37 – Reinkarnation im Bibel-Buch Hiob
Hinweise auf die Reinkarnation finden sich durchaus auch in der Bibel – etwa im Buch Hiob: explizit in den hoffnungsvollen Trostworten des jungen Elihu, aber auch bei Hiob selbst.
Inhalt – in aller Kürze
Hoffnung auf Reinkarnation bei Hiob: Rückkehr in einen Mutterschoß (Hiob 1,21); erneutes Sprossen aus der Wurzel, wenn die alte Pflanzung vergeht; immer neues Erstehen aus der Asche wie der Phönix; Erhalt von Pfeil auf Pfeil in den sich leerenden Köcher (Hiob 14,7; 39,18-20)
Hiob 7,7-10 & 14,10-12 negiert so wenig eine Reinkarnation wie auch eine Auferstehung: Hiob erklärt zwar, kein Mensch würde (bis zur Auferstehung) zurück kehren, das betrifft jedoch nur die jeweilige Person/Seele! Dies lehrt auch der Buddhismus: Reinkarnation vollzieht sich nicht in Form einer Seelen-WANDERUNG (Metem-Psychose, Trans-Migration), sondern in Form einer Seelen-WANDLUNG bzw. eines Seelen-TAUSCHES (Palin-Genese): Die Seele gehört wie der Leib der vergänglichen Welt an und ererbt nicht das Himmelreich (vgl. 1. Korinther 2,14; 15,44-46). Aber das ist auch nicht die Essenz unseres Seins, die so undefinierbar ist wie ihr Ursprung und ihre Heimat (Anatta-Lehre des Buddha).
Elihu verkündet die Reinkarnation als göttliches Heilsmittel hin zur Allversöhnung: Hiob 33,22-30; 36,5 – Er ist prophetisches Vor-Abbild der künftigen Nachfolge-Glaubens-Generation.
Im Überblick
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Das Buch Hiob fragt nach dem Sinn allen Leids:
Es findet Antwort in dem hoffnungsvollen Ausblick auf die unbegrenzten Möglichkeiten der über alles erhabenen Majestät Gottes -
Hiobs Hoffnung auf Reinkarnation
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Die Möglichkeit der Reinkarnation wird im Buch Hiob ebenso wenig verneint wie die Hoffnung auf Auferstehung
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Reinkarnation ist keine Seelen-Wanderung, sondern eine Seelen-Wandlung, ein Seelen-Tausch
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Reinkarnation ist für Erlöste keine Hoffnung
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Reinkarnation macht aber Hoffnung für alle Un-Erlösten!
Das Buch Hiob fragt nach dem Sinn allen Leids
Es findet Antwort in dem hoffnungsvollen Ausblick auf die unbegrenzten Möglichkeiten der über alles erhabenen Majestät Gottes
Vorab muss klargestellt werden, dass die Reinkarnation so wenig ein explizites Thema des Buches Hiob darstellt wie die Auferstehung.
Im Buch Hiob (vgl. wikipedia) geht es vielmehr um die große Theodicee-Frage, wie die höchste Gottheit, wenn Sie denn die absolute Liebe wie Allmacht in sich vereint, so viel unsägliches Leid auf Erden zulassen kann, das, wie die Erfahrung zeigt, überdies zuvörderst immer diejenigen zu treffen scheint, die es am allerwenigsten verdient haben (vgl. Hiob 24,1-12; Prediger 4,1; – Hiob 9,22; Prediger 2,14-15; 9,2-3; – Prediger 7,15; 8,14; Psalm 73,2-14; Jeremia 12,1-2).
Das dem tatsächlich so ist, und dass die bisherige Vorstellung, Leid würde immer nur die „Bösen“ als gerechte Strafe oder notwendige Züchtigung treffen, schlechthin falsch und nicht zutreffend ist, ist eine der Grund-Erkenntnisse, die das Buch Hiob vermittelt: Nein! Leid trifft tatsächlich mitunter gerade die „Falschen“, „Unschuldigen“, wie hier, in dieser Erzählung entfaltet: den „gerechten Hiob“!
Hiobs alten Freunde, die Gott – aus falscher Gottesfurcht (vgl. Text T62) – damit ins Recht setzten wollen, indem sie dem vom Schicksal so schwer geschlagenen gottesfürchtigen Hiob versteckte und verdeckte, geheime schwere Sünden vorwerfen (vgl. Hiob 4,8; 15,4; 22,5-11; 19,2-3.28-29), tun ihm damit großes Unrecht! (vgl. Hiob 13,1-10; 12,1-6; 16,2; 19,28; 21,2; 42,7) Dem leidgeprüften Hiob wird schließlich von Gott höchst-persönlich seine Unschuld bestätigt! (Hiob 42,7; 1,8; Text T60) Das Leid, das ihn trifft, ist keine Strafe Gottes, und bedeutet keineswegs, dass Gott nicht Gutes mit ihm im Sinne hätte, dass Gott ihn nicht liebt!
Dies freilich muss sich dann aber auch Hiob schließlich (im krönenden Abschluss dieser Weisheits-Dichtung) von Gott selbst in einer übergewaltigen Vision (Hiob 38-40) sagen lassen! Bei aller Gottesfurcht, die er besaß, fehlte ihm doch dieses letzte Ur-Vertrauen und ließ ihn an Gottes Liebe zweifeln! (vgl. Hiob 42,1-6)
So muss (oder vielmehr darf) auch Hiob zum Schluss erkennen, dass er angesichts der unendlichen Größe und Majestät der Gottheit, die sich ihm im ganzen Universum zeigt (Hiob 38-41), weder absehen noch beurteilen kann, wie die Gottheit einstmals alles Üble, „Böse“, was uns jetzt noch SO UN-verständlich bleibt, am Ende doch noch zum Guten hinaus führt, und alles jetzige Unbill noch in etwas Großartiges, „Gutes“ wandelt, – und dass er, Hiob, wenn er denn nur wirklich darauf vertrauen könnte, keinen Grund zur Klage hätte (vgl. Prediger 6,10-12; Genesis 50,20).
In einer überwältigenden Vision sieht Hiob nämlich schließlich am Ende durch eine persönliche Zuwendung Gottes, die ihn mit seinen Fragen und Klagen keineswegs allein lässt, die über alles erhabene Majestät der göttlichen Allmacht in Ihrer ganzen Schöpfung, der Ihr unsichtbares Wesen, Ihre ewige Kraft und Gottheit innewohnt (vgl. Hiob 38-41; Römer 1,19-20; Apostelgeschichte 17,27-28). Das lässt Hiob erkennen, dass er viel zu winzig ist, um des Herrn Wege verstehen zu können und absehen zu können, wie alles für alle am Ende doch gut ist (vgl. Jesaja 55, 8-11; Prediger 6,10-12; Römer 8,18-21.28; 11,32-36).
Diese besondere Gottes-Offenbarung hat viele religions-geschichtliche Parallelen: So erinnert sie beispielsweise auch stark an die Vision des ebenso verzweifelten Arjuna in der Bhagavadgita:
Nur, dass dort der niedergeschlagene Arjuna in der Herrlichkeit des Universums nicht nur die Kraft der göttlichen Liebe als den Urgrund allen Seins erkennt – sondern, dem ganzen All innewohnend (vgl. Text T34, T35) – den Herrn und Wagenlenker seines Lebens wie aller Leben – Krishna, Christus – selbst (vgl. Epheser 4,6; 1. Korinther 12,4-6; 15,28; Text T21).
Letztendlich kommt in der Hiob-Geschichte einzig der junge Elihu „gut weg“ und „ungeschoren“ davon. Er als Einziger lenkt den rückwärts gewandten Blick der miteinander debattierenden Alt-Vorderen nach dem „WARUM“ von all dem Leid nach vorne hin zu einem „WOZU“ (vgl. Hiob 36,5.15-16). Der junge enthusiastische Elihu mit seinen gänzlich neuartigen Ideen (vgl. Hiob 32,1-20) stellt dabei gleichsam den Prototypen für einen neuen Glauben (vgl. Hiob 32,18-20; Matthäus 9,17; Apostelgeschichte 4,20), zu dem die poetische Behandlung der Theodicee-Frage im Buch Hiob als einzigen Lösungs-Ansatz und Ausweg ermutigen will: Die Frage nach dem GRUND von all dem Leid kann nur eine befriedigende Antwort bekommen in ihrem SINN. Und SINN kann alles Üble und oberflächlich BÖSE Erscheinende nur haben, wenn es am Ende zu etwas GUTEM führt (vgl. Genesis 50,20). Denn nur in der Gewissheit, dass einstmals alles für alle irgendwie doch gut wird, lässt sich alles Böse und Ungute in dieser Welt ertragen, ja, jetzt schon zuversichtlich als „gut“ ansehen und akzeptieren (vgl. Römer 8,18-21.28; 2. Korinther 4,16-18; 1. Korinther 13,7):
Es hat alles seinen SINN! ALLES hat seinen Sinn! Und weil alles einmal für alle gut WIRD, IST es damit auch jetzt schon gut. Nur dass der Mensch die großen kosmen-übergreifenden Pläne des universalen göttlichen Waltens auch nicht ansatzweise einsehen – nur auf die Güte der Allmacht, die sich in so vielem Guten zeigt, das ja auch da ist, vertrauen kann (vgl. Prediger 6,10-12).
