32 – Ahnenkult und Heiligenverehrung
Matteo Ricci war mit seiner China-Mission so erfolgreich,
weil er den Ahnenkult des Konfuzianismus achtete
und mit der christlichen Heiligenverehrung verband.
Inhalt – in aller Kürze
Nach christlichem Glauben gehen Christen beim Verscheiden in die Himmel ein.
(vgl. Lukas 23,43; 16,22; Philipper 1,21.23; 2. Korinther 12,2-4; 5,1-8; Philipper 3,20; Galater 4,26; Johannes 11,25-26; 5,24; Lukas 20,38)
Dort verbleiben sie bis zu ihrer Auferstehung.
(vgl. 1. Korinther 15,35-53; 1. Thessalonicher 4,13-15)
Nach dem Glauben der „alten“ christlichen Kirchen (der Römisch-Katholischen Kirche, der Griechisch- und Russisch-Orthodoxen Kirche und der Koptischen Kirche)
umschirmen und geleiten die Heiligen aus den Himmeln die Gläubigen auf Erden gleich den Engeln in Fürbitte, durch Erscheinungen und mit Wundern
(vgl. Matthäus 22,30; 18,10; Hebräer 12,22-23.1; Hiob 33,23-24; Lukas 9,31).
Christus wirkt durch die himmlischen Christen ebenso wie durch die irdischen Christen.
Der China-Missionar Matteo Ricci (1552-1610) verband den chinesischen Ahnenkult mit der katholischen Heiligenverehrung.
Nach katholischer Auffassung fahren Nicht-Christen aber (bis zum Jüngsten Gericht) ins Totenreich völliger Umnachtung und dürfen darum nicht angerufen werden.
(vgl. Prediger 9,5-6.10; Offenbarung 20,13; 5. Mose 18,10-11; 1. Samuel 28,9; Jesaja 8,19-20)
Den Gläubigen anderer Religionen wurde der Himmel abgesprochen. Zurecht?
(vgl. Maleachi 1,11-14; Jesaja 41,4-7; Lukas 10,25-37; Matthäus 8,5-12; Römer 2,14-16.26-29; Johannes 14,2; 10,16)
Die Ächtung des chinesischen Ahnenkultes führte zur Ächtung des Christentums. Dieser Ritenstreit führte zum Verbot des Christentums in China durch Kaiser Yong-Zheng im Jahr 1724.
Wer sich Offenheit für seine eigene Glaubens-Vermittlung wünscht, muss ebenso aufgeschlossen für die Glaubens-Erfahrungen anderer sein, (vgl.Philipper 4,8; 1, Korinther 13,9; 3,18; Matthäus 7,1-2.12; 1. Korinther 9,19-22) die sich wirkungsgeschichtlich auch nicht von ungefähr bewährt haben.
(vgl. Apostelgeschichte 5,38-39)
Im Überblick
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Der Ahnenkult in anderen Religionen entspricht der christlichen Heiligenverehrung
- Nach christlicher Vorstellung gehen Christen beim Verscheiden in die Himmel ein
- Die Anrufung der Heiligen Christi ist keine Totenbeschwörung. Denn Ihm leben sie alle!
- Manche Christen sehen in der Heiligen-Verehrung Abgötterei! Nur einer hilft: Christus!
- Andere glauben, dass Christus durch die jenseitigen wie die diesseitigen Christen wirkt
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Der China-Missionar Matteo Ricci verband den chinesischen Ahnenkult mit der katholischen Heiligenverehrung
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Diese tolerante Verbindung wurde jedoch von der katholischen Kirche verboten
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Die Ächtung des chinesischen Ahnenkultes führte zur Ächtung des Christentums
- Mit welchem Recht kann man Andersgläubigen das Heil Christi absprechen?
- Warum sollten Anders-Gläubige nicht auch ihre Himmel und ihre Heiligen haben?
- Mit welchem Recht kann man überhaupt jemanden den Himmel absprechen, der aus der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit liebevoll und barmherzig lebt?
- Gläubige anderer Religionen erfahren sich nicht nur von ihren Heiligen, sondern auch von ihren nächsten Anverwandten und Ahnen persönlich umschirmt
- Wer darf Andersgläubigen diese Erfahrung mit deren Heiligen absprechen, wenn er diese zugleich für sich selbst beanspruchen und sich nicht nehmen lassen will?
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Nur wer offen für die ebenso achtenswerten Glaubens-Erfahrungen anderer bleibt, wird bei diesen Aufgeschlossenheit für seine eigenen Erfahrungen finden
Der Ahnenkult in anderen Religionen entspricht der christlichen Heiligenverehrung
Der Ahnenkult in anderen Religionen ist im Wesen nichts anderes als die Heiligenverehrung in den „ältesten“ christlichen Kirchen, in der Römisch-katholischen oder der Griechisch- und Russisch-orthodoxen wie der Koptischen Kirche (vgl. Text T16a, T49f).
