81 – Der Hohepriester Melchisedek und Engel des Herrn – Christus!

Der präexistente Christus war kein anderer
als der Engel des Herrn und himmlische Hohepriester Melchisedek.
Dieser opferte sich in den Himmeln wie Jesus auf Erden.

Inhalt – in aller Kürze

Jesus als eine Jungfrauen-Geburt war die Inkarnation des himmlischen Christus.
(vgl. Lukas 1,31-35; Johannes 1,1-5.9-10.14; 16,28)

Die Entäußerung Christi begann schon in den Ur-Anfängen der Schöpfung.
(vgl. Philipper 2,6-8; Kolosser 1,15-16; Offenbarung 3,14; Lukas 1,78; Micha 5,1; Johannes 17,5.8,24; Sprüche 8,22-23; 1. Korinther 2,6-8)

Der präexistente Christus war der Engel des Herrn,
durch den Gott sprach, Sein Volk leitete und sich Opfer darbringen ließ.
(vgl. Exodus 3,1-4; Genesis 15,7-10.17; Richter 6,19-23; 13,21-23; Offenbarung 22,8-9)

Der Engel des Herrn war Fürsprecher im Himmel – wie später Christus.
(vgl. Sacharja 3,1-5; Römer 8,31-34; 1. Johannes 2,1-2)

Der Engel des Herrn war zugleich der himmlische Hohepriester Melchisedek.
Er brachte in den Himmeln sich selbst als Sühneopfer dar wie Jesus auf Erden.
(vgl. Hebräer 7,1-7.17.27-28; 9,26-28).

Jesus war die irdische Wiedergeburt des himmlischen Melchisedek
und hatte so als menschliche Seele einen realen geschöpflichen Anfang.
(vgl. Lukas 1,42; 2,40; Galater 4,4; 5. Mose 18,15.18; Hiob 19,25; 1. Korinther 15,45)

Jesu Tod und Auferstehung auf Erden
ist eingebettet in den Tod und die Auferstehung des Engels des Herrn.
(vgl. Hebräer 1, 1-14; 2,6-7; Apostelgeschichte 8,26.29; 27,23; 1. Thessalonicher 4,16)

Die Passion und Lebens-Hingabe Christi ist ein äonen-übergreifender Prozess.
(vgl. Matthäus 25,45; Jesaja 53,4; Kolosser 1,24; 2. Korinther 11,9; Hosea 11,8; Klagelieder 1,12; 2,11; 1. Korinther 15,31)

Christus führt alle Himmlischen wie Irdischen mit sich in die Auferstehung.
(vgl. Hiob 4,8; 15,15; 21,22; Psalm 82,1.6-7; 2. Korinther 5,14-15; Kolosser 1,19-20)

Im Überblick

Jesus als eine Jungfrauen-Geburt war göttlicher Herkunft

Nach dem christlichen Glaubensbekenntnis wurde Jesus „empfangen von der Jungfrau Maria“. Jesus hatte also keinen leiblichen Vater (vgl. Lukas 1,34), war nur rechtlich der Sohn des Joseph aus dem Stamme Juda, dem Königsgeschlecht Davids (vgl. Römer 1,3-4; Lukas 2,4; 3,23; Matthäus 1,3.16). Als die Leibesfrucht Marias, aus der Jesus wurde (vgl. Lukas 1,42; Galater 4,4), war Er offensichtlich (gegen die Mutmaßung in Hebräer 5,4; 7,11-16) aus dem levitischen Priestergeschlecht Aarons (vgl. 2. Mose 6,16-20; 28,1; 4. Mose 3,6-10), da Marias Tante und somit auch ihre Mutter, deren Schwester, zu den Töchtern Aarons zählte (vgl. Lukas 1,5.36; Text T18d). Jesus war also nach seiner rechtlichen wie biologischen Herkunft König und Priester und vereinte beide Linien in sich, was Ihn allein schon aus Seiner Abkunft als den Messias Israels kenntlich machte.

Wie nun aber hat man sich die jungfäuliche Empfängnis Marias, die übrigens auch im Islam geglaubt wird (Koran, Sure 2,81; 3,40; 21,91; 3,42.52; 19,36; Text T7*), vorzustellen? Der Engel Gabriel verkündete Maria, der Heilige Geist werde sie überschatten, worauf sie schwanger würde. Darum werde man „das Heilige“, das sie gebäre, auch „Sohn Gottes“ nennen (vgl. Lukas 1,35). Nun darf man sich das aber nicht so vorstellen, dass der Heilige Geist Gottes Maria geschwängert hätte! Denn – wie auch der Koran recht bekundet: „Gott zeugt nicht, noch wird Er gezeugt.“ (Sure 18,3; 19,36; 112,3; Text T7a)

Jesus war allerdings nicht Sohn Gottes im Sinne einer göttlichen Zeugung!

Nach dem Zeugnis der Bibel ist es dabei durchaus möglich, dass ein Geist Gottes einer Menschentochter beiwohnt und mit ihr ein Kind zeugt. So wird es von Engeln, einstmaligen Geistern Gottes (vgl. Hebräer 1,13-14), berichtet, die unter Satan, der sich gegen Gott erhob, von Gott abgefallen sind (vgl. Offenbarung 12,3-4.7-9; Matthäus 25,41). Einige dieser abgefallenen Söhne Gottes sollen in der vorsintflutlichen Vorzeit bei Menschentöchtern eingegangen sein und Heroen gezeugt haben, die Titanen der Vorzeit (vgl. Genesis 6,1-4; Weisheit 14,6). Dies waren menschenähnliche Wesen von riesenhaftem Wuchs von bis zu drei Metern (5. Mose 2,10-11.20-21; 3,11; 1. Samuel 17,4; 1. Chronik 11,23) und mit je sechs Fingern und Zehen (2. Samuel 21,20.16-22; 1. Chronik 20,6.4-8), die sogenannten Nephilim (vgl. Genesis 6,4; 4. Mose 13,32-33) und Raphaim (Genesis 14,5; 5. Mose 3,11.13; Josua 12,4; 13,12; 17,15; 11,21-22).

Dieses dämonisch gezeugte satanische Gegen-Geschlecht zum göttlichen Menschen-Geschlecht wurde allerdings von den Menschen überwunden und ausgerottet. Goliath, den David im Namen des Herrn niederstreckte, war wohl einer der letzten von diesen Riesen (vgl. 1. Samuel 17,4.11.45-47.49-50; 2. Samuel 21,19; 1. Chronik 20,5).

