V. »We-go« oder »Ego«, alles oder nichts
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5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,1
Gottessuche beginnt mit Welt-Entsagung, führt dann aber in die Welt
Frage, was besser ist: Welt-Entsagung oder Hingabe an die Welt
1. Ich fragte: „Du lehrst mich den »Verzicht auf das Wirken«, »Sannyasa«, o Christus, und andererseits lehrst du mich den »Yoga« des Wirkens. Einerseits soll ich der Welt entsagen, mich aus ihr lösen, ja, der Welt entfliehen, anderseits soll ich mich der Welt stellen, mich hinein geben in und für die Welt. Dies scheint mir ein Widerspruch: Wie kann ich besitzen, mit Gütern umgehen, und zugleich alles hergeben (und für Dich einsetzen), was ich habe? Wie kann ich begütert ohne Besitztum leben, so, als hätte ich nichts? Wie kann ich in der Welt sein, leben und handeln, und doch sein: nicht von dieser Welt? Mir scheint, als ginge nur das eine oder das andere: mönchische Welt-Abgewandtheit, ja, Weltflucht, oder lebensbejahende Welt-Zugewandtheit, ja, Weltlust. Kann ich denn beides zugleich sein: ganz geistlich und doch ganz weltlich, ganz in der Welt und doch ganz der Welt entrückt? Wie kann das sein, dass jener, welcher sich gänzlich von der Welt gelöst hat, ganz in der Welt angekommen ist und in ihr wie kein anderer lebt? Kann man denn gleichzeitig zwei Herren dienen? Gott UND der Welt? Der Welt als dem HERRN? Ich meine, es geht nur »entweder« – »oder«!
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,2
Darum sage es mir ohne Umschweife: Welches von beiden ist der bessere Weg? Die Hingabe an weltliche Belange und Geschäfte für die Welt, oder der Rückzug aus der Welt mit all ihren Bindungen und Verpflichtungen, um Dich ohne Ablenkung und Verstrickung in vielfältigste Verführungen suchen und finden zu können? Sage es mir mit klarer Bestimmtheit!“
Am Anfang der Gottes-Suche mag »Entsagung« hilfreich sein; zur Vollendung ist jedoch der gelangt, der sich – ohne ihr zu erliegen – der Welt stellen kann, und der ohne innere Bindung der Welt zugetan und dem Leben zugewandt ist
2. Der Erhabene sprach: „Beide Wege – recht beschritten – führen zur Erlösung der Seele: »Sannyasa«, die Entsagung, wie auch der Yoga des Wirkens. Jedoch steht von beiden der Yoga des Wirkens auf einer höheren Stufe als der Verzicht auf das Wirken. Denn wer frei ist von der Welt, selbst wenn er mitten in der Welt steht und wirkt und in sie eingebunden ist, der ist von größerer innerer Stärke als der, welcher die Welt fliehen muss, um Freiheit aus ihren Verstrickungen zu erlangen. Und der ist wahrhaft freier, der die Welt nicht fürchtet, sondern der Welt zugetan und dem Leben zugewandt ist, ohne der Versuchung zu erliegen, ihren Verstrickungen zu verfallen. Der nämlich sieht und findet Mich im Leben wie in der Abgeschiedenheit, der sieht Mich auf den Fest-Gelagen der lebens-zu-gewandten Zöllner und Sünder, bei den Huren, Fressern und Säufern, wie in der Wüste bei den „Kriegern des Lichts“, den Essenern und Nazoräern, bei den großen lebens-ab-gewandten Asketen in ihren Selbst-Kasteiungen.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,3
Gleichwohl mag es für den Schwachen, Ungefestigten hilfreich sein, sich für eine gewisse Zeit zurück zu ziehen aus der Welt. Und die Buddhisten tun gut daran, ihre Kinder für eine gewisse Zeit in Klöster zu geben, wo ihre Kleinen unter Anleitung von lebenserfahrenen Mönchen lernen, Mich in allem zu suchen und zu schauen, wo sie durch Absonderung von aller Zerstreuung und Ablenkung in Meditation zur Gottes- und Selbst-Erkenntnis geschult werden. Nirgends sonst erhält eine Seele eine solche Reifung wie dort!
Siehe, so begann das Wirken aller Propheten durch Absonderung, mit einem Rückzug in die Wüste, mit »Sannyasa«, allumfassender Entsagung: Der Geist aber, welcher sie zunächst aus der Welt und der Fülle prallen Lebens übermächtiger Eindrücke in die völlige Entsagung und Kargheit, die Klarheit der Wüste führte, derselbe Geist drängte sie und brachte sie zurück in die Welt, wenn in ihnen der »Sannyasin« gereift war, der auch inmitten der Welt sein (und bestehen) kann, ohne ihren Verstrickungen zu verfallen und erneuter Verhaftung zu erliegen.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,4
Leben aus der Erfüllung Christi befähigt zu zweckfreiem Handeln in Gelassenheit
Zweckfreies Handeln aus der göttlichen Fülle heraus, die aus der Erkenntnis erwächst, dass in Gott schon alles getan ist, ist »Werk-Entsagung« und »Wirken« zugleich
3. Denn als ein wahrer, vollendeter »Sannyasin«, als ein »in Werk-Entsagung Vollendeter« sollte stets gelten, wer – selbst wenn er Handlungen und Werke vollzieht – (diesen nicht verhaftet ist, weil er) weder von Abneigung noch von Verlangen bestimmt wird. Über den Gegenständen stehend erliegt er nicht mehr den Verstrickungen und Verhaftungen des Vordergründigen; darin bestehend wird er auch leicht und glücklich aus der Gebundenheit befreit.
