60 – Das Joga Jesu – das Joch unseres Lebens
Das Joga Jesu ist das Joch unseres Lebens mit seinen Lektionen.
Er will uns darin zu Joch-Bemeistern, zu Joga-Meistern reifen lassen,
damit unser Leben gelingt.
Inhalt – in aller Kürze
Yoga ist mehr als nur eine Entspannungstechnik.
Hinduistisches Yoga bedeutet Lebens-Bemeisterung.
(vgl. Johannes 14,12; Lukas 6,40)
Wir sollen reifen an den Lektionen unseres Lebens.
(vgl. Hebräer 12,4-11; 1. Petrus 4,1-2; Römer 8,18.35-37; 2. Korinther 4,17)
Jesus bietet Seine Joch-Gemeinschaft an.
(vgl. Matthäus 11,28-30; Psalm 68,20; Markus 15,21; Philipper 3,10; Römer 8,17; 1. Petrus 5,7; Matthäus 6,26-32)
Er kennt all unsere Not und Verzweiflung!
(vgl. Matthäus 8,20; 26,38-39.42; 27,46; Hebräer 4,15; 5,7-9; 2,10-11; Hiob 4,17; 11,7; 13,3-10; 42,7; 1. Johannes 3,20; Genesis 16,13)
Sein Mittragen stärkt uns inwendig!
(vgl. 2. Korinther 4,8-9.16-17; Römer 5,3-5; Jesaja 40,28-31;
Exodus 3,11; Johannes 15,5; Kolosser 1,27-29; 1. Johannes 4,4; 1. Korinther 10,13; Philipper 2,12-13; Römer 8,37; Richter 6,13-14)
Sein unermessliches Mitleiden tröstet ungemein!
(vgl. Jesaja 53,4-5; Klagelieder 1,12; 2,11; Lukas 19,41-44; Matthäus 9,36; 25,42-45; Hosea 11,8; 2. Korinther 11,29)
Manches fremde erdrückende Joch gilt es abzuschütteln –
(vgl. Hiob 36,16; Genesis 27,40; Jesaja 9,3; Hesekiel 34,27; 2. Korinther 6,14; 1. Korinther 7,23; 6,20)
auch manches knechtische Joch falsch-verstandener Frömmigkeit!
(vgl. Lukas 11,46; Apostelgeschichte 15,10; Galater 5,1; 2,4; 4,17; 1,8-9 Kolosser 2,20-23; 1. Timotheus 4,2-4)
Jesus will uns beschenken – nicht versklaven!
(vgl. Johannes 10,10; 4,14; 7,37-38; 6,11; 2,10; Lukas 15,28-31.17; 10,38-42; Prediger 2,24-26; 9,7-9)
Als von Christus Wertgeschätzte sollen wir uns selbst wertschätzen.
(vgl. Johannes 3,16; Jesaja 43,4; 62,5; Matthäus 16,26; 22,36-40)
Es braucht auch Zeiten der Entspannung zum Auftanken.
(vgl. Prediger 3,4; Markus 2,18-20; 6,31; Jesaja 58,13-14; Markus 2,27; Exodus 23,12)
Jesus geht es um wahre Selbst-Findung und erfüllende Selbst-Verwirklichung.
(vgl. Sprüche 4,23; Galater 2,20; Genesis 37,5-11; Lukas 19,20-21)
Egozentrik hält in Einsamkeit und bringt um die wahre Erfüllung.
(vgl. Matthäus 16,24; Titus 2,12; Johannes 12,24)
Spirituelle Reifung braucht Zeit, Gnade und Geduld mit sich selbst.
(vgl. Römer 14,22; 1. Petrus 2,2-3.7; 2. Petrus 3,15; Jakobus 4,7-8; Markus 4,26-29; Hebräer 13,9)
Was wirklich erfüllt, ist umsonst! Weniger ist oft mehr!
(vgl. Lukas 12,15; Matthäus 6,19-21.33; 16,26; 1. Johannes 2,15-17; Hohelied 8,6-7)
Joch-Gemeinschaft mit Gleichgesinnten erleichtert viel!
(vgl. 1. Korinther 12,13.22-26; Hebräer 12,15; Kolosser 3,14)
Im Überblick
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Yoga bedeutet Joch-Gemeinschaft: Verbindung mit dem inneren Urgrund
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Auch Jesus bietet ein Joga an, das Erleichterung und Erlösung verspricht
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Das Joch Jesu ist das Joch unseres Lebens, das wir aufnehmen sollen
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Was aber kann uns dieses Joch leichter machen? Was hilft uns beim Tragen?
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Wir sind mit unserem Joch nicht alleine, sondern in Joch-Gemeinschaft mit Christus, der mit uns mitleidet und mitträgt
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Unser kleines ›Warum‹ wird vom großen ›Wozu‹ Jesu Christi getragen
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Aller Welt Schmerz und Leiden ist Christi Schmerz und Leiden!
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Keiner hat so schwer zu tragen wie Er! Er muss unendlich viel mehr ertragen!
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Das Wissen um die Joch-Gemeinschaft mit Christus kann ungemein stärken!
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In einem Joch, das unerträglich wird, liegt die Herausforderung, es abzuwerfen!
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Christus hat uns um einen teuren Preis erkauft! Wir sollen uns nicht versklaven lassen!
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Wir sollen unser eigenes Joch aufnehmen! Fremd- oder Selbst-Bestimmung?
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Das schwerste eigene Joch ist leichter als das leichteste fremde Joch!
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Israel, Gottes-Kämpfer zu sein, ist unsere Berufung! Nehmen wir den Kampf auf?
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Jesu Aufruf zur Selbst-Verleugnung wird – falsch verstanden – zu einer maßlosen Überforderung!
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Jesus will uns nicht Übermenschliches aufbürden, sondern uns unsere Unzulänglichkeit vor Augen führen!
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Wir müssen die Welt nicht retten! Das macht schon der Herr!
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Die Wertschätzung, die wir den anderen schulden, schulden wir auch uns selbst
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Jesus will uns segnen und beschenken – nicht versklaven!
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Ohne Auszeiten der Entspannung verlieren wir unseres Spann-Kraft!
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Lasst euch kein knechtisches Joch falscher Frömmigkeit aufbürden!
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Allein eiskalte Egozentrik ist es, die es abzulegen und zu verleugnen gilt!
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Blanke Selbst-Bezogenheit bringt nie Erfüllung! Sie ist nicht unser Seinsgrund!
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Im Letzten geht es Jesus um Selbst-Findung und erfüllende Selbst-Verwirklichung
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In dem Maße, wie wir wahre Erfüllung finden, werden wir unser Ego aufgeben
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Wachstum und spirituelle Reifung braucht Zeit und Gnade – keine Kraftakte
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Welches unnötige Joch legen wir uns selbst auf? Weniger wäre oft mehr!
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Joch-Gemeinschaft heißt in Tuch-Fühlung bleiben mit dem Herzen und dem Herrn
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Was duldet keinen Aufschub? Und wo ist Verweilen mit Bedacht angesagt?
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Joch-Gemeinschaft mit unseren Nächsten: Geteiltes Leid ist halbes Leid!
Yoga bedeutet Joch-Gemeinschaft: Verbindung mit dem inneren Urgrund
Yoga (oder Joga) kommt aus Indien, aus dem Hinduismus, und erfreut sich auch im Westen zunehmender Beliebtheit. Yoga beinhaltet bedacht und achtsam langsam ausgeführte körperliche Bewegungen von meditativen Charakter, welche dabei helfen sollen, innerlich zur Ruhe zu kommen, zu seiner eigenen Mitte zu finden und darüber aber insbesondere mental zum göttlichen Urgrund allen Seins vorzudringen, um so innerlich gestärkt und aufgerichtet zu werden. Man könnte Yoga auch als ein mit dem ganzen Sein, also auch in und mit und über den Körper vollzogenes Gebet bezeichnen. Gebet ist nach hinduistischem Verständnis eine meditative Versenkung hin zum Urgrund allen Seins, der sich darum in den Tiefen jeder Seele und eines jeden Herzens findet (vgl. Johannes 1,9; 1. Johannes 5,10).
Es geht gleichsam darum, das Reich Gottes, das Himmelreich zu finden, das inwendig in uns allen schon da ist, präsent ist – uns allen so unendlich nah (vgl. Lukas 17,21; Evangelium nach Thomas dem Zwilling 3; Apostelgeschichte 17,27-28), und doch so vielen von uns so unendlich fern, weil wir uns selbst und unseren ureigentlichsten Sehnsüchten und Wünschen, unserem Verlangen und Durst nach wahrem, eigentlichem Leben (vgl. Psalm 73,25-26; 131,2; 42,2-3; 63,2; 84,3; 143,6-7; Johannes 4,14; 7,37-38), so unendlich fern und „entfremdet“ sind. Es geht also darum, das Reich Gottes in uns selbst zu entdecken und zu finden und zu ergründen.
Yoga ist also eine ganzheitliche Sammlung und Meditation, die auch den Körper mit einbezieht.
Der Begriff “Yoga” wird in Indien auch in Verbindung mit “Anschirren” oder “Anspannen” gebraucht. Dies geschieht in der Regel, wenn man einem Tier ein Joch auflegt. Unter ein Joch werden gewöhnlich zwei Tiere gespannt. “Joga” bedeutet also auch “Joch-Gemeinschaft”, spirituell verstanden: Vereinigung, Eins-Werden mit dem Göttlichen, Ein-Gehen, Ein-Tauchen in den universalen Urgrund allen Seins (vgl. 1. Korinther 12,13) Die Meditation wird also durch bedacht ausgeführte Atem- und Körper-Bewegungen unterstützt, die den Meditierenden in eine Art `Meta-Zustand´ versetzen, wo er sich als Teil des Göttlichen, das überall in ihm und um ihn ist, erfährt.
Gerade gestressten sowie auch ausgebrannten Menschen können solche Yoga-Übungen tatsächlich sehr hilfreich sein! Und nicht wenige führten die Erfahrungen, die sie beim Yoga machten, auch auf einen ganz neuen Weg, der sie schließlich irgendwann ausbrechen ließ aus einem FREMDEN Joch, das ihnen auferlegt wurde und das sie immer glaubten, tragen zu müssen, um recht zu `funktionieren´.
Das Yoga führte sie in eine neue Joch-Gemeinschaft, die sie ihr wahres, eigentliches Selbst finden ließ, was ihnen die Kraft schenkte, jedes andere, fremde Joch, das nicht das Ihre war, loszuwerden und abzuschütteln (vgl. Genesis 27,40; 3. Mose 26,13; Jesaja 9,3; Hesekiel 34,27; 2. Korinther 6,14; 1. Korinther 7,23; 6,20). Yoga hat also auch mit Selbst-Findung zu tun – dem Suchen und Ergründen, dem Erspüren des eigenen, ureigentlichsten, wirklichen Selbst.
Auch Jesus bietet ein Joga an, das Erleichterung und Erlösung verspricht
Vom Yoga versprechen sich viele Menschen Hilfe, Kraft-Zuwachs, Heil und – ja! auch – Erlösung … Auch Jesus Christus bietet solch ein Joga an, ein Joch, das leicht sein soll und das Leben leichter machen, eine wahre Erleichterung fürs Leben bringen soll.
Dazu lädt der Herr in Seinem Heiland-Ruf ein:
„Kommt zu Mir, die ihr mühselig und beladen seid!
Kommt zu Mir, und Ich gebe euch Ruh´!
Nehmt Mein Joch und lernet von Mir,
denn Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig!So werdet ihr finden Ruhe für eure Seelen,
denn Mein Joch ist sanft und Meine Bürde ist leicht!“(vgl. Matthäus 11,28-30)
Auch Jesus bietet also ein “Joga” an – ein “Joch”, das Er uns lehren will. Und tatsächlich gebraucht Jesus hier den Begriff “Yoga” genau in dem Sinn, wie es auch die Hindus tun!
Yoga bedeutet im Hinduismus nämlich ungemein viel mehr als nur körperliche Übungen, um Stress abzubauen und zur Ruhe zu kommen. Yoga ist im Hinduismus auch nicht einfach nur ein Mittel zum Zweck, keineswegs gedacht als eine Quelle zur Selbst-Auferbauung, um seine eigenen, rein weltlich ausgerichteten egoistischen Ziele besser verwirklichen zu können! Yoga ist vielmehr die Beschreitung eines ganz anderen, neuen, spirituellen Weges – heraus aus der Welt mit all ihrem trügerischen Blendwerk, hinein in das wahre, eigentliche, göttliche Sein (vgl. Lukas 12,15; Matthäus 6,19-21.33; 1. Johannes 2,15-17) – einzig noch verwurzelt, beseelt und nunmehr wahrhaft erfüllt vom wahren göttlichen Sein (vgl. Galater 2,20).
Yoga ist damit auch die Lehre und spirituelle Unterweisung, wo und wie das Heil, die wahre Erlösung einzig zu finden ist. Freilich spielt dabei die Versenkung, die Meditation eine bedeutende Rolle; und diese Konzentrations-Übungen schließen auch körperliche Übungen, das Yoga, das diese innere Sammlung UNTERSTÜTZEN soll, durchaus mit ein. Yoga beschränkt sich aber keineswegs auf jene Bewegungs-Übungen, wie man es in der westlichen Welt irrtümlich meint!
Wo Yoga als reine Entspannungs-Technik verstanden wird, da ist der eigentliche Sinn von Yoga verfehlt! Yoga will uns zu uns selbst führen und bringen – zu unserem wahren, eigentlichen Selbst! Das westliche Yoga ist also ein Verschnitt, eine Verkümmerung des eigentlichen, hinduistischen Yoga! Denn das wahre Yoga ist noch weit mehr! Dieses Yoga will, wie unseren Körper in die Meditation, so letztlich unser ganzes Sein ganz-heiltlich – und damit in all unseren Lebens-Bezügen! – mit-einbeziehen und lösen, erlösen. DAS ist Yoga im eigentlichen Sinne! Und auch NUR SO kann Yoga vollendete Lösung und Erlösung bringen!
Nur was wir ins Yoga mit hinein nehmen, uns im Yoga meditativer Versenkung anschauen und vor Augen führen (lassen), kann Heilung und Erlösung erfahren. In diesem absoluten Sinne versteht man im Hinduismus Yoga, und in diesem absoluten Sinne versteht es auch Jesus, wenn Er uns in Sein Yoga, das leicht ist und alles leicht machen will und kann, einlädt.
Das Joch Jesu ist das Joch unseres Lebens, das wir aufnehmen sollen
Nun: Wohin führt uns das Yoga Christi? Was ist das Yoga Christi? Was ist der Anfang Seiner Lehre zum Heil? Und nun Achtung! Nicht erschrecken und sich gleich angewidert abwenden! Jesus führt uns nämlich an einen Ort, wo wir zunächst eigentlich überhaupt nicht hin wollen! – an einen Ort, wo´s uns weh tut! Dahin, wo wir eigentlich durch unser Yoga weg wollen, von dem wir uns – wenigstens für die Zeit unseres Yogas – einmal verabschieden wollen.
Er führt uns genau da hin, wo es uns weh tut: Zu unserem Kreuz! – und fordert uns auf: „Wenn jemand diesen Weg zur Erlösung, den Ich biete, gehen will, der nehme SEIN KREUZ auf sich und folge Mir nach!“ (vgl. Matthäus 16,24) Autsch! Das tut weh! Ganz ehrlich und zugegeben: Das tut weh! Jesus führt uns dahin, wo wir eigentlich weg wollen: mitten hinein in unser alltägliches Leben, mit dem wir unser Kreuz haben, das wie ein Joch auf uns liegt, an dem wir so schwer zu tragen haben! Er muss das! Er muss mit uns an diesen unseren eigentlichen „wunden Punkt“! – dorthin, wo es uns weh tut.
Er legt uns damit – wohlgemerkt! – kein neues, weiteres Kreuz auf! Es geht um das Kreuz, das wir schon immer zu tragen haben, um UNSER Kreuz! – UNSER Joch: unser Leben! – in das wir hinein geworfen sind und dem wir, was immer wir versuchen mögen, einfach nicht entfliehen können: Er fordert uns auf, dass wir uns diesem Kreuz stellen! (vgl. Text T70e) Denn dies Joch wird immer auf uns bleiben! – und dies Joch wird uns keiner nehmen! – auch kein Yoga, wie wir es bislang verstanden haben mögen!
Was aber kann uns dieses Joch leichter machen? Was hilft uns beim Tragen?
Wir haben uns UNSEREM LEBEN zu stellen – nicht mehr und nicht weniger! Das ist das Yoga Christi! Schlichtweg unser Leben, unser Los, unser Schicksal, das Kreuz, an dem wir ohnehin schon zu tragen haben: die Lektionen unseres Lebens! – nicht mehr und nicht weniger! (vgl. Hebräer 12,4-11; 1. Petrus 4,1-2) Denn an unserem Leben haben wir schon genug zu tragen! (vgl. Matthäus 6,34) Die Frage ist nur, WIE wir es tragen! OB wir es tragen, und ob wir uns unserem Joch, unserem Leben, wirklich stellen!
Denn das Leben gibt uns so manches zum Tragen auf. Es ist bei uns wie bei einem Mann, in dessen Leben Jesus trat: Und diese Begegnung tat zunächst auch erst einmal tüchtig weh! Jener Mann hatte sich so gefreut! Endlich hatte er es geschafft! Endlich wirklich mal „Auszeit“ vom tristen Alltag mit seiner Plagerei! Endlich kann er sich einmal den Dingen widmen, die ihm wirklich wichtig sind, was für seine Seele tun! – sich einen Lebenstraum erfüllen: eine Pilger-Reise ins Heilige Land zum Tempel von Jerusalem zum großen Passahfest. Und dann das! Das Leben in seiner ganzen Härte und Brutalität holt ihn wieder ein. Da reißt ihn ein römischer Soldat aus seiner Pilger-Gemeinschaft, stößt ihn zu jenem blutverschmierten Geschundenen, der unter seinem Kreuz zusammenbricht und zwingt ihn, jenem Verurteilten zu helfen, sein Fluch-Holz zu dessen Hinrichtungsstätte zu tragen. (vgl. Johannes 19,17; Markus 15,21) Ehe er sich versieht, ist das reine, edle Gewand, das jener Mann sich extra für diese Reise, die Reise seines Lebens, kostspielig erworben hat, in dem er sich einstmals bestatten lassen wollte, verunreinigt, verschmiert vom Blut jenes Gefolterten! Und auch er selbst ist verunreinigt! All seine Träume dahin! Denn nun, nachdem er mit einem Unreinen, zum Tode Verurteilten in Berührung kam, kann er die Heilige Städte, den Tempel Gottes, nicht mehr betreten! (vgl. 5. Mose 21,23; Johannes 18,28) Die ganzen Ersparnisse für diese Reise, der weite Weg nach Jerusalem: alles umsonst! Alles dahin! Es ist schon ein Kreuz mit diesem unseren Leben, das uns immer und immer wieder aufs Neue einen Strich durch die Rechnung macht! Das ist unser Kreuz, unser Joch: unser Leben, mit all seinen Tücken, die es immer wieder für uns bereit hält! Und wie oft waren wir es wohl schon leid! Wie oft schon mögen wir uns gefragt haben: Wie lange soll und muss ich DAS noch ER-TRAGEN!
Nun: Genau DAS ist unser Leben! Endlich was erreicht, geschafft! Und dann zerplatzen mit einem Mal all unsere Lebensträume wie Seifenblasen! Ein kurzer, vielleicht auch ein unbedachter Augenblick, oder ein Schicksalsschlag: Und alles ist dahin! Alles Rackern und Mühen, alle Entbehrungen, die wir auf uns genommen haben: Alles umsonst! (vgl. Lukas 12,16-21) Enttäuschung auf Enttäuschung! Bis wir es leid sind, manchmal auch einfach keine Kraft mehr haben, uns wieder aufzurappeln und irgendwie weiter zu machen, keinen Grund und Sinn mehr sehen, uns in diesem Hamsterrad von Samsara (vgl. Text T38) vergeblich abzustrampeln, ohne je wirklich einmal Land in Sicht! Und wir können einfach nicht mehr und WOLLEN irgendwann auch nicht mehr! Es ist uns zuwider, dies unser Kreuz noch weiter zu tragen! Wir wollen aufgeben, resignieren, kapitulieren! Wir wollen nicht mehr – und können vielleicht auch tatsächlich nicht mehr! – weil es uns den Boden unter den Füßen weg gezogen hat und wir einfach keinen Halt mehr finden! – so, wie es vielleicht auch jenem Pilger ging: Trotz der besten, löblichsten, ja, auch frommsten Absichten! Wieder mal voll ins Klo gegriffen! Voll auf der Fresse gelandet, im Dreck! Und alles vergebens! Alles dahin! Und dann irgendwann die doch durchaus berechtigte Frage: „Was soll das Ganze! Diese SCHEISSE! Ich kann und ich mag nicht mehr! Schluss damit! Und wo bitte schön ist denn da Gott?! Ich hab´s doch gut gemeint! Mein Bestes gegeben! Aber es langt einfach nicht hin! Und nun zu allem auch noch DAS!“ Aber wir werden – wie jener Pilger – ungefragt, unbarmherzig und brutal weiter hinein gestoßen und getreten in die nächste Misere unseres Lebens!
Und DAS sollen wir auf uns nehmen?! – dies unser Joch und Kreuz mit unserem Leben weiter tragen und ertragen? Das soll das leichte Joch sein, dass der Herr uns anbietet?! Sein Yoga? – ein sanftes Joch und eine leichte Bürde? „Nö! Nicht mit mir!“ So grollen wir und schmollen wir! – wenn uns nicht schon nur noch nach Verzweifeln ist. Aber wir kommen doch nicht umhin: Dieses Joch unseres Lebens BLEIBT uns auferlegt, lastet weiter schwer auf uns – und es bleibt uns ja garnichts anderes übrig, als es irgendwie weiter zu tragen! So wo liegt nun die Erlösung und Erleichterung, die der Herr uns bietet?