Nach christlicher Vorstellung gehen Christen beim Verscheiden in die Himmel ein
Nach christlicher Auffassung gehen Christen beim Verscheiden ins jenseitige Himmelreich ein (vgl. Lukas 23,43; 16,22; Philipper 1,21.23; 2. Korinther 12,2-4; 5,1-8), wo sie bis zu ihrer leibhaftigen Auferstehung verbleiben (vgl. 1. Korinther 15,35-53; 1. Thessalonicher 4,13-15; Text T49a). Sie sind dort zwar leiblos (vgl. 2. Korinther 5,6-8), jedoch gleichsam ummantelt von pneumatischen Auferstehungsleib Christi, welcher sich bei Jesu Geist-Werdung und Erhöhung zu Gott gleichsam universal über alles ausgeweitet hat (1. Petrus 3,18; Epheser 4,8-10). Durch ihre geistliche Wiedergeburt (vgl. Johannes 3,5) sind sie in den allgegenwärtigen Geist Christi eingetaucht worden und damit zu Gliedern Seines Leibes geworden (vgl. 1. Korinther 12,13; 6,15; Epheser 1,22-23), den sie ihrerseits mit jedem Abendmahl in sich aufnehmen (vgl. 1. Korinther 10,16). Darum nehmen sie ihre Leiblosigkeit im himmlischen Paradies eigentlich überhaupt nicht wahr (vgl. 2. Korinther 12,2). Die Befreiung von ihrem mit Schwäche und Begierden befallenen Sündenleib beim Verscheiden stellt für sie gleichsam schon einen Gewinn dar (vgl. Römer 7,24; 8,23; Matthäus 22,30). Auch kommen sie vom Glauben ins Schauen (vgl. 2. Korinther 5,7). Dessen ungeachtet stellt der Erhalt eigener kraftvoller pneumatischer Astral-Leiber bei der einstigen Auferstehung nochmals einen enormen Zugewinn dar (vgl. 1. Korinther 15,42-44; Text T49e).
In den „alten“ Kirchen, in der Römisch-katholischen, der Griechisch- und der Russisch-orthodoxen wie Koptischen Kirche ist man der Überzeugung, dass die verstorbenen Christen regen Anteil an allem nehmen, was auf Erden geschieht (vgl. Offenbarung 6,9-11), und – gleich den Engeln (vgl. Matthäus 22,30) – in Fürbitte für ihre Geschwister auf Erden, die noch durch manche Prüfungen hindurch müssen (vgl. Apostelgeschichte 14,22; Hiob 1,10-12; 2,5-6), eintreten (vgl. Hiob 33,23-24; Matthäus 18,10), sie umschirmen (vgl. Hebräer 12,22-23.1), ihnen mitunter sogar erscheinen, göttliche Weisungen übermitteln (vgl. Lukas 9,31) und auf wundersame Weise, etwa durch Heilungen aus den Himmeln heraus helfen können – mitunter sogar über das Medium ihrer Reliquien (vgl. Apostelgeschichte 5,15; 19,12; 2. Könige 13,21; 2.8.13).
Die Anrufung der Heiligen Christi ist keine Totenbeschwörung. Denn Ihm leben sie alle!
Die Anrufung von verstorbenen Christen sieht man nicht als Totenkult oder Totenbeschwörung an, welcher nach dem göttlichen Gebot verboten ist (vgl. 5. Mose 18,10-11; 1. Samuel 28,9.13-19; Jesaja 8,19-20; Text T49g). Denn nach dem christlichen Glauben fahren gläubige Christen schließlich nicht mehr ins Totenreich und müssen den Tod niemals schmecken (vgl. Matthäus 16,28). Jenes Totenreich, ein Reich der Finsternis und völliger Umnachtung in einem Zustand totaler Bewusstlosigkeit, erwartete die Gläubigen lediglich in der Zeit vor Christus (vgl. Prediger 9,5-6.10; Jesaja 38,10-12.18; 5. Mose 31,16; Matthäus 9,24). Christus allerdings ist nach Seinem Sühnetod am Kreuz, wo Er alle gläubigen Seelen vom Tode freigekauft hat (vgl. Römer 6,23; Kolosser 2,14-15), in dieses Totenreich hinab gestiegen und hat von dort all die Seinen befreit und mit sich ins himmlische Paradies, das „Jerusalem droben“, geführt (vgl. 1. Petrus 3,18-19; 4,6; Epheser 4,8; Matthäus 27,51-53; Nikodemus-Evangelium 17-25; Johannes 14,2; Philipper 3,20; Galater 4,26; Text T79). Entsprechend fahren gläubige Christenseelen nunmehr – nach Christi Hadesfahrt – direkt ins Himmelreich Christi. Schließlich hatte Christus verkündigt, dass alle, die an Ihn glauben, nicht mehr sterben müssen, also bei ihrem Verscheiden keinen Tod erfahren, sondern eingehen ins jenseitige Leben: „Wer an Mich glaubt, stirbt NIE, sondern ist vom Tod ins Leben durchgedrungen“ (vgl. Johannes 11,25-26; 5,24). Wenn man sich an verstorbene Christen wendet, wendet man sich also im Eigentlichen überhaupt nicht (mehr) an Tode, sondern vielmehr an jene, die (aus der) vom Tod (gezeichneten und umfangenen irdischen Existenz) ins wahre (himmlische) Leben durchgedrungen sind. Gott nämlich ist kein Gott der Toten, sondern der Lebenden; also leben sie Ihm alle (vgl. Lukas 20,38). Diese heiligen Christen umgeben und umschirmen ihre Geschwister auf Erden wie eine Wolke und treten bei Gott in Fürbitte für sie ein (vgl. Hebräer 12,22-23.1).
Manche Christen sehen in der Heiligen-Verehrung Abgötterei! Nur einer hilft: Christus!
Die „jüngeren“ christlichen Konfessionen, also die reformatorischen Kirchen sowie alle daraus erwachsenen evangelischen Denominationen und charismatischen Freikirchen lehnen jede Form von Heiligenverehrung ab. In ihren Augen stellt dies eine christlich verbrämte Form von „Abgötterei“ dar (vgl. Exodus 20,3-4; Kolosser 2,18; Offenbarung 22,8-9; Text T28b). Denn nach ihrer Ansicht haben wir nur EINEN Fürsprecher im Himmel, Jesus Christus, der Sein Leben zur Sühne für unsere Sünden gegeben hat (vgl. Römer 8,33-34; 1. Timotheus 2,5; 1. Johannes 2,1-2; Hiob 16,19; Sacharja 3,1-4). Darum ist kein anderer würdig wie befähigt, in vollmächtiger Fürbitte für uns einzutreten. Wer andere Heilige anruft, nimmt damit Christus etwas von der Ehre, die allein Ihm zukommt.
