40 – Gnosis und Wiedergeburt im Johannes-Evangelium
Hinweise auf die Reinkarnation finden sich sehr wohl auch in der Bibel: Das gnostisch geprägte Johannes-Evangelium etwa spricht von Wiedergeburten im Fleisch als Ammen für die Wiedergeburt im Geist.
Inhalt – in aller Kürze
Sonderstellung des Johannes-Evangeliums aufgrund seiner gnostischen Züge: Die ganze Welt und selbst Gottes Volk Israel liegt in satanischer Finsternis und hat ein teuflisch verkehrtes Gottes-Bild (Johannes 8,23.42-46). Christus als das göttliche Licht überwindet Tod und Teufel (Johannes 1,1-5; 1. Johannes 3,8) und bringt die befreiende Erleuchtung in der Gnosis: der Erkenntnis des wahren Gottes-Wesens Seiner un-verlierbaren Christus-Liebe (Johannes 8,31-36; 1,14-18; 15,13; 10,27-30), welche eine spirituelle Neu-Geburt bewirkt (Johannes 3,3-8).
Als ins Fleisch eingegangener Geist führt Christus auch alle Materie ihrer geistlichen Astral-Verklärung zu (Johannes 1,14). Er befreit den gesamten Kosmos und zieht in Seiner unwiderstehlichen Liebe ausnahmslos alle in die göttliche All-Vereinigung (Johannes 13,32; 1. Johannes 3,6; Johannes 17,18-23). Jeder satanische Widerstand wird von der göttlichen Christus-Liebe überwunden. Denn wirklich alles ist Sein! Darum ist Christus die All-Versöhnung (1. Johannes 2,1-2).
Auf die Frage des Nikodemus, ob es eine Reinkarnation gäbe, erklärt Christus, dass es vieles zwischen Himmel und Erde gäbe, wovon die Schriftgelehrten auch nicht den Hauch einer Ahnung hätten (Johannes 3,4.12).
Über ihre fleischlichen Wiedergeburten führt Christus alle Seiner geistlichen Wiedergeburt zu. Die beständige Reinkarnation bewirkt auch alle fleischliche Evolution (Johannes 1,13) und zielt letztendlich auf die geistliche Wieder-Ein-Geburt aller Gottes-Geister in Seinen Geist ab, aus dem alle geschöpft sind (Johannes 3,3-8; 1. Korinther 12,13). Alle Wiedergeburten im Fleisch sind Ammen der Wiedergeburt im Geist (vgl. 1. Petrus 1,23).
Der Durst als Motor des leidvollen Samsara wird in Jesus gestillt (Johannes 4,14). Jeder Wiedergeborene findet in Christus seinen eigenen göttlichen Ursprung sowie sein Ziel, seine ur-eigentlichste Identität (1. Johannes 3,2). Dadurch wird er namenlos, unbenennbar wie der Apostel Johannes (Johannes 21,20) und damit unantastbar für jeden weiteren Zugriff der Finsternis (1. Johannes 5,18-20).
Als ein Bodhisattva Christi bleibt Johannes durch beständige Reinkarnationen als verborgener Jünger auf der Welt, um bis zu Christi Wiederkunft durch seine immer neue Lebens-Hingabe so viele Seelen wie möglich zu retten (Johannes 21,20-23; 1. Johannes 3,16). Darin ist Jesu besondere Liebe zu jenem Jünger begründet (Johannes 13,23), der nichts weiter von sich wissen will, als dass Jesus ihn unverlierbar liebt (1. Johannes 4,9-10.18).
Im Überblick
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Die Wiedergeburt – ein explizites Thema im Johannes-Evangelium
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Die Bedeutung der Gnosis für das Johannes-Evangelium
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Die Sonderstellung des Johannes-Evangeliums gegenüber den synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas) aufgrund seiner starken gnostische Züge
Beispiele für gnostische Züge im Johannes-Evangelium
- Kontrastierung Licht – Finsternis, Vater – Welt, Geist – Fleisch
- Christus als der göttliche „Logos“, die himmlische „Sophia“
- Distanzierung vom Gott der Juden: Der Abba Christi ist ein ganz Anderer, viel Größerer
- Christus bringt die „Gnosis“, die freisetzende „Erkenntnis“
Diese bewirkt die pneumatische Wieder-Ein-Geburt - Kennzeichen aller spirituell Wiedergeborenen:
Unmittelbarer Zugang zum Vater durch das innere Licht - „Braut-Bräutigam“-Motiv der Liebes-Mystik: Christus und die Sophia
- Betonung der göttlichen Erhabenheit Christi – auch über Hölle und Verdammnis, Teufel und Tod
- Christus ist in die Welt gekommen, um alles wieder in die göttliche All-Einheit zu bringen
- Hervorstrahlen der einzigartigen Christus-Botschaft gerade im gnostischen Kontext
- Christo-zentrischer Monotheismus anstelle des gnostischen Dualismus
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Wirkungsgeschichtliche Bedeutsamkeit des Johannes-Evangeliums: Origenes – Ostkirche – Katharer
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Frage nach der „Vor-Geschichte“ des dem Menschen innewohnenden Gottes-Geistes
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Reinkarnation im Johannes-Evangelium
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Wiedergeburten im Fleisch als Mägde der Wiedergeburt im Geist
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Die Wirkung der in Christus geschenkten Gnosis von der Reinkarnation
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Ankündigung der Enthüllung von weiteren Schätzen der Erkenntnis
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Johannes bleibt bis zur Wiederkunft Christi als biblischer Bodhisattwa
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Bedeutung der Namenlosigkeit des Apostels Johannes im Licht der Anatta-Lehre des Buddha
Die Wiedergeburt – ein explizites Thema im Johannes-Evangelium
Nach allgemeiner christlicher Auslegung – besonders im christlichen Fundamentalismus vorherrschend – ist im Johannes-Evangelium von Reinkarnation niemals die Rede, wenngleich (einzig in diesem Evangelium!) die Wiedergeburt explizit thematisiert wird (Johannes 3,1-12). Hier jedoch – so die allgemeine Überzeugung – sei lediglich und ausschließlich von einer NEU-Geburt im Geist, also einer Wiedergeburt im Sinne eines spirituellen Erweckt-Werdens (vgl. 1. Petrus 1,3; Epheser 2,1-10; Text T37f) die Rede – niemals aber im Sinne von einer beständigen Re-Inkarnation, also einer immer neuen Fleischwerdung oder Verkörperung des Geistes bzw. einer „unsterblichen Seele“.
Doch wird diese Anschauung dem Johannes-Evangelium gerecht? Oder wird hier vieles aufgrund einer christlich-dogmatischen Scheuklappen-Sichtweise einfach übersehen oder aber, da zu irritierend, bewusst ausgeblendet, was sich im johanneischen Evangelium an Aussagen über die Reinkarnation durchaus findet? – … was man jedoch freilich nicht sehen und wahrnehmen kann, wenn man dieses Christus-Zeugnis des Johannes (schon vor-belastet, Vor-Urteils-besetzt) nur durch die „Brille“ einer vermeintlich „christlichen“ (und angeblich ausschließlich christus-gemäßen) Dogmatik liest, die eine beständige Wiedergeburt verneinen zu müssen meint! (vgl. Text T43, T51k)
Im Folgenden soll aufgezeigt werden, dass man im Johannes-Evangelium durchaus deutliche Hinweise auf Reinkarnation finden kann, wenn man mit einer entsprechenden „offenen“ Haltung an dieses Christus-Zeugnis heran geht und in diese Betrachtung auch den expliziten historischen Kontext mit einbezieht, in welchem dies Evangelium entstanden ist, sowie auch dem Umstand Rechnung trägt, dass eben dieses Evangelium des Johannes durch die ganze Kirchengeschichte hindurch immer wieder innerhalb des Christentums die Überzeugung aufkeimen ließ, dass sich die Reinkarnation nicht nur mit dem christlichen Glauben durchaus gut verträgt, sondern überdies vieles erhellt, was ansonsten im christlichen Glauben unverständlich bleibt und für hausgemachte theologische Probleme und Glaubens-Anfechtungen sorgt (vgl. Text T71a, T72c).
Die Bedeutung der Gnosis für das Johannes-Evangelium
Der hier vorgestellte neue Deutungs-Ansatz wird verständlicher, wenn man das Johannes-Evangelium in seinem historischen religionsgeschichtlichen Kontext beleuchtet, in dem es entstanden ist und von dem es entscheidend geprägt worden ist.
Im Gegensatz zu den anderen (im Bibel-Kanon befindlichen) Jesus-Evangelien steht dieses Christus-Evangelium nämlich in ganz deutlicher Nähe zu der damaligen, das ganze Römische Imperium beherrschenden Strömung der Gnosis (vgl. F15A; F17; F21A).
Selbiges gilt auch von den drei (im Bibel-Kanon befindlichen) Briefen des Johannes, wenngleich letztere sich zugleich deutlich von der Gnosis abgrenzen – wo diese nach deren Ansicht von der Wahrheit abirrt oder diese gar bewusst verleugnet, besonders in Bezug auf die Fleisch- und Mensch-Werdung Christi, des göttlichen Logos (vgl. 1. Johannes 4,2). Hier wiederum grenzen sich die Johannes-Schriften ganz deutlich und eindeutig von der Gnosis ab, in welcher sie sogar bereits den Geist des Anti-Christen am Wirken sehen (vgl. 1. Johannes 2,18-23).
Der Teufel gilt ja bekanntlich als der Affe Gottes, was bedeutet: Er imitiert Gott, äfft Gott nach, wobei er aber Heils-Entscheidendes in „seiner“ Gottes-Lehre verdreht und teuflisch in sein Gegenteil verkehrt (vgl. 2. Korinther 11,1-5.13-15; Galater 1,8). So wiederum erklärt sich, dass sich in der Gnosis auch viele göttliche Wahrheiten finden – oder „umgekehrt“ in den neutestamentlichen Christus-Zeugnissen, insbesondere den am tiefsten in die göttliche Wahrheit eindringenden Johannes-Schriften sich viel „Gnostisches“ findet. F7C
Die Johannes-Schriften beanspruchen also für sich, im Gegensatz zu „der fälschlich so genannten Erkenntnis“ (1. Timotheus 6,20) die rechte, göttliche Gnosis zu verkündigen – die einzig wahre Erkenntnis mit all ihren in Christus verborgenen esoterischen Mysterien (vgl. Kolosser 2,2-3; Epheser 3,17-19; Matthäus 13,10-17), die Christus-Gnosis, die allein freisetzt und errettet (vgl. Johannes 8,31-32; 1. Timotheus 2,4; 2. Timotheus 2,25; Titus 1,1).
Nachdem die Johannes-Zeugnisse also durchaus viele Wahrheiten vertreten, die sich auch in der Gnosis finden, und in ganz außerordentlicher Weise gnostische Züge aufweisen, darf die Frage erlaubt sein, wie diese Schriften zur Reinkarnation standen, der Lehre von der beständigen Wiedergeburt der Seelen, die in der Gnosis eine beherrschende Rolle gespielt hat.
- Lehnt das Johannes-Evangelium diese Lehre ab?
- Nimmt es dazu überhaupt Stellung?
– etwa in einer deutlichen Abgrenzung, zumal das Thema „Wiedergeburt“ in ihm schließlich eine herausragende Bedeutung hat! - Oder aber wird die Reinkarnations-Lehre überhaupt nicht negiert?
– vielleicht als völlig zweitrangig ignoriert, da es in Hinblick auf das Heil völlig irrelevant ist, wie man sich zum Thema „Reinkarnation“ positioniert! - Oder aber finden sich am Ende sogar in den Johannes-Schriften
– in seinen mysterien-vollen Passagen, die bislang nie recht ausgedeutet werden konnten –
Anspielungen auf den Umstand beständiger Wiedergeburten?
Um diese Frage klären zu können, muss – wie oben ausgeführt – zunächst einmal die innere Nähe des Johannes-Evangelium zu der damaligen globalen Geistesströmung der Gnosis betrachtet und vergegenwärtigt werden.
Die Sonderstellung des Johannes-Evangeliums gegenüber den synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas) aufgrund seiner starken gnostische Züge
Innerhalb der (in den christlichen Bibel-Kanon aufgenommenen vier) Evangelien (- Es gibt noch viele weitere! vgl. Text T55a, T79 -) nimmt das Johannes-Evangelium (vgl.wikipdia) gegenüber den anderen drei Evangelien eine Sonderstellung ein. Das Evangelium des Matthäus, Markus und Lukas stimmen in einem hohen Maß überein und bilden gleichsam eine geschlossene Einheit. Man bezeichnet sie darum als die synoptischen Evangelien (vgl. wikipedia) bzw. die Synoptiker.
Anders jedoch das Johannes-Evangelium: Dieses Zeugnis von Christus hebt sich inhaltlich wie sprachlich stark von den anderen drei Evangelien ab. Es wird dem Apostel Johannes zugeschrieben, der als der Lieblingsjünger Jesu galt, im besagten Evangelium namentlich aber nicht erwähnt wird (vgl. Johannes 21,20.24). Ähnlich wie andere außer-kanonische (sogenannte „apokryphe“) Evangelien schildert das Johannes-Evangelium nicht (wie die Synoptiker) flächendeckend das ganze Leben Jesu, sondern wirft vielmehr Schlaglichter auf einzelne Ereignisse, die umso ausführlicher berichtet werden (und sich so in den synoptischen Evangelien nicht finden), sowie eingehende, weit umfangreichere feierliche Reden Jesu von fast schon liturgisch-meditativem Charakter.
Das Johannes-Evangelium hat – im Gegensatz zu den anderen synoptischen „Jesus-Zeugnissen“ – deutliche „gnostische“ Züge – oder aber bedient sich zumindest der „gnostischen“ Vorstellungswelt und Sprache, um seine „Christus-Botschaft“ zeitgemäß zu verkündigen (vgl. 1. Korinther 9,19-23).
Man könnte – etwas salopp formuliert – konstatieren, das Johannes-Evangelium als ur-christliches Zeugnis bediente sich schon der absolut ultra-modernen, neuzeitlichen Verkündigungsform, die sich im Laufe der Kirchen- und Missions-Geschichte als die einzig rechte, erfolgs-trächtige Art und Weise der Weitergabe des Christus-Evangeliums erwiesen hat: der sogenannten kontextuellen Theologie (vgl. 1. Korinther 9,19-23), – was bedeutet: Der Apostel Johannes bediente sich der Sprache und Bilderwelt der vorherrschenden Religion um – in deren Ausdrucksformen hermeneutisch übersetzt – seinen dort angesiedelten Adressaten das Besondere seiner froh und freimachenden Christus-Botschaft nahe zu bringen (vgl. auch Apostelgeschichte 17,23).
Die “Gnosis” – “Erkenntnis” (vgl. wikipedia) war, wie bereits oben angeführt, eine geistliche hellenistisch-synkretistische esoterische Strömung (mit ihrerseits vielvältigsten kosmischen Vorstellungen, die einander aber im Wesenskern entsprachen), die um die Zeitenwende das ganze römische Imperium (mit seinen vielfältigen Religionen und Philosophien) erfasst hatte und auch ins Urchristentum eindrang, später aber von der erstarkenden Kirche als Häresie (Irrlehre) verworfen wurde (vgl. F12A).
Beispiele für gnostische Züge im Johannes-Evangelium
Freilich finden sich auch in sämtlichen anderen neutestamentlichen Schriften gnostische Bezüge, jedoch nirgends so deutlich und augenscheinlich wie im Evangelium des Johannes. F7D
In folgenden Exkurs werden die „gnostischen Züge“ des Johannes-Evangeliums im Überblick dargestellt (mit Verweis auf ähnliche Bezüge in anderen neutestamentlichen Schriften):
Kontrastierung Licht – Finsternis, Vater – Welt, Geist – Fleisch
Wie in der Gnosis wird im Johannes-Evangelium besonders deutlich der Kontrast zwischen dem „Himmlischen“ und dem „Irdischen“ herausgestellt: Das Göttlich-Himmlische ist Licht und unvergängliches Leben – das Irdische dagegen umfangen und gebunden, gezeichnet und durchsetzt von teuflischer Finsternis, Vergänglichkeit und Tod (vgl. Johannes 1,1-3; 8,12; 11,9-10; Matthäus 4,16; Lukas 22,53; Apostelgeschichte 26,18; Epheser 6,12; 1. Thessalonicher 5,4-5; 1. Petrus 2,9; Text T76a). Gott ist Pneuma, unvergänglicher Geist, alle irdischen Existenzen dagegen vergängliches Fleisch (vgl. Johannes 4,24; 3,5-6; 6,63; vgl. Matthäus 26,41; Römer 8,5-9.13-14; Galater 6,17). Die einen (geistlich Wieder-Ein-Geborenen) gehören zum Vater, die anderen zur gott-losen „Welt“ (vgl. 1. Johannes 2,15-17; 5,19-20).
Überhaupt erscheint in den neutestamentlichen Schriften die Welt weniger als gute – „perfekte!“ – Schöpfung Gottes (wie in den alttestamentlichen Schriften – vgl. Genesis 1,31; Psalm 8,1.4-5), sondern vielmehr als ein unter den Machtbereich Satans stehende (vgl. Lukas 4, 5-6) – von Verblendung, Verfinsterung, Verfall und Tod gezeichnete Welt (vgl. Johannes 8,44; 2. Korinther 4,4; Römer 8,20), die aber immer noch Gott gehört, der in Christus in das Seine kommt (vgl. Johannes 1,10-11), um es aus der Zerstörungsmacht Satans zu befreien (vgl. 1. Johannes 3,8; Johannes 12,31-32; 16,11).
Christus als der göttliche „Logos“, die himmlische „Sophia“
Der Prolog des Johannes-Evangeliums (Johannes 1,1-3) stellt einen ganz einzigartigen Auftakt in den `Jesus-Überlieferungen´ dar. Er ist (wie auch der Anfang des ersten Johannesbriefes (1. Johannes 1,1-4) reine mysterienvolle Poesie, ein einziger liturgischer Gesang – ein Hymnus auf das himmlische Licht des göttlichen Logos-Wortes, das in die Finsternis dieser Welt gedrungen ist, um alles zu erleuchten (Johannes 1,1-3; vgl. Genesis 1,1-3; 2. Korinther 4,6). Im Gegensatz zu den synoptischen Evangelien, die entweder bei der Geburt (so Matthäus und Lukas) oder der Taufe Jesu (so Markus) einsetzen, beginnt das Johannes-Evangelium – ganz auf der Linie der Gnosis – mit den kosmischen Ur-Anfängen und präsentiert Christus als eine bereits bei der Entstehung des Universums wirksame allgegenwärtige Gotteskraft, durch die alles getragen wird und besteht (vgl. Hebräer 1,3) und die als „inneres Licht“ in aller Wesen Herzen – und sei dies nur in Form einer universalen Ur-Sehnsucht nach der Ewigkeit in göttlicher Geborgenheit – ihren Sitz hat (vgl. Johannes 1,9; 1. Johannes 5,10; Prediger 3,11; Römer 8,16.18-23).
Christus ist die all-inne-wohnende Kraft des göttlichen Wortes, des Gottes-Logos, in und aus dem Vater, in welchem alles begründet ist (vgl. Kolosser 1,15-16). Er war vor allen Ur-Anfängen im Vater, aus dem Er ausgegangen ist (vgl. Johannes 17,5.8.24; 16,28). Der „Logos“, das göttliche „Wort“, durch das alle Welten ausgebreitet wurden, ist im Wesen das selbe wie die in der Gnosis verehrte göttliche „Sophia“ (griechisch) bzw. „Sapientia“ (römisch), die himmlische „Achamoth“ (hebräisch), die alles hervorbringende und durchwaltende göttliche Kraft (vgl. Hebräer 1,3; Sprüche 8,22-31; Kolosser 2,3; 1. Korinther 2,6-8), die als Licht in die Finsternis der Welt eingegangen ist, um durch Ihre Erleuchtung all die Ihren wieder zu sammeln und zum Vater zu führen (vgl. Johannes 10,16; Matthäus 9,36; 12,30; 18,12-14; Text T24a).
Im Gegensatz zur „reinen“ Gnosis geschieht diese Niederkunft jedoch im Johannes-Evangelium durch eine „In-Karnation“, also eine „echte“ Fleisch- bzw. Mensch-Werdung.
Diese Vorstellung vom „Logos“, dem göttlichen „Wort“ als der ersten „Emanation“, dem primärsten zeitlos-ewigen „Ausfluss“ aus dem Ur-Göttlichen, findet sich auch im Vedentum Indiens, aber auch im chinesischen Taoismus, ebenso aber auch im Neo-Platonismus (vgl. wikipedia), in welchem der „Geist“, „Nous“, die erste Auststrahlung aus dem Absoluten; Urgöttlichen darstellt. F15B
Distanzierung vom Gott der Juden: Der Abba Christi ist ein ganz Anderer, viel Größerer
Der Gott, den die Juden verehren, hat mehr mit dem Satan, dem „Demiurgen“ dieser von Finsternis, Verfall und Tod gezeichneten Welt gemein, dem Fürsten und „Gott der (gott-losen, geist-losen) Welt“ als mit dem allmächtigen Vater Jesu Christi (vgl. Johannes 8,23.42-47; 12,31-32; 16,1.11; 2. Korinther 4,4; Text T9; F7A). Der „Abba“ Jesu als Inbegriff reinen, strahelenden Lichts und durchläutertster Liebe (1. Johannes 1,5; 4,16; Korinther 13,4-6) hat nichts mit dem (alttestamentlichen) blutrünstigen Rache-Gott voll „Eifersucht“ und „Zorn“ gemein, der in Finsternis wohnt und auch Finsternis wirkt (vgl. Exodus 34,14; 20,18-19.21; 1. Könige 8,12; 5. Mose 32,39-41; Jesaja 45,6-7; Hebräer 12,18-24), wie ihn die Juden verehren und verkündigen (vgl. Matthäus 23,15; vgl. Text T18b, T55j, T71h). Da die Juden Christus ablehnen, haben sie in ihrem Gott auch nicht den wahren „Vater“, sondern gehören vielmehr der „Synagoge Satans“ an (vgl. 1. Johannes 2,23; Offenbarung des Johannes 3,9; Text T33a).
Im Gegensatz zur „Gnosis“ hält das Johannes-Evangelium aber an der Überzeugung fest, dass der Vater Jesu durchaus der Gott ist, der sich den Juden geoffenbart hat (vgl. Johannes 8,39-40). Nur haben die Juden sich von diesem wahren Gott abgewandt und ihr Gottesbild ist dämonisch verfinstert und satanisch verkehrt worden (vgl. Matthäus 15,1-8; 23,23-24; Lukas 11,52; Text T18c, T14a). Christus ist gekommen, um den „All-Abba“, wie Er wahrhaftig ist, wieder ans Licht zu bringen, zu enthüllen und zu offenbaren. Darüber zeigt sich in Jesus das Licht der Abba-Liebe in einer bis dahin nie da-gewesenen Deutlichkeit, Eindrücklichkeit und Dichte (vgl. Johannes 1,18; 14,7.9; 2. Korinther 4,6; Kolosser 1,15; 2,9).
Nach Ansicht der Gnostiker repräsentierte der Gott der Juden und Schöpfer des von Finsternis und Vergänglichkeit gezeichneten Universums nämlich vielmehr einen satanischen Demiurgen (vgl. Johannes 8,42-45; Offenbarung 3,9; 2. Korinther 4,4; Römer 8,20; Lukas 4,6), einen Unter-Gott, der vom wahren Gott und Vater Jesu Christi abgefallen war. Entsprechend lehnten sie auch die Heiligen Schriften der Juden (welches das Alte Testament der christlichen Bibel wurde) als eine Offenbarung des Wahrhaftigen, also des wahren Abbas Jesu Christi, ab (vgl. Text T55f; F7B).
Das ging so weit, dass sie in der Schlange, welche nach den jüdischen Ursprungs-Mythen, die Urahnen der Menschheit, Adam und Eva, im Paradies ihres Gottes Jahwe, verführt hat, vom Baum der Erkenntnis, also der Gnosis, zu kosten, um zu erkennen, dass sie selbst göttlichen Ursprungs seien und darin zum Gott werden könnten (vgl. Genesis 3,4-5.22), nicht etwa den Satan gesehen haben, sondern vielmehr bereits den prä-existenten Christus, der sie mit Seiner Gnosis aus dem vermeintlichen „Paradies Jahwes“ befreien wollte, ebenso wie Christus auch bereits die Schlange darstellte, die Mose gekreuzigt hatte (Johannes 3,14; Offenbarung 12,9; F20). Hier freilich hatte die Gnosis, auch wenn sie sich „christlich“ wähnte, nicht nur anti-semitische, sondern schon regelrecht anti-christliche Züge angenommen, kehrte sie doch die Verhältnisse von Licht und Finsternis in ihr totales Gegenteil um (Jesaja 5,18-20; 2. Korinther 11,3.1-5.13-15). Diese vermeintlich christlichen Gnostiker lehrten, dass gerade in der Abkehr von allen göttlichen Geboten, insbesondere auch eines jeden Sitten- und Liebes-Kodex (vgl. Markus 12,28-31; Römer 13,8-10) und im Ausleben und Eintauchen in die totale Perversion die wahre göttliche Freiheit zu finden sei (vgl. Offenbarung 2,24.20-23; Römer 3,8; 6,1.15; 1. Petrus 2, 16; 2. Petrus 2,10-22; Judas 1,8). Sie lehrten also nicht etwa das wahre Gott-Sein IN Christus und Seinem Gott, sondern vielmehr in und aus sich selbst – FERN von Christus und Seinem Gott!
Trotz der Befreiung des heidnischen Christentums in einer ganz neuartigen gnostischen Spiritualität von der jüdischen Religiosität, hielt Paulus jedoch am Alten Testament fest und verkündete den Gott der Juden als den Vater Christi, wie er auch die Christen vermahnte, sich nicht gegenüber den Juden und ihren Offenbarungen zu überheben, da jene die Wurzel und Pflanzung Gottes seien und auch blieben, die sie als „eingepfropfte Wild-Zweige” trug (Römer 11,18). Diese klare und unmissverständliche Rückbindung des christlichen Glaubens an die den Juden geschenkte Gottes-Offenbarung – bei aller Distanz zu deren mosaischen Gesetzlichkeit (vgl. Galater 3,15-20; Text T55i) – war das große Verdienst des Paulus. Denn ohne den Glauben an den jüdischen Gott als Vater Jesu mit Seinem Absolutheitsanspruch (vgl. Exodus 20,4-5; 5. Mose 6,4-5; Jesaja 45,5-6), der sich freilich damit auf den Gottes-Sohn übertrug (vgl. Johannes 14,6; Matthäus 10,33; 1. Johannes 2,23; Apostelgeschichte 4,12), wäre das junge Christentum in einem gnostischen Synkretismus im Heidentum gänzlich auf- und unter-gegangen, und die Überlieferung von dem realen universalen Heilsgeschehen in dem historisch realen Menschen Jesus, welches das einzig tragende Fundament allen Gott-Vertrauens und den Anker aller Hoffnung bildet (vgl. 1. Korinther 3,11), wäre gänzlich in den kosmischen Mythen um einen astralen Christus verloren gegangen (vgl. 2. Petrus 1,16; 1. Timotheus 1,4).
Christus bringt die „Gnosis“, die freisetzende „Erkenntnis“
Diese bewirkt die pneumatische Wieder-Ein-Geburt
Wie in der Gnosis, so liegt auch im Johannes-Evangelium die Erlösung in der Erkenntnis der Wahrheit, die Christus bringt: Wer Seine Lehre aufnimmt, wird die Wahrheit erkennen und diese wird ihn freisetzen (vgl. Johannes 8,31-32). Durch diese Erleuchtung wird er im Geist wiedergeboren bzw. wieder-ein-geboren (vgl. Johannes 3,3.5). Ohne diesen Vorgang bleibt der Mensch pneumatisch tot – sein Geist ist abgeschnitten vom Geist Gottes (vgl. Ephemer 2,1-10).
Die freisetzende Erkenntnis liegt einerseits in dem, was Christus für uns getan hat und ist, wie aber auch in dem, was wir selbst in Christus ewig schon sind (vgl. Epheser 1,4; Römer 8,29; 2. Timotheus 2,19): unverlierbar geliebte Kinder Gottes, göttlichen Geschlechts, und – Christus gleich! – Gottes-Kinder aus Gott (vgl. Römer 8,18.31-35; Apostelgeschichte 17,27-28; Johannes 10,33-35; 10,13-15.27-39). Wie in der Gnosis so liegt also auch im Johannes-Evangelium die befreiende Erleuchtung in der Erkenntnis der ewigen, unverlierbaren Zugehörigkeit zu Gott als den letzten Urgrund unseres Seins wie unserer letzten, sicheren Bestimmung zu Ihm hin (vgl. Römer 11,36). Durch diese Erleuchtung findet der Mensch zu seinem wahren inneren Urgrund zurück und wird – spirituell – wieder mit seinem geistlichen Ursprung und Ziel verbunden.
Die Wieder-Geburt ist gleichsam eine Wieder-EIN-Geburt, eine Wiederbelebung des dem Menschen innewohnenden, jedoch von Gott getrennten Gottes-Geistes durch seine Wieder-Vereinigung und Wieder-Einsenkung in den göttlichen Geist. (vgl. Johannes 3,3-6; 6,63; Epheser 2,1-10; Jakobus 4,5; Genesis 5,3; Prediger 12,7; Text T34a, T35g, T25a, T50a, T70a). Das Wort „WIEDER-Geburt“ (so auch – explizit – in 1. Petrus 1,23; Titus 3,5; Matthäus 19,28) drückt ja in sich bereits deutlich aus, dass etwas WIEDER in seinen ursprünglichen (bzw. den ihm von Anfang an zugedachten) Zustand (vgl. Epheser 1,4; Römer 8,28; 2. Timotheus 2,19) ZURÜCK-versetzt, also WIEDER-hergestellt wird (vgl. Apostelgeschichte 3,20), also der Geist WIEDER ins Leben gerufen wird ( – weswegen die Schlussfolgerung des Nikodemus, dass jener Geist dann doch auch vorher gelebt haben muss, wenn er in sein ursprüngliches Leben zurück gerufen wird, das Aller-Naheliegendste ist: vgl. Johannes 3,4. Dazu aber später mehr.) Zum Vergleich das gnostische Thomas-Evangelium,* Vers 18: „Wer den Ursprung kennt, der braucht das Ziel nicht zu suchen, denn der Ursprung ist das Ziel. Selig, wer im Ursprung sein wird, denn er wird das Ende erkennen und den Tod nicht schmecken.“ (vgl. Römer 11,36)
Ohne diese geistliche Neu-Geburt ist der Mensch spirituell gesehen geistlich tot (vgl. Epheser 2,1-10; Lukas 15,24.32; Matthäus 8,22; vgl. Text T37d). Der geist-lose, geistlich noch tote, rein seelische Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes (vgl. 1. Korinther 2,14-15.11-12).
