63 – Empfangen und Geben

Empfangen und Geben gehören zusammen!
Wie wir empfangen, so sollen wir auch geben;
und wie wir geben, so dürfen und sollen wir auch empfangen
und annehmen.

(vgl.Matthäus 10,8; 2. Korinther 9,6-11; 8,13-14; Matthäus 22,39)

Empfangen und Geben gehören zusammen! Lass dich lieben und liebe!

Wer den Herrn mit Seiner Liebe sucht, sollte Ihn nicht nur für sich selber suchen. Denn der Herr mit Seiner Liebe will auch zu allen anderen kommen, die sich nach Seiner Liebe verzehren (vgl. Jesaja 57,15). Und Er sehnt sich danach, dass wir auch zu denen gehen, wo Er mit Seiner Liebe ist, weil jene armen Seelen diese Seine Liebe brauchen (vgl. Johannes 12,26; Jesaja 57,15; Matthäus 12,20; Text T62a). Wer Christus begegnen will, darf Ihn darum nicht nur für sich allein „im stillen Kämmerlein“ suchen (vgl. Matthäus 6,6; Text T44), sondern muss Ihn auch bei den Ärmsten der Armen zu suchen und zu finden bereit sein (vgl. Matthäus 25,40; Text T35b, T62b). Die Liebe Christi werden wir nur in dem Maße selbst erfahren, wie wir bereit sind, sie weiter zu geben (vgl. 2. Korinther 9,6).

Ein Flussbett, das immer nur Wasser aufnimmt, bringt dies zum Kippen!

Unsere Seele gleicht einem Flussbett: Ein Flussbett hat einen Zulauf und einen Ablauf (vgl. Text T35a, T67) Die Wasser des Lebens sprudeln völlig frei und bedingungslos – umsonst! (vgl. Offenbarung 21,6; 22,17) – aus Christus, dem Ur-Born und Ur-Quell aller Liebe, in unser Herz hinein, dass es davon brennt (vgl. Johannes 4,14; Römer 5,5; Lukas 24,32). Die Liebe, die der Herr uns schenkt, drängt aber auch danach, weitergegeben zu werden (vgl. 2. Korinther 5,14). Das Lebenswasser, das sich in uns ergießt, will über uns hinaus – hineinfließen in die Welt (vgl. Johannes 7,37-38). Und das gilt natürlich auch für alle anderen Segnungen, mit denen uns der Herr beschenkt (vgl. 2. Korinther 9,8-11). Wenn wir aber nur aufzunehmen bereit sind, aber nichts abgeben von der Liebe und den Segnungen, die wir vom Herrn empfangen, dann ist gleichsam der Ablauf unseres Flussbettes verstopft. Dann kommt das Lebenswasser in uns zum Stehen, der Nach-Fluss der göttlichen Liebe kommt zum Erliegen und sucht sich neue Wege um uns herum und an uns vorbei. Das Lebenswasser aber, das noch in uns ist, wird fad und kippt, spendet irgendwann kein Leben mehr, sondern birgt in sich nur Tod. Unser Ablauf muss also ebenso offen sein wie unser Zulauf! Wir empfangen nur in dem Maße, wie wir auch weiterzugeben bereit sind (vgl. Sprüche 11,24-26; Lukas 6,38). Wenn wir dies aber tun, dann gilt uns:

„Dann wirst du sein, wie ein bewässerter Garten
und wie ein Wasserquell, dessen Wasser nie versiegen!“

(vgl. Jesaja 58,11)

Ein Flussbett, das immer nur Wasser abgibt, trocknet aus!

Umgekehrt können und sollen wir auch nur in dem Maße geben, wie wir vom Herrn empfangen. Es gibt Zeiten, da können wir reichlich geben, weil wir überreich empfangen; es gibt aber auch Zeiten, wo wir wenig geben und austeilen können, weil es um uns selbst schlecht bestellt ist (vgl. Prediger 6,3). Der Herr freut sich aber über jede Gabe und Zuwendung, die wir anderen zukommen lassen; und Er weiß wohl darum, wieviel wir zum Geben haben (vgl. Lukas 12,47-48). Da kann das Scherflein einer Witwe mehr sein in den Augen des Herrn, als eine gönnerhafte Spende von mehreren Millionen von einem Milliarder (vgl. Markus 12,41-44). Und dann gibt es schließlich Zeiten, wo wir selbst nichts geben können, sondern auf andere angewiesen sind; und hier dürfen wir ebenso dankbar und freudig einmal Hilfe von anderen in Anspruch nehmen, wie wir zuvor ausgeteilt haben. Dann ist einmal die Zeit gekommen, wo der Herr selbst einmal UNS Gutes tun und zukommen lassen will durch die Hand und das Herz von anderen. Und in dem Maße, wie wir selbst zuvor ausgeteilt haben, werden wir dann auch empfangen und entgegen nehmen dürfen. Und wir müssen uns dafür so wenig schämen, wie wir die beschämen wollten, denen wir einstmals aushalfen.