Ebenso benötigen wir keine weiteren himmlischen Helfer und Begleiter als den Heiligen Geist, in dem Christus weiterhin mitten unter uns ist und wirkt (vgl. Johannes 14,15-18; 1. Petrus 3,18; 2. Korinther 3,17). Wo immer Wunder und Heilungen geschehen, da ist es nach wie vor Er allein, der diese wirkt (vgl. Apostelgeschichte 3,6-7.12-16; 14,8-15). Darum soll allein Christus angerufen werden, nicht irgendwelche Heilige neben Ihm oder am Ende gar an Seiner Stelle. Warum sollte man sich auch an einen Geringeren Hilfe-suchend wenden, wenn man unmittelbaren Zugang zum Allerhöchsten, Christus selbst, haben kann und darf, mit Ihm vertraut ist? (vgl. Römer 9,5; Johannes 16,23.26-27) Warum sollte ich mich an einen „Dienstboten“ und „Laufburschen“ wenden, wenn ich mit dem „Chef“ selbst, der mich überdies liebt und versteht wie kein anderer, alles bereden darf und kann?! (vgl. Hebräer 4,15; Epheser 3,17-19) Wer in einer echten Liebesbeziehung, einem Intimsverhältnis mit Christus steht, braucht keine Heiligen als Fürsprecher mehr! Ihre Zwischen-Schaltung ist eher ein Anzeichen dafür, dass ich mit dem Herrn noch nicht auf „Du“ und „Du“ bin oder Ihn mehr als den gestrengen Richter ansehe, der selbst seinerseits durch Fürsprecher besänftigt werden muss, anstatt als meinen persönlichen Heiland und Erlöser, so dass ich noch nicht wahrhaft Sein Wesen unüberbietbarer Liebe erkannt habe, die einzig wirklich aufleben lässt! (vgl. Johannes 3,17; 12,47; 1. Johannes 2,1-2)
Andere glauben, dass Christus durch die jenseitigen wie die diesseitigen Christen wirkt
Die (oben genannten) „älteren“ Kirchen sehen das anders: Da die ins Jenseits hinübergegangenen Heiligen Christi nunmehr ganz in Christus sind, vollumfänglich und gänzlich ungetrübt von der Liebe Christi beseelt sind (vgl. Römer 5,5; Galater 2,20), und somit Christus in gleicher Weise in Seiner ganzen Liebes-Fülle vollumfänglich in ihnen ist (vgl. Epheser 3,17-19; Johannes 14,23; 15,5), sieht man in ihrer Anrufung auch keine Abgötterei. Sie haben zu Lebzeiten Christus geehrt und verherrlicht und wurden darum ihrerseits von Christus – in und mit Ihm – ebenso geehrt und verherrlicht, dass sie nunmehr an Seiner Ehre und Herrlichkeit bereits Anteil haben (vgl. 1. Samuel 2,30; Römer 8,17; 2. Timotheus 2,11-12; 1. Petrus 5,1; Text T31b). Wer sie (in einer Erscheinung) sieht und hört, sieht und hört Christus, der sie gesandt hat (vgl. Lukas 10,16); wer sie anruft, ruft sie unter Berufung auf Christus an, da der Herr selbst Seine Heiligen in diesen himmlischen Dienst erhoben hat. Wer die Heiligen anruft, wendet sich damit gleichsam an Christus.
Außerdem wird zwischen der bloßen Verehrung der Heiligen und der alleinigen Anbetung Gottes unterschieden. Wenn man sich an himmlische Geschwister in gleicher Weise wie auch an irdische Geschwister mit der Bitte wendet, für einem in Fürbitte einzustehen, so stellt das noch keineswegs Abgötterei dar (vgl. Römer 15,30; 2. Korinther 1,11; Epheser 6,18-19; Kolosser 4,3; 1. Thessalonicher 5,25; 2. Thessalonicher 3,1; Hebräer 13,18) ebenso wenig, wenn man himmlische Geschwister wie auch irdische Geschwister in Notlagen um Hilfe bittet (vgl. Apostelgeschichte 11,29; 2. Korinther 8,14; 9,12).
Auf Erden ist doch schließlich auch die ganze Christenheit, vom Herrn bevollmächtigt, in das Heilswerk Christi einbezogen (vgl. Matthäus 10,8; Lukas 10,19; Markus 16,17-20). Wo Christus auf Erden wirkt, da tut Er es durch Seine Christen! Sollten nicht in gleicher Weise, ja, nicht noch weit mehr und vollmächtiger all jene in dieses Heilswirken Christi einbezogen sein, die schon bereits vollendet sind? (vgl. Hebräer 12,22-23.1) Wissen sie aus ihrer himmlischen Perspektive nicht weit genauer, wessen wir bedürfen, wofür sie in Fürbitte eintreten müssen als unsere irdischen Geschwister? (vgl. Römer 8,26) Warum sollten wir nicht auch ihre Begleitung und Hilfe in Anspruch nehmen dürfen?! Im Himmel Christi herrscht keine Eifersucht! Denn es ist keine Eifersucht in der Liebe Christi! (vgl. 1. Korinther 13,4)
Wer immer einen Heiligen Christi anruft, erkennt damit doch schließlich auch Christus an, der diesen Menschen überhaupt erst zu einem Heiligen gemacht hat! (vgl. Johannes 6,29; 15,16; 19,27; 1. Könige 2,19; Text T31a; Römer 2,29; Epheser 2,1-10; Psalm 100,3) Für die „alten“ Kirchen stellt dies also keinen Widerspruch dar, dass wir in den Himmeln nur EINEN Fürsprecher haben, in Ihm und durch Ihn und mit Ihm aber eben darum wiederum VIELE. Denn der Geist Christi gebraucht auch die vollendeten Gerechten und drängt sie zum spirituellen Ringen aus den Himmeln heraus um uns (vgl. Römer 5,5; 8,26; 2. Korinther 5,14). Die Heiligen in den Himmeln erfreuen sich also nicht nur an ihrer gewonnenen ungetrübten Christus-Schau, während ihnen ihre Geschwister, die auf Erden noch durch so manches hindurch müssen, egal wären! Sondern die Liebe Christi, die in ihnen ist, drängt sie vielmehr, in jeder erdenklichen Weise – wie auch Christus durch Seinen Geist und in und mit Ihm – für uns einzutreten und einzustehen.