Man könnte also sagen, unser Geist – abgetrennt vom lebendigen Gottes Geist, aus dem alle Geister belebt werden – ruht gleichsam in uns wie ein „Schläfer“, wie eine Handgranate unter der Erde und harrt seiner Initial-Zündung entgegen, in der sich dann explosionsartig seine ganze, ihm innewohnende spirituelle Kraft entfaltet. Er wartet auf den Ruf, der ihn aus seinem Schlaf holt: „Wache auf, der du schläfst und stehe auf aus den Toten, und der Christus in dir wird dich (aus deinem Innersten) erleuchten!“ (Epheser 5,14) Wecke den Schläfer, den Christus in dir! (vgl. 2. Korinther 13,5; Kolosser 1,27-29) – „Wenn ihr in euch DEN erweckt, den ihr wohl schon immer in euch habt, so wird Er euch erretten!“ (Thomas-Evangelium,* Vers 70)
Kennzeichen aller spirituell Wiedergeborenen:
Unmittelbarer Zugang zum Vater durch das innere Licht
Die Jünger Jesu werden somit frei durch die Erkenntnis, dass sie so wenig von der Welt sind wie Christus selbst, sondern von allen Ur-Anfängen aus Ihm sind und Ihm angehören (vgl. Johannes 17,14-16; 15,27). Sie sind – Christus gleich – „aus Gott“, „aus dem Vater“, „aus der Wahrheit“ (vgl. Johannes 8,47; 10,33-34; 15,27; 18,37; 1. Johannes 4,4; 5,19; Hebräer 2,11; Apostelgeschichte 17,27-29; Römer 8,16).
Zum Vergleich: Im „rein“ gnostischen Thomas-Evangelium* heißt es (in Vers 50): »Und Jesus sprach: „Wenn sie euch fragen: ›Woher kommt ihr?‹, dann antwortet ihnen: ›Wir kommen aus dem Licht; wir kommen von daher, wo das Licht aus sich selbst entstanden ist!‹ Und wenn sie euch fragen: ›Wer seid ihr?‹, dann antwortet ihnen: ›Wir sind die Söhne und Erwählten des lebendigen Vaters!‹ Und wenn sie euch fragen: ›Und was ist das Zeichen, dass der Vater in euch ist?‹, dann antwortet: ›Es ist Bewegung und Ruhe zugleich.‹“« – Bewegung aus der Ruhe wie Ruhe in jeder Bewegung (vgl. Hebräer 4,9-10; Offenbarung 14,13). Sie waren von je her Kinder des Lichtes, nur wussten sie nicht darum, waren von Finsternis umfangen, und darum – abgetrennt vom pneumatischen Licht – in und aus sich selbst Finsternis: „Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn!“ (Epheser 5,8)
Die Jünger Jesu haben unmittelbaren Zugang zum Vater durch ihr inneres, inwendiges Licht (Johannes 1,9; 1. Johannes 5,10; Römer 8,16). Sie bedürfen hierfür keines Mittlers, keiner zur Vermittlung zwischen-geschalteten Priesterschaft (vgl. Hebräer 5,1; Text T66), wie das die Katholische Kirche so gerne hätte, weswegen die Gnostiker wie später auch die Reformatoren wegen ihrer befreienden Erkenntnis eines allgemeinen Priestertums, das alle Christen umfasst (vgl. Offenbarung 1,5-6), auch verfolgt wurden (vgl. Johannes 16,1).
Zum Vergleich: Im „rein“ gnostischen Thomas-Evangelium* heißt es (in Vers 3): »Weiter sprach Jesus: „Wenn ihr glaubt, das Reich Gottes sei in den Himmeln, dann folgt den Vögeln des Himmels; wähnt ihr, es sei im Meer, dann folgt den Fischen des Meeres. Das Reich Gottes aber ist in eurem Inneren, inwendig in euch wie um euch. Erkennt euch selbst, dann werdet ihr erkennen, gleichwie ihr erkannt seid, und werdet wissen, dass ihr Söhne des lebendigen Vaters seid. Doch wenn ihr (das von) euch nicht erkennt, dann seid ihr in Armut und die Armut wird in euch sein.“« (vgl. Lukas 17,20-21) – sowie in Vers 24 (auf die Bitte der Jünger „Zeige uns den Ort, wo Du bist!“): „Wer erwählt ist, in dessen Innerem ist Licht, und dieses Licht erleuchtet die Welt.“ (vgl. Johannes 8,12; Matthäus 5,14)
Die geistlich wiedergeborenen Christen bedürfen – streng genommen – nicht einmal mehr der Mittlerschaft Christi (vgl. Johannes 16,26-27; Text T18a) – denn sie tragen und finden den Christus in sich selbst (vgl. 2. Korinther 13,5; Kolosser 1,27-29), ja, nicht nur Christus in sich, sondern sogar den Vater selbst (vgl. Johannes 10,38; 14,23; 17,21.23) und ihr Gottes-Geist bestätigt ihnen, dass sie in gleicher Weise wie Christus geliebte Gotteskinder sind (vgl. Römer 8,15; Hebräer 2,11; Apostelgeschichte 17,27-28). Sie sind in Christus wiedergeboren; und in gleicher Weise ist Christus selbst in ihnen wiedergeboren, bestimmt fortan ihr Wesen und nimmt mehr und mehr Gestalt in ihnen an (vgl. Galater 2,20; 4,19), bis sie – ihm in allem gleich geworden – schließlich sogar Seine Wunderwerke wirken und über die Elemente herrschen (vgl. Johannes 14,12; Lukas 6,40; 10,16; Galater 4,1-6). Sie haben also in Christus zugleich ihre ureigenste göttliche Ur-Identität wiedergefunden und sind als mit dem Geist Christi „Gesalbte“ (vgl. 2. Korinther 1,21-22) gleichsam selbst (ihrer Umwelt) zu Himmelslichtern (vgl. Philipper 2,15) und „Christussen“ geworden (Messias = Christus = Gesalbter – vgl. Johannes 1,41). Zum Vergleich das gnostische Thomas-Evangelium,* Vers 111: „Wer sich finden wird als DER EINZIGE, dessen ist die Welt nicht würdig“ (vgl. Hebräer 11,38.13-14; Philipper 2,15).
Darum begegnen sie auch jedem überaus skeptisch und kritisch, der einen Absolutheits-Anspruch für sich aufstellt: „Allein HIER, bei uns, bei mir, ist der Christus (und Sein Heil) zu finden!“ oder: „Allein DORT ist Er!“ – „Sine Ekklesia nulla solem!“ – „Außerhalb unserer/meiner Kirche/Religionsgemeinschaft gibt es kein Heil!“ (vgl. Matthäus 24,26.48-49; Apostelgeschichte 20,29-30; Hesekiel 34,1-12; Jeremia 23,1-2; Sacharja 11,3.15-17)
In der Erkenntnis Christi ist also zugleich alle Selbst-Erkenntnis gegründet: Nur wer (ganz persönlich, in einem inneren Intims-Verhältnis) zu Gott, zu Christus findet, kann auch zu sich selbst finden; und nur insoweit, wie jemand auch zu sich selbst findet, kann er auch zu Gott, zu Christus finden. In Christus, und nur in Christus finden wir uns selbst! Darum findet erst der recht zu sich selbst, der sich ganz in Christus verliert! (vgl. Galater 2,20; Johannes 3,30; Matthäus 10,39; 16,25; Lukas 12,15; 15,17-20)
Die „Gnosis“ beinhaltet also durchaus auch Selbst-Erkenntnis: Erkenntnis, dass der Urgrund des eigenen Seins in Christus begründet ist, wie alles in Christus und für Christus seinen Grund wie auch seinen Sinn und sein Ziel, seine Bestimmung hat und findet (vgl. Kolosser 1,16; Römer 11,36). Der Ruf des Delphischen Orakels, der Ruf der Gnosis, der Ruf der Freimaurer, der Ruf der Aufklärung ist also auch der Ruf Christi: („Erinnere dich!“ ER-INNERE DICH!“) „Erkenne dich selbst!“ (vgl. F14; F22B) „Erkenne deine Ur-Gründe in Gott, in Christus, dass du ein auf ewig geliebtes, UN-VERLIERBARES Gottes-Kind bist!“ Denn (so Jesus im gnostischen Thomas-Evangelium,* Vers 67): „Es mag jemand das ganze All erkennen; wenn er sich selbst verkennt, verfehlt er das Ganze!“ (vgl. Matthäus 16,26)
Dieses Kindschaftsverhältnis kann durch nichts zerstört werden, weswegen die Erlösung allein in der Erkenntnis liegt, ein unverlierbar geliebtes Gotteskind zu sein – sich diese Kindschaft also nicht erst verdienen oder durch Leistung und Selbst-Perfektionierung sichern und erhalten zu müssen (vgl. Jesaja 49, 14-16; Römer 8,15-16.31-35). Denn wir stehen zur göttlichen Liebe nicht in einem Dienstschafts-Verhältnis oder Knechtschafts-Verhältnis, sondern in einem Kindschafts-Verhältnis und Liebes-Verhältnis! (vgl. Römer 8,15-16; Galater 4,6-7; Lukas 15,28-31; vgl. Text T65a)
Auch diese Überzeugung, dass die Erlösung nicht in dem liegt, was wir TUN, sondern in der Erkenntnis, Gnosis, was wir in Christus SIND (vgl. Römer 4,5; 8,15-16; Galater 4,6-7), brachte die Gnostiker als die wahren Spirituellen in zunehmendem Maße unter Verfolgung durch die Religiösen (vgl. Johannes 16,1; Text T61b, T56a, T65b, T7b), die sich im institutionalisierten christlichen Klerus schließlich durchgesetzt hatten. Denn durch die Aufstellung von schier unerfüllbaren Vorbedingungen zur Erlangung des Heils (vgl. Lukas 11,46; Philipper 2,12), Einschüchterung mit Gerichts-, Verdammnis- und Höllen-Androhungen (vgl. Hebräer 10,24-31; 12,29) sowie mit der Proklamierung, einzig die sühne-wirkenden Sakramente zu verwalten, allein Absolution erteilen oder (gegen entsprechende Bezahlung) Sünden-Ablass zukommen lassen zu können (vgl. Matthäus 16,18-19; Apostelgeschichte 8,20-21), ließen sich die Massen des spirituell in Unmündigkeit gehaltenen Plebs natürlich hervorragend an sich binden (vgl. Text T17d, T55o, T87c). Entsprechend stand sogar die Übersetzung der Heiligen Schriften (der Bibel) unter strengster Verfolgung, damit ja niemand – durch eine Erleuchtung aus dem Licht der göttlichen Offenbarungen (vgl. 2. Petrus 1,19) die teuflische Verblendung durchschauen konnte. Ja, selbst Gottesdienste wurden in der für das einfache Volk unverständlichen lateinischen Sprache abgehalten, so dass das Ganze – wie etwa das Abendmahl (mit Jesu Einsetzungsworten: ›Das ist Mein Leib‹ – ›Hoc (est) corpus Meus‹, verbunden mit geschwenktem Weihrauch und Zimbelklang bei der „Wandlung“ ein geheimnisumwitterter esoterisch-magisch-okkulter mysterienvoller ›Hokuspokus‹ wurde!
Man könnte spitz-provokativ konstatieren: Die Offenbarung des wahren göttlichen Liebeswesens erfuhr in der Geschichte des Christentums die selbe Verkehrung wie zuvor in der des Judentums. (vgl. 1. Korinther 10,11; Text T18d, T14b, T70c) Jesus Christus wurde nicht mehr als der Welten-Heiland und -Retter geliebt, sondern als der Welten-Richter und -Henker gefürchtet. Eigentlich kein Wunder, dass die Reformatoren in der Kurie Roms die purpur gekleidete, das Blut aller wahren Heiligen schlürfende Hure Babylon (vgl. Offenbarung 17,1-6) und im Papst mit seinem Anspruch, Stellvertreter Christi und damit alleiniger Heils-Vermittler, de facto also Heils-Bringer, zu sein (vgl. 2. Thessalonicher 2,4), den Anti-Christen ausgemacht hatten. (Vgl. Text T17c, T55n, T57b, T87b!) Zum Glück ist das alles Geschichte! – … und auch die Römisch-Katholische Kirche hat sich in Vielem von ihren damaligen Irrlehren bereits stillschweigend distanziert und mit inner-kirchlichen Reformen der Reformation gleichsam nach-gezogen.)
„Braut-Bräutigam“-Motiv der Liebes-Mystik: Christus und die Sophia
Das Johannes-Evangelium kennt auch das mystische „Braut-Bräutigam“-Motiv (vgl. Johannes 3,29; 2. Korinther 11,2; Epheser 5,30-32; Text T26, T26b, T34b): Christus ist der Bräutigam, Seine Braut aber die Gemeinde, die Christenheit, wie auch in ihr jede einzelne Braut-Seele: Jeder kann und darf sich in einer inwendigen mystischen Liebes-Verschmelzung mit dem Herrn vereinigen. (Überhaupt ist die Liebe in den Johannes-Schriften ein beherrschendes Motiv (vgl. Johannes 15,13; 16,26; 13,34-35; 14,23; 21,15-17. 20; 1. Johannes 3,16; 4,7-19). Diese Erfahrung der überschwänglichen Christus-Liebe (vgl. Epheser 4,14-19; Römer 5,5) löscht allen Hunger und Durst nach wahrem, göttlichen Leben und setzt Ströme lebendigen Wassers aus der göttlichen Ewigkeit in die diesseitige Welt frei (vgl. Johannes 4,14; 6,35.48.51; 7,37-38; Offenbarung des Johannes 21,6; 22,17; Römer 5,5). Diese unio mystica, die durch meditative Versenkung den Christus als den Urgrund des eigenen Seins in den innersten Tiefen finden lässt und den inwendigen Morgenstern, das innere `Tabor-Licht´ entzündet und aus den tiefsten Urgründen heraus erstrahlen lässt (vgl. 2. Petrus 1,19; Matthäus 17,1-8), kennt nicht nur die christliche, sondern auch die jüdische wie islamische Mystik (vgl. Jesaja 54,2-5; 62,5; Hosea 2,21). Diese Einkehr in das innere Himmelreich, das zugleich in den Himmel versetzt (vgl. Epheser 2,6; 2. Korinther 12,1-4) und auch außerhalb nichts mehr als den Himmel – Jesus Christus allein – erblicken lässt (vgl. Matthäus 17,8), entspricht dem Wesen nach auch der hinduistisch-buddhistischen Meditation. (vgl. Text T34e)
In der Gnosis ist hier dann die menschliche Seele die gefallene Sophia, die von Christus als deren größten Splitter aus den Himmeln durch ihre Wiedervereinigung mit diesem gottgesandtem Bräutigam erlöst wird. F11 Letztlich gehört schließlich jeder in der verfinsterten Welt gefangene Splitterfunken der universalen Sophia an, die in der Gestalt Christi wieder gesammelt und in ihre ursprüngliche Einheit zurückgeführt werden soll oder aber sich vielmehr selbst in Christus als ihrem größten noch brennenden himmlischen Funken aufmacht, um all ihre gefallenen Funken wieder aus ihrer Umnachtung zu lösen und in sich zu vereinigen.
Diese Liebesmystik wird schließlich noch einmal in der Vision des Johannes aufgegriffen: in dem eschatologischen Höhepunkt und krönenden Abschluss der Verschmelzung der ganzen Christenheit, als Braut Christi, mit Christus, ihrem Bräutigam, bei ihrem Eingang in das himmlische Brautgemach nach ihrer Entrückung, um in den Himmeln ihre Vermählung mit dem göttlichen Lamm zu feiern. (vgl. Offenbarung des Johannes 19,6-10; Epheser 5,25-32; 1. Korinther 15,51-53; 1. Thessalonicher 4,13-17; vgl. Text T85*)
Betonung der göttlichen Erhabenheit Christi – auch über Hölle und Verdammnis, Teufel und Tod
Deutlicher noch als die synoptischen Evangelien, die Jesus als den Auserwählten (vgl. 1. Petrus 1,20; Lukas 23,35), den Messias Gottes sowie als den leidenden Gottesknecht darstellen (vgl. Apostelgeschichte 4,26-28.31; Jesaja 53,11), erscheint Christus im Johannes-Evangelium als Sohn Gottes – ja, mehr noch, als eins und völlig identisch mit Gott, dem Vater, selbst (vgl. Johannes 5,18-19; 8,16; 10,33; 19,7; 14,8-9; 10,30.38) wenngleich auch hier, in der Zeit der Entäußerung des Sohnes (vgl. Philipper 2,6-11), der Vater nicht nur größer ist als alles, sondern auch als der Sohn (vgl. Johannes 10,28-30; 14,28), der gleichwohl ganz aus dem Vater allein ausgegangen ist und Ihn in Seiner ureigensten Gestalt enthüllt und offenbart (vgl. Johannes 16,28; 17,8; 1,18; 14,8-9) und nichts ohne den ihm innewohnenden Vater tut (vgl. Johannes 5,19.30; 8,16.28; 14,10; 16,32; Kolosser 1,19-20). Nach Seiner Erhöhung sieht Johannes Christus schließlich (wieder) als den ›Alpha-Omega‹, den Ersten und den Letzten, also den Allerhöchsten und Wahrhaftigen selbst (Offenbarung 1,8;21,6; 22,13 ;Jesaja 44,6; 45,5; 43,10; 1. Johannes 5,20), wie Er es nach dem Prolog des Johannes-Evangeliums auch in den Ur-Anfängen war (Johannes 1,1).
Während in den synoptischen Evangelium die menschliche Seite Jesu deutlicher zum Vorschein kommt (etwa in der Versuchungsgeschichte oder aber in den Schilderungen von Jesu Ringen im Garten Gethsemane mit der in ihm aufsteigenden Todesangst – vgl. Matthäus 4,1-11; 26,36-44; Lukas 22,39-46; Hebräer 5,7-8), so stellt das Johannes-Evangelium vielmehr die göttliche Erhabenheit Christi heraus. Christus präsentiert sich (ausschließlich im Johannes-Evangelium!) in göttlichen “Ich bin”-Worten (vgl. Johannes 6,35.48; 8,12; 10,9.14; 11,25; 14,6) von schon regelrecht meditativem Charakter, ebenso wie andere Gottheiten oder Erlösergestalten in hellenistisch-gnostischen Mysterien-Kulten (oder beispielsweise der göttliche Krishna in der Bhagavadgita; vgl. Text T21). Selbst Christi Abschiedsreden an die Jünger (vor Seiner Hinrichtung) klingen bereits nach-österlich – wie von dem aus allem Welt-Leiden entrückten, in die Himmel aufgefahrenen Christus, der eins mit dem Vater als der ›Alpha-Omega‹ über allem erhaben ist (vgl. Johannes 16,33; Epheser 1,21; Offenbarung 1,8; 22,13). Zum Vergleich aus dem „rein“ gnostischen Thomas-Evangelium* (in Vers 77): »Und Jesus sprach: „Ich bin das Licht der Welt. Ich bin das All: Das All ist aus Mir hervorgekommen, und das All ist zu Mir zurück gelangt. Spaltet ein Holz, so bin Ich da; hebt einen Stein, so erblickt ihr Mich“« (vgl. Johannes 10,18).
Nicht etwa die Anhänger Jesu haben Ihn erwählt und zu ihrem Messias erkoren und gemacht, sondern vielmehr Er in Seiner göttlichen Autorität und über alle Kritik erhabenen himmlischen Souveränität hat erwählt, wen immer Er wollte (vgl. Johannes 15,16; 13,18; 6,29.44.65; Matthäus 11,27), so dass ihre Entscheidung auf Seiner freien Gnadenwahl beruht (vgl. Römer 9,11-20; 10,5-10); wie Er ebenso auch all Seine Widersacher, wie etwa Judas Ischarioth, selbst nach Seinem Willen so lenkt und gebraucht, dass sich Sein göttlicher Heilsplan in Seinem Sühneopfer absolut freiwilliger Selbst-Hingabe für alle erfüllt (vgl. Johannes 13,18-19; 17,12; Matthäus 26,24.54) – weswegen sich auch kein Christ etwas auf seine Bekehrung und Entscheidung für Jesus einbilden kann (vgl. Epheser 2,1-10; 1,4; Johannes 15,16; 6,29.44.65), sich vielmehr dankbar seiner VOR-Erwählung freuen darf, als einer der ERSTLINGE die himmlische Gabe empfangen zu haben (vgl. Apostelgeschichte 10,41; Römer 8,23.21; Jakobus 1,18; Offenbarung 14,4) – jedoch mit der Verpflichtung (vgl. Lukas 12,47-48), nun selbst in der Gewinnung weiterer Seelen Frucht zu bringen, bis Gottes ganze Schöpfung die ihr zugedachte Gottes-Kindschaft erlangt (vgl. Johannes 15,16; 17,20.23; Apostelgeschichte 10,41; Römer 1,13; 8,23.18-21). Jesu Erwählung zielt also immer aufs Ganze! Anders wäre Seine göttliche Souveränität, mit der Er erwählt, wen Er will, und verstockt, wen Er will, auch garnicht erträglich! (vgl. Römer 9,18-23; 11,29.32-36; Text T71g)
Dabei scheint Jesus – bei aller Souveränität – aber doch nicht den Willen der Menschen zu übergehen, fragt nach ihrem Willen und sucht sie zu gewinnen: „Ärgert euch das? Wollt ihr auch weggehen?“ „Willst du gesund werden?“ „Was willst du, dass Ich dir tun soll?“ „Ich bin die Auferstehung und das Leben! Glaubst du das?“ (vgl. Johannes 6,61.67; 5,6; 9,35; 11,25-26; Markus 10,51) Er zeigt sich darüber zutiefst erschüttert, dass Judas, den Er erwählt hat, sich von Ihm abwendet und sich dem Teufel verschreibt, wenngleich Er von Anfang an darum wusste und Seinen Heilsplan danach ausrichtete (vgl. Johannes 6,70; 13,21.18.27). Und dennoch: Alles, auch das Unbedeutendste oder gott-widrig Erscheinende, geschieht haar-genau nach einem göttlichen Plan (vgl. Matthäus 10,29-30), dem selbst auch die größten Widersacher Jesu dienen müssen wie Schachfiguren auf dem göttlichen Spiel-Brett (vgl. Johannes 19,11; 2. Timotheus 2,20; Römer 9,19-23; Text T70f). Jesus fügt sich hier dabei nicht (nur) unter den Willen des Vaters: Er selbst ist es, der in und mit dem Vater in göttlicher Autorität wirklich alles selbst bestimmt und lenkt.
Die Jünger Jesu aber erscheinen in diesem über all ihr Begreifen weit hinausgehenden kosmischen Kampf um das ganze Universum bei all ihrem redlichen Mühen und Verlangen, ihrem geliebten Herrn zu folgen, doch nur wie ein armseliges, allzuschnell verstörbares Häuflein ohnmächtiger, verschüchterter, naiver, angst-besetzt blökender Schafe, die wie ein Spielball den Verderbensmächten der Finsternis ausgeliefert wären und hoffnungslos verloren blieben (vgl. Johannes 13,36-38; 16,31-33; Matthäus 26,20-22; Lukas 12,32), wenn Christus als der große, alles überragende göttliche Hirte sie nicht fest in Seiner Hand zu halten wüsste – wenn Er sich nicht sehr wohl darauf verstünde, sie bei allem doch aus den Rachen jenes übergewaltigen, bestialischen Wolfes, der all Seine Kleinen zu verschlingen droht, heraus zu retten, indem Er sich selbst, Seine Schafe schützend, in diesen Abgrund hineinwirft, um ihn von innen heraus zu zerreißen und zu sprengen (vgl. 1. Petrus 3,18; 4,6; Epheser 4,8-10; Kolosser 2,15), und alsdann die Seinen auf Seinen sicheren Weideplatz auf himmlische Anhöhen zu führen (vgl. Johannes 10,11-18.27-30).
Als Christus sich bei Seiner Gefangennahme mit „Ich bin´s“ zu erkennen gibt, geht von Ihm wie ein stechender Licht-Blitz eine gewaltige Kraft-Welle aus, welche sämtliche umstehenden Soldaten nieder-schmettert, als habe sich in diesem Augenblick der göttliche “ICH BIN” zu erkennen gegeben (vgl. Text T79a) – wie vormals Christus Seinen Gegnern bereits einmal bekundet hat: „Ehe Abraham war, BIN Ich“, womit Er bereits auf sein wahres, in sich selbst begründetes absolutes Sein hinweist, die wahre, eigentliche göttliche Lebendigkeit, in deren strahlendem Licht alles irdische Leben zu einem tot-gleichen Schatten-Dasein verblasst (vgl. Johannes 18,6; 8,58; Exodus 3,14). Ihm wird das Leben nicht genommen und Er wird nicht von Gott wieder auferweckt (vgl. Apostelgeschichte 2,24; 4,10), sondern Er selbst gibt es frei, um es ebenso aus sich selbst wieder an sich zu nehmen (vgl. Johannes 10,17-18). Sein Schrei am Kreuz ist kein Verzweiflungs-Ruf nach Gott (vgl.Matthäus 27,46), sondern ein Triumph-Schrei der Christus-Gottheit selbst (vgl. Johannes 19,30). Ein Vergleich mit dem gnostischen Thomas-Evangelium,* Vers 111: »Und Jesus sprach: „Der Himmel und die Erde werden sich auftun vor euch (vgl. Matthäus 27,51-53). Doch der Lebendige, der aus dem Lebendigen ist, wird weder den Tod noch die Angst schauen“« (vgl. Jesaja 53,8; Epheser 4,8-10). Entsprechend fragen die Engel die Frauen am leeren Grab: „Was sucht ihr DEN LEBENDIGEN bei den Toten?“ wobei „der Lebendige“ eine Bezeichnung Gottes als dem Urgrund alles Seins und dem Inbegriff allen Lebens, das Leben selbst ist (vgl. Lukas 24,5) Der blutige Märtyrertod Jesu wird als Erhöhung zum Aller-Welt-Christus, als Verherrlichung Gottes in diesem himmlisch-hohepriesterlichen Opfer der göttlichen Selbst-Hingabe gewertet (vgl. Johannes 3,14; 8,28; 12,31-32; Hebräer 5,9-1; 7,27-28; F7F).
HIER bereits – nicht erst bei Seiner Auferstehung und Himmelfahrt – wird Er erhöht zum Gott über alles (vgl. Römer 1,4; 9,5). Ähnlich bezeugt es auch der Koran, Sure 4,156: „Sie sprachen: Wir haben den Messias Jesus, den Sohn Marias, den Gesandten Gottes [welcher damit der eigentliche Ahmed /Mohammed Allahs war! **] getötet! Doch ermordeten sie Ihn nicht und kreuzigten Ihn nicht …und töteten Ihn nicht in Wirklichkeit, sondern Gott erhöhte Ihn vielmehr zu sich in Seiner Macht und Weisheit.“ (vgl. Text T7d) Der „Ihm Ähnliche“, der nach dieser Sure gekreuzigt wurde, war nicht etwa, wie spätere muslimische Koran-Interpreten deuteten, ein Jünger Jesu, etwa Judas, sondern vielmehr der irdische Jesus, in dessen menschlich-geschöpflicher Gleich-Gestalt das pneumatische Wort sichtbar, spürbar und betastbar wurde (vgl. Johannes 1,14; 6,63; 1. Johannes 1,1-3), also lediglich Christus nach Seiner menschlich-fleischlichen Natur, während Letzterer Seine göttlich-pneumatische Natur wieder annahm (vgl. 2. Petrus 3,18; Text T80c, T70e) – das Wort, das einst (auch nach dem Koran) in den Schoß der Jungfrau Maria gesenkt und eingehaucht und damit sichtbar, betastbar und berührbar wurde (Koran, Sure 3,40; 4,169; 19,35; vgl. Johannes 1,14; 1. Johannes 1,1-3; Text T7e).
** Karl-Heinz Ohlig, 2006: „Der frühe Islam“; Christoph Luxenberg: „Die syro-aramäische Lesart des Koran“ und 2007 „Dunkle Anfänge“
Als Jesus Seinen Geist in den Geist Gottes aufgibt, wird Er in Wahrheit selbst wieder zu jenem Geist, der sich über das ganze All ausdehnt, um alles zu erfüllen (vgl. Lukas 23,46; 2. Petrus 3,18; Epheser 4,8-10) und schließlich – in einem Äonen-übergreifenden Prozess – alle wieder zu sich zu ziehen und in sich zu vereinigen (vgl. Johannes 13,32; Epheser 1,9-10), um alsdann selbst wieder in den göttlichen All-Vater ein- und aufzugehen, aus dem Er in den Ur-Anfängen ausgegangen ist, auf dass dann Gott, Christus wieder sei alles in allem wie in jedem einzelnen (vgl. 1. Korinther 15,28; Kolosser 3,11) – und alle wieder der EINE, EIN EINZIGER werden: CHRISTUS! (vgl. Galater 3,28-29; Epheser 2,14-16). Zum Vergleich das gnostische Thomas-Evangelium*, Vers 4: „Viele der Ersten werden die Letzten sein, und am Ende alle ein EINZIGER.“ – und Vers 16 (in Hinblick auf Anfeindungen und die Scheidung der Geister, Trennung der Spirituellen von den Religiösen; vgl. Matthäus 10,34-36): „Und stehen werden sie, indem sie ein EINZIGER sind!“ (analog Vers 23). Vers 75: „Viele stehen vor der Tür, aber ins Brautgemach eingehen werden die, die ein EINZIGER geworden sind“ (vgl. Johannes 13,34-35; Matthäus 18,19-20).
Die Hinrichtung Jesu, Sein schmählicher Tod am Fluch- und Schand-Holz wird als heroischer Sieg über Tod und Teufel gewertet (vgl. Kolosser 2,14-15; F7G). Besonders in der griechisch-orthodoxen Ostkirche ist diese „gnostisch-spirituelle“ Sichtweise auf das Heilsgeschehen auf Golgatha bedeutsam (vgl. Text T79bb). Man beachte dabei die räumliche Nähe zur islamischen Welt und dem o.g. Christus-Zeugnis im Koran!