Siehe, so ist der »Sannyasin« der höchste »Yogin«, und der erhabenste »Yogin« immer zugleich auch ein vollendeter »Sannyasin«: Er wirkt in seiner Ruhe und ruht in seinen Werken. Und das ist das Zeichen derer, die in Mir sind, gleichwie Ich in dem Vater bin: Es ist Bewegung und Ruhe zugleich. Denn wer die Allmacht Gottes schaut, der wirkt in ruhender Betrachtung allein das, was er ALLEIN den allmächtigen Vater tun sieht. Völlige Entsagung und Enthaltsamkeit mitten im Wirken nämlich bringt das Wirken zu sich selbst und zur höchsten, wirkungsvollsten Entfaltung. Denn es wird in der vollendeten Einheit mit Mir vollzogen und ist darum nichts als ursprünglichste Schöpfer- und Erlöserkraft. Was aber nicht aus der Einheit mit Mir, AUS MIR vollzogen ist, das bliebe besser ungetan.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,5
Darum gibt es wahre Wirksamkeit nur in vollendeter Entsagung, in der Lösung von der Welt und allem zweckgebundenen Wirken, das in Welt- (und Selbst-)Verstrickung dem Gewinn vermeintlicher Vorteile oder der Abwehr vermeintlicher Nachteile dient. Solches Wirken nämlich unterliegt dem Karma und bindet an das Karma.
Wer aber in Mich eingegangen ist, der ist von allem Karma und allem karmischen Denken frei und gelöst. (Denn er weiß: Es ist alles ein läuterndes Dharma.) Für DEN existieren die Gegensätze von »gut« und »böse«, »heil-« und »verderben-bringend« nicht mehr; denn er weiß: in Mir wird, (und) IST (darum) SCHON ALLES GUT!
Darum gibt es wahres Wirken nur in vollendeter Werk-Entsagung, wenn die Seele in der Erkenntnis Meines Selbst zur vollendeten Ruhe gekommen ist und es für sie nichts Begehrliches, noch zu Erstrebendes, Herbei-zu-Wirkendes mehr gibt, sondern wenn sie handelt aus der Erfahrung und Freude Meiner (schon in allem immer gegebenen) Fülle heraus. Solch eine Seele gleicht einer unversiegbaren Quelle, aus der es immerfort BEWEGT SPRUDELT, obwohl sie selbst doch fest verankert an einem Ort RUHT. Und in aller Bewegung des Wirkens, die aus solch einer Seele quillt und sprudelt, strahlt sie doch immerfort eine Ruhe und Gleichmütigkeit, eine Ausgeglichenheit und einen inneren Frieden aus, welcher alle anzieht, weil sich die Welt in ihrer friedlosen Rastlosigkeit nach Rast und dieser Ruhe sehnt. So wird eine solche Seele zur Oase in der Wüste, zu einer Wohnstätte für die Gestrandeten.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,6
Die Erkenntnis, dass Christus bereits alles vollbracht hat, löst von allem zwanghaften Erfolgsstreben und schenkt Zuversicht, jedwedes Schicksal als zum Besten dienend anzunehmen
Siehe, der vollendet Erleuchtete weiß, dass Ich bereits alles vollbracht habe und das Mein Werk vollendet ist. Er weiß, dass er nichts hinzutun noch wegtun (muss oder) kann, sondern dass alles Meinem Joch unterliegt, welches ALLES zur Vollendung zieht, ob es nun will oder nicht, ob es nun mitwirkt oder nicht. Darum sinnt er nicht mehr auf unsinnige Kraftakte zur Weltverbesserung, (auch) meint (er) nicht mehr, ER sei es, der die Welt verändern und verbessern, sie »retten« müsse. Entsprechend schielt er nicht mehr auf die Früchte seines Wirkens. Ebenso begehrt er nicht mehr gegen sein Schicksal auf, weil er weiß, dass es alles Mein Joch ist; er schlägt nicht mehr aus gegen Meinen Stachel wie ein unvernünftiges Tier, das nichts davon weiß, dass sein erhabener Reiter wohl weiß, wohin er es lenkt. Darum erduldet er alles in Vertrauen. Wird ihm Leid und Entbehrung auferlegt, wird er ausgesondert, in die Wüste der Entsagung, in die Einsamkeit und Einöde geschickt, so erduldet er diese Schulung; auch weiß er von Mir, dass in der Ohnmacht oft mehr Kraft verborgen ist als in der Allmacht der Mächtigsten, welche meinen, die Welt zu regieren und zu lenken. So lässt er sich überantworten, wie auch Ich Mich überantworten ließ und fügt sich in allem unter das Joch das allmächtigen Vaters. Ja, er gibt sich bereitwillig in den Tod, wie ein Saatkorn, das in die Erde geworfen wird, weil er weiß, dass aus dieser Hingabe Leben hervor geht.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,7
Er erduldet die (scheinbare) Ohnmacht und übt sich in Geduld, im Ausharren und Warten auf die Offenbarung Meines verborgenen Wirkens, wie er auch die Gunst der Stunde nutzt, wenn ihm (dann schließlich) Vollmacht verliehen wird, aus Meiner Fülle zu empfangen, wie zu geben und (wirkkräftig) zu handeln. So ist er in allem, was ihn trifft, sicher, fest, ausgewogen; er wirkt im Ruhen und ruht im Wirken – und ist gänzlich frei von jeder Verhaftung an Werke, auch wenn er wirkt, weil er nicht auf den Erfolg seiner Taten schielt, und ihm ebenso wenig beimisst wie, wenn er ausbleibt. Denn er weiß: In Mir ist bereits alles vollbracht und getan. Ein solcher Erleuchteter ist wahrhaft frei und gelöst in allem.