Das Buch Hiob kommt folglich zum Ergebnis, dass das Leid, das gerade so viele Unschuldige trifft, im rückwärts-gewandten Blick nach dem „WARUM“ niemals befriedigend beantwortet werden kann. Die einzige Antwort, die das Herz befriedigt und befriedet, die es „stille“ macht, kann nur ein einem sinn-stiftenden „WOZU“ gefunden werden (Hiob 36,5.15-16) – in dem kindlich einfältigen Vertrauen, (wie es der junge Elihu an den Tag legt; vgl. Text T4d), dass all dies Leid und Übel, das „Böse“ in der Welt, einen Sinn haben muss, also letztlich zu etwas Gutem führen muss, WOFÜR sich all dies Leiden im ›Hier‹ und ›Jetzt‹ schließlich noch einmal auszahlt und lohnt, wodurch es – rückwirkend – Sinn bekommt: Wenn alles für alle einmal gut wird, dann ist es damit auch jetzt schon gut. (vgl. Genesis 50,20)
Genau damit aber weißt das epische Hiob-Werk über sich selbst hinaus: durch die Bestärkung der Hoffnung, dass alles noch irgendwie einmal Sinn machen wird, weil etwas Gutes, Großes, Großartiges daraus wird, wovon wir nur aufgrund unserer Winzigkeit und unseres ach so beschränkten Horizontes auch nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung haben (vgl. Psalm 8,2.4-5; Jesaja 40,15; 55, 8-11; 1. Korinther 2,9).
In diesem Kontext – dem “Prinzip Hoffnung (vgl. wikipedia)“, welches das Buch Hiob propagiert (vgl. Römer 15,13; 1. Korinther 13,7), den hoffnungsvollen Ausblick NACH VORN, den es angesichts der Größe und Majestät Gottes eröffnen will – ist aber auch wiederum die Frage berechtigt, inwiefern das Buch Hiob auch schon Hoffnungs-Ansätze aufgreift, wie sie sich im Glauben an eine Reinkarnation wie auch im Glauben an eine Auferstehung finden.
* Anspielung auf das gleichnamige Buch des deutschen Philosophen Ernst Bloch
Hiobs Hoffnung auf Reinkarnation
Zu Beginn, als das Leid über ihn herein bricht, scheint Hiob noch recht gefasst zu sein und alles Unbill voll Gott-Vertrauen hinzunehmen:
Hat Gott uns nicht schon so viel unverdiente Freuden und Glücks-Momente im Leben geschenkt, dass wir darum wissen müssten, dass Er es nur gut mit uns meinen kann? Müsste man darum nicht auch alles Üble zuversichtlich von Ihm annehmen – im festen Vertrauen darauf, dass auch dies – aus jener selben all-gütigen Hand! – niemals wirklich böse sein kann, wie schlecht und übel es auch zunächst erscheinen mag? Müssten wir also eingedenk des vielen GUTEN, das Gott uns schon geschenkt hat, nicht auch alles (vermeintlich) BÖSE (Erscheinende) vertrauensvoll aus Seiner liebenden Hand entgegen- und an-nehmen? (Hiob 2,10)
Überdies: War nicht von Anfang an klar, dass alles, was Gott an IRDISCH-ZEITLICHEN Freuden schenkt, nur ein Geschenk „AUF ZEIT“ ist? Warum also jammern über einen Verlust, der ja doch auf kurz oder lang nicht ausbleiben konnte?! Leid kann dies nur in einem Herzen erzeugen, das sich an jene vergänglichen Freuden hängt! (vgl. Matthäus 6,19-21; 1. Korinther 7,19-21; 1. Johannes 2,15-17) – So denkt und spricht der gottesfürchtige Hiob noch am Anfang: Wir haben nichts in die Welt mit hinein gebracht und können auch nichts auf der Welt mitnehmen! Warum also jammern über einen Verlust, der ja doch – auf kurz oder lang – hat kommen MÜSSEN?! (1. Timotheus 6,7; vgl. Text T61).
So nackt, wie wir in die Welt gekommen sind, so nackt müssen wir sie auch wieder verlassen! (Hiob 1,21) – So stellt sich die Selbst-Tröstung des Hiob dem oberflächlichen Betrachter dar (vgl. Psalm 42,6). Beim genaueren Hinsehen jedoch spricht hier Hiob von einem ganz anderen Ursprungsort, an den er nach seinem Ableben zurück zu kehren glaubt: nämlich den Mutterschoß! (Hiob 1,21; vgl. Johannes 3,4; Text T20a, T38a, T49a).
So nämlich postuliert Hiob: „Nackt bin ich aus einer Mutter Schoß gekommen, und nackt kehre ich DAHIN / DORTHIN zurück“ (Hiob 1,21)
Liest man diese Feststellung des Hiob also wort-wörtlich so, wie sie formuliert wurde, dann drängt sich einem doch schon regelrecht genau DIE Frage auf, die sich schon dem Gelehrten Nikodemus im Gespräch mit Jesus über die Wiedergeburt stellte: „Wie kann ein Mensch, der alt geworden ist (und stirbt), wiedergeboren werden? Kann der Mensch denn etwa daraufhin wieder in einen Mutterschoß eingehen und erneut wiedergeboren werden?“ (Johannes 3,4; vgl. Text T40a, T67a)
Denn genau DAS nämlich drückt die Erwartung des Hiob aus! – AUCH, wenn man sein Wort auf den gebär-freudigen göttlichen Mutterschoß, den ›Mahat Brahman‹, deutet, aus dem nach hinduistischem Glauben alle Wiedergeburten hervorgehen (vgl. Text T20b).
Aber auch später flammt diese Hoffnung auf Reinkarnation bei Hiob nochmals auf: Anfänglich, als er ganz in seine Wehklage versunken ist und keinen Silberstreif am Horizont mehr sieht, stellt Hiob noch fest:
Wenn ein Baum gefällt wird und als solcher stirbt, so hat er doch noch Hoffnung: Durch einen neuen, jungen Trieb, der aus seinem absterbenden verfaulenden Stumpf hervor sprosst, kommt er doch (in Gestalt dieser neuen jungen Pflanze) wieder ins Leben. (Hiob 14,7-9). Was aber ist mit dem Menschen? – so fragt sich Hiob noch anfangs im Gespräch mit seinen Freunden. Hier konstatiert Hiob noch frustriert: Der Mensch? Er dagegen vergeht für immer und kehrt nimmermehr zurück! (Hiob 14,10-12; 7,7-10; Text T40k, T40n, T48d)
Am Ende jedoch, nachdem seine Freunde ihm keinen rechten Trost über all dem schenken können, scheint sich Hiob selbst wieder zu der Hoffnung zu ermannen, dass mit dem Tod wohl doch nicht alles aus ist. Hier ringt sich Hiob gleichsam mit dem Mut der Verzweiflung zu der Erwartung durch, dass auch „seine Wurzel“ sich wieder öffnen wird zum Wasser hin, und er wiedergeboren wird, so wie der Phönix immer und immer wieder aus der Asche ersteigt. Er hofft darauf, immer wieder einen neuen, verjüngten Pfeil (in Form eines neuen Lebens) in seinen leeren Köcher zu erhalten (vgl. Hiob 29,18-20).
Gemeinhin wird diese Hoffnungs-Bekundung des Hiob von christlichen Auslegern – freilich, durch deren dogmatische „Brille“ – als Ausdruck der christlichen Auferstehungs-Hoffnung gewertet. Doch wird dies den verwendeten Metaphern wirklich gerecht? Das Aufsprossen eines neuen Triebs aus einer ersterbenden Pflanze erfolgt ja unmittelbar bei deren Vergehen! – … und das immer wieder! Ebenso erstand der sagenhafte Phönix mitsamt seinem verbrennenden Nest immer und immer wieder aus der Asche! Schließlich spricht Hiob davon, immer wieder Pfeil auf Pfeil in seinen sich leerenden Köcher zu erhalten. Hiob sprach hier also ganz offensichtlich nicht von einem einmaligen eschatologischen Vorgang am Ende aller Zeiten, sondern von einem sich ständig wiederholenden Kreislauf, wie er ihn auch in der Natur – etwa dem Jung-Trieb aus einer ersterbenden Alt-Plfanze – wahrnahm.
