wahrheit, doch alles, was ich von Dir glaubte und lehrte, es scheint mir wie Lüge! Sollte ich dann nicht die für die Wahren halten, welche ich bislang der Lüge bezichtigte?
Du magst wohl SEIN, das kann mein Herz nicht leugnen! Doch WER bist du? Und bist Du es wert, dass man Dir folgt? Oder haben jene Recht, die Dir ins Angesicht spucken und absagen. Siehe, fast die ganze Welt nimmt Ärgernis und Anstoß an Dir! Sollten sie alle sich irren und ich allein recht behalten, der ich bislang glaubte und bekannte: »Da ist doch ein guter Gott!«? Siehe nur, wo es mich hingebracht hat! Ich liege am Boden, völlig gebrochen und zerstört, verlassen und verschmäht von allen, die mir etwas bedeutet haben!
1.1 Ende und Anfang – SXP I,54
Dich frage ich darum, was wohl das Bessere ist: Aufgeben und sterben oder aufstehen und nochmals streiten für eine widrige Sache, die nur Tod und Verderben zu bringen scheint?
Verlangen und Bitte, die letzte Wahrheit Gottes zu erblicken
Sage es mir eindeutig, ohne Umschweife! Wenn es eine letzte Wahrheit und Erkenntnis gibt, so bin ich jetzt für sie bereit! Siehe, ich habe erkannt, dass ich mich in Dir getäuscht haben muss, denn ich habe nichts als Enttäuschung erlebt. Darum decke meine Täuschung auf und offenbare Du selbst Dich mir nun, wie Du wirklich bist! Vielleicht kann ich mich dann wieder erheben und für Dich streiten.
Lass mich Dein Angesicht sehen, auch wenn es meinen Tod bedeutet, wie es heißt: »Niemand wird leben, der Dich sieht«. Ich bin ohnehin des Lebens überdrüssig und bereit, aufzugehen im Nichts.
Als Dein Jünger nehme ich darum ein allerletztes Mal meine Zuflucht zu Dir. Und ich kann nicht mehr anders, als mich Dir hinzugeben in Liegen und Warten und Fasten. Ich kann mich nur noch zum Sterben legen, o Herr, und sprechen: »In Deine Obhut befehle ich meinen Geist! Ja, Abba: In Deine Obhut befehle ich meinen Geist! Ja, Jeschua: In Deine Obhut befehle ich meinen Geist! Ja, Ruach: In Deine Obhut befehle ich meinen Geist! Erleuchte mich und wecke mich auf von den Schlafenden und Toten!« 8. Ich sehe nicht, was mich von diesem Kummer befreien könnte, der mir die Sinne ausdörrt. Selbst dann nicht, wenn ich eine reiche und unangefochtene Herrschaft auf Erden oder gar die Hoheitsgewalt der Götter erlangen würde.“
9. Ich sagte nur noch: „Ich kann und will nicht mehr kämpfen! Ich bin müde! Ich will nicht mehr!“ Dann sank ich nieder und schwieg. Und so war ich drei Tage und Nächte wie tot.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,55
Christus ruft auf zum unerschrockenen, unerbittlichen Kampf für die Wahrheit – gerade auch gegen die Anverwandten, ihnen zum Gericht
10. Zu mir, der ich so niedergeschlagen und entmutigt war, sprach nun zwischen den beiden Heeren, die mich zerrieben, Er, der Gewaltige, der Christus, mein Wagenlenker. Und es war, als ob Er dabei lächelte: „Siehe doch, wohin sie dich gebracht haben, deine Verneiner! Erkennst du nicht ihre Schamlosigkeit und Verschlagenheit, mit der sie deine Gutgläubigkeit ausgenutzt haben?