Entsagung und Wirken, Empfangen und Geben gehören zusammen und können nur in Einheit recht vollzogen werden
4. Unwissende sprechen von »Sankhya« (also »Sannyasa«, »Werk-Entsagung«) und »Yoga« (also dem »Wirken«) als voneinander getrennten Wegen, nicht aber die Weisen. Wenn sich eine Seele einem der beiden Wege vollständig und in rechter Weise widmet, empfängt sie die Früchte beider. Denn du kannst wohl im Wirken doch ruhen in Mir, und im Ruhen in Mir höchst wirksam sein für das Heil der Welt. Denn das Gebet der Heiligen bewirkt nicht minder das Heil der Welt als ihr Wirken. So kann alles Wirken Beten und (wird) alles Beten Wirken sein. 5. Den Zustand nämlich, der durch »Sankhya«, »Werk-Entsagung«, erreicht wird, erlangen auch jene, die den »Yoga«, das Wirken mit beständigem Blick auf Mich, praktizieren (denn sie verrichten alles, was sie tun, als hingebendes Opfer und Gebet). Wer »Sankhya« und »Yoga«, »Werk-Entsagung« und »Wirken«, als EINES betrachtet, erkennt wirklich.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,8
6. Aber »Sankya«, FRUCHTBARE Entsagung, o zum Wirken Geschaffener, ist OHNE »Yoga«, bereitwilliges, aufopferungsbereites, hingebungsvolles Wirken, SCHWER zu erlangen. Denn in einem Flussbett, dessen Ablauf verstopft ist, kommt das Wasser schnell zum Stehen, wird fad und kippt; so wird das Wasser des Lebens, das zum Stehen kommt, zum Tod. Darum kann es kein »Empfangen« ohne »Geben« geben, wie es auch kein »Geben« ohne »Empfangen« geben kann. Allein der Empfangende kann geben, wie allein der Gebende empfangen kann. Darum gehören die beiden zusammen »Empfangen« in der Entsagung, im Rückzug aus der Welt mit ihren bindenden Verpflichtungen, wie das »Geben« dessen, was man empfangen hat, durch die Hingabe an die Welt mit ihren bindenden Verpflichtungen.
(Hierfür ist euch auch zur immer neuen Einkehr, Zurüstung und Ausrichtung nach einer Woche des Wirkens Mein Tag gegeben – sei es nun der Sabbat, der Sonntag oder der Freitag.)
Und lass dich nicht täuschen: Gar manche nennen »Sankhya«, höchste »Entsagung«, »Askese« für den Herrn, was in Wahrheit nur ein Vorwand, Flucht, Feigheit, Trägheit, Faulheit und ein Sich-Entziehen aus den irdischen Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten ist. Kann das ein Segen sein, wenn Weltliche durch ihre Weltlichkeit deine Geistlichkeit durchfüttern müssen? – Es ist vielmehr so: Du betrügst (dann) mit deiner weltlichen Geistlichkeit dich selbst wie die Welt (die in ihren weltlichen Mühen dann geistlicher ist als Du)! Und meint nicht, ihr könntet, indem ihr der Welt entflieht, dadurch dem Satan um euch und in euch entfliehen!
Daran erkennst du darum Meine wahren Orden: Jene Mönche und Nonnen, die sich nicht nur aus der Welt zum Gebet und zur Meditation gänzlich zurück ziehen, sondern die sich aus ihrer Meditation und ihrem Gebet in die Welt schicken lassen, um dort hingebungsvoll den Ärmsten, Verachtetsten, den Schwachen und Kranken zu dienen. Darum vernimm und bedenke dies: Wahrhaftige Entsagung ist ohne sich übendes Yoga (nur gar) schwer zu erlangen. (Beides gehört zusammen und begünstigt sich.)
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,9
Der Weise aber, der im Yoga wie im Sankhya gegründet ist, und Sankhya im Yoga wie Yoga im Sankhya vollzieht, der gelangt gar bald zu Mir, dem Christus-Brahman, dem Urquell allen Lebens und dem Urgrund allen Seins.
Der Erleuchtete wirkt und ruht doch aus seinem Wissen um das Einssein mit Gott in dessen Brahman
7. Wer im Yoga des zweckfreien, geist-geleiteten Wirkens gegründet ist, die reine Seele ohne Ich-Sucht, Eigen-Nutz und Gewinn-Streben, (- weder weltlich, noch – Höre! – geistlich! -) (eine solche Seele,) die Meister ist ihres »Selbst«, die sich (ewig unverlierbar schon) in Einheit weiß mit Meinem »Selbst«, deren »Selbst« darum zum (mitfühlenden) »Selbst« aller Wesen wird und sich in tiefer, unaufhörlicher, immer mehr Gestalt gewinnender Einheit mit allem weiß, eine solche Seele ist nicht in ihr Wirken verstrickt, auch wenn sie handelt; denn sie weiß: Letztendlich ist es das göttliche »Selbst«, der Urgrund auch ihres Seins, das alles in allem wirkt und nach Seinem rechten Ratschluss alles (recht) durchwaltet, was je in dieser Wirklichkeit gewirkt wird. 8-9. Die menschliche Seele, die um die Prinzipien der Dinge weiß und die mit ihrem mentalen Wesen durch das nicht-handelnde, weil in Mir ruhende, über-persönliche »Selbst« auch in allem ihren Wirken im rechten Yoga verankert ist, das zugleich vollendetes »Sannyasa« – »Selbst-Nicht-Wirken« – ist, eine solche erleuchtete Seele denkt: »Ich tue nichts. Es ist alles Er, der (alles – auch in mir – vollbringt und) wirkt.« Wenn sie auch sieht, hört, schmeckt, riecht, isst, sich bewegt, schläft, atmet, redet, Nahrung einnimmt und ausscheidet, ihre Augen öffnet oder schließt, hält sie doch daran fest: »Es sind allein die Objekte der Sinne, die auf die Sinne einwirken. Das Vordergründige, Zerteilte ist Illusion, Lüge. Die Wahrheit ist das universale Einssein in dem Einen (der alles – auch durch mich – zugetan erfreut besieht). Alles Wirken, alle Bewegung ist Illusion, Lüge. In dem Einen ruhen alle Zeiten und Augenblicke in endloser Gegenwart. Und alles IST (Ihm) RECHT.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,10
10. Wer so alle Verhaftung an die Objekte der Sinne aufgegeben hat und handelt, indem er in dieser Einsicht sein Wirken in Brahman ruhen und von Ewigkeit zu Ewigkeit gegründet sein lässt, an DEN heftet sich die Sünde der Verhaftung an das Zeitliche, Zersplitterte, Isolierte, von Mir Gelöste, – … an DEN heftet sich die wirkkräftige Illusion der Gott-Losigkeit, die in die Zeit, Zersplitterung und Isolation von Mir und allem wirft, SO WENIG, wie verschmutztes Dreck-Wasser an einem reinen, leuchtend weißen Lotusblatt haften bleibt; denn ein so Erleuchteter weiß sich und alles in allem beständig verbunden mit Mir und übt und erfährt sich in unentwegter Gottes-(Selbst-)Betrachtung. Einem solchen bin Ich in allem beständig unendlich nah. Darum muss alles Auswendige, was ihn anfällt, von ihm abperlen wie der Morgentau von der Lotusblüte: Denn er weiß um Meinen aufgehenden Tag.