Er stellt zunächst einmal ganz nüchtern fest – und ernüchtert uns: Finde dich damit ab! Dies Joch BLEIBT dein Leben lang auf dir! Es IST dein Leben! Dein Leben, das DU zu tragen hast, und das NUR DU SELBST tragen kannst, dass dir NIEMAND abnehmen wird! – AUCH ICH NICHT! Nicht so, wie du es dir wünschst und wie du dir es denkst! Dies dein Joch, dein Kreuz, dein Leben mit all seinen Herausforderungen lässt sich nicht einfach weg-beten oder weg-meditieren! Du musst es tragen! Dem hast du dich zu stellen! (vgl. Text T62a)
Wo und wie soll nun dann aber die Erlösung zu finden sein? Nun, welche Erfahrung hat jener Pilger gemacht, dessen hehrsten, heiligsten Lebensträume mit einem Schlag allesamt zerplatzt sind, mit dem Kreuz und Joch, dem Yoga, das ihm sein Leben da aufgebürdet hat?
Er fand sich mit einem Mal an der Seite eines Mannes wieder, der noch viel schwerer zu tragen hatte als er. Er begegnete einem Mann, zerschunden, schon fast zu Tode gefoltert, das Fleisch zerfetzt und aufgerissen bis auf die Knochen, eine Gestalt des grausigsten Elends, die nichts als eine noch qualvollere Todesmarter am Fluchholz, eine grausame Hinrichtung vor Augen hatte – dabei aber ohne jeden Widerspruch, ohne auch nur das geringste Anzeichen von innerem Aufbegehren, sondern regelrecht verbissen gewillt, den eigenen Marterpfahl zur eigenen Hinrichtungs-Stätte bis zum Ende zu tragen!
Mit einem Mal wird jenem Pilger an der Seite dieses unbekannten Todgeweihten bewusst, wie nichtig und klein doch seine eigenen zerplatzten Lebensträume und Probleme sind, gegen das, was dieser geschundene Fremde auszuhalten und zu ertragen hat!
Und dann die weinenden, kreischenden Frauen am Straßenrand, die den Todeszug begleiten! – die heulend und schreiend zu Boden sinken, in tiefster Qual und voll Schmerz über dem, was sie da mit ansehen müssen! Etwas Unfassliches! Und jenem Pilger, der das Kreuz dieses Fremden mittragen muss, wird zunehmend klar, dass es sich hier um einen ganz außergewöhnlichen, bedeutenden Mann, einem guten Menschen handeln muss, dem hier furchtbares Unrecht geschieht! – der das alles aber über allem noch standhaft, ja, bereitwillig und eisern entschlossen auf sich nimmt und erträgt, Sein Kreuz trägt, wie oft dessen Last Ihn auch in die schon blutig aufgeschlagenen Knie zwingt!
Der Pilger ist von all dem so beeindruckt, irritiert, gefangen genommen, dass er darüber sein eigenes Schicksal ganz vergisst, jenem Geschundenen helfen und beistehen will, so gut er eben kann, ebenso eisern entschlossen dessen Last und Kreuz mitträgt – wie zwei geschundene Tiere mit letzter Kraft ein viel zu schweres Joch mit sich ziehen. Aber am Ende ist es doch geschafft: zumindest für jenen Pilger. Ihm wird die Last jenes Kreuzes, jenes Jochs genommen und dafür ganz auf jenen anderen, fremden, ihm aufgezwungenen Lebens-Begleiter gelegt mit seiner ganzen erdrückenden Last: Er wird an dieses Kreuz geschlagen und geht daran zugrunde! Ein Bild des Jammers! Wirklich kaum auszuhalten!
Aber der Pilger kann nicht wegschauen, seinen Blick nicht lösen von diesem Fremden, der ihm mit einem Mal näher ist als jede andere Seele in dieser Welt. Und dann hört er jenen Verurteilten und Verfluchten auch noch beten: „Vater! Vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (vgl. Lukas 23,34) Und dann ein Schrei der Erleichterung, der auch jenen Pilger zur Erleichterung wird: „Es ist VOLLBRACHT!“ (vgl. Johannes 19,30)
Und dann ein Wort aus dem „Off“, das sein ganzes Leben verändern soll. Er dreht sich um und schaut, wer es gesagt haben könnte, aber findet keinen. Er kennt das Wort, aber hat es noch nie so gehört, so verstanden wie in diesem Augenblick: ein Wort aus den Schriften des Propheten Jesaja! „Fürwahr! UNSERE Leiden: Er hat sie auf sich genommen! – und UNSERE Schmerzen: Er hat sie auf sich geladen! Um UNSERER Vergehen willen ist er durchbohrt, und für UNSERERE Übertretungen zerschlagen worden. Auf dass wir Frieden hätten! Und durch SEINE WUNDEN sind wir alle GEHEILT!“ (Jesaja 53,4-5)
Wir sind mit unserem Joch nicht alleine, sondern in Joch-Gemeinschaft mit Christus, der mit uns mitleidet und mitträgt
Was nun hat jener Pilger, Simon von Kyrene, aus dieser Begegnung gelernt? (vgl. Markus 15,21) Was hat er für sich mitgenommen?
Zunächst einmal gilt es, das zu akzeptieren, sich dem zu stellen: Wir haben ein Kreuz, UNSER Kreuz, das wir zu tragen haben, ein Joch, das uns auferlegt ist und uns nicht genommen werden wird: UNSER LEBEN, dem wir uns zu stellen haben. Das ist das Joch Christi: schlicht und ergreifend unser Leben, insbesondere die Schattenseiten unseres Lebens, denen wir uns zu stellen haben, um an ihnen zu reifen: Die Lektionen unseres Lebens! (vgl. Hebräer 12,4-11; 1. Petrus 4,1-2) Und ob uns das passt oder nicht: Wir haben dieses UNSER Kreuz zu tragen bis ans Ende! Das ist harter Tobak, aber schlichtweg die Wahrheit! – die Realität! Tatsache! Jesus ist kein falscher Prophet, verspricht nicht „das Blaue vom Himmel“, eine „Wolke 7“, auf der wir es uns gemütlich machen könnten! Jesus betreibt keine Augenwischerei! „Du HAST dein Kreuz! Trag es! Stell dich ihm!“
Was aber soll, was kann uns dieses Kreuz, wenn es uns denn schon niemand abnimmt – auch Jesus nicht – leichter und erträglicher machen? Es ist einmal die Erfahrung, die jener Pilger mit dem Kreuz gemacht hat, das ihm all seine Lebensträume durch-kreuzt hat, das er zu tragen hatte: die Erfahrung: Das ist ja eigentlich garnicht MEIN Kreuz! Daran hat ein anderer, mir bislang Fremder ja unsäglich viel schwerer zu tragen! (vgl. Römer 5,6-10)
Ja, Gott legt uns ein Joch auf, weil wir anders nicht reifen können zu Persönlichkeiten für die Ewigkeit (vgl. Römer 8,18; 2. Korinther 4,17; Hebräer 12,4-11; 1. Petrus 4,1-2), ein mitunter schweres, niederdrückendes Joch; aber Er hilft uns auch tragen! (vgl. Psalm 68,20) Nein, mehr noch: Er trägt die Hauptlast daran! IHN erdrückt es – vor uns und für uns! Unser Joch ist Sein Joch!
Und wir haben nun zwei Möglichkeiten, mit dem Kreuz und Joch, dem Yoga unseres Lebens mit seinen oft allzu harten Lektionen, mit dem Joch, das uns aufgebürdet ist: Wir können uns damit allein gelassen fühlen und dann auch so erfahren (vgl. Text T43a) – oder aber: Wir können uns die Augen dafür öffnen lassen, dass wir nicht alleine sind mit diesem unseren Kreuz und Joch, sondern dass wir IN EINER JOCH-GEMEINSCHAFT sind mit einem, der dies harte Los und Joch und Kreuz unseres Lebens, das wir zu tragen haben, mit uns trägt und uns hilft, dass wir uns mit Seiner Mithilfe den Herausforderungen stellen können, die unser Leben uns aufgibt, ja, dass wir sie mit Ihm zusammen bemeistern können (vgl. 1. Korinther 10,13; Philipper 2,12-13; Römer 8,37).
Es liegt an uns, ob wir das sehen, einsehen und erkennen wollen: Das Joch ist da, lässt sich nicht leugnen, und bleibt – uns unfreiwillig auferlegt, wie dem Simon von Kyrene! An uns ist es, zu erkennen, dass wir es damit AUFNEHMEN können, mit diesem unseren Joch und Kreuz, weil wir damit nicht alleine sind, sondern in Joch-Gemeinschaft mit einem, der immer mit trägt, selbst dann, wenn wir das nicht spüren, sehen oder glauben können, und uns unser Joch schier abdrückt, erdrückt. Auch dann erleidet Er dies mit uns! – und wünscht sich, dass wir dies endlich erkennen mögen, dass es Ihn EBENSO drückt, sich aber so leicht stemmen ließe – gemeinsam mit Ihm! Ihm in uns und uns in Ihm! (vgl. Johannes 15,5; Kolosser 1,27-29)
Das ist das Joch, dem wir uns stellen müssen, das wir zu tragen haben: Wir unfreiwillig, Er freiwillig. Und es ist UNSER Joch, das Er mit UNS trägt zu UNSEREM Heil und UNSERER Erlösung – nicht, wie es uns zunächst scheinen mag – SEIN Joch und Kreuz, das wir mit IHM zu tragen hätten!
Aber dieses Joch ist AUCH VON UNS – mit Ihm zusammen – zu tragen! Von uns! WIR müssen zu Joch-Bemeistern, zu Joga-Meistern werden, dass unser Joch uns leicht wird! (vgl. Johannes 14,12; Lukas 6,40) Aber der große Joch-Bemeisterer, der Joga-Meister aller Joga-Meister ist mit uns, und will uns dies unser Kreuz und Joch tragen lehren, dass es uns eine leichte Bürde wird.
Es gilt also zunächst zu erkennen: Es sind überhaupt nicht irgendwelche extravaganten spirituellen Übungen nötig, um Erlösung zu finden! (vgl. 1. Timotheus 4,8) Wir müssen uns nur unserem eigenen Leben stellen: nicht mehr und nicht weniger! Und es ist eine große Hilfe, bringt schon unendlich viel Erleichterung, wenn wir erkennen, dass wir damit wahrhaftig nicht alleine sind, dass jemand mit uns ist (vgl. Exodus 3,11), der sogar weit mehr daran trägt, die Hauptlast trägt.
Sorgt euch nicht! Werft all eure Sorgen auf Ihn! Denn Er sorgt für euch!
Ich will dies noch einmal an zwei Lektionen verdeutlichen, die mir mein eigenes Leben erteilt hat. Nicht, dass es die einzigen wären, die der Herr mir in und mit meinem Leben erteilt hat, aber doch zwei einschneidende, bedeutende:
Eine Lektion erteilte mir der Herr während meines Studiums, kurz vor dem Examen (vgl. Text T10). Ich hatte „Lehramt an Grundschulen“ studiert mit dem Hauptfach „Evangelische Theologie“, um später auch Religionsunterricht erteilen zu können. Einige Studentinnen taten sich mit mir zu einer Repetitorium-Gruppe zusammen, um den Stoff für´s Examen zu wiederholen. Es stellte sich bald heraus, dass meine Kommilitoninen ziemlich wenig Ahnung hatten, dass ich mich schon fragte, was die wohl bewogen hat, mal Religionsunterricht zu erteilen. Unterm Strich war ich schließlich der Hilfslehrer, der – bei Adam und Eva beginnend – den anderen Studentinnen die basalsten theologischen Grundkenntnisse vermitteln musste. Als dann schließlich „der große und schreckliche Tag“ der schriftlichen Prüfung kam, hatte mich – obwohl ich doch der „Fiteste“ war – in Anbetracht von all der erdrückenden Stoffesfülle, die selbst ich mir nicht erarbeiten und aneignen konnte – solche Angst und Panik gepackt, dass ich nicht zu der Prüfung gehen wollte und meine Schwester, die mit mir studierte, mit Menschen- und Engelszungen auf mich einreden musste, um mich doch zum Mitgehen zu bewegen. Als ich dann kreidebleich im Prüfungssaal an meinem Einzeltisch saß, wie alle anderen Prüflinge auch, und mir hoffnungslos verloren vorkam, trat eine der Mit-Studentinnen aus unserer Repetitorium-Gruppe zu mir, über deren abgrundtiefe theologische Ahnungslosigkeit ich insgeheim immer wieder nur den Kopf schütteln konnte, und legte mir eine Karte auf den Tisch mit den Worten: „Für dich! Das gilt nämlich auch für dich!“ Auf der Karte stand ein Bibelwort: „Sorgt euch nicht! Alle eure Sorgen werft auf Ihn, denn der Herr sorgt für euch!“ (1. Petrus 5,7; vgl. Matthäus 6,26-32) Da wurde mir mit einem Mal klar, das diese Mit-Studentin, die – theologisch betrachtet – keinen blassen Schimmer hatte, doch mehr verstanden hatte als ich mit all meinem theologischen Fachwissen – und aus dem, was sie für sich erkannt hat, mehr geschöpft hat als ich, so viel, dass sie – bei ihrer theologischen Unkenntnis eigentlich in einer noch weit erbärmlicheren Situation als ich! – trotzdem weit weniger davon beschwert war als ich, so viel weniger, dass sie nicht nur, wie ich, mit sich selbst zu tun hatte, wie sie da nur durch kommen sollte, sondern überdies sogar Augen für mich in meiner großen Seelen-Not. Unser Joch kann schwer auf uns lasten oder uns leichter werden, wenn wir uns darin üben, uns das – etwa durch Meditation und Versenkung – immer wieder zu vergegenwärtigen und immer mehr zu verinnerlichen, dass wir mit unserem Los nicht allein sind, dass jemand mit uns ist, der uns von unten stützt und uns mit all unserer Last auf Seinen Schultern trägt.
Er versteht dich vollauf! – selbst sogar in deinem Klagen, Hadern und Fragen!
Dies war eine einschneidende Lektion in meinem Leben. Die andere geht in die selbe Richtung und hat doch noch einmal einen anderen Akzent. Dieses Erlebnis liegt noch etwas länger zurück – in meiner Gymnasialzeit. Zu unserer Klasse war ein „Sitzen-Bleiber“ gestoßen, der in der eingeschworenen Gemeinschaft unserer Klasse nie so richtig Fuß fassen konnte. Er war auch ziemlich daneben, ein richtig komischer, absonderlicher Typ, der offensichtlich nur zum „Klassen-Depp“ taugte.
Eigentlich war ich darüber aber garnicht so unglücklich, denn damit hatte er mich aus dieser unseligen Rolle des „Klassen-Trottels“ erlöst. Nicht, dass ich nicht auch wirklich gute Freunde in der Klasse gehabt hätte! Vom Gros der Klasse fühlte ich mich aber nie wirklich für „voll“ genommen, mehr wie ein Hanswurst behandelt – vielleicht auch deswegen, weil ich aus meinem Glauben an Jesus keinen Hehl machte, und bei manchen dafür nur mitleidig belächelt werden konnte. Als dann aber jener Neue zu uns stieß, ließ man mich fortan ziemlich in Ruhe. In ihm war offensichtlich ein neues, noch besser geeignetes Opfer für Häme und Spott gefunden worden.
So war es wohl auch kein Wunder, dass jener Klassen-Außenseiter nicht mit fahren wollte, als eine Klassenfahrt nach England anstand. Er zog es vor, lieber in einer anderen Klasse den Schulunterricht zu besuchen. Nun, England reizte mich selbst nun auch nicht gerade so ungemein. Ein Land, in dem es, wie ich es mir vorstellte, nur ständig grau, trüb und windig ist und – „raining cats and dogs“ – ständig nur schüttet und regnet. Zum anderen dachte ich, das wäre doch die Gelegenheit mich diesem armen Klassen-Außenseiter annehmen zu können und mit ihm eine Freundschaft zu beginnen. Dass er endlich auch einen hat und nicht mehr überall außen vor ist. Gesagt, getan: Ich kam mit ihm in eine andere Klasse, während unsere Klasse nach England aufbrach, und er war ebenso überrascht wie erfreut, als ich ihn zu meinen Großeltern zum Essen einlud, um danach gemeinsam mit ihm was zu unternehmen. Er hatte, da er als „Sitzenbleiber“ (ich weiß nicht wie oft) ja schon älter war, bereits ein Moped, auf dem er uns zu meinen Großeltern bringen wollte. Und na klar: Es kam, wie es wohl kommen musste! Er baute einen Unfall, bei dem vor allem ich zu Schaden kam, mit einem Schienbeinbruch – und wirklich höllischen Schmerzen.
Wir kamen beide ins Krankenhaus, allerdings nicht ins selbe Zimmer. Er hatte nur leichte Blessuren und wurde bald wieder entlassen. Ich musste bleiben. Besuchen kam er mich nicht – wahrscheinlich aufgrund eines schlechten Gewissens, vielleicht. Ich jedenfalls hatte die ersten Tage wirklich furchtbare Schmerzen, und hatte auch ziemlich meinen Prass auf den „lieben Gott“: „Da will man mal was Gutes, so richtig Selbstloses tun, sich eines Außenseiters annehmen, und dann passiert sowas! Das ist also der Dank! Wo ist denn eigentlich der liebe Gott?!“ – So grollte und schmollte ich, war darüber aber eigentlich auch wirklich ziemlich verzweifelt, weil ich es einfach nicht verstand. Und dann noch die Schmerzen, die mich nachts endlos wach hielten!
Da brach das Mondlicht – es war Vollmond – mit einem Mal durch den wolkenverhangenen Himmel und fiel auf das Kruzifix, das über der Tür des Krankenzimmers hing. Und da kam mir nur der Gedanke: „Der versteht mich! Der hat auch am Kreuz geschrien: ›Mein Gott! MEIN GOTT! Warum hast du mich VERLASSEN?!‹“ (vgl. Matthäus 27,46; Text T36a) Und mit diesem Gedanken kam plötzlich ein unbeschreibliches Gefühl des absoluten Verstandenseins über mich – gerade in meinem Empfinden völliger Gottverlassenheit. Dass Er doch bei mir war – gerade auch in diesem Empfinden, von Ihm, dem Herrn, verlassen zu sein. Eigentlich paradox! Aber vielleicht gerade deswegen unbeschreiblich: Mir war mit einem Mal spürbar klar und bewusst, dass ich nicht allein bin – nicht einmal in und mit dem Gefühl, von Gott links liegen gelassen worden zu sein! Da ist einer, der kennt und versteht alles! Selbst auch dieses Gefühl, von Gott vergessen worden zu sein! Er ist und bleibt immer bei mir – in jeder seelischen Befindlichkeit, durch die ich durch muss!
Und das war ein so befreiendes und beglückendes Erlebnis, dass ich es nicht für mich behalten konnte, und gleich am nächsten Morgen begann, einen muslimischen Jungen, der mit mir im Krankenzimmer lag, zu „missionieren“. Ob mit Erfolg, weiß ich nicht. Wir hatten auf jeden Fall ziemlich gute Gespräche, und er schien auch recht beeindruckt und berührt von dem, was ich ihm von meinem Herrn und Heiland zu erzählen hatte. Das war also mein Kreuz, mein Joch mit meinem Schienbeinbruch. Zunächst nur furchtbare Schmerzen und völliges Unverständnis; das aber zu einem Erlebnis einer Nähe und eines Verstandenseins führte, das mich zutiefst bewegt und beglückt hat.
Wir haben also unser Kreuz, unser Joch, und wir haben es auch zu tragen. Aber das Wissen darum, dass wir nicht allein daran zu tragen haben, dass immer einer mitträgt, ja, sogar mehr daran zu tragen hat als wir selbst, kann schon ungemein hilfreich und tröstlich sein.
Unser kleines ›Warum‹ wird vom großen ›Wozu‹ Jesu Christi getragen
Doch, allein das kann schon ungemein hilfreich und tröstlich sein, wenn wir das spüren dürfen, dass wir selbst in unseren Unverständnis total verstanden sind, dass wir mit unserer Warum-Frage, die uns so quält und belastet, nicht alleine sind. Dass da jemand ist, der mit uns um Antwort ringt, unser Klagen und Fragen zu Seinem Klagen und Fragen macht, uns damit auffängt und mit uns fragt und um Antwort ringt: „Warum nur? Muss das denn wirklich auch noch sein? Gibt es keinen Weg daran vorbei? Warum geht es nur unten durch! Kann dieser bittere Kelch nicht an mir vorüber gehen, ohne dass ich ihn trinken muss? Kann es denn wirklich keine Erlösung geben ohne all dies Leiden! Ohne dieses Joch, dieses Kreuz, das uns auferlegt ist?“ (vgl. Matthäus 26,29; Lukas 22,42; Hebräer 4,15; 5,7-9; 2,10-11) Und vielleicht ist es tatsächlich so, dass unser `Gethsemane´, wo wir so klagen und fragen und uns quälen, wo wir betrübt sind bis zum Tode, dass dies – zeit-gleich, nur in einem anderen Zeit-Raum (vgl. Johannes 8,59; 2. Petrus 3,8; Text T52) – zugleich auch Sein Ringen und Seine Qual in Seinem `Gethsemane´ ist (vgl. Matthäus 26,38), weil Er uns so unendlich nahe ist, immer, so dass unsere Qual zu der Seinen wird.