Die Engel, die derartige Söhne gezeugt hatten, wurden allesamt von Gott bestraft, weil sie ihren himmlischen Stand geschändet hatten, indem sie in das niedrigere Menschengeschlecht eingegangen sind und mit diesem Geschlechtsverkehr hatten. In Gottes Augen stellte dies ein ebenso großes Vergehen dar, wie die sexuellen Übergriffe auf Tiere in den Städten von Sodom und Gomorra, die sogenannte Sodomie, die von Gott dadurch geahndet wurde, indem er diese Städte wie durch einen Atomschlag einäschern ließ (vgl. Judas 6-7; 3. Mose 18,22-25; Genesis 18,20; 19,5-7.23-28). Die Engel, die sich derartiger Übergriffe auf Menschentöchter schuldig machten, wurden in Abgründen der Unterwelt mit ewigen Fesseln der Finsternis gebunden (2. Petrus 2,4; Judas 6; Weisheit 14,6). Denn eigentlich ist es gänzlich unter der Würde von Engelswesen, überhaupt zu „freien“ und sich fortzupflanzen (vgl. Matthäus 22,30). Als ewigen, göttlichen, geistlichen Wesen ist ihnen jedwede Triebhaftigkeit eigentlich völlig fremd, wenngleich sie – wie dieses biblische Zeugnis zeigt – aufgrund ihrer göttlichen Omi-Potenz offensichtlich auch dazu in der Lage wären.

Wenn sich eine Zeugung also schon für den himmlischen Stand der Engel und Geister Gottes verbot, so freilich erst recht für den EINEN und HÖCHSTEN Geist Gottes, den Heiligen Geist!

Die Bezeichnung „Sohn Gottes“ ist also nur eine Umschreibung dahingehend, dass der irdische Jesus göttlicher Abkunft ist, „von Gott ausgegangen“, wie Er einstmals wieder in den Vater ein- und auf-gehen wird (vgl. Johannes 16,28; 17,5.8).

Christus ist schon in den Uranfängen als eine Entäußerung aus Gott getreten

Jesus war also schon vor Seiner Geburt als Mensch existent „in Gott“ von aller Ewigkeit her (vgl. Johannes 17,5.24; Micha 5,1) wie Gott selbst (vgl. 5.Mose 33,27; Text T82b). Er wird als der göttliche Logos beschrieben, das Wort Gottes, durch das alles erschaffen worden ist und besteht (vgl. Johannes 1,1-3; Hebräer 1,1-3). Dieses Wort ging in den Schoß Mariens ein und wurde „Fleisch“, also ein menschliches Wesen aus Fleisch und Blut (vgl. Johannes 1, 14; Römer 8,3; Hebräer 2,14; 4,15; 5,7-8; ebenso im Koran: Sure 3,40; 4,169; 19,35). Dieser Logos Gottes ist freilich identisch mit dem Geist Gottes, also der göttlichen Kraft, von der alles hervorgebracht und getragen wird (vgl. Genesis 1,2; Hiob 34,14-15; ebenso im Koran: Sure 4,169; 21,91; Text T7b). Der Geist wurde also in Christus Fleisch. Diese Fleischwerdung bezeichnet die Theologie als die Inkarnation Christi.

Christus war also ursprünglich identisch mit Gott (vgl. Johannes 1,1; Römer 9,5; Philipper 2,6; 1. Johannes 5,20) und ist nur vom Anbeginn der Schöpfung Gottes bis zu ihrer Vollendung unter Gott getreten als „Gott von Gott“ bzw. „Gott aus Gott“ (vgl. Hebräer 1,9; Johannes 14,28; 10,29; Markus 13,32; 1. Korinther 15,27-28). Die Bezeichnung „Gottes Sohn“ bedeutete also nicht, dass Jesus im biologischen Sinne eine Zeugung Gottes war, sondern vielmehr, dass Er mit Gott identisch, selbst jener Gott war, aus dem Er ausgegangen und unter den Er in Seinem irdischen Dasein getreten ist (vgl. Johannes 5,18; 10,33; 19,7). Christus bestand also schon vor Seinem irdischen Werden als ein Mensch (vgl. Galater 4,4; 1. Petrus 1,20) ewig in Gott in völliger Einheit mit Gott, als der Wahrhaftige, der EINE, EINZIGE Gott, selbst, neben dem kein anderer Gott ist (vgl. 1. Johannes 5,20; Offenbarung 1,8; 22,13; Jesaja 44,6; 43,10).

Christus war der Anfang aller Schöpfung, der Erstgeborene aller Engel

Dieses Gott-Sein hat Christus allerdings schon in den Ur-Anfängen aufgegeben, als Er der „Erstgeborene“ aller Schöpfung wurde, mit dem alle Schöpfung in der Entstehung der (uns) unsichtbaren himmlischen Engelswelten ihren Anfang nahm (vgl. Kolosser 1,15-16; Offenbarung 3,14; Johannes 1,1-3; Sprüche 8,22-23; 1. Korinther 2,6-8). Der prä-existente Christus war also unter den „Ersten“, den Himmelswesen, die gleich Göttern schon seit Äonen die Himmel durchschreiten, lange bevor die Welt war (vgl. Hiob 38,6-7), der „Aller-Erste“.

Die Bibel weiß von sieben Erz-Engeln, die als Engels-Fürsten ihren Heeren vorstehen

Nach dem biblischen Zeugnis gibt es offensichtlich unter den Engeln wie auch unter den irdischen Geschöpfen graduelle Unterschiede in Hinblick auf ihre Machtentfaltung und Stellung in den Himmelreichen. Als Erz-Engel bzw. Engels-Fürsten nennt die Bibel den Erz-Engel Michael, der als Patron über das Volk Israel gesetzt worden ist (vgl. Daniel 10,13.21; 12,1; Judas 9; Offenbarung 12,7) und den Erz-Engel Gabriel, der als Patron über das Christen-Volk gesetzt ist (vgl. Daniel 8,16; 9,11; Lukas 1,19.26; Text T38). Dies war nach dem Zeugnis Mohammeds auch der Engel, durch welchen jener Prophet Arabiens seine göttlichen Offenbarungen erhalten hat. Dann wäre Gabriel also auch über die abrahamitische Nachkommenschaft Ismaels gesetzt, mit der Gott ebenso einen Segens-Bund geschlossen hat (vgl. Genesis 17,20; Text T6). Die alttestamentlichen Apokryphen nennen (im Buch Tobias 5,6.18) noch den Erz-Engel Raphael. Er bekundet (in Tobias 12,15), zu den sieben Erz-Engeln zu gehören, die vor dem Herrn stehen (vgl. Offenbarung 4,5; 1,20; Text T28, T30a, T25, T78a).

Diese sieben Geister stehen in inniger spiritueller Verbundenheit mit dem Geist Christi

Ebenso spricht die Offenbarung des Johannes von sieben „Sternen“ (vgl. Text T76d) bzw. Engeln, die gleich Feuerfackeln vor dem Thron des Höchsten stehen (vgl. Offenbarung 1,20; 5,4). Besonders augenfällig ist, dass sie im Segens-Gruß an die sieben christlichen Gemeinden, der im Namen des Drei-Einigen an sie ergeht, als die Sieben Geister Gottes an die Stelle des (einen) Heiligen Geistes treten, also gleichsam wie Ausflüsse und Emanationen jenes Geistes erscheinen (vgl. Offenbarung 1,4-5), die sich selbst wiederum in eine Unzahl von Geistern entfalten (vgl. Hebräer 1,14; Offenbarung 22,6; 1. Korinther 14,32; Römer 8,26; Markus 5,9). Diese sieben Geister stehen also in ganz besonderer Nähe und inniger spiritueller Verbundenheit mit dem Heiligen Geist Gottes, so dass Letzterer besonders durch diese Sieben spricht und wirkt, in ihnen ist, wie sie in Ihm (vgl. Johannes 14,10; 15,5; Lukas 10,16; Text T30b).