Insbesondere aber wird im Sühnetod der Teufel als der Ankläger aller menschlichen Gotteskinder besiegt, da Christus als der göttliche Engel des Herrn Lösegeld für sie alle erbracht hat (vgl. Johannes 13,31-32; Offenbarung des Johannes 5,9; 14,7-10; Sacharja 3,1-5; Römer 8,31-35; 5,8-10; F7E). Damit gibt es keinerlei Anklage und keinen Fluch mehr! (Offenbarung 22,3; Galater 3,13-14) Nichts kann mehr scheiden von der Liebe Christi – auch keine noch so große Verfehlung und Verirrung, auch kein noch so großes Verbrechen! (Römer 8,31-35; 5,20-21; Johannes 10,28-30). Alle negativen Folgen der vom Satan in die Welt gebrachten Verheerungsmacht der Sünde sind gebrochen: Gericht, Verdammnis und Hölle sind verschlungen vom Sieg der göttlichen Christus-Liebe (1. Korinther 15,54-57). Sie hat die Macht, schließlich irgendwann auch allen Widerstand gegen Gott (das genuine Wesen aller Sünde) zu brechen und alle Knie zu beugen, alle Herzen sich zufallen zu lassen (vgl. Jesaja 45,23-24; Philipper 2,9-11; 1. Korinther 12,3; Sacharja 12,10). Aller Tod wird besiegt – insbesondere auch aller geistlicher Tod (vgl. 2. Korinther 5,14-15). So versöhnt der göttliche Christus in Seiner ureigensten göttlichen Souveränität in freier Liebeshingabe schließlich nicht nur alle an Ihn Gläubigen, deren inneren Widerstand Er bereits gebrochen hat, sondern schließlich am Ende der Äonen das ganze All mit sich (vgl. 1. Johannes 2,1-2; vgl. 1. Timotheus 4,10; Titus 2,11; Kolosser 1,20; 2. Korinther 5,19). Denn Er leistet den göttlichen Eidschwur: „Ich LEBE! Und ihr sollt AUCH LEBEN!“ (Johannes 14,19 – was, wie der ganze gnostische Kontext des Johannes-Evangeliums nahe legt, nicht nur die Ankündigung einer physisch-psychischen Wieder-Belebung meint, sondern insbesondere in spiritueller Hinsicht zu deuten ist: (vgl. Epheser 2,1-10) als eine Erweckung aller abgefallenen, vom Geist Gottes abgetrennten, in und aus sich selbst geistlich toten Gottes-Geister – ihre Auferweckung aus dem geistlichen Tod (vgl. Epheser 5,14) durch die Wiedergeburt und Wieder-Ein-Senkung aller in den universalen, einstmals alles erfüllenden Christus-Geist, aus dem sie alle geschöpft sind (vgl. 1. Korinther 12,13). Denn wie erklärt Christus von sich in heiligem Eidschwur? „In Meiner Erhöhung von der Erde will Ich ALLE zu Mir ziehen“ (vgl. Johannes 12,32; Text T55g, T72*). Es versteht sich von selbst – in Anbetracht der geschilderten göttlichen Erhabenheit Christi – dass sich dieser göttlichen Zug-Kraft auf Dauer niemand ent-ziehen kann (vgl. Apostelgeschichte 26,28.14). Denn Er spricht bei sich selbst: „Ich will´s wirken! Wer will´s wenden!“ (Jesaja 43,13; vgl. Text T17a, T70g, T67d)
Christus ist in die Welt gekommen, um alles wieder in die göttliche All-Einheit zu bringen
Alle so in Christus Wiedergeborenen sollen einstmals wieder in die göttliche All-Einheit zurückgeführt und hineingenommen werden. Sie sollen Ihm, dem göttlichen Christus, in allem gleich werden (vgl. 1. Johannes 3,2). Dadurch gehen sie gleichsam alle auf in der innergöttlichen Einheit, wie die Gottheit diese in Ihrer Drei-Einigkeit aus Vater, Sohn und Geist erlebt (vgl. Johannes 17,21-23). Alle sollen eins, ja, EINER werden in (bzw. als) der Christus (vgl. Galater 3,28-29; Kolosser 3,11; Epheser 2,14-16; 1,9-10) wie Christus verheißt: „Wenn Ich von der Welt erhöht werde, so will Ich alle zu Mir ziehen.“ (Johannes 12,32; Text T24b, T25d)
Damit ergibt sich im äonen-übergreifenden Überblick über das göttliche Schöpfer- und Erlöser-Wirken ein explizit gnostisches Gesamtbild vom kosmischen Christus:
Im Zuge der Niederkunft Christi ist – bei der göttlichen Selbst-Ent-Äußerung (Philipper 2,5-8), die schon in den Ur-Anfängen ihren Anfang nahm (vgl. Hebräer 4,14) – der Vater selbst gleichsam in der Gestalt des Sohnes aus sich selbst heraus und unter sich getreten, wodurch sich das ganze All um den Sohn ausgebreitet hat, und wodurch der (zum Sohn entäußerte) Vater damit als das erste Himmels-Geschöpf (als der Christus-Geist und -Engel) auch der Anfang aller Schöpfung wurde (vgl. Johannes 1,1-3; Kolosser 1,15-16; Offenbarung 3,14; vgl. Text T80b) und als der Schöpfer in Seine eigene Schöpfung hinein trat (vgl. Johannes 1,10). Durch diese Selbst-Aufgabe Gottes von Seinem göttlichen Sein als der ALLES-IN-ALLEM hin zu einem begrenzten Geschöpf konnten auch erst die Geschöpfe in einen schier gott-gleichen Status, zu gott-gleich selbst-ursächlichen Wesen und realen Gottes-Gegenübern (vgl. Genesis 1,26), gleichsam zu eigenständigen Göttern um Gott herum, nämlich um das himmlische Christus-Geschöpf, werden (vgl. Psalm 82,1; Johannes 10,33-35; Text T76b, T80a, T70d). Schon hier vollzog sich also der „selige Tausch“ (der in der Ostkirche als großes Gottes-Mysterium bestaunt wird): Gott wird zum Geschöpf, auf dass Seine Geschöpfe (zunächst) zu (eigenständigen) Göttern um Ihn und (dann schließlich) zu Gott (in Ihm) werden können (vgl. 1. Johannes 3,2; Text T27a, T80d). Im Zuge Seiner Erhöhung vereint der Christus all diese eigenständigen Gotteswesen wieder in sich in Seinem Christusgeist, um in der Vollendung der Äonen wieder zu dem einen Gotteswesen zu werden, das alles in allen ist (vgl. Epheser 1,9-10; Kolosser 3,11; 1. Korinther 15,28).
So wurde in den Ur-Anfängen aus der Einheit des Schöpfers die Vielheit der Geschöpfe (vgl. Hebräer 2,11), in der Vollendung geht diese Vielheit der Geschöpfe wieder in die göttliche Einheit ein und in Ihr auf (vgl. Johannes 17,23; Text T18f).
Genau diese Vorstellung findet sich übrigens auch im Hinduismus, nach dem die Vielheit aller Wesen aus dem Urgrund des einen göttlichen Wesens des Brahman hervor geht und alle Seelen von der Para-Matma, der All- und Über-Seele beseelt sind (vgl. 4. Mose 16,22; 27,16), die im Herzen aller wohnt (vgl. Text T28a) .
Aus der Einheit wurde die Vielheit, und die Vielheit wird wieder in die Einheit zusammengeführt; aus dem Lebendigen geht alles Leben hervor und vereint sich wieder im Leben des Lebendigen – wie Christus von sich im Johannes-Evangelium bekennt: „Ich habe Vollmacht, Mein Leben zu lassen, und habe Vollmacht, es wieder an Mich zu nehmen“ (vgl. Johannes 10,17-18; 12,32) – oder aber im gnostischen Thomas-Evangelium, Vers 77: „Ich bin das All: Das All ist aus Mir hervorgekommen, und das All ist zu Mir zurück gelangt“ (vgl. Text T35f, T28b).
So ist der Vater Sein eigener Sohn und der Sohn Sein eigener Vater: Der Vater wird zum Sohn und der Sohn zum Vater. Der Schöpfer wird in Christus Sein eigenes Geschöpf und dies Geschöpf, in Seiner Liebes-Hingabe alle göttliche Ur-Identität setzend, Sein eigener Schöpfer – und so findet der Ewige Seine ewigen Ursprünge in sich selbst. (vgl. Text T82, T84c)
Und in diesem Prozess wiederum wird der Schöpfer zu Seiner ganzen Schöpfung mit all ihren Geschöpfen und diese wiederum in ihrer einstigen All-Einheit wiederum zum Schöpfer (vgl. Offenbarung 3,14; 22,13; Kolosser 1,15-16; Römer 11,36) – und das ganze Schöpfungs- und Heils-Geschehen ist nichts anderes als eine einzige ewige göttliche Selbst-Setzung und -Verwirklichung wie Selbst-Bestätigung und -Bewahrheitung (vgl. Text T84b). Die Schöpfung ist vom Schöpfer, der Schöpfer aber durch die Schöpfung, wie die Frau vom Mann, der Mann aber durch die Frau (vgl. 1. Korinther 11,12; Epheser 5,32). So bildet alles eine ewige in sich verschlungene unauflösliche göttliche Einheit – in Christus (vgl. Text T83).
Eine Licht-Parabel kann dies verdeutlichen: In den Ur-Anfängen zerteilte sich das strahlend weiße göttliche Licht gleichsam in pneumatischen Emanationen (Ausstrahlungen) – wie durch ein Prisma gebrochen – in alle Farben des Regenbogens; in der Vollendung werden all diese Farben wieder in das ursprüngliche strahlende reine Weiß des göttlichen Lichtes zusammengeführt (vgl. 1. Johannes 1,5; Jakobus 1,16).
Hervorstrahlen der einzigartigen Christus-Botschaft gerade im gnostischen Kontext
Damit hebt sich Christus als Gott über alles bleibend erhaben von allem Irdischen ab: Selbst und gerade im Stand Seiner realen Niederkunft zur Welt und Seiner göttlichen Entäußerung in die Welt hinein beweist und bewahrheitet Er Seine göttliche Erhabenheit wie Sein unüberbietbares Christus-Wesen. Seine Vollkommenheit vollendet sich in (der Bewährung in wahrhaftiger) Schwachheit (vgl. 2. Korinther 12,9; Hebräer 5,7-10; 2,10), Seine Un-Versuchlichkeit in Versuchlichkeit (vgl. Jakobus 1,13; Hebräer 4,15).
Entsprechend dient die „gnostische“ Kontrastierung der totalen Gegensetzlichkeit von Geist und Fleisch, Gott und Welt, Christus und dem Satan, einzig dem Ziel, das Wunderbare des Christus-Geschehens – allen Gnostikern ein Ärgernis (vgl. 1. Johannes 4,2-3; 2,18-22) – umso deutlicher hervorstrahlen zu lassen (vgl. 1. Korinther 1,23; 2,2).
Gerade in diesem Dualismus von Licht und Finsternis, Gott und dem Satan, dem Geist und dem Fleisch, einer Kontrastierung wie sie deutlicher und drastischer (als im Johannes-Evangelium) nicht ausfallen kann, nämlich tritt das ganz Außergewöhnliche, Einzigartige, Unglaubliche, ja, Unerhörte, Unüberbietbare, dass der Geist Fleisch wird (vgl. Johannes 1,14; F7L; F21B), der Sündlose Sündenfleisch annimmt und schließlich aller Welt Sünde selbst auf sich nimmt und annimmt (vgl. Römer 8,3; 2. Korinther 5,21; 1. Petrus 2,24), dass der Unversuchliche versuchlich (vgl. Jakobus 1,13; Hebräer 4,15; 2,14.17), der Unverletzliche verletzlich wird, und ja, dass der Lebendige, ewig Lebende sich töten lässt (Offenbarung 1,18), dass Gott zum Gekreuzigten wird – um so krasser, deutlicher, strahlender hervor – das große Bekenntnis zu dem göttlichen Christus, der in diesem zentralen Heils-Ereignis Seine unüberbietbare Liebe zu allen Seinen Geschöpfen und Kindern enthüllt (vgl. Johannes 15,13), indem Er aus den höchsten Höhen in die niedrigsten Niederungen steigt (vgl. Philipper 2,6-8), sich – im wahrsten Sinne des Wortes, in Seiner grenzen-losen Liebe auch jede Scham-Grenze durchbrechend – am Kreuz völlig nackt und blutverschmiert hängend, in Seiner intimsten Intimität völlig entblößt zeigt (vgl. Johannes 19,23-24), und schließlich Seine Seele aus-schüttet (vgl. Jesaja 53,12), um all Seinen von dämonischer Verfinsterung gehaltenen Kinder-Seelen die Erleuchtung im göttliche Licht Seiner alles durchbrechenden, unüberbietbaren Liebe zu bringen. In diesem Zeugnis liegt das genuin christliche in der johannitischen Jesus-Verkündigung, wodurch sie sich in ihrem wesentlichen Kern von der nicht-christlichen Gnosis unterscheidet. (Fast alles andere sind bestenfalls marginale Unterschiede, wenn nicht sogar totale Übereinstimmungen).
Denn allein die Verkündigung dieser göttlichen Christusliebe birgt die letzte Gnosis – die allein freisetzende Erkenntnis von der unüberbietbaren unendlichen unverlierbaren göttlichen Christus-Liebe (vgl. Römer 5,5; Kolosser 2,2-3; Epheser 3,14-19), die letztlich alle Wesen wieder in eine universale spirituelle Gotteskindschaft führt (Römer 8,18.18-21). Denn allein diese Erkenntnis hat die Kraft, Leben wirklich von Grund auf aus allem Unheil zu lösen und zum Heil hin zu wenden, die gebrochenen Seelen heil werden zu lassen! Wer diese unendliche Liebe in ihrer UN-VERLIERBARKEIT und ewigen UNIVERSALEN Gültigkeit (vgl. 1. Johannes 2,1-2; 4,10) nämlich einmal wirklich erfasst hat, den kann sie nicht unverändert lassen!
Was einzig zählt, ist allein diese Erfahrung dieser un-bedingten, bedingungs-losen und UN-VERLIERBAREN göttlichen Christus-Liebe, die kein Herz, welches das einmal begriffen hat, je unverändert lässt (1. Johannes 3,6; Römer 5,5; 2. Korinther 5,14-15).
Christo-zentrischer Monotheismus anstelle des gnostischen Dualismus
Aber auch DARIN besteht ein weiterer wesentlicher Unterschied zur Gnosis: Dort erscheint die himmlische Sophia allein, um Ihren pneumatischen `Teil-Splittern´, die in der materiellen Welt des teuflischen Demiurgen gefangen sind, Erlösung und Lösung aus ihrer Welt-Verhaftung durch die Vermittlung der Gnosis, der Erkenntnis ihrer göttlichen Ursprünge zu bringen, während die übrige Welt als Schöpfung Demiurgs mit diesem selbst dem Untergang ewigen Verderbens geweiht ist (vgl. 1. Johannes 3,15-17). Nach dem johanneischen Zeugnis gilt das jedoch bestenfalls im gegenwärtigen, jedoch bereits in sich selbst dem Untergang geweihten Äon. Christus nämlich wird als die universale All-Versöhnung gepriesen – nicht allein der Christus-Gläubigen, sondern der ganzen Welt (1. Johannes 2,1-2; 1. Timotheus 4,10; 2. Korinther 5,18-19; Kolosser 1,19-20).
Im Johannes-Evangelium geht der Absolutheits-Anspruch des göttlichen Christus als dem ›Alpha-Omega‹ viel weiter: Als der Anfang und die Vollendung aller Schöpfung (vgl. Offenbarung 1,8; 3,14; 22,13) beansprucht Er die ganze Welt als letztlich allein Seine ureigenste Schöpfung für sich – als der, der in das SEINE gekommen ist (vgl. Johannes 1,11), um in göttlicher Majestät und Hoheit alles Zerstörungswerk des diabolischen Zerstörers zu zerstören und ausnahmslos alle Zunichtemachung des satanischen Zunichtemachers radikal zunichte zu machen (1. Johannes 3,8; Text T78a) – damit aber auch selbst den Widerstand des Satans, des ersten Erz-Widersachers, als einem gefallenen himmlischen Gottes-Kind und -Geschöpf letztlich in Seiner über alles erhabenen un-widerstehlichen unendlichen göttlichen Liebe am Ende noch zu überwinden! (vgl. Johannes 12,32)
Auch diese materielle, von Schwachheit und Verweslichkeit gezeichnete Welt wird durch Christus ihrer pneumatischen Astral-Verklärung zugeführt (vgl. Offenbarung 20,11; 21,1.5), wobei überdies hierbei in der Vollendung noch etwas viel Übergewaltigeres und Wunderbareres entsteht, als wie es in den Ur-Anfängen war, da alles in die göttliche Herrlichkeit eingehen wird (vgl. 1. Johannes 3,2), so dass sich am Ende zeigen wird, dass auch dieses gegenwärtige dunkle Äon nicht durch einen `kosmischen Unfall´ entstanden ist, sondern sich als Teil des äonen-übergreifenden göttlichen Heils-Plans zur Erschaffung einer göttlichen Schöpfung erweist, wie es von Ewigkeit her in der allmächtigen, allgewaltigen, allwirksamen Christus-Gottheit ersehen, erkannt und vorgefunden worden war (vgl. 1. Korinther 12,6; Epheser 1,4.9-10).
Die ewigen Höllenqualen, von denen der Apostel Johannes auch weiß, vollziehen sich hier jedoch nur in einem Äonen-Übergang hin zur völligen Vollendung (vgl. Offenbarung 14,9-11; 14,12 – vgl. Römer 9,1-3; 5,20-21; Matthäus 12,31-32; 5,26; 1. Korinther 3,15; 5,5). Sie sind ewig lediglich in Hinsicht auf ihre Qualität, nicht im Sinne einer zeitlichen Unendlichkeit. (Ähnlich werden die von ewigen Fesseln gebundenen himmlischen Fallwesen auch in der Endzeit noch einmal los gelassen: Judas 6; Offenbarung 9,2-11; 20,7). Der ewige, endlose Feuersee (Offenbarung 2010; 14,10-11) liegt also gleichsam nicht (vorrangig) vertikal, sich über alle Äonen erstreckend, sondern vielmehr horizontal zwischen den zur universalen Vollendung hinstrebenden Äonen und der göttlichen Ewigkeit (vgl. Offenbarung 21,24-25; 22,3.17). Alle Höllenfeuer sind letztlich Fege-Feuer, die alle Finsternis gleich tief-schwarzen Schlacken ausbrennen sollen (vgl. 1. Korinther 3,15; Jesaja 1,25; 48,10), um ausnahmslos alles wieder in strahlendes loderndes Licht zu wandeln (vgl. Lukas 12,49; 1. Timotheus 6,16; Epheser 5,8).
So ist und bleibt Christus der große erhabene Triumphator in ALLEM – auch über jede Hölle und Verdammnis! Dem Satan wird am Ende keine einzige Trophäe bleiben – nicht einmal in einer bleibenden Gott-Losigkeit seiner eigenen Seele! Alle Knie müssen sich vor Christus beugen und alle Herzen Ihm zufallen (vgl. Philipper 2,9-11; 1. Korinther 12,3; Jesaja 45,23-24). Denn Er soll (so übersetzt Luther Jesaja 53, 12) auch den „Starken zur Beute haben“! Der Tod ist verschlungen in den Sieg – auch und insbesondere jeder geistliche, spirituelle Tod! (Epheser 2,1-10; 1. Korinther 15,54-57; 2. Korinther 5,14-15)
Der gnostische Dualismus (in welchem der Satan als eigenständige, bleibende Gegenmacht gegenüber der göttlichen Sophia erscheint) muss hier, im Christus-Zeugnis des Johannes, also dem biblischen Monotheismus weichen. Christus behält am Ende über alles den Sieg und führt alles zu einem Ende hinaus, das selbst alle Ur-Anfänge noch unendlich überbietet und überragt!
* (mitunter frei) zitiert nach dem gnostischen Evangelium nach Thomas dem Zwilling (Die andere Bibel. Editiert und bearbeitet von Alfred Pfabigan, Eichborn-Verlag, 1991)
Wirkungsgeschichtliche Bedeutung des Johannes-Evangeliums: Origenes – Ostkirche – Katharer
Das Johannes-Evangelium mit seiner stark mystischen, innerlichen Dimension hat insbesondere die Ostkirche (also die Griechisch-orthodoxe wie auch – in Folge – die Russisch-orthodoxe Kirche) geprägt. Ihre Liturgie hat starken meditativen Charakter. In ihr findet sich auch das Herzensgebet, das starke Ähnlichkeit zu hinduistisch-buddhistischen Mantras aufweist. Man könnte sagen: Die Ostkirche folgte dem mystischen Weg des Apostels Johannes, während die Römisch-katholische Kirche mit dem päpstlichen Petrus-Stuhl (vgl. Matthäus 16,18) mit ihrer Tendenz zur Werk-Gerechtigkeit dem Weg des Apostels Petrus und des Herren-Bruders Jakobus (dem Patriarch der Jerusalemer Urgemeinde – Apostelgeschichte 12,17; 15,13; 21,18; Text T44a, T70b) folgte (vgl. Jakobus 2,24; 2. Petrus 3,15-16; 2,19), die Reformatorischen Kirchen jedoch dem des Apostels Paulus mit der Betonung der frei geschenkten göttlichen Gnade (vgl. Römer 4,5, Galater 2,11-16.4-6; 1,6-8; Text T55k).
Das Johannes-Evangelium zeigt also ganz besonders deutliche Bezüge zur Gnosis, wodurch es sich wiederum von den Synoptischen Evangelien absetzt. Daraus ergibt sich die Frage, ob und in welcher Weise in diesem gnostisch geprägten Evangelium der Gedanke der Reinkarnation zu finden ist – wie etwa in „rein“ gnostischen Evangelien (die keinen Eingang in den Bibel-Kanon fanden).
Als Beispiel für den Gedanken der Reinkarnation in gnostischen Evangelien sei nochmals das Evangelium nach Thomas dem Zwilling zitiert. Dort heißt es in Vers 84: »Jesus sprach: „Ihr freut euch, wenn ihr eure Ebenbilder seht. Doch werdet ihr es ertragen, wenn ihr eure (einstigen) Ebenbilder seht, die vor euch existierten?“«
Denn in der Gnosis war freilich auch die Vorstellung von der Reinkarnation immer ein beherrschender Gedanke – die Überzeugung, dass die menschliche Seele immer wieder reinkarniert (also wiedergeboren) wird, wie es etwa dem großen hellenistischen Philosophen Sokrates (469 – 399 n. Chr.) gelehrt und von seinem Schüler Platon (428 – 347 v. Chr.) in dessen Werk “Phaidon” festgehalten worden ist.
Die Reinkarnation soll auch der zu seiner Zeit hoch berühmte und geachtete, stark vom Platonismus wie auch von der Gnosis geprägte christliche Theologe Origenes Adamantius (185-254 n. Chr.) gelehrt haben, der insbesondere in der Ostkirche den Status eines Kirchenvaters bzw. Kirchenlehrers genießt. Gesichert ist immerhin, dass er eine Prä-Existenz der Seele, also deren bereits vor-geburtliches Bestehen, lehrte – wie auch (in seiner Äonen-Lehre entfaltet) eine beständige Wiedergeburt des Kosmos mit jeder Äonen-Wende (vgl. Offenbarung 20,11 – 21,1; 2. Petrus 3,10-13.5-6; Hebräer 1,10-12; Text T47b), die letztlich am Abschluss der Äonen zu einer »Apokatastasis panton« führt: zu einer Rückführung des ganzen Alls in die Gottheit, die dann wieder alles in allem ist (vgl. Apostelgeschichte 3,21; Epheser ,9-10; 1. Korinther 15,28). Seinen großen Bibel-Kommentar begann Origines (bezeichnender Weise) mit dem Johannes-Evangelium. Durch ihn ist auch (in 48 Fragmenten) der überhaupt allererste Kommentar überliefert, der je geschrieben worden ist: von dem christlichen Gnostiker Herakleon (Mitte des 2. Jhdt.s).
Das Johannes-Evangelium spielte auch eine zentrale Rolle im Glauben der Katharer ( wörtlich der „Reinen“, auch Albingenser – nach der süd-französichen Stadt Albi – genannt), einer christliche Strömung, die im Mittelalter (im 11. Jhdt.) zur Hochblüte kam und sich als Laien-Bewegung im ganzen europäischen Raum ausbreitete (vgl. Text T48a, T57a). Die Katharer wurden jedoch von der Römisch-Katholischen Kirche als Häretiker verdammt und verfolgt. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung konnten sie jedoch nicht allein durch die „Heilige Inquisition“ ausgetilgt werden: Es waren regelrecht Feldzüge – die sogenannten „Albingenser-Kreuzzüge“ vonnöten, so dass diese spirituelle Strömung erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts völlig ausgelöscht war. Durch die Katharer (lateinisch: Cathari, italienisch: Gazzari) bürgerte sich schließlich auch der Begriff „Ketzer“ für Irrgläubige oder Irrlehrer ein, da die Bewegung der Katharer im Mittelalter so weit verbreitet war, dass praktisch jeder ausgemachte Häretiker ein „Katharer“, „Gazzari“, ein „Ketzer“, war (vgl. Text T49a).
In dieser geistlichen Bewegung lebte gleichsam die Gnosis wieder auf, wie sie bereits im frühen Christentum weit verbreitet war: (vgl. F23A) Die Katharer sahen die materielle Welt nicht als gute Schöpfung Gottes, sondern als ein zur jenseitigen göttlichen Geist-Welt im Widerspruch stehendes negatives Prinzip, dass durch den Widersacher Gottes, also den Satan, erschaffen worden war, um die Geister Gottes in der Materie, im Fleisch, an sich zu binden. Diesen satanischen Welt-Erschaffer, den Demi-Urgos, identifizierten sie mit dem Gott der Juden (vgl. Johannes 8,42-47; Offenbarung 2,9; Text T55e; F7K). Entsprechend lehnten sie das Alte Testament ab: Denn dies war ihrer Ansicht nach ja eben nicht die Offenbarung des göttlichen Über-Vaters Christi, sondern seines Gegenspielers, des Satans, des „Gottes dieser Welt“ (2. Korinther 3,15; 4,3-4). Wie die hohe Anzahl der gnostischen Christen, die Mehrheit im frühen Christentum (vgl. F12B; F19A), so glaubten auch die Katharer (vgl. wikipedia) an eine Reinkarnation (vgl. wikipedia). F18
Dieser Reinkarnations-Glaube zeigt sich besonders deutlich an den Manichäern. Der Manichäismus (vgl. wikipedia) ist die wohl bedeutendste Spielart des christlichen Gnostizismus. F10 Er breitete sich weit über das Perser-Reich, nach Westen bis tief ins Römische Reich und nach Nord-Afrika, sowie nach Osten über Indien und Tibet bis in den Süden Chinas aus und erreichte damit geistesgeschichtlich den Status einer Weltreligion. F24A Als solche stellte der Manichäismus zeitweise eine ernsthafte Bedrohung des sich etablierenden „orthodoxen“ Christentums dar.
Sogar der größte christliche Theologe und Kirchenvater Augustinus (354 – 430 n.Chr.) hatte manichäische Wurzeln: Er war vom Manichäismus über den Neo-Platonismus (die beide Reinkarnation lehren) schließlich zum orthodoxen Christentum übergetreten, blieb aber gleichwohl auch als Christ vom Manichäismus beeinflusst, etwa in seiner Körper- und Sexual-Feindlichkeit, wie auch in seiner Fegefeuer-Lehre (vgl. Text T49p). Der strenge gnostische Dualismus hielt sich ebenso in seiner Lehre von der doppelten Prädestination (vgl. F25A; F7N; Text 71*), sowie in seiner Vorstellung, dass die Kirche als Gottes-Staat des Guten den Staaten des Bösen gegenüber stünde, wenngleich Augustinus auch vom Neo-Platonismus (positiv) beeinflusst war, indem er (schon) das Böse als lediglich einen Mangel an Gutem (für sich ein „Nichts“) und als ein bloßes Resultat von mangelnder Erkenntnis des allumfassenden göttlichen Einen (als Ursprung von allem) infolge eines Verhaftetbleiben an der Vielzahl vielfältigster unterschiedlicher Sinneseindrücke erkannte (vgl. F25B). Augustinus führte diese Einsicht jedoch nicht – wie etwa Origenes – zu einer Hoffnung auf Allversöhnung (vgl. Text T47e; T72*), obwohl er die unwiderstehliche Zugkraft der göttlichen Liebe doch an sich selbst erfahren hatte – genau wie es seiner christlichen Mutter prophezeit worden war: „Ein Sohn so vieler Tränen kann nicht verloren gehen!“.
Der Manichäismus wurde von dem Perser Manichäus gegründet. „Mani haya“, was „Mani, der Lebendige“ heißt, lebte von 216 bis 276 bzw. 277 n. Chr.. Mani (vgl. wikipedia) wuchs in Mesopotamien (in der Nähe des heutigen Bagdad) in einer stark missionarisch ausgerichteten juden-christlichen Täufergemeinschaft, den sogenannten „Elkesaiten” (vgl. wikipedia), auf (vgl. Apostelgeschichte 19,3), der sich sein Vater Pateg angeschlossen hatte. Seit seinem zwölften Lebensjahr erhielt Mani jedoch Offenbarungen des Herrn (vgl. Johannes 16,12-13) über seinen „himmlischen unzertrennlichen Zwilling“, einer Art persönlichen Schutzengel und inneren Leitstern, seinem Geist-Dual und eigentlichen geistlichen „Selbst“ (vgl. Matthäus 18,10; Apostelgeschichte 12,14-15; 27,23) – bei den Persern „Fravaschi“ genannt.
Manichäus betrachtete sich als einen „Apostel Christi“ in der Nachfolge des Apostels Paulus, den Mani hoch schätzte F10A – im Gegensatz zu den juden-christlichen Elkesaiten, die eine starke Ablehnung des vom Paulus gegründeten hellenistischen Heiden-Christentums bestimmte (vgl Apostelgeschichte 15,1.5; 21,20-21; Galater 2,4-9; 3,11-16; 5,1-6; Text T55p), was schließlich (auch) bei Mani zum Bruch mit dieser jüdischen Christengemeinschaft führte. (In der Wertschätzung des Paulus durch den Gnostiker Manichäus zeigt sich, dass sich nicht allein in den johanneischen Schriften, sondern ebenso auch in anderen neutestamentlichen Schriften viele gnostische Ansichten und Einsichten finden.) F7M
Mani sah sich berufen, „die Frohe Botschaft der Wahrheit zu verkündigen“ und „die Kirche des Heiligen Geistes“ zu gründen. Diesen sah er in sich als den letzten und größten Propheten wirksam. Mani betrachtete sich – ähnlich wie der Charismatiker Montanus (157-172 n.Chr.) F8A in Phrygien (in der heutigen West-Türkei) und später auch Mohammed (vgl. Text T7F) – gleichsam als ein besonders erwähltes Sprachrohr des Heiligen Geistes, den Jesus als den Parakleten angekündigt hatte, der Ihm einmal folgen und die letzten Geheimnisse enthüllen sollte (vgl. Johannes 14,16; 16,12-13), und damit als den Vollender des Christentums. Entsprechend verfasste Mani auch sieben `Heilige Schriften´, die den Fortbestand seiner rechten Lehre sichern und spätere Verfälschungen verhindern sollten – Werke wie „Das lebendige Evangelium“ und „Der Schatz des Lebens“.
Als Vorläufer Christi und Ihm vorausgehende Propheten betrachtete Mani einmal den Begründer der persischen Religion, Zarathustra, der circa ein Jahrtausend vor Christus auftrat, sowie Siddharta Gautama, der etwa ein halbes Jahrtausend vor Christus in Indien den Buddhismus begründet hatte – also Buddha. F10B Entsprechend stellte die manichäische Gnosis eine synkretistische Verbindung zoroastischer, buddhistischer und christlicher Elemente dar.
Der Austausch zwischen den Religionen von Europa bis Asien war in der Antike nämlich weit größer, als gemeinhin angenommen! (vgl. unten) Sowohl das Persische Reich als auch das griechische Weltreich Alexanders des Großen reichte vom Mittelmeer-Raum bis nach Indien! (vgl. Esther 1,1; 8,9) Die kostbare Narde, mit der Jesus von Seiner Jüngerin Maria gesalbt wurde (Markus 14,3; Johannes 12,3), war beispielsweise ein kostspieliger Importartikel aus Indien! Über die hier entstandenen Handelsbeziehungen kam es auch zum inter-kulturellen und -religiösen Austausch, aus dem schließlich die synkretistische Strömung der Gnosis erwuchs. Von Galiläa, der Heimat Jesu, bis ins Zweistromland, der Heimat des Mani, war das syrische Aramäisch die übliche Handels-Verkehrs-Sprache. Mani sprach also wie Jesus aramäisch (vgl. 5. Mose 26,5). Mani selbst hatte den Mahayana-Buddhismus durch Reisen bis nach Indien kennengelernt.