So ist unsere kleine Warum-Frage, die nach unserem Empfinden unbeantwortet im Nichts verhallt, mit einem Mal umfangen und getragen von der großen Warum-Frage unseres großen Bruders, der das alles mit uns mit durchleidet, freiwillig, für uns, und unsere Frage zu der Seinen macht, sie aufnimmt und mit uns durchfragt, und uns schließlich mitnimmt, mit hinein nimmt in Sein großes, unerschütterliches Vertrauen, dass das alles doch irgend einen Sinn haben muss, und uns mit Seinem Glauben durchhilft zu der Einwilligung: „Wenn es denn nicht anders geht und es keinen anderen Weg zum Heil und zur Erlösung gibt. Wenn denn wirklich alles nur vollendet werden kann durch Leiden, so geschehe denn Dein Wille!“ (vgl. Matthäus 26,42; Apostelgeschichte 14,22; Hebräer 5,7-10; 2,10-11) Er willigt ein, für uns, frei-willig. Er muss nicht. Aber Er tut es: Er macht unser ›MUSS‹ zu dem Seinen und trägt es mit, uns mit, durch, mit all unserem Unverständnis und offen bleibenden Fragen.
Das kann schon ungemein helfen: Das Wissen: Wie schwer es auch ist, dieses Joch, nein, Kreuz, das wir tragen müssen! Und wie unverständlich! Wir sind damit nicht allein! Einer ist bei uns, der weiß und versteht, was für ein Kreuz wir zu tragen haben, und trägt mit! (vgl. Hebräer 4,15) Und der nimmt uns schon allein damit schon einmal das ab, was uns meist dabei zur größten Bürde wird: unser Unverständnis, und das Gefühl, damit allein gelassen zu sein. Nein! Wir sind damit nicht allein! Da ist einer, der auch dies Unverständnis mit erlebt und mit erleidet, uns abnimmt, und für uns fragt und ringt, und trägt. Wir haben zwar noch unser Joch, unser Kreuz, aber wir sind damit schon einmal nicht mehr so hoffnungslos unverstanden allein. Das ist doch auch schon mal was.
Aller Welt Schmerz und Leiden ist Christi Schmerz und Leiden!
Aber dann kann das auch die Empfindung unseres Leidens, unseres Kreuzes, unseres Jochs noch einmal „kleiner“ machen, „relativieren“, wenn wir uns wirklich versuchen, einmal bewusst zu machen, was das für Jesus bedeutet, wenn Er wirklich, wie mit uns, so aller Welt Klagen und Fragen und Unverständnis und Leiden und Schmerz ganz und vollständig zu dem Seinen macht und auf sich nimmt – egal, ob die Welt darum weiß, daran glaubt oder ob ihr es etwas bedeutet oder nicht. Für Ihn IST ES SO, und BLEIBT es immer so: Wo immer auch nur eines Seiner Wesen leidet, da leidet Er mit – ja, erleidet Er es in gleicher Weise SELBST in und mit dieser Seiner kleinen Seele! Wir müssen uns das nur einmal vergegenwärtigen, was das für Jesus Christus heißt und bedeutet, wenn wirklich unser aller Leiden, aller Weltschmerz auf Seiner Seele und auf Seinem Herzen lastet. Was Er da zu tragen und auszuhalten hat! (vgl. Text T36c)
Ein Mädchen fragte mal – so geht ein tiefsinniger Witz – seine Mutter, vom Fernseher, in dem eben die Nachrichten liefen, in die Küche kommend: „Du, Mama, stimmt das wirklich, dass der liebe Gott ALLES sieht?“ „Ja, meine Kleine, warum denn?“ Und das Mädchen stöhnt nur, von tiefstem Mitgefühl ergriffen: „Ach! DER ARME!“
Und nun ist es ja nicht nur so, dass der Herr all das Furchtbare, was auf Erden geschieht, nur mit an-sehen muss, sondern all das wahrhaft in und mit all Seinen Kleinen zutiefst mit erleidet! Und das nicht etwa nur aus MIT-Gefühl! Auf dieser Seele lastet wirklich und wahrhaftig gänzlich UNMITTELBAR aller Welt Leiden und Schmerz! Nicht auszudenken, was diese Seele aller Seelen, die „All- und Über-Seele“, die „Para-Matma“ in all ihren Seelen auszuhalten und zu ertragen hat! Denn Sie selbst lebt und webt und ist in allem! (vgl. Apostelgeschichte 17,27-28; Weisheit 12,1)
Wenn wir uns das vergegenwärtigen, dann merken wir schon, was das Yoga bedeutet, das der Herr anzubieten hat: Joch-GEMEINSCHAFT! Er will mittragen an dem Joch, das wir zu tragen haben! Und diese Joch-Gemeinschaft heißt nicht, dass wir die Hauptlast zu tragen hätten, und der Herr hilft mit Seinem kleinen Finger aus einem leid-freien Himmel ein bisschen mit. Es ist genau umgekehrt! ER trägt das Kreuz, die Hauptlast, das Leid aller Welt, allen Welt-Schmerz – auch unser Leid, unseren Welt-Schmerz, der im Vergleich zu dem, was ER so mit und in und an allen zu tragen hat (vgl. Markus 9,19), verschwindend klein ausfällt. Er hat dies Kreuz im Eigentlichen zu tragen, und zwar vom Anbeginn bis zur Vollendung in den Äonen, und wir müssen dazu nur eine vergleichsweise minimal kurze Wegstrecke ein klein bisschen mit tragen – wie Simon von Kyrene auf Jesu unsäglichem Leidensweg. Wenn wir es ausgestanden haben und unser Lauf vollendet ist (vgl. 2. Timotheus 2,7-8; Philipper 1,21.23), dann ist es für Jesus noch keineswegs zu Ende. Er hat weiter zu tragen und zu leiden, solange noch irgend eine Seele an ihrer Verlorenheit und Gott-Verlassenheit zu leiden und zu tragen hat! (vgl. Matthäus 9,36; 18,12-14; Text T1a)
Keiner hat so schwer zu tragen wie Er! Er muss unendlich viel mehr ertragen!
Wie tief Jesu Mitleiden mit uns und aller Welt geht, können wir überhaupt nicht ermessen. Die Heilige Schrift gibt davon zahllose Zeugnisse, die uns davon eine erste Ahnung vermitteln können. (Hier eine Auswahl in freier Wiedergabe:)
„Schaut und seht,
ob es einen Schmerz gibt
wie Meinen Schmerz!“(Klagelieder 1,12)
„Meine Seele ist betrübt bis zum Tod!“
(Matthäus 26,38)
„In Tränen vergehen Meine Augen!
Mein Innerstes glüht!
Herz und Seele sind Mir vor Kummer ausgeschüttet
wegen des Zusammenbruchs Meiner Tochter,
Meiner geliebten Schöpfung,
weil so viele Kinder und Säuglinge so elend verschmachten müssen!“(Klagelieder 2,11; vgl. Lukas 19,41-44)
„Es bewegt Mich innerlich zutiefst,
wie sie alle umher irren, wie erschöpfte und verschmachtete Schafe,
weil sie ihren Hirten nicht erkennen
und sich keiner in Meinem Namen zu ihnen aufmacht!“(Matthäus 9,36; Jesaja 53,6)
„Wie oft hungert Mir, aber keiner gibt Mir zu essen!
Wie oft dürstet Mir, aber keiner gibt Mir zu trinken!
Wie oft muss Ich in die Fremde fliehen, aber keiner nimmt Mich dort auf!
Wie oft bin Ich nackt, am Erfrieren, aber keiner kleidet Mich!
Wie oft bin Ich krank und gebrechlich, aber keiner kümmert sich um Mich und besucht Mich!
Wie oft leide Ich Verfolgung, Kerker und Tod, aber keiner hilft Mir aus
und niemanden kümmert´s!
Denn in allen Kreaturen, auch den Aller-Geringsten, BIN Ich:
Und was ihnen getan wird, das wird Mir getan;
und was ihnen an Linderung versagt wird, das wird Mir versagt!“(Matthäus 25,42-45)
„Ich rufe Mir die Seele aus dem Leib! Warum will Mir keiner antworten?!
Ich selbst bin gekommen! Warum fand ich keine Menschenseele, die auch zu Mir kam?!“(Jesaja 50,2)
„Selbst die Füchse haben Höhlen und die Vögel ihre Nester!
Ich aber finde keinen Schoß, auf den Ich Mein schweres Haupt legen kann!“(Matthäus 8,20)
„Warum kann niemand auch nur EINE Stunde mit Mir wachen?“
(Matthäus 26,40)
„Und wenn ihr euch abkehrt:
Was tut ihr Mir damit an?!“(Hiob 7,20)
„Mich treffen sie wie keinen anderen:
all eure Verletzungen, mit denen ihr einander verletzt!“(Psalm 51,6)
„Die Leiden aller Welt: sie liegen auf MIR!
Die Wunden aller Welt: sie schmerzen MICH!
Die Striemen aller Welt: sie entstellen MICH!
Durchbohrt und geschlagen bin Ich
von allen Treuebrüchen auf der Welt!“(Jesaja 53,4-5)
„Mein Herz kehrt sich in Mir um,
ganz und gar erregt ist all Mein Mitleid!“(Hosea 11,8)
„Wer wird schwach – und Ich würde nicht darüber schwach?
Wer leidet Ärgernis – und Ich brennte darüber nicht?“(2. Korinther 11,29)
DAS ist also das Leiden Christi, das Joch, das Christus zu tragen hat, Sein Kreuz!
Es ist, wie es Blaise Pascal in einer Stunde der Erkenntnis erschüttert feststellte:
„Bis ans Ende der Tage wird die Agonie Jesu Christi andauern!
Nicht schlafen darf man bis dahin!“(vgl.Matthäus 26,40)
Das Wissen um die Joch-Gemeinschaft mit Christus kann ungemein stärken!
Der Herr legt uns also ein Joch auf; aber Er hilft uns auch tragen (Psalm 68,20).
Woran auch immer wir zu tragen und zu leiden haben: Der Herr trägt und leidet mit!
Er fühlt mit uns in allem mit – und weiß um alles! (1. Johannes 3,20)
Und er versteht uns – voll und ganz! – auch gerade in all unserem Unverständnis!
Das war auch die Erfahrung, die Hiob nach all seinem Klagen und Hadern und Rechten mit Gott (vgl. Hiob 7,17-21; 9,32.33; 13,3.15-19; 16,19-21; 31,35) gemacht hat, was ihn schließlich zur Ruhe brachte: Er war – gerade auch darin! – voll und ganz von Gott verstanden! Und er wurde von Gott persönlich ins Recht gesetzt, gegen all seine vermeintlichen frommen Freunde, die ihn wegen seines Unverständnisses verurteilten (vgl. Hiob 4,17; 11,7; 13,3-10; 42,7; Text T37).
Er ist der ›El Roi‹, ein Gott, der uns wirklich versteht und sieht!
(vgl. Genesis 16,13)
Wenn wir uns das im Bewusstsein halten,
dann kann uns das inwendig schon ungemein stärken und aufrichten (vgl. Text T19, T78a).
so wie es der Apostel Paulus bekundet:
„Wir sind zwar in allem bedrängt, werden aber doch nicht erdrückt;
sehen keinen Ausweg, und sind doch nicht ohne Ausweg;
von allen Seiten angefeindet, aber dabei doch nicht verlassen;
niedergeworfen, aber nicht vernichtet.“(vgl. 2. Korinther 4,8-9)
„Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen,
und wir erkennen, dass alle Trübsal, die wir aushalten müssen,
uns nur immer stärker im Ausharren macht;
das Ausharren aber bringt uns Bewährung;
und mit der Bewährung wächst die Hoffnung:
Wir werden nicht zuschanden werden!“(vgl. Römer 5,5.3-4; Hebräer 11,34)
„Deshalb ermatten wir nicht, auch wenn wir auswendig total aufgerieben werden;
denn wir werden inwendig beständig wieder aufgerichtet und mit frischer Kraft bestärkt,
auch durch die gewisse Hoffnung, dass die jetzige Drangsal, durch die wir hindurch müssen,
nichts ist im Vergleich zu der über die Maßen großen ewigen Herrlichkeit, zu der sie uns führt.“(vgl.2. Korinther 4,16-17)
Denn der, der in uns ist und uns inwendig stärkt und aufrecht hält,
ist stärker als der, der über dieser Welt Gott ist und uns niederdrückt!
(vgl. 1. Johannes 4,4; Römer 8,18; Lukas 4,5-6; 2. Korinther 4,4; Epheser 6,12)
Und Er, der in uns ist, lässt uns über all dem, was uns bedrückt,
stark und kräftig werden, zu Überwindern, zu Joch-Bemeisterern, zu Yoga-Meistern werden.
in der Kraft Seines Beiseins in unendlich naher, unversiegbarer Liebe!
(vgl. Römer 8,35-37; Hebräer 11,34)
Das Joch, das wir zu tragen haben, das Kreuz unseres Lebens, das Joga Jesu Christi ist also eine Joch-Gemeinschaft mit dem Herrn, die „Gemeinschaft SEINER Leiden“, die uns aber auch, wenn wir dieses unser Joch mit Ihm an unserer Seite bemeistern lernen, zur „Kraft Seiner Auferstehung“ führt (vgl. Philipper 3,10). Denn wenn wir bereitwillig mit Ihm leiden, dann werden wir auch mit Ihm überwinden und herrschen (vgl. Römer 8,17; 2. Korinther 4,10; 2. Timotheus 2,12). Das ist das Joch, das Er uns anbietet: Er in uns und wir in Ihm! (vgl. Johannes 15,5) So lässt sich das Joch, unser Joch, bemeistern! (vgl. Römer 8,37) So wird dies unser Joch, das Kreuz unseres Lebens uns leicht. (vgl. Matthäus 11,30)
In einem Joch, das unerträglich wird, liegt die Herausforderung, es abzuwerfen!
So weit, so gut – oder auch nicht gut, aber eine Tatsache, der wir ins Auge sehen müssen: Wir haben unser Joch, unser Kreuz, unser Los zu tragen und darin auszuharren bis ans Ende (vgl. Matthäus 24,13). Aber wir sind damit nicht allein! Einer trägt mit! (vgl. Psalm 68,20; Jesaja 40,28-31)
Was aber, wenn wir von dieser Kraft, die uns durch-tragen soll, überhaupt nichts erfahren? Wenn uns unser Joch einfach zu schwer wird? Wenn uns unser Kreuz erdrückt? Wenn uns unser Los einfach un-erträglich wird?! Wenn uns das „Schall und Rauch“ wird, zu leeren Worten, zu nicht wirklich hilfreichen Vertröstungen, ja, zum Hohn, dass da angeblich einer mit-trägt und uns die Hauptlast abnimmt, so dass uns unser Joch erträglich, ja, angeblich sogar „leicht“ wird?
Dann müssen wir uns ernstlich fragen: Woran haben wir eigentlich so überschwer zu tragen? IST das überhaupt UNSER Kreuz, das Joch, das der HERR uns auferlegt hat? Oder am Ende ein FREMDES, ANDERES Joch und Kreuz, das uns ein ANDERER auferlegt hat – NICHT der Herr! – am Ende WIR SELBST! Denn wenn das Joch, das der Herr uns zumutet, LEICHT ist und das, was Er uns aufbürdet, SANFT (vgl. Matthäus 11,30), dann kann ja wohl irgendwas nicht stimmen! Dann müssen wir uns schon mal ernstlich fragen: Läuft unser Leben eigentlich wirklich in die richtige Richtung? Und wenn es immer so weiter läuft, können wir dann einmal zufrieden und erfüllt auf unser Leben zurück schauen und sagen: “Ich hab´s gut gemacht! Und ich hab wirklich ein erfülltes Leben gelebt, und dabei auch was geschafft!”? (vgl. 2. Timotheus 4,7; Text T15b) Denn der Herr hat uns überdies verheißen, dass wir in Ihm die Erfüllung finden würden! (vgl. Johannes 10,10; 4,14; 7,37-38) Und zwar so überströmend, dass wir davon auch ohne Mühe und persönliche Entbehrungen noch abgeben können! (vgl. 2. Korinther 9,8; 8,14) Wenn wir also leer, ausgebrannt, total überfordert und total un-erfüllt sind, kann ja wohl irgend was nicht stimmen!
Das sind dann Grundsatzfragen, denen wir uns stellen müssen, denen wir nicht ewig ausweichen dürfen, wenn wir trotz aller Rackerei und Schufterei einfach kein Glück und keine Erfüllung finden, ob hier nicht grundsätzlich was schief läuft! Und ob wir nicht drohen, daran zugrunde zu gehen, wenn wir so weitermachen (vgl. Matthäus 16,26), es so weiter laufen lassen!
Dann nämlich ist ja offensichtlich DIES das Joch, das uns EIGENTLICH – als das Gebot der Stunde – auferlegt ist, das Kreuz, das wir AUF-NEHMEN müssen, die not-wendige Herausforderung, mit der wir es aufnehmen müssen: nun endlich wirklich GRUNDLEGEND etwas in unserem Leben zu ändern! Denn wir haben unser Kreuz und Joch IMMER, wir müssen es aber – so sagt Jesus – auch wirklich AUF-NEHMEN, es damit aufnehmen! (vgl. Matthäus 10,28) Und in DIESEM Fall wäre dann unser Kreuz und Joch, das wir aufnehmen müssen, EBENDIES, das FREMDE Joch, das uns erdrückt, abzuschütteln und uns davon zu lösen! Dieser Schritt, dieser radikale Ausstieg und Ausbruch, erfordert manchmal mehr Mut und Courage, als ein altgewohntes Joch weiter zu tragen, selbst wenn dieses schier erdrückt! (vgl. Exodus 3,7-8; 4,1.10.14)
Wenn der Herr uns aufruft, unser Kreuz auf uns zu nehmen, so muss das also keineswegs bedeuten, dass wir uns immer in alles fügen müssten, was uns auferlegt wird, und dies alles klaglos erdulden müssten, was uns unsere Lebensumstände aufbürden! Das wäre ein großes Missverständnis! Manchmal, und das garnicht so selten, kann die Herausforderung EBEN DARIN bestehen, dieses Joch und Kreuz, das uns zunächst einmal auferlegt ist, abzuschütteln und uns davon zu lösen und zu befreien!
Viele Berufungs-Geschichten der Bibel sind Befreiungs-Gechichten, Ausbruch-Geschichten! Abraham wurde aufgefordert, aus dem Altgewohnten, das ihm zu eng wurde und nichts mehr gab, (unter Göttern mit falschen Versprechungen, die ihm keinen Sohn und Erben schenkten) aus all dem immerfort nur Hin-Haltenden, Un-Erfüllt-Lassenden aus-zubrechen und auf-zubrechen ins Unbekannte! (vgl. Genesis 12,1-3; 15,5) Mose wurde aufgefordert, das Volk Israel aus dem Joch zu befreien, das ihm in Ägypten auferlegt wurde! (vgl. Exodus 3,7-8; 3. Mose 26,13) DAS also war hier das Joch, das auferlegt wurde und das Kreuz, das AUFGENOMMEN werden musste: das Wagnis einzugehen, aus dem auferlegten Joch auszubrechen und Schritte in ein neues, unbekanntes Land zu wagen – im Vertrauen, dass der Herr, der diese Sehnsucht nach Freiheit in uns alle gelegt hat, uns auch in diese Freiheit hinein führen wird, wenn wir nur bereit sind, mit Ihm dies Wagnis des „Ausbruchs“ einzugehen!
„Auch dich lockt er fort aus dem Rachen der Not!
Unbeengte Weite sei den Platz!“(vgl. Hiob 36,16)
„Und es wird geschehen:
Wenn du dich los-machst und darin durchhältst,
wirst du das Joch von deinem Hals weg-reißen können.“(vgl. Genesis 27,40)
Christus hat uns um einen teuren Preis erkauft! Wir sollen uns nicht versklaven lassen!
Der Herr verheißt den Unterdrückten immer wieder, dass Er das Joch, das sie niederdrückt, zerbrechen würde, wenn sie nur auf Ihn vertrauen (vgl. Jesaja 9,3; Hesekiel 34,27) Zugleich aber fordert Er aber alle Unterjochten auch immer wieder dazu auf, sich selbst von jedem fremden Joch zu lösen und sich unter kein fremdes Joch einspannen zu lassen (2. Korinther 6,14) „Ihr seid um einen teuren Preis frei-gekauft worden! Lasst euch nicht unter das Joch anderer Menschen versklaven!“ (vgl. 1. Korinther 7,23; 6,20; Text T61a)
Das ist freilich „Befreiungs-Theologie“, berechtigt aber keineswegs dazu, ein Joch mit Gewalt abzuschütteln (vgl. Matthäus 26,52; Johannes 18,36; Text T39, T66). Man kann sich auch durch passiven Widerstand jedem unrechten Joch verweigern, was einem immer aufgezwungen werden soll (vgl. Apostelgeschichte 4,19; 5,29; Epheser 6,5-6) – wie es Mahatma Gandhi, inspiriert durch die Bergpredigt Jesu (vgl. Matthäus 5,39; Text T12*, T14a), eindrucksvoll vorgeführt hat: Er führte sein indisches Volk in die Freiheit – schlicht und ergreifend dadurch, dass er seine Landsleute dazu anhielt, das Joch der britischen Kolonial-Herren geschlossen und konsequent einfach nicht mehr zu tragen.