Als Gott Jahwe dem Abraham in Gestalt dreier Pilger erscheint (vgl. Genesis 18,1-2), wenden sich zwei Seiner Erscheinungen den Städten Sodom und Gomorra zu, während der Herr allein dem Abraham eröffnet, was jenen Städten bevorsteht (vgl. Genesis 18,16.18; 19,1). Diese werden sodann als Engel benannt, die den Engel des Herrn offensichtlich begleitet hatten. Abrahams erster Eindruck war aber wohl, es in allen Dreien mit seinem Herrn zu tun zu haben.

Von den sieben Erz-Engeln ist außer Michael, Gabriel und Raphael nur noch der Erz-Engel Uriel in der jüdischen und christlichen Tradition namentlich bekannt. Die Sieben-Zahl der Erz-Engel als eine „Voll-Zahl“ deutet an, dass ihre Wirk-Kreise miteinander global alle Raum-Zeiten abdecken. Da Michael über dem Judentum, Gabriel aber über dem Christentum (und wohl auch dem Islam) waltet, wäre denkbar, dass die anderen fünf Erz-Engel mit ihren Gefolgschaften als spirituelle Wächter über alle übrigen Welt-Religionen gesetzt sind (vgl. 5. Mose 32,8; 29,35; Galater 4,1-2; Daniel 4,14; Micha 4,5; Text T21).

Der in der Engelswelt prä-existente Christus war der Engel des Herrn

Die Entäußerung Christi (vgl. Philipper 2,6-8; Text T80*) war also keineswegs – gleich einem nieder-fahrenden Blitz – ein rein punktuelles Ereignis unmittelbar bei der Empfängnis Mariens (vgl. Lukas 1,35). Es war vielmehr eine äonen-übergreifende Bewegung aus allen Ewigkeiten und Zeiten heraus – von den Uranfängen der Zeit an (vgl. Lukas 1,78; Micha 5,1) – bis in den Moment der Empfängnis hinein, eine Bündelung und Verdichtung der Gottheit in dieses kleine unschuldige geschöpfliche Leben, ein Prozess der Niederkunft, der sich über Äonen hinstreckte und in der Empfängnis Mariens kulminierte (vgl. Text T80g). Ebenso ist die Himmelfahrt Jesu ein Prozess, der bis zur Vollendung der Äonen anhält, bis Christus wieder sein wird „Gott alles in allem“ ( Epheser 4,8-10; 1, 9-10; 1. Korinther 15,22-28; Text T34, T40).

Christus existierte also schon vor Seiner Geburt als der Mensch Jesus – wie Johannes der Täufer, der Ihm den Weg bereiten sollte, von Ihm bekannte: „NACH mir kommt jener, der schon VOR mir war“ (vgl. Johannes 1,23.15.30).

Daraus ergibt sich freilich die Frage: Was war Jesus vor seiner Mensch-Werdung? (vgl. Johannes 1,14) Wo war der vorgeburtliche, prä-existente Christus, da Er ja – wie eben dargelegt – schon seit den Uranfängen der Schöpfung nicht mehr in Gott, sondern bereits aus Gott heraus getreten war und eine Selbst-Ent-Äußerung Gottes aus sich selbst und unter sich selbst in die himmlische Schöpfung der Engelswelten, die mit Seinem Eintritt überhaupt erst ihren Anfang nahm. Christus war also der „Aufgang aus der Höhe“, dessen Ursrpünge von den Tagen der Urzeit und der Ewigkeit her sind (vgl. Lukas 1,78; Micha 5,1), der „Morgenstern“ aller „Morgensterne“ (vgl. Offenbarung 22,16; Hiob 38,7; Jesaja 14,12), DER Geist aller Geister (vgl. Hebräer 1,13-14) und Ober-Erz-Engel aller Engel (vgl. Apostelgeschichte 8,26.29; 27,23; 1. Thessalonicher 4,16). Wenn dem so ist, dann müssten sich aber doch schließlich auch schon Hinweise auf das vorgeburtliche Wirken des prä-existenten Christus im vor-christlichen alttestamentlichen Gotteszeugnis finden.

Und tatsächlich scheint es solch ein himmlisches Wesen gegeben zu haben, nämlich den “Engel des Herrn” (vgl. Text T78b, T80f). Durch Ihn erschien und sprach gleichsam Gott, der Herr, Jahwe selbst (vgl. Exodus 3,1-4), der sich als der ›ICH BIN‹ zu erkennen gab – wie später auch Jesus (vgl. Exodus 3,14; Johannes 8,58; 18,6), oder von sich bekundete, Sein Name sei zu groß und zu wunderbar, als dass er den Menschen mitgeteilt werden könne, was freilich auch wiederum nur für den Namen Gottes galt (vgl. Richter 13,18; Genesis 32,29-30; Offenbarung 19,12). Ganz dem entsprechend ließ sich dieser Engel des Herrn auch anbeten und Opfer darbringen, was keinem gewöhnlichen Engel gestattet war, Abgötterei dargestellt hätte (Genesis 15,7-10.17; Richter 6,19-23; 13,21-23; vgl. Offenbarung 22,8-9). Andererseits handelte es sich offensichtlich nicht um Gott, den Herrn, persönlich. Denn kein Mensch hätte es ertragen, die regelrecht zerschmetternde Herrlichkeit Gottes zu sehen (vgl. Exodus 33,20). Menschen allerdings, die den Engel des Herrn gesehen hatten, überlebten zu ihrem großen Erstaunen diese Begegnung, war für sie jener Engel doch kein anderer als der Herr selbst (vgl. Richter 6,22-24; 13,21-23). Trotzdem scheint dieser Engel doch nur eine Art himmlisches „Medium“ gewesen zu sein, also ein Mittler, durch den Gott erschien und sprach. In ihm also hatte man es zwar wohl mit Gott selbst zu tun, und doch war Er offensichtlich nicht der Herr selbst, sondern `nur´ der Engel des Herrn, dessen himmlischer Stellvertreter. Darin erfüllte jener Herren-Engel also bereits genau die Funktion, die später Christus einnahm (vgl. 1. Timotheus 2,4; Johannes 14,9; 2. Korinther 4,4; Kolosser 1,15; Hebräer 1,3).

Israel begegnete und verehrte den einen Gott in zwei Gestalten und zwei Zelten

Bezeichnender Weise sollte das Volk Israel dem Herrn auch ZWEI Zelte errichten. Das eine war die Stiftshütte, der Vorläufer des späteren Tempels. In jenem Zelt befand sich ein Raum, der als das Allerheiligste bezeichnet wurde, in dem Gottes Herrlichkeit wohnen wollte (vgl. Exodus 26,33; 25,22). Dieser Bereich war darum freilich keinem Sterblichen zugänglich. Allein der von Gott bestellte Hohepriester durfte einmal im Jahr am Versöhnungstag mit dem Blut eines Opfertieres dieses Allerheiligste betreten, um Sühne für das Volk zu erwirken (vgl. 3. Mose 16,2.12-13.16-17). Für diesen Vollzug zog sich aber die Heiligkeit Gottes aus dem Allerheiligsten zurück (vgl. 3. Mose 16,2), weswegen der Hohepriester auch Glöckchen am Saum seines Priestergewandes zu tragen hatte, der seinen Eintritt ins Allerheiligste anzeigen sollte, damit er nicht durch ein unvermitteltes Eintreten ins Allerheiligstes sterben würde (vgl. Exodus 28,33-35; Text T18c).