Betrachtet man die Lehre des Zarathustra, so sieht man in ihr tatsächlich schon vieles vorweg-genommen, was später in den Glauben des Judentums und Christentums Einzug hielt: (vgl. Text T28c; F9) Dem allmächtigen Gott, dem Schöpfer alles Guten, „Ahura Mazda“, dem „weisen Herrn“ (auch „Ormuzd“ genannt), steht „Angra Mainyu“, der „Geist der Qual und Drangsal“ (auch „Ahriman“ genannt) als der Schöpfer alles Bösen gegenüber, der die Schöpfung unter Tod und Verwesung gebracht hat (vgl. Matthäus 13,25; 6,19; Römer 8,20) und alle Welt zum Bösen verführt (vgl. Offenbarung des Johannes 12,9; Lukas 4,5-6) – also quasi der Satan. Der Mensch ist zur Wahl aufgerufen (vgl. Jesus Sirach 15,17; Dtn 30,15.19; Matthäus 12,33; Galater 6,7-8), wem er dienen will (vgl. II Korinther 6,14-15; Matthäus 6,24; Apostelgeschichte 26,18; II Korinther 11,13-15). Um das persische Reich vor der Übermacht des Bösen zu schützen, führte Zoroaster strenge ethische Gesetze ein – ähnlich wie Mose. Es gab aber auch die Möglichkeit der Buße und Sündenvergebung (vgl. Hesekiel 18,22-24; I Johannes 1,8-9). Nach dem Verscheiden (vgl. I Petrus 1,14) muss sich eine jede Seele einem jenseitigen Gericht vor dem Weltenrichter Mithras, dem Sohn des Ormuzd, stellen (vgl. Hebräer 9,27; Römer 14,10; II Korinther 5,10). Hier entscheidet sich, ob sie ins himmlische Paradies eingehen kann, oder in die Hölle stürzt (vgl. Lukas 16,19-26). Unvollendete Seelen werden durch ein Fegefeuer Läuterung erfahren (vgl. Jesaja 1,25; 48,10; Jer 9,6; Maleachi 3,2-3; I Korinther 3,15; 5,5; I Petrus 4,6).
Schließlich findet sich bei Zarathustra sogar schon die Ankündigung des „Saoschyant“, des „Heilands“, der tausend Jahre nach ihm kommen soll, sowie die Prophezeiung von dessen nochmaliger Wiederkunft zur Errichtung eines Tausendjährigen Reichs (Offenbarung des Johannes 19,11-13; 20,4) nach einer Zeit einer letzten Aufbäumung des Bösen (vgl. Matthäus 24,6-13.22; I Timotheus 4,1-2; II Timotheus 3,1-8; I Thess 2,3-12; Offenbarung des Johannes 3,10; 12,9.12; 13,4-7). Ganz am Ende erfährt der gesamte Kosmos seine vollständige Reinigung und Läuterung durch einen Weltenbrand (vgl. II Petrus 3,10-13; Offenbarung des Johannes 20,11; 21,1.5) im Angesicht Ahura Mazdas, der ein verzehrendes Feuer ist (vgl. Hebräer 12,29) und darum auch (wie der „Herr des Lichts“ in „Game of Thrones“; vgl. Text T30) in der Elementarkraft des reinigenden Feuers verehrt wird, weswegen die gott-gläubigen Parser auch später von den Muslimen als vermeintliche Feuer-Anbeter verfolgt wurden. Bei diesem alles läuternden Weltenbrand findet dann auch eine universale Auferstehung statt (vgl. Johannes 5,28-29; Offenbarung des Johannes 20,12-15). Ob am Ende alle Widersacher Gottes im Feuer Läuterung erfahren, oder aber in ewiger Flammenpein verbleiben müssen, bleibt (ähnlich wie in der Bibel) offen. Erwähnenswert erscheint, dass im Mithras-Kult, der gleichfalls anfangs zum Christentum im Römischen Reich in echter Konkurrenz stand, bereits ein Abendmahl mit Brot und Wein gefeiert wurde, durch das die Mithras-Gläubigen spirituelle Stärkung erfahren sollten (vgl. I Korinther 11,23-26; 10,16; II Korinther 4,16.18; vgl. Text 23). Dass Mani als Perser in Zarathustra einen Vorläufer Christi sah, ist darum wenig verwunderlich.
Überraschender mag dies in Hinblick auf Siddharta Gautama, den indischen „Erleuchteten“ und „Buddha“ erscheinen. Tatsächlich hat aber auch der erleuchtete Buddha (nach dem Digha Nikayo XXVI; vgl. Text T33f; F6) das Kommen eines noch größeren Erleuchteten und Buddha angekündigt, dessen Jüngerschaft die Seinige um ein Tausendfaches überbieten würde, F24B da Er einstmals Unzählige zur erlösenden „Erkenntnis“ führen würde (vgl. Jesaja 53,10-11). In den Augen des Manichäus war dies Jesus Christus – und die freimachende Erkenntnis, die Er brachte (vgl. Johannes 8,31), war die „Gnosis“, dass aller Wesen Ursprünge in Gott liegen (vgl. Römer 8,18; Galater 4,6; Apostelgeschichte 17,27-28; Hebräer 2,11), bei dem allein darum das Heil zu finden sei (vgl. Johannes 4,14; 6,51; 7,37-38) – in radikaler Abkehr von der Welt und ihren trügerischen Lüsten (vgl. Lukas 12,15; Matthäus 6,19-21.24; 19,21; Jakobus 4,4; I Johannes 2,15-17). Praktisch bedeutete dies: Vegetarismus, Alkohol-Abstinenz, Enthaltsamkeit, Askese, Pazifismus, Zölibat – zumindest für die „Electi“, die „Auserwählten“ (vgl. Mt 20,16), die manichäischen geistlichen Hirten, welche die von ihnen in die Nachfolge Berufenen, die „Auditori“, ihre „Hörer“, als ihre Herde auf ihren Weg zum Heil hin leiteten. Hier fand dann auch – ähnlich wie im Buddhismus – die Vorstellung von der Reinkarnation ihren Platz: Erst, wem es gelang, sich vollends aus den unseligen Bindungen an die Welt zu befreien, der wurde aus dem Teufels-Kreislauf hin zu immer neuen leidvollen sterblichen Wiedergeburt befreit (vgl. Jakobus 3,6; Text T38h). Die Wiedervereinigung mit dem Göttlichen befreite also von der Reinkarnation (vgl. I Petrus 1,23); die einzig wahre Wiedergeburt „von oben“, „aus dem Geist“, bewahrte vor einer erneuten nichtigen Wiedergeburt „von unten“, „aus dem Fleisch“ (vgl. Johannes 3,3-6; 6,63). Wer aber die Vollendung noch nicht erlangt hatte, dem eröffnete jede neuere irdische Wiedergeburt eine neue Chance zur Läuterung hin zu einer vollends befreienden himmlischen Wiedergeburt (vgl. Johannes 1,13; Hiob 33,29-30; Text T33e, T37o, T49m, T49n), die ein unsterbliches Wesen ans Licht brachte und zur Auferstehung zum ewigen Leben führte (vgl. Johannes 5,24; 11,25-26; II Tim 1,10).
Was nun für die vorliegende Betrachtung von allergrößter Bedeutsamkeit ist: Derartige Vorstellungen fanden die Manichäer ganz offensichtlich im Evangelium des Johannes, wie auch in seinen Briefen bestätigt oder zumindest schon angedeutet – jedoch in Form eines „Mysteriums“, eines „Geheimnisses“ (vgl. II Korinther 13,5; Kolosser 1,27), das sich allein den „Erleuchteten“ erschloss (vgl. Daniel 12,4.9; I Korinther 2,14-16; II Korinther 4,3-6; Matthäus 13,13-17; Mk 4,11). Deshalb erfreuten sich die johanneischen Schriften bei den Machinäern – wie übrigens bei allen gnostischen Christen! – allergrößter Beliebtheit! F16A Dies war auch der Grund dafür, dass die Schriften des Johannes als letzte kanonisiert worden sind – und dies nur gegen heftigen Widerstand, da viele darin gnostisches Schriftgut mit häretischen Irrlehren sahen! F16B Die Gnostiker dagegen sahen sich in ihren Ansichten in apostolischer Sukzession zu Jesu Lieblings-Jünger Johannes (vgl. Johannes 1,20.24) – ähnlich wie sich die gnostischen Thomas-Christen mit ihrem bereits mehrfach zitierten Thomas-Evangelium) bis nach Indien hin in der Nachfolge des Apostels Thomas betrachteten. So kursierte in gnostischen Christengemeinden beispielsweise auch ein pseudo-epigraphes „Apokryphon des Johannes“, das unter den koptischen Nag Hammadi-Schriften 1945/46 in Ägypten gefunden wurde. F22 Darin führt Jesus dem Apostel Johannes in die differenzierten kosmischen Mysterien über die Entstehung der Himmel und der licht-fernen irdischen Welt ein – sowie in die Verhältnisse der Reinkarnationsfolge.
Derartige Vorstellungen über die Reinkarnation fanden sich aber auch bei den anderen gnostischen Christengemeinschaften wie den Valentianern oder Basilidianern, F19B deren christlicher Glaube ähnlich wie bei den Manichäern mit persischen, platonischen und fernöstlichen Anschauungen synkretistisch verschmolzen war.
All diese gnostischen Christengemeinden verschwanden dann allerdings bis Ende des 5. Jahrhunderts von der Bildfläche: F7H Sie wurden erst mit allen anderen Christen verfolgt, dann aber durch das institutionalisierte, zur Macht gekommene, verweltlichte, klerikale vermeintlich „orthodoxe“ Christentum selbst (vgl. Matthäus 24,47-51; Apostelgeschichte 20,29-30; Johannes 16,1-2) – und schließlich gänzlich ausgelöscht. Die Manichäer erlebten ebenso in Persien Verfolgung. Mani selbst starb im Kerker, sein Leichnam wurde schließlich aufs Übelste geschändet. Von seinen Schriften ist nichts mehr erhalten. Und doch konnte die gnostische Deutung der Heilsbotschaft Christi niemals gänzlich ausgelöscht werden (vgl. II Timotheus 2,9; Philipper 1,12-14). So fanden sich Grundgedanken in der christlichen Mystik wieder (vgl. Text T34*), bis die christliche Gnosis schließlich wieder unter den Katharern im Mittelalter gleich einem erneuten Flächenbrand auflebte, jenen „Gazzari“, die auch als „Manichäer“ verketzert wurden. F23B
In der geistlichen Nachfolge der Katharer wie letztlich des wahren Ur-Christentums sieht sich auch die Gemeinschaft des „Universellen Lebens“ (die bis 1984 den Namen „Heimholungswerk Jesu Christi“ trug), durch deren Gründerin und Prophetin Gabriele Wittek (geboren 1933) Christus in unsere Zeit hinein sprechen soll (vgl. Text T48g, T55c).
Ihr Erstwerk „Das ist Mein Wort. Alpha und Omega. Das Evangelium Jesu. Die Christus-Offenbarung, welche inzwischen die wahren Christen aller Welt kennen“ rezitiert das „Evangelium des vollkommenen Lebens“, das Reverend G.J.R. Ouseley (1835-1906) in einem Kloster in Tibet gefunden und aus dem Aramäischen ins Englische übersetzt haben soll, bei dem es sich um die verschollene Loguien-Quelle Q handeln soll, das den drei synoptischen Evangelien als Grundlage gedient habe, in Vielem aber (wie etwa im Prolog) auch Übereinstimmungen mit dem Johannes-Evangelium aufweist. Durch diese Schrift habe Christus zu Gabriele gesprochen und dies Sein Wort kapitelweise erklärt, berichtigt und vertieft.
Zwar wurde ein derartiges apokryphes Evangelium niemals in irgendeinem buddhistischen Kloster im Tibet gefunden, doch wäre es durchaus denkbar, dass es sich hierbei um ein manichäisches Evangelium gehandelt hat, das Reverend G.J.R. Ouseley von buddhistischen Mönchen zur Abschrift anvertraut worden sein soll, da sich der manichäische Glaube im 3. Jahrhundert tatsächlich sogar über den Tibet hinaus bis nach Süd-China erstreckte und es sogar heute noch „manichäische“ Buddhisten gibt (vgl. oben; F24C).
In der Glaubensgemeinschaft des „Heimholungswerkes Jesu Christi“ bzw. (seit 1984) des „Universellen Lebens“ ist der christliche Glaube um den Glauben an die Reinkarnation wie Allversöhnung erweitert. Die Gemeinschaft lebt nach der Bergpredigt, ernährt sich vegan und setzt sich engagiert für den Tierschutz ein, da die Tiere als Geschwister der Menschen betrachtet werden, die auch der universalen Gottesfamilie angehören und sich mit den Menschen zusammen im Durchlaufen von Wiedergeburten auf der selben großen Pilgerschaft in die ewige Herrlichkeit befinden (vgl. Prediger 3,18-21; Text T35d, T35h, T49k).
Anfang des 19. Jahrhunderts gab es sogar eine gnostische Gemeinschaft in Frankreich, die sich „Johannitische Kirche der Urchristen“ nannte und in apostolischer Sukkzession zu dem Apostel Johannes glaubte. Ihr Gründer Jules-Stanislas Dionel (1842-1902) sah sich in Nachfolge von Kanzler Etienne, der Anfang des 11. Jahrhunderts wegen seiner Zugehörigkeit zu einem gnostischen Geheimbund als katharischer Märtyrer verbrannt wurde.
Frage nach der „Vor-Geschichte“ des dem Menschen innewohnenden Gottes-Geistes
In Hinblick auf die Frage, inwieweit unter Umständen auch im Evangelium des Johannes der Gedanke einer Wiedergeburt im Sinne einer immerwährenden Reinkarnation zu finden ist, muss man sich zunächst Folgendes vergegenwärtigen: Nach dem johanneischem Zeugnis wohnt jedem Menschen ein Geist inne, der dem ewigen anfangs- und endlosen Gottes-Geist angehört und der in diesen göttlichen Universal-Geist durch seine Wieder-Ein-Geburt wieder eingesenkt und gleichsam eingetaucht, mit Letzterem wieder verbunden werden, in Ihm ein- und auf-gehen will (vgl. 1. Korinther 12,13; Text T9, T25b), wodurch er gleichsam spirituell erst belebt wird und hervortritt. Jeder Geist bildet gleichsam einen Tropfen aus dem unendlichen Ozean des göttlichen Geistes (vgl. Text T35e).
Wenn nun jedem Menschen ein Geist innewohnt, der Teil des ewigen, anfangs- und endlosen Gottes-Geistes ist (vgl. Jakobus 4,5; Genesis 6,3; 4. Mose 16,22; 27,16; Prediger 12,7), so ist damit freilich auch der Geist im Menschen in sich selbst (aus seinem göttlichen Ursprung) anfangs- und endlos. Dies ließ den Hochgelehrten christlichen Theologen Origenes auf ein bereits vor-geburtliches Dasein des Geistes (bzw. auf eine Prä-Existenz einer unsterblichen „Seele“) schließen.
Damit aber stellt sich hier freilich schon die Frage:
WO WAR der aus Gottes ewigen Geist hervorgegangene Geist des Menschen
vor dessen Geburt?
Ruhte er gleichsam in Gott, im göttlichen Mutterschoß oder im Schoß der Erde in einem Zustand der Bewusstlosigkeit – vergleichbar mit dem Zustand verstorbener Seelen, unten im Totenreich (vgl. Prediger 4,1-3; 6,5-6.10; Hiob 3,1-3.11-19), (hebräisch) dem Scheol und (griechisch) dem Hades (wohin Seelen bis zur Hadesfahrt Christi hinab sanken; vgl. Text T79ba)? Gibt es also in den unteren Tiefen völliger Finsternis und Umnachtung neben dem Totenreich auch noch so etwas wie eine „Halle der ungeborenen Seelen“?
In Psalm 139 ist davon die Rede, dass die „Ur-Form“ als etwas „Un-Geformtes“ (also als etwas noch Gestalt-LOSES, das sich von der späteren verkörperten Individual-Seele noch durch Qualitäts- bzw. Eigenschafts-Losigkeit unterscheidet!) von Gott wie ein äußerst feiner, wertvoller Stoff in den Tiefen der Erde gewoben worden ist (Psalm 139,15; Text T47c) – lange bevor Leib und Seele im Mutterschoß gebildet worden seien (Psalm 139,13 – „Herz und Nieren“ sah man in Engen Zusammenhang mit der Seele: vgl. Psalm 7,10; 16,7; Text T77c).
Bezeichnender Weise befand sich in diesen Tiefen der Erde auch das Totenreich, in welches die Seelen bzw. Geister der Verstorbenen in einem Zustand der Bewusstlosigkeit ruhten (vgl. Psalm 63,10; Matthäus 12,40; 1. Samuel 2,6; Text T42, T79d).
Wird jener Geist eines Wesens bei dessen Erschaffung von dort (als etwas im jenseitigen Bereich bereits Bestehendes lediglich) ins irdische Dasein gerufen, gleichwie Tote erweckt werden?
Interessanter Weise wird in Römer 4,17 die Erweckung von Verstorbenen gleichgesetzt mit dem Akt der Schöpfung, wo etwas ins irdische Dasein gerufen wird als etwas, was gleichwohl schon vorher besteht. (vgl. Text T38c, T79e)
Dort – in Römer 4,17 – heißt es, dass Gott die Toten lebendig macht und das Nicht-Seiende wie bzw. als etwas Schon-Seiendes ins Dasein ruft (vgl. Text T45a, T77b).
Man nennt eine solche Beschreibung EIN-UND-DESSELBEN Vorgangs aus zwei verschiedenen Blickwinkeln als „Parallelismus“ – wie er sich in der orientalischen Sprache häufig findet – etwa in der Redewendung „Und er antwortete UND sprach“. Ein bekanntes Beispiel für eine derartige „Tautologie“, die den selben Sachverhalt mit einem sinngleichen oder sinnverwandtem Ausdruck nochmal aus einer anderen Perpektive wiedergibt, ist etwa der Ausruf „Tod, wo ist dein Stachel?! Hölle, wo ist dein Sieg?!“ (1. Korinther 15,55)
Ebenso ist in dem Buch Richter davon die Rede, dass Gott Seinem Volk gesalbte Führer „erweckt“ und „erstehen lässt“, was an eine Toten-Auferweckung erinnert. Die Richter, die Gott Seinem Volk ins Dasein ruft, erscheinen wie Toten-Geister, die vor ihrer Geburt schon existent sind, gleichsam wie Tote ruhen, nun aber wieder ins Leben gerufen werden (vgl. Richter 2,16; 3,9.15; Text T77d) – ähnlich wie die Prophezeiung des Mose, Gott wolle Seinem Volk einst einen noch größeren Propheten „erstehen“ lassen (vgl. 5. Mose 18,15.18), womit Mose bereits auf Christus hinweist (vgl. Johannes 6,14; 7,40), schon impliziert, dass Christus bereits prä-existent da war, bevor Er in die Welt hinein geboren wurde (vgl. 1. Petrus 1,20).
In ganz ähnlicher Weise wird dem Volk Israel verheißen, dass Gott ihnen ihren König David „wieder-erwecken“ wolle, durch den sie sich wieder zu Gott kehren würden (vgl. Jeremia 30,9-11; Hosea 3,4-5). Diese Wieder-Erweckung Davids steht nicht im Kontext einer allgemeinen Auferstehung, sondern im Zusammenhang der Verheißung, dass Gott Sein Volk wieder sammeln und ihm seine Heiligtümer zurück geben wolle – also (eingeordnet in die neutestamentlichen Prophezeiungen) VOR der Wiederkunft Christi! (vgl. Lukas 21,24; Römer 11,25-26; Sacharja 12,10)
Damit kann sich die Wieder-Erweckung des David eigentlich nur in Form einer Reinkarnation vollziehen, wie es sich auch mit Elia verhielt, der nach dem Zeugnis Jesu – „Wenn ihr´s denn annehmen wollt!“ – in Johannes dem Täufer wiedergeboren worden war (vgl. Matthäus 11,14; 14,10; 17,13; Maleachi 3,1.23; Text T39a).
Im Alten Testament bildet der Atem bzw. der Lebenshauch und Lebens-Odem Gottes gleichsam ein Synonym für Seine Lebenskraft, Sein Pneuma, Seinen Geist (vgl. Genesis 2,7). Durch Seine Geist-Einhauchung entstehen die Seelen aller irdischen Lebewesen (vgl. Genesis 1,21), die natürlich umgekehrt, wenn Gott Seinen Geist wieder zurück zieht (vgl. Hiob 34,14-15) mit dem Verfall jener Lebewesen ebenso auch wieder vergehen (vgl. Hiob 14,10-12; 7,7-10; Text T37n).
Wo Gott Seinen Geist, Seinen Atem, Seinen Lebensodem wieder an sich zieht, vergehen die Seelen, wo Er jedoch wiederum Seinen Geist, Seinen Atem, Seinen Lebensodem gibt, dort entstehen Seelen. Übrigens schildert dies etwa Psalm 104,29-30 bezeichnender Weise in eben dieser Reihenfolge von Vergehen und Werden durch den Abzug wie die Austeilung von göttlichem Pneuma. Das beständige Vergehen und Neu-Werden von Lebewesen bzw. lebenden Seelen ist also Wirkung des beständigen Prozesses eines unaufhörlichen Ein- und Aus-Atmens Gottes.
Jedoch ist hier zunächst noch kein Zusammenhang zwischen den Seelen, die werden, und den Seelen, die vergangen sind, auszumachen, dass also in irgendeiner Weise eine Beziehung besteht zwischen der EINEN Seele, die durch den Abzug des göttlichen Geistes HIER vergeht, und der ANDEREN Seele, durch das erneute Ausströmen des Geistes, DORT neu entsteht (vgl. Text T37k).
Hier wird das Pneuma Gottes als Lebenskraft also noch gänzlich un-persönlich als a-personaler Lebensodem angesehen: Eine Person, eine Individual-Seele, entsteht jeweils nur auf Zeit durch die göttliche Einhauchung von Lebenskraft aus dem aus sich selbst quellenden göttlichen Leben, und eben diese Person, diese Individual-Seele, vergeht jeweils auch immer wieder völlig und rest-los durch den Entzug dieser allgemeinen, universalen göttlichen Lebenskraft (vgl. Hiob 7,7-10; 14,7-12).
Nun stellte sich freilich im Laufe der Zeit die Frage: Ist das Leben, das dort neu entsteht, dasselbe Leben, das hier vergeht? Sind Vergehen und Werden zwei Seiten EIN-UND-DESSELBEN Vorgangs der beständigen Wandlung, die universal im ganzen Kosmos auszumachen ist? Hat die eine Person und Individual-Seele, die hier vergeht, etwas mit der neuen Person und Individual-Seele zu tun und gemein, die dort neu entsteht? Besteht hier ein Zusammenhang? Oder noch klarer benannt: Gibt es in diesem Prozess von Vergehen und Neu-Werden eine Konstante, also jeweils einzelne, als bleibende Einzel-Individuen aus-zu-machende personale Geister, oder, um es noch deutlicher zu formulieren: so etwas wie unsterbliche Meta-Psychen bzw. Ur-Individual-Seelen, die als Konstanten das Werden und Vergehen der sich jeweils mit jeder neuen Verkörperung bildenden Seelen durch-ziehen? – also so etwas wie ein in der Psychen-Tiefe liegender Seelen-Urgrund, der beim Vergehen einer Seele doch bleibt und in das Werden einer neuen Seele ein- bzw. über-geht (vgl. Text T37l), der neu werdenden Seele ihr karmisches Gepräge gibt (vgl. Galater 6,7), damit aber ebenso bereits vor dem Werden einer jeden irdischen Seele, die ins Dasein gerufen wird, schon vor-geburtlich prä-existent da war und im Werden der neuen Seele, die ins Dasein gerufen wird, nur erneut in anderer Weise in Erscheinung tritt? – was bedeuten würde: Leib und Seele (Physis und Psyche) eines Geschöpfes mögen vergehen; sein Geist jedoch (sein Pneuma aber) bleibt bestehen (vgl. 1. Thessalonicher 5,23; Prediger 3,18-21; 12,7 – wobei dann aber die jeweils sich aus diesen drei Komponenten Physis, Psyche und Pneuma bildende zeitliche Erscheinung eines Individuums eben nicht der Kern und Urgrund ihres eigentlichen Wesens ist! (vgl. Text T37m) Es stellte sich damit allmählich – ganz auf den Punkt gebracht – die Frage: Gibt es eine Re-Inkarnation?
Auf einen Zusammenhang zwischen dem Vergehen der einen Seele durch den Abzug des göttlichen Geistes und dem Werden einer neuen Seele durch die erneute Einhauchung dieses Geistes weißt schon eher 5. Mose 32,39 hin, wo es heißt, Gott töte und mache lebendig, nehme und gäbe also das Leben, oder noch deutlicher in 1. Samuel 2,7, wo es heißt, Gott führe hinab ins Scheol und (von dort) wieder herauf. Hier gewinnt man schon eher den Eindruck, dass dies mit einzelnen den Prozess von Vergehen und Wieder-Erstehen überdauernden Individual-Seelen geschieht, die bald ins Totenreich hinunter geworfen, dann aber aus diesem wieder heraus gerufen werden. Ebenso verhält es sich mit Psalm 104,29-30 (vgl. Text T25c, T79f).
Christliche Ausleger deuten dies freilich als einen Hinweis auf den einmaligen Akt der eschatologischen Auferweckung. (vgl. Johannes 11,24) Nun muss man jedoch berücksichtigen, dass die Hoffnung auf eine Auferstehung in der Zeit der Abfassung dieser ältesten Schriften, noch überhaupt nicht im Horizont des Glaubens lag! Erst durch die Propheten weitete sich der Blick hin zu einer eschatologischen Auferstehung am Zeiten-Ende! Und auch hier – selbst bei den Propheten – gibt es nur ganz wenige, einzelne Aussagen, die in diese Richtung weisen – wie Jesaja 26,19 oder Daniel 12,2!
Entsprechend waren selbst noch zur Zeit Jesu die Schriftgelehrten, die allein die ältesten Schriften der Thora als göttliche Offenbarung anerkannten (vgl. 5. Mose 4,2), davon überzeugt, dass es weder eine unsterbliche Seele oder einen ebensolchen Geist noch eine Auferstehung gäbe (vgl. Matthäus 22,23-33; Apostelgeschichte 23,6-9) – ja, selbst bis heute gibt es durchaus gott-gläubige Juden, die all diese Vorstellungen, es gäbe irgendetwas über das gegenwärtige Leben hinaus, ablehnen! (vgl. Text T51d)
Man verstand diese Erklärung, Gott führe hinab ins Scheol und von dort wieder heraus, seinerzeit also keineswegs als eine Prophezeiung hin auf ein künftiges eschatologisches Groß-Ereignis einer universalen Auferstehung am Ende der Zeiten, sondern vielmehr als eine göttlich inspirierte Ausdeutung des beständig und überall wahrgenommenen Prozesses von Vergehen und Neu-Werden. Die Worte aus 5. Mose 32,39 wie 1. Samuel 2,7 oder Psalm 104,29-30 als Deutung rein inner-weltlich beständig wahrgenommener Prozesse lässt damit einzig eine Interpretation im Sinne einer beständig durch Gott gewirkter Reinkarnationen zu. Gerade in Psalm 104,29-30 wird dies deutlich, wo es heißt, Gott erneuere (eben-)so (beständig) die Flächen des Ackers (vgl. Text T45c).
Hier zeigt sich religionsgeschichtlich also das allmähliche Entstehen eines Glaubens an eine „unsterbliche Seele“ bzw. (zutreffender) eines fortbestehenden Individual-Geistes. So spricht Salomo bereits davon, dass der Mensch dem Tier nichts voraus habe und es nicht gesagt sei, dass sein Geist (nach dem Ableben eines Menschen) einen anderen Weg nehmen würde als der des Tieres, letztlich beim Zerfall eines Wesens dessen Geist zu Gott zurück kehrt, der ihn gegeben hat (Prediger 3,18-21; 12,7; vgl. Text T49e). Bei Salomo erscheint das Pneuma also bereits nicht mehr als eine a-personelle Lebenskraft sondern bereits als ein persönlicher indivueller Geist, den jedes Lebewesen hat (vgl. Römer 8,16) und der nach dem Ableben fortbesteht.
Auf diese Weise sah man Gott auch Despoten vom Thron stürzen, dass Er ihnen auf einen Schlag all ihre Macht entzog, indem Er sie (in ihrem Folge-Leben) in ein ärmliches und erbärmliches Dasein warf, während Er gottesfürchtige Seelen, die ihr Leben lang unterdrückt wurden, (in ihrem Folgeleben) das Erbe jener Despoten antreten ließ und in eine Machtposition hob (vgl. Lukas 1,52; 1. Samuel 2,6-8; Prediger 2,26; Hiob 27,16-17; 36,6-7; Lukas 12,20; Text T49d). So jedenfalls deuten es bis heute die jüdischen Chassidim und Kabbalisten.
Denn wann und wo war das denn im Leben (und auf ein Leben gesehen) auszumachen, dass Gott einem Reichen all seinen Reichtum nimmt, um ihn einem Armen zu geben? In einer Zeit, wo man von einer Auferstehung noch nichts wusste, konnte sich dies nur in dieser Weise vollziehen, dass Gott einen reichen Geizhalz in seinem Reichtum sterben ließ und einen einstigen armen Schlucker in diesen Reichtum hinein gebärte. Freilich war dies aber nur gläubigen Augen sichtbar, die auf einen gewissen Ausgleich in einem (wie auch immer gearteten) Nach- und Folge-Leben vertrauten! (vgl. Lukas 16,25; Matthäus 22,29; Text T37h, T38b)
Auf dieser Grundlage ist nun die Frage zu beantworten, wie es um den Geist im Menschen bestellt ist, der bei seiner Wieder-Ein-Geburt in den göttlichen Geist zu einer ewigen, unvergänglichen, unverweslichen Lebendigkeit ersteht (vgl. Johannes 11,25-26; 2. Korinther 5,1-9; 12,1-4; Philipper 1,21-23; Lukas 23,43), so dass mit ihm auch die neue geistliche Seele, die durch diese Umkehrung ersteht, über den Tod hinaus bestehen bleibt und Unsterblichkeit erlangt (vgl. 2. Korinther 5,17; 2. Timotheus 1,10) – ob und inwiefern dieser Geist des Menschen, aus dem ewigen Gottes-Geist geschöpft wie ein Tropfen aus dem unendlichen Ozean (vgl. 1. Korinther 12,13; Text T18e, T78b), eine vor-geburtliche prä-existente Vorgeschichte (in einer Vielzahl von Reinkarnationen) hat und zu betrachten, welche Hinweise hierzu im Evangelium des Johannes gegeben sind.
An der Wirkungsgeschichte des Johannes-Evangeliums hat sich bereits gezeigt, das dieses gnostisch geprägte johanneische Christus-Zeugnis ganz offensichtlich so viel spirituellen Sprengstoff enthält, dass es eine Explosionskraft durch die ganze Kirchengeschichte hindurch bis in die Moderne hinein entfaltete:
einmal dadurch, dass es vielen vom Klerus in Unmündigkeit gehaltenen Christen dazu verhalf, als selbstbewusst werdende Frei-Geister im Bewusstsein einer allgemeinen spirituellen Christus-Priesterschaft (vgl. Offenbarung 1,5) aus der anhaltenden Bevormundung durch eine allgegenwärtige katholische Kurie heraus zu treten (vgl. Galater 4,1-9.17; 2,4-6; 1,8), was letztlich geistesgeschichtlich in die Aufklärung und Neuzeit mit ihren heutigen Werten und einer von Demokratie, Menschenrechten, Gleichberechtigung wie Religionsfreiheit bestimmten post-modernen Gesellschaft mündete, was im Gesamtblick als eine radikale Wandlung und Umkehrung der ganzen Weltordnung zu bewerten ist, – doch nicht nur das: sondern auch dies,
dass – explizit und auf das Thema dieser Betrachtung bezogen – dies Johannes-Evangelium im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder in vielen Christen die Überzeugung reifen ließ, dass es eine beständige Reinkarnation geben muss, und dass diese aus den in Christus verborgenen Schätzen geborgene Erkenntnis (vgl. Kolosser 2,2-3; Epheser 3,17-19; Johannes 16,12; Daniel 12,4) sie ganz offensichtlich in ihrem Christus-Glauben so nachhaltig bestärkt und derart zum Brennen gebracht hat (vgl. Lukas 24,32), dass sie dafür sogar bereit waren, erhobenen Hauptes gänzlich un-eingeschüchtert in den Märtyrertod zu gehen und hierfür ihr Blutszeugnis abzulegen.