Der Herr sprach den Unterdrückten immer wieder zu, dass Er sie aus ihrer Knechtschaft heraus führen würde. Trotzdem mussten alle Berufenen diesen Weg SELBST gehen, gegen alle äußeren und inneren Widerstände (vgl. 2. Korinther 10,3-5), und sich dann, wie die Hebräer nach einer langen „Durststrecke“ und Wüstenwanderung, die es auch erst einmal aus- und durchzuhalten galt (vgl. 5. Mose 8,2-5), schließlich noch gewaltigen Über-Mächten stellen (vgl. Epheser 6,12), den Riesen, die ihnen den Weg ins gelobte Land verstellten und verweigern wollten! (vgl. 4. Mose 13,31-33)
Das ist und bleibt das UNS auferlegte Joch, das Kreuz, das WIR aufnehmen, mit dem WIR es aufnehmen müssen! Dem müssen WIR uns stellen!
Wir sollen unser eigenes Joch aufnehmen! Fremd- oder Selbst-Bestimmung?
Woran erkennen wir, WAS UNSER Joch ist, das Joch, das der HERR uns auferlegt hat? Ob es gilt, das uns auferlegte Joch zu tragen oder aber, es abschütteln und überwinden zu müssen? Wenn wir etwas tun, was wir nicht tun wollen, und etwas sind, was wir nicht sein wollen, etwas leben, was wir nicht leben wollen, was uns absolut unerfüllt lässt und auf-zehrt, aus-zehrt, nur auf-braucht, dann dürfte es eigentlich ziemlich klar sein, dass das nicht UNSER Joch sein kann, sondern ein FREMDES Joch ist, das uns nicht dabei hilft, wir selbst zu werden, zu uns selbst zu finden, unser Seelenheil zu finden, sondern eher ein Joch, das uns den Weg dorthin erschwert oder gar unmöglich macht, verbaut! Denn dann leben wir ja garnicht, sondern lassen uns leben – von anderen, werden gelebt! Dann ist unser Leben nicht selbst-bestimmt, sondern fremd-bestimmt! Christus aber hat uns zur Freiheit befreit! (vgl. Galater 5,1)
Auch Jesus ließ sich nicht fremd-bestimmen, vor den Karren anderer spannen. Er machte sich auch nicht von der Meinung und Anerkennung anderer abhängig. (vgl. Johannes 2,24-25; Jeremia 17,5) Gewiss: Letztlich brachte Ihn das ans Kreuz, machte Ihn damit aber auch zum wahren Welt-Erlöser. Er entsprach eben nicht den Erwartungen, die an Ihn gestellt wurden: Er ließ sich nicht zum Brot-König machen (vgl. Johannes 6,15), erst recht nicht zu einem militärischen Messias, der die Römer aus dem Land jagt. Er ließ sich auch nicht von Seiner Familie sagen und erklären, was Er zu tun hatte – nach dem Motto „Schuster! Bleib bei deinen Leisten!“ oder in seinem Fall: „Schreiner! Bleib bei deinem Handwerk!“ (vgl. Johannes 6,5; Markus 3,21.31-35) Jesus ließ sich nicht manipulieren oder in irgendetwas hinein zwingen, was Er nicht war, was dem inneren Ruf Seines Herzens widersprach. Er ließ sich auch nicht vorschreiben, was Er zu glauben, wie Er seinen Glauben zu leben und was Er zu verkündigen hatte (vgl. Johannes 5,18; Markus 2,23-28) – setzte sich selbstbewusst von vielen damals vorherrschenden Glaubensansichten radikal ab, wie sich ganz deutlich in Seinen Anti-Thesen in der Bergpredigt zeigt (vgl. Matthäus 5,38-39; Text T9a). Er ließ sich ebenso wenig von Seinem Auftrag derart vereinnahmen, dass Er sich selbst darüber vergaß und sich daran aufbrauchte und darin aufrieb (vgl. Text T63a). Jesus hätte pausenlos helfen und heilen können, wurde ständig von Menschen bedrängt, die sich Hilfe-suchend an Ihn wandten. Auch hier konnte Er sich entziehen, wenn Er selbst eine Auszeit zum Auftanken brauchte (vgl. Markus 1,37-38; 6,31-32; Lukas 5,15-16; Matthäus 14,23; Johannes 11,4-6.21; Text T9b). Ja, und Er fühlte sich auch nicht für jedes Problem zuständig, dass an Ihn heran getragen wurde, konnte sogar ziemlich wirsch Leute mit ihrem Ansinnen abweisen (vgl. Lukas 12,13-14; Matthäus 15,21-28) Das können wir also von Jesus lernen: Er ließ sich von niemanden ein fremdes Joch auferlegen. Selbst Seiner Mutter fuhr er hier energisch in die Parade, als sie Ihn erklärte, was Er zu tun habe! (vgl. Johannes 2,1-4) Und ja: Jesus konnte sich auch einmal was Gutes tun und sich richtig kostspielig verwöhnen lassen! (vgl. Matthäus 26,6-13)
Um den rechten Weg zum Heil, UNSEREN Weg zu finden, ist es also eminent wichtig, sich nicht immerfort von ANDEREN sagen zu lassen, was der rechte Weg sei, welches Joch wir zu tragen hätten. Denn dies Joch haben auch WIR zu tragen! Und wenn wir darunter zerbrechen, ist – in der Regel – auch keiner da, der uns dies Joch dann abnimmt! (vgl. Prediger 4,1) WIR sind für uns selbst verantwortlich und sollten darum auch für uns selbst die Verantwortung übernehmen (vgl. Römer 14,4.10-12).
VERANTWORTUNG! Heraustreten aus der Opferrolle! Nicht die anderen sind schuld an dem, was du zu tragen hast! Auch nicht Gott! Du selbst bist es! Du selbst bist für dein Leben verantwortlich und was daraus wird! Niemand anders! Niemand kann dich zu irgendetwas zwingen, was du nicht sein und leben willst, wenn du dich nur wirklich konsequent all dem, all den Übergriffen auf dein Leben und deine Seele, verweigerst! Und insofern bist du wirklich selbst, ganz allein, deines Glückes oder Unglückes Schmied! Nur: Schmiedest du an deinem Glück? Oder an deinem Unglück? Du selbst erschaffst dir die Welt, die um dich ist! Durch Gottvertrauen, Urvertrauen ins Leben und Zuversicht – oder aber durch mangelndes Gott- und Selbst-Vertrauen, durch mangelndes Vertrauen in dein Leben und Geschick! Du und dein Leben, deine Seele ist wie ein unbeschriebenes Blatt! Allein du bestimmst, was darauf geschrieben und eingebrannt wird! Und vor allem: Willst du ein unbeschriebenes Blatt bleiben? Oder ein Blatt, das sich von anderen beschreiben lässt? Es liegt ganz allein bei dir! Du hast die Entscheidung! Gott hat niemanden dazu bestimmt, unglücklich zu sein! Er hat den Menschen aufrecht erschaffen! (vgl. Prediger 7,29) Du hast die Entscheidung! (vgl. Jesus Sirach 15,11-17) VERANTWORTUNG!
DAS meint Jesus damit, wenn er jeden dazu aufruft, sein Kreuz und Joch selbst AUFZUNEHMEN und zu tragen: Verantwortung für sich selbst übernehmen und tragen! Und: „Glückselig, wer sich selbst nicht irritieren und verunsichern lässt, in dem, was er gut heißt! Hast du Glauben? Dann habe auch Glauben AN DICH SELBST im Vertrauen auf Gott!“ (Römer 14,22; Text T33b, T62g) Denn:
„Das eigene Heil gib niemals auf um eines fremden noch so großen Heils willen!“
Buddha – Dhammapaddam V 166; F1)
„Es ist besser, das eigene Gesetz des Wirkens zu erfüllen,
auch wenn es mit Fehlern behaftet sein sollte,
als dem Gesetz eines anderen zu folgen, auch wenn dies vollkommener erscheint.
Ja, selbst den Tod im Gehorsam gegen das eigene Wesensgesetz zu erleiden, ist besser!
Denn es ist über die Maßen gefährlich und schädlich, einem fremden Wesensgesetz zu folgen,
in dem man verkümmert und vergeht.“„Das eigene Werk darfst du niemals aufgeben, auch wenn es mit Mängeln behaftet ist!
Denn alle Handlungen sind mit Mängeln behaftet, wie das Feuer vom Rauch umhüllt ist.“Bhagavadgita III, 35; XVIII, 48 (die wichtigste Heilige Schrift im Hinduismus)
„Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz!
Denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens!“Sprüche Salomos 4,23
Das schwerste eigene Joch ist leichter als das leichteste fremde Joch!
Die Frage ist also: Wenn ein Joch auf uns liegt, das uns erdrückt: Wagen wir es, dies abzuschütteln? Wenn wir auf einem Boot sitzen, das schon kurz vor dem Kentern steht: Wagen wir den Schritt über den Bootsrand im Vertrauen darauf, dass das Wasser uns trägt – oder besser: Dass der Herr uns über Wasser hält? (vgl. Matthäus 14,24-29; Text T10*)
Wenn wir da ausbrechen, unseren eigenen Weg gehen und unser EIGENES Joch und Kreuz aufnehmen wollen, dann stellen sich uns ganz neue Herausforderungen – mitunter in einer Wucht, die uns noch weit mehr zu erdrücken droht als das Joch, das wir abzuschütteln suchten! Und da mag es dann auch wahre Durststrecken geben, in denen es gilt, auszuharren und sich nicht die Zustände über dem Joch, das man endlich abgeschüttelt hat und losgeworden ist, im Nachhinein zu verklären! Dann gilt es, nicht einzuknicken und ins Alte, das erdrückte, zurück zu kehren und zu fallen (vgl. Exodus 16,2-3).
Denn wie schlimm es dann auch immer kommen mag: DAS ist dann aber wirklich endlich einmal UNSER Joch, UNSER Kreuz-Weg hin zu UNSERER Auferstehung zu UNSEREM Heil! Das Joch, das WIR AUFGENOMMEN haben!
Denn wenn du sein und leben willst, was du eigentlich BIST, und dich nicht mehr welt-konform in die Menge der Schafe, die sich zur Schlachtbank führen lassen, einordnest und einfügst, dann sei versichert: Dann werden erst wahre Widerstände losbrechen und sich vor dir auftürmen, die dich das wahre Schaudern lehren können! (vgl. Text T68)
Aber du wirst merken, dass du dich dem stellen, das stemmen und schließlich bemeistern kannst! Und warum? Weil dies dann DEIN Joch ist und du kämpfst für DEIN Seelenheil, FÜR DICH! – nicht mehr für eine Sache, mit der du eigentlich garnichts zu tun hast und im Grunde auch überhaupt nichts zu schaffen haben willst, die dich mehr anwidert als erfüllt, weil sie dir ein ANDERER aufgezwungen hat! Und bei allem, was sich dir dann in den Weg stellen wird, wenn du wirklich DEIN Kreuz und Joch auf dich genommen hast, wirst du dir dann aus tiefsten Herzen sagen können: „Lieber an DIESEM Weg ZUGRUNDE GEHEN, als noch einmal auf den ANDEREN Weg zurück kehren müssen, der nie der MEINE war und es auch NIEMALS werden kann!“ Dann wirst du in größter Verzweiflung doch noch glückseliger sein, als auf einem planierten breiten Highway, wo du auf der Überholspur dahin rauschst, aber innerlich leer und total unbefriedigt, unerfüllt! (vgl. Text T67b)
Israel, Gottes-Kämpfer zu sein, ist unsere Berufung! Nehmen wir den Kampf auf?
Ein Joch werden wir also IMMER zu tragen haben! Die Frage ist: WELCHES Joch?! Ein Joch, das uns entspricht, das uns angepasst ist und darum auch kaum drückt, weil es UNSER Kreuz ist zu UNSEREM Heil? – oder aber das Joch eines ANDEREN, das für uns nur Unglückseligkeit und Unheil bedeutet und bringt! Die Frage ist also: Welches Joch tragen wir? Und erfahren wir uns darin in EINHEIT – in EINHEIT mit uns SELBST und in EINHEIT mit dem HERRN? – Oder fühlen wir uns bei dem Joch, das wir zu tragen haben, ALLEIN GELASSEN? – von Gott und aller Welt, und sogar, LETZTLICH von uns selbst! Weil wir das FALSCHE Joch tragen!
Da sind WIR gefragt! WIR müssen etwas an diesen Zuständen ändern! DAS ist das Kreuz, UNSER Kreuz, das wir auf-zu-nehmen haben: dieses FREMDE Joch von uns abzuschütteln und uns davon zu befreien!
Und da hilft es nicht, nach Gott zu schreien, Er möge die Himmel aufreißen und uns zur Hilfe kommen (vgl. Jesaja 63,19; Text T62c), oder zu fragen und schließlich zu klagen, warum Er nicht hilft, nicht kommt! Jesus hat das klipp und klar klargestellt, dass das Himmelreich so nicht zu uns kommt! Wir haben es inwendig IN UNS SELBST zu suchen und zu bergen! (vgl. Lukas 17,21; Evangelium nach Thomas dem Zwilling 3) Wenn wir es da nicht finden, werden wir es auch nicht sehen, wenn es einstmals wirklich – auch von außen und oben – kommt!
Nein: da wird kein ›deus ex machina‹ kommen und für uns all unsere Probleme lösen! Das ist und bleibt UNSER Kreuz, UNSER Joch, das WIR auf uns zu nehmen haben, dem wir uns nicht entziehen können! WIR müssen ausbrechen, jedes falsche Joch von uns abschütteln, uns frei-kämpfen! DURCH UNS SELBST will Er kommen und uns erretten! (vgl. Richter 6,13-14) Und finden wir Ihn mit Seiner Kraft, die uns VON INNEN HERAUS stärken und in die Freiheit führen will, nicht IN UNS (vgl. Kolosser 1,27-29; 1. Johannes 4,4), dann werden wir dies uns auferlegte Joch auch NIE – in welcher Weise auch immer – bemeistern, KEINE Joch-Bemeisterer, KEINE Joga-Meister werden! (vgl. Johannes 15,5; 14,12; Lukas 6,40)
Das Joch, das uns mit unserem Leben und Geschick, in das wir zunächst hinein geworfen sind, auferlegt ist, ist und bleibt: Es ist an uns, ob wir uns dem stellen und es aus-tragen oder ob wir es bleiben lassen! Die Hilfe wird NIE von außen, von anderen oder vom Himmel her kommen! Sie, und der Herr mit aller Seiner Kraft, liegt inwendig IN UNS!
WIR SELBST sind es, die wir um unsere Lebensträume kämpfen, sie uns erstreiten, erringen, erarbeiten müssen! Dieses Joch bleibt uns zeitlebens auferlegt, lässt sich nicht abschütteln: Das ist der Name der auf uns gelegt ist, seine Bürde: Wir müssen ›Israel‹, ›Gottes-Kämpfer‹ sein! (vgl. Genesis 32,29; Text T62d) – tapfere Kriegshelden! (Richter 6,12) Und wenn wir das nicht sind und konsequent alles dafür einsetzen, unser Seelenheil, wahre Glückseligkeit, unsere Erlösung zu finden und zu festigen (vgl. 2. Timotheus 2,4; Apostelgeschichte 11,23; 2. Petrus 1,10; Philipper 2,12-13; 1. Korinther 15,10), werden wir auch nicht erleben, dass der Herr mit uns ist! (Richter 6,12) Aber wenn wir diesen UNSEREN Kampf aufnehmen, sind wir damit nicht allein gelassen! Da ist einer, der mit uns in Joch-Gemeinschaft treten will. Und innerlich aus Ihm und Seiner Unterstützung gestärkt wird dies unser Joch tragbar, handle-bar! Mit Ihm an unserer Seite werden wir an diesem Joch, den Herausforderungen in unserem Leben, gestärkt (vgl. Hebräer 11,34).
Nur wir müssen acht geben, dass es UNSER Joch und Kreuz ist, das wir tragen, SEIN Joch und Kreuz, das uns leicht sein wird und zunehmende Erleichterung bringen wird, das uns Seelenfrieden und völlige Freiheit bescheren wird (vgl. Matthäus 11,27-30) – nicht ein FREMDES Joch, das andere uns auferlegen wollen, aber nicht der Herr. Und wenn uns unser Joch drückt, dann ist DIES Sein Joch, DIES unser WAHRES Joch, die Lektion, die wir zu lernen haben, dies FREMDE Joch abzuschütteln. „Ihr seid um einen teuren Preis frei-gekauft worden! Bleibt doch nicht Sklaven von Menschen!“ (vgl. 1. Korinther 7,23; 6,20)
Jesu Aufruf zur Selbst-Verleugnung wird – falsch verstanden – zu einer maßlosen Überforderung!
Das wäre also das ERSTE fatale Missverständnis, wenn man den Aufruf des Herrn, man solle sein Kreuz auf sich nehmen und Ihm nachfolgen, so interpretieren würde, dass Joch-Gemeinschaft mit dem Herrn bedeuten würde, dass man sich widerspruchslos in alles zu fügen hätte, was einem von seinem Umfeld, von der „Welt“ auferlegt wird. Hier müssen wir uns ernüchtern lassen, dass Freundschaft mit der Welt oft Feindschaft mit Gott bedeutet (vgl. Jakobus 4,4). Wer sein wahres Heil bei Gott sucht, kann und wird und will es auch irgendwann der Welt nicht mehr recht machen, muss mit der Welt brechen, das Joch, dass sie einem auferlegen will, das daran hindert, das wahre Seelenheil zu finden, abschütteln (vgl. 2. Korinther 6,14).
Ein ANDERES fatales Missverständnis, das oft noch viel unseligere Folgen zeitigt, ist dies, dass man meint, man müsse SICH SELBST AUFGEBEN und BRECHEN, wenn man dem Herrn ernstlich nachfolgen will. Denn der Ruf des Herrn in die Joch-Gemeinschaft mit Ihm lautet komplett nämlich wie folgt:
„Wenn mit Mir gehen will, der VERLEUGNE SICH SELBST
und nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir nach.
Denn wer sein bisheriges Leben ERHALTEN will, der wird es VERLIEREN!
Wer es aber verlieft um Meinetwillen, der wird es FINDEN!“(vgl. Matthäus 10,39; 16,24-25; Lukas 9,24; 17,33; Johannes 12,25)
Viele deuten dies Wort so, dass sie meinen, so wie sie früher all ihre Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte wie Neigungen zurückgestellt, nicht beachtet und berücksichtigt, verdrängt und sich verboten haben, für das Joch, das ihnen die WELT auferlegt hatte, so müssten sie es nunmehr AUCH, ja, noch viel mehr und erst recht für den HERRN tun, also nur noch völlig selbst-vergessen aus-schließlich für die anderen leben, alle eigenen Bedürfnisse zurückstellen, ja, gänzlich aufgeben, SICH SELBST gänzlich vernachlässigen, aufgeben und mehr noch, bewusst BRECHEN, um fortan nur noch ausschließlich für die Sache des Herrn zu leben.
Wer von der Sache des Herrn total begeistert ist, dem mag dies ja wohl auch tatsächlich zu einem lodernden Brennen und unwiderstehlichem Drang werden, zum einzigen Lebenssinn und Inhalt, die froh- und freimachende Botschaft von der großartigen Liebe Jesu Christi, die wirklich alles ändern kann, um jeden Preis, auch unter größten eigenen Entbehrungen, zu den Verlorenen zu bringen und dafür wirklich alles zu geben! (vgl. Matthäus 12,34; Apostelgeschichte 4,20; 1. Korinther 9,16; 2. Korinther 5,14) Das gibt es! Und wenn es sich so – wirklich von innen heraus gedrängt und bewegt wie ein Segelschiff, vom Wind angetrieben, in voller Fahrt über die Wellen sausend – ganz von selbst einstellt (vgl. Johannes 3,8): das wäre freilich das Ideal!
Heißt das nun aber, dass wir darüber uns selbst vergessen und vernachlässigen und verlieren sollen und müssen? (vgl. 2. Korinther 8,14) – dass wir Raubbau an uns betreiben sollen, sowohl an Leib als auch an Seele? (vgl. Kolosser 2,23) Und dass wir das ebenso von unseren Nächsten, in der Partnerschaft und von unseren Kindern abverlangen, dass sie ebenso zurück zu stecken haben – und sei es nur, dass sie gänzlich auf uns verzichten müssten? (vgl. Matthäus 15,4-5) Und schließlich: dass wir auch all unsere persönlichen Neigungen und Lebensträume (vgl. Genesis 37,5-11), die in der Regel schließlich auch mit unseren Begabungen und besonderen Talenten in engem Zusammenhang stehen, aus „Furcht vor dem Herrn“ aufgeben müssten (vgl. Lukas 19,20-21; Text T43c), um uns stromlinienförmig mit allen anderen Jesus-Nachfolgern gleichschalten zu lassen, um in der selben Weise wie sie darum zu ringen, das ewige Heil zu erlangen, „mit Furcht und Zittern“ (vgl. Philipper 2,12).
Haben wir nun wirklich WIEDERUM uns selbst zu vernachlässigen? – ja, mehr noch: UNS SELBST komplett aufzugeben?! – nicht mehr unseren Herzens-Wünschen, -Sehnsüchten und -Träumen nachzugehen, sondern diese allesamt zu verleugnen, als „sündhaft“ zu verachten und zu verwerfen, um in die rechte Nachfolge des Herrn treten zu können? Ist DAS das Ideal der Christus-Nachfolge? Jedes Seelenleben in uns abtöten, um Ihm in seelenlosem Kadaver-Gehorsam zu folgen wie die Glieder des Leibes ihrem Haupt? (vgl. Text T62f) Soll DAS die große Freiheit sein, zu der Christus uns befreien will? (vgl. Galater 5,1) Die Erlösung, die Er uns bringen will? Oder würden wir da nicht etwas gründlich missverstehen? Da kämen wir ja sprichwörtlich „vom Regen in die Traufe“!