Ganz anders war es bei jenem zweiten Zelt, dem “Zelt der Begegnung”. Hier erschien der Herr dem Mose und sprach mit ihm wie mit einem Freund von Angesicht zu Angesicht (vgl. Exodus 33,7.9-11; 3. Mose 16,16). Dabei handelte es sich dann freilich wiederum um den Engel des Herrn. Und jenes Zelt befand sich bezeichnender Weise außerhalb des Lagers, wie später der Herr, Jesus Christus, auch außerhalb der Stadt gekreuzigt wurde (vgl. Hebräer 13,11-12).

Ebenso erscheint der Engel des Herrn (vgl. Sacharja 3,1-5), als Jahwe, der HERR selbst, der Herr der Heerscharen, in einer Vision des Propheten Sacharja als eine himmlische Entäußerung aus der Herrlichkeit des Herrn, aus welcher Er ausgesandt worden ist, Sein Volk zu erretten (Sacharja 2,10.12-13.14-17). Auch hier erscheint der HERR in einer mystischen Zweiheit aus sich selbst heraus.

Man kann also mit gutem Recht behaupten, dass das Volk Israel – trotz seines strengen Monotheismus, der ihm gebot, Gott als einen EINZIGEN zu verehren (vgl. 5. Mose 6,4; Exodus 20,3; Jesaja 43,10)eben diesen EINEN Herrn doch schon in ZWEI Gestalten an ZWEI verschiedenen Orten begegnete!

Der Engel des Herrn war ein himmlischer Fürsprecher wie später Christus

Es gibt aber noch ein viel einschlägigeres Indiz, dass den Engel des Herrn eindeutig als den präexistenten Christus ausweist: Dieser Engel des Herrn nämlich trat im himmlischen Gerichtssaal des Götterrates der heiligen Götterversammlung (vgl. 1. Könige 22,19; Hiob 1,6; 2,1; Psalm 82,1; Jesaja 14,13; Daniel 4,14; Text T22, T47) als der höchste Anwalt und Fürsprecher aller himmlischen Fürsprecher für die Menschen auf (vgl. Text T31a; Hiob 33,23; Matthäus 18,10), der sie gegen den Satan, den himmlischen Verkläger (vgl. Hiob 1,6-11; 2,1-5; Offenbarung 12,10), ins Recht setzte durch den Hinweis, dass Lösegeld für sie gefunden worden ist (Sacharja 3,1-5) – womit Er freilich schon auf das Sühneopfer Christi hinwies, mit welchem Jesus auf Golgatha die Menschen von Satan für Gott frei- und losgekauft hat (vgl. Galater 3,13-14; Römer 3,25; Offenbarung 5,9; 1. Korinther 6,20). Damit weist der Engel des Herrn eindeutige Züge Christi auf, der im Neuen Testament als der höchste Fürsprecher für alle gerühmt wird, weil Er alle für Gott erkauft hat mit Seinem Sühneblut und sich nunmehr gegen die Anklagen Satans für die Menschen vor Gott einsetzt und verwendet (vgl. Römer 8,31-34; 1. Johannes 2,1-2).

Damit war jene Herrlichkeits-Erscheinung des Engels des Herrn, die das Volk Israel in Gestalt einer überdimensionalen Wolken- und Feuer-Säule aus der Knechtschaft Ägyptens befreite und durch die Wüste ins gelobte Land führte, kein anderer, als der prä-existente himmlische Christus! (vgl. Exodus 13,21-22; 14,19-20.24; Text T18b)

Ebenso gleicht der himmlische Hohepriester Melchisedek in Seinem Amt Christus

Es gibt aber noch eine andere himmlische Gestalt, die mit Jesus Christus verglichen wird, nämlich den himmlischen Hohenpriester Melchisedek, ein göttliches Engelswesen, dessen Anfänge in überzeitlicher Unendlichkeit liegen. Darin, so heißt es, gleiche dieses göttliche Wesen dem Sohn Gottes, also Christus (vgl. Text T76c; Hebräer 7,1-3). “Melchi Zedek” heißt übersetzt “König der Gerechtigkeit” oder aber “Friedefürst” – eine Bezeichnung, welche sonst nur für den Messias Israels, also Jesus, gebraucht wird (vgl. Jesaja 9,5). Sein himmlisches Priestertum, so erklärt der Hebräer-Brief, steht noch über dem irdischen levitischen Priestertum, dem auch Aaron und seine Söhne angehörten (vgl. Hebräer 5,4; 2. Mose 6,16-20; 28,1; 4. Mose 3,6-10), da Abraham, als er Levi, einen späteren Abkömmling, „noch in den Lenden trug“, jenem himmlischen Hohenpriester den Zehnten gab, welcher nur Gott zusteht (vgl. Hebräer 7,4-10). Jesus wird mit jenem himmlischen Hohenpriester verglichen, da Er sich selbst als Sühneopfer darbrachte, was ihn als einen Hohenpriester „nach der Ordnung Melchisedeks“ auszeichnete (vgl. Hebräer 7,17.27; 9,26-28; 10,10-12; 2,10; 5,7-10; 7,11-28; Text T18a). Auch sei Christus wie jener himmlische Hohepriester in das himmlische Allerheiligste eingegangen, wo Er bis zu Seiner Wiederkunft verbliebe (vgl. Hebräer 8,1-2; 9,24.28; 10,19-20).

Es gibt also offensichtlich in den Himmeln ein himmlisches Engelswesen, das auch in jenen höheren Regionen jenen einzigartigen hohenpriesterlichen Dienst der Selbst-Opferung verrichtet hat, mit welchem der irdische Jesus verglichen wird, da Er auf Erden dasselbe tat (vgl. Hebräer 7,17.27; 9,26-28).

Die himmlischen Engelswesen brauchen ebenso Sühne wie die irdischen Menschen

Denn tatsächlich brauchen auch jene höheren himmlischen Heiligen, die Engel, Sühne, ließen sie sich doch alle in den Uranfängen durch den Aufstand Satans (vgl. Jesaja 14,12-14; Hesekiel 28,12-19) irritieren und verunsichern (vgl. Hiob 4,8; 15,15; 21,22), fielen jenem vielleicht sogar zunächst zu – in jenem großen Tohu wa Bohu, das über alle Himmel hereinbrach (vgl. Genesis 1,1-2), ehe in Christus der wahre “Lichtbringer” und “Luzifer”, der “Engel des Lichts” (vgl. 2. Korinther 11,14) als Licht aus Gott heraus trat (vgl. Genesis 1,3-5; Johannes 1,1-3; 2. Korinther 4,6) und wieder Klarheit in die große Irrung und Wirrung brachte, und sodann die Engel, die sich wieder zu Gott kehrten, als Kräfte des Lichts gegen die Mächte der Finsternis formierte (vgl. Lukas 22,53; Apostelgeschichte 26,18; Epheser 6,12; 1. Thessalonicher 5,4-5; 1. Petrus 2,9), welche deren Chaosfluten aus dem Kosmos drängten (vgl. Genesis 1,6-8; Hiob 26,12-13; 38,8.11; Offenbarung 12,3-4.7-9; 20,13; 21,2; Text T76a).