Reinkarnation im Johannes-Evangelium
Als Nikodemus belustigt, spöttisch fragt, ob Jesus etwa tatsächlich von Reinkarnation spreche, als der erklärt, es müssten alle (wie Nikodemus es offensichtlich versteht: wohl noch ewige Male) wiedergeboren werden, ehe sie das Reich Gottes sehen könnten (Johannes 3,3-4; vgl. Text T41b), geht Jesus erst garnicht darauf ein – jedoch nicht ohne den Hinweis, dass es noch vieles zwischen Himmel und Erde gäbe, was den ach so weisen Schriftgelehrten unglaublich erscheint (vgl. Matthäus 22,23.29.32; Text T37g, T49c, T51c, T67c). Darum kommt Jesus gleich auf das Entscheidende zu sprechen: die Wiedergeburt im Geist, also die spirituelle Neu-Geburt (vgl. Johannes 3,12).
Jesus verneint folglich nicht – keineswegs! – und mit keinem Wort! – die Frage des Nikodemus, Er geht vielmehr überhaupt nicht darauf ein! Und wo Er dann doch Bezug darauf nimmt, tut Er dies nur in der Feststellung, dass die Schriftgelehrten ja überhaupt keinen Hauch von einem Schimmer einer Ahnung hätten, was es zwischen Himmel und Erde alles gibt! (Johannes 3,12; Text T38a) Was hätte Jesus da mit Reinkarnation anfangen sollen, wo die Schriftgelehrten doch nicht einmal an einen Geist bzw. eine unsterbliche Seele und eine Auferstehung glaubten! (vgl. Matthäus 22,23-33; Apostelgeschichte 23,6-9; Text T39b, T51b) Hier waren doch erst einmal die basalsten Anfangs-Gründe zu legen! (vgl. Hebräer 5,11-14; 1. Korinther 3,1-2; Johannes 16,12)
Dass Jesus sich zu dem Thema ausschweigt – und es offensichtlich auch Johannes nicht für nötig hielt, sich klar und deutlich durch eine erläuternde Feststellung von dem damals (auch innerhalb des Christentums) so weit verbreiteten Reinkarnations-Glauben abzugrenzen (wie anderorts zu anderen Themen durch eingehende Erläuterungen – z.B. in Johannes 21,20-23), zeigt schon, dass die Frage ob es nun eine Reinkarnation gibt oder nicht, zumindest in Hinblick auf den Glauben an Christus völlig irrelevant ist – hier also nicht eine klare Abgrenzung gezogen werden musste, wie gegen andere Anschauungen der Gnosis, in welcher der Apostel Johannes bereits den Geist des Anti-Christen am Werke sah! (vgl. 1. Johannes 4,2-3.15; 2,18-23)
Mit anderen Worten: Es bleibt jedem freigestellt, wie er zur Reinkarnation stehen will! Über einen besseren oder schlechteren Christus-Glauben entscheidet diese Frage nicht! Erst recht ist es offensichtlich nicht so, dass die Vorstellung der Reinkarnation als Irrlehre bekämpft werden müsste! Sonst hätten die Apostel dazu klar Stellung bezogen und sich eindeutig von diesen Ansichten abgegrenzt! Denn sie kursierten ja in der Tat zur damaligen Zeit in den frühchristlichen Gemeinden ganz massiv!
Jesus geht auf die Frage des Nikodemus also erst garnicht ein – jedoch nicht ohne eine abfällige Neben-Bemerkung: „Ihr habt ja wirklich KEINE AHNUNG!“, – sondern wendet sich sofort stringend und zielgerichtet dem zentralen, heils-entscheidenden Thema zu, das Er dem Nikodemus vermitteln will:
dass es zu einem radikalen, bis an die Wurzel und den Urgrund des Seins gehenden Einschnitt kommen muss, der so tief gehen muss, dass gleichsam der alte, bisherige, natürliche, seelische Mensch total vergehen, sterben muss (vgl. 1. Korinther 2,14; 15,44-46; Hebräer 4,12), damit ein gänzlich neues, geistliches Wesen erstehen kann, dass es also zu einer radikalen, fundamentalen wie umfassenden Wesens-Verwandlung kommen muss (vgl. 2. Korinther 5,17).
Und dies betrifft nicht nur die großen Sünder und Verbrecher, sondern gerade auch die vermeintlich so anständigen Menschen, ja, insbesondere die, die sich für fromm wähnen und für Gott zugehörig halten – also gerade die geistliche Elite der Pharisäer und Sadduzäer, die Religiösen (vgl. Johannes 9,39-41). Sie leben in ihrer oberflächlichen Religiosität in Wahrheit an Gott vorbei (vgl. Matthäus 23,23-28). Was not tut, ist das Erwachen einer echten, wahrhaftigen Spiritualität, die dem Kern des Wesens entspringt und aus einer inneren innigen Herzens-Verbindung und intimen Liebesbeziehung mit dem Gottes-Geist erwächst (vgl. Johannes 4,14; 7,37-38; 15,5; Epheser 3,17-19; Römer 5,5; 2. Korinther 5,14-15; Text T15c).
Hier spielt folglich auch der Grad der moralischen oder ethischen Verirrung keine Rolle mehr (vgl. Römer 5,20-21; 3,22-24), denn spirituell abgeschnitten vom pneumatischen Licht und Leben ist zunächst jedes Wesen – unabhängig davon, in welchem Maße der Verheerung sich diese geistliche Totheit und Blindheit im Leben bereits bemerkbar macht, wie ein Blinder ja auch nicht erst dadurch blind wird, dass er stürzt, sondern stürzt und irgendwann stürzen muss, weil er blind ist (vgl. Johannes 9,39-41; Lukas 23,34). Es gibt nicht „ein bisschen“ Abgeschnitten-sein vom Leben. Man ist im Leben oder man ist es nicht.
In gleicher Weise aber gibt es zwischen den wieder-erweckten Erleuchteten im Wesen keine graduellen Unterschiede, unabhängig davon, wie sich ihre pneumatische Wieder-Erweckung bereits in ihrer freisetzenden, erlösenden Kraft entfaltet und verwirklicht hat. Wenn Christus oder ein „höherer“, bereits spirituell weiter gereifter Jünger oder gar geistlicher Vater den „niedereren“, frisch Erweckten dient (vgl. 1. Korinther 4,15; Galater 4,19) und sich in diesem seinen Dienst gleichsam unter jene stellt, so ist dies kein Akt aufgesetzter besonderer Demut, die sich selbst ihre Würde abspricht und quasi schlechter und niedriger macht, als sie eigentlich wirklich ist (vgl. Johannes 13,2-10.1), sondern eine Selbstverständlichkeit in der Wahrhaftigkeit, da die anderen, jüngeren, denen noch gedient werden muss, wie Säuglingen von ihren Eltern (vgl. 1. Thessalonicher 2,7), darum ja nicht minderwertiger wären, sondern in gleicher Weise eben(-ge-)bürtig (vgl. Hebräer 2,11, 1. Johannes 3,16). Sie sind alle in gleicher Weise göttlichen Geblütes und gehören im selben Grad der Gottheit an (vgl. Apostelgeschichte 17,27-28).
In der Auseinandersetzung mit der geistlichen Oberschicht fällt diese Kontrastierung noch krasser aus: Sie sind vom Geist des Satans besetzt und beseelt! (vgl. Johannes 8,23.42-47). Die Wiedergeburt bedeutet also, dass dieser Geist Satans ausgetrieben werden muss, indem der Geist Gottes wieder dem allein Ihm zustehenden Sitz im Geist des Menschen einnimmt und diesen von innen her beseelt (vgl. Jakobus 4,5): Der teuflische Mensch muss also gänzlich vergehen, damit der göttliche Mensch erstehen kann.
Dies wurde schließlich (symbolisch sehr ausdrucksstark und bildlich sehr eindrücklich) auch in der Taufe vollzogen: Der gottlose, vom Satan und der Sünde, dem Geist der Widersetzlichkeit beherrschte Mensch wird ersäuft, getötet, und aus diesem Bad der Wiedergeburt (Titus 3,5) ersteht ein gänzlich neues Wesen, ein Gottes-Kind, das von der Liebe Christi beseelt und beherrscht und bewegt und zur Teilnahme an Seinem Werk der Befreiung der Welt aus dem Griff Satans gedrängt wird (vgl. Römer 6,3-4; Kolosser 2,12; 3,9-10; 2, Korinther 5,17.14-16; 2. Timotheus 2,24-26; Römer 5,5; 2. Korinther 5,14-15).
Dies brachte zur Zeit der Entstehung der neutestamentlichen Christus-Zeugnisse der damalige Tauf-Vollzug noch augenscheinlich zum Ausdruck: Damals nämlich wurde die Taufe ausschließlich an bekehrungswilligen Täuflingen nach bestandener Tauf-Novizen-Zeit (welche damals die Tauf-Paten zu bestätigen hatten) in der Art und Weise vollzogen, dass die Täuflinge gänzlich unter Wasser getaucht wurden (vgl. Apostelgeschichte 2,38; 8,37; Matthäus 3,8.11; Markus 1,4) – wobei allerdings, wie Paulus herausstellt, der ganze Taufakt nichts nützt, wenn es nicht zu einer inneren Wesens-Verwandlung kommt (vgl. 1. Korinther 1,14-17; Römer 2,26-29; Kolosser 2,11-12). Da kann sich einer tausendmal taufen lassen, so gilt doch noch der Satz von Angelus Selesius: „Und wäre Christus tausendmal geboren: Wenn nicht IN DIR, so bliebst du doch verloren!“ Es ist also keine magische Handlung, die im Taufakt vollzogen wird und in und für sich selbst irgendeine Wirkung hätte, wenn sie nicht mit einer in- wie auswendigen Umkehr vollzogen wird!
In der Taufe stirbt das Kind der Finsternis, und es ersteht ein Kind des Lichts. Die Taufe bewirkt den Tod eines Kindes der Hölle und des Zornes und die Auferstehung eines Kindes des Himmels und der Liebe (vgl. Epheser 2,1-10; 2. Korinther 5,17; Römer 5,5).
Es muss zu einer völligen Neu-Ausrichtung des ganzen menschlichen Wesens kommen, aus der Finsternis hin zum Licht. Die Wiedergeburt im Geist Gottes bewirkt also eine inwendige, spirituelle Versetzung aus der Hölle des Satans in den Himmel Christi (vgl. Apostelgeschichte 26,18; 1. Thessalonicher 5,5; Kolosser 1,13). Ohne dieses radikal einschneidende Ereignis bleibt der Mensch dem Satan und seiner Verheerungsmacht verfallen und hoffnungslos verloren (vgl. 2. Korinther 4,3-4). Durch die Wiedergeburt wird der Geist des Menschen also wieder in seine ursprüngliche jenseitige, spirituelle Heimat, den ewigen Gottes-Geist, ein-gesenkt, eingetaucht und wieder-ein-geboren, wodurch er überhaupt erst spirituell auflebt (vgl. Epheser 2,1-10; 1. Korinther 12,13; 1. Chronik 29,14; Hebräer 11,13; Philipper 3,20; 1. Petrus 2,11).
Was nun diesem Kern des Gespräches, der im Johannes-Evangelium überliefert ist, genau voraus-ging, darüber kann man freilich nur mutmaßen:
Vielleicht hat Jesus erklärt, Seine Zeitgenossen müssten noch einige Male wiedergeboren (also reinkarniert) werden, ehe sie den Anbruch des Gottes-Reiches erleben könnten. (Vergleiche unten!)
Vielleicht hat Jesus auch schon darauf hingewiesen, dass ihnen, den Juden, erst alles genommen werden müsse (vgl. Matthäus 13,12; 21,43; 23,38; 24,2; Lukas 21,22-24), damit sie ihre Armut vor Gott erkennen (vgl. Offenbarung 3,17), um alsdann von Ihm gänzlich neu beschenkt werden zu können – ja, dass sie erst völlig entblößt und ausgezogen werden müssten wie am Tage ihrer Geburt (vgl. Hosea 1,4-5) und dass sie so völlig nackt wieder in einen Mutterschoß zurück kehren müssten, bevor sie das Reich Gottes sehen lernen würden – was doch selbst dem gottesfürchtigen Hiob nicht erspart blieb, der – bezeichnender Weise! – ebenfalls schon davon sprach, dass er so nackt, wie er aus einem Mutterschoß gekommen wäre, so nackt EBEN-DAHIN – also in einen Mutterschoß! – zurückkehren müsse (vgl. Hiob 1,21; Text T37a). Eine Anspielung Jesu auf dies prophetische Wort des Hiob wäre gut denkbar, denn daraus hätte sich die Frage des Nikodemus, ob es denn tatsächlich sein könne, dass ein greiser Mensch nach seinem Verscheiden in einen Mutterschoß zurückkehre, ja unmittelbar ergeben!
Vielleicht kam Jesus aber auch gleich auf den Punkt und sprach in bewusst provokativer Weise direkt das Kern-Problem an: „Was für alle Not tut, ist ihre geistliche Neu-Geburt!“ – so dass Nikodemus vielleicht sogar bewusst ausweichend fragte, ob Jesus etwa von Reinkarnation spreche, und hoffte, sich so diesem Speer-Stich direkt ins Herz durch die radikale Feststellung Christi, sie seien allesamt geistlich tot bzw. vom Geist „von unten“ besetzt und beseelt, sie bräuchten alle eine Wieder-Geburt „von oben“ (vgl. Johannes 8,23; 3,3.7), irgendwie doch noch entwinden zu können. Vielleicht wollte Nikodemus in seiner Gutmütigkeit auch einfach nicht wahrhaben, dass Jesus auch ihn, Nikodemus selbst, so radikal in Frage stellte – ihn, der doch immerhin zu Jesus gekommen war und mit ihm das Gespräch suchte, wozu ja schon Einiges gehörte, wurde Jesus doch von der gesamten geistlichen Obrigkeit als ein Belzebub und falscher Prophet bzw. Messias angesehen, der mit dem Teufel im Bunde stünde, um das ganze Volk von Gott weg zu verführen (vgl. Johannes 3,1-2; 12,42; 19,38-39; 8,48; Matthäus 12,24; 9,34; 10,25; vgl. 2. Korinther 11,13-15).
Wiedergeburten im Fleisch als Mägde der Wiedergeburt im Geist
Im Zusammenhang mit der Wieder-Geburt im Geist spricht Jesus aber auch von der (Wieder-) Geburt (?) im Fleisch, die für sich nichts nützen würde, nur Tod und Vergehen brächte, nur Tod-Geburten zu Tage fördern könne, wie sie auch in sich selbst nichts als Tod ist (Johannes 3,6; 6,63), während die Wiedergeburt im Geist ein unverwesliches Leben ans Licht brächte (vgl. Johannes 6,48-51; 11,25-26; 2. Timotheus 1,10).
Das Jesus hier tatsächlich von WIEDER-Geburten im Fleisch sprach, also einer fleischlichen Reinkarnation, die aber immer wieder im Vergehen enden müsse, zeigt sich etwa in der Feststellung des Petrus: „Ihr seid wiedergeboren (bzw. wieder-gezeugt) nicht (mehr) aus vergänglichem Samen, sondern (nunmehr) aus unvergänglichen Samen durch das lebendige und bleibende göttliche Logos-Wort.“ (1. Petrus 1,23) Hier ist ganz eindeutig von WIEDER-Geburten im Fleisch wie von der Wieder-Geburt im Geist die Rede, die in ihrer Unterschiedlichkeit einander gegenüber-gestellt werden!
Um alle letzten Zweifel zu zerschlagen, sei noch auf den geheimnis-umwobenen mysterienvollen Satz im Eingangs-Prolog des Johannes-Evangeliums hingewiesen, der erst durch dieses Hintergrund-Wissen überhaupt erschlossen werden kann und irgendeinen Sinn macht: Hier ist im Zusammenhang mit der (Wieder-)Geburt aus Gott noch von anderen (Wieder-)Geburten die Rede – nämlich von Wiedergeburten „aus Geblüt“, „aus dem Willen des Fleisches“ und „aus dem Willen des Mannes“. Dort heißt es, dass diejenigen die Gottes-Kindschaft erlangen würden, die nicht (mehr nur) aus dem Geblüt, (auch nicht) aus dem Willen des Fleisches, (sowie auch nicht nur) aus dem Willen des Mannes, (sondern endlich, schließlich) aus Gott wieder-geboren sind (Johannes 1,12-13; Text T35c, T49l).
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Reinkarnation nach Johannes 1,13 immer wieder „aus dem Willen“ hervorgeht. Buddha nennt diesen dürstenden Willen den gierigen Durst, die Begierde, die Gier und Lust, die für unseren Verbleib im leidvollen, von Vergänglichkeit gezeichneten Samsara (dem „Rad der Wiedergeburt“; vgl. Jakobus 3,6) verantwortlich ist (vgl. Römer 7,7; 1. Johannes 2,15-17; Text T15d, T27, T38g, T44c) F1) – wie sich ein Affe selbst gefangen hält, weil er den Griff nach einem Köder in einer Höhlen-Grube nicht lösen will, das Ergriffene für DAS Objekt schlechthin zur Stillung seines Hungers hält, eben, weil es so schwer (- letztlich unmöglich! -) aus dieser Höhle zu bergen ist, was es ihn aber unmöglich macht, seine prall-volle Hand wieder aus dieser Höhle zu ziehen, so dass ihn dieser Köder gefangen hält und den armen dummen Affen in die Fänge seines Jägers fallen lässt (vgl. Text T49j).
In Christus wird dieser Durst gestillt (vgl. Johannes 4,14; Text T51e), so dass er keine Hervorbringung F2) mehr bewirkt. Das „Rad der Hervorbringungen“ („trochos tes geneseos“ in Jakobus 3,6) kommt zum Stillstand. Denn im Anblick des wahren einzigen letzten Christus-Lichtes hinter allen Lichtern verblassen alle oberflächlichen Reflexionen als Irrlichter; und wer diese unendliche Christus-Liebe einmal geschmeckt hat, dem wird zugleich völlig klar, dass dieser „Durst“, dieses Ur-Verlangen nach Leben, das alle Wesen aus ihren tiefsten Tiefen bestimmt und antreibt (vgl. Römer 8,18-21), nicht in der Welt und von der Welt und dem, was wir gemeinhin für „Leben“ halten (vgl. Text T51j), gestillt werden kann (vgl. Text T61a). Dieses Leben ist nur in jenem umwallenden, durchflutenden Christus-Licht zu finden (Johannes 4,14; 6,51; 7,37-38)! Und wie Buddha, so fordert auch Jesus dazu auf, sich im Selbst-Versuch davon zu überzeugen: „Komm und sieh!“ (vgl. Johannes 1,39.46; 10,31-32; Text T33c, T44b). F3) „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist!“ (Psalm 34,9).
Demnach gibt es offensichtlich Wiedergeburten „aus dem Geblüt“ (dem pflanzlichem Bereich)***, „aus dem Willen des Fleisches“ (dem tierischem Bereich) und „aus dem Willen des Mannes“ (dem menschlichen Bereich). (Johannes 1,13; Text T77a)
*** „Geblüt“ erinnert zwar sprachlich an „Blüten“ oder „Blühen“ – also an Pflanzen, bedeutet aber wörtlich „Blut“. Im neutestamentlichen Christus-Zeugnis wird uns zugesichert, dass wir alle königlich-priesterlichen, ja, göttlichen „Geblütes“ sind (vgl. Offenbarung 1,5-6; Apostelgeschichte 17,27-28) Denn – so der Proto-Koran (Sure 96,1-3.8) – alle Schöpfung ist begründet im geronnenen Blut – das dann freilich kein anderes sein kann als das Allahs, Gottes selbst! Aus christlicher Sicht ist dies freilich das Opferblut Christi (vgl. Text T7a), in dessen Lebenshingabe (uns geoffenbart auf Golgatha) alles Leben begründet ist (vgl. Kolosser 1,15-16), als hätte Christus, nach Seiner Erhöhung wieder in die zeitlos-überzeitliche Ewigkeit eingegangen, gleichsam Sein göttliches Blut in die „Ursuppe“ gegeben, so dass aufgrund dieses „Gottes-Genes“ die ganze Schöpfung in der Vielfalt ihrer Spezies entstanden ist (vgl. Text T35b) – ähnlich, wie das – nach verschiedensten Science-Fiction-Filmen – in die Welt eingesenktes Alien-Blut bewirkt haben soll (vgl. Text T6a, T35a, T52a).
Beispiele: “Mission to Mars”, USA 2000, Drehbuch: Jim Thomas, John Thomas, Graham Yost; – Episode “Das fehlende Fragment” (The Chase; USA 1993) der Science-Fiction-Serie “Star Trek. The Next Generation”; – der Alien-Film “Prometheus – dunkle Zeichen”, USA 2012; Regie: Ridley Scott; Drehbuch: Jon Spaihts, Demon Lindelof; – Stanley Kubricks Film “2001: Odyssee im Weltraum” (1968) & Fortsetzung 2010: “Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnahmen” (USA 1984; Drehbuch: Peter Hyams; Buch: Arthur C. Clarke).
Hier wird ganz offensichtlich eine Wiedergeburten-Folge beschrieben, die sich über Jahrmillionen im Zuge der Evolution und der Entwicklung allen Lebens über das pflanzliche und tierische hin zum menschlichen Dasein vollzogen hat (vgl. Text T76c). Die beständige Reinkarnation erscheint dabei gleichsam als der Motor für die Evolution (vgl. Text T49h, T57c): Die Lebens-Geister aus dem Gottes-Geist erleben offensichtlich im Laufe ihrer Reinkarnationen eine gewisse spirituelle Reifung, die wiederum auf eine Entwicklung ihre Verkörperungen zurück-wirkt und eine Evolution auch im physischen-psychischen Bereich in Gang setzt. Letztlich zielen all diese Wiedergeburten im Fleisch, wie der Johannes-Prolog (1,12-13) kündet, schließlich auf die eine heils-entscheidende Wieder-Ein-Geburt im Geist ab (vgl. Text T38d), durch die dann schließlich der ganze Kosmos – der selbst mit seiner eigenen Wiedergeburt bereits in Geburtswehen liegt – aus seiner Vergänglichkeit heraus in eine geistlich-verklärte ewige Unvergänglichkeit geführt wird (vgl. Johannes 16,21-22; Römer 8,22; Matthäus 24,8; 2. Petrus 3,10-13).
Dies erinnert an Teilhard de Chardins christliche Deutung über Sinn und Ziel der Evolution als eine Entwicklung aus der Geosphäre über die Biosphäre und Noosphäre in die Theospäre in das große universale Ziel, das “Telos Christos” (vgl. Hort Georg Pöhlmann, Abriss der Dogmatik 1985, S.155f; vgl. Text T34c, T81).
Ziel aller Wiedergeburten aus vergänglichem Samen ist damit offensichtlich nach dem Johannes-Prolog die Wiedergeburt aus unvergänglichem Samen (1. Petrus 1,23). Denn was vom Fleisch geboren wird, ist Fleisch und muss wieder vergehen (Johannes 3,6; 6,63). Allein, was vom Geist geboren wird, ist unvergänglich und bleibt in Ewigkeit (vgl. Matthäus 19,28; Johannes 10,25-26; 1. Johannes 2,15-17). Auf diese Wiedergeburt im Geist zielen alle Wiedergeburten im Fleisch ab (vgl. 1. Petrus 1,23; Text T38e). Alle Wiedergeburten im Fleisch sind damit im Letzten gewissermaßen die Mägde und Ammen, Hebammen, Geburts-Helferinnen der Wiedergeburt im Geist (vgl. Hiob 33,23-30; Matthäus 19,28; Text T33b, T48d, T48e, T45b, T53, T71b, T79c, T84a, T86b).
Ähnliche Gedanken finden sich auch im Buch Hiob in den Trostworten des Elihu, dessen Ansichten als einzige bei Gott Wohlgefallen fanden. Er äußert seine feste Zuversicht, dass Gott verlorene Seelen, die in ihrer Hoffnungslosigkeit verenden, so oft ins Dasein zurück holt, bis sie das wahre Licht des Lebens gefunden hätten (vgl. Hiob 33,29-30; Text T37e, T48c). Damit weißt Elihu auch bereits auf den Zugewinn hin, welcher der Glaube an die Reinkarnation auch dem christlichen Glauben zu bieten hat. Er bestärkt die Hoffnung für all die, welche – auf ein einzelnes Leben gesehen – andernfalls auf ewig verloren betrachtet werden müssten, wenn es für sie nicht diese Hoffnung gäbe (vgl. 1. Petrus 4,6; 1. Korinther 5,5; 3,15).
Jedem, dem es ein wirkliches Herzensanliegen wird, dass alle Menschen in seinem Umfeld das ewige Heil finden mögen, wird dies ein unendlicher Trost – denn dies macht Hoffnung auch für all die, die sich nicht gewinnen lassen, die ja nicht selten – wie es auch bei Hiob war – die nächsten Angehörigen und Anverwandten sind! (vgl. Hiob 1,4-5.18-19; 1. Korinther 7,16; Römer 9,1-3; Lukas 4,24)
Die Einsichten in das reale Bestehen einer Reinkarnation, die allen noch Unerlösten, die in ihrer Verlorenheit sterben, schließlich doch noch einen Weg zum Heil eröffnet, gibt schließlich auch Hoffnung ganz explizit für das Volk Israel (vgl. Lukas 19,41-44; 23,34; Jesaja 53,10-12; Römer 9,1-5), das in seiner geistlichen Umnachtung die Heiligen Christi verfolgte (vgl. Johannes 16,1) und von dem Christus erklärte, dass Seine Jünger mit ihren Bekehrungsversuchen am jüdischen Volk an kein Ende kämen, bis Er wiederkommt (vgl. Matthäus 10,23).
Im Licht der Reinkarnation wird klar, wie es zugehen kann, dass am Ende der Zeiten in der Bekehrung (der doch nur letzten Generation) des Volkes Israel doch noch das ganze jüdische Volk in seiner Voll-Zahl gewonnen werden wird (vgl. Römer 11,12.25-26.29.32): In der letzten Generation nämlich werden all jene Generationen wiedererweckt, die verworfen wurden, weil sie ihren Messias verworfen hatten, (vgl. Matthäus 13,12-15; 23,39; Lukas 21,20-24; Römer 11,7-10; 1. Thessalonicher 2,14-16; Jesaja 54,8-10) um sich am Ende doch noch alle zu bekehren, wenn sie den sehen werden, den sie durchbohrt haben. (Vgl. Sacharja 12,10; Mehr dazu unter Text T71c, T72b).
Im Licht der Reinkarnation würde sich auch erklären, was Jesus gemeint hat, als Er ankündigte, Seine Zeitgenossen, die damalige Generation, würde Seine Wiederkunft erleben (vgl. Matthäus 10,22-23; 16,28; 23,38-39; 24,34; 26,64 Markus 9,1; Apostelgeschichte 1,6-7; Lukas 21,32; Text T71d) Er hatte sich damit keineswegs getäuscht wie viele andere „falsche“ Endzeit-Propheten!
In dieser Hinsicht könnte Jesus auch zu Nikodemus davon gesprochen haben, dass das gesamte Volk Israel, alle Seine Zeitgenossen, noch einige Male wiedergeboren werden müssten, bis sie schließlich durch eine Wiedergeburt „von oben“ das Reich Gottes und dessen Messias erkennen könnten. (Vgl. Johannes 3,3.7; Vergleiche oben!)
In diesem Zusammenhang sei nochmals das Herren-Wort (Jesu), wie es im außer-biblischen Thomas-Evangelium (in Vers 84) überliefert ist, aufs Neue – hier nunmehr vollständig – wiedergegeben. Dort heißt es: »Jesus sprach: „Ich freut euch, wenn ihr eure Ebenbilder seht. Doch werdet ihr es ertragen, wenn ihr eure (einstigen) Ebenbilder seht, die vor euch existierten und weder starben (- schon in euch ausgelöscht sind -) noch sich (- in der Nachwirkung ihres negativen Karmas bereits vollumfänglich -) offenbarten?“«
Diese Anfrage Jesu könnte im Zusammenhang mit der in Matthäus 23,29-36 geschilderten Auseinandersetzung an Seine Widersacher gerichtet worden sein, denen Er ankündigte, dass alle Verbrechen ihrer Vorväter über sie kommen würden – nicht, weil Gott die Nachfahren mit ihren Vorfahren in Sippenhaft nehmen und für deren Vergehen bestrafen würde (vgl. 5.Mose 24,16), sondern da sie vielmehr eines Geistes Kinder mit ihren Ahnen seien und darin bewiesen, dass sie auch in spirituellem Sinne deren geistliche Zeugungen und Kinder, nämlich wahrhaftig ihre Wiedergeburten im dritten und vierten Glied sind, welche nunmehr in ihren Reinkarnationen als den Ur-Enkeln oder Ur-Ur-Enkeln das negative Karma ihrer früheren Untaten (Kaman) einholen würde (vgl. 2. Mose 20,5; Galater 6,7; Jesaja 65,7; Text T39c, T41a, T49f, T49g), deren negativen Folgen nunmehr geballt über sie kommen würden, nachdem Gott über Generationen (von Wiedergeburten) ausgeharrt und vergeblich auf Umkehr gewartet hat (vgl. Römer 10,21), während die von Ihm durch die Propheten Gerufenen und Gesuchten ihre Schuld darüber nur zum Vollmaß reifen ließen, das nunmehr in der Vernichtung Israels heimgesucht würde (vgl. 1. Thessalonicher 4,15-16; Genesis 15,15-16).
Das Gericht habe überdies schon in ihrem Unglauben selbst (diesem implizit selbst innewohnend!) begonnen – dass sie das Heil in Christus nicht erkannten, obwohl es greifbar unter ihnen war! (vgl. Johannes 3,18-20; 9,39-41; Matthäus 13,12-16; Römer 11,5-10; Text T67a). Da sie über Generationen (von Wiedergeburten) nicht sehen wollten, können sie nunmehr nicht mehr sehen, was Gott nunmehr ganz plastisch, augenscheinlich, haptisch an Heil für sie bereitet hat. Sie würden fortan über Generationen (weiterer Wiedergeburten) mit Blindheit geschlagen, bis die Fülle der Nationen durch die Christus-Botschaft das Heil, das sie ausgeschlagen haben, erlangt hat (vgl. Lukas 21,24; Römer 11,25), sie aber würden Jesus so lange nicht mehr sehen, bis sie – Seine Zeitgenossen! – sich im Zuge Seiner Wiederkunft dann endlich (von ihrem negativen Karma über Generationen hinweg geläutert – vgl. Galater 6,7; 3,24; Jesaja 40,1-2) bekehren könnten – und rufen würden „Gelobt sei, der da kommt, im Namen des HERRN!“ (vgl. Johannes 7,34; 8,21; 14,19; Matthäus 23,38-39; Text T39d).