Wenn jemand immer nur an alle anderen und an deren Bedürfnisse denkt, sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse darüber aber vernachlässigt oder vergisst, sich seine eigene Bedürftigkeit nicht zugesteht oder gönnen zu dürfen meint, der gleicht einem Flussbett, das einen über-breiten Ablauf, aber nur einen dürftigen oder aber gar keinen Zulauf hat. In dem wird das Wasser versiegen; dem wird sein Flussbett austrocknen. Der wird selbst austrocknen, ausbrennen. Das sind dann diejenigen, die irgendwann der Born out, ein seelischer Kollaps ereilt (vgl. Text T60b).

Immer nur an die anderen denken und sich selbst darüber vergessen ist also ebenso falsch und verkehrt. Viele Christen denken immer nur an das Wohl aller anderen. So verstehen sie das Gebot der Nächstenliebe – und vergessen darüber, dass der Herr „nur“ geboten hat, AUCH die anderen zu lieben, ebenso, wie man sich SELBST liebt, und ihnen nicht zu verwehren, was man sich, wenn man in die selbe Situation käme, von anderen wünschen würde (vgl. Matthäus 22,39; 7,12). Auch UNS SELBST sollen wir Wertschätzung und Beachtung entgegenbringen, als geliebten Kindern Christi! (vgl. Kolosser 2,20-23; 1. Timotheus 4,2-4) Denn wir sind für Ihn ebenso unendlich wertvoll, wie alle anderen! (vgl. Jesaja 43,4; 62,5) AUCH FÜR DICH gab der Herr Jesus Sein Leben! (vgl. Johannes 15,13; Römer 5,8; 1. Korinther 7,23) Und Er hätte es auch bereitwillig für DICH ALLEIN gegeben, wenn nur DU Sein Sühneopfer nötig gehabt hättest! Er liebt AUCH DICH – ebenso wie alle anderen! Er liebt dich UM DEINER SELBST WILLEN, nicht um dessentwillen, was du für Ihn tun und geben magst!

Auch unserer eigenen Bedürftigkeit sollen wir darum in gleicher Weise nachkommen und gerecht werden wie allen anderen. Wenn wir Überfluss haben, dann können wir anderen in ihrem Mangel aushelfen; aber nicht so, dass die anderen danach „in Saus und Braus“ leben, wir aber unter Mangel leiden und darben! Es geht also um eine Ausgewogenheit zwischen Empfangen und Geben (vgl. 2. Korinther 8,13-14). Wer viel empfängt, mag viel geben; wer aber wenig empfängt, muss auch nicht viel geben (vgl. Lukas 12,47-48). Ein jeder gebe nach dem Maß, nach dem er empfängt!

Jesus tat das auch: Er hätte ununterbrochen helfen und heilen können. Die Menschen belagerten Ihn ständig und wollten irgendwas von Ihm. Überall war nichts als Not (vgl. Matthäus 9,36; Prediger 4,1). Trotzdem konnte Jesus sich auch zurück ziehen, all die Menschen, die etwas von Ihm wollten, zurück lassen, um sich selbst und Seinen Bedürfnissen nach-zu-kommen, um wieder aufzutanken bei Seinem himmlischen Vater (vgl. Markus 1,37-38; 6,31-32; Lukas 5,15-16; Matthäus 14,23; Johannes 11,4-6.21; Text T60a). Und ebenso gönnte Er sich und den Seinen auch Auszeiten der Entspannung und Ausgelassenheit mit Freunden (vgl. Markus 6,31; Lukas 10,38-42; Johannes 2,1-11), ja, Er konnte sich hier auch einmal richtig verwöhnen lassen (vgl. Matthäus 26,6-13). Jesus begegnete sich selbst auch in Wertschätzung und vernachlässigte sich selbst und Seine Bedürfnisse auch nicht um aller anderen willen!

Was wir also allen anderen gönnen, das sollten wir uns auch selbst gönnen; was wir anderen zugestehen, das sollten wir auch uns selbst zugestehen! (vgl. Römer 14,22) Was wir allen anderen an Wertschätzung entgegenbringen, sollten wir auch uns selbst an Wertschätzung entgegenbringen! Was wir andere an Zuwendung und Aufmerksamkeit erfahren lassen, sollten wir auch uns selbst an Zuwendung und Aufmerksamkeit erfahren lassen.