Der himmlische Melchisedek erbrachte das selbe Opfer wie auf Erden Jesus

Nun fragt man freilich mit Recht: Kann es denn noch einen zweiten, anderen, himmlischen Messias, ein weiteres Sühneopfer in den Himmeln für die Engel geben? Und dies ist freilich zu verneinen, denn Jesus Christus hat für alle Wesen, sowohl alle Himmlischen wie auch alle Irdischen, das EINMALIGE Sühneopfer (vgl. Hebräer 9,26-28; 10,10) zur Versöhnung für ALLE erbracht (Kolosser 1,19-20; Epheser 1,10; 1. Johannes 2,2; 2. Korinther 5,18). Entsprechend identifiziert sich Jesus auch mit jenem himmlischen Hohenpriester, als Er Seinen Zeitgenossen von sich bekennt, Abraham habe über die Begegnung mit Ihm frohlockt, als Er ihm in Brot und Wein sogar schon Sein Abendmahl reichte – mit der Erklärung: „Denn ehe Abraham war, BIN Ich.“ (Johannes 8,56-59; Genesis 14,17-20; Text T31b, T35, T80c, T80d).

Ebenso führt der Hebräer-Brief aus, dass Christus auf Zeit unter die Engel gesetzt wurde (vgl. Hebräer 2,6-8), um hernach, als Er wieder in den Himmeln eingeführt wird (vgl. Hebräer 1,6; Kolosser 1,18), als der himmlische Gesalbte, Messias, über alle Engel gesetzt zu werden als „Gott von Gott“ (Hebräer 1, 4-14). Hier wird jenem wieder-erweckten Herren-Engel sogar zugesprochen: „Mein Sohn bist du, heute habe Ich dich gezeugt!“ (vgl. Hebräer 1,5). Damit ist aber freilich, wie schon der Kontext anzeigt, keine Zeugung im biologischen Sinne gemeint: Vielmehr wurde mit diesem göttlichen Bekenntnis zum Ausdruck gebracht, dass der in die Himmel aufgefahrene Christus gleichsam von Gott als Sein Sohn „adoptiert“ wurde (vgl. Römer 1,4-6), gleichsam das Erbe Gottes antrat (vgl. Johannes 3,35; 5,22-23; 10,29; 13,3; 16,15) und Ihm damit der Name Gottes selbst gegeben wurde, der über allen Namen ist (vgl. Philipper 2,9-11), so dass nunmehr allein der Sohn geehrt werden sollte, wie einstmals der Vater, und dem Vater alle Ehre dargebracht werden sollte in und über dem Sohn, der Er selbst letztlich ist (vgl. 1. Johannes 5,20).

So gibt es also kein anderes Opfer für irgendein Gottes-Geschöpf, sei dies nun in den Himmeln oder auf Erden, als dieses EINE Opfer, dass Gott selbst in Seiner Lebenshingabe für alle dargebracht hat, wie Er von allen Uranfängen auch bei sich schwor: „Ich will Meine Ehre keinem anderen lassen!“ (vgl. Jesaja 42,8.12; 45,24).

Der himmlische Melchisedek und Heilige Geist
ist ein anderer als der irdische Jesus – und doch kein anderer

Nun stellt sich aber doch die Frage, warum dann, wenn jener himmlische Hohepriester Melchisedek kein anderer als der irdische Jesus ist, von Ihm doch im Hebräer-Brief wie von einem ANDEREN gesprochen wird, der dem Sohn Gottes gleicht (Hebräer 7,3) – wie umgekehrt von Jesus, dass Er AUCH ein Priester „nach der Ordnung Melchisedeks“ ist (Hebräer 7,17), also auf Erden dasselbe Opfer der Selbst-Hingabe erbracht hat, wie in den Himmeln offensichtlich jener himmlische Hohepriester (Hebräer 7,27).

Dieser etwas irritierende Umstand klärt sich vielleicht durch die Ankündigung Jesu, dass nach Seinem Weggang ein ANDERER käme, den Gott an Seiner Stelle zu ihnen senden werde, also eine ANDERE Person, nämlich der Heilige Geist, durch welchen aber der Herr, Jesus, selbst zu den Seinen zurück kehren wollte (vgl. Johannes 14,15-18). Petrus erklärt, dass Jesus, als Er „nach dem Fleisch“, also als Mensch starb, „nach dem Geist“ wiederbelebt wurde, also gleichsam als jener Heilige Geist auferstand (vgl. 1. Petrus 3,18). Auch der Apostel Paulus erklärt, dass der Heilige Geist kein anderer als Jesus sei (2. Petrus 3,17), und die Gäubigen Christus nicht mehr als den irdischen Jesus kennen würden, sondern als einen ANDEREN, nämlich eben diesen Geist (vgl. 2. Korinther 5,17). Der Heilige Geist ist also ein GANZ ANDERER als es der irdische Jesus war, nämlich nach Seinem himmlischen Wesen und Seiner gottgleichen Natur, und doch KEIN ANDERER als eben dieser Jesus, der als Mensch unter uns Menschen war. In der Himmelswelt erscheint jener Heilige Geist unter den Engeln, die allesamt dienstbare Geister Gottes sind (Hebräer 1,14) auch ganz offensichtlich (wieder) als der Engel des Herrn, wird Er doch in Hebräer 1,1-14 und 2,6-8 mit den Engeln verglichen. Ebenso wird der Geist Gottes, der zu dem Diakon Philippus sprach, als Engel des Herrn bezeichnet (vgl. Apostelgeschichte 9,29.26); und der Apostel Paulus, der sich als Diener Jesu Christi rühmte (vgl. Römer 1,1), spricht einmal von dem Engel Gottes, dem er diene (vgl. Apostelgeschichte 27,23). Schließlich verheißt er, dass Christus einstmals die Seinen mit der gewaltigen, machtvollen Stimme des Erz-Engels zu sich in die jenseitigen Himmel rufen würde (vgl. 1. Thessalonicher 4,16).