Die Möglichkeit der Reinkarnation wird im Buch Hiob ebenso wenig verneint wie die Hoffnung auf Auferstehung
Wie jedoch ist in diesem Zusammenhang die anfängliche frustrierte Feststellung des Hiob zu deuten, dass ein Mensch, der einmal gestorben ist, NIE MEHR zurück kehrt? (Hiob 14,10-12; 7,7-10) Steht das nicht im totalen Widerspruch zu Hiobs eben festgestellten angeblichen Hoffnung auf Reinkarnation?
Ganz gewiss! Wie aber auch zu der christlichen Auferstehungs-Hoffnung! Tatsächlich waren es Schriftstellen wie diese, welche viele Schriftgelehrten veranlassten, weder an eine Auferstehung wie auch an eine „unsterbliche Seele“ zu glauben – wie sie Jesus oder Seinem späteren Apostel Paulus gegenübertraten (vgl. Matthäus 22,23-33; Apostelgeschichte 23,6-9; Text T51g). Tatsächlich gibt es bis heute im Judentum eine große Anzahl von durchaus Gottgläubigen, die diese Vorstellung ablehnen!
Von christlicher Seite wird hier so argumentiert, dass die Auferstehung in der Vorzeit, in welcher die Hiobs-Geschichte angesiedelt ist, ja schließlich tatsächlich noch gänzlich außerhalb des Horizontes der damaligen Gott-Gläubigen lag – einfach darum, weil eben damals darüber von Gott noch nichts geoffenbart worden war!
Schließlich keimt aber in Hiob selbst ja schließlich doch noch diese Hoffnung auf: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt! Und als der Letzte wird er sich aus dem Staub (der vergänglichen Existenz) erheben!“ (Hiob 19,25; Genesis 3,19). Hiob sah hier also in weitester Ferne schon den Erlöser (vgl. 4. Mose 24,17), welchen die Christen freilich mit Jesus Christus identifizieren, der schließlich vom Tod erstanden ist und ein unverwesliches Leben ans Licht gebracht hat (2. Timotheus 1,10).
In Hinblick auf die gegenwärtige Welt ist dies ja schließlich auch zutreffend, dass es bis zu deren Ende keine Auferstehung geben wird, also vor diesem eschatologischen Groß-Ereignis zur Äonenwende niemand wieder zurück kehren wird! (vgl. Johannes 11,24; 5,28-29; Offenbarung 20,11 – 21,1).
Eine allgemeine Auferstehung am Ende dieses Äons (vgl. Johannes 11,24) mag sich also mit der Feststellung des Hiob noch vertragen, dass – zumindest BIS DAHIN – kein Mensch ins Leben zurück kehrt! Aber eine Reinkarnation? Sie würde sich doch in dieser gegenwärtigen Welt vollziehen!
So allerdings können nur all jene argumentieren, die sich mit der Lehre der Reinkarnation, wie sie vornehmlich im Buddhismus entfaltet ist, noch nie tiefer auseinander-gesetzt haben. Denn auch im Buddhismus ist dies ein unbestreitbares FAKTUM, dass KEIN Mensch, so wie er ist und einstmals gewesen sein wird, wieder ins Dasein zurück kehrt!
Reinkarnation ist keine Seelen-Wanderung, sondern eine Seelen-Wandlung, ein Seelen-Tausch
Denn keiner von uns kommt als die Person wieder ins Leben zurück, die er einst war! Wir mögen wiedergeboren werden – jedoch nicht als die, die wir einst waren, sondern als ganz Andere – mitunter sogar als ganz andere Wesen aus dem Tier oder Pflanzenreich, als eine Elementarkraft oder ein über-irdisches Licht-, Himmels-, Götter- oder Engelswesen. (So die buddhistische Anschauung. vgl. Text T40b, T48c, T47a, T49g)
Die Aussage des Hiob, KEIN Mensch kehre wieder ins Dasein zurück, deckt sich also mit der Anschauung der Reinkarnation: Denn auch da kehrt KEINE Person wieder zurück. Vielmehr vollzieht sich die Reinkarnation im Entstehen einer NEUEN, ANDEREN Person!
Die Person, die wiedergeboren wird, ist nicht die Person, die einst verstorben ist, sondern lediglich deren karmisches „Kind“, deren karmische „Zeugung“ und damit zugleich auch Erbe der Taten (Kaman) seiner Vorläufer-Person(en). (vgl. Text T39a)
Ähnlich erklärt Jesus, dass Seine Widersacher wahrhaftig eines Geistes Kind mit ihren gottlosen Vorvätern sind, also auch im geistigen, spirituellen Sinne, deren Zeugungen sind und darum auch die einstigen Taten ihrer geistigen Vor-Väter und Ur-Zeuger mit sühnen müssten (Matthäus 23,29-36; Jesaja 65,7). Hier werden nicht etwa Kinder für die Vergehen ihrer Vorväter (oder Vor-Vor-Väter) in Sippenhaft genommen (vgl. 5.Mose 24,16)! Diese Vorväter nämlich sind selbst in ihren Kindeskindern „im dritten oder vierten Glied“ (also in der über-über- oder über-über-über-nächsten Generation als Ur-Enkel und Ur-Ur-Enkel) zurück gekehrt (2. Mose 20,5; Jesaja 65,7; Text T67b), wie es sich nicht selten auch in den Namenswiederholungen in den Genealogien, den jüdischen Stammtafeln, zeigt (vgl. Text T41a, T45).
Freilich aber sind jene Vorväter in ihren Kindeskindern nicht als diese selbst zurück gekehrt, als jene Personen, die sie einst waren (vgl. Johannes 1,21), sondern als andere, neue Personen (vgl. Lukas 1,17; Matthäus 11,14; 14,10; 17,10-13; Text T39d), deren (in den Tiefenschichten der Psyche wurzelnde) spirituelle (Weiter-)Entwicklung dort ansetzt, wo die ihrer vorherigen Verkörperungen geendet hat. (Schließlich sind wir ja auch am Ende unseres Lebens nicht mehr die selben, die wir zu Beginn einst waren: Auch unsere Psyche und Persönlichkeit unterliegt beständiger Veränderung und Wandlung – die mitunter, etwa bei einer Bekehrung total drastisch ausfallen kann – vgl. II Korinther 5,17).
Tatsächlich unterscheidet auch der Buddhismus zwischen den einzelnen (für sich eigenständigen) Reinkarnationen, F1A) also den unterschiedlichsten Wesen, die durch eine Wiedergeburt entstehen und wieder für immer vergehen, und dem wahren, ewigen, unvergänglichen Selbst, der unbenennbaren Konstante in allen Wiedergeburten (vgl. Text T33a, T38f, T40l, T49c) – in dem für den Buddhismus ganz wesentlichen Anatta-Gedanken: „Mein ›Ich‹, als das ich mich eben wahrnehme: das bin ich garnicht, das gehört mir nicht, das darf mich nicht berühren, verstören, damit hab ich überhaupt nichts zu tun!“ (vgl. Matthäus 10,28; Römer 7,17; 6,11; Psalm 42,6; Text T50a, T51d). F1B)
Die Seele ist tatsächlich sterblich, entsteht bei der Wiedergeburt und vergeht bei ihrem Verscheiden. Reinkarnation vollzieht sich also nicht in der Form einer Seelen-WANDERUNG, in der eine immer gleich-bleibende unsterbliche Seele nur die Körper wie Hüllen oder Kleider wechselt (Metem-Psychose, Trans-Migration), sondern vielmehr im Sinne einer Seelen-WANDLUNG oder eines Seelen-TAUSCHs (Palin-Genese), dass mit jedem neuen Körper auch eine neue Seele angenommen wird und entsteht, wie die jeweilige Verkörperung schließlich auch eine gänzlich neue, anders geartete Persönlichkeit mit sich bringt (vgl. Text T48b, T49b, T80, T81, Ökumenische Beratungsstelle / Texte / Reinkarnation). F1C)
Diese buddhistische Erkenntnis von der Vergänglichkeit nicht allein des Körpers, sondern auch der Seele, deckt sich übrigens – bei eingehender Betrachtung! – auch mit dem neutestamentlichen Zeugnis (vgl. Hebräer 4,12; Text T40m, T50b):
Nach Paulus kann die Seele, der „seelische Mensch“, so wenig Unsterblichkeit erlangen wie „Fleisch und Blut“. So wenig, wie unser gegenwärtiger irdischer, vergänglicher Leib, so wie er momentan ist, Unsterblichkeit erlangen, in die Ewigkeit eingehen, in ihr aufgehen kann, so wenig auch unsere gegenwärtige Seele: Die Seele nämlich gehört nach dem apostolischen Zeugnis des Paulus in gleicher Weise wie der Leib der vergänglichen Welt, nicht aber der Ewigkeit an! (vgl. 1. Korinther 15,44-46)
Ja, die Seele, der „seelische Mensch“, kann nach Paulus nicht einmal irgend etwas von der spirituellen göttlichen Wirklichkeit überhaupt nur wahrnehmen! Ihm muss alles Jenseitige, Göttliche, Ewige – buddhistisch formuliert – wie ein „Nirwana“, wie ein „Nichts“ erscheinen, weil dies gänzlich außerhalb von allem (uns gegenwärtig) Sichtbaren, Hörbaren, Empfindbaren, bewusst Wahrnehmbaren, ja, überhaupt in irgendeiner Weise Vorstellbaren liegt (I Korinther 2,14.9; vgl. Text T51c).