Du hältst dich darin für fromm und gerecht! In Wahrheit aber bist du naiv! Niemals habe Ich geboten, naiv zu sein! Sondern Ich offenbarte euch, was im Menschen ist, und mahnte euch an, im Kampf ebenso listig zu sein wie die Schlangen! Niemals rief Ich euch auf, Lüge und Verleumdung hinzunehmen und unerwidert stehen zu lassen, sondern unerschütterlich für die Wahrheit einzustehen, auch wenn dies allen Lügenpropheten Tod und Verderben bringt.“
Ich aber bäumte mich auf gegen dies Wort: „Wie kannst Du so etwas von mir verlangen und mich anstiften zu solch einem unheiligen Werk?! Bist du nicht der Friedefürst, sanftmütig und demütig? Ist das nicht Dein Gebot, alles still und ohne Widerspruch hinzunehmen, und sich gefallen zu lassen, auch wenn sie dann überwinden? Wie kannst Du mich, wie widerwärtig Deine und meine Widersacher auch immer sind, anstiften, es ihnen gleich zu tun, dass ich mich auf einen Streit mit ihnen einlasse, mich anstiften lasse zu ihrem widerwärtigen Werk?“
1.1 Ende und Anfang – SXP I,56
Er aber, mein Wagenlenker, blickte mich ernst an und sprach: „Verkenne Mich nicht und nimm ́ nicht Anstoß an Mir! Ich bin auch der mächtige Kriegsheld! Und Ich bin keineswegs gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert! Denn es muss geteilt und geschieden werden, was Finsternis ist und was Licht. Und die Wahrheit muss verteidigt werden gegen alle Verblendung.
Darum, siehe: Ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien, den Schwiegersohn mit seiner Schwiegermutter und die Schwiegertochter mit ihrem Schwiegervater, und selbst entzwei zu schneiden, die ein Fleisch sind, Mann und Frau, den Sohn zu trennen von seinem Vater und die Tochter von ihrer Mutter; und des Menschen Feinde werden – wie du erlebt hast – seine Hausgenossen sein.
Darum musst du dich lösen und losschneiden von ihnen, zu deiner Er-Lösung und zu deinem Heil! Siehe, Ich habe jetzt doch offenbar gemacht, was in ihnen ist, und Ich selbst habe sie wider dich angereizt und aufgebracht, damit du dich endlich von ihnen löst und nicht mehr länger von ihnen geknechtet werden kannst, von dem Geist und Dämon, der sie selbst beherrscht.
Darum glaube Mir: Wer seine Anverwandten, die wider Mich aufstehen, mehr liebt als Mich, dass er nicht aufstehen und nichts ausrichten kann gegen sie, der ist Mein nicht wert; und wer seine Anverwandten, die Mich verlästern, nicht hasst, der kann nicht Mein Jünger sein. So wenn sie für die Lüge streiten, musst du aufstehen und das Schwert ergreifen für die Wahrheit: Mein Wort, das durchdringt wie ein zweischneidiges Schwert, dass es trennt »Ich« und »Selbst«, Seele und Geist, und eine Richterin aller Gesinnungen und Gedanken wird, die sich gegeneinander anklagen und entschuldigen. Es kann auch Licht in deine Gedanken bringen!
1.1 Ende und Anfang – SXP I,57
So ist es deine Bestimmung, selbst gegen diese, deine Anverwandten zu streiten, und dich zu lösen und loszuschneiden von deinem eigenen Fleisch und Blut, im Streit für die Wahrheit. Denn siehe, Ich habe dich gesetzt zum Fall und zum Aufstehen vieler, den einen zu einem Wohlgeruch des Lebens zum Leben, den anderen aber zu einem üblen, widerwärtigen Gestank der Verwesung zur Verwesung, des Todes zum Tod. Manche werden durch dich erkennen und überlaufen, die Seiten wechseln zu ihrem Heil; andere aber werden standhaft bleiben in ihrem hartnäckigem, halsstarrigem Widerstehen, zu ihrem Unbill und Unheil; und es wird sie in manche Höllen bringen!