11. Darum vollziehen die Yogins, die Meister des geist-geleiteten Wirkens, ihre Handlungen zwar wohl – wie jedermann – mit dem Körper, mit den mentalen Kräften, mit dem Verstand oder eben bloß mit den Werkzeugen des Handelns, sie tun dies jedoch in beständiger Achtsamkeit alles zur Läuterung ihres Selbsts, indem sie sich dabei mental darin üben, sich von den Objekten der Sinne zu lösen und auf Mich zu konzentrieren, ob sie Mich darin erspüren möchten, und geben so – in der beständigen Konzentration auf Mich – in all ihrem Handeln dennoch alle Verhaftung an die Dinge und Seelen, mit denen sie zu tun haben, auf.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,11
Die Seele, die sich in Christi Allversöhnung bereits erlöst weiß, ist befreit von aller Strebsamkeit und erfährt sich schon jetzt im himmlischen Jerusalem, erlebt alle Zeitlichkeit als einen Rückblick auf die in Gott ruhenden Anfänge Gottes in Christus
12. Das ist die Summe der Lehre zur Erlösung: Wenn die Seele ihre Bindung an die Früchte ihres Wirkens aufgibt, erlangt sie in ihrem Einssein mit Mir, Brahman, den Frieden, entzückt in Mir, Brahman-Christus, gegründet; – die Seele ohne dies Einssein mit Mir in allem, erfährt sich in allem (isoliert,) auf sich ALLEIN zurück geworfen, erfährt sich und alles als (voneinander getrennt, wie vor allem als) außerhalb von Mir; sie ist darum dem unseligen Lohn- und Leistungs-Denken verhaftet und wird gefesselt durch ihr Handeln aus Verlangen – und wenn dies Verlangen auch noch so fromm und redlich ist. Indem sie denkt und fühlt: »Ich MUSS!«, »Es liegt an MIR!«, beweist sie die Sünde ihres Unglaubens und Gelöstseins von Mir, und dass sie in tiefen Unfrieden sein muss mit sich und allem, denn eine solche stets gehetzte, getriebene (panische) Seele hat wahrlich noch nichts erkannt (und erliegt der Peitsche des inneren Antreibers und Fürsten dieser Welt).
13. Die verkörperte Seele aber, die vollkommene Herrschaft über ihre Natur erlangt hat, weil sie alles erkannt hat und mit, in Mir schon befreit, jenseits von allem, über allem erhaben sitzt und thront, und dadurch von all ihren Betätigungen und jedweden Bestrebungen mental – innerlich, nicht äußerlich, nicht durch Abwendung vom Wirken – zurück getreten ist, die sitzt schon hier und jetzt heiter-gelassen in ihrer zwölf-perlen-torigen, diamanten-kristallenen, von Meiner Morgenröte gold-durchstrahlten Stadt. Für sie nämlich ist, was für alle um Glauben Ringende, Suchende, Strebende bestenfalls vage Hoffnung auf eine ersehnte, ferne Zukunft ist, die sie kaum zu träumen wagen, – durch das Zeugnis Meines Geistes, welchen sie als ihr tiefstes, innerstes »Selbst« erkennt und begrüßt, schon ewige Gegenwart und Realität.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,12
Sie lebt und liebt schon in der Ewigkeit und erlebt den Schein der Gegenwart als flüchtig vorbei huschende Streiflichter ihrer und aller Vergangenheit, und besieht es als den Ursprung und Anfang von allem, Mein Werden, das in Meinem ewigen Sein als der »Sohn« in Meinem mütterlichen Schoße – ruht. Sie handelt darum nicht und verursacht kein Handeln, selbst wenn sie handelt, sondern ruht in der Glückseligkeit Meiner vollendeten Sabbat-Ruhe trotz aller Bewegung beständig und in allem in Mir, wie Ich, der Ewige und alle Ewigkeit, in ihr. Das ist die unerschütterliche Glückseligkeit der Glaubens-Gewissheit, die Mein Geist schenkt all denen, deren »Ich« gänzlich zerschlagen und zerschmettert worden und zerflossen ist (in dem allein bestehenden universalen göttlichen »Wir«)
Sie sind, leben nicht mehr – sondern in ihnen nichts und niemand als allein ICH. Das ist die Glückseligkeit eures »Nirvanas«, das euch (- allen noch »Ich«-Verhafteten -) als »Nichts« erscheint, und euch allein doch »Alles« sein (und eröffnen) kann und ist: Das kleine, isolierte, auf sich selbst zurück geworfene und gestellte »Ich«: Es ist nicht mehr: Da bin nur noch ICH, der »ICH BIN, der ICH BIN«, der »ALLES-IN-ALLEM«.
(Wehe aber dem Fleisch, das (nur) an der Seele hängt, (die noch nicht zu Meinem Sitz, zur Wohnstätte Meines Geistes geworden ist)! Und wehe der Seele, die (darum allein) am Fleische hängt!) Sie ist noch im Nichts, noch unendlich fern, und dabei ist Mein Alles doch überall so unendlich nah!“
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,13
Lobpreis der all-durchwaltenden universalen Christus-Güte
Als ich aber all das hörte, sank ich zu Boden wie ein Toter, denn Mein »Ich« zerging, zerrann vor und in Ihm, und mein Geist, mein Sein, mein »Selbst«, lebte auf in Ihm, und pries: „Fürwahr, Dir allein gebührt es, dass alle Geschöpfe und Wesen, die in Dir sind, – allesamt nur Vollführer Deines all-durchwaltenden Willens, – Dich ewiglich preisen! Und ich danke Dir, o universaler Christus, Mein Babu, Du Abba aller Abbaschaft und Lebensgeist aller Geister, der Du die Wurzel bist von allem und selbst alles, was ist: ich huldige Euch, Ihr »Elohim«, Ihr Eltern aller Elternschaft, dass man von Eurer Christus-Majestät nicht groß, kräftig, gewaltig, erhaben, mächtig genug denken kann, wie Ihr seid: groß, kräftig, gewaltig, ewig jung und unverbrauchbar, unermattbar, erhaben an Kraft des Herzens, an alles vereinender Liebe, die alle Erkenntnis übersteigt!”
