02 – Das Unzerbrechliche hinter allem Zerbruch
Glückselig die Seele, der alles zerbricht;
denn ihr kann sich das Unzerbrechliche darunter enthüllen,
das niemals zerbricht noch je zerbrechen lässt!
Wo die Enttäuschung über die Täuschung ernüchtert, legt aller Zerbruch das Unzerbrechliche frei, das auf ewig Bestand hat
Gar manches muss zerbrechen,
und gar vieles zerbricht,
auf dass du erkennst:
Niemals Christi Liebe!
Christi Liebe nicht!
Das ist eine leidige Erfahrung in unser aller Leben: Vieles ist nicht für die Ewigkeit. Vieles hat keinen Bestand. Vieles in unserem Leben zerbricht. Und das ist oft ungemein schmerzlich. Diese Erfahrung lässt uns fragen: Was hat wirklich Bestand? Was bleibt? Was kann alles überdauern? Was hält? Was trägt wirklich immer durch, durch alles hindurch? Was hört niemals auf? Was kann uns niemand nehmen? Was kann nicht zerbrechen, auch wenn alles andere zerbricht, uns wegbricht? (vgl. Apostelgeschichte 17,26-28)
Viele Menschen finden dieses wirklich Unzerbrechliche, Bleibende, Beständige, Unvergängliche in der göttlichen Liebe: Es kann kommen, was will! Sie gilt und bleibt uns immer! (vgl. Text T1a) Wie schwer wir auch versagen mögen, auf was für Abwege wir kommen mögen, wie tief wir fallen mögen: Sie bleibt uns immer! (vgl. Römer 5,20-21; 1. Johannes 3,19-20; 2,1-2)
Wir können uns diese Liebe auch nicht verscherzen oder verspielen! (vgl. Römer 8,31-37) Denn nicht wir erhalten diese göttliche Liebe, sondern vielmehr ist es diese Liebe, die uns erhält (vgl. 1. Johannes 4,10; Johannes 13,36-38; 21,15-17) – weil Sie wirklich göttlich ist: ewig, beständig, gespeist aus sich selbst heraus (vgl. 2. Timotheus 2,13; Römer 3,3; 11,29). Eine Liebe, die liebt, weil es Ihre Natur ist, zu lieben, die darum von nichts abhängig ist und sich von nichts abhängig macht (vgl. Jakobus 1,13; Hosea 11,8-9; 2,21-22; Jesaja 54,8-10). Diese göttliche Christus-Liebe: sie ist von unendlicher Langmut und Güte, von tiefstem Einfühlungsvermögen und Verständnis, völlig selbstlos, Sie sucht nicht das Ihre, Sie lässt sich niemals erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, hat immer nur Gutes im Sinn, Sie erduldet alles (vgl. 1. Korinther 13,8; Psalm 36,6; Text T49). Diese Liebe ist darum aber keineswegs etwa schwach, sondern die stärkste Kraft im ganzen Universum (vgl. Hohelied 8,6-7). Sie trägt und erhält alles (vgl. Hebräer 1,3; Markus 9,19); und Sie überwindet alle Widerstände, gewinnt am Ende alles und setzt sich in allen durch, begeistert und beseelt am Ende einmal alles (vgl. Jeremia 31,3; Johannes 12,32; 2. Korinther 5,14-15; Offenbarung 5,13; 15,4; Jesaja 45,23-24; Philipper 2,9-10; 1. Korinther 12,3; 15,28; Kolosser 3,11.14; Epheser 1,9-10; Text T78*, T72*). Allein diese Liebe bleibt. Sie ist göttlich, ewig.
Himmel und Erde mögen vergehen: aber die Liebe, mit der Christus uns liebt, wird niemals vergehen! (vgl. Matthäus 24,35; Hebräer 1,10-12; 13,8) Und diese Liebe, die uns will, die uns bejaht, die uns annimmt, so wie wir sind (vgl. Jakobus 4,5; Römer 8,16; Hiob 36,5), sie bleibt uns nicht nur ewig, sondern sie erhält uns selbst auf ewig und führt uns ins wahre, ewige Leben (vgl. Johannes 10,25-26; Lukas 20,38; Philipper 1,21.23; Text T79).
