Aller Welt Leiden sind Christi Leiden! Er leidet in und mit wirklich allen!

Als in einem KZ bei eisigem Winter sämtliche Häftlinge auf dem großen Hof, von hohen Mauern mit Stacheldraht umgrenzt, seitlich der Baracken versammelt werden, um der Hinrichtung eines ausgemergelten Knaben aus ihrer Mitte beiwohnen zu müssen, der wegen einer Bagatelle zum Tode verurteilt worden war, da fragt einer der Häftlinge, als der Schuss fällt und der Bub in sich zusammensackt, mehr sich selbst als die um ihn Stehenden: „Das ist die Hölle! Ich frage mich nur, wo da noch ein Gott sein soll!“ Doch da kommt aus seiner Umgebung eine Antwort: „Aber dort vorne stand Er doch! Jener Bub, der da erschossen worden ist: Da siehst du Gott! Das ist Christus!“

In jedem leidenden Wesen begegnet uns Christus! Wo wir helfen, da helfen wir Christus!

Leo Tolstoi hat in Anlehnung an die Legende von Sankt Martin eine Weihnachtsgeschichte von einem „Schuster Martin“ geschrieben: Jener Schuster wartet auf den Besuch des Herrn, der sich ihm in einem Traum angekündigt hat. Am Abend ist er enttäuscht: Beim Warten auf den Herrn hat er zwar viele Menschen an seiner Kellerstube vorbeigehen sehen und gar manchen zu sich herein gebeten, wegen des strengen Winters, um sich aufwärmen zu können, manchen geholfen, manche sogar beschenkt: Doch der Herr war nicht gekommen! Nachts hat er wieder einen Traum: Schuster Martin fragt den Herrn „Wolltest du mich nicht besuchen?“ Der antwortet: „Aber das habe Ich doch!“ Auf die verblüffte Frage des Schusters: „Aber wann? Wo?“ erscheinen dem Schuster alle Menschen (und Tiere), die ihm an diesem Tag begegnet waren, und jedes Mal sagt ihm der Herr: „Da, schau! Das war Ich! Der – und die – und das: Alles Ich!“

Wenngleich auch noch nicht alle in Christus sind (vgl. Johannes 15,5), so ist Christus doch in allen (vgl. Weisheit 12,1). Christus lebt in allen Wesen. Und wo immer ein Wesen leidet, da leidet Christus.

Das Mitleiden des ewigen Buddha in die leidvolle Entäußerung hinein: das ist Christus!

Das große unendliche Mitgefühl, das in der Gestalt des ewigen Buddha, des göttlichen Tathagata, verehrt wird: es ist das unendliche Mitgefühl des Christus! (vgl. Text T33a) Und wie einstmals Siddharta Gautama nichts halten konnte in seinem königlichen Palast, einem Ort von lauter Wonne und Freude, fern von jedem Welt-Leiden, um Erlösung für alle Welt zu suchen, so konnte auch den göttlichen Christus nichts in der himmlischen Herrlichkeit halten, um aller Welt Erlösung aus all ihren Leiden zu bringen. (vgl. Philipper 2,6-8; Jesaja 53,4-12; Text T33b, T82a). Und selbst schon das Leben des mit allen Wesen unsäglich mitfühlenden Buddha war nichts anderes als eine Vorschattung des mit allen Wesen unsäglich mitfühlenden Christus (vgl. Apostelgeschichte 8,30-35).

In allen Gotteswesen leidet letztlich das eine Gotteswesen: Christus! So bekunden es in vielfältigster Weise die Heiligen Schriften (vgl. Text T60a, T60c, T67a):

„Schaut und seht,
ob es einen Schmerz gibt
wie Meinen Schmerz!“

(Klagelieder 1,12)

„Meine Seele ist betrübt bis zum Tod!“

(Matthäus 26,38)

„In Tränen vergehen Meine Augen!
Mein Innerstes glüht!
Herz und Seele sind Mir vor Kummer ausgeschüttet
wegen des Zusammenbruchs Meiner Tochter,
Meiner geliebten Schöpfung,
weil so viele Kinder und Säuglinge so elend verschmachten müssen!“

(Klagelieder 2,11; vgl. Lukas 19,41-44)

„Es bewegt Mich innerlich zutiefst,
wie sie alle umher irren, wie erschöpfte und verschmachtete Schafe,
weil sie ihren Hirten nicht erkennen
und sich keiner in Meinem Namen zu ihnen aufmacht!“