Die himmlische Glückseligkeit in Christus-Brahman
Aber Seine Gnade der Enthüllungen Seiner Mysterien hatte noch kein Ende. Dies war es, was Er mir darüber noch offenbart hat: 14. „Der Herr, der Schöpfer, der All- und Allein-Wirksame erschafft nicht die Werke in der Welt und nicht den Zustand aller Wirkenden und auch nicht das Karma, das Verknüpft-Sein der Werke mit ihrer Frucht. Es ist Seine Ihm innewohnende Natur (durchläutertster Wahrhaftigkeit), SIE arbeitet diese Dinge gemäß Seines erhabenen Wesens (das Güte zum All-Maß setzt) ganz von selbst aus.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,14
15. Der Überpersönliche, die all-erhabene Erhabenheit, Er, der (in sieben mal siebzig Geistern) das All durchwaltet, nimmt auch – wenngleich Er in allen mit-lebt, mit-fühlt und mit-leidet – so doch von niemanden Sünde oder Tugend an. Denn in Seiner Un-Eigen-Nützigkeit und Selbst-Losigkeit kann Ihn selbst nichts treffen, verletzen oder (zur Vergeltung) versuchen; sondern Er fühlt und leidet vielmehr (- selbst-LOS! -) in unsäglichem Einssein (und Verständnis) mit uns, und darum in einem jeden Seiner Geschöpfe – in einer unermesslichen Tiefe alles in allem.
Er ist und wirkt so WOHL nach Seiner Natur unaufhörlich alles in allem, nachdem Er es ist, der alles, was Er (von Ewigkeit) erschaut, auch als der »Ja« und »Amen«, der ewige, der treue Zeuge der Wahrhaftigkeit, sein und gelten lässt, UND DOCH ist all dies SELBST-ursächliches Handeln all Seiner Geschöpfe, (außerhalb Seiner gleichfalls ewig bestehenden, geschauten wie erwählten geschöpflichen Christus-Natur) ewig von Ihm (so) erkannt und gesucht und gewollt, verschlungen in Seinem ewigen Sein, in welchem Jener in sich selber ewig ruht. Aber auch alles unsägliche Leiden, das Er alles in, mit und für uns erleidet, ist zugleich verschlungen in der Glückseligkeit Seiner Liebe, die (Ihre Wonne als aller Ziel erkennt, und darum) all dies aus Ihrer ewigen Fülle und Vollendung für uns tut.
Unser Wissen ist jetzt – für den Moment, für den flüchtigen Augenblick dieses Äons – verhüllt durch Unwissenheit. Dadurch werden die Geschöpfe – auf Zeit – in verzweifelte Irre geführt, um dann auf Ewigkeit die unendliche Glückseligkeit der Erlangung des auf ewig Verloren-Geglaubten erfahren zu dürfen. 16. Wahrlich, wenn sie die Unwissenheit zerstört haben werden durch die durch Seinen Zerbruch erlangte Selbst-Erkenntnis, lässt diese Erkenntnis in ihrem Innern das erhabene Selbst, das Er ist, gleich einer Sonne erstrahlen.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,15
17. Wenn sie ihren unterscheidenden Verstand Jenem zuwenden, in welchem alle scheinbaren Gegensätze ihre Aufhebung erfahren, wenn sie Jenem zum Ziel und einzigen Gegenstand ihrer achtsamen Betrachtung und dann unvermeidlichen Verehrung machen, in dem sogar alles Böse eine Wendung zum Guten erfährt, gelangen sie dorthin, von wo es keine Rückkehr mehr gibt, in den Himmel unaufhörlicher Glückseligkeit, der jenseits von »Gut« und »Böse« liegt.
Und ihre Sünden sind bereinigt durch die Wasser Seiner Erkenntnis: Denn in Ihm gibt es nichts Böses; sondern alles ist gut, was Er hervorbringt, und erfährt Rechtfertigung in Seinem allumfassenden Christus-Sein.
18. Für die Erleuchteten gibt es darum auch keine hohen und niederen Wesen, keine guten und bösen, keine verehrungswürdigen und verachtenswerten Geschöpfe mehr: Die Weisen betrachten mit gleichem Auge den gelehrten und kultivierten Brahmanen, der in die Vollendung des ruhenden Einsseins mit Brahman eingegangen ist, wie jedes andere Geschöpf, wie unwissend, niedrig und unscheinbar es auch immer noch sein mag: wie die Fliege, den Wurm, die Maus, wie die Kuh, den Elefanten, den Hund und den Kastenlosen. Sie wenden sich allen Kreaturen anteilnehmend und hilfsbereit zu und begegnen allen – ja, selbst den Kastenlosen, Ausgestoßenen – mit Ehrfurcht und Ehrerbietung wie dem vollendeten Brahmanen, denn sie erkennen Brahman, den Christus, in allem.
19. Die (noch in Zersplitterung zersplitterte) Schöpfung haben schon hier auf Erden jene überwunden, deren Verstand im Gleichmut solcher (All-)Einsicht gegründet ist. Denn sie, die Brahmanen, haben ihr eigen-sinniges »Ego« gekreuzigt, ausgelöscht in dem alles durchdringenden Meer des Brahman, des all-umfassenden Eins-Seins mit allem, in das sie eingegangen sind. Darin hat sich ihr »Ego« aufgelöst, wie sich ein Salzklumpen auflöst im Wasser. Und jenes Salz, das zuvor in seiner Konzentration todbringend war, bewahrt das Wasser vor dem Kippen und erhält nun das Leben (denn es wendet sich ausgewogen zu sich selbst wie hin zu allem).
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,16
Siehe, das ist »Nirvana«: das Ende des (ego-zentrischen) »Egos«, und doch der Anfang, die Vollendung (jedes Einzel-Individuums), seine Erfüllung, sein Ziel: das Aufgehen im All, in Brahman. Sie sind aus Angst und Gericht hinweg genommen; wer aber kann ihr Geschick ermessen? Der so in allem gleichmütig gewordene Brahman ist ohne Fehl und wird bei jedem Fehltritt bewahrt, denn er lebt immerfort und in allem, selbst wenn er strauchelt und fehlt, in Brahman.