„Jerusalem, Jerusalem, die du alle Propheten getötet und gesteinigt hast, die zu dir gesandt worden sind! Wie oft habe Ich dich sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken sammeln will unter ihren Flügeln! Doch du hast nicht gewollt!“ (vgl. Matthäus 23,37; Lukas 19,41-44) – Im Licht der Reinkarnation wird auch klar, warum Christus das Volk Israel als ein generationen-übergreifendes Kollektiv anspricht, – und verständlich, dass es tatsächlich so etwas wie eine Kollektiv-Schuld gibt, die sich gleichsam vererbt und Nachfolge-Generationen in Reparations-Zahlungen hinein-zwingt, eine völkische Schuld, die als karmische Alt-Last durch die Generationen weitergegeben wird und von den Folge-Generationen (als Reinkarnationen ihrer Vorväter-Generationen) abzutragen ist – ebenso wie in erschreckendem Maße plötzlich klar wird, wie – trotz aller präventiven Vereitelungs-Maßnahmen und obwohl in solcher Härte das göttliche Gericht doch augenscheinlich über das deutsche Volk gekommen ist! – es trotzdem nunmehr in Deutschland in der dritten und vierten Generation zu einem Wieder-Aufleben von Nationalsozialismus, Rassismus und Anti-Semitismus kommen kann, wie mit solch geballter Wucht auf einmal jener anti-semitische Geist wieder aufflammen und hochkommen kann, der zugleich auch anti-christlich ist – denn Christus ist und bleibt auf ewig der INRI-JHWH (vgl. Text T54), zuerst und zuletzt der Erlöser-König und Heiland-Gott Seines Volkes Israel, Seiner nächsten Anverwandten nach dem Fleisch! (vgl. Jesaja 9,5-6; Matthäus 15,24; Römer 9,1-5; Text T6b) Hier muss das deutsche Volk bleibend Abbitte tun – und nicht das Deutsch-Christentum allein, sondern – generations-übergreifend! – das ganze internationale Christentum, weil es nicht auf die prophetisch-apostolische Mahnung gehört hat: „Ihr eingepropften Zweige! Überhebt euch ja nicht gegen die Wurzel, die euch alle trägt!“ (Römer 11,18)
Freilich aber muss sich dann ebenso auch Israel selbst fragen, wie das sein kann, dass es als das auserwählte und unter die Obhut des Allerhöchsten gestellte Gottesvolk, das doch Sein Augapfel ist (vgl. Sacharja 2,12), über Generationen solch unbeschreiblich teuflischem Zorn anheimfallen konnte! (1. Thessalonicher 2,14-16) Wenn alle, die deshalb mit ihrem Gott hadern, doch nur erkennen würden, dass Gott sich keineswegs von ihnen abgewandt hat, sondern vielmehr sie sich von Ihm, und darum all das über sie gekommen ist, was ihnen ihre eigene Thora – und nicht nur die! – angekündigt hat! (vgl. 5. Mose 28,34.48-50; Hesekiel 37,1-2; Text T67b) Dann müssten sie nicht mehr mit Gott rechten, wo Er denn über zwei Jahrtausende gewesen war, ob Er sie denn vergessen hätte! Sie würden vielmehr erkennen, dass Er sie gesucht hat mit schlagender Hand, die Ihm selbst – über allem, was über sie kommen musste – mehr schmerzte als ihnen allen! (vgl. Jesaja 1,5) Und doch sind und bleiben Seine Hände noch immer wie auch FÜR IMMER gerade FÜR SIE durchbohrt! (Jesaja 49,14-16; Johannes 20,27)
Und ebenso muss das Volk Israel erkennen, dass es, solange es die Nationen, die zweifellos allesamt an ihm unsäglich schwer schuldig geworden sind, an ihre schwere Schuld bindet und sie nicht aus ihrer Schuld entlassen kann, dann auch ebenso seinerseits an seine eigene schwere Schuld gebunden bleibt – da es doch alle zu ihm gesandten Propheten bis hin zum Sohn selbst, getötet hat! (vgl. Matthäus 21,33-44) – dass es dann ebenso an seine eigene schwere Schuld gebunden bleibt und darum auch selbst unter dem „Zorn“ bleiben muss und jenes geschundene Volk niemals Frieden finden kann! Die einzige Lösung, die allen allein ER-Lösung bringen kann, ist und bleibt Vergebung! Erst die Lösung und Entlassung auch des je anderen, der an einem so schwer schuldig geworden ist, aus seiner Schuld bewirkt auch das Entlassen-Werden und Gelöst-Werden, Erlöst-Werden aus der eigenen Schuld! (vgl. Matthäus 18,21-35; 6,12.14-15; Jakobus 2,13) Das gilt im Völkischen ebenso, wie im Individuellen, Privaten, im Großen und Globalen, wie im Einzelnen und Kleinen! Es gibt nur ein einziges universal gültiges Gesetz! Und: Israel muss vor allem auch GOTT vergeben, wenn es Seine Vergebung finden will! Es muss sich aussöhnen mit seinem und aller Welt und Geschichte Gott!
Die Wirkung der in Christus geschenkten Gnosis von der Reinkarnation
Zusammenfassend kann man also feststellen: Der Glaube an eine beständige Wiedergeburt im Fleisch, bis denn endlich die Wiedergeburt im Geist erlangt wird, macht Hoffnung:
Hoffnung für alle, die noch „im Fleisch“ sterben und das Geistliche nicht erlangt haben. Es macht Hoffnung für alle, die – aus geistlicher Perspektive – in Verlorenheit sterben (vgl. 1. Petrus 4,6; 1. Korinther 5,5). Es macht insbesondere Hoffnung für Israel, das seinen Messias, den Christus Gottes, noch nicht erkannt hat. Und es macht auch Hoffnung für jeden Gläubigen selbst, schenkt Gelassenheit im spirituellen Reifungsprozess:
Denn wer kann von sich schon konstatieren, dass er es voll ergriffen hätte und schon vollendet sei, der Vollendung nicht vielmehr noch nach-jage, wenngleich er sich doch von Christus bereits ergriffen erfährt? (vgl. Philipper 3,12) Nun weiß man um die Möglichkeiten der Gottheit, uns zur Vollendung zu führen, auch über jedes augenblickliche Leben hinaus, und darum, dass Christus wahrhaftig nichts zu groß und zu wunderbar ist, dies Sein Ziel auch zu erreichen (vgl. Genesis 18,14; Matthäus 19,25-26).
Der Christus-Glaube wird also durch diese Gnosis von der Reinkarnation in jeder Hinsicht weit hoffnungsvoller: Er lässt wirklich auf alles für alle hoffen, und damit auch alles viel leichter und unbeschwerter in dieser gewissen Zuversicht, dass noch einmal alles für alle gut wird, ertragen! Und ist es nicht so, dass unser von universaler Christi Retter-Liebe erfüllter Christus-Glaube zu solcher Grenzenlosigkeit hinwachsen soll? (vgl. Römer 15,13; 1. Korinther 13,7)
Überdies aber klärt diese Einsicht in das göttliche Heilswirken auch mittels der Reinkarnationen viele ansonsten offen bleibende, den christlichen Glauben mitunter schwer belastende Fragen:
Wie konnte es sein, dass Jesus Seinen Zeitgenossen ziemlich unmissverständlich erklärt hat, sie würden Seine Wiederkunft miterleben? (vgl. Matthäus 10,22-23; 16,28; 24,34; Markus 9,1; Apostelgeschichte 1,6-7; Lukas 21,32) Wenn es wirklich so ist, wie es besonders das Johannes-Evangelium (im Gegensatz etwa zu Markus 13,32) unterstreicht, dass Christus die Offenbarung Gottes, ja, die Gottheit selbst ist, die alles weiß (vgl. Johannes 16,30; 21,17): Wie konnte Er sich in dieser Hinsicht so einschlägig täuschen? Und wenn Er sich nicht getäuscht hat: Wie sind dann Seine Worte zu verstehen, Seine Generation – auch Seine Widersacher – würden Seine Rückkehr in göttlicher Herrlichkeit noch erleben? (vgl. Matthäus 23,38-39; 26,64)
Und weiter: Wie ist das mit der freien rein gnadenhaften Erwählung durch den göttlichen Christus, bei der insbesondere Israel, das doch Gottes auserwähltes Volk ist, außen vor blieb? (vgl. Johannes 15,16; 13,18; 17,12) Ist diese Erwählung im Sinne einer doppelten Prädestination, also einer Vorherbestimmung der einen, aus unerfindlichen Gründen Erwählten, zu ewigem Heil, der anderen aber, aus ebenso unerfindlichen Gründen Nicht-Erwählten, zu ewiger Verdammnis hin zu deuten? (vgl. Römer 9,11-23; 11,5-10) Sind also gerade all jene über Generationen unter „Verstockung“ gehaltenen Juden, den nach Johannes auch den Vater nicht haben, weil sie Seinen Sohn nicht haben (vgl. 1. Johannes 2,23), auf ewig verloren und von allen Ur-Anfängen an zu endloser Verdammnis bestimmt wie die Erwählten zum Heil (vgl. Epheser 1,4)? Wie anders aber sollen sie, all jene, die in ihrem Unglauben starben, anders noch Rettung erfahren? (vgl. Text T71f)
All diese Fragen, die auch die Theologie mit schier unlösbaren Fragen konfrontiert hat, die nicht wenige an ihrem christlichen Glauben verzweifeln ließen, lösen sich in so eindrücklicher Stimmigkeit auf, dass, wer diese Einsichten einmal gewonnen hat, zu der inneren Überzeugung und festen Gewissheit gelangt, dass es sich garnicht anders verhalten KANN.
Diese letzte gnostische Erkenntnis von der Reinkarnation sorgt gleichsam für ein Heureka-Erlebnis: Sie wird zum „Augen-Öffner“, der gleichsam die Weltformel ›OM‹ im ›ALPHA-OMEGA‹ erschließt! (vgl. Text T1a, T52c) Man trägt in sich dies innere Herzenszeugnis, dass es so sein MUSS und überhaupt nicht anders sein KANN, wenn denn Christus in Seiner Retterliebe gegen ausnahmslos ALLE (vgl. Lukas 23,34) die letzte Enthüllung des göttlichen Liebeswesens ist (vgl. 1. Johannes 1,5; 2,1-2;4,8-10), – die Gewissheit, dass es der Geist Christi ist, der diese letzten Tiefen der Gottheit erschloss (vgl. 1. Korinther 2,10; Epheser 3,17-20). Man hat also die von so vielen gesuchte Bewusstseins-Erweiterung im ganzen Vollmaß der Fülle erlangt! An die Stelle eines von Zweifeln und Anfechtungen gebeutelten GLAUBENs tritt ein festes unerschütterliches inneres WISSEN – die Erkenntnis, Gnosis! (vgl. Jakobus 1,6-8; Hebräer 11,1) Man durchschaut und erkennt in Christus die ganze Gottheit in Ihrem Christus-Wesen und -Wirken, gleichwie man sich von Ihr durchschaut und erkannt als Gottes-Kind und Geist aus dem Christus-Geist erfährt (vgl. 1. Korinther 13,12; Johannes 16,22-27). Entsprechend hofft man auch nicht mehr nur auf das persönliche wie aller Welt Heil, man hat echte innere unerschütterliche Heils-GEWISSHEIT (vgl. 1. Johannes 2,1-2).
Man erfährt sich im letzten Sinne des Wortes als pneumatisch wieder-ein-geboren, als ein spirituelles Gotteskind, das alles durchschaut, beurteilen und einordnen kann, selbst jedoch in dem Urgrund des Seins, in dem es sich wiedergefunden und neu begründet hat, von niemanden mehr durchschaut, beurteilt und eingeordnet werden kann (vgl. 1. Korinther 2,15). Diese gänzlich neue alles durchleuchtende Perspektive, die man erhalten hat, die Gnosis, Erkenntnis, ist in sich schon das innere Zeugnis (vgl. 1. Johannes 5,10; Römer 816), dass man tatsächlich durch eine spirituelle Wiedergeburt und Erleuchtung, eine Versetzung aus dem Reich der Hölle in die Himmel Christi (vgl. Epheser 2,4-6; Kolosser 1,13), und damit einen radikalen, totalen inwendigen Perspektiven-Wechsel erfahren hat (vgl. 2. Korinther 5,16.14-15), der auf Dauer auch unmöglich äußerlich unverändert lassen kann (vgl. 1. Johannes 3,6).
Ankündigung der Enthüllung von weiteren Schätzen der Erkenntnis
Paulus erklärt, dass dem Christus die ganze „Fülle“ (bzw. „Voll-Zahl“! – vgl. Römer 11,12) der „Gottheit“ (bzw. „Götter-Heit“ – hebräisch ein Mehrzahlwort: „Elohim“!) innewohnt (vgl. Kolosser 2,9), in Ihm also alles zu finden ist, was als Gottheit verehrt wird und Gegenstand göttlicher Verehrung ist (vgl. 2. Thessalonicher 2,4; Text T14c), da auf den Geist Christi alle göttlichen Kraftwirkungen zurück-gehen, von Ihm ausgehen (vgl. 1. Korinther 8,6; 12,4-6), dessen Name über allen Namen – auch allen Gottes-Namen! – ausgerufen ist (vgl. Philipper 2,9-11; Richter 13,18; Offenbarung 22,13; Jesaja 44,6; Text T17b).
Christus ist gleichsam Vishnu-Brahman, der als der Urgrund der Liebe und des Lebens von den Hindus in und mit und hinter allen ihren Göttern verehrt wird (Text T25e) und der sich spirituell selbst in alle Seine Avatare hinein gegeben hat, um sich durch und über sie aller Welt zu offenbaren (vgl. Galater 2,20; 4,19; 2. Korinther 13,5; Kolosser 1,27; Apokryphen: Weisheit 7,27; 10,16; Text T34d, T33d, T24*). Diese Erkenntnis – Gnosis – freilich aber, so konstatiert Paulus, ist nicht in allen (Christen), weswegen die Freiheit eines gnostisch erweckten, im wahrsten Sinne des Wortes spirituell wiedergeborenen Christen, alle noch in ihrem religiösen Denkmustern verhafteten Christen nur irritieren, verstören und verunsichern kann (vgl. 1. Korinther 8,7-9) – gerade auch in seiner Freimütigkeit und Freizügigkeit im Umgang mit der bisherigen göttlichen Offenbarung, die er in apostolischem Selbstbewusstsein ganz neu und neuartig auslegt, was vielen wie eine Verdrehung, Verfälschung und Verkehrung des Gottes-Wortes erscheint, die sich dem bedeutungsvollen Umstand nicht stellen wollen, dass diese neuere Enthüllung und Deutung des Gottes-Wortes freisetzende Kraft entfaltet und die Herzen aufleben und davon brennen lässt (vgl. 2. Korinther 3,6.12; 4,2; Lukas 24,32).
Schließlich erklärt Paulus weiter, dass in diesem Christus alle Schätze der Erkenntnis – Gnosis – verborgen liegen (vgl. Kolosser 2,2-3), also noch auf ihre Hebung und Bergung warten. Paulus selbst barg hier schon gänzlich neue Erkenntnisse, welche dem heutigen Christentum ihr ganz besonderes paulinisches Gepräge gaben.
Denn ohne die ihm ganz eigene Christus-Verkündigung des Paulus wären alle Christen heute – bestenfalls – beschnittene messianische Juden, die allesamt auf die Thora mit all ihren Speise- und Reinheits-Geboten wie kultischen Vorschriften vom Sabbat-Gebot bis zu den Opfer-Riten verpflichtet wären! (vgl. Apostelgeschichte 15; Galater 2,11-16; 4,1-11; 5,1-5; Text T55h) Das dem nicht so ist, ist allein dem Apostel Paulus zu verdanken, der sich weder von dem Herren-Bruder Jakobus, dem Patriarch der Jerusalemer Ur-Gemeinde, noch vom Zwölfer-Kreis der ersten Apostel Christi, die im Gegensatz zu ihm, dem Paulus, doch Augenzeugen des irdischen Jesus waren, von der ihm geschenkten absolut neu-artigen `gnostischen´ „Sonder-Offenbarung“ abbringen ließ (vgl. Galater 1,16; 2,4-9), dass der wahre Christus-Glauben nicht in irgendeiner Religiosität begründet sei, sondern einzig in einer durch inwendige Herzens-Verbundenheit mit Christus gegründeten echten Spiritualität (vgl. Epheser 3,1-10; Kolosser 1,27).
Das neu-artige der Verkündigung des Paulus war also gleichsam die gnostische Grund-Erkenntnis, dass das Heil nicht in dem liegt, was wir TUN, sondern vielmehr in dem, was wir in Christus SIND (vgl. Römer 8,15-16; Galater 4,6-7; Römer 3,38; 4,5 gegen Jakobus 2,24). Uns rettet nicht irgendeine uns abverlangte Selbst-Perfektionierung (vgl. Text T65c), und wer diese als Vor- oder Nach-Bedingung zum Heil aufstellt, der verleugnet Christus, so Paulus, und sei darum verflucht! (vgl. Galater 5,1-5; 2,4.6; 1,8) Sondern was uns einzig rettet, (so auch die reformatorische Erkenntnis Martin Luthers), ist “sola Christus” – “Christus allein”: die Erkenntnis, dass unser wie aller Heil allein Christus herbeiführen kann, und die in jeder Hinsicht befreiende Einsicht, dass Er dies auch bei allen herbeiführen will und selbst auch bei den Gottlosesten herbeiführen kann und wird (vgl. 1. Johannes 2,1-2; 1. Timotheus 4,10; Römer 4,5).
All diese „Sonder-Offenbarungen“, die Paulus erhielt und in apostolischem Selbst-Bewusstsein gegenüber den älteren, „eigentlichen“ Aposteln vehement vertrat und durchsetzte (vgl. Galater 2,6.11-16), waren im Grunde aber nichts anderes als eine Entfaltung der freisetzenden Gnosis, wie sie etwa – insbesondere – im Johannes-Evangelium bezeugt worden ist!
Bei all dem Neuen, das Paulus brachte, womit er den neuen, jungen Christus-Glauben bereits entscheidend revolutionierte, eine völlig einzigartige neue Ausrichtung gab, erklärte Paulus den (hauptsächlich von ihm gegründeten) heidnischen Christus-Gemeinden jedoch schon zugleich bereits, dass er mit all seinen Sonder-Offenbarungen in seinen Schriften doch erst nur die ANFANGS-Gründe des Christus-Glaubens entfaltet hätte (vgl. Hebräer 4,11-14; 1. Korinther 3,1-2), und dass andere nach ihm kommen würden, welche seine Arbeit fortsetzen und geradezu einen geistlichen Dom der Erkenntnis auf dem von ihm gelegten Christus-Fundament aufrichten würden (vgl. 1. Korinther 3,9-15).
Entsprechend war dies auch das inbrünstige Gebet des Apostels Paulus, dass alle in Christus Wiedergeborenen durch ihre innere intime Liebes-Beziehung mit Christus (Römer 5,5) in der Erkenntnis Seiner unendlichen, alle Dimensionen sprengenden Retter-Liebe fort- und fort-während zunehmen mögen, dass sich diese ihre Liebes-Gnosis nach allen Seiten hin über-dimensional – nicht nur in die Höhe wie Länge wie Breite, sondern überdies auch in die Tiefe – ausweiten und entfalten möge (Epheser 4,17-19; Römer 5,5). Paulus wies bereits auf unerhörte, ungeheuerliche Mitteilungen hin, die er selbst – entweder durch ein Nah-Tod-Erlebnis (vgl. Apostelgeschichte 9,4-7; 22,6-9; 14,19; Text T15a) oder aber im Zuge meditativer Christus-Versenkung, inwendig oder gar leibhaftig bis in den dritten Himmel entrückt, habe hören dürfen (vgl. 2. Korinther 12,4.7; vgl. Text T51a).
Das Zeugnis des Apostels Paulus zeigt also bereits an, dass die in Christus geschenkte Gnosis (mit der Abfassung) der apostolischen Schriften noch keineswegs abgeschlossen ist und ihr Ende erreicht hat. Ganz dem gemäß wurden ja schließlich auch tatsächlich im Laufe der Kirchengeschichte zunehmend neue Schätze der Erkenntnis, die in Christus verborgen liegen, behoben und geborgen, da sich im Laufe der Geschichte des Christentums immer wieder neue Fragen stellten, wie sich bestimmte Sachverhalte im Licht der Christus-Offenbarung darstellen würden und aus diesem Licht zu deuten seien (vgl. Text T55m).
Der Offenbarungsprozess, der freilich in der Enthüllung des wahren, letzten Gottes-Wesens in Christus seinen Höhepunkt erfahren hat (vgl. Hebräer 1,1-2), ist damit also keineswegs abgeschlossen! (vgl. Apostelgeschichte 2,17-18; 1. Korinther 14,1.3.26; Epheser 4,11-13; Text T55l).
Entsprechend wies auch schon Christus selbst auf eine weitere Entfaltung der Gnosis durch Seinen Nachfolger, den Heiligen Geist selbst, in welchem all die Seinen wiedergeboren würden, hin. So erklärt Christus im Johannes-Evangelium: „Ich habe euch noch vieles zu sagen. Aber es würde euch jetzt, im Augenblick, noch überfordern. Ihr könnt es noch nicht tragen! Wenn aber Mein Geist kommt, den Ich euch senden werde, der wird euch alles, auch die letzten Wahrheiten offenbaren“ (Johannes 16,12-13). Und weiter: „Ich habe euch vieles in noch verhüllter Rede mitgeteilt; es kommt aber die Stunde, in der Ich nicht mehr in verhüllter Weise zu euch spreche, sondern euch alles offen und aufgedeckt, enthüllt verkünden werde“ (Johannes 16,25).
Paulus erklärte bereits, dass sich im Licht der Erleuchtung Christi jedem wiedergeborenen Christen auch in den Heiligen Schriften plötzlich neue Einsichten und Erkenntnisse enthüllen würden, die vorher gleichsam wie durch einen Schleier verhüllt und verdeckt worden sind (vgl. 2. Korinther 3,12-16). Eine dem ganz entsprechende Prophezeiung findet sich im Buch Daniel, wo es heißt, dass vieles in den Heiligen Schriften versiegelt sei bis auf die letzte Zeit (vgl. Daniel 12,4.9). Da würden die Siegel dann gebrochen, was – wenn man in diesem Bild bleibt – auch erst ermöglicht, jene Schriftrollen aufzurollen und hinter den bis dahin sichtbaren oberflächlichen Mitteilungen neue, tiefer-liegende Mitteilungen zu finden und zu entdecken, die sich hinter den vordergründigen Aussagen, die bis dahin allein sichtbar waren, noch verbergen (vgl. Offenbarung 5,1-2).
So entdeckt beispielsweise ein Christ nunmehr in allen alttestamentlichen Schriften eine Unzahl einschlägiger Hinweise auf Christus (vgl. Johannes 5,39; Lukas 23,26-27), welche den Gläubigen vor der Gottes-Offenbarung in Christus allerdings noch gänzlich verborgen waren, also keineswegs immer als eine Prophezeiung auf den Messias erkannt wurden (z.B. Hosea 11,1; Exodus 4,22-23; Matthäus 2,15), und die ebenso auch heute noch den jüdischen Gläubigen, die Jesus nicht als Christus anerkennen, verborgen bleiben (vgl. 2. Korinther 3,12 – 4,4; Text T52e). Mit anderen Worten: Nur wer Christus bereits erkannt hat, der findet Ihn auch allüberall in den alttestamentlichen Schriften; wem jedoch die Bedeutung Christi verborgen bleibt, der findet in der vorchristlichen Gottes-Offenbarung auch keinerlei Hinweise auf Ihn!
Wer zu der inneren Überzeugung gelangt ist, dass Jesus der Christus ist, der findet also überall in den Alten Schriften seinen Christus-Glauben bestätigt. Ihm springt Christus nunmehr aus allen Buchstaben der alten Schriften in einer Vehemenz und Deutlichkeit entgegen, dass er es garnicht fassen kann, wie ein Schrift-Gelehrter, der nicht an Jesus glaubt, nicht durch die Schriften, die er studiert, geradezu zwangsläufig zu dieser Erkenntnis kommen MUSS, während ebendieser Letztere es genau andersherum wahrnimmt, dass der Christus-Gläubige seine Heiligen Schriften völlig wirr, verkehrt und verdreht lesen und interpretieren oder aber gar vorsätzlich verfälschen, seinem Irrglauben zudrehen und danach zurecht-biegen würde! (vgl. 2. Korinther 4,2; 6,7; Apostelgeschichte 21,21; 2. Thessalonicher 2,11; 2. Korinther 12,13-15)
Ebenso verhält es sich auch mit der Erkenntnis von der Reinkarnation: Wem sich diese Einsicht einmal erschlossen hat, der findet sie überall in seiner Bibel bestätigt, nicht nur im Johannes-Evangelium, nicht einmal nur im Neuen Testament. Und dem erschließt sich gerade dadurch auch umgekehrt erst die ganze Bibel in einem neuen Licht, in einer umgreifenden sinn-stiftenden Stimmigkeit – nach Christi (einzig wahren Wesen und) Sinn (vgl. 1. Korinther 2,16; Matthäus 22,29; Text T1b, T37j), dass er das biblische Zeugnis garnicht mehr anders aufnehmen und verstehen KANN, weil es so einzig Sinn macht und so allein vollumfänglich sinn-stiftend ist. Und ein solcher hat beim Lesen immer wieder neue „Aha!“ – und „Freilich! Ist ja klar!“-Erlebnisse, die ihn in seiner neuen Überzeugung von der Reinkarnation bestätigen und bestärken und aus dieser Erkenntnis wiederum andere, bislang unverständliche „dunkle Worte“ der Schrift erhellen und erschließen (vgl. Text T10, T52d).
So erklärt sich beispielsweise mit einem Mal auch recht einleuchtend das Phänomen der Glossolalie, wie es sein kann, dass eine einfache Bauernfrau in einem charismatischen Kreis – was selbst schon manchen beiwohnenden Theologen stutzig gemacht hat – in ihrem Sprachengebet aus ihrem Geist heraus eine nie erlernte, längst ausgestorbene antike Sprache beherrscht und ein Metzgers-Sohn ebenso aus reiner innerer Intuition eben diese Zungenrede völlig korrekt in seiner Auslegung übersetzt (vgl. Apostelgeschichte 2,3-11; 1. Korinther 14,2.4-5.13-14.27; 12,10). Beide haben diese Sprache offensichtlich in einem Vorleben als Muttersprache gesprochen und in den Tiefenschichten ihres Geistes gespeichert, so dass sie in einem bestimmten spirituellen Zustand wieder abrufbar wird – wenngleich die Glossolalie freilich ebenso ohne entsprechende Vor-Prägungen durch die pneumatische Verbindung mit dem Geist Christi in selber Weise freigesetzt werden kann, wie das etwa bei den sog. „Engelszungen“, als Sprachen aus himmlischen Licht-Reichen, der Fall ist (vgl. Römer 8,26; 1. Korinther 13,1).
Vor wem es aber verborgen ist, vor dem ist es verborgen; und wem es verdeckt ist, dem ist es verdeckt (vgl. 2. Korinther 4,3). Das sind all die, welche Gottes wahres Wesen und Anliegen, die Errettung der ganzen Welt, Christi Sinn, noch nicht erkannt haben (vgl. 1. Korinther 2,16; Lukas 23,34; Matthäus 18,14; Hesekiel 18,23; 33,11; 1. Timotheus 2,3). Denen bleiben auch die Einsichten in die Reinkarnation verschlossen, ebenso wie es bei den Schriftgelehrten zur Zeit Jesu in Hinblick auf die Auferstehung war, denn sie kennen weder (die Zentral-Botschaft) der Schriften noch die Kraft Gottes (vgl. Lukas 11,52; Matthäus 9,12-13; 22,29; Text T37c).
So scheiden sich am Christus-Wort, das Geist und Leben ist (vgl. Johannes 6,63), zugleich im wahrsten Sinne des Wortes die Geister! (vgl. 1. Korinther 1,18; 2. Korinther 2,14-16) – oder vielmehr: Das Wort, das selbst der Geist ist, scheidet Tod vom Leben, Fleisch vom Geist (vgl. Hebräer 4,12).
So gesehen ist die Gnosis Jesu Christi tatsächlich in gewissem Sinne ein esoterisches Geheim-Wissen, obwohl es nicht geheimnistuerisch im Verborgenen in okkulten Geheim-Zirkeln weiter-gegeben, sondern klar und deutlich lautstark aller Welt verkündigt wird (vgl. Matthäus 13,13-17) – denn es erschließt und eröffnet sich doch immer einzig und allein nur durch eine persönliche Offenbarung Jesu Christi (vgl. Matthäus 16,17), wenn einem beim Studium der Schriften mit einem Male die Erleuchtung kommt, einem „die Schuppen von den Augen fallen“ (vgl. Lukas 24,26-27.31) und der „inwendige Morgenstern“, welcher Christus ist, aufgeht im aufleuchtenden und fortan in Christus-Liebe lodernd brennenden Herzen (vgl. 2. Petrus 1,19; Offenbarung 22,16).
Das Johannes-Evangelium beinhaltet also nicht nur verborgene Schätze der Gnosis, der Erkenntnis Jesu Christi (vgl. Kolosser 2,2-3), sondern stellte überdies der Gemeinde Christi bereits in Aussicht, dass all diese Geheimnisse und noch versiegelten Erkenntnisse den Christus-Gläubigen zu ihrer Zeit enthüllt würden (Johannes 15,12-13).
Wie sich dies in der Wirkungs-Geschichte des Johannes-Evangeliums bereits bewahrheitet hat, wurde oben schon ausgeführt. Erwähnenswert erscheint an dieser Stelle einzig noch – im Nachgang – der christliche Mystiker Jakob Lorber (1800-1864), der beim Studium der Heiligen Schriften eine innere Herzens-Stimme vernahm, die ihm zur Niederschrift neuer Christus-Offenbarungen drängte, welche das Christus-Evangelium in weiteren Tiefen enthüllen sollten (vgl. Text T48b, T56b).
Daraus erwuchs die sogenannte Lorber-Bewegung (früher auch – nach dem Neu-Salems-Verlag, der sich für die Verbreitung der Lorber-Schriften einsetzt – Neu-Salem-Gesellschaft genannt), eine Anhängerschaft Lorbers, die in den Eingebungen dieses neuzeitlichen christlichen Mystikers das göttliche Wort gleichsam fortgeschrieben sehen (vgl. Text T49b). Seine Schriften waren nach Augenzeugen auch allein von der Bibel als Lorbers einziger Lektüre inspiriert. Tatsächlich vermitteln seine Schriften, die in einem Fluss von ihm selbst niedergeschrieben oder Freunden diktiert wurden, den Eindruck göttlicher Inspiration und Autorität. Seine Schriften sollen sogar bereits moderne naturwissenschaftliche Erkenntnisse vorweg genommen haben, etwa Konzepte der Quantenphysik enthalten, aber auch bereits prophetisch vor den Risiken künftiger Klima-Veränderungen durch Luft-Verschmutzung und zunehmender Abholzung der Wälder (Man denke an die „grüne Lunge“ der Welt, den Tropischen Regenwald! -) gewarnt haben.
Lorbers Christus-Worte weisen deutlich gnostische Züge auf und stellen Jesus als kosmischen Christus und alleinigen Gott vor, der das ganze All in Seiner Unendlichkeit umfasst, aus dessen Fülle an Geisteskräften sich das ganze Universum ausgebreitet hat. Durch den Fall Luzifers habe sich jedoch der ganze Kosmos verdunkelt. Erlösung finden die Menschen durch die Wiedervereinigung ihres Gottes-Geist-Funkens mit dem universalen Christus-Geist – also ihre spirituelle Wiedergeburt (vgl. Johannes 3,3-5). Durch fortwährende Reinkarnation – sogar auch in jenseitigen Welten (vgl. Text T37b, T48f, T47a) – führt Christus schließlich alle Gotteswesen einstmals in die All-Aussöhnung (vgl. 1. Johannes 2,1-2; Text T72a). In Lorbers Schriften finden sich (nach Paul Scheuerlen, „Die Sekten der Gegenwart“, 1930) „Perlen tiefer Frömmigkeit“ – insbesondere in Hinblick auf die „Schilderung der göttlichen Liebe“.