(Matthäus 9,36; Jesaja 53,6)

„Wie oft hungert Mir, aber keiner gibt Mir zu essen!
Wie oft dürstet Mir, aber keiner gibt Mir zu trinken!
Wie oft muss Ich in die Fremde fliehen, aber keiner nimmt Mich dort auf!
Wie oft bin Ich nackt, am Erfrieren, aber keiner kleidet Mich!
Wie oft bin Ich krank und gebrechlich, aber keiner kümmert sich um Mich und besucht Mich!
Wie oft leide Ich Verfolgung, Kerker und Tod, aber keiner hilft Mir aus
und niemanden kümmert´s!
Denn in allen Kreaturen, auch den Aller-Geringsten, BIN Ich:
Und was ihnen getan wird, das wir Mir getan;
und was ihnen an Linderung versagt wird, das wird Mir versagt!“

(Matthäus 25,42-45; vgl. Prediger 4,1)

„Ich rufe Mir die Seele aus dem Leib! Warum will Mir keiner antworten?!
Ich selbst bin gekommen! Warum fand ich keine Menschenseele, die auch zu Mir kam?!“

(Jesaja 50,2)

„Selbst die Füchse haben Höhlen und die Vögel ihre Nester!
Ich aber finde keinen Schoß, auf den Ich Mein schweres Haupt legen kann!“

(Matthäus 8,20)

„Warum kann niemand auch nur EINE Stunde mit Mir wachen?“

(Matthäus 26,40)

„Und wenn ihr euch abkehrt:
Was tut ihr Mir damit an?!“

(Hiob 7,20)

„Mich treffen sie wie keinen anderen:
all eure Verletzungen, mit denen ihr einander verletzt!“

(Psalm 51,6)

„Die Leiden aller Welt: sie liegen auf MIR!
Die Wunden aller Welt: sie schmerzen MICH!
Die Striemen aller Welt: sie entstellen MICH!
Durchbohrt und geschlagen bin Ich
von allen Treuebrüchen auf der Welt!“

(Jesaja 53,4-5)

„Mein Herz kehrt sich in Mir um,
ganz und gar erregt ist all Mein Mitleid!“

(Hosea 11,8)

„Wer wird schwach – und Ich würde nicht darüber schwach?
Wer leidet Ärgernis – und Ich brennte darüber nicht?“

(2. Korinther 11,29)

„Siehe, Ich sterbe täglich
und erleide beständig für euch, was noch aussteht von Meinen Drangsalen für euch!“

(1. Korinther 15,31; Kolosser 1,24)

Das war auch die mystische Erkenntnis Mahatma Gandhis (vgl. Text T14, T12, T82b):

„Christus trug das Kreuz nicht nur vor 2000 Jahren,
sondern Er trägt es heute noch!
Und Er stirbt fortwährend elendig und wird doch wieder auferweckt Tag um Tag!“

– ebenso, wie es auch Blaise Pascal in einer Stunde der Erkenntnis erschüttert feststellte
(vgl. Text T81):

„Bis ans Ende der Tage wird die Agonie Jesu Christi andauern!
Nicht schlafen darf man bis dahin!“

(vgl. Matthäus 26,40)

Die lösende, erlösende Kraft aus der Erfahrung des mitleidenden Christus

Das kann uns schon viel von unserem Leiden nehmen und uns unser Leiden erträglicher machen, innere Heilung freisetzen: die Herzens-Erkenntnis, dass all unsere Leiden Teil der Drangsale Christi sind, dass unser Leiden umschlossen und eingebettet ist in das Leiden Christi für diese Welt (vgl. Jesaja 53,5). Was immer wir erleiden müssen: Jesus Christus erleidet es in uns vollumfänglich mit!

Wie Christus mitleidet mit aller Welt, so sollen auch wir mitleiden mit aller Welt!

Das Leid aller Wesen ist Sein Leid. Christus leidet in und mit aller Kreatur. Aller Welt Leiden sind Christi Leiden (vgl. Klagelieder 1,12; 2,11; 2. Korinther 11,29; Jeremia 23,9; Hosea 11,8-9; Jesaja 53,4.5; Text T52).