Allein in dem einen Punkt haben die reformatorischen Kirchen aber gewiss recht, dass letztlich alles Vertrauen, auch auf die Hilfe von Heiligen, im Vertrauen auf die Retter-Liebe Jesu Christi gründen, sowie auch immer in diese münden muss. Wenn diese Retter-Liebe Christi, an der letztlich alles hängt, im Zentrum des Glaubens bleibt, dann kann auch das Vertrauen auf die Mit-Hilfe aller Seiner Heiligen durchaus bereichernd sein und einen spirituellen Zugewinn darstellen.
Diese Vorstellung der „alten“ Kirchen von ihren Heiligen deckt sich damit im Grunde vollständig mit dem, was sich Gläubige anderer Religionen in gleicher Weise von ihren Ahnen erhoffen, versprechen und erwarten.
Der China-Missionar Matteo Ricci verband den chinesischen Ahnenkult mit der katholischen Heiligenverehrung
Dies erkannte bereits der Jesuit Matteo Ricci (1552-1610), dessen Erfolg in der Missionierung Chinas hauptsächlich darin begründet war, dass er in toleranter Weise christliches Denken mit konfuzianischen Elementen verband (vgl. Text T23b) – nicht nur durch die Übernahme des konfuzianischen Gottesbegriffes “Höchster des Himmels” (vgl. Psalm 82,1.6; Daniel 2,47; 1. Timotheus 6,15-16; Hebräer 1,14; 1. Korinther 8,6-7), sondern insbesondere des chinesischen Ahnenkultes, dessen Riten auch in den chinesisch-christlichen Gottesdienst Eingang fanden.
Diese tolerante Verbindung wurde jedoch von der katholischen Kirche verboten
Die Integration des konfuzianischen Ahnenkultes in die christliche Heiligenverehrung führte jedoch zum Ritenstreit und wurde von Rom schließlich verboten.
Nach katholischer Auffassung gehen nur vollendete Christenseelen in die Himmel ein
Nach katholischer Auffassung verhält es sich nämlich nicht so, dass jede Christen-Seele nach ihrem Verscheiden automatisch gleich in die himmlische Glückseligkeit eingeht.
Vielmehr erwartet alle zunächst Christi Gericht, eine Beurteilung des Lebens, das sie als Christen gelebt haben (vgl. Hebräer 9,27; Römer 2,4-8.16; 14,10; 2. Korinther 5,10; Lukas 12,47-48; Text T20). Und da nicht alle Christen auf Erden bereits Vollendung erlangt haben und schon wahre Heilige geworden sind (vgl. Philipper 3,12-13; 2,12; 1. Thessalonicher 4,3), müssen nach katholischer Lehre so manche Christen zunächst noch an einen Ort der Läuterung, der schon regelrecht einer Höllen-Erfahrung gleich kommt (vgl. Lukas 16,23-24). An jenem Ort nämlich müssen erst alle Schlacken und Dunkelstellen, die eine Christen-Seele noch beflecken, gleichsam ausgebrannt und ausgeschmelzt werden, wie man Metalle in der Feuersglut reinigt (vgl. Matthäus 3,12; Jesaja 1,25; Jesaja 48,10; 1. Korinther 3,15; 5,5). Nach katholischer Überzeugung müssen also selbst viele Christenseelen zunächst durch ein Fegefeuer gehen, dass erst alles Negative, was noch in ihnen ist, ausbrennt, hinweg-fegt und sie so erst für den Himmel läutert. Denn in jenes Lichtreich völliger Reinheit und Klarheit kann nichts Unreines oder Gemeines eingehen, solange es nicht selbst durch und durch geläutert und gereinigt ist (vgl. 1. Korinther 6,9-10; Galater 5,21; 6,7; Offenbarung 6,11; 21,27; 22,14-15). Darum müssen auch die Christen zunächst noch all ihre Vergehen und Untugenden gleichsam erst absühnen (vgl. Matthäus 5,22.26; 18,34; Lukas 12,47-48; Text T49d), die ihres christlichen Standes unwürdig waren, für welche sie aber zu Lebzeiten noch keine echte Reue entwickelt haben und von denen sie sich noch nicht wirklich abgewendet haben, so dass jene Sünden noch un-vergeben sind (vgl. 1. Johannes 1,8-9; Galater 6,7-8; 2. Korinther 9,6; Exodus 34,6-7).