Befreiung vom Leiden des »Egos«; Freisetzung zur brennenden Leidenschaft für die Welt
Rechter Glaube zeichnet Sorgenfreiheit kindlichen Ur-Vertrauens, sowie Gleichmütigkeit, Gelassenheit und die Geduld des lebenserfahrenen Alters aus
20. So nämlich kündete es mir der Herr: „Solch eine Seele, die ganz in Mich eingegangen und restlos in Mir aufgegangen ist, bestimmt hehre Gleichmütigkeit und heitere Gelassenheit in allem: Sie lässt sich weder durch lockende Verführungen noch durch trübende Versuchungen verleiten, dauerhaft in Verhaftung an das Außen-Wendige, Un-Wahre zu verfallen. Mit beständiger, ungetrübter Einsicht äußert derjenige, der Mich, Christus, als Brahman erkennt und darin – in Mir – lebt, keinen Jubel, wenn ihn Erfreuliches, und keinen Kummer, wenn ihn Unerfreuliches trifft.
Den Menschen teilt er sich nicht mit, denn er weiß, was im Menschen ist; allein den Geschwistern mag er sich mitteilen. Ihm genügt es aber, zu wissen, dass Ich alles weiß. Und darin findet seine Seele Frieden und Trost: »Du bist ein Gott, der Mich und alles sieht. Und selbst, wenn mein Herz mich für das, was ich bin, tue, verdammt: (Was mich so sein, so handeln lässt:) Du weißt um ALLES!«
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,17
Darum teilt er vornehmlich Mir sich mit, – direkt, unmittelbar, und bedarf dafür nicht einmal himmlischer Mittler, und macht dabei auch nicht viel unnötige Worte, besonders wenn es um seine Nöte und Anliegen geht, weil er von der Gewissheit beseelt ist, dass er in Mir einen guten Versorger hat, der ihm alles zuteilt zu seiner Zeit; so wendet er sich vielmehr an Mich mit Lobpreis und Danksagung für alles. (-…. aber wirklich auch ALLES!) Wohl empfindet er Freude, mitunter auch Kummer, und ist keineswegs frei von innerer Ergriffenheit, Angreifbarkeit und Erregung, jedoch fühlt und empfindet er in all dem doch immer in der Unbeschwertheit eines Kindes, das sich in allem doch gehalten, umschirmt und getragen weiß, an dem darum alles schnell und leicht vorbei streift und vergessen ist, und urteilt dabei zugleich aber doch auch in der Gelassenheit eines leidgeprüften, lebenserfahrenen Hochbetagten, der gelernt hat, sich zu gedulden, weil er aus jahrelanger Erfahrung auch schon um den Ausgang auch aller Verunsicherungen und Irritationen weiß und darum gleichsam schon jenseits von »Gut« und »Böse« ist.
Brennende Leidenschaft hat der Erleuchtete jedoch in Hinblick auf seine Mitgeschöpfe
Verwechsle (also) die innere Gelassenheit und Ausgeglichenheit, den Gleichmut des Erleuchteten in allem nicht mit Emotionslosigkeit, Gefühlskälte und Leidenschaftslosigkeit, Desinteresse und Gleichgültigkeit – als hätte der Brahmane kein Mitgefühl, kein Herz in seiner Brust! (- und wäre weder »Brot« noch »Fisch«, weder »warm« noch »kalt«!) Es geht allein um Empfindungen, die seine EIGENE Befindlichkeiten betreffen.
Bei aller Selbstlosigkeit und allem Gleichmut in Bezug auf die EIGENE Befindlichkeit, bei aller Festigkeit des Gemüts aus der Gewissheit des erlangten, frei geschenkt bekommenen Heils heraus, bei aller Unerschütterlichkeit, Furchtlosigkeit, Unerschrockenheit und allem heldenhaften Mut beim geradlinigen Eintreten für die Wahrheit gibt es aber doch auch heftige heilige, brennende Empfindungen, welche Meinen Heiligen wie auch Mir innewohnen:
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,18
Es ist (einmal) die überreiche Freude an Meiner Liebe, wie an allen Freuden, welche Meine Liebe euch darreicht zur Freude und zum Genuss – ja, Genuss! – die kindliche Freude, die sich daran un-verschämt erfreut in kindlich scham-loser Sinnlichkeit und Genussfreude.
Und es ist die leidenschaftliche, brennende Liebe zu den Menschen, eine geist-geleitete Leutseligkeit und Sehnsucht nach (innigster) Gemeinschaft mit allen, nach Heil, Gerechtigkeit und Liebe, Annahme für alle. So ist eine von Mir erfüllte Seele beseelt von Meiner brennenden, leidenschaftlichen Retterliebe, die nicht ruhen kann, allen das universale Heil zu künden und (damit) zu bringen – und durch die glaubensgewisse wirkkräftige Proklamation und Enthüllung der letzten Wahrheit (Meiner unverlierbaren Liebe für alle) ebendiese freizusetzen und Wirklichkeit werden zu lassen.
Und in dieser Meiner brennenden Leidenschaft für die Menschen kennt der Heilige wohl auch einen geistlichen Kummer und ein geistliches Leiden: Nur EIN Leid ist geistlich und geist-gewirkt, aus Meinem Geist, und beim Erleuchteten zu finden – NICHT für sein eigenes »Ego«, sondern geboren aus der leidenschaftlichen Liebe für ALLE, die jedem schon hier, jetzt, gleich das Beste wünscht und ersehnt und für jeden will: Es ist das Leid an der Unkenntnis und Unwissenheit der Menschen, das ihnen so viel Kummer einbringt, es ist das Mitleiden mit allen, die an denen, welche ihnen zusetzen – und seien sie es selber – leiden. Es ist das wehmütige Leiden am gegenwärtigen Zerbruch, der Zerstückelung, der Zerteilung der ganzen Schöpfung, verbunden mit sehnsüchtigem Verlangen nach ihrer aller Heimholung. Denn dieses Leiden habe auch Ich in der Leidenschaft Meiner Liebe.