Entsprechend ersteht auch selbst in der einstigen großen eschatologischen Auferstehung KEIN EINZIGES irdisches Wesen zu neuem Leben, wie es einstmals gewesen war oder gegenwärtig ist! Vielmehr ersteht ein gänzlich neuartiges geistliches Wesen, das mit dem jetzigen vergänglichen leiblich-seelischen Wesen so viel gemein hat, wie ein einstiger über-gewaltiger Baum, der aus einem winzigen Senfkorn, das erstorben ist, erwächst (vgl. 1. Korinther 15,36-37; Johannes 12,24; Matthäus 13,31-32). Auch nach apostolischem (neutestamentlichen) Zeugnis gibt es also keine unsterbliche Seele! Was beständig wiedergeboren wird und einstmals zu ewigem Leben ersteht, ist etwas völlig anderes! (vgl. 1. Korinther 15,35-36) – ist reiner unpersoneller Geist (Hebräer 4,12; Prediger 12,7).
Die Seele gehört also wie der Leib der vergänglichen Welt an und ererbt nicht das Himmelreich (vgl. 1. Korinther 2,14; 15,44-46). Aber das ist auch nicht die Essenz unseres Seins, die so undefinierbar ist wie ihr Ursprung und ihre Heimat (vgl. 1. Chronik 29,14; Hebräer 11,13; Philipper 3,20; 1. Petrus 2,11; Text T40i, T49f, T51b).
Und damit gilt – selbst in Hinblick auf die Auferstehung (ohne diese zu negieren!) – die Feststellung des Hiob (14,10-12; 7,7-10), dass KEIN Mensch je zurück kehrt, (als der,) der ein für alle mal vergangen ist.
Die Hoffnung auf Reinkarnation wird folglich im Buch Hiob ebenso wenig verneint wie die auf eine Auferstehung. Ein „Nein“ sehen und finden allein die, welche nichts anderes sehen wollen! (vgl. Text T43c, T51e)
Bezeichnender Weise gibt es im Judentum bis zum heutigen Tag NICHT NUR nur die Überzeugung, dass sich aus dem Alten Testament kein einziger Beleg auf eine Auferstehung finden ließe (vgl. Matthäus 22,23-33; Apostelgeschichte 23,6-9; Text T51h), sondern sämtliche Prophezeiungen, die dahingehend gedeutet werden könnten (wie etwa Hesekiel 37,1-5.11-14) als rein allegorische Bild-Rede anzusehen sind, die lediglich davon sprechen, dass das gleichsam vernichtete und in alle Winde zerstreute Volk Israel in seiner Sammlung im verheißenen Land gleichsam vom Tod wieder erstehen und einstmals noch die Weltherrschaft erlangen wird (vgl. Jeremia 16,14-16), sondern es gibt EBENSO in der jüdischen Mystik eine ganz beachtliche Glaubens-Strömung (der Chassidim wie der Kabbalisten), die in den Schriften des Alten Testaments mehr Schrift-Belege für eine Reinkarnation ausfindig macht als für die universale eschatologische Auferstehung am Zeiten-Ende!
Eine Berufung auf die oben behandelten Passagen (Hiob 7,7-10; 14,10-12) scheidet also, wie dargelegt, schon einmal aus. Überdies erscheint es höchst fragwürdig, einzelne Textstellen aus ihrem Kontext zu reißen mit der Feststellung: „Es steht geschrieben!“ „Das ist Gottes Wort!“
Hier trägt man nicht dem Umstand Rechnung, dass nach abschließendem göttlichem Urteil (in Hiob 42,7) sämtliche Reden der alt-ehrwürdigen weisen Freunde des Hiob (die einen Großteil der gesamten Lektüre ausmachen), als unzutreffend verworfen werden! – nämlich die Reden des Elifas (Hiob 4-5 und 15 und 22), die des Bildad (Hiob 8 und 18 und 25) und die des Zofar (Hiob 11 und 20)!
Freilich würde man ihren Ausführungen nicht gerecht, wenn man sie darum als durchgängig falsch verwerfen würde! Auch in ihren Erwägungen steckt viel Wahrheit und Weisheit (wie schon allein die unzähligen Schriftstellen-Verweise auf andere Bibel-Worte aufzeigen). Allerdings erwiesen sich die Überlegungen der vermeintlichen „Freunde“ des Hiob in Hinblick auf ihre Anwendung auf dessen konkreten Fall als unzutreffend, da Hiob ja tatsächlich unschuldig litt.
Selbiges gilt für sämtliche Äußerungen des Hiob, der schließlich im Licht der göttlichen Offenbarung selbst alle seine Gottes-Anklagen als „Geschwätz“ bereut (Hiob 42,1-6) – wenngleich die göttliche Einfühlsamkeit Hiobs Hader-Reden (vgl. Hiob 2,5; 3,1-2.11.20-23; 7,20-21; 9,15.21-22.32; 10,1.17-19; 27,4-6; 30,16-21) als durchaus verständlich und berechtigt würdigt (Hiob 42,7) – und damit dem Rechnung trägt, was Hiob, bei seinen Freunden vergeblich um Verständnis werbend, anführt: „Für den Wind sind schließlich die Worte eines Verzweifelnden!“ (Hiob 6,26) Und eben dies gilt auch für Hiobs frustrierte Feststellung: „Mit dem Tod ist alles AUS!“
Man darf also nicht jedes Wort in dem in diesem literarischen Werk entfalteten Disput auf die „Gold-Waage“ legen oder gar zu einer göttlichen Offenbarung mit dogmen-setzenden Charakter hoch-stilisieren!
Dann verkennt man, dass es sich bei der Hiob-Erzählung um eine poetische Dichtung handelt, die sich – in der Entfaltung eines fiktiven Gesprächs zwischen alt-vorderen „Glaubens-Vätern“ – dem Problem annähert, dass die bisherigen, alt-hergebrachten, vom „Hören-Sagen“ (vgl. Hiob 42,5) übernommenen, überkommenen, tradierten Glaubensvorstellungen (von einem Tun-Ergehen-Zusammenhang: „Den Guten wird´s gut, den Schlechten schlecht ergehen“ – vgl. Galater 6,7) SO – zumindest auf eine EINZIGE Lebensspanne hin betrachtet – ganz offensichtlich NICHT zutreffend sind, an der Realität vorbei gehen, nicht greifen, keine wirklichen Antworten liefern, keinen wahren Trost spenden, sondern vielmehr (wie bei Hiob) für zusätzliche – „hausgemachte“ (!) – Glaubens-Anfechtungen sorgen – mit dem Ergebnis, dass allein die Vergegenwärtigung der unendlichen Größe und Majestät der alles durchwaltenden göttlichen Allmacht auf noch Größeres hoffen lassen darf, das aber eben noch außerhalb des bisherigen Glaubens-Horizontes liegt (vgl. Prediger 3,11; 6,10-12).
Damit ist dieses Schriftwerk zugleich ein Zeugnis eines spirituellen Wendepunktes im alttestamentlichen jüdischen Glauben. Man hat erkannt: Die alten Schläuche haben ausgedient! Was von Nöten ist, ist neuer Wein in neuen Schläuchen! – … so wie ihn schließlich der junge Elihu – als Proto-Typ einer neuen, enthusiastischen gläubigen Nachfolge-Generation mit neuen Glaubens-Ideen und Welt-Interpretationen – in der Hiobs-Dichtung dann ausschenkt (vgl. Hiob 32,18-20; Matthäus 9,17; Apostelgeschichte 4,20).
Die Person des Elihu vertritt gleichsam die Propheten, durch welche die göttliche Offenbarung schließlich fortgesetzt und fortgeschrieben wurde – wo sich der Glaubens-Horizont dann schließlich auch entscheidend ausweitete: etwa hin zu der zuversichtlichen Erwartung eines Nach- und Folge-Lebens, in welchem sich das „Saat-Ernte-Prinzip“ (nichts anderes als das hinduistische bzw. buddhistische „Karma“; vgl. Text T41d) schließlich doch noch bewahrheiten und durchsetzen würde: Auch wenn ein Mensch, der sich um ein rechtes Leben bemüht, in diesem Leben nicht belohnt werden mag, sondern vielmehr Unheil und Unrecht erfährt – wie der gerechte Hiob, – so ist ihm doch eine Entlohnung in seinem Nach-Leben gewiss (vgl. Psalm 73,2-3.16-18; Maleachi 3,18; Lukas 16,25; 2. Korinther 5,10; Offenbarung 22,12; Text T38c, T40h).