Der Glaube an Jesus Christus ist also nach katholischem Verständnis keine Garantie für einen automatischen Eingang direkt und unmittelbar ins Paradies! (vgl. Matthäus 3,7-9; 7,21-23; 22,12-14) Erst wer wahrhaft durch und durch von Christus geheiligt worden ist, kann in diesen Ort eingehen, wo nichts als himmlische Heiligkeit ist und sein kann (vgl. 1. Timotheus 6,15-16; Text T15b). Entsprechend wird auch in langwierigen Verhandlungen der katholischen Glaubenskongregation darüber entschieden, von welchen herausragenden Christen man mit Bestimmtheit annehmen kann, dass sie bereits als „vollendete Gerechte“ in die Himmel Christi aufgestiegen sind und folglich auch als wahre „Heilige“ Christi um Hilfe, Beistand und Fürbitte angerufen werden können (vgl. Hebräer 12,22,23.1). Andere Christen-Seelen dagegen befinden sich unter Umständen sogar eher an einem jenseitigen Ort, wo sie vielmehr selbst noch der Fürbitte bedürfen, weswegen katholische Christen für verstorbene Angehörige auch Totenmessen abhalten (vgl. 2. Makkabäer 12,19-46; 1. Korinther 15,29; Text T49c). Hier treten die Gläubigen auf Erden in Fürbitte für ihre Verstorbenen ein, wie sie sich ihrerseits von der Fürbitte der Heiligen, die bereits in den Himmeln Christi sind, Hilfe versprechen.
Die Heiligen übernahmen die verschiedenen Zuständigkeiten von Göttern und Engeln
Überdies sind auf die zum allgemeinen großen Christenvolk verhältnismäßig wenigen wahrhaft „Heiligen“ auch regelrechte Zuständigkeiten verteilt; es ist also festgelegt, welchen Heiligen man mit welchem Anliegen anzurufen habe. Heilige sind in der Regel Schutzpatrone für ganz bestimmte Bereiche; es gibt auch für ganze Völker und Nationen Schutzpartonate bestimmter besonders verehrter hoher Heiliger. Damit haben die Heiligen in ihren verschiedenen Zuständigkeiten regelrecht die Aufgaben der heidnischen Götter im alten (vor-christlichen) Rom übernommen. Denn auch in jener Götterhierarchie war jeder Gott innerhalb des Götter-Pantheons für eine ganz bestimmte Aufgabe zuständig (vgl. 5. Mose 32,8; Text T22, T28a). Ebenso traten sie gleichsam die Nachfolge der biblischen, alttestamentlichen Engel an. Anstelle von Engeln erscheinen nunmehr Heilige, um göttliche Weisung zu geben; überirdisches Einwirken wird nicht mehr den Engeln, sondern den eigenen Heiligen zugeschrieben.
Wer zu diesen Heiligen zugezählt werden darf, wird allerdings, wie schon gesagt, in langwierigen Verhandlungen durch die Glaubenskongregation bestimmt. Der Lebenswandel jener Christen muss sie als vollendete Heilige auszeichnen, die in besonderer Weise von Christus beseelt waren. Dies zeigte sich entweder in ihrem vollmächtigen Wirken, also durch Heilungen und Wunder schon zu ihren Lebzeiten (vgl. Galater 2,8-9), oder aber durch ihre Bereitschaft, in Retterliebe für die Verlorenen ihr Leben gleich Christus und als ein Bluts-Zeugnis für Ihn, durch ihr Martyrium für Christus hinzugeben (vgl. 1. Johannes 3,16; Kolosser 1,24).
Von einem Durchschnitts-Christen dagegen kann niemand sagen, ob er schon tatsächlich ins himmlische Paradies eingegangen ist und dort mit den Heiligen Christi bereits engelsgleich wirkt.
Gehen noch nicht einmal alle Christen in die Himmel ein, so erst recht keine Anderen!
Wenn also nach katholischer Auffassung nicht-einmal alle verstorbenen Christen bereits unmittelbar in die Himmel eingehen und den Engeln gleich zu himmlischen Helfern, Schutzpatronen und Begleitern werden, dann kann dies – nach ihrer Überzeugung – erst recht nicht für solche gelten, die keine Christus-Gläubigen waren (vgl. Apostelgeschichte 4,12; 1. Petrus 4,18), selbst wenn diese ein beeindruckendes Leben geführt haben, da letztendlich bei jedem vor Gott doch die Verfehlungen überwiegen, so dass keiner ohne die in Christus erfahrene Vergebung seiner Sünden in die Himmel eingehen kann (vgl. Römer 3,9-25; Hiob 4,17; 14,4). Nach katholischer Auffassung fahren nämlich alle Nicht-Christen weiterhin ins Totenreich, jenen Ort absoluter Besinnungslosigkeit (vgl. Prediger 9,5-6.10), wo sie bis zur Auferstehung zum Jüngsten Gericht verbleiben, wo dann über ihren Verbleib in der Ewigkeit entschieden wird (vgl. Johannes 5,28-29; Offenbarung 20,11-14). Darum kann von jenen „wahrhaft“ Verstorbenen freilich auch keine himmlische Hilfe und Begleitung erfolgen (vgl. 5. Mose 18,10-11; 1. Samuel 28,9.13-19; Jesaja 8,19-20; Text T49b). Aus diesem Grund lehnt die katholische Glaubenskongregation als Hüterin des rechten Christen-Glaubens die Verehrung von „Heiligen“ aus anderen Religionen ab.
Die Ächtung des chinesischen Ahnenkultes führte zur Ächtung des Christentums
Auf dieses Verbot des konfuzianischen Ahnenkultes in den christlichen Gemeinden Chinas reagierte Kaiser Yong-Zheng im Jahr 1724 seinerseits mit einem Verbot des Christentums in seinem Reich. Damals zählte man bereits rund 300.000 Christen in China! Der Vatikan handelte hier nicht in der gebotenen apostolischen, salomonischen Weisheit (vgl. 1. Korinther 9,19-22; Text T23a, T29a, T29b). Durch die Verachtung all dessen, was sich im Konfuzianismus aufgrund seiner Wirkungsgeschichte als recht und wahr erwiesen hatte (vgl. Apostelgeschichte 5,38-39; 1. Thessalonicher 2,13; Text T11a, T33a, T33b, T55a), konnte das Christentum freilich auch selbst nur Verachtung in seinem Missionsanliegen ernten (vgl. Matthäus 7,1-5; Text T55b). So schloss sich für Jahrhunderte für eine Missionierung Chinas die Tür!