Allein es ist (bei allem doch) verschlungen von der Glückseligkeit des (ganz) gewissen seligen Endes, das Ich für alle schaue, welches anhalten wird bis in alle Ewigkeiten und Äonen; – wie von der Einsicht, dass es anders nicht sein kann, und dass sich die Ausreifung aus der Unmündigkeit so vollziehen muss und nicht anders volllziehen kann als über langwierige leidvolle Reifungsprozesse.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,19
Ebenso fühlt auch Christus mit allen Geschöpfen mit, wenn er auch um ihrer notwendigen Reifung willen in Hinblick auf das notwendige Leiden – als hartherzig verkannt – unbeirrbar bleibt
Dies lässt Mich aller Welt Leiden ertragen und macht Mich auch fest, euch alles zuzumuten, was an Leiden für die Erlangung des Heils hier und jetzt euch und Mir aufzubürden ist. Und Ich widerstehe jedem – ob Judas oder Petrus – der Mich darin versucht, weich zu werden. Denn allein in Meinem und eurem Kreuz, das bereitwillig getragen werden will, ist Mein göttliches, selbstloses Liebeswesen, alle himmlische Vollendung, alles Heil und alle Glückseligkeit begründet.
Wie viele aber unter euch halten Mich, weil Ich fest und unbeirrt in (diesem) Meinem (heils-wirksamen!) Ratschluss bleibe, dass es so und nicht anders herbei geführt werden muss und soll, darum für herzlos, eiskalt, ungerührt von eurem Leiden, und hart, wo Ich doch nichts bin als glühende Liebe! Ich aber, der Verkannte und Ausgestoßene, Ungewollte, Verachtete und Abgelehnte, Abgeschobene, bin mitten unter euch, den Verkannten, Ausgestoßenen, Ungewollten, Verachteten und Abgelehnten, Abgeschobenen als die Erwählung unseres Gottes. Mein Kreuz steht inmitten aller eurer Kreuze, und euer aller Kreuze bilden zusammen Mein Kreuz: So trage Ich – ja, Ich! – die Leiden und Verwundungen und körperlichen wie seelischen Verletzungen der ganzen Welt; und Ich ertrage es freiwillig – für euch und alle, in vollendeter Selbstlosigkeit und befreit von jedem »Ego«, eins mit euch allen, so dass eure Gedanken und Gefühle, – die Ich bis in die letzten Tiefen kenne, weiß und erfühle, ja, in allem, wie heilig oder unheilig sie auch immer sein mögen, verstehe, – … so dass eure all Gedanken und Gefühle ganz und restlos zu den Meinen werden – Meinem göttlichen Liebeswesen und unerschütterlichen Liebeswillen gemäß, der sich (darum aber doch) von niemanden beirren (oder verunreinigen) lässt.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,20
So soll auch euer Wesen und Wollen werden und sein. Dann seid ihr voll Gleichmut und Unerschütterlichkeit, unantastbar in Hinblick auf euer eigenes »Ego«, und doch nicht leidenschaftslos, sondern brennend, wenn es um das Wohl eurer Mit-Geschöpfe geht. Denn ihr seid (die) Botschafter (und Apostel) Meiner Liebe.
Leben im »Nirvana« des »Egos«, das aufgeht in Brahman
Die Befreiung vom »Ego« – von der Welt als »Tod«, »Nirvana« und »Nicht-mehr-Sein« gemieden – ist in Wahrheit das Aufgehen und Aufleben in »Brahman«, dem Leben, das alles erfüllt
21. Wenn die Seele nicht mehr an die Einwirkungen der schnell vorbeiziehenden, flüchtigen äußeren Dinge, die beständigem Wandel unterworfen sind, gebunden ist, dann findet eine solche Seele das unantastbare Glück, das im »Selbst« wohnt. Eine solche Seele erfreut sich eines unvergänglichen Glücks, denn ihr »Selbst« ist im Yoga, Yukta, dem geistlichen Wirken, das im Wirken verweilt, und durch dieses Yoga, das jener Seele beständige Lust und Übung ist, in allem – in Kummer wie in Jubel – mit Mir, Brahman, vereint.
22. Die Daseinsformen, die aus Berührung mit den flüchtigen Dingen dieser Welt kommen, sind Ursachen des Leids. Denn sie haben wie einen Anfang so auch immer ein Ende und führen, wenn das Herz sich an sie hängt, unweigerlich zu den unsäglichen Seelen-Schmerzen bei ihrem (sicher) bevorstehenden Verlust. Darum sucht der Weise, der Mensch von erwachtem Verstand, der »Erleuchtete«, »Buddha«, seine Freude nicht (mehr) in ihnen. Denn er erkennt, dass es Torheit wäre, eine über alle Maßen überschwängliche Glückseligkeit aufzugeben, die einem niemand nehmen kann, um eine weit mindere, nie vollends erfüllen könnende Glückseligkeit zu behalten, die man überdies niemals auf Dauer festhalten kann.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,21
23. Wer hier, in seinem sterblichen, anfälligen Körper, den heftigen Ansturm von Zorn und Verlangen ertragen kann, ist der Yogin, der glückliche Mensch, der Mein Yoga, Mein Joch – sein Schicksal – erfasst und als »leicht« vollends angenommen hat. 24. Der »Yogin«, Mein »Joch-Bemeisterer«, der die innere Glückseligkeit besitzt, die Ich dem verleihe, der sich vertrauensvoll-duldsam Meinem Joch fügt und ergibt, und der so eingegangen ist in die innere Gelassenheit und Ruhe und das innere Licht vollendeten Glaubens, der alles glaubt, vollendeter Hoffnung, die alles glaubt und hofft, und vollendeter Liebe, die alles glaubt und hofft und liebt, der wird selbst zum Brahman – vollendet eins mit Mir. Er erlangt das völlige Erlöschen seiner selbst in Brahman, »brahma-nirvanam«, das »Nirvana in Brahman«. Siehe, sein kleines »ich« geht ganz auf in Meinem unendlichen »Ich«; siehe, ER vergeht, und – o Wunder – ICH lebe auf in ihm, und er lebt!