Als DAS Parade-Beispiel schlechthin für diesen einstmals im Nachleben liegenden Ausgleich gilt schließlich Christus, der – obwohl Er (wie einst der gerechte Hiob!) „die Unschuld in Person“ war (vgl. Johannes 8,46) und dennoch zum „Auskehricht“ der Welt werden und ein furchtbares Ende als ein von Gott und aller Welt Verlassener nehmen musste, dann aber doch in Seiner Auferstehung von Gott erhöht wurde zum lichten Heiland-Gott über alles (vgl. Jesaja 53; Philipper 2,6-11).
In diese Richtung – hin auf Neues, gänzlich Neu-Artiges, noch Größeres, bislang nicht Erkanntes und Geglaubtes – weist die ganze Hiob-Dichtung! Sie steckt noch fest in den alten, gängigen Glaubensvorstellungen, aber befindet sich damit schon in der Krisis, oder besser Katharsis, und ist damit schon am Wendepunkt angelangt hin zu einem größeren, weiteren, noch weitreichenderen Glauben, den sie zwar noch nicht konkret – nur in Ansätzen – benennen kann, doch über dessen Kommen sie sich schon gewiss ist (vgl. Text T40j).
Wer darum am Alt-Hergebrachten, bisher Geglaubten fest-hält und sich dem Neuen verschließt, wie etwa die fundamentalistischen Feinde Jesu, die eine Auferstehung leugneten, weil ihre ältesten Schriften (der Thora), die allein sie als göttliche Offenbarung akzeptierten, das noch nicht her gaben (vgl. Matthäus 22,23-33; Apostelgeschichte 23,6-9; Text T51i), der verkennt nicht selten den ganzen Grund-Tenor und die ganze inbrünstige Ausrichtung zu dem Neuen, noch nicht Geoffenbarten hin, den viele biblischen Schriften aufweisen (vgl. 5. Mose 18,15.18; Johannes 16,12-14; Daniel 12,4; Text T4c, T55b) – wie etwa in diesem Falle das Buch Hiob. Solche trifft das Urteil Jesu: „Warum glaubt ihr dies Neue nicht? Weil ihr weder die Schriften kennt (- ihr wahres Anliegen und ihre hoffnungsvolle, nach vorn hin offene Ausrichtung! -) noch (all die unvorstellbaren Möglichkeiten und Absichten der Gottheit, Ihre wahre Natur:) die Kraft Gottes!“ (vgl. Matthäus 22,29; Genesis 18,14; Hesekiel 18,23; 33,11; Text T56).
Ähnlich auch im Evangelium nach Thomas dem Zwilling (Vers 17 und 92):
„Ich will euch geben, was noch kein Auge gesehen noch irgendein Ohr gehört hat,
was noch keine Hand berührt hat und noch in keines Menschen Sinn gekommen ist!“ –
„Ihr habt Mich so vieles gefragt durch die Zeiten, und Ich habe euch da noch nicht geantwortet;
nun gefällt es Mir, es euch zu offenbaren, doch nunmehr fragt ihr Mich nicht.“(vgl. 1. Korinther 2,9; Römer 10,21)
In Hinblick auf das Buch Hiob kann also abschließend konstatiert werden, dass hier die Hoffnung auf eine Reinkarnation ebenso wenig negiert wird wie die auf eine Auferstehung – ja, vielmehr, dass von der Grund-Ausrichtung der Schrift her zu neuen Glaubens-Ansätzen ermutigt werden will, nachdem die gängigen Glaubensvorstellungen sich als unzureichend erwiesen haben und man erkannt hat, dass Letztere unmöglich schon die ganze Gotteswahrheit abdecken können. Die Hiob-Dichtung will also vielmehr den Blick öffnen und weiten: „Auch dich lockt Er fort aus dem Rachen der Not! Unbeengte Weite sei dein Platz!“ (Hiob 36,16)
Reinkarnation ist für Erlöste keine Hoffnung
Neben der Auferstehung kann man also, wenn man denn will und dazu bereit ist, auch die Reinkarnation als eine Hoffnung finden, die in Anbetracht eines hoffnungslosen Lebens voller Leid und Schmerz im Buch Hiob als möglicher Trost aufgezeigt wird.
Denn warum muss der Glaube an eine Reinkarnation (in ein immer wieder sterbliches Dasein) im Widerspruch zu der christlichen Hoffnung auf eine letzte Auferstehung und „Wiedergeburt“ (so in Matthäus 19,28) hin zu Unsterblichkeit (als eschatologisches Endziel) gesehen werden? Warum kann oder dürfte hier nicht an die Stelle eines ENTWEDER-ODER ein UND treten, zumal Jesus in Hinblick auf diese Frage gegenüber dem Gelehrten Nikodemus schon angedeutet hat, dass es vieles zwischen Himmel und Erde gibt, von dem die vermeintlich Schrift-Kundigen auch nicht den blassesten Hauch eines Schimmers von einer Ahnung hätten (vgl. Johannes 3,4.12; Text T40g).
Und mitunter mag dies ja auch ein Trost sein, wenn ein Leben, das am Ende vielleicht gar nie wirklich gelebt worden ist, und dann noch – überdies! – ein höchst frustrierendes Ende findet, dass es Hoffnung auf einen neuen „Versuch“ gibt:
„Jeder Wehruf ist verschollen, jede Klage ist verweht,
wo mit seinem wechselvollen Los ein neuer Leib entsteht:
Neuer Jugend gold´ne Tage, neuen Alters steile Bahn,
neue Hoffnung, neue Klage. Alles hebt von vorne an.“MARTIN GREIF
(Georg Grimm: Die Lehre des Buddho, Holle-Verlag Baden-Baden, 1957, S. 91)
Doch – so darf man berechtigt fragen – IST DAS denn eine wahre Hoffnung, dass – wenn in diesem Leben einem das Glück versagt blieb – es einem vielleicht im nächsten Leben winkt?
Hiob mag zwar wohl mitunter in diesem Gedanken Trost gefunden haben, kommt aber doch im Augenblick größten Leides zu der Feststellung, dass das irdische Leben an sich im Grunde ein Höllen-Dasein ist, dem ein schneller Tod oder besser noch ein Überhaupt-erst-garnicht-Geboren-werden eigentlich vorzuziehen ist (vgl. Hiob 3,20-26; 6,8-9; 3,1-2.13-19). Auch der weise Salomo kam zu dem selben Schluss (vgl. Prediger 4,1-3). Denn mit jeder neuen (Wieder-)Geburt hebt ja wieder dieses leidvolle Dasein an, das letztendlich in Altern, Verfall, Senilität und dem Total-Verlust von allem, was einem lieb und wert geworden ist, endet! Wie wir oben gesehen haben, verlieren wir mit unserem Verscheiden ja nicht nur die ganze – „unsere“ – Welt, sondern damit sogar gleichsam uns selbst, um in einem neuen Wesen ohne jede Erinnerung an seine vorherigen Existenzen wieder in ein leidvolles Dasein geworfen zu werden, um erneut unseren Kampf um endloses Glück anzutreten, den wir ja doch nie gewinnen können (vgl. Prediger 1,9-11). Entsprechend wertete auch Buddha das ganze Leben als ein sinn- und ziel-loses Samsara, einen Teufelskreislauf von nichts als Kot und Tod, dem es zu entfliehen gilt! (vgl. Text T38d, T49e)
Was also kann ein Christ mit der Hoffnung auf Reinkarnation – wenn es sie denn wirklich (neben der Auferstehung) auch geben sollte – anfangen? Das müsste doch in der Tat eine närrische Seele sein, die sich eine Rückkehr in dies leidvolle Dasein auf Erden wünschen würde, wenn sie denn in die paradiesischen Freuden der Himmel eingehen kann! (vgl. Lukas 16,22; 23,43; Philipper 1,21.23; 2. Korinther 5,1-8; 12,2-4; Text T48a, T86c).
Und tatsächlich können auch – von der Retterliebe eines Bodhisattva bestimmt – nach dem neutestamentlichen Zeugnis allein „Narren Christi“ eine solche Wahl treffen (vgl. 1. Korinther 4,10; Text T86b).