Mit welchem Recht kann man Andersgläubigen das Heil Christi absprechen?
Denn kann man rechtens den Gläubigen anderer Religionen absprechen, dass auch sie wahrhaft Heilige haben, die Vollendung erlangt haben? Kann man von solchen, die den christlichen Glauben annehmen, abverlangen, zu glauben, dass all ihre Vorfahren nebst all ihren bisherigen Vorbildern eines rechten Lebenswandels überdies gar verloren wären, da sie keine Christus-Gläubigen waren, wiewohl sie den Aller-Welt-Erlöser doch noch überhaupt nicht kennen konnten! (vgl. Apostelgeschichte 10,34-35; 17,30; 14,17; Matthäus 11,21-22; 1. Johannes 2,1-2; 1. Timotheus 4,10; 1. Petrus 4,6; 1. Korinther 15,29)
Verhält es sich nicht vielmehr so, dass Christus auch Anders-Gläubigen durchaus zusprach, wahren Glauben zu haben, oft mehr als die vermeintlich Recht-Gläubigen des von Gott erwählten Volkes, auch wenn erstere Gott vielleicht unter einem anderen Namen und Bild verehrten? (vgl. Jesaja 41,4-7) Auf die Frage, was man tun müsse, um ins Himmelreich einzugehen, nannte Jesus bewusst einen Andersgläubigen, einen Samariter, der einer Volksgruppe angehörte, die nach Ansicht der Juden keinen rechten Glauben hatte, sondern in ihrem Irrglauben vielmehr schon als dämonisch verführt angesehen wurden (vgl. 2. Könige 17,24-42; Johannes 8,48; 1. Korinther 12,2; Text T60, T9, T11b). Einem solchen sprach Jesus bewusst provokativ das ewige Leben zu, weil jener aus der göttlichen Barmherzigkeit lebte und entsprechend barmherzig mit seiner Umwelt umging und Notleidenden half (vgl. Lukas 10,25-37; Text T15a, T26, T56). Auch dem heidnischen römischen Hauptmann sprach Jesus mehr Gottvertrauen zu, als er bei Seinen eigenen Glaubensgenossen fand (vgl. Matthäus 8,5-10), wobei man annehmen darf, dass jener Hauptmann, der sich Hilfe-suchend an Jesus wandte, sich deshalb bestimmt nicht von seinem heidnischen Viel-Götter-Glauben zum jüdischen Glauben bekehrt hatte, sondern vielmehr in jenem heiligen Mann Jesus schlicht und einfach den Geist jener Götter am Wirken sah, welche auch die Römer verehrten (vgl. Daniel 4,5; 5,11). Schließlich erklärte Jesus sogar Seinen Glaubens-Genossen, dass es gut möglich wäre, dass mancher Heide mit seinem heidnischen Glauben noch vor ihnen ins Himmelreich einginge! (vgl. Matthäus 8,11-12)
Ebenso ging der Apostel Paulus mit all jenen hart ins Gericht (vgl. Römer 2,1-8), die meinten, alle Heiden als total verkommene und verlorene Sünder verdammen zu müssen (vgl. Römer 1,18-32; Text T65), fände man doch unter jenen Heiden oft ein gott-gefälligeres Leben nach Seinen Liebesgeboten als unter den vermeintlich rechtgläubigen Christen! (vgl. Römer 2,14-16; 13,8-10) Nicht das äußere Bekenntnis entscheide über wahre Gottes-Zugehörigkeit, sondern die innere Herzenshaltung. Und wo immer eine Seele aus der göttlichen Liebe lebe, da wäre eben diese auch am Wirken (vgl. 1. Samuel 16,7; Matthäus 15,8; Römer 2,16.26-29). In der Theologie (Karl Rahner) spricht man darum von einem „anonymen Christentum“ (vgl. Text T11c, T56a) solcher, die zwar nicht dem expliziten Christus-Glauben angehören, gleichwohl aber aus der göttlichen Christus-Liebe leben und damit, ohne es selbst zu wissen, der Heilsgemeinschaft Jesu Christi durchaus angehören (vgl. Apostelgeschichte 17,23.27-28). Auch schon der Prophet Maleachi hat seinen jüdischen Glaubensgenossen erklärt, dass Gott bei den Heiden-Nationen – dort dann freilich unter anderen Gottes-Namen und Gottes-Bildern – mitunter mehr Ehrfurcht erfährt als in Seinem eigenen Gottes-Volk! (Maleachi 1,11-14; Jesaja 41,4-7)
Warum sollten Anders-Gläubige nicht auch ihre Himmel und ihre Heiligen haben?
Mit welchem Recht also kann man da dann noch den Gläubigen anderer Religionen absprechen, dass diese auch ihre eigenen Heiligen haben, die ihnen, nach deren bisheriger Erfahrung, ebenso aus den Himmeln aushelfen, wie das viele Christen von ihren Heiligen bekunden? Hat Christus nicht erklärt, dass in Seines Vaters Hause viele Wohnungen sind, welche Er aller Welt bereitet habe? (vgl. Johannes 14,2; 1. Johannes 2,1-2; 1. Timotheus 4,10) Und hat Er nicht auch von anderen Schafen aus anderen Stallungen gesprochen, welche Er ebenso heimführen wolle wie Seine Christen-Schafe? (vgl. Johannes 10,16; 1. Timothues 4,10) Könnte es sich also nicht tatsächlich so verhalten, dass auch die Gläubigen anderer Religionen ihre „eigenen“ Himmel vom Herrn bereitet bekommen haben – ähnlich wie zuvor in der Unterwelt jedem Geschlecht und Volk ein eigener Ort zugedacht worden war? (vgl. Jesaja 14,18) Mit welchem Recht kann man anderen das Seelenheil und den Himmel absprechen? Hatte der Christus-Apostel Paulus nicht vermahnt: „Wer bist du, dass du den Knecht eines ANDEREN Herrn richtest? Er steht und fällt seinem EIGENEN Herrn! Aber der Herr kann auch diesen wohl halten!“ (Römer 14,4; Text T11d) – womit Paulus zugleich zum Ausdruck bringt, dass der Herr und Gott eines anderen, auch wenn jener unter einem anderen Namen und Bild verehrt werden mag, letztlich doch kein anderer ist, als der, den auch wir Christen in Christus haben (vgl. 1. Korinther 8,6-7; 12,4-6). Wenn jemand aus dessen Gnade und Barmherzigkeit lebt, wird sie diesem auch ebenso zuteil wie einem Christen! (vgl. Römer 3,29; 10,11-13)
Mit welchem Recht kann man überhaupt jemanden den Himmel absprechen, der aus der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit liebevoll und barmherzig lebt?