Bezeichnender Weise sehen Lorberianer im Wirken ihres „Propheten“ die Verheißungen Christi von weiteren Enthüllungen durch Seinen Christus-Geist bestätigt, wie sie sich insbesondere im Johannes-Evangelium (16,12-14 und 25-26, aber auch in Joel 3,1-5; Apostelgeschichte 2,18 und Offenbarung 14,6) finden. Als Haupt-Kritikpunkt an den Schriften Lorbers ist auszumachen, dass er seine inneren Eingebungen als reine Verbal-Inspiration, also ihm als dem „Schreibknecht Gottes“ als „wortwörtlich“ so von Christus diktiert, verstand (vgl. Text T55b), wobei sich viele (allerdings nicht den Kern seiner Offenbarungen berührende) Einzel-Aussagen einfach schlichtweg als falsch erwiesen haben – etwa die Datierung der Wiederkunft Christi einmal um das Jahr 1920 (dann aber anderorts um das Jahr 2030; vgl. dazu Apostelgeschichte 1,6-7).
Die Lorberianer fühlen sich einer inter-nationalen wie inter-religiösen „Weltgemeinde der Liebes-Religionen“ zugehörig (vgl. Text T14d) und all jenen verbunden, die sich in tätiger Nächstenliebe (gegen Mensch wie auch Tier und Natur) engagieren. Entsprechend organisieren sich die Lorber-Anhänger auch nicht in einer eigenen institutionalisierten Glaubensgemeinschaft, sondern treffen sich „hin und her in den Häusern“, also in Hauskreisen, wie es in der Urgemeinde war (vgl. Apotelgeschichte 2,46). Sie betrachten die Gläubigen aller Religionen, die sich der göttlichen Liebe verpflichtet wissen, als ihre Geschwister (vgl. Römer 2,14.26-29; Galater 3,7) – wie etwa die Bahai, die hinduistischen Liebes-Bhakti, ferner Tao Yuan und Oomoto (vgl. Text T4), aber auch insbesondere die Quäker oder die Heilsarmee. Entsprechend finden sich in ihren Treffen Gläubige aus allen Religionen wie christlichen Konfessionen zusammen (vgl. Text T52b). Die Lorberianer wollen bewusst keine neue Kirche oder gar (eine sich gegen alles abgrenzende) Sekte gründen, sondern rufen ihre Anhängerschaft vielmehr dazu auf, in ihre eigenen Religions-Gemeinschaften hinein zu wirken, indem sie diese zu der letzten Gotteswahrheit der universalen Christus-Liebe hinführen und in ihrem Glauben besträrken. Sie begleiten überdies Depressive, Selbstmordgefährdete, Arbeitslose, Outcasts oder Gefängnisinsassen, engagieren sich aber auch für Tier- und Naturschutz. Viele Lorberianer bringen sich auch tatkräftig in ihren christlichen Amtskirchen ein – also etwa in der Römisch-Katholischen-Kirche (der auch Jakob Lorber zeitlebens angehörte) oder in den Evangelischen Kirchen und Freikirchen. Viele von ihnen gehören (nach Einschätzung von Paul Scheuerlein, „Die Sekten der Gegenwart“, 1930) zu den wertvollsten Kräften innerhalb der christlichen Kirchen.
Die Lorberianer betrachten den göttlichen Offenbarungsprozess noch keineswegs als abgeschlossen. Nach Gottes Willen sollen alle Gläubige selbst zu Propheten werden, die das göttliche Christus-Wort – wie Jakob Lorber (vgl. wikipedia) – in ihrem eigenen Herzen vernehmen (vgl. Johannes 6,45; 4. Mose 11,29). Entsprechend stehen sie neuen Weissagungen offen gegenüber (vgl. Philipper 4,8; 1. Thessalonicher 5,19-21). Hierbei legen sie aber zugleich spirituelles Selbst-Bewusstsein an den Tag, in der Überzeugung, aus der gewonnenen Erkenntnis der unendlichen Christus-Liebe alles prüfen und recht beurteilen zu können (vgl. 1. Johannes 2,20.27; 1. Korinther 2,12.14; 14,29). Jede Form von Hörigkeit gegenüber vermeintlichen Heils-Bringern oder Heils-Vermittlern, die einem gewissen Absolutheits-Anspruch für sich und ihre Lehren aufstellen, stehen sie höchst kritisch und äußerst skeptisch gegenüber (vgl. wikipedia: Lorber-Bewegung; vgl. Galater 1,16; 2,6; 1. Korinther 7,40; 2. Korinther 11,5; vgl. Text T17f, T55d, T87a).
Johannes bleibt bis zur Wiederkunft Christi als biblischer Bodhisattva
Explizit wird das Thema der Reinkarnation schließlich noch einmal in Hinblick auf den Apostel Johannes selbst ganz am Ende des Johannes-Evangeliums angesprochen. Als Jesus Seinem Jünger Petrus ankündigt, dass er einst durch seinen Märtyrer-Tod Gott verherrlichen würde (Johannes 21,18), fragt dieser, offensichtlich von einer gewissen Eifersucht geleitet, welches Schicksal dann den Johannes erwarte, der in einer besonderen Beziehung zu Jesus stand und zu Tisch an der Brust Jesu liegen durfte (vgl. Johannes 13,23). Jesus weist die Frage des Petrus wirsch ab: „Und wenn Ich will, dass er bleibt, bis Ich wiederkomme: Was geht´s dich an?“ (Johannes 21,22; Text T46a)
Auch hier stellt sich wieder die Frage, warum dieser Wortwechsel überliefert worden ist. Ging es allein darum, klar zu stellen, dass Jesus keineswegs gesagt hatte, Johannes würde nicht sterben, bis Er wiederkommt? (- was man schließlich auch als eine gewisse Bevorzugung dieses Jüngers, der damit vor einem Martyrium bewahrt worden wäre, hätte deuten müssen, obwohl es bei Gott doch keine Bevorzugung gibt! Vgl. 1. Petrus 1,17!) Denn tatsächlich nährte auch dieses Herren-Wort offensichtlich die Nah-Erwartung der ersten Christen, Jesus würde noch zu Lebzeiten Seiner Apostel – zumindest Seines Lieblings-Jüngers Johannes – wiederkommen. Als diese dann doch alle verstarben, Jesu Wiederkunft jedoch ausblieb, irritierte das viele in ihrem Glauben, und nicht wenige wandten sich wieder von ihm ab, nachdem sich die Nah-Erwartung, die (wie Albert Schweitzer richtig konstatierte) ganz gewiss einen nicht unerheblichen Anteil an der damaligen euphorischen urchristlichen Erweckungs-Bewegung hatte, offensichtlich zerschlug (vgl. 2. Petrus 3,3-4; Text T71e).
Nachdem das Johannes-Evangelium die göttliche Seite Jesu so stark in den Vordergrund stellt, ergibt sich freilich für jeden Leser die Frage, was Christus mit dieser Seiner Frage vermitteln und andeuten wollte, wenn Er doch darum wusste, dass sich Seine Wiederkunft noch Jahrtausende hinziehen würde? – … und wie sich dieses Herren-Wort, wenn Jesus sich denn nicht getäuscht haben soll, doch noch erfüllt, wie sich auch Seine Prophezeiungen über Petrus erfüllt haben.
Auch hier liefert die Einsicht in die Reinkarnation eine höchst einleuchtende Antwort, was Jesus mit dieser ansonsten völlig nebulös und unerklärlich bleibenden Ankündigung über Johannes verhieß: Wie nämlich kann Johannes auf Erden bleiben, wenngleich dies nicht bedeutet, dass er nicht (immer wieder) stirbt? Ganz klar freilich nur durch immer neue Reinkarnation in die Welt hinein, um anderen Seelen den Weg zum Heil zu weisen!
Und damit erklärt sich zugleich die besondere Liebe Jesu zu diesem Jünger. Sie war nicht etwa in einer besonderen Sympathie begründet, denn in der Gottheit Christi gibt es kein Ansehen der Person oder irgendeine Bevorzugung! (vgl. Apostelgeschichte 10,34-35) Jesu besondere Liebe zu Johannes war vielmehr darin begründet, dass jener Jünger – von der Retter-Liebe Jesu entzündet und beseelt – bereit war, dem Beispiel Seines Herrn zu folgen, der sich aus Liebe zu all Seinen Kindern aus der himmlischen Höhe in die Niederungen dieser leidvollen Welt inkarnieren ließ (vgl. Philipper 2,6-8), und sich ebenso aus den Himmeln der Glückseligkeit immer neu in diese leidvolle Welt re-inkarnieren zu lassen und sich damit immer aufs Neue dem leidvollen irdischen, von Verfall gezeichneten Dasein auszusetzen, das letztlich immer wieder zu erneutem Sterben führt, um noch möglichst viele Seelen bis zur Wiederkunft Christi zum Heil zu führen (vgl. 1. Johannes 3,16; 1. Petrus 2,21-24) Die besondere Liebe Jesu zu Johannes war also nicht in dessen Person begründet, sondern vielmehr in dessen Retter-Liebe zu allen verlorenen Seelen! Die besondere Liebe Jesu zu Johannes ist damit Ausdruck Seiner Liebe zu allen!
Auch der Apostel Paulus wählte offensichtlich diesen Weg für sich: In einem Abschiedsbrief teilte jener, den Tod vor Augen, Seiner Gemeinde in Philippi mit, er hätte Lust, abzuscheiden, um für immer bei Christus im himmlischen Paradies zu sein (vgl. Lukas 23,43; 2. Korinther 5,1-9). Er wusste, was ihn dort an Wunderbarem erwartet, denn er war schon einmal (im Zuge eines Nah-Tod-Erlebnisses oder aber tiefster meditativer Versenkung) dort gewesen und hatte dort unaussprechliche Herrlichkeiten gesehen (vgl. 2. Korinther 12,1-4; Apostelgeschichte 9,4-7; 22,6-9; 14,19; Text T15b). Andererseits aber, so erklärte der Apostel, wäre in Hinblick auf die Verbreitung des Evangeliums seine (immer neue) Rückkehr (dann doch wohl offensichtlich aus dieser himmlischen Herrlichkeit) einem Verbleib in den Himmeln vorzuziehen, um auf diese Weise (auf Erden) zu bleiben, um die Gläubigen in ihrem Weg hin zum Heil zu begleiten und zu bestärken (Philipper 1,21-26).
Hier findet sich also ganz offensichtlich der Bodhisattva-Gedanke des Buddhismus, nach dem Erleuchtete, die die Buddhaschaft erlangt haben und in die unbeschreibliche Herrlichkeit des himmlischen Nirwana für immer entschwinden könnten, aus Retter-Liebe eine Rückkehr in die Welt (durch immer neue Reinkarnation) und einen Verbleib im leidvollen irdischen Dasein wählen, um noch vielen anderen den Weg zum Heil zu weisen und sie auf ihrer Pilgerschaft in die Ewigkeit stützend und stärkend zu geleiten (vgl. Text T46b, T86a).
Bedeutung der Namenlosigkeit des Apostels Johannes im Licht der Anatta-Lehre des Buddha
Eine weitere, letzte Auffälligkeit, die das Johannes-Evangelium von den anderen Evangelien unterscheidet, ist die Namenlosigkeit des Apostels Johannes. Wird sonst (- auch in den johanneischen Schriften selbst – immer die Bedeutung heraus gestellt, dass wir einen Namen haben bei Gott, Ihm wohl bekannt sind, und, dass Er uns bei unserem Namen ruft (vgl. Lukas 10,20; Offenbarung 3,5; 2. Timotheus 2,19; Jesaja 43,1; Johannes 10,4), so sticht die explizite Namen-Losigkeit des Johannes umso deutlicher hervor.
Auch darin steckt freilich eine besondere spirituelle Aussage: Einmal kennzeichnet ihn das schon prophetisch als den „verborgenen Jünger“, der bis zur Wiederkunft Christi bleibt, um Seelen auf ihrer Pilgerschaft zum Heil zu geleiten, ohne in dieser seiner wahren Identität erkannt zu werden. So wird er, der schon höher als die Engel geworden ist (vgl. 1. Korinther 6,3), von vielen, ohne es zu wissen, großgezogen oder beherbergt (vgl. Hebräer 13,2), und mitunter weiß er vielleicht selbst zu Beginn jedes neuen Lebenslaufes – wie einst Johannes der Täufer, der die Wiedergeburt Elias war (vgl. Matthäus 11,14; 14,10; 17,13; Maleachi 3,1.23) – nicht einmal selbst um seine wahre Identität (vgl. Johannes 1,21-23; Text T39e) und muss diese selbst erst immer wieder entdecken und finden, sich ihrer erinnern.
In dieser seiner Namen-Losigkeit aber steht der Jünger, den Jesus so lieb hat, wiederum exemplarisch für alle Jünger Jesu, die den Ur-Grund und -Sinn ihrer ganzen Existenz in der unergründlichen, un-verlierbaren, ewigen göttlichen Liebe Jesu Christi gefunden haben (vgl. 1. Johannes 4,9-10.18; Römer 8,35): Wie Johannes in seiner wahren Identität, die er in Christus hat, über den vielen Namen, die er im Laufe seiner Reinkarnationen annimmt, der Welt verborgen bleibt, so bleiben alle Kinder Christi in ihrer wahren Identität der gottlosen, blinden Welt, die ihrer nicht würdig ist (vgl. Philipper 2,15; Hebräer 11,38), verborgen mit Christus in Gott, werden aber einstmals mit Christus aller Welt offenbar werden (vgl. Kolosser 3,3-4) – bei Seiner Parusie, wenn Er vor aller Welt erscheinen wird wie ein Blitz von einem Ende des Himmels bis zum anderen (vgl. Matthäus 24,27).
Dann werden all die Seinen mit Ihm offenbar werden, wenn Er aller Welt als der wahrhaftige Sohn Gottes offenbar wird, dass alle Welt, innerlich berührt, in tiefster Reue über Ihn seufzen und weinen und wehklagen wird, den sie, die Gott-Losen, durchbohrt haben: ihren Heiland und Erlöser! (vgl. Offenbarung 1,7; Sacharja 12,10; Matthäus 24,30). Dann werden in gleicher Weise auch all die Seinen mit Ihm offenbar werden, dass sie wahrhaftig in gleicher Weise wie Er Kinder Gottes, aus Gott (geboren) sind (vgl. Hebräer 2,11; Johannes 17,14) – sie, die um Seines Namens willen ebenso wie Er hingeschlachtet wurden und für die sie verfolgende verlorene Welt ihr Leben als Lösgeld gegeben haben, um sie in gleicher Weise wie Christus und in Seiner Nachfolge als Seine Nachkommenschaft für Gott zu erkaufen (vgl. Römer 8,36; 1. Petrus 2,21-24; 1. Johannes 3,16; Offenbarung 5,9; Kolosser 1,24). Dies wird geschehen, wenn Christus aus den Himmeln zur Erde kommen wird – und alle Heiligen mit Ihm (Judas 14, Offenbarung 17,14; 19,8.14), die zuvor durch ihre geistliche Astral-Verklärung im Augenblick eines Wimpernschlages zusammen mit all ihren auferstehenden Geschwistern von der Welt weg zu Ihm entrückt worden sind (1. Korinther 15,51-53; 1. Thessalonicher 4,13-17), um sich in den Himmeln mit dem göttlichen Lamm zu vermählen und zu vereinigen, mit Ihm zu verschmelzen zu einem Astral-Wesen (vgl. Offenbarung 19,6-10; Epheser 5,25-32; Text T85*). Sie bilden dann gleichsam den überdimensionalen Herrlichkeitsleib Christi bei Seiner Wiederkunft (vgl. Epheser 1,22-23; Sacharja 14,3-4).
Diese Namenlosigkeit aller Christus-Zugehörigen gegenüber der gottlosen Welt besagt aber noch etwas anderes: Nach dem Zeugnis des Johannes spricht Christus ihnen zu, dass sie – wie Er, der Gottessohn selbst – einen Namen bei Gott haben, den niemand kennt als allein sie selbst (vgl. Offenbarung 19,12; 2,17). Diese Namenlosigkeit zeichnet insbesondere Gott selbst aus (vgl. Richter 13,18): Er hat keinen Namen, über den man Seiner habhaft werden, über Ihn (auch als alleiniger Vermittler Seines Heils) verfügen oder gar Macht ausüben könnte (vgl. Text T17e, T51f).
Man nennt dies den sogenannten „Rumpelstilzchen-Effekt“, freut sich doch jener Dämon so unsäglich darüber, das niemand seinen Namen kennt: „Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!“ Das Wissen um den Namen eines Dämonen verleiht nämlich magische Macht über ihn – wie sich das bei einem Exorzismus zeigt, wo Jesus den Dämon Legion zwingt, Ihm diesen seinen Namen zu offenbaren (vgl. Markus 5,9; Text T15e). Gottes Name ist groß und wunderbar, unaussprechlich, unbenennbar, was Gottes unangreifbare Erhabenheit über alles zum Ausdruck bringt (vgl. Text T51g).
In gleicher Weise aber wie Gott, wie Christus, so haben auch die Christen keinen Namen vor der Welt, was bedeutet, dass sie sich dem Zugriff der Welt gänzlich entziehen (vgl. 1. Korinther 2,15). Die Finsternis wie alle der Finsternis verfallene Welt kann ihrer nicht habhaft werden, sie nicht greifen (vgl. Johannes 1,5). Entsprechend bekennt Johannes feierlich: „Wir wissen, dass wir aus Gott sind und die ganze Welt im Argen liegt. Wer aber aus Gott geboren ist, den kann der Böse nicht antasten! Denn wir erkennen den Wahrhaftigen, sowie, dass WIR SELBST IN dem Wahrhaftigen SIND, in Seinem Sohn Jesus Christus. Der nämlich ist selbst der Wahrhaftige und damit ewiges, unantastbares Leben“ (vgl. 1. Johannes 5,18-20).
Aber diese Namen-Losigkeit des Jüngers Jesu besagt noch ein Drittes: Werden im Johannes-Evangelium alle, selbst der Verräter Jesu, Judas Ischarioth, beim Namen genannt, so findet sich hier, bei Johannes, gleichsam eine „Leer-Stelle“: Er erscheint geradezu als ein „Niemand“, wie ein „Nichts“! Dies ist jedoch keineswegs eine aufgesetzte, bigotte, total überzogene, selbst-verleugnerische Demutshaltung! (vgl. Matthäus 16,24; 23,12) Johannes wusste sehr wohl, wer er war und was er darstellte: ein Apostel Christi, ja, ein geistlicher Vater seiner Jünger! (vgl. Offenbarung 1,4.9; 1. Johannes 2,18; vgl. 1. Korinther 4,15). Johannes wusste aber gleichwohl auch, dass all dies, was er war, total hinter dem verblasst, was Jesus für ihn, den Johannes, war und ewig ist (vgl. Johannes 3,30).
Jener Jünger wollte gleichsam nichts mehr wissen von seinem Ego, von seiner zeitlichen Person, dieser flüchtigen Existenz, die keine Zukunft hat. Von all dem wusste er nichts mehr, erkennt dies nicht mehr als Ihm zugehörig an. Er findet sich darin nicht mehr – sondern einzig und allein in Christus. Sein Ego ist gleichsam auf- und unter-gegangen in Christus (vgl. Johannes 3,30; vgl. Text T50b). Gerade darin und darüber aber fand er zugleich zu seinem ureigensten, wahren eigentlichen Selbst und seiner wahren tiefsten Lebenserfüllung! (vgl. Galater 2,20)
Der Apostel Johannes definierte sich also nicht mehr über sein Ego, sondern einzig über die Liebe seines Herrn, in dem seine ganze Existenz wie sein Lebens-Sinn und -Inhalt, alle wahre Lebenserfüllung begründet war. Er definierte sich allein noch über Christus! Sein vordergründiges Ego verblasste gänzlich im Licht seiner wahren, eigentlichen Identität, die er in Christus wiedergefunden hatte.
Diese göttliche Liebe, in der er sich wiederfand, machte ihn gänzlich frei und los von seinm welt-verhafteten Ego. Er wurde gleichsam ego-los in Christus, wie auch die göttliche Liebe selbst kein Ego hat und keine egoistischen Ziele verfolgt, sondern ein völlig selbst-loses SEIN vollumfassender Selbst-Hingabe für all Ihre Wesen ist (vgl. 1. Korinther 13,4-7), wie Sie aber auch kein Ego hat, das man kränken, herausfordern oder verletzen könnte (vgl. Jakobus 1,13), in Ihrer absoluten Ego-Losigkeit zugleich auch unantastbar und unverletzlich ist. Ebenso ist dieses göttliche SEIN völlig unparteiisch, kann in Seinem Für-Alle-Da-Sein weder in die eine oder andere Richtung, zu Gunsten der einen oder zu Ungunsten der anderen beeinflusst werden: Die göttliche Liebe ist immer und unveränderlich gegen alle Wesen gleich. Darum ist Sie auch UN-VERLIERBAR! (vgl. 1. Johannes 2,1-2; Römer 8,31-35; 5,8-10)
Wer darum in diesem Geist der selbst-losen göttlichen Liebe wiedergeboren ist, der findet in Ihr seine wahre, letzte, ewige Ur-Identität, sein ewiges, eigentliches Selbst wieder, das Christus ist. Denn Christus als der Anfang und die Vollendung aller Seiner Geschöpfe: (vgl. Offenbarung 3,14; 22,13; Römer 11,36) Er ist der letzte Ursprung und beständige Urquell aller Existenzen, wie auch deren letzter Sinn, deren letzte Bestimmung und letztes Ziel: Alle Gotteswesen sollen einstmals umgestaltet werden in Sein Herrlichkeits-Antlitz (vgl. 2. Korinther 3,18) und in das Wunderbare, Unbeschreibliche, Unbenennbare verwandelt werden, das Er selbst ist (1. Johannes 3,2; 1. Korinther 2,9).
Dies deckt sich gänzlich mit der Anatta-Lehre des Buddhismus vom Nicht-Ich: F4) Im tiefsten Urgrund unseres Seins sind wir nichts von all dem, was wir zu sein scheinen, als was wir wahrgenommen werden und uns selbst wahrnehmen, für was wir uns halten. All das ist nur unsere gegenwärtige, momentane, ach so flüchtige irdisch-physisch-psychische Existenz, die dem stetem leidvollen Wandel von Werden und Vergehen unterworfen ist. In dem Maße, als wir uns selbst für dieses in Leid und Verweslichkeit verhaftete Wesen halten und uns damit identifizieren, werden wir hinein gezogen in das Leid dieser Welt. In dem Maße wie wir aber erkennen, dass wir im Urgrund unseres Wesens nichts von all dem sind, werden wir frei vom Leid dieser Welt (vgl. 2. Korinther 4,16-18; Text T37i, T38f, T49i, T50c, T51i). Die Meditation, die im Buddhismus eine zentrale Rolle spielt, dient dem Ziel, zu diesem letzten Urgrund des eigenen und aller Seins vorzudringen und sich dadurch von aller leidvollen Welt-Verhaftung zu lösen.
Denn in Wirklichkeit gehören wir nicht dieser irdischen vergänglichen Welt an (vgl. 1. Johannes 2,15-17; 5,18-20). Die Essenz unseres Seins gründet vielmehr von je her im unbeschreiblichen, un-benennbaren göttlichen Nirwana (vgl. 1. Chronik 29,14; Hebräer 11,13; Philipper 3,20; 1. Petrus 2,11; 1. Korinther 2,9; Text T51h). Wer in dies innere Reich vorgedrungen ist, der wird unantastbar. Er gründet im unaussprechlichen, namenlosen Nirwana, das überall und nirgendwo ist, und wird ebenso namenlos und unergründlich, unantastbar. F5)
So will Johannes nichts von sich herausstellen und betonen und wissen, nicht einmal, dass er freilich seinerseits auch Jesus Christus ebenso unendlich liebt, wie er geliebt wird, da er offensichtlich nur allzugut wusste, wie schlecht es um unsere schwache, wankelmütige Liebe bestellt ist, wie sich ja schließlich auch an Petrus gezeigt hat, der ursprünglich in seiner brennenden Liebe für Jesus in den Tod gehen wollte, Ihn dann aber doch in der Stunde der Anfechtung, Verstörung und Verwirrung unter allerschlimmsten Selbst-Verwünschungen aufs Schmählichste verraten hat (vgl. Johannes 13,36-38; 18,15-18.25-27; 21,15-17; Matthäus 26,31-35.74; Text T74). Nein, von all solcher vermeintlicher Eigen-Leistung will Johannes nichts wissen, er will überhaupt nichts von sich wissen, als allein nur dies, dass der Herr ihn je und je geliebt hat – mit einer unaussprechlichen, unergründlichen, unermüdlichen, ewigen, un-verlierbaren göttlichen Liebe!
Denn nicht darin steht die Liebe,
dass wir den Herrn lieben würden
mit einer Liebe,
die wir vielleicht
irgendwann
– aus welchen schändlichen Gründen auch immer –
wie unseren Herrn
noch schmählich verleugnen
und verraten werden,sondern darin steht die Liebe,
dass Er uns je und je geliebt hat
und in alle Ewigkeit lieben wird
mit Seiner
ganz außergewöhnlichen,
einzigartigen,
unvergleichlichen,
alles in den Schatten stellenden,
göttlichen,
ewigen,
UN-VERLIERBAREN
Christus- und Retter-Liebe!(vgl. Jeremia 31,3; 1. Johannes 4,10; Römer 8,35)
Das ist auch das großartige Christus-Evangelium, wie es in dem Buch Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium entfaltet wird, auf das diese Web-Seite hinweisen will.
Bezogen auf das behandelte Thema
im acht-bändigen Werk “Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium” (SXP)
SXP II, 2: unter | Kein Grund zur Trauer über entschwundene lieb gewonnene Seelen: Möglichkeit des Wiedersehens vertrauter, verwandter Seelen schon in diesem Leben |
SXP II, 67: | Johannes sprach von einer Evolution der Wiedergeburten im Fleisch – hin zur Wiedergeburt im Geist |
SXP I, 219: unter | So gebraucht Christus selbst das destruktive Wirken Satans, um Seine Seelen durch irdische Wiedergeburten hinreifen zu lassen zu ihrer himmlischen Wiedergeburt |
SXP III, 142: unter | Die letzten, nunmehr enthüllten Offenbarungen des Geistes lebten schon seit den Anfängen des Christentums immer wieder in der spirituellen Bewegung der Gnosis auf; diese wurde jedoch von je her von den Religiösen verfolgt und unterdrückt, die durch Werke gerecht werden wollen, wobei verwandelnde Kraft allein in der Erkenntnis des wahren Seins lieg |
SXP III, 144: | Der Geist Gottes brach sich zeitweise immer wieder Bahn: in den Apologeten, die Prophezeiungen auf Jesus in anderen Religionen und Philosophien fanden, in Origines und der unterdrückten Gnosis; so bekam die Kirche immer die Ketzer, die sie brauchte – Gottes Propheten – wie etwa Maleachi, der schon den Juden erklärte, dass Gott in allen Religionen geehrt wird |
SXP VI, 65: | Der Ratschluss des Schöpfers, der Leid und Sterben beschloss, war auch der Ratschluss aller Geschöpfe |
SXP V, 46: | Die Ahnung der Gnostiker, dass Christus viel höher ist, als das Götzenbild, das die Juden von Ihm hatten, ist recht; der jüdische Glaube unterscheidet sich in nichts von unverständigem heidnischen Götzendienst |
SXP I, 190: | Lösung vom Gesetz des Karma und der Verhaftung an die Welt bringt allein ein Kindschaftsverhältnis zu Gott |
weitere Fundstellen im Nachschlagewerk der ›Fundgrube‹ unter
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Reinkarnation – Aussagen Jesu gegenüber Nikodemus
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Wiedergeburt: aus vergänglichem Fleisch – aus unvergänglichem Geist
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Gnosis, Gnostiker
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größer noch als der Vater, der Gott des Alten Bundes der Juden, ist Christus
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Weltformel erschließt sich in Christus
vgl. Georg Grimm: „Die Lehre des Buddho“, Holle-Verlag Baden-Baden, 1957
- ↑F1 Durst, Gier bindet an Welt (Tanha)
- S.169-172: Ursache dieser Anhaftungen sind immer das Begehren bzw. Verlangen, die Begierde, die Lust, Lüsternheit, das Gelüsten. (vgl. Römer 7,7)
Buddha nennt es den „Durst“ – „Tanha“: - S.155: A2: alles Begeheren, Verlangen, die Gier nach Werden (vgl. Römer 7,7)
- S.178: „Der Durst ist das Leit-Seil, an dem die Wesen auf den langen Weg des Samsara gezogen werden,wie Ochsen am Bande geführt werden.“
- S.169-172: Ursache dieser Anhaftungen sind immer das Begehren bzw. Verlangen, die Begierde, die Lust, Lüsternheit, das Gelüsten. (vgl. Römer 7,7)
- ↑F2 Hervorbringungen
- S.204-205, 208, 211, 214, 219-220
- ↑F3 Selbst-Versuch: „Komm und sieh! Verständige können es in ihrem Innern feststellen“
(vgl. Johannes 1,39.46)
Einführung, XXXVIII (S.38),- S.6-7: Buddha fordert auf zum eigenen Experiment – dem Selbst-Versuch, der Selbst-Erprobung
- S.14: Glaube nicht Hören-Sagen, sondern, was du selbst erkennst;
Buddhas Lehre ist für jeden überprüfbar - S.6: Buddha will Heil auf unmittelbare Einsicht und Erfahrung gründen
- S.306: Es ist klar erkenntlich, jedem einsichtig
- ↑F4 Anatta-Gedanke:
- Vorrede, XVIII (S.18): Was ich als mein ›ich‹ wahrnehme, das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das geht mich nichts an
- Vorrede, XV-XVII, XX, XXII-XXV (S.15-17, 20, 22-25):
XIII (S.13): Erkenntnis des Anatta löst vom leidvollen ›ich‹ und der Welt
XVI (S.16): Buddhas berühmte Rede vom Nicht-Ich
XXII-XXV (S.22-25): Unterscheidung der einzelnen Reinkarnationen von der durchtragenden Konstante - S. 82-85: Palin-Genese/Neu-Werdung anstelle von Metem-Ppsychose/Seelen-Wanderung
- S. 97: Das Wandlungsvolle, Leidvolle, was ich an mir wahrnehme, kann nicht mein ›ich‹ sein
- S. 98: Das gilt auch für die Psyche, alles Wahrnehmen, Empfinden, Denken, Bewusstsein
- S. 102: Das eigentliche Selbst liegt jenseits allen Persönlichkeitsgetriebes
- S.107-108: Ich bin also nicht meine Person, Persönlichkeit, mein Ich-Bewusstsein, sondern bestehe auch losgelöst davon und unbeschadet ihres Verfalls
- S.122-123: Du bist nichts von dieser Welt, deine Person nur ein Haufen von Hervorbringungen
- S.139: Der Anatta-Anblick entlässt ich und Welt aus dem Geiste
- S.140: und erkennt jeden Ich-Gedanken als Verkennung der wahren Gegebenheiten
- ↑F5 namenlos, unverortbar
- Vorrede, XXV (S.25): Das wahre eigentliche »Selbst« ist überall wie nirgendwo, grenzenlos, nicht ver-ort-bar, nicht be-greif-bar, un-fass-bar.