Wie aber Christus mit uns leidet, so leidet Er mit aller Kreatur. Und wie Er uns aushelfen will aus allem Leiden, so allen. Und wo immer ein Wesen um Hilfe und Linderung seiner Schmerzen fleht, da begegnet uns Christus, da fleht Christus uns um Hilfe und Linderung an! (vgl. Text T60b)

Wie Christus nicht die Augen und das Herz verschließt vor unseren Nöten und unserer Drangsal, so sollen auch wir nicht die Augen und das Herz verschließen vor all den Nöten und aller Drangsal unserer Mitgeschöpfe, in und mit denen Christus ebenso leidet wie mit uns! (vgl. Hebräer 13,16; Jakobus 2,13-16)

Wo immer wir Leid mindern, und sei es das Leid einer noch so geringen Kreatur, da mindern wir das Leiden Christi! Was immer wir auch dem geringsten Geschöpf an Hilfe und Linderung zukommen lassen – und sei es ein Erdenwurm, den wir nach dem Regen vom Asphalt ins Gras legen – das haben wir Christus getan! (vgl. Matthäus 25,40.45; 18,5; vgl. Text T33c, T49) Wo immer wir am Leiden anderer mittragen, da tragen wir mit wie Christus und machen Sein Mit-Leiden und Mit-Tragen sichtbar in der Welt (vgl. Text T62), da verwirklichen und vergegenwärtigen wir die mitfühlende, einfühlsame Allgegenwart des Herrn! (vgl. Hebräer 12,15; Galater 6,2; Jakobus 2,14-16) Und was immer wir mittragen und an Leid lindern, wie gering und unbedeutend und verschwindend und nichtig es uns auch immer im Angesicht des unendlichen Welt-Leidens erscheinen mag, ist niemals klein, sondern unsäglich groß und viel in den liebenden Augen des Herrn (vgl. Markus 12,41-44):

  • sei es durch unser Gebet für andere (vgl. 1. Timotheus 2,1-4; Matthäus 9,36-38),
  • durch Gaben und Spenden, die Not lindern in der Welt
    (vgl. 2. Korinther 9,6-11; Hebräer 13,16; Jakobus 2, 14-16),
  • durch tätige Nächstenliebe in unserem Umfeld (vgl. Lukas 10,25-37; Galater 5,6)
  • oder durch engagiertes Eintreten für eine bessere und gerechtere Welt, auf dass Gottes Reich, dem so viel Gewalt angetan und so unsäglich viel Leid zugefügt wird (vgl. Matthäus 11,12), doch aufleben kann, schon jetzt in dieser kranken Welt! (vgl. Matthäus 5,5-10)

Und Er kann daraus unendlich viel machen! – wie Er die Gabe jenes Jungen vermehrte, bloße fünf Brote und zwei Fische, mit denen der Herr Fünftausend speiste (vgl. Johannes 6,9.12-13; Text T67b), und wie Er aus jedem noch so kleinen Senfkorn einen gewaltigen Baum erwachsen lassen kann, der unzähligen Lebewesen Nahrung und Schutz und Bergung stiftet! (vgl. Matthäus 13,31-32; Markus 4,26-28; 2. Korinther 9,10) Ihm ist nichts zu gering und zu unbedeutend und zu klein, um nicht Großes und Gewaltiges daraus werden zu lassen! Wer also darf die kleinen Anfänge verachten? (vgl. Sacharja 4,10; Text T1b)

Aller Welt Leid sind die Geburtswehen der Gottheit hin zur göttlichen Herrlichkeit

Und ja, wie Christus bereitwillig Leid auf sich nimmt und trägt für die Welt in der Hingabe Seiner selbst für die Welt in und aus Seiner unendlichen Liebe, so sollen auch wir bereitwillig Leid auf uns nehmen und tragen für die Welt in bereitwilliger Hingabe für die Welt in und aus Seiner unendlichen Liebe! (vgl. 1. Johannes 3,16; 1. Petrus 2,21-24; Römer 5,5; 2. Korinther 5,14-15) Und in dem Maße, wie wir bereitwillig mitleiden mit Christus, sollen wir auch mit Ihm verherrlicht werden! (vgl. Römer 8,17; Philipper 3,10; 2, Timotheus 2,12; 1. Petrus 5,1)