In dem Maße, wie du empfängst, in dem Maße gib es auch!

Beides gehört zusammen: Geben und Empfangen. Wir können nur in dem Maße auf Dauer geben, wie wir auch selbst empfangen; und sollten umgekehrt in dem Maße geben, wie wir empfangen. Geben und Nehmen gehören untrennbar zusammen (vgl. Jakobus 1,22). Geben und Nehmen sind eins.

Dies war auch das Beispiel, das Mutter Theresa (1910-1997) vor-lebte und was der von ihr gegründete Orden der „Missionarinnen der Nächstenliebe“ bis heute umsetzt. Sie widmen sich beidem: der Meditation wie der Mission. Sie suchen Christus mit Seiner Liebe durch Kontemplation und innere Versenkung, und lassen sich durch eine intensive intime Liebes-Beziehung mit Christus stärken (vgl. Epheser 2,17-19; Johannes 15,5.8); bei Ihm tanken sie gleichsam auf. Sie suchen Christus aber ebenso durch Mission bei den Ärmsten der Armen, den Kastenlosen und Outcasts. Denn Christus erklärte: „Was ihr den Aller-Geringsten an Liebe erweist, das erweist ihr Mir an Liebe“ (vgl. Matthäus 25,40) Darum gehört das für die „Missionarinnen der Nächstenliebe“ zusammen: Die Liebe Christi empfangen in der Meditation und Kontemplation – und die Liebe Christi weitergeben in der Mission: in der Verkündigung Seiner Liebe und Zuwendung an alle in der Tat ebenso wie im Wort (vgl. Jakobus 1,22; 2,14-17) – also insbesondere auch in der tätigen Nächstenliebe (vgl. Galater 5,6), ebenso wie in der Verkündigung des Evangeliums, der Frohen Botschaft von Seiner wirklich allen zugetanen Retter-Liebe (vgl. 1. Johannes 2,1-2; 1. Timotheus 2,3-4; 4,10; Apostelgeschichte 4,20).

Meditation und Mission gehören also zusammen, wie ein Flussbett einen Zulauf und einen Ablauf braucht, wenn in ihm beständig lebensspendendes frisches Wasser bleiben soll. Denn die Christus-Liebe quillt in dem Maße in unser Herz, wie wir sie nach außen weitergeben. Er beschenkt uns umsonst mit Seiner überströmenden Liebe! (vgl. Johannes 4,14; Römer 5,5) Und ebenso umsonst sollen wir sie auch weitergeben! (vgl. Johannes 7,37-38; Matthäus 10,8) Aber wie wir anderen zum Segen werden sollen, so dürfen und sollen wir uns auch selbst an allen Segnungen erfreuen, mit denen der Herr uns selbst Seine Liebe erweisen will (vgl. Prediger 2,24-26; 9,7-9). Und in dem Maße, wie wir die vielfältigsten Segnungen des Herrn empfangen und auch genießen dürfen – und sollen! -, sollen wir aber auch anderen zum Segen werden (vgl. Galater 3,13-14; 1. Timotheus 4,3-4; Genesis 12,2)

Wir können nur in dem Maße geben,
wie wir empfangen;
und wir werden nur in dem Maße empfangen,
wie wir auch weitergeben.
Geben und Nehmen sind eins.

Das ist auch das großartige Christus-Evangelium, wie es in dem Buch Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium entfaltet wird, auf das diese Web-Seite hinweisen will.

Bezogen auf das behandelte Thema

im acht-bändigen Werk “Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium” (SXP)

SXP V, 205: Wer in Christi Liebesstrom lebt,
ist im Geben Empfangender und im Empfangen Gebender
SXP VI, 8: unter Entsagung und Wirken, Empfangen und Geben gehören zusammen
und können nur in Einheit recht vollzogen werden
SXP I, 195: Verpflichtung, durch Leidenslinderung Christi Liebe zu künden
und den Weg zum Heil zu zeigen
SXP VII, 118: Rajas-artig ist der Verzicht auf gute Werke
aufgrund des Verlangens nach Bequemlichkeit: –
Drückebergern verweigert Gott die Glückseligkeit im Verzicht auf Werke –
denn sie verzichten nicht um Seinetwillen, sondern um ihrer selbst willen

weitere Fundstellen im Nachschlagewerk der ›Fundgrube‹ unter

  • Geben und Nehmen gehören zusammen

  • Mitleiden, Mitgefühl Christi – in und mit allen Geschöpfen (Mt 25,40.45; 18,5)