Wenn man nur will und zu sehen bereit ist (vgl. Matthäus 11,14; Markus 8,18; vgl. Text T51f), kann man nämlich auch im neutestamentlichen Zeugnis den buddhistischen Bodhisattva-Gedanken finden, nach dem Erleuchtete, welche die Buddhaschaft erlangt haben und in die Himmel des unbeschreiblichen/unbenennbaren Nirwana eingehen könnten, dennoch (in Form einer erneuten Reinkarnation) eine Rückkehr in ein (leidvolles) irdisches Dasein wählen, um anderen den Weg zum Heil zu weisen (wie die Dalai Lamas der tibetanischen Karmapa-Linie; vgl. Text T46*):
… etwa in dem Apostel Johannes, der darum Christi Lieblingsjünger war, weil er – Ihm nachfolgend, seine immer neue Niederkunft auf die Erde wählte – von dem Jesus darum am Ende des Johannes-Evangeliums das (mysterien-volle) Zeugnis gab, dass er auf Erden bleiben würde, bis Er, Christus, wieder käme, wenngleich Er damit nicht sagte, dass – wie betont wird – Johannes nicht (immer wieder) sterben würde (Johannes 21,20-23).
Ein weiterer ist der Apostel Paulus: Er schrieb seiner Lieblingsgemeinde zu Philippi im Angesicht des Todes, er würde sich wünschen, zu sterben, um für immer bei Christus im Himmel zu sein, würde aber gleichwohl dann doch wohl eher auch eine „Rückkehr“ (dann doch wohl aus den Himmeln in ein irdisches Leben!) wählen, wenn er dadurch noch anderen den Weg zum Heil eröffnen und sie dadurch ihrer Hölle entreißen könnte (Philipper 1,21-26; Römer 9,1-3).
So ist die Frage berechtigt, für wen und in welcher Hinsicht die Reinkarnation eine Hoffnung darstellen könnte, so dass diese Aussicht vielleicht auch für den christlichen Glauben eine Bereicherung wäre.
Hierüber bietet eine Betrachtung der Trostworte des jungen Elihu Aufschluss, dessen gänzlich neu-artigen Gedanken und Hoffnungen im Buch Hiob letztlich als die einzigen das göttliche Wohlgefallen finden.
Reinkarnation mag für Christen, die in Christus ihre letzte Erlösung gefunden haben, nichts mehr zu bieten haben. ABER:
Reinkarnation macht aber Hoffnung für alle Un-Erlösten!
Der junge Elihu ist schließlich der Einzige, der nicht nur in Anspielungen oder Metaphern (wie Hiob), sondern ganz explizit von Reinkarnation spricht (vgl. Text T15, T43b, T41c, T49d, T53, T54a, T77, T86a):
„Siehe, das tut Gott zwei- oder dreimal mit einem jeden,
dass Er ihn von den Toten zurück holt,
um ihn mit dem Licht der Lebendigen zu erleuchten“(Hiob 33,29-30).
Vermeintlich „christliche“ Umdeutung der klaren Hoffnungsworte des Elihu (vgl. unten)
Da diese Vorstellung jedoch nicht in die gängige christliche Weltsicht passt, wird sie gewöhnlich allegorisch gedeutet (wie das manche Juden mit den Prophezeiungen von einer Auferstehung machen; vgl. Text T51j). Dass Gott Verstorbene mehrfach wieder ins Dasein ruft (vgl. Parallelismus in Römer 4,17; Text T38b), wird also nicht wörtlich genommen, sondern als Bildrede aufgefasst und in übertragenem Sinne gedeutet. Man versteht dies als Metapher, denn in gewisser Hinsicht kann man ja jeden Menschen, der noch nicht durch eine persönliche Begegnung mit Christus erleuchtet worden ist, als spirituell noch nicht „erweckt“ ansehen – also als geistlich noch tot (vgl. Epheser 2,1-10; Lukas 15,24.32; Matthäus 8,22; vgl. Text T40d, T40f).
Deutet man einerseits die (in Hiob 33,29-30 explizit) erwähnte Wiedererweckung aus Toten allegorisch, so umgekehrt, die Anzahl, wie oft Gott dies tut, wiederum wörtlich – also in dem Sinne, dass Gott jedem Menschen maximal drei Chancen zur Umkehr einräumt, indem Er ihn – geistlich gesprochen – vom Tode erweckt, dadurch, dass Er sein Herz in ganz außergewöhnlicher Weise anrührt und alles erkennen lässt (vgl. Apostelgeschichte 26,14.28). Diese Zeiten gnadenvoller Heimsuchung gilt es zu nutzten: „Heute, wenn ihr Seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!“ Denn morgen kann es vielleicht schon zu spät sein! (vgl. 2. Korinther 6,2; Hebräer 3,7; Lukas 19,41-44; Text T59a, T70) So wird dieser Bibelvers dann schließlich „evangelistisch“ ausgeschlachtet, um Menschen die Pressanz und Dringlichkeit ihrer Umkehr nahe zu legen, wenn sie nicht riskieren wollen, auf ewig verloren zu gehen. Denn morgen kann es vielleicht schon zu spät sein – und Jesus EIN FÜR ALLE MAL für dich „dicht“ gemacht haben! (- wie beispielsweise Matthäus 7,21-23; 25,11-12 von manchen – gegen Johannes 6,37 oder etwa Jona 4,1.11 wie auch Jesaja 54,8-9 – gedeutet wird.)
Allerdings muss hier schon die Frage erlaubt sein, ob eine derartige Verkündigungsform, die bewusst mit Angst arbeitet und unter Druck setzt, wie „erfolg-versprechend“ sie auch immer erscheinen mag, wirklich christus-gemäß ist, also dem Christus-Wesen der Gottheit gerecht wird und entspricht (vgl. Text T55a, T65, T72f, T73).
Es mag zwar durchaus zutreffend sein, dass es im Leben nur ganz wenige „Stern-Stunden“ gibt, in welchen eine Seele, ein Herz derart angerührt wird, dass sich ihm eine Möglichkeit bietet, „das Ruder herum zu reißen“, die Chance, abzuspringen von dem allgemeinen Unheilszug ins Verderben (vgl. Text T58), eine Ausfahrt von diesem „Highway to Hell“ (vgl. Text T59b), und so zu einem wahren, unvergleichlich erfüllenden Leben zu finden, im Vergleich zu dem sich ein geist-, sinn- und ziel-loses „normales“ Leben wie „Tod“ ausmacht.
Und es mag auch durchaus stimmen, dass es katastrophale Folgen haben kann, derartige Chancen im Leben ungenutzt verstreichen zu lassen und schließlich zu verpassen, ebenso, wenn man sich gegen ein persönlich durchaus empfundenes Drängen, einen Zug, den man in sich verspürt, versperrt, weil man das Alt-Gewohnte nicht aufgeben will, oder wenn man mehrfach klare innere Hemmschwellen des Gewissens bewusst überschreitet, um irgend eine fixe Idee zu verwirklichen, der man sich blindwütig verschrieben hat und damit hoffnungslos verfallen ist (vgl. Hebräer 6,4-6; 10,26-27; Text T74).
Dass es also – faktisch erlebt – tatsächlich ein ZU SPÄT geben kann, einen Point of NO RETURN, nach dem es (wie nach dem Start einer Rakete, in der man sitzt) einfach KEIN ZURÜCK mehr gibt (wohin das von einem selbst entzündete Machwerk einen dann auch immer trägt!) – dass all dem tatsächlich so ist, soll ja garnicht in Abrede gestellt werden. (vgl. Text T43a, T72e) Ebenso wenig, dass es auch in spiritueller Hinsicht durchaus einen Punkt geben kann, in welchem alle Chancen einfach endgültig vertan sind, oder – noch schlimmer! -, wo eine Menschenseele einen Grad an Herzens-Kälte und -Härte, ja, an Bestialität, erreicht hat – oder einfach derart auf Irrwege, Abwege geraten ist, dass es nur noch im Verderben enden KANN! (vgl. Galater 6,7) Das wird durchaus nicht negiert! Das gibt es WIRKLICH !!! Die Zeitungen sind täglich voll davon! – NUR:
Sind damit aber auch die Möglichkeiten der göttlichen Christus-Liebe erschöpft? Oder, was noch viel schlimmer wäre: Kann es sein, dass sich die Retter-Liebe Christi SELBST bei irgendeinem Ihrer Geschöpfe, Ihrer Kleinen, – doch allesamt Ihre Kinder! – je irgendwann – FÜR IMMER – erschöpft?!!! (Matthäus 18,14; 19,23-26)
Hier ist das EIN-DEUTIGE (vgl. 2. Korinther 1,19-20), durchgängige Christus-Zeugnis der Heiligen Schriften doch ganz klar dies: Das kann NIEMALS eintreten und NIEMALS der Fall sein! NIEMALS !!! So wenig, wie eine wahre Mutter je kein Erbarmen mehr haben könnte über die Frucht Ihres Leibes! Denn – so erklärt die göttliche Christus-Liebe: “Ihr seid doch alle hinein gezeichnet in Meine für euch alle durchbohrten Hände! Seht doch nur hin und glaubt´s!” (vgl. Jesaja 49,14-16; Johannes 20,17; Text T24)
Jesus ist doch kein Freimaurer, dass Er nur DREI Chancen einräumen würde (wie man letzteren – wahrscheinlich ebenso unberechtigt! – nachsagt): Danach aber IST SCHLUSS! Und wer auch die dritte Chance verspielt hat, dem wird sein Leben genommen!