Im Heiligen Geist, zu dem Christus wurde, ist also gleichsam der Engel des Herrn in den überirdischen Himmeln wieder erstanden und wieder eingeführt worden (vgl. Hebräer 1,6; Kolosser 1,15.18). Jener Heilige Geist und Engel des Herrn ist einmal freilich ein ganz anderes Wesen, eine ganz andere Person als der irdische Jesus, nämlich einer der himmlischen Herrlichkeiten (vgl. 2. Petrus 2,10) und Götter, der Engel (vgl. Psalm 82,1.6; Hiob 1,6; 2,1; Daniel 2,47; 4,14), ja mehr noch, über sie alle gesetzt und erhoben als „Gott von Gott“ (vgl. Hebräer 1,9). Nicht anders verhält es sich auch mit dem himmlischen Hohenpriester Melchisedek. Als ein himmlisches Geschöpf, das dann freilich kein anderes Wesen war als der Engel des Herrn, war jener Melchisedek eine ganz andere Person als der irdische Jesus, und doch kein anderer als der vor-geburtliche Jesus, der prä-existente himmlische Christus, der auf dem Weg Seiner Niederkunft von allen Ur-Anfängen an „alle Himmel durchschritten hat“ (vgl. Text T82a; Hebräer 4,14), ein göttliches Engelswesen, dessen Anfänge in überzeitlicher Unendlichkeit liegen (vgl. Text T76b; Hebräer 7,1-3.28; 2,10; 5,10).

Wenn nun aber Jesu Tod auf Erden als Irdischer die Voraussetzung für die Wiedererstehung des Engels des Herrn und himmlischen Melchisedek, des Heiligen Geistes, in der Himmelswelt war (vgl. Johannes 16,7), so ist klar, dass – umgekehrt – in der Himmelswelt der Tod des Engels des Herrn und himmlischen Melchisedek eintreten musste, als Voraussetzung dafür, das der irdische Jesus werden konnte. In der Himmelswelt muss sich also tatsächlich eine unglaubliche Ungeheuerlichkeit vollzogen haben, wie sie von den Uranfängen an noch nicht gesehen wurde: Eines jener gott-gleichen himmlischen Wesen, die doch eigentlich ewig leben (vgl. Hebräer 7,3), kam zu Tode und starb!

Der himmlische Melchisedek ließ sich ebenso hinschlachten wie der irdische Jesus

Es wird sich also in der Himmelswelt mit dem himmlischen Melchisedek Ähnliches abgespielt haben wie in der irdischen Welt mit dem irdischen Melchisedek, wie es wohl auch sein muss, wenn denn alle irdischen Geschehnisse ein Spiegel und Abbild von weit größeren, himmlischen, kosmischen Ereignissen sind, wie es nach jüdischer wie kabbalistischer wie astrologischer Auffassung der Fall ist (vgl. Richter 5,20; Hebräer 8,5; 9,23-24; 10,1; Text T76e, T78c, T75, T84b).

Vielleicht hat sogar der Erz-Engel Michael, der nächst-stehende Mitstreiter des Engels des Herrn (vgl. Daniel 10,13; 12,1; Offenbarung 12,7), den himmlischen Melchisedek davon abhalten wollen, sich selbst den satanischen Horden zu überantworten, da einsehbar war, dass jene Bestien über Ihn herfallen und Ihn zerfetzen würden, wie einst Petrus Jesus davon abhalten wollte, ins Martyrium zu gehen (vgl. Matthäus 16,21-23). Und vielleicht hat jener himmlische Melchisedek Seinen nächsten himmlischen Mitstreitern dasselbe gesagt wie Jesus Seinen Jüngern: „Es ist euch gut, dass Ich hingehe! Denn sonst kann der Messias nicht kommen, der alle Welt erlösen wird.“ (vgl. Johannes 16,7; Kolosser 1,19-20)

Die Inkarnation und Fleischwerdung des himmlischen Christus
vollzog sich in Form einer Reinkarnation nach Seinem himmlischen Vergehen

Jener Herren-Engel wurde also wirklich gleichsam ausgelöscht, um als ein menschliches Wesen eine völlige Neu-Werdung erfahren zu können. Der Engel des Herrn wurde gleichsam in die Nicht-Existenz geworfen, um dann – wie jedes irdische Geschöpf aus eben dieser Nicht-Existenz ins Dasein gerufen zu werden (vgl. Römer 4,17; 5. Mose 18,15.18).

Der Zustand Verstorbener gleicht nämlich dem von noch nicht Geborenen. Sie sind in gleicher Weise gleichsam nicht-existent (Prediger 4,2-3; 9, 5-6.10). Auch befindet sich die „Halle der ungeborenen Seelen“ offensichtlich ebenso wie das Totenreich in der Unter-Welt, in den Tiefen der Erde (vgl. Psalm 139,15; 63,10; Matthäus 12,40). Der Akt der Toten-Erweckung ist kein anderer wie der, wenn etwas Nicht-Existentes zu einer Geburt ins Dasein gerufen wird (vgl. Römer 4,17). Jesus wurde also wie jedes irdisch-menschliche Wesen, gleichsam wie aus dem Nichts erschaffen und erweckt – wie ohne jede „himmlische“ Vorgeschichte (vgl. Galater 4,4; Text T9b, T79a, T82d). Er ist uns auch in Seinen irdisch-geschöpflichen Anfängen in allem gleich geworden (vgl. Philipper 2,7), dass Er gleichsam aus dem Nichts heraus gerufen wurde, auf dass Er sei (vgl. Römer 4,17). Gott ließ Jesus also wirklich gänzlich aus unserer Mitte und aus unserem Menschengeschlecht als eine menschliche Seele „erstehen“ (vgl. 5. Mose 18,15.18; Hebräer 2,11), als den „letzten Adam“, die letzte menschliche Seele, auf der darum auch die allerletzte Hoffnung auf Erlösung für unser ganzes Geschlecht lag (vgl. Hiob 19,25; 1. Korinther 15,21.45; Text T79b).

Im Rückschluss aber bedeutet dies, dass hier die Gottheit, die sich in eben diesem Jesus, der in Zeit und Geschichte einen realen geschöpflichen Anfang nahm und erst wurde, ewig wieder-erkennt und findet (vgl. 1. Petrus 1,20), gleichsam Ihre eigenen Ursprünge in einem geschöpflichen Werden wiederfindet! Manchmal wird ja gefragt, Gott müsse doch auch einmal geworden sein: Das ist Er auch, als jenes Menschenkindlein Jesus! (vgl. Text T82*) Die Schöpfung erblickt in ihrer eigenen Mitte die Geburt ihres eigenen Schöpfers! Und Maria als Mutter Jesu war tatsächlich auch die Mutter Gottes!

Mit anderen Worten: Die Inkarnation Christi, Seine Fleischwerdung, vollzog sich in Form einer RE-Inkarnation, einer Wiedergeburt (vgl. Text T27, T80h, T84c). Und diese Wiedergeburt kam der Auferstehung als ein anderes, völlig neues Wesen gleich (vgl. Matthäus 19,28; 1. Korinther 15,36-37; Römer 4,17).

Genau so wird auch im Buddhismus Reinkarnation erklärt: Reinkarnation vollzieht sich also nicht in der Form einer Seelen-WANDERUNG, in der eine immer gleich-bleibende unsterbliche Seele nur die Körper wie Hüllen oder Kleider wechselt (Metem-Psychose, Trans-Migration), sondern vielmehr im Sinne einer Seelen-WANDLUNG oder eines Seelen-TAUSCHs (Palin-Genese), dass mit jedem neuen Körper auch eine neue Seele angenommen wird und entsteht, wie die jeweilige Verkörperung schließlich auch eine gänzlich neue, anders geartete Persönlichkeit mit sich bringt (vgl. Text T37, Ökumenische Beratungsstelle / Texte / Reinkarnation). Freilich: der Kern des Wesens, seine innerste spirituelle Ausrichtung, bleibt. Alles andere, was vorher war, ist aber gleichsam gänzlich verloren, und ein gänzlich Neues wird gebildet.