Aber tatsächlich wird dies von vielen Verkündern so gelehrt und gefordert, von vielen Christen ebenso verstanden! Sie berufen sich auf ein Wort des Herrn, wo Er erklärt, ein Knecht habe sich den ganzen Tag für seinen Herrn abzurackern und abzuschuften, ohne an sich selbst und seine Bedürfnisse zu denken; ja, sogar erst seinem Herrn das Essen zu bereiten, bevor er sich selbst versorgen dürfe; und er dürfe dafür keinerlei Dank und Anerkennung, keinerlei Belobigung erwarten! – Und der Herr fordert dazu auf, dass ebenso Seine Jünger alles zu geben hätten, ohne an sich selbst zu denken, um dann – und das setzt dem Ganzen noch die Krone auf! – jeden Abend festzustellen: „Ich bin ein UNNÜTZER Knecht, nur ein NICHTSNUTZIGER Sklave! Ich habe nur getan, was ich zu tun SCHULDIG war“ (vgl. Lukas 17,7-10).
Na prima! Da kommt Freude auf! Ist da nicht der Burn out schon regelrecht vorprogrammiert?!!! Und tatsächlich! Es trifft nicht selten gerade auch sozial und kirchlich hoch-engagierte Christen, die meinen, über ihre berufliche Über-Belastung auch noch DIESEM Über-Anspruch ihres Herrn gerecht werden zu müssen! (vgl. Text T63b)
Viele Christen meinen, dies wäre das christliche Ideal, Raubbau an Leib und Seele zu betreiben, denn sie hätten ja den Herrn – eine unversiegbare Kraftquelle! – nach dem Motte: „Die Zeit ist begrenzt! (vgl. Epheser 5,16) Ich hab ja später mal die Ewigkeit, um mich auszuruhen!“ Und wer dieser permanenten Über-Beanspruchung nicht standhält, der gäbe zwar vor, ein Christ und Nachfolger zu sein, würde aber insgeheim die Kraft, die ihn zu schier Übermenschlichem befähigen müsste und sollte, verleugnen! (vgl. 2. Timotheus 3,5) Solche Christen sind wahrhaft die Bemitleidenswertesten und Geknechtetsten unter allen Menschen! Kann es DAS SEIN! Kann der Herr DAS wirklich WOLLEN, MEINEN, wenn Er von „Selbst-Verleugnung“ spricht?
Es bringt nichts, nur großen Schaden und unendliches Leid, sich in falscher Selbst-Losigkeit und Selbst-Vergessenheit gänzlich – ausschließlich für die anderen – aufzugeben und aufzuopfern und am Ende zu übernehmen, so dass man am Ende selbst – mit einem unheilbaren seelischen Bandscheibenschaden – mehr Fürsorge braucht, als man zuvor je geben konnte und gegeben hat. Es gilt immer, sich selbst ebenso gerecht zu werden, wie den anderen! (vgl. 1. Thessalonicher 4,11-12)
Wenn das wirklich DAS sein sollte, was der Herr uns mit der Nachfolge abverlangt – das leichte, sanfte Joch, das Er uns anbietet, dann dürfte es wahrscheinlich kaum verwundern, wenn die meisten resigniert zum Ergebnis kommen: „Also, wenn ich ein UNNÜTZER Knecht bin und bleibe, egal wie ich mich ABRACKERE und AUFARBEITE und was für ENTBEHRUNGEN auch immer ich AUF MICH NEHME! Dann kann ich´s ja eigentlich auch gleich BLEIBEN LASSEN!“ – Und vielleicht wäre das – zumindest zunächst einmal – garnicht so verkehrt! Vielleicht legt es der Herr ja regelrecht darauf an, dass wir an diesen Punkt kommen! Wie schrieb doch einmal ein Grundschüler in einer persönlichen Stellungnahme zum Werdegang Martin Luthers: „Also ich an seiner Stelle hätte die ganze `Möncherei´ gleich von Anfang an gelassen und hätte gleich die Evangelische Kirche gegründet.“ (vgl. Römer 10,2-3) Herzhaft erfrischend! Doch „Kindermund tut Wahrheit kund!“ Ein solches Joch, wie es manche mit der Selbst-Verleugnung verstehen und halten, kann niemand auf Dauer durchhalten und wirklich tragen! Und wer das so versucht, wird sich entweder daran zugrunde richten oder aber mit seinem `Evangelium´ un-erträglich werden!
Jesus will uns nicht Übermenschliches aufbürden, sondern uns unsere Unzulänglichkeit vor Augen führen!
Vielleicht will der Herr uns ja mit diesem Gleichnis nur genau DIES EINE vor Augen führen: Wir können tun, was wir wollen, uns einbringen, wie wir wollen! Wir sollen nur ja nicht meinen, wir wären darum was Besseres als die anderen, die das nicht schaffen und tun! Denn besser sind wir nicht, nur besser dran! (vgl. Text T74, T70f) Wir sollen uns also tunlichst davor hüten, uns auf unseren Glauben und unsere Nachfolge allzu-viel einzubilden, uns deshalb für was Besseres zu halten! (vgl. Lukas 19,9-14) In die selbe Richtung geht auch die wirsche Abfuhr des Apostels Paulus gegen alle Christen, die sich für was Besseres als die Nicht-Christen halten und meinen, alle maßregeln und zu einem besseren Leben anhalten zu müssen (vgl. Matthäus 5,21-22; 7,1-5): „Die anderen belehrst du, und dich selber nicht?“ (vgl. Römer 2,21.1-5.17-24) und erörtert im Anschluss, dass zwischen den Christen und Heiden im Grunde genommen am Ideal, wie wir EIGENTLICH sein und leben müssten, „kein Unterschied“ auszumachen ist: Wir sind alle in der selben Weise unzulänglich und absolut gnadenbedürftig, abhängig von der Langmut und Güte wie Barmherzigkeit und Gnade des Herrn! (vgl. Römer 3,22-24; 2. Petrus 3,15)
Ebenso ist auch die Mahnung beim Propheten Hesekiel zu verstehen, wo Gott erklärt: „Meinst du wirklich allen Ernstes, Ich hätte Gefallen daran, wenn jemand ohne Mich in sein Verderben rennt? Und nicht vielmehr daran, dass er das Heil bei Mir fände?!“ (vgl. Hesekiel 18,22-24; Jona 4,1.11) „Wenn Ich gefallen am Verderben auch nur EINER Seele hätte, …!“ (vgl. Hesekiel 33,11) – worauf Er vermahnt: „Nein, sondern VON DIR will ich eine jede Seele fordern, die in ihr Unglück rennt! DICH will ich dafür zur Verantwortung ziehen!“ (vgl. Hesekiel 3,17-21) Heißt dass nun, dass wir überall bigott und miesepetrig alle maßregeln sollen, die nach unseren Dafürhalten mal allzusehr über die Strenge schlagen, am Ende auch noch in den eigenen Reihen als Sitten-Polizei in der eigenen Gemeinde unser Unwesen treiben (vgl. Matthäus 18,15-17; Römer 14,4): „Ich warne euch! Tut Buße! Sonst werdet ihr ALLE, ALLE IN DIE HÖLLE FAHREN! Ich bin dann aber unschuldig an eurem Blut! Ich hab euch ja GEWARNT!“ (vgl. Matthäus 3,7-10; Hebräer 10,26-31; Apostelgeschichte 20,26-27), um uns dann beschwichtigen und uns auf die Schultern klopfen zu können: „Ich hab´s ihnen ja gesagt! Aber diese verstockten Gottlosen wollen ja lieber in die Hölle fahren!“ (vgl. Apostelgeschichte 28,25-27) Ist die Mahnung bei Hesekiel wirklich SO zu verstehen?
Natürlich will uns diese Anmahnung vor Augen führen, dass uns das Heil aller Welt ebenso am Herzen liegen sollte wie dem Herrn! (vgl. Römer 9,1-3; Lukas 19,41-44) NUR! Heißt das nun wirklich, herum gehen zu sollen und überall „Buße! Buße! Buße!“ auszurufen? Oder will der Herr uns vielmehr vor Überheblichkeit gegenüber all jenen „Verlorenen“ bewahren! Wir sollen mal nicht so auf dem hohen Ross sitzen! Wenn die anderen nämlich nicht umkehren, dann müssen wir uns fragen, ob unsere Beziehung zum Herrn, unsere Joch-Gemeinschaft mit dem Herrn wirklich so toll und attraktiv ist, wenn sie so wenige anspricht!
Wenn wir uns nämlich den Herrn ansehen, als Er auf Erden war: Da ging eine Zugkraft aus! Eine Anziehungskraft! Der konnte sich vor Zulauf überhaupt nicht retten! (vgl. Johannes 6,26) Seine Jünger hatten damit zu tun, die Menschenmassen, die von allen Seiten zu Ihm strömten, davon abzuhalten, Ihn nicht zu erdrücken! (vgl. Lukas 8,45; 16,16) Da haben selbst die verkommensten Gestalten in Sack und Asche Buße getan! (vgl. Matthäus 21,31-32; 11,21) Ohne, dass immerfort nur „Gericht“ und „Hölle“ gepredigt worden wäre! Denn alle spürten: „Dieser Jesus HAT was, das wollen wir auch! – BRAUCHEN wir auch! Bei Ihm muss es zu FINDEN sein! Und wo sonst noch, wenn nicht bei IHM!“ (vgl. Johannes 6,68) So wenn unser Leben nicht diese Ausstrahlung hat, dann müssen wir uns ernstlich fragen: Ist das am Ende nicht UNSERE SCHULD, wenn sich die vermeintlich „gottlose“ Welt angewidert abwendet oder uns abwinkt: „Nein danke! Ich hab schon so genug Probleme!“ – wie Paulus konstatiert: „Um EURETWILLEN wird der Name des Herrn verlästert unter allen Nicht-Christen!“ (vgl. Römer 2,24)
Wenn unser Leben mit den Herrn niemanden anspricht, nachfragen lässt, so müssen wir uns ernstlich fragen: Haben wir den anderen wirklich so viel voraus? Oder haben wir am Ende SELBST NOCH NICHT die wahre Erlösung gefunden, die große Erleichterung, die wahre Beruhigung und Befriedung unserer Seele (vgl. Psalm 131,2; 1. Petrus 3,21; Hebräer 10,22; 1. Johannes 3,20; 4,18), den grandiosen majestätischen Seelenfrieden? (vgl. Hebräer 4,9-10) Das müsste dann nämlich von uns ausstrahlen – ganz von selbst! Denn ja, da ist schon was dran an dem Satz! – Und den sollten wir uns alle ins Stammbuch schreiben: „Rede nur, WENN man dich fragt! Aber lebe so, DASS man dich fragt!“ Das ist aber EBEN GERADE NICHT als `moralischer Zeigefinger´ gemeint! Sondern vielmehr so: „Schau erst mal, dass DU SELBST WIRKLICH das WAHRE Leben, die WAHRHAFTIGE Erfüllung findest! Dann wird man auch nachfragen!“ Wir sind berufen, Apostel der UNVERLIERBAR ALLEN GELTENDEN CHRISTUS-LIEBE zu sein und zu werden – NICHT MORAL-Apostel! (vgl. 1. Johannes 2,1-2; 1. Timotheus 2,4; 4,10)
Und wenn unserem Glauben, wie wir ihn leben, diese Attraktion noch fehlt, dann bitte: Bilden wir uns also auf unseren Glauben und unsere Nachfolge nicht allzu-viel ein! Wir sind allesamt ganz offensichtlich ziemlich unnütze Knechte (vgl. Lukas 17,7-10) – dem Herrn mehr ein Hindernis und im Weg, Seelen zu retten und zum wahren Heil zu führen! (vgl. Text T14b) Wir haben es ja offensichtlich SELBST noch nicht einmal wirklich gefunden und erkannt!
Die Abmahnung bei Hesekiel ist also wohl kaum so zu verstehen, dass wir nun alle Welt bekehren müssten! Gott zieht uns nicht für die Verlorenen zur Verantwortung! Jeder steht und fällt seinem eigenen Herrn und muss für sein Leben selbst Verantwortung übernehmen! (vgl. Römer 14,4.10-11)
Wir sollten also mit niemanden so kritisch sein wie mit uns selbst! Denn im Fehler-Ausgucken bei den anderen! Ja, da sind wir alle groß! (vgl. Johannes 8,15) Wir sollten doch bitteschön erst mal vor der eigenen Türe kehren! (vgl. Matthäus 7,1-5) Da haben wir dann erstmal genug zu tun und sind vollauf beschäftigt – und vor allem: „von der Straße weg“! (vgl. Jakobus 3,1-2) Damit tun wir uns, der Welt, die wir mit unseren Bekehrungs-Versuchen verschonen und vor allem dem Herrn den allergrößten Gefallen! – und erweisen – ungelogen! – allen den besten Dienst! Wir sind nämlich „unnütze Knechte“!
Und wenn wir jemanden in sein Unglück rennen sehen? Ja, wir können schon mal anmerken, WENN WIR DENN GEFRAGT WERDEN: „Ich weiß nicht: Ich glaub, das is´ nicht so gut.“ Aber: Haben wir doch Vertrauen zum Herrn! Seine Möglichkeiten reichen viel weiter als unsere Möglichkeiten! Wer würde sonst wohl gerettet werden können? (vgl. Matthäus 19,25-26; Genesis 18,14; Römer 4,5) Und nicht wenige sind zum Heil hin ernüchtert worden, indem sie erst mal volles Rohr in ihr Unglück gelaufen sind! (vgl. Hiob 36,15) Die Interpunktion nämlich macht´s aus, die der Herr setzt:
„Wer sein altes Leben festhalten will, der wird´s verlieren;
wer es aber verliert: – um Meinetwillen soll er´s noch finden!“(vgl. Matthäus 10,38-39; 19,25-26, Text T75)
Doch! Dies Herren-Wort darf man durchaus SO verstehen! Man lese nach in 1. Petrus 4,5 sowie 1. Korinther 5,5 und 3,15, weiter exemplarisch in Apostelgeschichte 16,27-31!
Wir müssen die Welt nicht retten! Das macht schon der Herr!
WIR müssen nicht die Welt retten! WIR können die Welt auch nicht retten! Gott braucht uns dafür nicht! Das schafft Er schon allein (vgl. Text T1b, T14c, T62e, T70g). Nicht WIR retten die Welt! Er rettet die Welt – und hat es schon längst getan! (vgl. Johannes 2,1-2; Johannes 13,32) Er braucht uns dafür nicht! Denn alles, was Gott anpackt, macht Er VOLLKOMMEN! Da kann man nichts hinzu tun, und man kann auch nichts davon wegnehmen oder wieder zunichte machen! (vgl. Prediger 3,14) Wir sind fürwahr unnütze Knechte! Dabei mehr im Weg! Bei dieser Feststellung geht es also nicht um eine besonders fromme Demutshaltung einer totalen Selbst-ERNIEDRIGUNG, die sich für total schlecht und unwürdig erklärt: Nein! Das sind Fakten! Tatsachen! Wir sind – unterm Strich – allesamt unnütze Knechte! Wir müssen uns dafür nicht schämen! Wir sind halt so! Wir haben uns das ja nicht ausgesucht! Wir sind da hinein-geboren! – und leiden da ja selbst darunter! (vgl. Hiob 14,4; Römer 8,18-21.23; 7,24) Aber wir haben auch keinen Grund, uns irgendetwas auf vermeintliche Leistungen und Errungenschaften einzubilden! (vgl. Matthäus 23,12) Und wir müssen nicht meinen, irgendwelche übermenschlichen Leistungen erbringen zu müssen, um beim Herrn anzukommen! Diese Einsicht kann total erleichternd, ja, geradezu erlösend sein! – wahnsinnig viel an enormen Druck wegnehmen! Denn wenn das Heil dieser Welt wirklich auf unseren Schultern lasten würde! Müsste uns das nicht erdrücken?!
Wenn wir nämlich meinen, WIR müssten die Welt erretten, dann müsste es uns eigentlich ergehen wie dem Heiligen Christophorus: einem Berg von einem Mann, kräftig und hoch-gewachsen, bemuskelt wie einst Goliath, der nach einer Legende das Jesus-Kind über einen Fluss tragen wollte. Dies wurde ihm schließlich immer schwerer, bis er in der Mitte des Stromes zu ertrinken drohte. Da schrie er auf: „Wie kommt das nur! Mir ist, als trüge ich mit Dir die ganze Welt auf den Schultern!“ Da erklärte ihm das Kind: „Wie willst du Mich auch tragen, der Ich die Last der ganzen Welt trage?“ So wird auch uns das Christus-Kind zu schwer werden, wenn wir meinen, wir hätten es mit SEINER Last, der Errettung der ganzen Welt, zu tragen – und verkennen, dass es vielmehr dieses Kind ist, dass UNS wie ALLE zur Errettung trägt.
Wir müssen uns nicht von früh bis abend abrackern, um am Ende doch nur zu der Erkenntnis kommen zu müssen, dass wir keinen wirklichen Beitrag zu Gottes Werk leisten konnten! Befreit das nicht von einem enormen Druck! Wir müssen das garnicht! Der Herr weiß doch um unsere Unzulänglichkeiten! Selbst wenn unser eigenes Herz uns für unser ständiges Versagen und Zurückbleiben selbst hinter unseren eigenen Selbst-Ansprüchen verdammt! Er weiß doch um alles! (vgl. 1. Johannes 3,20)
Mit der Arbeit des Herrn an Seinem Reich und unserer Mitarbeit (vgl. 1. Korinther 3,9) verhält es sich nämlich vielmehr so, wie ich das einmal mit meinem kleinen dreijährigen Buben erlebt habe: Ich hatte einen großen Erdhügel abzutragen und zu begradigen, und mein Kleiner wollte mir begeistert mit seiner Sandschaufel und seinem Eimerchen helfen. Er war mir dabei eigentlich eher im Weg als eine Hilfe. Aber trotzdem freute es mich, dass er mir so begeistert Gesellschaft leistete und einfach mithelfen wollte. So ist es mit der Arbeit des Herrn und unserer Mitarbeit an Seinem Reich. Er braucht uns nicht dafür! Nicht im Mindesten! Er weiß schon, wie Er jede Seele noch erreichen UND erretten wird! (vgl. Text T14) Wir sind Ihm dabei oft mehr im Weg, insbesondere je mehr wir meinen, alles läge an unserer verbissenen Mithilfe! Aber wenn wir einfach zwanglos und begeistert mit unserer Sandschaufel und unserem Eimerchen mitmachen wollen, weil wir sehen, dass da was Großartiges, Wunderbares am Entstehen ist, dann freut sich der Herr über unsere Gesellschaft und Mitarbeit!
Wir müssen also nicht die ganze Welt retten! Es ist dem Herrn schon genug, wenn wir uns selbst retten, wenn wir die Welt für uns retten und uns für die Welt wie für Ihn, den Herrn. Mehr müssen wir garnicht! Und wenn wir denn wirklich meinen, noch mehr tun zu müssen, dann wäre es schon vollauf genug, wenn wir NUR links und rechts, an jeder Hand EINEN WEITEREN mit uns in den Himmel brächten! Wenn das jeder täte, wäre die Hölle bald restlos geplündert und die Himmel angefüllt mit der ganzen Vollzahl aller Kinder Gottes! (vgl. Römer 8,18-21; 11,12.25.32)
Die Wertschätzung, die wir den anderen schulden, schulden wir auch uns selbst
Wie aber ist dann dies Wort des Herrn zu verstehen, wenn Er sagt: „Wer Mir nachfolgen will, der VERLEUGNE SICH SELBST und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (vgl. Matthäus 10,39; 16,24-25; Lukas 9,24; 17,33; Johannes 12,25). Fordert der Herr da nicht von uns, all unsere persönlichen Interessen und Träume gänzlich aufzugeben, und nur noch für Ihn zu leben?
Zunächst müssen wir erkennen, dass Jesus manchmal Dinge bewusst provokativ überspitzt formuliert hat, um Seine Zuhörer wachzurütteln, ins Nachdenken zu bringen: So hat Jesus beispielsweise ebenso gesagt: „Wer seine nächsten Familienangehörigen nicht HASST, der kann nicht Mein Jünger sein.“ (vgl. Lukas 14,26) Hier ging es dem Herrn aber keineswegs darum, dass wir unsere nächsten Angehörigen in irgendeiner Weise für unsere Arbeit für den Herrn vernachlässigen dürften oder gar links liegen lassen sollten! Wer das tut, erklärt Er an anderer Stelle unmissverständlich, folgt einer falschen Frömmigkeit, nicht dem Willen des Herrn! (vgl. Matthäus 15,4-5) Das wäre ja auch höchst paradox, wenn Christus einmal sogar zur Feindesliebe aufruft (vgl. Matthäus 5,43-48), dann aber dazu, wir sollten unsere nächsten Anverwandten wirklich HASSEN! Daran sehen wir schon, dass dies anders gemeint sein muss – nicht in der Radikalität, wie es zunächst daher kommt!
Jesus ging es hier um etwas anderes: Wenn wir von unseren Angehörigen vor die Wahl gestellt oder genötigt werden, uns zwischen ihnen und dem Herrn zu entscheiden, weil sie mit der Art, wie wir nun leben wollen, nicht mitkommen, ihnen dies aufstößt und sie es nicht stehen lassen können (vgl. 1. Petrus 4,4), dann haben wir klare Prioritäten zu setzen. Hier gilt dann: „Zieht nicht an einem Joch mit den Widersetzlichen!“ (vgl. 2. Korinther 6,14)
Dies hat dann aber von unseren Anverwandten auszugehen! (vgl.1. Korinther 7,12-16) UND: Es darf nicht sein, dass uns unsere Lebenspartner vor die Wahl stellen: „Du musst dich entscheiden! Entweder ICH oder DEIN HERR!“, weil WIR sie, wie wir meinen, für den Herrn total vernachlässigen und links liegen lassen dürften oder gar müssten! Wenn wir verheiratet sind, sind wir auch verpflichtet! Aus dieser Pflicht können und dürfen wir uns nicht fromm davon stehlen!