Diese Liebe finden und erfahren zu dürfen ist das Höchste, was ein Mensch in seinem Leben erlangen kann. Sie kann erfüllen und ausfüllen wie nichts anderes. (vgl. Matthäus 11,28-30; Johannes 4,14; Epheser 3,17-19; Psalm 73,25-26) Da Sie göttlich ist, ist Sie bedingungs-los, unbedingt und darum auch UN-VERLIERBAR: Darum schenkt Sie wie nichts anderes in der Welt Sicherheit und Geborgenheit, Ruhe und Seelenfrieden (vgl. Hebräer 4,9-10; Matthäus 11,28-30; 1. Johannes 3,19-20).
Wer Sie gefunden hat, spürt: „Jetzt bin ich angekommen!“ und will nie mehr fort von dieser Liebe (vgl. Galater 2,20). Alles andere wird ihm darüber bedeutungslos (vgl. Psalm 73,25-26; Lukas 19,8-10; Text T34). Denn er weiß: Alles andere ist zerbrechlich, hat keinen ewigen Bestand. Diese Liebe aber bleibt mir immer. Sie ist unzerbrechlich und unzerstörbar. Sie bleibt und überwindet am Ende alles. Und ein jeder ist ein Narr, der sich an etwas klammert, was er nicht halten kann, und darüber aus den Augen verliert, was ihm niemand nehmen kann – solche wirklich unendliche Liebe! (vgl. Lukas 12,15-21; Matthäus 6,19-21; 1. Johannes 2,15-17; Text T33a, T61).
Wer zu dieser Liebe gefunden hat, ist im Rückblick sogar dankbar für alle Zerbrüche seines Lebens. Denn all diese Zerbrüche von allem Zerbrechlichen legten schließlich den Blick frei auf das Unzerbrechliche, das darunter verborgen liegt, das niemals zerbrechen kann noch zerbrechen lässt (vgl. Text T67). Der versteht dann auch die Seligpreisung Jesu (im Evangelium von Thomas dem Zwilling, Vers 58): „Glückselig jede Seele, die gelitten hat, hat sie darüber das Leben gefunden.“ Man könnte auch sagen: „Glückselig, wer enttäuscht worden ist, denn dessen Täuschung ist aufgehoben!“ Denn alles, was uns ent-täuscht, hat uns ja zuvor ge-täuscht, hielt also nicht, was es zu versprechen schien! Und nicht selten werden wir darum vom Leben enttäuscht, weil wir unsere Glückseligkeit und Erfüllung in Vergänglichem suchen, obwohl hier der schmerzliche Total-Verlust doch eigentlich schon klar vor-programmiert ist! (vgl. Lukas 12,15-21; Matthäus 6,19-21; Text T33b)
Jesus sagte einmal (so überliefert das Evangelium nach Thomas dem Zwilling, Vers 56): „Wer die Welt erkannt hat, hat erkannt, dass sie ein Leichnam und Grab ist – seiner Zuneigung nicht würdig!“ (vgl. Prediger 1,1-3; 2,17; 4,2-3; Text T38) Die Welt ist fürwahr im Grunde ein Leichnam, der von Maden und Würmern zerfressen wird – nichts als Kot und Tod! (vgl. Text T33c) Wahres Leben, wirkliche, bleibende Lebens-Erfüllung ist in ihr nicht zu finden! (vgl. Lukas 12,15; 1. Johannes 2,15-17) Darum ist tatsächlich jeder als glückselig anzusehen, der ihrer Täuschung nicht mehr erliegt und von ihr nicht länger enttäuscht werden kann. Alles Irdische ist vergänglich; allein das Überirdische ist unvergänglich! Alles weltliche Glück findet ein jähes Ende; allein die himmlische Glückseligkeit endet niemals. Sie ist auch unabhängig von allem Weltlichen, kann durch alles hindurch helfen und bleibt – auf ewig: Allein die Liebe des Christus zu uns: sie bleibt! (vgl. 2. Korinther 5,16-18)
Kein Abgrund ist so tief, als dass Christi Liebe nicht noch tiefer wäre!