Ebenso war es auch bei der Re-Inkarnation Jesu. War Er vorher ein gott-gleiches omni-potentes Himmelsgeschöpf, so nunmehr ein ohnmächtiges Menschenkindlein, das sich erst entwickeln musste (vgl. Lukas 2,40) und auch hier in seinen Entfaltungsmöglichkeiten unendlich weit unter denen von Engeln blieb. Alle Wunder nämlich, die Jesus auf Erden wirkte, konnte Er nicht etwa darum vollbringen, weil Er ein Super-Wesen war, sondern allein aus Seinem beständigen Verbunden-Sein mit dem Vater (vgl. Johannes 3,27; 5,19; 14,10). Wie jeder andere Heilige vor oder nach Ihm, wirkte auch Jesus einzig aus der Kraft des Heiligen Geistes, mit dem Er bei Seiner Taufe gesalbt wurde (vgl. Johannes 1,32; Lukas 11,20; Matthäus 12,24.32).

Wie das möglich ist, dass der irdische Jesus durch den Heiligen Geist wirken konnte, wenn jener doch zuvor den himmlischen Tod erleiden musste, damit der irdische Jesus überhaupt werden konnte (vgl. Johannes 16,7), wird im vorausgehenden Kapitel behandelt. (Text T80i)

Der präexistente Christus muss also zuvor in der himmlischen Welt als Engel gestorben sein, um alsdann wie aus dem Nichts, aus völliger Nicht-Existenz (wie gleichsam ohne jede überirdische Vorgeschichte) als irdischer Jesus wiedergeboren werden zu können. Und hier entstand tatsächlich eine völlig neue, anders geartete Existenz! Dies wird schon daran deutlich, dass Christus nicht mehr einen kraftvollen, unsterblichen himmlischen Astral-Leib mehr hatte (vgl. 1. Korinther 15,39-43), sondern als Leibesfrucht Marias (vgl. Lukas 1,42) in einen von Schwachheit und Leid-Anfälligkeit wie Begierden befallenen (vgl. 1. Petrus 2,11) menschlichen Leib hinein geboren wurde – in unser von „Erbsünde“ belastetes versuchliches „Sünden-Fleisch“, gleichwie wir (vgl. Hiob 14,4; Markus 10,18; Römer 8,3; Hebräer 4,15; 5,7-8; Text T9a). Schon allein dieser Eingang in solche Schwachheit, Leid-Anfälligkeit, Verweslichkeit, Versuchlichkeit, muss schon der Anfang Seines Martyriums, Seiner Passion auf Erden gewesen sein! (vgl. Text T84a) Christus musste sich hier gleichsam ganz real „ohne jedes Netz“ wirklich ganz und total „von unten her“ erst all Seine göttliche Heiligkeit und Erhabenheit und Unversuchlichkeit leidvoll erringen, die Er „später“ als Gott – allein darum! – ewig in sich vorfindet (vgl. Hebräer 2,10-11.14; 4,15; 5,7-8; Jakobus 1,13; Text T60, T80e, T82c).

Der Tod und die Auferstehung Jesu auf Erden ist eingebettet
in den Tod und die Auferstehung des Engels des Herrn in den Himmeln

Damit liegt Jesu Eingang in unsere Welt als ein irdisches Geschöpf zwischen Seinem Tod und Seiner Auferstehung in der uns übergeordneten himmlischen Welt als ein himmlisches Geschöpf, ebenso wie Sein Eingang in die Unter-Welt des Totenreiches zwischen Seinem Tod und Seiner Auferstehung in unserer Welt (vgl. Text T79*). Denn unsere irdische, sichtbare Welt stellt gleichsam die Unter-Welt zur himmlischen Welt der Engel dar.

Andernfalls würde es zwei unterschiedliche Erlöser geben, den himmlischen Melchisedek für die Himmlischen wie den irdischen Melchisedek für die Irdischen. Dies kann aber nicht sein, da es nur EINEN Erlöser für ALLE gibt, den Herrn selbst. Der himmlische Melchisedek und Engel des Herrn ist also der präexistente Christus – und Jesus dessen irdische Wiedergeburt. Denn es kann nur EINEN geben, EINEN himmlischen wie irdischen Hohenpriester „nach der Weise und Ordnung Melchisedeks“, der ewige Sühne für alle erwirkt durch Sein eigenes Opferblut (vgl. Hebräer 5,6.9; 7,3.21.25-28).

Die Selbst-Hingabe Christi ist ein äonen-übergreifendes trinitarisches Geschehen

Ebenso ist jenes himmlische Opfer des himmlischen Melchisedek im Eigentlichen kein neues, weiteres Opfer neben Seinem irdischen Opfer, sondern Teil der Selbst-Aufopferung und Lebens-Hingabe Gottes, die schon in den Ur-Anfängen begann (vgl. Hebräer 9,26), wo Gott gleichsam den göttlichen Tod starb, als Er sich im Zuge Seiner Ent-Äußerung Seines Gott-Seins entledigte wie ein Irdischer Selbst-Mord begeht, wenn er sich ent-leibt und seiner leiblichen Existenz ent-äußert (vgl. Philipper 2,6; Text T80a). In den Uranfängen starb Gott also nach Seiner Gottheit, um ebenso in einer Form von Wieder-Geburt der „Erst-Geborene“ aller Schöpfung (vgl. Kolosser 1,15), ein himmlisches Geschöpf, der Engel des Herrn zu werden. Und erst in der Vollendung der Äonen, wenn der Geist Christi alles wieder in sich zusammen-gefasst hat und wieder in den Vater ein- und aufgeht als >Gott alles in allem<, wird Gott nach Seiner allumfassenden Gottheit erst gleichsam wieder-erstehen (vgl. Epheser 1,9-10; 1. Korinther 15,28).