Etwas anderes ist es, wenn unsere Vertrauten uns nicht einmal für uns selbst unseren Glauben lassen wollen, uns mit unserem Glauben nicht stehen lassen wollen und können. Dann ist eine klare Entscheidung gefragt: Mit wem will ich in Joch-Gemeinschaft bleiben? Mit Meinem Herrn und Heiland, der auch meinen ungläubigen Lebenspartner stehen lassen kann und ihn mit mir zusammen segnen will, oder mit meinem selbstsüchtigen, rücksichtslosen, intoleranten Partner? Wen will und muss ich hier dann verleugnen und abschwören: Meinen Herrn und Heiland oder meinem Partner?
Und ebenso verhält es sich mit der Selbst-Verleugnung! Es geht hier überhaupt nicht darum, dass wir all unsere eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Träume aufgeben müssten, uns an nichts mehr freuen und nichts mehr genießen dürften, uns selbst nicht auch einmal so richtig verwöhnen und uns auch selbst mal was so richtig Schönes gönnen dürften!
Wir sollen uns selbst und unseren Bedürfnissen vielmehr weiterhin ebenso gerecht werden, wie unseren Anverwandten! – freilich nur in all den Bedürfnissen, die nicht mit der Liebe des Herrn für alle kollidieren und auf Kosten anderer gehen! Dies wird ganz deutlich daran, dass Jesus erklärt: „Wer seine nächsten Familienangehörigen, seinen Vater und seine Mutter wie seinen Lebenspartner und seine Kinder, nicht HASST – und dazu SEIN EIGENES LEBEN, der kann nicht mein Jünger sein.“ Wäre das nicht paradox, wenn uns Jesus aufriefe zu absoluter Selbst-VERNEINUNG, ja, zum Selbst-HASS?! – dazu, alles, was aus uns selbst kommt, auch an Verlangen und Bedürfnissen, an Sehnsüchten und Wünschen, zu HASSEN?! So kann und darf dieses Herren-Wort nimmermehr – NIEMALS! – gemeint sein, verstanden und ausgelegt oder gar noch verkündigt werden!
Jesus fordert uns so wenig zum Selbst-Hass auf, wie Er uns auffordert, unsere Anverwandten, uns Anvertrauten, zu hassen! Ebenso verhält es sich mit Seinem Wort von der Selbst-VERLEUGNUNG! Es bedeutet ebenso wenig, dass wir uns vernachlässigen sollen und uns nicht mehr gerecht werden dürften, wie es auch nicht bedeutet, dass wir unsere Eltern, unseren Lebenspartner, unsere Kinder vernachlässigen sollten, ihnen nicht mehr gerecht werden müssten.
Wir sollen ausnahmslos alle annehmen und lieben – einschließlich uns selbst!
Denn dies ist doch das einzige wirkliche Gebot, das der Herr uns gegeben hat, dass wir alle einander annehmen und lieben sollen. (vgl. Johannes 13,34-35) Darin erfüllt sich unsere Liebe zum Herrn: Denn wenn wir Seinen Kleinen, Seinen Geschöpfen, Seinen Bedürftigsten Liebe und Wertschätzung entgegen bringen, dann ist das für den Herrn in Seiner wirklich total selbst-losen Liebe, als hätten wir diese Liebe und Wertschätzung Ihm entgegen gebracht (vgl. Matthäus 22,36-40; 25,40).
Allerdings übersehen viele bei diesem Liebesgebot, dass wir alle Menschen, die uns begegnen, lieben sollen, auch diese Aufforderung: „WIE DICH SELBST“! Auch uns selbst sollen wir dieselbe Wertschätzung, Anerkennung, Beachtung, Rücksichtnahme und Nachsicht entgegen bringen wie allen anderen. Ja, auch uns selbst dürfen, ja, sollen wir sogar LIEBEN. Denn wer nicht einmal sich selbst lieben und annehmen kann, wie soll der noch einen anderen wahrhaft lieben und annehmen können, geschweige denn Gott? (vgl. 1. Johannes 4,20-21)
Wenn also das Gebot zur Selbst-Liebe, auch sich selbst zu lieben wie alle anderen, mit dem Aufruf zur Selbst-Verleugnung zusammengeht, dann erkennen wir daran schon, dass letztere nicht bedeuten kann: Selbst-Verachtung, Selbst-Geringschätzung, Selbst-Negierung, Selbst-Verneinung, Selbst-Hass. Und wer meint, eine solche Einstellung zu sich selbst wäre besonders fromm und demütig, der Wille des Herrn, der weiß nichts von dem Herrn und kennt Ihn nicht.
Wir sind dem Herrn unendlich wertvoll! Darum sollen wir uns auch selbst wertschätzen!
Die Heilige Schrift erklärt uns: Wir sind für einen ungemein teueren Preis von Gott erkauft worden! (vgl. Johannes 3,16; 1. Korinther 7,23; 6,20) Wir sind Ihm also unendlich wertvoll! So wertvoll wie Seine eigene Seele, die Er für uns ausgeschüttet hat, wie Sein eigenes Leben, das Er für uns gegeben hat! (vgl. Jesaja 53,12; Johannes 15,13): Jesus erklärt, dass für Ihn eine einzige Seele mehr Wert hat als alle Schätze des Universums! (vgl. Matthäus 16,26) So sollen wir uns schließlich ansehen: Dass wir Gott überaus kostbar und wertvoll sind – ja, dass Er sich an uns freut wie ein Bräutigam an Seiner Braut! (vgl. Jesaja 43,4; 62,5) Entsprechend dürfen und sollen wir uns auch Selbst-Wertschätzung entgegen bringen. Wenn Gott uns so unendlich liebt, dürfen wir uns da noch hassen? Jesu Aufruf zur Selbst-Verleugnung ist kein Aufruf zur Selbst-Verachtung! Ihm geht es dabei immer und ausschließlich nur um das rein ego-zentrierte Ego: DAS sollen wir verachten, wie einen Fremden ansehen, mit dem wir nichts zu tun haben wollen! Aber nicht, niemals uns selbst, unser wahres Selbst!
Jesus will uns segnen und beschenken – nicht versklaven!
Dass dies ein höchst fatales Missverständnis von Jesu Aufruf zur Selbst-Verleugnung wäre, wenn wir es so verstehen, dass wir uns selbst verachten und vernachlässigen sollten, wird aus einer Vielzahl von Äußerungen Jesu in diesem Zusammenhang deutlich: Es gibt diese Negativ-Beispiele falsch verstandener Frömmigkeit und Nachfolge nämlich auch in der Bibel.
Da ist beispielsweise einmal die Martha, die den ganzen Tag schwer beschäftigt ist, um den Herrn und Seinen Jüngern, die bei ihnen zu Gast sind, zu dienen und bestens zu bewirten. Sie hat nicht einmal Zeit, sich auch mal wenigstens kurz mit dazu zu setzen und die gemeinsame Zeit mit den Gästen zu genießen. Dabei wird sie immer miesepetriger und ungehaltener darüber, dass ihre Schwester auch nicht die geringsten Anstalten macht, sie hierbei zu unterstützen, sondern es sich auch beim Herrn mit so richtig gemütlich gemacht hat und mit den anderen lacht und shakert. Schließlich platzt Martha der Kraken und sie erbost sich beim Herrn, ob Er diese faule Dirn nicht endlich mal maßregeln will, auch was zu tun. Jesus aber maßregelt eher die Martha, wenngleich Er ihren Dienst würdigt: „Martha, du bist löblich beschäftigt, uns allen zu dienen, und machst dir wirklich alle nur erdenklichen Gedanken. Hut ab! Aber Maria hat die bessere Wahl getroffen. Das soll ihr gegönnt sein und nicht genommen werden.“ (vgl. Lukas 10,38-42; Psalm 127,2) Autsch! Jesus wäre es offensichtlich lieber gewesen, Martha hätte sich auch einmal eine Auszeit genommen, für sich selbst, für die wirklich wichtigen Dinge im Leben, die Gemeinschaft mit ihren Freunden, die zu Gast waren – und mit Jesus! Sie war zwar da, hat Ihm gedient! Aber war Ihm so fern wie eine Dienstmagd! Jesus will das so garnicht! Sie sollte auch an Ihm ihre Freude haben, bei Ihm ausschnaufen und auftanken können! Wenn sie das gemacht hätte, hätte Jesus vielleicht sogar ein Abendessen aus dem Ärmel gezaubert! Er kann das ja schließlich! Ach ja – und natürlich auch noch Wasser in Wein verwandeln! Der darf natürlich nicht fehlen! (vgl. Johannes 6,11; 2,10)
Manche meinen, sie müssten in diesem Leben ein Sklaven-Dasein führen, um im Folge-Leben dann dafür Kind sein zu dürfen (vgl. Römer 8,17; Matthäus 23,11-12). Die Frage ist nur: Wenn sie in diesem Leben eine Sklaven-Gesinnung nähren und festigen, ob sie dann wirklich im Folge-Leben in einer kindlichen Gesinnung und in entsprechende Umstände hinein geboren werden, oder nicht vielmehr erst recht erneut in ein Sklaven-Dasein geworfen werden, F2) bis ihnen das einmal tüchtig den Hals heraus hängt! Wir sind zu der unübertrefflichen Glückseligkeit der Gotteskindschaft berufen! (vgl. Römer 8,15-16.18-21; Galater 4,6-7) – nicht erst in der Auferstehung, nicht erst irgendwann, nicht morgen: HEUTE, HIER, JETZT! (vgl. Johannes 11,24-26)
Das war Nachfolge-Negativ-Beispiel Nummer 1. Nun zu Nachfolge-Negativ-Beispiel Nummer 2: Da ist der zweite Sohn in Jesu Gleichnis vom verlorenen Sohn, der es Letzterem missgönnt, dass der Vater ihn, nachdem er alles, was er seinem Vater abgenötigt hatte, von diesem wieder angenommen und aufgenommen wurde und auch noch ein großes Fest anlässlich seiner Rückkehr spendiert bekam. Der zweite Sohn nämlich hatte sich – wie jener „unnütze Knecht“, dem vermeintlichen Nachfolge-Ideal Jesu (vgl. Lukas 17,7-10) von früh bis abends für seinen Vater abgerackert und sich nie etwas gegönnt, und beschwert sich nun, dass jener andere, missratene Sohn sich offensichtlich alles erlauben darf und dann auch noch gefeiert wird. Der Vater, der zu dem schmollenden Sohn hinaus geht, der sich brüskiert abgewendet hat, erklärt ihm: „Aber mein lieber, guter Sohn! Alles, was Mein ist, ist doch auch Dein! Du hättest dir doch jederzeit davon nehmen und auch mal so richtig feiern dürfen!“ (vgl. Lukas 15,28-31) – Dieser Sohn, welchem hier der Vater nach-läuft und dann gut zuredet, ist eigentlich noch viel verlorener als der andere, der schon gefeiert wird: Er nämlich war allezeit unmittelbar bei seinem Vater und war Ihm dabei doch unendlich fern, hat dessen Liebe zu ihm und Sein Wohlwollen nie erkannt oder überhaupt nur wahrgenommen und gesehen! So müsste das Gleichnis vom verlorenen Sohn eigentlich richtig heißen: das Gleichnis von den beiden verlorenen Söhnen! Der eine war verloren in seiner Gesetzlosigkeit, der andere in seiner Gesetzlichkeit! (vgl. Galater 5,1-5.16-18; Prediger 7,16-17; Text T64c)
Übrigens – das nur als Randnotiz: Als der bekanntere verlorene Sohn am Schweinetrog landet, besinnt er sich: „Ich muss mich hier abrackern und mir die Reste vom Schweinefraß zusammenkratzen, um über die Runden zu kommen! Aber selbst die Tagelöhner bei meinem Vater leben im Überfluss!“ (vgl. Lukas 15,17) Wenn der Vater im Himmel also sogar Seinen Tagelöhnern, die nur Knechte sind, Überfluss zubilligt und zugesteht, wieviel mehr dann Seinen Kindern, die Er zu Erben über all Sein Vermögen gesetzt hat! (vgl. Römer 8,15-16; 1. Korinther 1,22-23; Galater 4,6-7) Ihnen hat er DIE FÜLLE und in allem VÖLLIGES GENÜGE verheißen (vgl. Johannes 10,10) – und zwar dazu, dass sie es genießen dürfen und auch sollen! (vgl. 1. Timotheus 4,4)
Das zeigt sich beispielsweise bei der Hochzeit zu Kana, wo Jesus Wasser in Wein verwandelt hat und der Mundschenk, der davon offensichtlich nichts mitbekommen hat, dem Bräutigam erklärt: „Normal schenkt man doch erst den guten Wein aus, und wenn schon alle tüchtig angeheitert und betrunken sind, den schlechteren! Du hast es ja umgekehrt gemacht!“ (vgl. Johannes 2,10) Freilich, man kann diese Begebenheit, um ihr jene Anstößigkeit für alle „frommen Gemüter“ zu nehmen, dass nicht der Eindruck entsteht, Jesus hätte mit den „Fressern und Säufern“ gefeiert, die das Himmelreich doch ganz bestimmt nicht ererben werden (vgl. Matthäus 11,19; Römer 13,13; Galater 5,21; Text T61c) – auch rein spirituell ausdeuten: Das Beste kommt bei Jesus zum Schluss! Und Er hat uns noch vieles zu enthüllen, was vorausgehenden Generationen noch verborgen war! (vgl. Johannes 3,12; 16,12; Daniel 12,4.9; Text T55b). Aber lassen wir es doch auch bitte – zugleich – so stehen, wie es dasteht und ganz allein für sich ist: Jesus hat noch eins drauf gegeben, als schon alle tüchtig angetrunken waren! Wo also steht geschrieben, dass man als Christ nicht auch feiern dürfte?!
Ohne Auszeiten der Entspannung verlieren wir unseres Spann-Kraft!
Als ganz Fromme den Herrn Jesus einmal maßregelten, warum er Seine Jünger nicht zum Fasten anhielte, erklärte Er: „Die Zeit zum Fasten kommt ganz von selbst. Jetzt ist die Zeit, mit Mir, dem Bräutigam, zu feiern! Das soll sie zurüsten und stärken für die Zeit, wenn der Bräutigam ihnen genommen sein wird.“ (vgl. Markus 2,18-20; Text T1c) Das stellt auch der Prediger Salomo heraus: „Es gibt Zeit zum Feiern. Dann gilt es auch zu feiern. Und es gibt Zeiten zum Fasten. Dann gilt es zu Fasten!“ (vgl. Prediger 3,4) Und er sagt: Genieße die guten Tage, die dir gegeben sind und dich zurüsten für die schweren! Denn von Herzen genießen können: das ist ein Geschenk und ein Charisma, eine geistliche Gabe Gottes! (vgl. Prediger 2,24-26; 9,7-9)
Das Joch Christi, Sein Yoga, das sind – wie oben bereits ausgeführt – die Lektionen des Lebens (vgl. Hebräer 12,4-11; 1. Petrus 4,1-2): Dieses Joch genügt vollauf, um uns zu erziehen! Da müssen wir uns nicht selbst noch ein weiteres Joch auferlegen! (vgl. Matthäus 6,34) Sondern wir dürfen vielmehr die Stunden genießen, die Gott uns schenkt, um uns für die nächsten Lektionen und Herausforderungen unseres Lebens, die ganz sicher kommen werden, zuzurüsten und zu stärken.
Gerade so gönnte auch der Herr selbst sich „Auszeiten“ und forderte ebenso auch Seine Jünger auf: „Zieht euch auch mal zurück! Macht mal Urlaub an einem Ort, wo ihr für euch allein sein könnt und schöpft dort Kraft und ruht euch mal richtig aus!“ (vgl. Markus 6,31) Schon im Alten Testament werden wir eindringlich vermahnt: „Haltet Meine Sabbate! – die euch zugedachten Ruhetage!“ Nicht in der gesetzlichen Weise wie die Pharisäer, dass wir selbst noch aus der Lust wieder eine Last machen! (vgl. Jesaja 58,13-14) Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat! (vgl. Markus 2,23-28) Er dient zum Ausschnaufen und Atemschöpfen, ja, zur seelisch-emotionalen Erholung, Erquickung und Erhebung und soll niemandem verweigert werden! (vgl. Exodus 23,12) – auch nicht einem selber! Das wäre höchst sträflich! Denn irgendwann wird dann das ausgelaugte, ausgezehrte Land, unser Lebens-Boden, wenn er brach liegt und fruchtlos wird, weil wir anhaltend Raubbau an ihm betrieben haben, all seine Sabbatte zurückfordern – wenn er sich überhaupt noch einmal davon erholt! (vgl. 3. Mose 26,34; Text T61b) Gott gesteht uns also nicht nur Zeiten der Entspannung und Zerstreuung zu, Er gebietet sie uns geradezu (vgl. Text T1d).
Als ein Jäger einmal den Apostel Johannes maßregelte, warum er seine Zeit mit dem sinnlosen Spiel und Schabernack mit einer Henne vergeuden würde, wo er doch den Auftrag der Weltmission erhalten habe (vgl. Matthäus 28,19), fragte der Apostel ihn: „Sag mir, dein Bogen: Warum ist er nicht angespannt?“ „Na, den spanne ich doch nur zum Schießen an! Sonst verlöre er doch seine Spannkraft!“ „Siehst du“, erwiderte Johannes, „und eben darum entspanne ich jetzt bei diesem albernen Spiel mit jener Henne.“
Denn so spricht doch schließlich der Herr zu uns: „Ich will DICH segnen; und du sollst ein Segen sein“ (vgl. Genesis 12,2) Wie sollen wir anderen zum „Segen“ werden, wenn wir uns nicht selbst segnen lassen und meinen, wir dürften all die Segnungen, die der Herr uns beschert, an denen wir uns von Herzen freuen sollen, nicht annehmen, uns nicht gönnen, uns nicht zugestehen? (vgl. 1. Timotheus 4,2-4)
Wir dürfen also nicht nur, wir SOLLEN sogar mit Herzensfreuden genießen, was der Herr uns in unserem Leben schenkt! Wer nicht genießen kann, wird selbst ungenießbar! Wie sollte so ein Miesepeter irgend jemanden einen Anreiz bieten, den Herrn zu suchen, welchem SO EINER angehört und dient, der sich selbst und allen anderen nur alles madig machen kann! Wir will mit dessen Herrn etwas zu tun haben – wenn es denn überhaupt der Herr und Heiland Jesus ist!
Lasst euch kein knechtisches Joch falscher Frömmigkeit aufbürden!
Bei der Selbst-Verleugnung geht es nicht darum, dass wir unsere Bedürfnisse und Bedürftigkeit negieren und unterdrücken sollen! Es gilt also auch in religiöser bzw. spiritueller, geistlicher Hinsicht, sich kein FREMDES Joch aufbürden zu lassen! (vgl. Text T64d)
Es wäre fatal, wenn wir die Nachfolge so verstünden, dass wir uns selbst brechen und abtöten sollen, um dann gleichsam in seelen- und herz-los gewordenem Kadaver-Gehorsam dem Herrn oder aber – noch schlimmer – selbsternannten geistlichen Leitern zu folgen, die uns sagen, was wir zu tun und zu lassen hätten, um dann, in deren Gefolgschaft irgendwann anzufangen, ebenso andere zum vermeintlichen Heil zu führen, indem wir sie ebenso brechen und anhalten, sich selbst zu brechen, mit sich selbst zu brechen! Das erzeugt nach Jesu Urteil nur Kinder der Hölle! (vgl. Matthäus 23,15)
Wir müssen aber insbesondere auch aufpassen, uns nicht selbst durch einen irrealen, überhöhten Selbst-Anspruch ein derartiges auf Dauer untragbares Joch aufzubürden!
Jesus rechnet klipp und klar mit allen religiösen Eiferern ab, die derart überhöhte Ansprüche an ihre Gemeinden stellen: „Ihr beladet die Menschen mit unerträglichen Lasten, einem untragbaren Joch, rührt selbst diese Last aber mit keinem Finger an!“ (vgl. Lukas 11,46) Und auch Petrus mahnt dies bereits in der Urgemeinde an: „Was versucht ihr, den neu hinzugewonnen Jüngern ein Joch auf den Hals zu legen, das ihr selbst nicht zu tragen vermögt?!“ (vgl. Apostelgeschichte 15,10) Und der große Christus-Apostel Paulus vermahnt die Gläubigen: „Zur Freiheit hat euch Christus befreit! Steht fest darin und lasst euch diese Freiheit nicht rauben! Lasst euch nicht ein FREMDES falsch-frommes Joch der Sklaverei aufbürden und euch damit belasten!“ (vgl. Galater 5,1)
Paulus erklärt unmissverständlich: Solch ein überhöhter Anspruch, die Behauptung, man dürfe sich als Christ nichts mehr gönnen und müsse sich alles verweigern, man dürfe sich selbst keinerlei Wertschätzung und Beachtung mehr schenken, ist DÄMONISCH! (vgl. Kolosser 2,20-23) VON UNTEN! Solche Lehre ist VOM TEUFEL! (vgl. 1. Timotheus 4,2-4) Und er warnt ganz eindringlich davor, solchen Seelen-Fängern nicht auf den Leim zu gehen! (vgl. Galater 2,4; 4,17) Ja, er schimpft und wettert gegen sie: Wer solches lehrt, der sei VERFLUCHT! (vgl. Galater 1,8-9; Text T55a) Ihm ist es damit also wirklich todernst! – weil es nämlich auch spirituell tatsächlich über Leben und Tod entscheidet!