Aber keiner von ihnen wird dir widerstehen! Denn Ich habe dich gesetzt, sie alle zu überführen und zu überwinden, o du Mein Starkarmiger, den Ich Mir bereitet habe für diese letzte große Schlacht zur Ausbreitung des Evangeliums, der Frohen Botschaft, in den Sprachen aller Völker, einem jeden nach seiner Eigenart, ehe denn Ich komme, euch alle zu Mir zu ziehen!
Darum zücke das Schwert des Geistes, das Ich dir in die Hand drücken werde: Mein Wort, Mein »Amen« auf alle Worte, die Ich schon gesprochen habe; zücke das Schwert, hebe es und schlage unbarmherzig d ́rein! Siehe, dein Gemein-Sinn ehrt dich, dass du ihnen nicht Schaden zufügen willst, sondern – trotz allem! – noch ihr Heil im Sinn hast; und genau darum habe Ich gerade dich erwählt! Und du musst auch Mein Werk ausrichten, gerade an denen, die dir so lieb und so ans Herz gewachsen sind, auf dass für alle offenbar werde, wer Ich bin.
1.1 Ende und Anfang – SXP I,58
Denn du hast noch nicht die geringste Ahnung von dem Ausgang dieses blutigen Gefechtes! Gericht ist schon ausgerufen und bestellt über alle deine Widersacher, – und das nicht, OBWOHL, sondern WEIL sie deine, und ebenso auch Meine Anverwandten sind, dein wie auch Mein Fleisch und Blut, sie ein Teil von dir, wie du ein Teil von Mir. So müssen sie alle gerichtet werden und auf dir liegt allein der Vollzug.
Lass dich nicht wundern, dass Ich dich aufrufe zum hartnäckigen Widerstand gegen ihre Anläufe, zum Gegenschlag und zum Kampf! Ich rufe dich auf zur »Satya ›P‹raha«, der Heiligen Schlacht: zum »Festhalten an der Wahrheit« und zum »Ringen um die Klarheit«! So werfe Ich dich mitten hinein in die Schlacht! Du musst dabei Schaden nehmen, um Heilung zu erfahren, wie alle.
Nur glaube mir, dass du jetzt noch nicht den Sinn dieser Meiner Worte fassen und recht deuten kannst! Was Ich jetzt tue, das verstehst du im Augenblick noch nicht, du wirst es aber hernach verstehen. Aber wahrlich, ja, Amen, das sage und verspreche Ich dir: Wenn du sie jetzt aufgibst und dahin gibst im beharrlichen Festhalten an dem, was du bereits erkannt hast, und im Streiten und Verfechten von dem, was Ich dir jetzt noch alles zeigen werde, wenn du sie so hingibt als ein Schlacht-Opfer für Mich, indem du als Zeuge auftrittst für die letzte Wahrheit, die Ich dir zeigen werde, zum Zeugnis wider sie, dass ihre Lüge und Verlogenheit, ihre Verschlagenheit und Niedertracht, in der sie jetzt noch gefangen sind, aufgedeckt wird, was wahrlich ihr Untergang und Verderben ist: Du sollst sie alle wiedergewinnen in einer ihrer Wiedergeburten am Ende der Zeiten, für Mich und für dich – und das soll dein überreicher Lohn sein!
1.1 Ende und Anfang – SXP I,59
Und mag es dir jetzt, im Augenblick des Kummers, des Leidens und der Ungewissheit auch noch erscheinen wie eine Ewigkeit: Siehe, Ich komme bald, und Mein Lohn mit mir! Wie überreich und übergroß wird dann deine Freude sein, die Erfüllung aller deiner Sehnsucht, in der Auflösung aller Gegensätze und Spaltungen, die jetzt noch bestehen! Die Sehnsucht, die du jetzt begräbst, sie soll noch erfüllt werden! Dafür aber musst du sie jetzt erst aufgeben und begraben! Darum stehe auf! Stehe auf und zücke dein Schwert!“