Wenn uns alles zerbricht und wir gleichsam den Boden unter den Füßen verlieren, in einen unsäglichen Abgrund stürzen: meist erst an diesem Punkt angelangt können wir diese großartige Erfahrung machen: Wir stürzen nicht ins bodenlose Nichts! Wir fallen vielmehr in die Hände, nein, ins Herz der göttlichen Liebe, die alles trägt und am Leben erhält (vgl. Jesaja 57,15; 42,3; 40,28-31; Matthäus 12,20).
„Sag es allen Menschen!
Kein Abgrund ist so tief,
als dass Christi Liebe nicht noch tiefer wäre!
Nicht einmal der Abgrund der Hölle!
Und wir müssen es ja wissen, denn wir war´n ja schließlich dort!“
Diese Worte hatte Betsie Ten Boom kurz vor ihrem Tod im KZ Ravensbrück zu ihrer Schwester gesagt. Der Herr hatte Betsie nämlich zugesichert, dass sie binnen eines Jahres beide aus dieser Hölle erlöst würden, wie es dann auch eintraf – Betsie durch ihren Tod, Corrie durch unsagbares „Glück“ (vgl. Text T16, T54, T55). Letztere stellte ihr ganzes restliches Leben in den Dienst der Verkündigung dieser frohmachenden und befreienden Botschaft. Die Erfahrungen der beiden Ten Boom-Schwestern mit ihrem Herrn – mitten im KZ – schildert in einer zu Herzen gehenden Weise der Film „Die Zuflucht“ (1975), wie auch das gleichnamige autobiografische Buch (R. Brockhaus Taschenbuch Band 817; ISBN 3-417-20817-3).
So hat es auch der Autor erfahren, der nach seinem völligen Zerbruch die Inspirationen zu seinem Buch Satya ›P‹raha – Das große Christus-Myterium empfangen hat.
„Gar manches muss zerbrechen,
und gar vieles zerbricht,
auf dass du erkennst:
Niemals Christi Liebe!
Christi Liebe nicht!“
Nicht selten ist das erst der Anfang zum wahren Leben, wenn wir mit unserem Leben völlig ans Ende gekommen sind! (vgl. Apostelgeschichte 16,27-31; Jeremia 1,10; 33,2-3; vgl. Text T27, T75b)
Das ist auch das großartige Christus-Evangelium, wie es in dem Buch Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium entfaltet wird, auf das diese Web-Seite hinweisen will.
Bezogen auf das behandelte Thema
im acht-bändigen Werk “Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium” (SXP)
SXP I, 143: | In existenziellen Krisensituationen tritt das Existenzielle, Wahre, das trägt, ans Licht |
SXP II, 236: | Außergewöhnliche Seligpreisungen: Im Zerbruch liegt Glückseligkeit, denn er führt zu den letzten Fragen |
SXP II, 250: | Auch im Glauben Fortgeschrittene ereilt Leid, wie den Gerechten Hiob und selbst Christus, weil sie darin vollendet werden sollen |
SXP IV, 274: | Zerbruch legt das Unzerbrechliche frei; Enttäuschung deckt Täuschung auf |
SXP VI, 251: | Katastrophen als “Lektionen des Lebens” begreifen, die zu Gott führen sollen |
weitere Fundstellen im Nachschlagewerk der ›Fundgrube‹ unter
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Seligpreisungen: sonderbare Seligpreisungen
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Zerbruch: legt frei, was unzerbrechlich ist
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Zerbruch: der einzige Weg zum Heil
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Abgrund: kein Abgrund so tief, als dass Christus nicht noch tiefer wäre – Wir fallen nie tiefer als in Christi Hände!