Dass wir von dem Überfluss, den der Herr uns schenkt, sobald Er ihn uns schenkt, auch abgeben sollen, steht freilich außer Frage! Aber doch nicht so, dass wir dann Mangel leiden und die anderen im Überfluss leben! (vgl. 2. Korinther 9,8; 8,14) Was wir den anderen gönnen und zugestehen, sollen wir auch uns selbst gönnen und zugestehen! (vgl. Römer 14,22) Denn was wir uns selbst nicht gönnen und zugestehen, werden wir auch bald den anderen nicht mehr gönnen und zugestehen!
Gut, wer für den Herrn total brennt und wem es ein unwiderstehliches Bedürfnis ist, wirklich restlos alles für Ihn zu geben, dass er darüber sich selbst ganz vergisst und keine eigenen Bedürfnisse mehr kennt, der darf und mag das tun! (vgl. Matthäus 12,34; Apostelgeschichte 4,20; 1. Korinther 9,16; 2. Korinther 5,14) Paulus selbst hat es so getan, und sich damit – wie er feststellen musste – mitunter „zum Narren“ und „Affen“, zum „Deppen“ für die anderen gemacht! Und Undank ist offensichtlich nicht nur der Welt, sondern auch mancher Christengemeinde Lohn! (vgl. 1. Korinther 9,5-6.12-15; 4,10-13) Aber er stellt sich ganz energisch dagegen, wenn dies für ALLE Christen zu einem unbedingten ›MUSS‹ erklärt wird!
Allein eiskalte Egozentrik ist es, die es abzulegen und zu verleugnen gilt!
Was aber meint dann Jesus mit dem Wort, dass wir uns selbst verleugnen sollen?! Viele Christen sehen in Jesu Aufruf zur Selbst-VERLEUGNUNG das Gegen-Konzept zur allgemein gesuchten Selbst-VERWIRKLICHUNG. Genau das Gegenteil von dem, was die „Welt“ sucht, birgt also wahres Leben. Doch ist das so zutreffend? Ja – und: Nein.
Denn freilich: Menschen, die Selbst-VERWIRKLICHUNG so verstehen, dass sie rein ego-zentrisch, durch und durch nur selbst-bezogen allein nur ihre eigenen Wünsche, Träume und Ziele verfolgen und alles auf dem Altar ihrer Selbst-Verwirklichung opfern zu dürfen meinen (vgl. Text T78b), Menschen, die meinen, alles sei erlaubt und richtig, was der eigenen Selbst-Verwirklichung dient, Menschen, die alle am Straßenrand Liegenden links liegen lassen (vgl. Lukas 10,25-37), zur Not auch unverfroren über Leichen gehen, andere verleumden, verraten, Freundschaften nur so lange hegen und pflegen, wie sie IHNEN und IHRER Selbst-Verwirklichung dienen, jene aber, die ihnen durch manches hindurch geholfen, zu manchem ver-holfen haben, fallen lassen, sobald diese für sie nicht mehr brauchbar, zweckdienlich sind, selbst einmal Hilfe und Unterstützung bräuchten, Menschen, die auch vor Intrigen, Lug und Trug nicht zurück schrecken, wenn es ihrer Selbst-Verwirklichung dient, die nur auf die Stärkung und Aufwertung ihres Egos aus sind, auf Karriere, Ansehen, Einfluss, Wohlstand, Reichtum, Macht, Erfolg: solche Menschen leben tatsächlich das Gegenteil von dem, was nach Jesu Worten zum wahren Leben führt. Denn solche Menschen verlieren mit allen anderen darüber auch sich selbst; oder aber: Sie finden auf diese Weise niemals wirklich zu anderen, genauso wenig wie zu sich selbst – und damit freilich auch nicht zu Gott, dem wahren Leben und Heil. Wer so lebt, kann und will und wird das wahre Leben niemals finden, sondern irgendwann mit dieser Lebensführung in den Bankrott laufen. Das mag lange gut gehen, so auf der Überholspur dahin zu sausen, andere aggressiv beiseite zu drängen. Irgendwann aber muss dies zum großen Crash führen.
Dieses Ego, das nur sich selbst kennt und nur “Ich-Meiner-Mir-Mich” deklinieren kann, gilt es tatsächlich abzulegen. Davon müssen wir uns verabschieden! In diesem Sinne und NUR in diesem Sinne ist Jesu Aufruf zur Selbst-Verleugnung zu verstehen: So deutet es der Apostel Paulus: „Die Gnade Gottes, die erschienen ist, wirklich ausnahmslos allen Menschen wahres Heil zu bringen: Sie bewegt uns dazu, alle Gottlosigkeit sowie alle nur rein welt- und ego-bezogenen Lebensausrichtung aufzugeben“ (vgl. Titus 2,12; Text T84a). Und auch Jesus erklärt es so: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt´s ALLEIN; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht“ (vgl. Johannes 12,24). Dann gebiert es nämlich viele neue Weizenkörner, mit denen es zu einem Leben verbunden ist (vgl. Römer 1,13; 1. Johannes 1,3-4). Jesu Worte bedeuten also dies: Wer nur sich selber lebt, der bleibt, hinlänglich, von wieviel Menschen er umgeben sein mag, zeitlebens eigentlich und in Wirklichkeit völlig allein; wer sich aber auch für die anderen einsetzt, nicht nur sich selbst sieht, sondern auch die anderen, der findet wahres Leben und wahrhaftige Erfüllung in einer großen, großartigen Gemeinschaft vieler. In dem Maße, wie ich mich auch für die anderen einsetze, einbringe, empfange ich auch selbst wiederum von den anderen, ja, ungleich viel mehr, was erst wirklich wahre Erfüllung bringt (vgl. Lukas 18,29-30).
Blanke Selbst-Bezogenheit bringt nie Erfüllung! Sie ist nicht unser Seinsgrund!
Das Bild für die Selbst-Verleugnung, die Aufgabe des rein ego-zentrierten, selbst-bezogenen Seins ist das der Taufe, die früher durch vollständiges Untertauchen vollzogen wurde: Wenn dieses rein ego-zentrierte Wesen im Tauf-Wasser ersäuft wird, (vgl. Römer 6,3-4; 2. Korinther 5,14-15.17) wird der Mensch zugleich – wie ins Taufwasser – eingetaucht in den Geist der Liebe Jesu Christi, der Liebe aller aus allen zu allen. Von diesem Geist durchtränkt und beseelt wird er zu einem Teil all jener, die ebenso von diesem Geist durchtränkt und beseelt sind, ein Glied des universalen Liebes-Leibes Jesu Christi mit all Seinen Gliedern, die vom selben Geist der Liebe durchtränkt und beseelt sind: In dieser Universal-Gemeinschaft, in welche die Seele ein-geht und in welcher sie gleichsam auf-geht, sich auflöst wie ein Tropfen im Wasser, findet sie erst ihre wahre Bestimmung und Erfüllung (vgl. 1. Korinther 12,13).
DAS bedeutet also Selbst-Verleugnung: das isolierte Ego, das nur sich selbst sieht und kennt, aufgeben, um in die große Verbindung eingehen zu können, die allein wahre Erfüllung bringen kann im Band der Vollkommenheit, der Liebe Christi, die alle zur Liebe gegen alle anreizt (vgl. Kolosser 3,14). Und tatsächlich ist dies das Entscheidende, was vielen christlichen Hauskreisen und Gemeinschaften ihre Anziehungskraft verleiht: Da bist du nicht mehr allein! Da wirst du angenommen, so wie du bist. Da sind andere ernsthaft an dir interessiert. Und das färbt dann natürlich auch auf einen selbst ab.
Im Letzten geht es Jesus um Selbst-Findung und erfüllende Selbst-Verwirklichung
Wir sollen also das wahre Leben, die wahre Erfüllung und darin auch unser wahres Selbst FINDEN! Wenn Jesus feststellte „Wer sein Leben festhalten will, der wird´s VERLIEREN; wer es aber aufgibt um Meinetwillen, der wird´s FINDEN“, so ging es Ihm ja ganz offensichtlich darum, dass wir unser Leben FINDEN, nicht etwa VERLIEREN sollten. NUR: Was wir finden sollen, ist das wahre, eigentliche, uns wirklich erfüllende Leben, nicht das, was allzu-viele, die weder Gott noch sich selbst noch die anderen wirklich erkennen, fälschlicher Weise für Leben halten! Und ebenso ging es Ihm darum, dass wir uns selbst FINDEN, nicht etwa VERLIEREN sollten. NUR: eben unser wahres, wirkliches, eigentliches Selbst, nicht das isolierte Ego, das wir für sich allein schon für unser Selbst halten! Denn wie sprach Jesus doch: „Was nützte es dem Menschen, wenn er die ganze Welt GEWÖNNE, darüber aber Schaden an seiner Seele nähme, wenn er darüber seine Seele VERLÖRE!“ (vgl. Matthäus 16,26) Es geht Ihm also um unsere Selbst-FINDUNG, nicht um unsere Selbst-AUFGABE und unseren Selbst-VERLUST.
Und dieses unser wahres Selbst finden wir eben nur in Christus, wenn wir erkennen, dass wir NIE alleine sind, sondern schon immer wie auch unverlierbar in einer untrennbaren Joch-Gemeinschaft mit Jesus (vgl. Römer 8,31-35), der in und mit uns empfindet, leidet und fühlt, wie aber zugleich auch in und mit Ihm in Joch-Gemeinschaft mit allen Seinen Seelen und Wesen im ganzen Universum (vgl. 1. Korinther 12,13.26; Galater 3,27-28; Kolosser 3,11.14).
Wir können uns selbst, unser wahres Selbst also nur in Christus finden – wie aber auch Christus nur in und mit uns selbst! (vgl. Galater 2,20; 2. Korinther 13,5; Text T25) Erst wenn wir zu Christus finden, finden wir auch zu uns selbst, zu unserem wahren Selbst. Wir finden also auch Christus nur in dem Maße, wie wir zu uns selbst finden. Wer sich selbst nicht findet, sondern verlieren und aufgeben zu müssen meint, wird auch nie wahrhaft zu Christus finden. Das eine und das andere gehört untrennbar zusammen! Das verdeutlicht der begeisterte Jubelruf des Apostels Paulus, als er endlich gefunden hat: „Jetzt erst LEBE ich WIRKLICH! Denn nicht mehr ICH lebe, (nicht mehr mein egozentrisches Ego lebt,) sondern der CHRISTUS (jene universale Liebe) lebt in mir.“ Christus will also, dass wir in und mit Ihm und über und durch Ihn auch zu uns selbst finden – zu unserem wahren Selbst und damit zur wahren Erfüllung und Erlösung.
Wenn Jesus von Selbst-VERLEUGNUNG spricht, dann geht es Ihm letzten Endes also um wahre Selbst-FINDUNG – und damit freilich auch um wahre Selbst-VERWIRKLICHUNG! Nur eben um die wahre – nicht die fälschlich für eine solche gehaltene!
Gottes ganze Schöpfung wie Erlösung ist ein einziger Akt göttlicher Selbst-Verwirklichug
Gott macht es uns selbst doch genau so vor! Seine ganze Schöpfung wie auch Sein ganzes Heilswerk ist nichts anderes als Seine Selbst-VERWIRKLICHUNG (vgl. Johannes 9,3). Er ist wie ein großer Künstler, der sich in Seinem Werk, der Unzahl von Geschöpfen in ihrer ganzen Vielfalt, Anmut, Schönheit und Pracht verwirklicht, ja, regelrecht selbst verherrlicht! (vgl. Römer 1,19-20; Weisheit 13,5) Dies alles tut Er zu Seiner Selbst-Verherrlichung, damit Seine Herrlichkeit offenbar werde! (vgl. Text T84b) Gott aber verherrlicht sich darin, dass Er sich und Seine Herrlichkeit selbst-los allen zuteil werden lassen will und allen schenkt. Gottes Selbst-Verwirklichung, ja, Selbst-Verherrlichung ist also alles andere als egozentrisch und selbstbezogen: Sie ist selbstlos und verwirklicht und verherrlicht sich in ihrer Selbstlosigkeit im Dienst an allen anderen (vgl. Lukas 22,25-27). Darin verleugnet Er sich selbst aber gerade NICHT, sondern bleibt sich selbst und Seinem Liebeswesen gegen alle TREU! Es macht Ihm Spaß, bereitet Ihm die größte Freude, ist ihm wahre Erfüllung, all das zu tun! Und Er lässt sich von dieser Seiner Selbst-Verwirklichung und Selbst-Verherrlichung auch von niemanden abhalten! Er setzt sie universal und an allen durch! (2. Timotheus 2,13; 1. Johannes 2,1-2; Johannes 13,32) Diese Seine Ehre, der Welten-Heiland ausnahmslos ALLER zu sein und zu werden, will und wird Er sich von niemanden nehmen oder auch nur mindern und schmälern lassen! (vgl. Jesaja 42,8; 45,23-24; Philipper 2,9-10; 1. Korinther 12,3).
In der selben Weise dürfen auch wir in Hingabe unsere Lebensträume verwirklichen
Und in der selben Weise dürfen, ja, sollen auch wir selbst uns verwirklichen! Wir dürfen und sollen unseren Neigungen und Lebensträumen gemäß uns selbst verwirklichen – allerdings nicht zu unserer Selbst-Beweihräucherung und Selbst-Verherrlichung, sondern zur Verherrlichung Gottes, der uns schließlich all unsere Begabungen und Talente frei geschenkt und all unsere Neigungen und Lebensträume in uns hinein gelegt hat (vgl. Text T43b). Wir dürfen und sollen uns also in dieser Weise durchaus selbst verwirklichen – allerdings wiederum nicht nur zu unserem Eigennutz, sondern zum Nutzen aller, zum Nutzen Gottes für alle und zum Nutzen Gottes in allen. Und das allein bringt auch uns erst wahre Befriedigung und Erfüllung, denn wir sind ein Teil Gottes, Geist aus Seinem universalen Geist (vgl. Weisheit 12,1; 4. Mose 27,16; Genesis 6,3; Prediger 12,7; Jakobus 4,5; Römer 8,16.18-21) und damit ein Teil aller, ein Teil der großen, universalen Verbindung! (vgl. 1. Korinther 12,13.26)
Wir müssen unsere großen Lebensträume also keineswegs aufgeben, wenn wir Jesus nachfolgen, sondern sollen sie vielmehr in Seinen Dienst stellen zum Dienst an allen zu Seiner Verherrlichung. Wir müssen dabei auch nicht in einer falschen Demutshaltung, die meint, es wäre fromm, sich selbst schlecht und runter zu machen, unser Licht unter den Scheffel stellen, sondern sollen es vielmehr so positionieren, dass es allen sichtbar wird und allen im Haus leuchtet! (vgl. Matthäus 5,14-16)
In dem Maße, wie wir wahre Erfüllung finden, werden wir unser Ego aufgeben
Wir dürfen also durchaus unseren Neigungen und Wünschen nachgehen und versuchen, unsere Lebensträume zu verwirklichen (vgl. Genesis 37,5-11; Text T43d)
Wenn wir wirklich an unsere göttliche Bestimmung glauben, dann dürfen wir auch darauf vertrauen, dass unser Herz schon weiß, wo es hin muss und was es wirklich braucht! Wir müssen nur lernen, zu diesem unseren wahren Herzens-Grund wieder vorzudringen – und zu er-gründen, wonach unser Herz in Wahrheit verlangt, was es wirklich braucht! (vgl. Lukas 12,15)
Dann werden wir uns ganz automatisch mehr und mehr von dem „gottlosen Wesen und Menschen“ verabschieden, der wir einst waren (vgl. Kolosser 3,9-10; Galater 5,24; 2. Korinther 5,17) – und überdies erkennen, dass dieser Mensch mit unserem wahren Wesens-Urgrund, -Ursprung und -Ziel überhaupt nichts zu tun hatte (vgl. Johannes 17,14; Hebräer 2,11; Römer 11,36; 1. Chronik 29,14; Hebräer 11,13; Philipper 3,20; Galater 4,26; 1. Petrus 2,11; Text T51)
Er wird uns ein Fremder werden, mit dem wir eigentlich garnichts zu tun haben und auch nichts mehr zu tun haben wollen! (vgl. Römer 7,17; 6,11) Wer einen anderen verleugnet, erklärt, dass er jenen Menschen nicht kennt und mit ihm nichts zu tun hat noch zu tun haben will. Und er verhält sich jenem anderen gegenüber auch so.
Sich selbst verleugnen, heißt also nicht, sich selbst vernachlässigen, vergessen, brechen, verneinen, aufgeben und schließlich verlieren, sondern vielmehr, dass wir erkennen, dass das gottlose Wesen, das uns einstmals beherrscht und bestimmt hat, im Grunde nichts mit unserem wahren Wesen und Urgrund zu tun hat, dass wir mit jenem Menschen, der wir einst waren und für den wir uns hielten, im Grunde überhaupt nichts zu tun haben und auch nichts mehr zu tun haben wollen, weil wir in Wahrheit ganz andere sind und jenes gottlose Wesen, das einstmals war, uns im Grunde völlig fremd ist, uns schließlich einstmals von uns selbst und unserem wahren Sein und Urgrund entfremdet hat – aber das waren niemals wir selbst! – und darum fanden wir auch niemals Erfüllung darin! (vgl. 2. Korinther 5,16) – und schämen uns heute für das, wozu wir damals im Stande waren und uns damit vielleicht gar noch gebrüstet haben! (vgl. Römer 6,21; Epheser 2,1-3)
Wachstum und spirituelle Reifung braucht Zeit und Gnade – keine Kraftakte
Und wenn jener alte Adam sich in uns rührt und aufmantelt, uns wieder vereinnahmen will mit seinen Gefühls-Anwallungen und ungezügelten Begierden (vgl. 1. Petrus 2,11), dann gewähren wir ihm auch nicht mehr kampflos die Oberhand, denn er ist uns ein Fremder, regelrecht zu einem Feind geworden (vgl. 1. Korinther 9,26-27) – wie Paulus erklärt: Nicht ich bin das! Das ist die in mir wohnende Sünde! Der alte Adam, der alte Sünder in mir, der, obwohl schon abgestreift (vgl. Kolosser 3,9-10), in dem schwachen Sündenleib, den wir noch zu tragen und auszuhalten und in Zaum zu halten haben, noch sein Eigenleben hat (vgl. Römer 7,17-18; Text T64b, T70a). Diesen Fremden, uns total fremd gewordenen, gilt es dann wie ein Wildpferd allmählich zu zähmen. Und auch dies geht nicht im Handumdrehen, ihm seine Wildheit auszutreiben. Da muss erst einmal – so wie Buddha dazu anleitet F3) – ein leichtes Seil locker um den Hals gelegt werden und das Pferd an der Longe geführt werden, dann schließlich der Zaum ins Maul gelegt werden, mit der selben Übung, dann eine leichte Decke, dann eine schwerere Decke, schließlich der Sattel aufgelegt werden – immer wieder erst nach einer langen Zeit der Zähmung und Entwöhnung, bis man sich schließlich selbst auf dieses einstige Wildpferd setzen kann und ihm eine königliche Haltung und einen hoheitsvollen Gang beibringen kann. Das alles geschieht nicht im Handumdrehen, sondern braucht viel viel Zeit und Geduld und auch Einfühlsamkeit, um das einstige Wildpferd nicht zu verschrecken und zu verprellen, es zum Mitmachen und Mitziehen zu bewegen.
Wenn wir in Christus sind, in Ihm unseren wahren Ursprung und Urgrund erkannt und gefunden haben, dann werden wir auch erkennen, dass wir keine „Eintagsfliegen“ sind, die nur einen Tag zur Verfügung haben, in den alles reinzupacken ist, was nur geht (vgl. Text T49a) – weder weltlich noch geistlich, spirituell. Wir sind Geist aus Gottes ewigem Geist (vgl. Weisheit 12,1; 4. Mose 27,16; Genesis 6,3; Prediger 12,7; Jakobus 4,5; Römer 8,16.18-21), Kinder der Ewigkeit! (vgl. Johannes 10,5-26) Und wir haben darum auch eine Ewigkeit Zeit! – auch für unsere spirituelle Reifung! Wir müssen nichts über´s Knie brechen! (vgl. Text T64a, T70c) Ein afrikanisches Sprichwort lautet: „Gott hat uns die Ewigkeit geschenkt! Von Eile hat er nichts gesagt!“ Es ist also “easy going” angesagt, weil nur so und nur dann unsere große Pilgerfahrt in die Ewigkeit “easy”, einfach und leicht, ein beschwingtes Gehen wird. „Habt Geduld mit euch selbst!“ mahnten schon die großen Seelen-Hirten und Seel-Sorger! (vgl. Jakobus 4,7-8; Markus 4,26-28)
Wachstum braucht Zeit! Wer immerfort an seinem kleinen, zarten spirituellen Pflänzlein zieht und meint, es verbissen durch künstliche, aufgesetzte Kraft-Akte zum Wachstum hin-ziehen zu müssen, der entwurzelt das frische, junge spirituelle Leben, das im Entstehen ist! (vgl. Text T67a) Ohne Wurzelgrund geht dieses junge, zarte Pflänzlein jedoch ein! Es verliert seine Kraftquelle, die ALLEIN ihren Wachstum fördert und bringt! (vgl. Jakobus 4,7-8) Einfach durch das Empfangen von Gnade um Gnade um Gnade um Gnade (vgl. Johannes 1,16-17; Lukas 17,4; Sprüche 24,16; Jesaja 40,29-31), das Einsaugen der Kostbarkeit und des Wohlgeschmacks, dass der Herr langmütig und gütig ist! – wie ein Kleinkind an der Mutterbrust (vgl. 1. Petrus 2,2-3.7; 2. Petrus 3,15). Dann erfolgt das spirituelle Wachsen und Ausreifen ganz automatisch – von selbst! (vgl. Markus 4,26-29) Denn es ist ein köstlich Ding, wenn das Herz gefestigt wird – was geschieht ALLEIN durch die GNADE, nicht durch künstliche Kraftakte! (vgl. Hebräer 13,9)
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen! Erst recht kein Joga-Meister, kein Joch-Bemeisterer des Lebens! Selbst Jesus musste sich dies real erst hart erarbeiten und sich von den Lektionen Seines Lebens schulen lassen! (vgl. Hebräer 5,7-9; Text T9c, T81) Und Er, der Herr, verlangt auch von uns nichts Über-Menchliches, nichts Menschen-Unmögliches! Nur EINES: zuerst und zuletzt Menschlichkeit! – Nachsicht, Milde, Verständnis, Geduld, Langmut, Barmherzigkeit – mit uns selbst wie mit allen anderen! (vgl. Jakobus 1,13; Römer 14,22)
Welches unnötige Joch legen wir uns selbst auf? Weniger wäre oft mehr!