- S.137: A182: Welche in ihren Ursprung zurück gekehrt sind, sind namenlos geworden, der Welt entschwunden: unbennbar, unergründbar, unantastbar
- S.18: ein unerschütterliches, unantastbares Thronen in unerreichbarer Höhe über dem Ozean allen Leidens
- S. 254, 374: Sie sind unbegrenzt, un-ver-ort-bar, im majestätischen Frieden
- ↑F6 Verheißung eines noch größeren Buddha
- S.314: A 84: Digha Nikayo XXVI (vgl. 5. Mose 18,15-18), vgl. S.379
vgl. Walther von Löwenich: „Die Geschichte der Kirche“, Luther-Verlag, Witten-Ruhr 1948
- ↑F7A, ↑F7K Der Gott der Juden – ein anderer als der Vater Jesu Christi
Einer der ersten bedeutensten Gnostiker war Marcion (vgl. wikipedia; F13), der Begründer des Marcionismus (S. 47-48). Er lebte von 85 bis 160 n. Chr.. Nach seinem Verständnis konnte der Vater Jesu Christi unmöglich der Gott der Juden sein, wie dieser sich in ihrem Tanach, dem Alten Testament, vorgestellt hat: Denn der Vater Jesu Christi ist ein Gott der Vergebung – nicht ein Gott der Rache und Vergeltung (S. 49; vgl. Matthäus 5,43-48). Er schenkt sich aus freier Gnade, ohne durch ein Gesetz irgendwelche Vorbedingungen zu stellen (vgl. Johannes 1,16; Galater 5,-15; Römer 3,22-25.28; 4,5; 5,20-21). Er ist nichts als Liebe (vgl. I Johannes 4,7-10) – kein Gott der Eifersucht (vgl. Exodus 34,14; Josua 24,19).
Darum lehnte Marcion den Tanach, die (alttestamentlichen) Heiligen Schriften des Judentums als eine göttliche Offenbarung ab. (↑F7B) Das wahre Wesen und Wirken der Gottheit wurde erst, allein und ausschließlich in Jesus Christus enthüllt (vgl. Johannes 1,18). Als Quelle göttlicher Offenbarung erkannte der Gnostiker Marcion ausschließlich das Lukas-Evangelium sowie zehn Paulus-Briefe an – was wiederum (im Rückschluss) bestätigt, dass die Gnostiker (nicht nur in den johanneischen Schriften, sondern) auch in anderen neutestamentlichen Schriften durchaus gnostische Anschauungen bestätigt fanden (↑F7C; ↑F7D; ↑F7M). Mit dieser Auswahl aus den vielen damals kursierenden Schriften, die sich alle als christlich verstanden, erstellte Marcion – wohlgemerkt als ein Gnostiker! – als einer der Allerersten einen „neutestamentlichen Kanon“ von Werken, die seines Erachtens nach in Hinblick auf den rechten Glauben richtungsweisend waren (S.58). Allerdings „säuberte“ er auch diese Schriften (durch Streichungen) von allen Bezügen auf das jüdische „Alte Testament“ (S.50), da dies für ihn schließlich die Selbst-Bekundung des eigentlichen Widersachers des Vaters Jesu Christi war (vgl. Johannes 8,41-44; Offenbarung des Johannes 3,9).
Wohl war zwar der Gott der Juden der „Demiurg“, der „Schöpfer“ dieser Welt. Doch eben diese materielle Welt war unvollkommen, schlecht und von Übel und Vergänglichkeit gezeichnet (S.48; vgl. Römer 8,20) – und stand der rein geistigen Welt des Vaters Jesu Christi gegenüber. In dieser schlechten materiellen Welt sind die Geister der Menschen gefangen, die eigentlich aus dem absoluten Ur-Gott, dem Vater Jesu Christi, sind (vgl. Römer 8,16; Apostelgeschichte 17,28; Hebräer 1,11). Christus erkauft sich die Seelen von Demiurg für Seinen Vater durch Seinen Tod am Kreuz (S.50; vgl. Offenbarung 5,9), indem Er die Rechtsforderungen des Demiurg nach Sühne und Vergeltung erfüllt (vgl. Kolosser 2,14-15; ↑F7E). Dabei stirbt Er aber nicht wirklich, da Christus ein rein geistiges Wesen ist und darum nur einem Scheinleib haben kann (vgl. I Petrus 3,18; Offenbarung 1,18; ↑F7F, ↑F7G). Darum kann Ihn der Tod auch nicht halten und muss mit Christus alle dort gebundenen Seelen freigeben (vgl. Epheser 4,8; I Petrus 1,19; 4,6; I Korinther 15,54-55). Da Christus aber keinen Leib angenommen hat, kann dieser auch nicht erlöst werden. Alles Irdisch-materielle, Leibliche bleibt hoffnungslos verloren. Erlösung bringt allein die Lösung von ihm.
Christus erkauft sich also allein die Geister von Demiurg für Seinen Vater (S.50). Die Leiber dagegen bleiben als eine Schöpfung Demiurgs unerlöst. Darum erlebt sich der Christ im Zwiespalt zwischen seinem Geist und seinem Fleisch (vgl. Matthäus 26,41; Römer 7,14-25; Gal 5,17). Um einstmals Erlösung aus seinem Leib zu erfahren, muss der Christ darum sein Fleisch überwinden und sich von all dessen Lüsten und Begierden lösen (vgl. I Petrus 2,11; 4,2; Galater 5,18; Jakobus 1,14-15; Text T70h, T70j). Dafür ist strengste Askese notwendig! (S.50; vgl. I Korinther 9,27).
Der wahre Gott und Vater Jesu Christi war damit zwar nichts als reine Liebe und Güte, Gnade und Vergebung. Dies alles aber nutzte dem Menschen nichts, wenn er sich die göttliche Gnade und Zuwendung nicht zu Nutze machte, sich gänzlich – mit Hilfe der Gnade – SELBST von seinem Fleisch zu lösen! (vgl. I Korinther 15,10; Text T49o) Der Gnostiker musste sich also gleichsam selbst erlösen! (vgl. Text T55q, T44d, T44e)
Marcion fand mit dieser radikalen Forderung – ebenso wie Montanus (F8B) – in weiten Kreisen des Christentums großen Anklang, da allgemein die zunehmende Verweltlichung der Kirche (vgl. Matthäus 24,48-51; Offenbarung 2,4; 3,1.15-17), die lau und allzu kompromissbereit geworden war (vgl. Jakobus 4,4; I Johannes 1,15-17), alles duldete und vergab (vgl. I Korinther 13,7; Römer 5,20-21; I Johannes 2,1-2), als ein Abfall vom Urchristentum und seinen ursprünglichen hehren, lauteren Tugenden beklagt wurde (S.77; vgl. S.54-55, 67). So stellte diese erste gnostische Bewegung eine erste ernsthafte Infragestellung für das vermeintlich orthodoxe, mittlerweile allzu etablierte Christentum dar.
Allerdings führte eben diese Radikalität und Rigorosität in Marcions Lehre in allerschlimmste Gesetzlichkeit! (↑F7J) Man predigte die Gnade, aber blieb doch dem Gesetz unterworfen! (vgl. Römer 8,15; 4,5; Galater 5,1-5) Denn der Mensch war nicht vollumfänglich mit seinem schwachen Leib und trotz all seiner bleibenden Unzulänglichkeiten erlöst (vgl. Römer 3,22-25.28; 4,4,5; 7,24-25; 8,23), sondern allein nur in seinem Geist, um sich nun – mit Hilfe der Gnade – selbst erlösen zu können – und auch zu müssen (Text T70k).
Der „Demiurg“, der „Schöpfer“, Fürst und Gott dieser Welt (vgl. II Korinther 4,4; Johannes 8,42-44; 12,31; 16,11; 14,30; Luk 4,5-6), war also zugleich auch der zornige Verkläger (vgl. Römer 1,18; Johannes 3,36; I Thess 1,10; II Korinther 5,11) – also der Satan (vgl. Offenbarung 12,10; Sacharja 3,1; Römer 8,33-35), mit dem der Vater Jesu Christi absolut nichts gemein hat (vgl. Jakobus 1,13.16-17; Johannes 14,30; I Johannes 1,5). Solange Demiurg aber durch die Vielzahl seiner weltlichen Verführungen und Versuchungen (vgl. Offenbarung 12,9; 20,3.8; II Korinther 11,3; Hiob 1,6.9-10; 2,1.4-5; Matthäus 4,2) die Geister in Gottesferne halten und so ihrer Welt-Verhaftung überführen konnte, konnte der Geist des Vaters und Christi sie nicht daraus erlösen! (vgl. II Korinther 4,4; Johannes 3,19-20).
Die Schwäche dieses gnostischen Ansatzes war, dass der jüdisch-christliche Monotheismus (vgl. Jesaja 44,6; 45,5.23-24; 46,9; 43,10; ↑F7N) einem strikten, grundsätzlichen, unüberwindbaren Dualismus gewichen war: Gott und Satan stehen sich hier als zwei absolut eigenständige, unversöhnliche Gegensätze und Grund-Prinzipien gegenüber (vgl. Johannes 8,44; 14,30): Das Böse kann vom Guten nicht überwunden werden (gegen Römer 12,21; Hohelied 8,6-7; I Korinther 15,25-28.54-55; Philipper 2,9-10; Offenbarung 5,13). Aus dem gefallenen Gottesgeschöpf des Satans (vgl. Jesaja 14,12-15; Hesekiel 28,12-19) war gleichsam ein gleichberechtigter Gegen-Gott geworden – ein aus sich selbst bestehendes Grund-Prinzip des Bösen gegenüber dem Guten, das darum selbst niemals überwunden werden und Erlösung finden kann – wie ebenso alles, was dieser Demiurg hervor-gebracht hat und halten kann (vgl. II Korinther 4,3-4): also die materielle Welt, wie auch alle Seelen, die darin verhaftet bleiben. Die Gnade des Vaters war unendlich, doch Sie reichte nicht ins Unendliche! Sie fand in Demiurg eine Sie beschneidende Gegenmacht, über der Sie nicht erhaben und der Sie nicht gewachsen war! (gegen Jesaja 55,8-11; 45,23-24; Jesaja 43,13; Genesis 50,20) In Hinblick auf die individuelle Erlösung war die Gnade auf die Mitarbeit und Mithilfe der Geister, die Sie aus der Umklammerung des Demiurg lösen und damit erlösen wollte, angewiesen (gegen Johannes 6,29.44.65; 15,16; Apostelgeschichte 10,41; Epheser 2,1-10; Jakobus 1,18;.Römer 5,10; 9,15-16; 11,32; Philipper 2,13; 1,6).Denn der Vater Jesu Christi war alles, was es an wahrhaft Göttlichem gibt – nur nicht allmächtig! Und gerade darin verließ oft die vermeintlich christliche Gnosis den Boden der göttlichen Offenbarung! Nach dem göttlichen Zeugnis ist Gott, ist Christus gleichfalls auch der Schöpfer und damit auch der Erlöser dieser irdischen, materiellen Welt. Er kam nicht nur geistlich in einem Scheinleib zu uns, sondern wurde real Fleisch (vgl. Johannes 1,14; I Johannes 4,2-3; Römer 8,3). Er teilte vollumfänglich aller Welt Leiden (vgl. Hebräer 2,14-18.10; 4,14-15; 5,7-10; Jesaja 53,4-7) – real, um es real zu überwinden! (vgl. Johannes 16,33) Der Geist wurde Fleisch, um alles Fleisch mit sich in die geistliche Verklärung zu führen, auf dass (auch) alles Fleisch Geist werde! (vgl. I Korinther 15,20-21.45-49.42-44; Philipper 3,21; II Korinther 5,14-15.21; ↑F7L) Er ist der Schöpfer von allem, auch des abgefallenen Satans. Darum kann sich Ihm auch nicht einmal der Satan in seiner Widersetzlichkeit auf ewig entziehen, wie er auch nicht die in seiner Widersetzlichkeit gehaltenen Seelen auf ewig darin zu halten vermag (vgl. Lukas 21,15; Apostelgeschichte 26,14.28; Text T78c). Alles Böse wird am Ende vom Guten überwunden, wodurch das Gutes sich, wie alles, was es werden ließ, am Ende noch als gut erweist (vgl. Hohelied 8,6-7; Römer 12,21;11,32; Genesis 50,20; Text T84d).Das ist der Unterschied zwischen dem wahren „johanneischen“ gnostischen Christentum und aller vermeintlich „christlichen“ Gnosis! Und eben dieser Unterschied war auch die Schwachstelle des Manichäismus (↑F7H) und der Grund, warum diese einstige gnostische Weltreligion – trotz all ihrer unzähligen rechten, tiefer-gehenderen, weiter-führenderen Erkenntnisse (wie die von der Reinkarnation) – am Ende doch nicht bestehen konnte und dem wahrhaft gnostischen Christentum und der wahren Gnosis des Christus weichen musste (vgl. Apostelgeschichte 5,38-39). - ↑F8A, ↑F8B, ↑F8C – Montanismus (vgl. wikipedia)
- eine Art charismatische Erweckungsbewegung Ende des 2. Jhdt.s, begründet durch Montanus
- Montanus beanspruchte für sich und seine Mitstreiter,
etwa die beiden Prophetinnen an seiner Seite, Priscilla und Maximilia,
das Sprachrohr des Geistes, des von Jesus verheißene Parakleten zu sein.
(S.53; vgl. Johannes 14,16) - die Bewegung kennzeichnete
- Enthusiasmus; starke Nah-Erwartung (S. 53)
- Welt-Verneinung; (S.77)
- Forderung rigoroser Askese und der Bereitschaft zum Märtyrertum;
Rückfall in Gesetzlichkeit (S.53-54) –
ebenso wie im zeitgleich auftretenden gnostischen Marcionismus (vgl. F7J)
- Der Montanismus mit seiner radikalen Einforderung der Rückkehr zu den urchristlichen Werten
stellte gleichfalls eine ernst-zu-nehmende Konkurrenz zum etablierten Christentum dar.
Beispielsweise schloss sich der große Kirchenlehrer Tertullian, ein erbitterter Gegner Marcions,
schließlich den Montanisten an.
(Walther von Löwenich: „Die Geschichte der Kirche“, Luther-Verlag, 1948; S.53; 66-67)
vgl. Wolfram Buisman: „Du und die Religion.
Ein Einführung in das religiöse Leben der Menschheit“,
Deutscher Buchklub – ohne Jahresangabe
- ↑F9 Die Religion Zarathustras (S.169-179)
- Dualismus: Ahura Mazda/Ormuzd – Ahriman/Angra Mainyu; Gott – Satan (S.170-171; 173)
- Der Mensch ist in die Wahl gerufen, wem er dienen will (S.172)
- Reform Persiens durch strenge Gesetze – wie Mose (S.170; 174)
- Gericht nach dem Tod durch Ahuras Sohn Mithras (S.177)
- Möglichkeit der Sündenvergebung (S176)
- Ankündigung des Saoschyant, des Heilands nach 1000 Jahren
sowie dessen Wiederkunft zur Errichtung eines Tausendjähren Reichs
nach einer Zeit einer letzten Aufbäumung des Bösen (S.178) - Läuterung unvollendeter Seelen durch ein Fegefeuer (S.178)
- Reinigung des Kosmos durch einen Weltenbrand (S.178)
Verehrung Ahuras und Mithras im reinigenden Feuer (S.175) - Universale Auferstehung (S.178)
- ↑F10A, ↑F10B ↑F10 Mani (S.182-183)
- sieht sich in der Reihe der göttlichen Propheten Zarathusta, Buddha, Jesus und Paulus,
als den, der ihre Offenbarungen vollendet (S.182) - Der Manichäismus gehört zu der synkretistischen Strömung der Gnosis (S.182-183; 64).
- sieht sich in der Reihe der göttlichen Propheten Zarathusta, Buddha, Jesus und Paulus,
- ↑F11 Christus und die Sophia
- Christus führt die in die Materie gefallene Sophia
wieder in die Pleroma (die göttliche Fülle)
und vereinigt sich mit ihr in einer heiligen Hochzeit (S.43)
- Christus führt die in die Materie gefallene Sophia
vgl. Katharina Ceming & Jürgen Werlitz: „Die verbotenen Evangelien. Apykryphe Schriften“,
Marix Verlag, 2004
- ↑F12A, ↑F12B Stellung der Gnostiker im Christentum
- Anfänglich standen verschiedene Gruppen und Anschauungen bezüglich der wahren Lehre Christi
gleichberechtigt nebeneinander (S.9). - Die gnostischen Christen sahen sich nicht außerhalb der christlichen Tradition,
sondern verstanden sich vielmehr als die wahren Christen (S.9, 34). - Mit der Zeit wurden die gnostischen Christen immer mehr angeprangert, lächerlich gemacht
und ihre Lehren verzeichnet – oft auch schlichtweg in ihrem Sinn nicht erkannt (S.9). - Die Abkehr von der Gnosis und ihren Schriften wurde aber nicht von oben diktiert,
sondern war Resultat einer allgemeinen Entwicklung (S.36). - Schließlich versuchte die Orthodoxie durch Säuberungsaktionen die Gnosis auszulöschen (S.8):
Gnostiker wurden geächtet, verbannt und verfolgt, ihre Schriften vernichtet.
- Anfänglich standen verschiedene Gruppen und Anschauungen bezüglich der wahren Lehre Christi
- ↑F13 Marcion (S.31-32)
- Unterscheidung zwischen dem Vater Jesu Christi und dem alttestamentlichen Gott der Juden
(S.31-32) - Erstellung des ersten biblischen Kanons (S.32):
- Ablehnung des jüdischen Tanach (des Alten Testaments)
- Anerkennung finden allein zehn Paulus-Briefe und das Lukas-Evangelium,
jedoch unter Säuberung von allen Bezügen auf das Alte Testament! (S. 32)
- Unterscheidung zwischen dem Vater Jesu Christi und dem alttestamentlichen Gott der Juden
- ↑F14 Gnosis = Erkenntnis: ein elitäres Geheimwissen, das Erlösung bringt:
- insbesondere die Selbst-Erkenntnis, was der Mensch in und an sich ist.
- Diese Erkenntnis ging in der Verstrickung im Materiellen verloren.
- Die Erkenntnis, die Jesus schenkt,
führt zum göttlichen Ursprung und Heil zurück (S.10; 35-36).
- ↑F15A, ↑F15B Gnostisches im Johannes-Evangelium (S.25-27)
- Christus-Hymnus im Prolog: das Wort als erste Emanation des Göttlichen
→ ebenso im Vedentum Indiens wie im chinesichen Taoismus! (S.26-27) - Dualität Licht-Finsternis (S.29)
- Der historische Jesus
steht im Schatten des erhöhten nachösterlichen Gottes-Sohnes (S.25). - Jesus ist identisch mit dem Vater: „Ich bin“-Worte (S.26)
- radikale Ablehnung des Judentums, des jüdischen Gesetzes,
negative Zeichnung des Judentums – als Folie für die ganze gottlose Welt (S.26)
- Christus-Hymnus im Prolog: das Wort als erste Emanation des Göttlichen
- ↑F16A Wirkungsgeschichte des Johannes-Evangeliums im frühen Christentum
- Die Wirkungsgeschichte des Johannes-Evangeliums war eng mit der Gnosis verknüpft (S.29).
- Johannes-Tradition
- in den syrischen Randgebieten (S.13)
- in Ephesus, wo Johannes begraben sein soll (S.25)
- Das Johannes-Evangelium wurde als letztes kanonisiert (S.24), obwohl es als das älteste galt,
das als Einziges direkt von einem Herren-Apostel verfasst worden war (vgl. Johannes 21,20.24);
es regte sich sogar dagegen heftiger Widerstand! (S.28, 34) - Die A-Logiker (Logos-Gegner) unter Epiphanius behaupteten, das Johannes-Evangelium
sei in Wahrheit ein epigraphes Werk des Gnostikers Kerinth (S.28; ↑F16B) - Die Gründe: Die Johannes-Schriften waren bei Gnostikern beliebt! (S. 4)
- insbesondere bei den Manichäern (S.25),
- aber auch bei den charismatischen Montanisten (S.28, 34; vgl. F8C)
- Montanus sah sich als den Paraklet aus Johannes 14,16.
- Naherwartung der Montanisten: Wertschätzung der Johannes-Apokalypse
- Die Kanonisierung wurde jedoch nicht von oben diktiert, sondern erwuchs
organisch aus der allgemeinen Anerkennung und ihrem Gebrauch (S.36). - Die Johannes-Apokalyopse wurde in der Ostkirche erst im 10. Jhdt. kanonisiert (S.37).
vgl. aufschlussreiche Links
- ↑F17 Hauptmerkmale der Gnosis (wikipedia)
- Dualismus: Dem Vater Jesu Christi steht als Widersacher (Satan)
als der Schöpfergott Demiurg des materiellen Alls,
der Gott der Juden, des Tanach, des Alten Testaments gegenüber. - Demiurg bindet den Geist des Menschen in der Materie.
- Jesus ist die rein geistige (nicht fleischliche!) Inkarnation des Christus.
- Er bringt die Erkenntnis/Gnosis vom göttlichen Ursprung,
wodurch sich der Geist des Menschen, sein Pneuma, sein göttlicher Funke,
wieder mit Gott vereinigt und dadurch vom Materiellen lösen kann.
- Dualismus: Dem Vater Jesu Christi steht als Widersacher (Satan)
- ↑F18 Reinkarnationsglaube in der christlichen Gnosis
- Katharina Ceming & Jürgen Werlitz: „Die verbotenen Evangelien“, Marix Verlag, 2004, S.10:
- Nähe der Gnosis zu den östlichen Religionen und Weisheitslehren (Hinduismus, Buddhismus)
- Antike Gnosis (wikipedia)
- Aufnahme von Elementen aus dem Zoroastrismus
und Mahayana-Buddhismus: Seelenwanderung/Reinkarnation - Tipp: Suche nach (dem Stichwort): „Seelenwanderungslehre“!
- Aufnahme von Elementen aus dem Zoroastrismus
- Ökumenische Beratungsstelle / Texte / Reinkarnation
- In der christlichen Tradition findet sich die Lehre (der Reinkarnation) bei den Manichäern.
- Tipp: Suche nach „Manichäern“!
- Mystica / Lexikon / Lexikon – Index / M: Mani, Manichäismus
- „Ziel ist es, durch Askese die Licht-Seele vom Kreislauf der Wiedergeburt (Reinkarnation)
zu befreien und so ihre Wiedervereinigung mit dem Göttlichen zu ermöglichen.“
- „Ziel ist es, durch Askese die Licht-Seele vom Kreislauf der Wiedergeburt (Reinkarnation)
- Beispiel: Apokryphon des Johannes (wikipedia) gefunden in Nag Hammadi, Ägypten
-
- Tipp: Suche unter „Die Wege der Seelen“ nach (dem Stichwort):
„Verhältnisse der Reinkarnationsfolge“
- Tipp: Suche unter „Die Wege der Seelen“ nach (dem Stichwort):
- Katharina Ceming & Jürgen Werlitz: „Die verbotenen Evangelien“, Marix Verlag, 2004, S.10:
- ↑F19A, ↑F19B Gnostische Gruppierungen im frühen Christentum
vgl. Gnosis (wikipedia): „Gnostische Gruppierungen im Christentum“- Enkratiten: stirkter Asketismus, Dualismus
- Marcioniten unter Marcion
- Manichäer unter Mani/Manichäus
- gemäßigtere christliche Gnostiker
- Valentianer unter Valentinus – vgl. Valentianismus (wikipedia)
- synkretistisch, stark christlich geprägt
- Sophia fällt aus dem guten göttlichen Vater ins Materielle, in Unwissenheit.
- Christus bringt das Wissen um den Vater, die Erkenntnis des universalen Seins (vgl. F25C);
und damit die Erlösung.
- Basilidianer unter Basilides – vgl. Basilides (wikipedia)
- synkretistisch: jüdisch-christlich, persisch, platonisch
- Dualismus: Ahura Madza – Ahriman, Geist – Materie, Seele – Leib
- Der Nous (Geist) aus dem Vater vereinigte sich mit dem Menschen Jesus:
Der Nous starb nicht den Kreuzestod Jesu (Doketismus).
Darum muss man an den Nous, nicht an Jesus, glauben. - Schöpfung ist das Endprodukt mehrstufiger göttlicher Emanationen,
die zu einer Mischung des Göttlichen mit Materiellem führen;
Erlösung bringt die Scheidung dieser Elemente.
- Valentianer unter Valentinus – vgl. Valentianismus (wikipedia)
- entartete christliche Gnostiker:
- Simonianer unter Simon Magus (vgl. Apostelgeschichte 8,9-10)
- Karpokratianer: Zauberer, Wahrsager, Scharlatane
- Ophiten bzw. Naasener
- Enkratiten: stirkter Asketismus, Dualismus
- ↑F20 Naasener bzw. Ophiten (vgl. wikipedia)
- Siehe auch: Apokryphon des Johannes (wikipedia) – Das Paradies
- von dem griechischen Wort „Ophis“ bzw. dem hebräischen Wort „Nachasch“ für „Schlange“
- Die Schlange im Paradies ist nicht der Satan (vgl. Offenbarung des Johannes 12,9),
sondern die göttliche Weisheit (Sophia/Achamoth) bzw. Christus,
der aus der Knechtschaft unter Jahwe erlöst.
Christus wird als Nehuschtan im Bild der Schlange verehrt (vgl. Johannes 3,14; II König 18,4). - Der Baum der „Erkenntnis“, von dessen Früchten Christus kosten lässt,
bringt nicht den Tod, sondern die befreiende „Gnosis“, selbst göttlich zu sein.
(vgl. Genesis 3,1-5.22) - Der vermeintliche „Baum des Lebens“, gestiftet von Demiurg, hält dagegen im spirituellen Tod.
- In dieser Form der Gnosis wird der eigene göttliche Urgrund nicht in Gott gefunden,
sondern in der Abwendung von Gott im Glauben, selbst Gott zu sein.
(vgl. Jesaja 14,12-15; II Thessalonicher 2,3-4) - Freiheit, Heil und Erlösung wird in totaler Ungebundenheit,
rückhaltloser Zügellosigkeit und Perversion gesucht:
in der Abkehr von allem, was Gott heilig ist, und in der Umkehrung aller Werte!
(vgl. Jesaja 5,18-20; II Petrus 2,19.10-23; Offenbarung des Johannes 2,24.20-24) - Diese gnostische Richtung ist nicht nur anti-semitisch, sondern auch anti-christlich!
- ↑F21A, ↑F21B Gnosis im Johannes-Evangelium
- Eine Beziehung zur gnostischen Lehre sah auch der Theologe Rudolf Bultmann
- Elemente der gnostischen Erlösungslehre:
Dualismus Licht-Finsternis, Geist-Fleisch, oben-unten - Abgrenzung zur gnostischen Erlösungslehre:
Schöpfung vom Vater und Jesus Christus (vgl. Johannes 1,1-3)
Inkarnation und Leiden Christi statt Leibfeindlichkeit / Doketismus
(vgl. Johannes 1,14; I Johannes 4,2-3)
- Elemente der gnostischen Erlösungslehre:
- vgl. Gnosis (wikipedia)
Tipp: Suche nach (dem Stichwort): „Bultmann“ unter „Antike Gnosis – Quellen“
- Eine Beziehung zur gnostischen Lehre sah auch der Theologe Rudolf Bultmann
- ↑F22 Apokryphon des Johannes (wikipedia)
- gnostisches pseud-epigraphisches Dialog-Evangelium
unter den (1945/46) in Ägypten gefundenen Nag Hammadi-Schriften - Jesus führt Johannes in die differenzierten kosmischen Mysterien
über die Entstehung der Himmel und der Erde ein,
sowie über die Verhältnisse der Reinkarnationsfolge - Tipp: Suche nach (dem Stichwort): „Verhältnisse der Reinkarnationsfolge“
unter „Die Wege der Seelen“ - Erlösung bringt Selbst-Erkenntnis: „Stehe auf und erinnere dich!“
(vgl. Epheser 5,14; II Korinther 13,5; Kolosser 1,27-29; ↑F22B) - Tipp: Suche nach (dem Stichwort): „Stehe auf und erinnere dich!“
unter „Dreifacher Abstieg der Pronoia des Alls, Erweckung und Erlösung“
- gnostisches pseud-epigraphisches Dialog-Evangelium
- ↑F23A, ↑F23B Renaissance der Manichäer in den Katharern
- Die Katharer / „Ketzer“ waren eine manichäische Sekte in Süd-Frankreich.
(Wolfram Buisman: „Du und die Religion“, Deutscher Buchklub, S.183).
(vgl. Wikipedia: Katharer) - Die Katharer wurden von ihren Gegnern als Manichäer bezeichnet,
(vgl. Wikipedia: Manichäismus – Tipp: Suche nach „Katharern“)
da sie gnostische Elemente übernahmen
(vgl. Katharina Ceming & Jürgen Werlitz: „Die verbotenen Evangelien“, Marix Verlag, 2004, S.35
(vgl. Wikipedia: Gnosis – Tipp: Suche nach „Katharern“). - Da allein der Geist erlöst wird, gab es beides:
Askese wie Ausschweifung (vgl. II Korinther 6,12-13)- Askese, um sich von allen Leiblichen zu lösen.
- Ausschweifung in der Überzeugung, dass die Stellung zur Leiblichkeit unbedeutend ist.
(vgl. Mystica / Lexikon / Lexikon – Index / K: Katharer)
- Die Katharer / „Ketzer“ waren eine manichäische Sekte in Süd-Frankreich.
- ↑F24A, ↑F24B, ↑F24C Mani (vgl. wikipedia)
- Im Buddismus wird Mani mitunter noch heute als Maitreya,
eine Reinkarnation des Siddharta Gautama Buddha verehrt (vgl. Text T46*),
dessen Kommen als Weltlehrer nach einer buddhistischen Überlieferung angekündigt worden ist. - Tipp: Suche nach (dem Stichwort): „Matreya“
- Im Buddismus wird Mani mitunter noch heute als Maitreya,
- ↑F25A Aruelius Augustinus von Hippo (354-430 n.Chr)
- Hinwendung vom Manichäismus über den Neuplatonismus zum Christentum
(vgl. Walther von Löwenich: „Die Geschichte der Kirche“, Luther-Verlag, 1948; S.96, 98) - manichäische Beeinflussung nach Alfred Adam
- Dualismus: Staaten des Guten und des Bösen
- Körper- und Sexual-Feindlichkeit; Erbsünden-Lehre
- Fegefeuer-Lehre
- doppelte Prädestination und Höllen-Lehre
(vgl. Wikipedia: Manichäismus – Tipp: Suche nach „Kirchenvater Augustinus“)
- Beeinflusst vom Neo-Platonismus
deutete Augistin das Böse als ein Nicht-Sein, einen Mangel an Sein (↑F25B). - Der Neo-Platonismus lehrt – wie die Gnosis – eine mehrfache Auffächerung des urgöttlichen Einen
in stufenweisen Emanationen (Ausflüssen, Streuungen von abnehmender Licht-Stärke)
bis hin zur materiellen Welt, die am wenigsten Göttliches, Geistliches enthält.
Durch die Erkenntnis des universalen, letztlich alles beseelenden Einen
findet die Seele aus der verwirrenden Vielfalt zu ihrem göttlichen Urgrund zurück (↑F25C)
(vgl. Text T34f, T34g).
(vgl. Walther von Löwenich: „Die Geschichte der Kirche“, Luther-Verlag, 1948; S.78-79; 101) - Der Neo-Platonismus, eine Weiterentwicklung der Lehren des Platon und Sokrates,
kennt auch die Reinkarnation (vgl. Text T47d)
(vgl. Wikipedia: Neuplatonismus – Tipp: Suche nach „Das System des Neuplatonismus“
sowie nach „Seelenwanderungslehre“).
- Hinwendung vom Manichäismus über den Neuplatonismus zum Christentum