Denn wie Christus in allem leidet und alles mit Ihm, so führt Er auch alles darin und darüber in die Vollendung durch Leiden hin zur göttlichen Herrlichkeit! (vgl. Römer 8,18-21; Hiob 36,15; 2. Korinther 4,17) Denn nur durch Leiden und nur im bereitwilligen Mitleiden kommt die Liebe zur Vollendung! (vgl. Johannes 12,24; 13,1; 15,13; 1.Johannes 3,16; 1. Korinther 15,21-22.35-48; Hebräer 2,10; 1. Petrus 4,1) – und dieser Zeit Leiden sind nichts als die Geburtswehen hin zu einer neuen Welt, in der kein Leid mehr herrschen wird, sondern die göttliche Herrlichkeit! (vgl. Römer 8,22-23; Matthäus 24,8.29; Lukas 21,25; 2. Petrus 3,10-13; Offenbarung 12,1-5; 21,1-5; Jesaja 66,8; 26,19; Jeremia 4,31) Die Wehen der Schöpfung sind die Wehen der Gottheit, die sich aus sich selbst gebiert! (vgl. Jesaja 42,14; Galater 4,19; Text T20)

Alles Leiden, wie unsinnig und unverständlich es uns jetzt auch erscheinen mag (vgl. Johannes 13,7; Prediger 4,1-3; 6,10-12; Jesaja 55,8-11), hat also doch einen letzten, unendlich tiefen Sinn! – und wird im Glauben daran, im Vertrauen darauf annehmbar, bejahbar und ertragbar (vgl. Römer 8,28; Epheser 5,20). Ist das kein Trost? – wenn auch nicht, niemals mit dem Verstand zu fassen, so doch und sehr wohl mit dem Herzen! (vgl. Sprüche 3,5; 4,23; Lukas 24,26-27.32) KEIN Leiden ist SINNLOS! Unser aller Leiden ist NICHT SINNLOS! Es hat doch alles einen letzten TIEFEN SINN!

„Wenn eine Frau gebiert, hat sie unsägliche Schmerzen;
wenn sie aber ihr Kind gebärt hat, sind all ihre Nöte vergessen
um der Freude willen, das ein neues Leben geboren ist.
So auch ihr, die ihr jetzt größte Nöte habt:
Ihr werdet darüber noch viel unvergleichlichere Freude finden in Mir,
eine unübertreffliche Freude, die euch niemand je mehr nehmen kann!“

(vgl. Johannes 16,21-22)

„Denn alles Leid,
denn ALLES Leid
steht im Dienst,
steht IM DIENST
der künftigen, der wunderbaren HERRLICHKEIT!“

(vgl. Text T1a)

Das ist auch das großartige Christus-Evangelium, wie es in dem Buch Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium entfaltet wird, auf das diese Web-Seite hinweisen will.

Bezogen auf das behandelte Thema

im acht-bändigen Werk “Satya ›P‹raha – Das große Christus-Mysterium” (SXP)

SXP I, 128: unter Aufruf zum Blick auf ›Mahatma‹ Gandhi, die ›große Seele‹, die – Christus gleich – allen alles wurde, um alle zu gewinnen
SXP I, 197: Aufruf zum tätigen Gebet
SXP VI, 184: Gott bürdet sich das Weltenleid als Sein Christusleiden auf, weil es für Seine Geschöpfe allein so eine gottgleiche Reifung geben kann
SXP VII, 118: Rajas-artig ist der Verzicht auf gute Werke
aufgrund des Verlangens nach Bequemlichkeit: –
Drückebergern verweigert Gott die Glückseligkeit im Verzicht auf Werke –
denn sie verzichten nicht um Seinetwillen, sondern um ihrer selbst willen
SXP VII, 213: unter: Christi Liebe befreit aus dem erden-gebundenen Karma einer negativen Wesensbestimmung
SXP II, 232: Todesschatten liegen auf dem Abendland:
Die zerteilte Christus-Gottheit schreit unter Geburtsschmerzen

weitere Fundstellen im Nachschlagewerk der ›Fundgrube‹ unter

  • Mitleiden, Mitgefühl Christi – in und mit allen Geschöpfen (Mt 25,40.45; 18,5)

  • Mitleiden, Mitgefühl Christi – und dabei doch nicht erschütterbar (Mt 25,40.45; 18,5)

  • Leid und Vergänglichkeit:
    vollendet sich in der Leidensgemeinschaft mit Christus an der Zerissenheit der Welt

  • Atem, Atmung: Atmung Brahmans – bewirkt alle Wiedergeburten Geburtswehen: in ihnen liegt die ganze Schöpfung
    (Joh 16,20-22; Röm 8,22; I Petr 3,10-13; Apk 20,11-12; 21,1)