Wie erklärt doch Jesus auf die Frage des Petrus, wie oft man einem anderen zu vergeben und die Chance auf einen Neu-Anfang gewähren solle? Ob siebenmal reichen würde? Jesus erklärt: Nicht siebenmal, sondern siebenmal siebzig mal! (vgl. Matthäus 18,21-22) – also, mit anderen Worten: IMMER WIEDER! (vgl. Text T25) Ebenso aber handelt auch Christus, dem wir schließlich nacheifern sollen: Eine Seele mag SIEBENMAL in den Abgrund stürzen, aber die göttliche Christus-Liebe holt sie IMMER WIEDER heraus! (Sprüche 24,16; Text T39b, T45b). Denn mögen wir auch untreu sein und Seine Liebe (zu uns, für unser Leben) verleugnen, so bleibt Er doch treu: Er kann sich selbst und Seine Liebe zu uns NIEMALS verleugnen! (2. Timotheus 2,13; vgl. Römer 3,3; 11,29.32.36) So wenn sich unsere Verfehlungen und Abirrungen sich ins Maßlose steigern sollten, so wird Seine Gnade am Ende alles Übermaß doch noch übersteigen! (Römer 5,20-21)
Darum auch gibt es Hoffnung für alle Verlorenen, selbst sogar die, welche sichtlich gänzlich, „mit Haut und Haaren“ der Verheerungsmacht des Satans anheim gefallen sind: Es bleibt doch immer Hoffnung für sie! – … selbst über deren katastrophalen Lebensbeschluss hinaus – wie es auch die Apostel Petrus und Paulus als große Hoffnung in Aussicht stellen! (2. Petrus 4,6; 1. Korinther 3,15; 5,5; Text T38e, T79, T79a, T79b)
EBENDIES ist auch das große, strahlende Zeugnis des Elihu – die Hoffnung für ausnahmslos ALLE, die im Wesen der grenzenlosen UN-VERLIERBAREN göttlichen Liebe selbst begründet ist:
„Sieh doch: Gott ist GEWALTIG! –
– … gewaltig AN KRAFT DES HERZENS!
Und Er verdammt NIEMANDEN!“
Entsprechend ist Elihu von der festen Zuversicht und unerschütterlichen Hoffnung getragen, dass all jenen Menschen, die ihre Lebens-Chancen vertun, von Gott in neuen Lebensläufen neue Chancen eröffnet werden – immer wieder, bis sie das wahre, eigentliche Leben doch noch finden sollen (Hiob 33,29-30; vgl. Text T33b). Und diese Hoffnung des Elihu geht GLAS-KLAR über den Tod hinaus! Gott – so glaubt und bekennt Elihu – räumt immer wieder neue Chancen ein, zum wahren Leben zu finden, auch über jeden Tod hinaus, in immer und immer neuen Reinkarnationen und Wiedergeburten.
Elihu lässt die Erkenntnis, dass die göttliche Allmacht nichts als grenzen-LOSE, völlig UN-begrenzte Liebe ist, schließlich in kindlicher Einfältigkeit auf wirklich alles für ausnahmslos alle hoffen (vgl. Text T4b, T72d) – dass die Gottheit schon Mittel und Wege finden würde, auch die Verlorensten am Ende doch noch zu erretten (Römer 4,5). Er hat also zu dem Glauben gefunden, der – wie Paulus bezeugt – als einziger wirklich vollumfänglich auch gerade von allen bindenden Ängsten und Zwängen befreien und wahre Glückseligkeit stiften kann (vgl. Römer 4,5; 8,15-21), ein Gott-Vertrauen, das in Anbetracht all der furchtbaren Dinge und Ausweglosigkeiten in dieser Welt als einzig gangbare Option nur immer mehr bestärkt werden kann: Es gibt keine Alternative zu solchem in jeder Hinsicht und Lebenslage froh und frei machenden Kinderglauben!
Elihu hofft also auf alles für alle – trotz allem, ja, gerade, wegen allem! ( – all dem ausweglosem Unheil in der Welt.) Er kann damit rechtens als der erste Vertreter und enthusiastische Verkünder der All-Versöhnung angesehen werden (vgl. 1. Johannes 2,1-2; Text T54b, T72*), in seiner tiefsten unerschütterlichen Überzeugung, dass die Gottheit noch alles für alle heil machen wird. Damit fände man bei Elihu bereits die Hoffnung auf eine große, universale Apokatastasis panton – und mit dieser seiner wirklich grenzenlos gewordenen Hoffnung (Römer 13,5; 1. Korinther 13,7) weist er auf einen künftigen Glauben, der nicht nur weit über den zur Zeit der Hiob-Dichtung, sondern selbst über den heutigen Glauben vieler Christen noch deutlich hinaus ragt.
DAS ist – der biblischen Zahlen-Symbolik Rechnung tragend – die eigentliche Aussage vom dreimaligen göttlichen Eingreifen, wenn alles bereits als zu spät erscheint. Ebenso wie die Sieben (oder auch die Zehn und die Zwölf) so ist nämlich auch die DREI eine Voll-Zahl (- wie etwa in der Drei-Einigkeit die ganze Fülle der Gottheit umfasst und beschrieben wird; vgl. Text T8*, T39c, T42).
Wenn Elihu also bekennt, Gott würde jede Seele mindestens dreimal aus dem Abgrund wieder hervorholen, so ist dies gerade nicht wörtlich zu nehmen und dahingehend zu verstehen: „Danach aber ist Schluss! GELL!!!“ – sondern vielmehr gerade umgekehrt dahingehend, dass Gott eben gerade grenzen-LOS immer und immer immer wieder neue Chancen einräumt, selbst in Form von Wiedergeburt – nach jedem erneuten hoffnungslosen Verscheiden erneut! Denn die Gottheit ist GEWALTIG! – gewaltig AN KRAFT DES HERZENS! Und Sie verdammt NIEMANDEN!“ (Hiob 36,5; Text T64b, T72b).
Vermeintlich „christliche“ Umdeutung der klaren Hoffnungsworte des Elihu (vgl. oben)
DIESE Hoffnung auf Reinkarnation des Elihu ist also wörtlich zu nehmen, die Betonung der Dreimaligkeit aber allegorisch, der biblischen Zahlen-Symbolik gemäß als ein “ENDLOS! IMMER WIEDER!” auszulegen – NICHT die Dreimaligkeit der göttlichen Begnadigung wörtlich, und darüber die Rede von der Wiedererweckung aus Toten allegorisch, so dass sich die gnadenvolle göttliche Heimsuchung auf nur DREI einzige Male und überdies nur auf dieses EINE EINZIGE Leben, das wir eben leben und haben, beschränkt wäre!
Wer Hiob 33,29-30 in dieser Weise „andersherum“ auslegt, kehrt also die eigentliche Aussage des Elihu, die so viel Trost spendet, in ihr diametrales Gegenteil um, wie es krasser nicht ausfallen kann! Bei einer solchen Deutung ergibt sich dann (in Verbindung mit Hiob 36,5): „Sieh doch: Gott ist GEWALTIG! – gewaltig AN KRAFT DES HERZENS! Und Er verdammt NIEMANDEN!“ (Hiob 36,5) „Deswegen räumt Er auch jeden Menschen ALLEIN DREI Chancen in diesem seinen EINEN Leben ein, das wahre Leben zu finden: DANACH ABER ist FINITO! Für immer und endgültig Schluss! Wer seine drei Chancen vertan hat, für den hat die unendliche Herzensgüte, die niemanden verdammt, nur noch ewige Verdammnis übrig!“ – Wie sagte doch Jesus: „Ihr irrt, weil ihr die Schrift nicht kennt, noch die Kraft Gottes!“ (Matthäus 22,29; vgl. Text T40c, T51a)
Es gibt also noch Hoffnung – selbst für die Verlorensten unter den Verlorenen, die in ihrer Verlorenheit sterben! (vgl. Text T40e) Dies war ja schließlich auch der große Trost, den Elihu dem total nieder-geschmetterten Hiob – ganz konkret in seine Situation hinein gesprochen – gab! Wie hatte Hiob doch für seine gottlosen Söhne zu Gott gefleht, dass sie doch noch gerettet würden! (Hiob 1,1-5; vgl. 1. Korinther 7,16) Vergebens! Wie krass hatte sie doch das göttliche Gericht in Form eines Ungewitters vom Himmel – wie einst Sodom und Gomorra! – getroffen, dass sie vom Erdboden weg ausgetilgt und völlig vernichtet wurden! (Hiob 1,18-19; vgl. Genesis 19,23-28)
Wie sehr aber jene verlorenen Söhne des Hiob auch das Karma ihrer gott-vergessenen Ruchlosigkeit in voller Härte getroffen haben mag (vgl. Galater 6,7): Damit waren sie jedoch nur „auf Zeit“, keineswegs überdies in Hinblick auf die Ewigkeit verloren! Das jähe Ende, das sie fanden und finden mussten (vgl. Matthäus 13,1-5), war für sie mitnichten das endgültige AUS, sondern setzte vielmehr einen Neu-Anfang – quasi ein RESET, nachdem ihr gegenwärtiges Leben einfach schon zu verfahren war (2. Petrus 4,6). Mit diesen seinen Mutmaßungen über neue Chancen durch erneute Reinkarnationen spendete Elihu also Hoffnung für die verlorenen Söhne des Hiob!