Überdies muss man anfragen, ob die katholische Auffassung, einem Christen, der auf die Gnade und Barmherzigkeit Seines Heilands baut, könne eine Art „Hölle“ erwarten, wirklich dem Evangelium Christi entspricht.
Hatte Christus nicht verheißen, dass keiner, der auf Ihn vertraue, ein (derartiges Verdammungs-) Gericht zu fürchten habe? (vgl. Johannes 3,18; 5,24; 8,11.15) So mag es zwar wohl auch für die Christen eine Beurteilung ihres einstmaligen Lebenswandels geben, und vielleicht sogar auch die eine oder andere „Züchtigung“ und „Zurechtweisung“ noch erfolgen müssen (vgl. Römer 14,10; 1. Korinther 3,15; Hebräer 12,4-11). Doch dass diese so hart ausfallen kann, dass all jene, die sie trifft, sich gleichsam in eine „Hölle“ verdammt erfahren – und sei dies auch nur auf Zeit, in einem „Fegefeuer“, muss doch schon als höchst fraglich angesehen werden! Denn Christus ist doch gerade dafür gekommen, aus Angst und Gericht zu befreien! Und dies ist doch gerade das Evangelium von Christus, dass jedem, der auf die göttliche Barmherzigkeit vertraut, diese – trotz und gerade in Anbetracht all seiner bleibenden Unzulänglichkeiten (vgl. Römer 7,14-25; Matthäus 26,41; Galater 5,17) – auch erfahren darf (vgl. Römer 3,22-25.28; 4,5; 5,8-10.20-21; 831-35), wenn er denn selbst auch aus ihr lebt und seine Mitmenschen die selbe Barmherzigkeit erfahren lässt, auf die er für sich selbst vertraut (vgl. Matthäus 6,14-15; 18,21-35; Jakobus 2,13). Ein unbarmherziges Gericht hat eigentlich nur der zu erwarten, der anderen – und sei dies aufgrund von deren anders ausfallenden Glaubens-Überzeugung – eben diese göttliche Barmherzigkeit abspricht, die er zugleich aber für sich und seinen vermeintlich damit richtig liegenden Glauben in Anspruch nehmen zu dürfen meint (vgl. Matthäus 5,21-26; Jeremia 31,34).
Ein Christ nämlich weiß, dass er einzig aus der Vergebung lebt, und dass ihm all seine Unzulänglichkeiten und Fehler einstmals nachgesehen werden, wenn er diese bereut (vgl. Lukas 23,39-43). Und eben diese Vergebung, aus der er selbst lebt, spricht er auch keinem anderen ab, der ebenso darauf vertraut, unter welchem Bekenntnis und Gottesbild auch immer (vgl. 1. Johannes 1,9; 2,1-2). Vergebung wird einzig jenen versagt, welche diese anderen, auch jenen, die an ihnen selbst schuldig geworden sind, versagen (vgl. Matthäus 6,14-15; 18,21-35). Wer aber aus (der göttlichen) Vergebung (dazu angehalten) selbst Vergebung lebt, hat kein Gottes-Gericht mehr zu fürchten! (vgl. Jakobus 2,13) Das ist das Evangelium von der unverlierbaren göttlichen Christus-Liebe, die wirklich ausnahmslos ALLEN gilt (vgl. Römer 8,35.18-21, 11,29.32.36; 1. Johannes 2,1-2) und alleine denen noch versagt bleibt, welche gerade diese Liebe selbst in Zweifel ziehen, in Abrede stellen und verleugnen und damit Feinde jenes froh- und freimachenden Evangeliums sind (vgl. Text T43). Jene mag das Gericht treffen, aber auch wieder nur als ein Zuchtmeister auf die Gnade Christi hin (vgl. Galater 6,7; 3,24), welche der Aller-Welt-Heiland unverlierbar allen erwirkt hat und zuteil-werden lassen will (vgl. Hiob 36,5.15; 1. Petrus 4,6; 1. Korinther 5,5; 3,15).
Gläubige anderer Religionen erfahren sich nicht nur von ihren Heiligen, sondern auch von ihren nächsten Anverwandten und Ahnen persönlich umschirmt
Entsprechend erscheint die katholische Vorstellung, dass der Himmel allein einem „exklusiven Club“ ganz besonders Heiliger offen stünde, doch höchst fragwürdig! Und hier scheinen die Gläubigen anderer Religionen mitunter mehr Zutrauen in die göttliche Gnade zu haben als manche Christen!
Gerade in Ländern, in denen der Ahnenkult eine zentrale Rolle spielt, gehen die Gläubigen nämlich insbesondere davon aus, dass ihre eigenen nächsten Anverwandten und Vorfahren, die sie zu Lebzeiten aufgezogen und umhütet haben, dies auch fernerhin aus dem Jenseits tun. Sie wenden sich vertrauensvoll an ihre Ahnen, denen sie ihre Sorgen und Nöte mitteilen, wie sie es auch zu Lebzeiten getan haben, und erfahren sich aus dieser persönlichen, unbefangenen Zwiesprache mit ihren Vorfahren erleichtert und gestärkt, spüren also regelrecht, wie ihnen so manche Last abgenommen wird und mitunter dann auch auf außergewöhnliche Weise Hilfe zuteil wird.