25. Das Nirwana in Brahman gewinnen die Weisen, in denen der Makel der Sünde der Selbst-Isolation und Verhaftung in Folge von Unkenntnis und Unglauben und der Knoten des Zweifels endgültig zerschnitten ist – was allein geschieht bei jenen, die durch Meine gnadenvolle Heimsuchung in ihrem Gericht vollends überführt worden sind. Sie sind die Meister ihres Selbsts und erstreben in ihrem Wirken das Wohl aller Geschöpfe. Sie sind es, meine Yogins, die immerfort wirken müssen in Liebe. 26. Für sie, die »Yatis«, die durch »Yoga«, »Wirken«, wie »Sannyasa«, »Enthaltung vom Wirken« Selbstbemeisterung üben, die befreit sind von Verlangen und Zorn und die Selbstbeherrschung erlangt haben, für sie existiert das Nirvana in Brahman überall um sie herum; es umgibt sie von allen Seiten. Sie leben bereits in ihm, denn sie besitzen Erkenntnis des »Selbst«.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,22
Die Unkundigen nennen es »Nirwana« und verstehen darunter ein endgültiges »Ausgelöscht-Werden« hin zu »Nicht-Sein«, »Nicht-Existenz«; den Yogins, den Yatis aber ist es die Fülle Meiner (Lebens-)Fülle, die alles erfüllt, und nunmehr auch sie ausfüllt, so dass in ihnen nichts mehr ist als ICH; ihnen ist es höchste Glückseligkeit, Lebendigkeit, der Himmel auf Erden, die Ankunft – das »Endlich-Angekommen-Sein«! – im Reich Gottes und das allgegenwärtige Paradies, der Beginn des Auflebens von unveränglichem Wesen, die selige Auflösung in der All-Liebe, das Eintauchen in die Ewigkeit.
»Nirvana« nämlich bedeutet die »Nicht-Existenz«, das »Ausgelöscht-worden-sein« und »Nicht-mehr-Sein« eines isolierten, von Mir und allem gelösten und abgeschnittenen »Ich ́s«, das begrenzt ist auf sein »Hier« und »Jetzt« in Einsamkeit, Unverständnis und Unverstandensein, Gott- und Welt-Verlassenheit, Un-Erfülltsein, Entbehrung, Kummer, Leid, Siechtum, Vergehen, sorgenvollem Bangen, Angst. »Nirvana« bedeutet das »Ende« und die »Auflösung« all DESSEN, was dem »Ich« anhaftet, es verhaftet – so lange es an sich selbst gefesselt, in sich selbst gekrümmt, auf sich selbst zurück geworfen, von Mir, und damit von seinem Aufgehen in allem, getrennt ist – was es bedrängt und quält.
Der Welt mag es »Tod« bedeuten: In Wahrheit ist es »Leben«! »Nirvana« ist nicht die »Auflösung«, sondern die Entfesselung des wahren, geistlichen Lebens; die »Auflösung« der Fesseln allen geistlichen Todes und aller geistlosen Wiedergeburt aus dem Tod hin zum Tod. »Nirvana« ist darum das »Nicht-Fassliche«, »Un-Begreifliche« in seiner gänzlichen Unfasslichkeit, Unbeschreiblichkeit: etwas Wunderbares, das kein Auge je gesehen, kein Ohr je gehört und kein Herz je zu hoffen gewagt hat, was niemanden je in den Sinn gekommen ist noch kommen kann. Darum ist es den Unkundigen ein »Nichts«, denn sie haben keine Vorstellung von der Herrlichkeit, die kommt – und siehe, für viele schon angebrochen ist.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,23
Meditative Teilhabe an Brahman in der bewussten Teilnahme an der All-Durchatmung
27-28. Der Weise, der alles einsetzt für seine Befreiung, um diesen Schatz, wenn er ihn denn an unvermutetem Ort – mitten im Dreck! – entdeckt hat, um diese Meine überaus wertvolle Perle, die er schon immer – unwissend! – in sich getragen hat, zu halten, zu gewinnen und zu bergen, der über seinen Fund, seine Entdeckung überaus und mit unaussprechlicher Freude Beglückte, der alle Einwirkungen der Außenwelt darum von sich weist, der seine Schau auf den Punkt zwischen den Augenbrauen konzentriert, auf das inwendige Auge, das Mich in allem zu sehen vermag, und der »Auf-nehmen«, »Ein-nehmen« und »lösendes Los-lassen«, bedächtig einübt durch »prana«, »Einatmung«, und »apana«, »Ausatmung«, im Wissen und in beständiger Vergegenwärtigung der Verbundenheit seines Atems mit dem Atem aller Wesen, und der Meinem Atem, diesen seinen Lebensatem gleichmäßig und bedächtig-achtsam durch die Nase gehen lässt, der seine Sinne, seinen Verstand und seine Vernunft in dieser Schau unter Kontrolle hält, aus dem Begehren, Zorn und jede Furcht gewichen sind – der ist für immer frei.
5. »We-go« oder »Ego« — SXP VI,24
Hingabe in Selbst-Entsagung in der Erkenntnis der Menschenfreundlichkeit Gottes bringt Frieden und Heil
29. Wenn eines Menschen Seele Mich erkannt hat als den, der alle Opfer (im Wesen Seiner eigenen Natur der uneigennützigen hingebungsvollen Liebe) und »Tapasya« (alle »Entsagung«, »Sannyasa«, verbunden mit »Yoga«, uneigennütziger geistlicher Schaffenskraft) entfaltet – wenn eines Menschen Seele Mich SO erkannt hat als den, der alle, die so aufgehen wollen in Ihm, mit Freude annimmt, als der mächtige Gebieter aller Welten und doch zugleich als der Freund und Liebhaber ALLER Wesen, – wenn Mich ein Herz so wahrhaft erkannt hat als die vollendete Liebe, darin erlangt es »Schabat-Schalom«: »Ruhe« und (Seelen-)»Frieden«! Heil! Darum kommt zu Mir, alle, dir ihr mühselig und beladen seid! Kommt zu Mir, die ihr eurer selbst und eures leidvollen Daseins überdrüssig geworden seid, das begründet ist in eurer unseligen Selbst-Verhaftung. Kommt zu Mir und Ich gebe euch Ruh ́! Nehmt dies Mein »Yoga« und lernt es von Mir, denn dies Mein »Joch« ist in Wahrheit sanft, und diese scheinbare Bürde ist in Wirklichkeit leicht!