Und er gab damit auch eine Erklärung über den Zweck und Sinn von all dem Leid und Elend, das jeden Menschen in Form seines Karmas trifft: Es hat einzig den Sinn, ihn nach dem wahren Heil und Leben fragen zu lassen, oder aber, wenn er es denn gefunden hat, ihn durch all das Leid, durch das er trotzdem noch hindurch muss (wie Hiob), zu läutern – hin zu einer christus-gleichen, vollendet geläuterten Persönlichkeit für die Ewigkeit (vgl. Hebräer 12,4-11; 2,10; 1. Petrus 4,1-2; Text T1):
„Den Elenden errettet Er DURCH SEIN ELEND
und öffnet durch Bedrängnis sein Ohr!
Auch dich lockt Er fort aus dem Rachen der Not!
Unbeengte Weite sei dein Platz!“(Hiob 36,15-16)
Alles Karma ist ein göttliches Dharma! Alles Gericht, das uns trifft, einzig ein „Zuchtmeister auf Christus – den Inbegriff der Erlösung für ALLE – hin“! (Galater 3,24; 1. Johannes 2,1-1) Das Karma hat nicht etwa den Sinn, uns für unsere Abwege zu bestrafen, sondern uns auf die rechte Heils-Spur zu bringen. Die Frage nach dem WARUM von all dem Leid, wird in seinem WOZU beantwortet.
In gleicher Weise wie Elihu wendete auch Jesus die Frage nach dem WARUM hin zu einem WOZU: Die Jünger fragten Ihn einstmals, warum ein verelendeter Jüngling blind geboren worden sei, ob ihn darin (aufgrund von Sünden eines Vorlebens) sein (damit doch nur allzu gerechtes) Karma träfe (Johannes 9,1-2; vgl. Text T33c, T41b). Jesus weist diese rückwärts-gewandte Frage nach dem WARUM ab: Sie bringt keinen weiter, tut vielen überdies nur Unrecht! Die Frage, recht gestellt, ist immer nach VORN gewandt, hin zu dem wunderbaren Zweck und Ziel, dem WOZU von all dem Leid, das alle – auf kurz oder lang – treffen muss: Es dient zur Verherrlichung der Gottheit in der Verherrlichung Ihrer gesamten Schöpfung im Gnaden-Antlitz Jesu Christi! (vgl. Johannes 9,3; 2. Korinther 3,18; 4,6)
Auf dieser Höhe der Verkündigung stand, wie dargelegt, auch bereits der Jung-Sporn Elihu. Elihu als der Jüngste im Kreis des Hiob, dessen Überzeugung von der Reinkarnation wie Allversöhnung als einziges wirklichen Trost spendete, stellt darum tatsächlich den Repräsentanten und Prototypen eines gänzlich neuartigen, alles bisherige überbietenden Glaubens dar. Er ist gleichsam eine prophetische Vorschattung einer künftigen Glaubens-Nachfolge-Generation.
Allein diese gänzlich neuen Gedanken dieses Jungsporns (Hiob 32,3), der noch „nass hinter den Ohren“ war, aber doch schon besser als seine Glaubens-Väter hören konnte, – seine hoffnungsvollen Träume von einem all-gütigen Abba-Herzen, das einmal noch alles für alle gut hinaus führen würde, fanden – im Gegensatz zur den überkommenen Vorstellungen der Alt-Vorderen – Gefallen bei Gott! (Hiob 42,7; vgl. Text T4a, T10) – wohl insbesondere wegen des Zeugnisses des Elihu, dass der Herr in Seiner unendlichen Gnade NIEMANDEN verdammen KANN! (vgl. Hiob 36,5; Text T64c, T47b, T71, T72c).
Mit diesen so hoffnungsvollen Trost-Worten aber weist Elihu nicht nur weit über den in die Krise geratenen Glauben, dem sich die Hiob-Dichtung stellt, hinaus, sondern bietet selbst auch heute noch unserem so von Anfechtungen gebeutelten, krisen-anfälligen Glauben, einen Ausweg hin zu einem vollendeten (wirklich) „göttlichen“ (gott-seligen) Glauben in einer in wirklich jeder Hinsicht grenzenlosen Hoffnung (vgl. Römer 15,13; 1. Korinther 13,7) aus der Einsicht:
Sollte der göttlichen Retter-Liebe wirklich irgendetwas
unmöglich und zu wunderbar sein? (vgl. Genesis 18,14)Sollte man sich wirklich etwas von DIESER Gottheit
erträumen können, das einfach zu schön ist, um wahr zu sein?!Sollte es der allmächtigen, über alles erhabenen göttlichen Christus-Liebe,
die am Ende doch ALLEN Sieg behalten MUSS (vgl. 2. Korinther 15,54.28),
wirklich nicht möglich sein,
auch das Aller-Schlechteste, Aller-Übelste, Aller-Aller-Schlimmste,
ach so Leidvolle
am Ende nicht doch noch in etwas Gutes,
Großartiges,
Sinnvolles,
Sinniges,
Stimmiges,
Sinn-Stifendes
zu wandeln? –… in etwas WUNDERBARES,
DAS GANZ GEWISS KOMMT!
Das ist auch das großartige Christus-Evangelium, wie es in dem Buch Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium entfaltet wird, auf das diese Web-Seite hinweisen will.
Bezogen auf das behandelte Thema
im acht-bändigen Werk “Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium” (SXP)
SXP II,3: unter | Kein Grund zur Trauer über entschwundene lieb gewonnene Seelen: Möglichkeit des Wiedersehens vertrauter, verwandter Seelen schon in diesem Leben |
SXP III,39: | So geht auch die geistliche Leitung von der älteren an die jüngere Generation über, die zu Neuem aufbricht |
SXP I,181: | Die Zyklen der Wiedergeburt erschließen sich allen aus den Zyklen in der Natur |
SXP II,53: | Die christliche Hoffnung auf eine himmlische Wiedergeburt machte die Beschäftigung mit einer irdischen Wiedergeburt überflüssig – ist letztere doch lediglich eine Hoffnung für Un-Erlöste |
weitere Fundstellen im Nachschlagewerk der ›Fundgrube‹ unter
-
Reinkarnation – bei Hiob
-
Reinkarnation: Welche nur daran glauben, werden auch nur Reinkarnation erfahren
-
↑F1A ↑F1B ↑F1C Anatta-Gedanke: vgl. Georg Grimm: „Die Lehre des Buddho“, Holle-Verlag Baden-Baden, 1957
- Vorrede, XVIII (S.18): Was ich als mein ›ich‹ wahrnehme, das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das geht mich nichts an
- Vorrede, XV-XVII, XX, XXII-XXV (S.15-17, 20, 22-25):
XIII (S.13): Erkenntnis des Anatta löst vom leidvollen ich und der Welt
XVI (S.16): Buddhas berühmte Rede vom Nicht-Ich
XXII-XXV (S.22-25):Unterscheidung der einzelnen Reinkarnationen von der durchtragenden Konstante - S. 82-85: Palin-Genese/Neu-Werdung anstelle von Metem-Ppsychose/Seelen-Wanderung
- S. 97: Das Wandlungsvolle, Leidvolle, was ich an mir wahrnehme, kann nicht mein ›ich‹ sein
- S. 98: Das gilt auch für die Psyche, alles Wahrnehmen, Empfinden, Denken, Bewusstsein
- S. 102: Das eigentliche Selbst liegt jenseits allen Persönlichkeitsgetriebes
- S.107-108: Ich bin also nicht meine Person, Persönlichkeit, mein Ich-Bewusstsein, sondern bestehe auch losgelöst davon und unbeschadet ihres Verfalls
- S.122-123: Du bist nichts von dieser Welt, deine Person nur ein Haufen von Hervorbringungen
- S.139: Der Anatta-Anblick entlässt ich und Welt aus dem Geiste
- S.140: und erkennt jeden Ich-Gedanken als Verkennung der wahren Gegebenheiten