Wer darf Andersgläubigen diese Erfahrung mit deren Heiligen absprechen, wenn er diese zugleich für sich selbst beanspruchen und sich nicht nehmen lassen will?
Mit welchem Recht können Christen anderen Gläubigen diese ermutigenden Erfahrungen als fatale Täuschung absprechen? Könnte es sich nicht vielmehr so verhalten, dass jener andersgeartete Glaube tatsächlich auch eben-das freisetzt und verwirklicht, Realität werden lässt, was er glaubt? (vgl. Hebräer 11,1) – so dass jene auf andere Weise Glaubenden mitunter vielleicht sogar mehr real gegebene Zuwendung und Stärkung aus dem Jenseits erfahren als ihre christlichen Geschwister, die von dieser real ebenso gegebenen himmlischen Möglichkeit überhaupt keine Ahnung haben! (vgl. Genesis 18,14; Johannes 3,12; Matthäus 3,9; 22,29)
Mit welchem Recht können Christen Anders-Gläubigen das Recht auf die Verehrung ihrer Heiligen absprechen, weil dies Totenkult sei (vgl. 5. Mose 18,10-11; 1. Samuel 28,9.13-19; Jesaja 8,19-20), wo sie sich selbst dieses Recht, ihre eigenen Heiligen zu verehren, doch auch nicht von noch strengeren Christen absprechen lassen, weil dies Abgötterei sei?! (vgl. Exodus 20,3-4; Kolosser 2,18; Offenbarung 22,8-9)
Sollten sie da nicht vielmehr auch Anderen die Herzensweite Jesu, des keineswegs eifersüchtigen Christus, in Hinblick auf deren Ahnen-Verehrung zutrauen und zusprechen, die sie für sich selbst beanspruchen? (vgl. 1. Korinther 6,12; 10,23) Wäre das nicht die Liebe, die alles für alle glaubt, duldet und erhofft? (vgl. 1. Korinther 13,7) Warum können sie Anders-Gläubigen nicht ihre Heiligen lassen, deren Schutz und Begleitung sie selbst sich schließlich auch nicht absprechen und nehmen lassen wollen?!
Nur wer offen für die ebenso achtenswerten Glaubens-Erfahrungen anderer bleibt, wird bei diesen Aufgeschlossenheit für seine eigenen Erfahrungen finden
Man sollte sich also hüten, Andersgläubigen die positiven Erfahrungen abzusprechen, welche sie mit ihrem bisherigen Glauben durchaus auch schon gemacht haben, sondern ihnen dieselbe Offenheit für ihre Glaubens-Erfahrungen entgegen bringen, wie man sie sich von ihnen gegenüber den eigenen Glaubens-Erfahrungen, die man mit ihnen teilen möchte, wünscht (vgl.Philipper 4,8; 1, Korinther 13,9; 3,18; Matthäus 7,1-2.12; Text T17).
Darum kann rechte Mission immer nur auf Augenhöhe funktionieren, indem man sich nicht besserwisserisch über die anderen erhebt, als hätte man allein göttliche Inspiration erfahren (vgl. Psalm 73,8-9; 1, Korinther 13,9; 3,18), sondern auch seinerseits Offenheit für die Inspirationen zeigt, die Gott auch anderen Nationen und Religionen geschenkt hat (vgl. Philipper 4,8; Text T23c).
Denn Gott ist nicht nur der Gott der Christen – sondern aller Nationen und Religionen! – und von je her reich für ALLE! (Römer 3,29; 10,12-13.18; Jesaja 41,4-7; Text T4) Solch ein Dialog auf Augenhöhe ist für alle bereichernd und lässt alle zum Vollmaß des Glaubens und zu vollumfänglicher Gottes-Erkenntnis hinreifen (vgl. 1. Korinther 13,9; 14,26; Epheser 2,14.21-22; 4,13; Text T16b).
Das ist auch das großartige Christus-Evangelium, wie es in dem Buch Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium entfaltet wird, auf das diese Web-Seite hinweisen will.
Bezogen auf das behandelte Thema
im acht-bändigen Werk “Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium” (SXP)
SXP II, 101: | Die Anrufung von Heiligen um Fürbitte ist keine Abgötterei, denn – in Christi Geist eingegangen – leisten sie Seine himmlische Fürbitte |
SXP II, 113: | Himmlische wie irdische Diener Christi haben Seine Autorität und Würde; als solche verdienen sie Ehrfurcht, Respekt und Verehrung |
SXP II, 142: | Die Gefahr einer falschen, abgöttischen Verehrung ist gegenüber IRDISCHEN geistlichen Vorbildern ebenso wie gegenüber den HIMMLISCHEN Heiligen gegeben; das mindert aber nicht ihre Autorität und Stellung |
SXP I, 161: | Heilige, die ihre Vollendung erreicht haben, vollbringen die Wunderwerke des Herrn – meist aus dem Jenseits, manchmal sogar schon im Diesseits |
SXP II, 144: | Manche ihrer Heiligen gingen noch vor den Juden in ihre Himmel ein; denn obwohl den Heiden nur die Brotkrumen vom Tisch des Herrn für Israel zufielen, haben sie oft mehr daraus gemacht |
weitere Fundstellen im Nachschlagewerk der ›Fundgrube‹ unter
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Heiligen-Verehrung und Ahnenkult
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Heiligen-Verehrung und Bitte um Fürsprache der Heiligen im Himmel