Wir dürfen also in allem unseren Herzen folgen. Denn in ihm liegt die Quelle des Lebens! (vgl. Prediger 4,23) Hier gilt es, nur wirklich hinein zu hören in unser Herz, wonach es wirklich verlangt und was es wahrhaftig braucht! Und es gilt, aus den vielen Stimmen, die sich in unserem „inneren Gerichtssaal“ melden, die wahren, guten, rechten, heilbringenden Stimmen heraus zu hören und ihnen allein Gehör zu schenken (vgl. Römer 2,14-16; Text T49b, T70b).
Wenn wir allerdings unserem Herzen folgen – oder zu folgen meinen, aber doch nur von Enttäuschung zu Enttäuschung gehen, dann müssen wir uns ebenso auch einmal der Frage stellen: Warum finden wir eigentlich nicht, wonach wir uns so vergebens abstrampeln wie in einem Hamsterrad? Vielleicht liegt es ja daran, dass wir das Glück und die Erfüllung, unser Leben, ja, uns selbst an der falschen Stelle suchen! Und da vergeblich suchen! Vielleicht ist die wahre Erfüllung ja wo ganz anders zu finden, und da wahrhaft viel leichter zu finden, zum Greifen nahe! Und vielleicht befreit uns die Erfüllung, die wir dort finden, ja auch ganz von selbst von unserem Joch, einem Joch, das wir selbst uns auferlegt haben, aber das uns das Leben garnicht auferlegt hat – ebenso wenig der Herr, weil es eigentlich garnicht unser rechtes Joch ist, dass Er uns zugedacht hat, sondern ein FALSCHES Joch, das WIR fälschlicher Weise ausgewählt und uns auferlegt haben in der Verfolgung falscher fixer Ideen, die wir von wahrer Lebens-Erfüllung haben.
Bei vielen Menschen hat man das Gefühl, sie leben, um zu arbeiten. Eigentlich sollte es umgekehrt sein: Wir sollten arbeiten, um zu leben! Und hier müssen wir uns fragen: Was brauchen wir wirklich, um glücklich zu sein? Benötigen wir wirklich so viel Geld, wie wir meinen, verdienen zu müssen? Macht uns die Überfülle an Besitztümern wirklich so glücklich? Und muss es tatsächlich immer mehr werden und noch mehr sein? „Selbst wenn jemand im Überfluss schwelgt, so findet er darin doch nicht das wahre Leben!“ (vgl. Lukas 12,15) So was macht das Leben, wahre Lebensqualität WIRKLICH aus? Vielleicht wäre weniger ja ungemein viel mehr? Weniger Geld verdienen, weniger Besitztümer anhäufen, die man verwalten muss, weniger arbeiten müssen, aber dafür mehr haben: mehr an Zeit, mehr an Freiräumen, mehr an Freiheit und Freizeit – für Freundschaften, gute Gemeinschaften, die Partnerschaft, die Kinder, die Eltern, die Familie, und nicht zuletzt auch für sich selbst und die großen letzten Fragen des Lebens. Wie sagt doch das Sprichwort? „Froh zu sein bedarf es wenig! Doch wer froh ist, ist ein König!“ Das Beste und Wichtigste, Erfüllendste im Leben ist UNBEZAHLBAR – und zugleich doch GANZ UMSONST! Was es dafür braucht, sind nur wir selbst: dass wir dort ankommen und dabei sind! (vgl. Hohelied 8,6-7)
Joch-Gemeinschaft heißt in Tuch-Fühlung bleiben mit dem Herzen und dem Herrn
Joch-Gemeinschaft mit Christus heißt also, immer in Tuch-Fühlung zu bleiben – mit uns selbst wie mit dem Herrn: Ihn zu bitten: „Sieh ob ich auf rechtem Wege bin oder auf einem Weg, der mir nur Mühsal und Kummer bringt, und dann bitte: leite mich auf den ewigen Pfad!“ (vgl Psalm 139,24) und dann darauf zu vertrauen, dass Er uns auch wirklich und wahrhaftig durch unser Herz leiten wird „wie das Flussbett die Wasserbäche“ (vgl. Sprüche 16,9; 21,1; Offenbarung 1,6). Und dann kann es schon durchaus sein, dass der Herr uns allmählich, aber ohne Zwang, sondern durch die Erweckung eines neuen Drangs in eine ganz andere Richtung führt (vgl. Text T70d), als wie wir sie ursprünglich anvisiert hatten (vgl. Sprüche 16,9; Johannes 21,18). Er will und wird dies aber immer nur mit unserer Einwilligung und unserem Einverständnis tun (vgl. Philemon 1,14; Johannes 5,6; Markus 10,51). Er nötigt uns in nichts hinein und auch nichts auf, was wir nicht auch selbst schon einsehen und wollen. Und Er gibt uns hier die Zeit, gesteht sie uns zu, die wir brauchen, um selbst zu merken, wo unser wahres Heil liegt.
Darum ist es eminent wichtig, dass wir dies wirklich lernen: diese Versenkung in uns selbst! – immer wieder in uns hinein zu hören und zu fühlen: „Wie geht es mir denn wirklich mit den Weg, den ich als meinen Heilsweg betrachte?“ Denn mehr als alles, sollen wir auf unser eigenes Herz hören, welchen Weg unser Herz uns weist. Unser Herz gilt es zu bewahren, mehr als alles andere! Denn aus ihm entspringt die Quelle des Lebens! (vgl Sprüche 4,23) Wir haben in uns ein wirklich untrübliches, inneres Gespür dafür, was für uns wirklich gut ist und uns gut tut und was nicht. Nur müssen wir es nur wieder lernen, darauf zu hören, in uns hinein zu hören! (vgl. Römer 2,14-16)
Es gilt also, beim Beten nicht zu plappern wie die Heiden (vgl. Matthäus 6,7-8; Jakobus 4,2-3) und täglich in unserer vermeintlichen „stillen Zeit“ eine Gebets- und Fürbitten-Liste abzuarbeiten, sondern vielmehr, wirklich still zu werden, mit allem auf-zu-hören, um wirklich auf-zu-horchen, in sich hinein zu hören, was der Herr uns aufs Herz legt beziehungsweise uns durch und über unser Herz, aus unserem eigenen Herzen heraus mitteilt und sagt (vgl. Text T62b). Denn durch unser Herz spricht unser innerer Leitstern und Engel, der Geist des Herrn zu uns – aus unserem eigenen Geist (vgl. Römer 8,16.26-27; Apostelgeschichte 12,14-15; 8,26.29; 27,23; Matthäus 18,10; Hebräer 1,14; Offenbarung 22,6; Text T15a, T30). Dies ist es, was Jesus mit Gebet meint! Es ist im Grunde Versenkung, Meditation – genau in dem Sinne, wie es auch Buddha versteht! F4) Und hier kann freilich auch das Yoga, die körperliche Sammlung hin zur mentalen Sammlung hilfreich und dienlich sein.
Was duldet keinen Aufschub? Und wo ist Verweilen mit Bedacht angesagt?
Es gilt also beides: Einmal in der Joch-Gemeinschaft mit Jesus Christus jedes drückende Joch abzuschütteln, dann aber auch mit Bedacht das wahre eigene Joch zu suchen und aufzunehmen. Das ist das Joga Jesu, das uns das Leben mit seinen Lektionen aufgibt; das uns zu Joch-Bemeisterern, Yoga-Meistern reifen lassen will (vgl. Lukas 6,40).
Und hier gilt wiederum zweierlei: Vor zwei Dingen muss man hier auf der Hut sein, dass man nicht in die Fänge des Teufels gerät (1. Petrus 5,8). In zweierlei Hinsicht gilt es, nüchtern und wachsam zu sein:
Einmal: Es gibt manche Dinge, Grundsatz-Entscheidungen, Entschlüsse, die keinen Aufschub dulden! Wenn dein Joch dich erdrückt, ist Handeln, Verantwortung übernehmen angesagt! Und mitunter auch: dies Joch abzuschütteln, sich davon zu lösen (vgl. Genesis 27,40; Jesaja 9,3; Hesekiel 34,27; 2. Korinther 6,14; 1. Korinther 7,23; 6,20; Hiob 36,16) – auch wenn dies zunächst viel Verunsicherung mit sich bringt! Den Schritt zu wagen über den Bootsrand, über die Schwelle des Vertrauten ins Unbekannte, Ungewisse (vgl. Matthäus 14,24-29). Dies darf man nicht auf die „lange Bank“ schieben. Denn die „lange Bank“ ist des Teufels liebstes Möbelstück! Ebenso gilt es, sich den Herausforderungen zu stellen, die das Leben aufgibt! Man kann ihnen nicht ausweichen! Man muss sie angehen! Sie lassen sich auch nicht weg-beten und weg-meditieren! Sie müssen bewältigt werden! Übernimm VERANTWORTUNG für dein Leben! Nicht irgendwann! JETZT!
Dann aber, wenn wir uns von manchem drückenden Joch befreit haben, neue Freiräume, Freiheit gefunden haben, dann gilt es, mit Bedacht, das wahre, rechte, heilbringende Joch, das Joch Christi, ausfindig zu machen und aufzunehmen (vgl. Galater 5,1). Und hier ist IMMER WIEDER Innehalten, Achtsamkeit, ein In-sich-selbst-Hinein-Hören als BLEIBENDE Notwendigkeit angesagt (vgl. Sprüche 4,23). Hier dürfen wir uns nicht zu vorschnellen Entscheidungen treiben lassen! Denn auch hier gilt wiederum: „Die der Teufel nicht bremsen kann, die zieht er!“ Hier gilt also: Eile mit Weile! Führe aus mit Bedachtsamkeit und mit Achtsamkeit einen jeden einzelnen neuen Schritt! Und wäge ab, was du wirklich schon schaffst, dir zumuten willst und kannst – und auch durchhalten kannst! Übernimm dich nicht selbst mit dem Joch, das du dir auferlegst! (vgl. Lukas 14,28-33; Text T33a).
So bemeisterst du dein Joch, das Kreuz deines Lebens, in der Joch-Gemeinschaft mit Jesus Christus. So hört es auf, dir ein Kreuz zu sein! So wird dir diese Bürde leicht! (vgl. Matthäus 11,28-30) – ja, zum sinn-stiftenden, sinnvollen Lebensinhalt und zur höchsten, beglückendsten Erfüllung (vgl. Galater 2,20; Johannes 10,10).
Joch-Gemeinschaft mit unseren Nächsten: Geteiltes Leid ist halbes Leid!
Diese Joch-Gemeinschaft mit Jesus beinhaltet aber noch mehr: So wie Christus uns anleitet, uns von falschen, unseligen Beschwernissen zu befreien und wie Er unsere Last mit uns trägt, so sollen wir es auch untereinander machen. Wir sollen also gleichsam mit allen, die sich in der selben Joch-Gemeinschaft mit Christus erkennen, ebenso wie mit Christus in eine Joch-Gemeinschaft treten. Dies drückt der Apostel Paulus so aus: „Einer trage des anderen Last. So werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Galater 6,2). Man könnte es auch so formulieren: „Jeder trage mit auch an des anderen Joch. So werdet ihr alle miteinander die Yoga-Meisterschaft erlangen, zu der euch Christus hinführen will.“
Ein Beispiel kann das verdeutlichen: Wenn beispielsweise fünf Leute, jeder für sich, eine schwere Barriere von der Straße zu hiefen hat, um weiter fahren zu können, und jeder dieses Problem alleine angeht, so wird sich jeder daran verheben, sich einen Bruch heben. Wenn aber alle fünf miteinander sich dem Hindernis jedes Einzelnen nacheinander annehmen, ist die Hürde schnell und relativ leicht für alle beseitigt! So wird das Joch leicht: GEMEINSAM! So lässt sich jede auch noch so schwere Herausforderung stemmen, die einem jeden von uns das Leben aufgibt. GEMEINSAM! So lässt sich eines jeden Joch und Kreuz bemeistern: GEMEINSAM! So wird eines jeden Joch leicht! (vgl. Matthäus 11,30; Text T26).
Und dann gibt es ja auch Menschen, die mit ihrem Leben und ihrer ganzen Existenz ein schweres Joch und Los, ein wirkliches Kreuz auferlegt bekommen haben! – etwa mit einer seelischen oder körperlichen Krankheit, die trotz allen Mühens, Betens und Flehens einfach nicht geheilt und genommen wird (vgl. Jakobus 5,13-18).
Hier sind dann wirklich alle gefragt, mit zu tragen und jener geplagten Seele alles nur Erdenkliche abzunehmen, um ihr ihr schweres Joch so weit wie nur irgend möglich zu erleichtern! (vgl. 1. Korinther 12,13,22.26) Es gilt immer Ausschau zu halten und achtsam zu sein, wo irgend eine Seele im Umfeld Mangel erleidet und Hilfe, Zuwendung und Unterstützung braucht (vgl. Hebräer 12,15). Es wäre das Allerschlimmste und Verachtenswerteste, eine solche Seele mit ihrem Leid alleine zu lassen – etwa mit der Ausflucht „Das ist halt ihr Karma! Ihr fehlt es an rechtem Glauben!“ (vgl. Johannes 9,1-3; Text T49c) Es kann schneller gehen, als wir denken, dass wir selbst in solch eine hoffnungslose, aussichtslose, verzweifelte Lage geraten und darin gefangen sind! (vgl. Hiob 12,5; Lukas 13,1-5; Römer 11,18-22; 2,3-4)
Das Joch Christi, Sein Yoga, sind also die Lektionen des Lebens (vgl. Hebräer 12,4-11; 1. Petrus 4,1-2). Er legt uns in dieser harten Schule (und Schulung) des Lebens eine mitunter zunächst leidvolle Last auf (vgl. Hebräer 12,4-11; 5,7-8; 2,10; 1. Petrus 4,1-2), aber Er hilft uns auch tragen (Psalm 68,20). Sein Yoga ist eine Jochgemeinschaft mit Ihm. In Wahrheit trägt Er sogar die Hauptlast – und wir müssen nur, wie Simon von Kyrene – mittragen (vgl. Lukas 23,26).
Dem Beispiel Christi folgend sollen wir einander unsere Lasten tragen (Galater 6,2). Was immer wir einer anderen Kreatur an Last abnehmen, das nehmen wir Christus ab! (vgl. Matthäus 25,40) Denn Er selbst leidet in und mit allen Seinen Geschöpfen! (vgl. Hosea 11,9; Text T36b)
Als Paradebeispiel erzählt Jesus das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (vgl. Lukas 10,25-37). Nicht von ungefähr wählt Jesus hier als Vorbild einen Andersgläubigen, vermeintlich Ungläubigen (2. Könige 17,24-42; Johannes 8,48; Text T9d, T18, T11, T32, T56)! Das sollte allen zu denken geben, die meinen, nur ihr Christus-Bekenntnis allein würde sie retten (vgl. Römer 2,14-15; 2,26-29).
Was uns rettet, ist nicht unser Glaubensbekenntnis, das wir auf den Lippen haben!
(vgl. Matthäus 15,8)
Sondern, wie wir unser Leben leben!
Ob wir es finden und leben!
Ob wir – DARIN, in unserem Leben HEUTE, HIER, JETZT! – das Heil finden oder aber nicht …
(vgl. Jakobus 1,22; 2,14-26)
Das ist auch das großartige Christus-Evangelium, wie es in dem Buch Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium entfaltet wird, auf das diese Web-Seite hinweisen will.
Bezogen auf das behandelte Thema
im acht-bändigen Werk “Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium” (SXP)
SXP I, 112: | Die Aufgabe falschen religiösen Eifers macht empfänglich für das Reden Gottes im profanen Alltag |
SXP V, 175: | Schicksalsergebenheit in der Einfalt vorbehaltlosen Vertrauens setzt von irdischen Bindungen frei |
SXP VI, 6: | Die Erkenntnis, dass Christus bereits alles vollbracht hat, löst von allem zwanghaften Erfolgsstreben und schenkt Zuversicht, jedwedes Schicksal als zum Besten dienend anzunehmen |
SXP VII, 151: | Aufruf in das Yoga, die Joch-Gemeinschaft mit Christus bewusst einzutreten, um dadurch Befreiung zu erfahren |
SXP V, 224: | Die Erkenntnis der unvergleichlichen Einzigartigkeit eines jeden Gottesgeschöpfes, gibt die Freiheit, jeder Seele – auch der eigenen – im Vertrauen auf Gott ihren eigenen Weg zu gewähren |
SXP VII, 178: | Gegen das falsche Verständnis christlicher Selbst-Verleugnung: Erkenntnis des all-eingebundenen höheren Selbst befreit von einengender Selbst-Verhaftung und bewahrt zugleich vor Selbst-Unterdrückung |
SXP VII, 184: | Das kleine, selbstbezogene »Ich« vergeht in der Erkenntnis des eigentlichen »Ich´s«, das nicht auf die gegenwärtige Existenz beschränkt ist und mit allem verbunden ist |
SXP VI, 34: | Der Yoga der Selbstbemeisterung |
SXP VI, 263: | Aufruf zur Geduld mit sich selbst: Es gilt, immer wieder aufzustehen! |
weitere Fundstellen im Nachschlagewerk der ›Fundgrube‹ unter
-
Joch, Yoga Christi – die Lektionen des Lebens
-
Weg der Selbst-Findung: Selbstständigkeit erlangen –
sich nicht von anderen versklaven lassen -
Weg der Selbst-Findung: den eigenen Weg finden – dem eigenen Gesetz folgen
– gegen ein falsches Verständnis von Selbstverleugnung -
Geduld mit euch selbst, eurem geistlichen Wachstum tut Not!
vgl. Georg Grimm: „Die Lehre des Buddho“, Holle-Verlag Baden-Baden, 1957
- ↑F1 S.378: „Das eigene Heil gib niemals auf um eines fremden noch so großen Heils willen!“
- ↑F2 Unsinnigkeit mancher religiöser Praktiken der Selbstkasteiung,
allein bestimmt von dem ego-zentrischen Verlangen nach Lohn.- Büßer die nach brahmanischer Sitte die Qualen einer Hunde- oder Kuh-Askese auf sich nahmen,
werden als Hunde oder Kühe wiedergeboren, weil sie mit der tierischen Gewohnheit
des Hundes oder der Kuh auch deren Gemüt angenommen haben. - Wer in einer sklavischen Gesinnung seinem göttlichen Herrn gegenüber lebt,
wird dafür wohl kaum in einem Kindschaftsverhältnis zu Ihm wiedergeboren werden!
(vgl. Matthäus 19,22; Römer 8,15-16; Galater 4,6-7)
- Büßer die nach brahmanischer Sitte die Qualen einer Hunde- oder Kuh-Askese auf sich nahmen,
- ↑F3 Gelassenheit, Geduld (vgl. Jakobus 4,7-8; Hebräer 10,36)
S.294: allmählicher Fortschritt – wie Aufstieg zu Berggipfel
S.295-296: langsame Umgewöhnung (Gleichnis: übender Bogenschütze, Zähmung Wildpferd) - ↑F4 Gebet / Brahman ist Versenkung, Meditation
Vorrede, XXXIV (S.34): „Gebet“ / „Brahman“ ist Versenkung ins innere Reich des Brahman.
(vgl. Johannes 1,9; Lukas 17,20-21/Evangelium nach Thomas dem Zwilling 3: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch.“
vgl. 1. Johannes 5,10; 2. Korinther 13,5; Kolosser 1,27-29; Epheser 3,17-19)
methodische Anleitung zur Meditation
Vorrede XIX /S.19):
Im Buddhismus wird dieses Wahre, Erlösende durch Meditation gesucht, erlebt und vertieft.
Es ist eine methodische Anleitung – ein klares, einfaches Rezept hin zur Erlösungs-Erfahrung.
Sarvapalli Radhakrishnan: Der Buddhismus war eine Lehre der praktischen Umsetzung
der Upanischaden und trug geschichtlich zu deren Verbreitung bei.
Einführung XLI (S.41).
Durch die Übung der Meditation – einem bedächtigen, eingehenden, durchdringenden Betrachten –
wird aus dem anfänglichen leisen Dämmern, einer ersten vagen Ahnung der Wahrheit
zunehmend ein klares Erleben und unerschütterliches Erfassen dieser Wirklichkeit.
S.260: Der Aufstieg zu dieser inneren Erfahrung erfolgt freilich stufenweise –
durch Übung der Meditation, Versenkung:
S.296: Im Grunde ist der gesamte Heilsweg des Buddha
eine unaufhörliche, methodisch voran-schreitende Übung konzentrierten Denkens
hin zu freisetzender Erkenntnis. (vgl. Johannes 8,31-32; 1. Timotheus 2,4)