Die Selbst-Hingabe Jesu Christi am Kreuz ist also gleichsam nur die Spitze des Eisbergs, die Enthüllung eines göttlichen Geschehens, dass alle Äonen wie auch die ganze trinitarische Fülle der Gottheit umfasst. Uns stellt es sich zwar so dar, als würde sich Gott durch die ganze Weltgeschichte mehrfach opfern, in Wahrheit aber ist dies alles nur der Vollzug des einen, ewigen, alles umgreifenden Gottes-Opfers (vgl. Hebräer 9,26). Denn so verhält es sich ja schließlich auch, dass Christus mit jedem Seiner geliebten Geschöpfe, das irgendwo auf Erden niedergemacht wird und zugrunde geht, in Seinem unendlichen Mit-Fühlen gleichsam mit dahingeschlachtet wird (vgl. 2. Korinther 11,9; Hosea 11,8; Klagelieder 1,12; 2,11). Das Leiden aller Kreatur ist Teil des unendlichen Leidens Christi! (vgl. Matthäus 25,45; Jesaja 53,4; Kolosser 1,24) Und wo immer ein Gotteskind seine kindliche Unschuld verliert und den Sündenfall Adams wiederholt (Römer 5,14): Stirbt da nicht gleichsam das Christuskind in jenem Kind? Wird da nicht Sein Geist ausgelöscht und Christus gleichsam abermals gekreuzigt? (vgl. 1. Thessalonicher 5,19; Hebräer 6,4-6; 1. Korinther 15,31)

Die Selbstaufopferung Christi, Seine Lebenshingabe, auf dass wir leben könnten, ist also nicht nur ein punktuelles Ereignis in der Heilsgeschichte, sondern letztere nur eine Ent-Hüllung und Offenbarung desselben (vgl. 1. Timotheus 3,16) als einem ewigen, äonen-übergreifenden (wenn auch einmaligen, ganz einzigartigen, unvergleichlichen) innergöttlichen Prozess (vgl. Hebräer 9,25-26), in den die ganze trinitarische Christus-Gottheit einbezogen ist! (vgl. Text T80b)wie Blaise Pascal erschüttert erkannte: „Bis ans Ende der Tage wird die Agonie Jesu Christi andauern! Nicht schlafen darf man bis dahin!“ (vgl. Text T36, T52)

Christi Opfertod vollzog sich also ebenso in der himmlischen Welt vor den Augen der Himmlischen wie in der irdischen Welt vor den Augen der Irdischen – und war letzten Endes für alle nur eine Enthüllung (und Offenbarung, Sichtbar-Machung) eines ewigen, äonen-übergreifenden inntergöttlichen Prozesses der Selbst-Hingabe und Selbst-Ausschüttung der Gottheit, der Austeilung Ihres Lebens an alle (vgl. Jesaja 53,12).

Christus führt Himmlische wie Irdische mit sich in die Auferstehung zum Leben

Dabei erfüllte sich auch das göttliche Wort an die Engel in der Götterversammlung: „Fürwahr: Götter seid ihr. Doch in dem EINEN Menschen sollt ihr alle sterben!“ (Psalm 82,1.6-7; 2. Korinther 5,14-15). So wurden durch diesen himmlischen Tod des präexistenten Christus alle himmlischen Wesen versöhnt, wie durch den Tod des irdischen Jesus alle irdischen Wesen (vgl. Kolosser 1,20; Hiob 4,18; 15,15). Und so hat Christus wirklich ausnahmslos alle Geschöpfe in den Himmeln wie auch auf Erden mit sich in den Tod genommen, auf dass sie mit Ihm auferstehen und ewig leben möchten (vgl. 2. Korinther 5,14-15). Er hat ihren geistlichen, spirituellen Tod in den Tod gegeben, um sie alle dem wahren Leben in glückseliger Gotteskindschaft wieder zuzuführen (vgl. Epheser 2,1-10; 2. Korinther 5,17; Offenbarung 21,5; Römer 8,21).

Darum werden auch alle Satans-Engel mit ihrem Anführer, den Erz-Widersacher (vgl. Offenbarung 12,3-4.7-9), obwohl sie doch unsterbliche Wesen sind (vgl. Hebräer 7,3), doch noch den Tod erleiden, wenn sie allesamt in das alles verzehrende Feuer (Hebräer 12,29) des ewigen Feuersees geworfen werden (vgl. Matthäus 25,41; Offenbarung 20,10.13-15). Dieser Tod, den dann selbst alle Engel erleiden müssen, bedeutet jedoch ebenso wenig eine endgültige Auslöschung ihrer Existenz wie endlose Höllenqualen. Vielmehr heißt es, sie werden dort „Schaden leiden“ (Offenbarung 2,11). Ebenso spricht Paulus davon, dass manche von den Höllenfeuern, die alles Gottlose verzehren (Hebräer 12,29), „Schaden erleiden“ werden, selbst aber dadurch gerettet werden – wenn auch durch dieses Höllenfeuer hindurch (2. Korinther 3,15). So bringt jener sogenannte zweite Tod schließlich auch allem Tod selbst den Tod (vgl. Offenbarung 20,14)also gerade auch jedem spirituellen Tod den Tod, und damit wiederum spirituelles Leben (vgl. Epheser 2,1-3).

Denn wie Christus für ausnahmslos ALLE
in den Himmeln wie auf Erden gestorben und auferstanden ist,
so werden in Ihm auch ausnahmslos ALLE
ihres geistlichen Todes sterben
und zu wahrem spirituellem Leben auferweckt werden!
(vgl. 2. Korinther 5, 14-15).

Das ist auch das großartige Christus-Evangelium, wie es in dem Buch Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium entfaltet wird, auf das diese Web-Seite hinweisen will.

Bezogen auf das behandelte Thema

im acht-bändigen Werk “Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium” (SXP)

SXP VII, 64: unter Jesus Christus als der Allerhöchste, der zum Allerniedrigsten wurde,
in Wahrheit auch über dem Vater und dem Geist stehend,
darum rechtens mit dem Namen über allen Namen betraut,
weil Er alles – Schöpfer und Schöpfung, Höchstes und Niedrigstes –
in sich zusammenfasst und vereint
SXP I, 165: Er ist auch der himmlische Melchizedek,
der, nachdem Er bei der Erschaffung der irdischen Welt
die Finsternismächte zurückdrängte,
für die Himmlischen den himmlischen Erlösertod starb,
wie für die Irdischen den irdischen Erlösertod
SXP I, 211: Verderben und Tod brachte bereits Satans Aufstand in die Welt;
als die Drachengestalt Rahab stürzte er alles
in Verfinsterung, Chaos und Durchwühlung
und forderte Christus heraus, als Engel des Herrn
und himmlischer Melchizedek in die Engelswelt zu treten,
um Licht von Finsternis zu scheiden,
die seither in wechselvollem Widerstreit liegen
SXP V, 244: Das große kosmische Mysterium von Christi Entäußerung:
Sein Sühnetod als der himmlische Hohepriester Melchizedek
auch für die gefallenen Engel
SXP III, 125: unter Jesus hatte schon angekündigt, dass der Geist
noch weitere Unfasslichkeiten zu verkünden hätte:
Anstößigkeiten also, wie die, dass Er in vielen Göttern zu finden sei,
was als Aufruf zu Abgötterei erscheint –
ebenso wie schon der Anspruch des Menschen Jesu,
auch Gott zu sein; –
die Offenbarung dieser Erkenntnisse
schon unmittelbar nach Jesu Kommen
hätte zur damaligen Zeit vollends überfordert

weitere Fundstellen im Nachschlagewerk der ›Fundgrube‹ unter

  • Melchisedek – Melchi-Zedek – Engel des Herrn

  • Opfer Christi umfasst die ganze Gottheit
    und ist ein endloses, Äonen überspannendes trinitarisches Geschehen

  • Entäußerung – die dreifache Hingabe der ganzen Fülle der Gottheit

  • Höllen: beenden allen geistlichen Tod im zweiten Tod, des Todes Tod –
    und bringen so Leben (Apk 20,14-15)